Archive for August, 2018

bär aktuell 250 – 22. August 2018

Donnerstag, August 16th, 2018

Jürgen Raap, „Das Ameisenspiel“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 250 – 22. August 2018:

Als ein Reporter der „Bunten“-Illustrierten die Schauspielerin Veronica Ferres fragte, ob sie Optimistin sei, da antwortete sie etwas schnippisch: „Halten sie mich für naiv, dumm und blöd?“ Was wiederum der Reporter darauf antwortete, ist nicht überliefert.

Auch das noch: Die niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr hat eine Elfenbeauftragte eingesetzt. Nach eigenen Angaben hat diese Elfenbeauftragte Kontakt zu Naturgeistern, Elementar- und Erdwesen, und deswegen durfte sie an einer Kontrollfahrt über die Autobahn A 2 teilnehmen, weil man sich durch ihren Kontakt zu den Elfen und Geistern eine Entschärfung von Unfallschwerpunkten erhoffte. Im Berliner Bundesverkehrsministerium indessen glaubt man nicht, dass sich durch das Wirken einer Elfenbeauftragten Auffahrunfälle nachhaltig vermeiden ließen – deren Einsatz sei jedenfalls „kein Erfolgsmodell für ganz Deutschland“, so heißt es aus dem Berliner Ministerium, und somit ist Herr Bär doch ein wenig erleichtert, dass der ganz normale Wahnsinn sich noch nicht über Niedersachsen hinaus verbreitet hat.

Nicht der ganz normale Rinderwahn, sondern die zunehmende Fettleibigkeit der Kühe in der Schweiz macht eben dort den Rinderzüchtern zu schaffen. Baute man rund um den Vierwaldstätter See und den Züricher See in den 1960er Jahren nämlich Ställe für Kühe, die im Durchschnitt nur 600 kg wogen, so wiegt dank Überfütterung die heutige Kuh im Alpenland zumeist 800 kg und passe jetzt nicht mehr in diese alten engen Ställe, so lamentieren jetzt die Almhöhi-Bauern lauthals. Soll man nun den Stall abreißen und stattdessen einen neuen, größeren bauen, oder soll man die Kuh einfach nur auf Diät setzen? Eine blöde Frage, findet Herr Bär, denn für schlankheitswahnbesessene Konsumenten wird in den Molkereien die Milch hinterher ja sowie entrahmt und mit allerlei angeblich fitnessfördernden Zutaten zu fettarmem Joghurt verrührt – das ist ein Arbeitsgang, den man sich betriebswirtschaftlich durchaus sparen könnte, wenn schlanke Kühe von vorneherein nur Magermilch geben würden, gibt Herr Bär zu bedenken. Früher sprach man im Rheinland von einer „Milchmädchenrechnung“, wenn eine Addition allzu ungenau geraten war, und das heutige schweizerische Pendant dazu ist die dusselige Milchbauern-Rechnung, wenn im Ergebnis die Kuh zu dick und der Stall zu klein ist.

Schon wieder hat Herr Bär den Weltlinkshändertag verpasst. Ist einem Rechtshänder dabei etwas entgangen? Wohl kaum. Schließlich war schon der „Welttag des Schneemanns“ (18. Januar) mangels Schnee ausgefallen, und den „Europäischen Migränetag“ am 12. September feiert Herr Bär lieber auch nicht mit, sondern freut sich, wenn er an jenem Tag keine Kopfschmerzen hat. Den „Welttag des Eies“ am 8. Oktober haben wahrscheinlich die Hühnerzüchter ausgerufen, den „Internationalen Weltnudeltag“ die Teigwarenhersteller und den „Welttoilettentag“ am 19. November die Sanitärhersteller. Und wer den „Welttag der Jogginghose“ (jeweils am 21. Januar) erfunden hat, ist auch nicht schwer zu erraten. Herr Bär wundert sich nur, warum die Rinderzüchter in der Schweiz noch nicht den „Welttag der Magermilch“ im Kalender etabliert haben und das niedersächsische Verkehrsministerium noch nicht den „Welttag der Elfen“.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Wer sich für den aktuellen Ess-Trend der Hawaii-Küche interessiert und sich in einem Poke-Restaurant eine Schale, dort „Bowl“ genannt, mit allerlei Zutaten zusammen stellt, der sei darüber informiert, dass der „Toast Hawaii“ kein Rezept von der gleichnamigen Insel ist, sondern 1955 von dem deutschen Fernsehkoch Clemens Wilmenrod (1906-1967) erfunden wurde – eine Toastscheibe mit Schinken, Ananas und Schmelzkäse zu belegen, ist zwar keine besonders geniale Idee, galt aber noch 2013 als das „meistgegoogelte Kochrezept“. Ein Standardrezept in der Traditionsküche von Hawaii ist übrigens Fisch in Kombination mit dem Brei der Taro-Wurzel. Ein anderes klassisches Rezept empfiehlt auch das Einwickeln eines Spanferkels („Lu´au“ oder „Kalua“) in Taro-Blätter oder Bananenblätter, das dann in einem Erdofen aus Lava-Steinen einen halben Tag lang gegart wird.

Poke – hawaiianischer Fischsalat besteht ähnlich wie in der japanischen Küche aus rohem Thunfisch oder Lachs, Garnelen und/oder Oktopus. Den Fisch schneidet man in Würfel, mariniert sie in Sesamöl, Shoyu-Sojasauce, Lauchzwiebeln, Sesamkörnern, geriebenem frischen Ingwer, und richtet sie dann in einer Schale zusammen mit Avocados, Ogo-Algen, wahlweise auch Arame- oder Wakame-Algen auf grünem Salat, Radieschen, Mangos, Reis oder Quinoa an. Anders als beim peruanischen Ceviche wird bei der Marinade auf Zitrone konsequent verzichtet.

Goldmakrelen „Honolulu“ à la Karl-Josef Bär Filets von der Goldmakrele oder eine halbierte Goldmakrele salzen, pfeffern, in Mehl, dann in verquirltem Ei, und an schließend in klein gehackten oder geriebenen Pekan-Nüssen wälzen und in einer Pfanne in heißem Öl anbraten. Klein gehackte rote Zwiebeln, Knoblauch, etwas Chili, kleine Ananasstücke, Streifen von rotem Spitzpaprika, Stücke von Mangos und Scheiben von Kochbananen hinzugeben, frischen Ingwer darüber reiben und kurz vor dem Servieren frischen Koriander hinzufügen, zum Schluss mit Limettensaft abschmecken. Dazu passt Reis am besten.

baer aktuell 249 – 3. August 2018

Freitag, August 3rd, 2018

Bild des Monats August 2018:

Jürgen Raap „Königinnen der Landstraße“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 249     – 3. Aug. 2018

Im Zoo von Kairo kamen sie auf die bescheuerte Idee, einen Esel schwarz und weiß anzustreichen und als Zebra auszugeben. Nun stehen beim Klassenausflug aufgeweckte Schulkinder vor dem angeblichen Zebragehege und feixen, ein Zebra hat doch gar nicht so lange Ohren, das ist bestimmt ein angestrichener Esel. Der Zoodirektor hat von Zoologie keine Ahnung – er ist nämlich ein pensionierter General, bei dem man sich allen Ernstes fragen muss, ob die Kenntnis, wie man einen Schützenpanzer in Tarnfarben anstreicht, ausreicht, um als fachlicher Laie auch einen Zoo zu leiten. Wahrscheinlich ist er nur deswegen Zoodirektor geworden, weil er einen Vetter in der Stadtverwaltung hat, der solche Jobs vergeben darf, oder aber er hat das richtige Parteibuch. In Köln nennt man die nepotistische Besetzung der Posten mit mehr oder weniger fähigen Frühstücksdirektoren nach Parteibuch „börscheln“. Zur Ehrenrettung des Politikers Martin Börschel muss man allerdings einräumen, dass er bisher noch nie auf die Idee gekommen ist, einen Esel als Zebra anzumalen, und den Kölner Zoo leitet kein pensionierter General, sondern ein studierter Zoologe, bei dem keinerlei Zweifel besteht, dass er den Unterschied zwischen einem Esel und einem Zebra kennt.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Wiener Würstchen stammen ursprünglich nicht aus Wien, sondern sind wohl von einem Berliner Metzger namens Wiener erfunden worden, der mit dieser dünnen Brühwurst seinem Konkurrenten, dem Metzger Bock und seiner etwas dickeren Bockwurst Paroli bieten wollte. In Österreich bezeichnet man die Wiener Würstchen zumeist als „Frankfurter“, weil der aus Frankfurt eingewanderte Metzger Johann Georg Lahner (1772–1845) sie im 19. Jh. in Wien einführte. Doch während die original „Frankfurter“ in Deutschland nur aus Schweinefleisch bestehen, verwendet man in Österreich dazu Schweine- und Rindfleisch, es gibt auch „Kalbswiener“. „Wiener“ meint in Österreich hingegen eine herzhafte Schnittwurst. Die Wiener Burenwurst enthält 25 Prozent Speckanteil und wird gesotten, Käsekrainer enthalten grobes Brät und enthalten 10 bis 20 Prozent Emmentaler Käse, Bosna ist eine herzhaft gewürzte Bratwurst, vermutlich zuerst von dem bulgarischen Gastronomen Zanko Todoroff um 1950 in Salzburg auf den Markt gebracht; andere Quellen nennen indessen als Urheber einen Jugoslawen, der sich in Linz niederließ. Unter Waldviertler versteht man in Wien eine stark geräucherte Fleischwurst in einer dicken Haut. Die ungarische Debrecziner gehört ebenso zu den Standards der Wiener Wurstkultur, das ist eine leicht geräucherte Wurst aus Rind- und Schweinefleisch mit edelsüßem Gewürzpaprika. Man isst sie warm oder kalt, während hingehen die ungarische Kolsbasz-Salami als kalter Aufschnitt genossen wird. Debrecziner serviert man oft mit einer Essiggurke oder nimmt sie als Wursteinlage für Letscho-Gemüse.

Letscho

Ein ungarisches Paprikaschmorgericht, bei dem man Speckwürfel und Zwiebeln anbrät, dann roten und gelben Gemüsepaprika hinzugibt und solange mit einem Lorbeerblatt in Gemüsebrühe schmoren lässt, bis die Tomaten zerkocht sind.Würzen mit Salz, Cayennepfeffer, Paprikapulver, Knoblauch und etwas Thymian.

Man kann Debreczinerwürstchen oder Scheiben von polnischer Krakauer hinzugeben, etwas Tomatenmark oder ungarische Paprikapaste, und das Letscho dann als Eintopf reichen, oft ist es aber auch (ohne Wurst) Gemüsebeilage zu Fleisch- und Fischgerichten.