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baer aktuell 346 – 22. März 2025

Sonntag, März 2nd, 2025

Bär aktuell 346 –  22. März 2025

Bild des Monats März 2025: Jürgen Raap/Karl Josef Bär, „Die Selbstgerechtigkeit der Ertrinkenden“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2025

Bär aktuell: Herr Bär, was haben Sie sich bei diesem Bild gedacht?

Bär: Nix. Mir war nur im Traum der Erzengel Friedrich erschienen und befahl mir, in der rechten oberen Ecke ein Fachwerkhaus aus dem Hochsauerland zu malen.

Bär aktuell: Das sieht aber nicht aus wie ein Fachwerkhaus aus dem Hochsauerland.

Bär: Ich will ja , dat der Lars Klingbeil vun dä SPD sich dat Bild an die Wand hängt. Dann darf der natürlich nit merken, dat dat ein Haus aus dem Sauerland sein soll. Sonst macht dä dat nit. Deswegen hab ich dat Bild wat verfremdet und einen total bescheuerten Titel dafür jewählt. Und zur Sicherheit hab ich links noch eine Frau mit weinenden Babys jemalt, um den Lars Klingbeil von dem sauerländischen Fachwerkhaus wat abzulenken.

Der ganz normale Wahnsinn Als Weinkönigin dürfen sich ab jetzt auch Männer bewerben, nun ja, warum auch nicht. Aber im Falle ihrer Kür dürfen sie dann nicht etwa „Weinkönig“ heißen, sondern allenfalls „Weinmajestät“. Der Wettbewerb soll nämlich „geschlechterneutral“ nur „Wahl der Weinmajestät“ heißen. Nun sieht sich Herr Bär zu dem Hinweis genötigt, dass man bis zur Abschaffung der Monarchie 1918 Könige immer nur als  „Seine Majestät“ und Königinnen linguistisch angemessen als „Ihre Majestät“, titulierte, aber keinesfalls als „Ihre Majestätin“. Eine geschlechtliche Differenzierung der „Majestäten“ leistet das  Pronomen „Seine/Ihre“. Einen Karnevalsprinzen redet man übrigens auch heut zu Tage korrekt mit „Eure Tollität“ an, eine Karnevalsprinzessin hingegen charmanterweise mit „Eure Lieblichkeit“ und nicht unziemlich mit „Fräulein Tollität“, und eine Titulierung „Fräulein Tollitätin“ würde das Ganze auch nicht viel besser machen. Um den Titel eines Weinkönigs, pardon, einer Weinmajestät bewirbt sich derzeit u.a. ein gewisser Levin Mc Kenzie aus Rheinhessen, der allerdings schon unbedachterweise bekundete, er trinke auch gerne Bier, und so fragt sich Herr Bär, ob die Hardliner der politischen Korrektheit in der Jury des Deutschen Weininstituts ihm das durchgehen lassen. Dass sie beim Deutschen Fleischerverband e.V. eines Tages einen fanatischen Veganer zum „Metzger des Jahres“ wählen, auf der Urkunde dann aber bekloppterweise  dann „Metzger*in des/der Jahr*in“ notieren, hält Herr Bär auch in den heutigen turbulenten Zeiten  indes für reichlich abwegig.       

Wer bisher glaubte, als alter weißer Mann mit versoffener und verrauchter Stimme sowie einem verlebten Gesicht und dem Besitz eines weißen Ledersofas im trauten Heim gesellschaftliche Anerkennung zu erheischen, und falls dies nicht gereicht hätte, dann doch wenigstens durch das Zitieren von Bonmots des FDP-Grandseigneurs Wolfgang Kubicki bewundert zu werden, der sah sich in seiner Selbstgewissheit erschüttert, als die BILD-Zeitung berichtete, ausgerechnet Wolfgang Kubicki habe sich schon vor der verlorenen Bundestagswahl unter das Skalpell eines Schönheitschirurgen begeben, dies jedoch nicht zwecks optischer Verjüngung, sondern er, Kubicki, habe sich vom Augenarzt zu einer Liftung seiner Schlupflider überreden lassen, um wieder besser sehen zu können. Herr Bär rät unterdessen als einer der heutzutage zu Unrecht vielgescholtenen alten weißen Männer allen gleichaltrigen Kubicki-Fans: Seid doch einfach nur stolz auf Eure Tränensäcke, denn sie drücken eine positive Lebenserfahrung aus, die Euch keiner mehr nehmen kann.

Was ist nach der krachend verlorenen Bundestagswahl, die für die FDP zum Totensonntag geriet, sonst noch bei den Liberalen los? Christian Lindner wollte eigentlich seinen Porsche verkaufen, aber nach seinem Rauswurf bei Olaf Scholz hat er jetzt keinen Dienstwagen mehr und muss leider weiter Porsche fahren, wie er kürzlich bekundete, und nach seinem Rücktritt als FDP-Baas muss man sogar befürchten, dass Christian Lindner sich künftig vielleicht nur noch ein Lastenfahrrad leisten kann, falls auch er sich einer schönheitschirurgischen Schlupflidkorrektur unterziehen muss wie Parteifreund Kubicki und die Arztrechnung dann nur durch den Verkauf seines Porsches bezahlen kann und sich als Ersatz ein Lastenfahrrad anschaffen muss, wobei Herr Bär zugunsten Christian Linders anmerkt, dass Porschefahrer gemeinhin Rentner auf deren Altherrenrad Marke „Vaterland“ nicht vom Radweg rammen, wohl aber hektische Helikoptermütter mit ihren plärrenden und Poreestangen kauenden Blagen im Lastenanhänger. Da Lindners Gattin derzeit schwanger ist, hofft der als Radfahrer wie als Fußgänger leidgeprüfte Herr Bär, dass den Lindners der Porsche als Familienauto erhalten und die Anschaffung eines Lastenfahrrads erspart bleibt. Copyright: Bär/Raap 2025

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Wer sich für die Geschichte des Brauchtums interessiert, der sei an dieser Stelle darüber informiert, dass der „Politische Aschermittwoch“ 1919 im bayerischen Vilshofen begründet wurde, als der als  linksradikal eingestufte Bayerische Bauernbund dort seine Anhänger am Aschermittwoch zur „Volksversammlung“ einlud.  Rustikal-derb, jedoch längst nicht mehr linksradikal  ist diese post-karnevalistische Aschermittwoch-Rhetorik auch heute noch, was mit einer Neigung zu miesepetrigem Muckertum (Achtung, ein Pleonasmus!) ausgerechnet die „Rheinische Post“ (erscheint im Düsseldorf!) zu dem Aufruf veranlasste,: „Lasst den politischen Aschermittwoch ausfallen!“ Denn es sei jetzt „Zeit für eine neue Ernsthaftigkeit!“ Nein, das ist es eben nicht, denn auch wenn Donald Trump derzeit in recht übler Weise den bösartigen Clown „The Joker“ mimt und Wladimir Putin sich mephistotelisch verhält, so ruft Herr Bär dennoch aus,  man möge die Feste feiern, wie sie fallen, und beruft sich dabei auf den Bonner Kunsthistoriker Heinrich Lützeler (1902-1988), der in seiner legendären Abhandlung über die „Philosophie des Kölner Humors“ beschrieb, wie eine zutiefst humorige Grundeinstellung (nicht zu verwechseln mit der Brachial-Komik manch heutiger Unterhaltungskünstler) zur befreienden Entlastung von seelischem Druck führt und damit eine wichtige Ventilfunktion hat.  Das Übermächtige und Bedrohliche relativiert sich, wenn man es hinweg lachen bzw. der Lächerlichkeit preisgeben kann.  In Shakespeares Tragödie „Richard III“ mutiert ein zunächst vernünftiger Herrscher zu einem makabren Clown, der ungestraft mit Schrecken Scherz treibt und seine intriganten Teufeleien auslebt,  bis sein tiefer Fall es dann ermöglicht, zumindest auf der Theaterbühne mit Erleichterung das Böse wieder in seine Schranken zu weisen. Der reale Richard III starb übrigens 1485 in der Schlacht von Bosworth. Sein Leichnam wurde geschändet und nackt in einem Wirtshaus in Leicester ausgestellt, als Mahnung an seine Anhänger, dass ihre Sache politisch  nun endgültig verloren sei. In Köln verbrennt man in der Nacht von Karnevalsdienstag auf Aschermittwoch vor den Kneipen eine Strohpuppe namens Nubbel – es ist ein Reinigungsritual – denn zu allen Sünden, die man an Karneval begangen hat, sei man nur durch den Nubbel verführt worden, der dafür nun büßen muss, und das archaische Verbrennen der Puppe dient nicht nur einer symbolisch-rituellen Selbstabsolution der Narren, sondern  es ist performativ eine Transformation vom ekstatisch-dionysischen Rausch zurück in die nüchterne und karge Realität der Merzens und Klingbeils. „Sag niemals nein, wenn das Glück Dir winkt, denn bald das Finale erklingt… am Aschermittwoch ist alles vorbei…“ (Jupp Schmitz).   Copyright: Bär/Raap 2025

Bildstrecke Straßenkarneval in Köln 2025 (Fotos: Copyright Siglinde Kallnbach, Bär/Raap 2025)

Das Motto für den nächsten Kölner Rosenmontagszug 2026 lautet: „Mer dun et jo nur för Kölle“ (Wir tun es ja nur für Köln). Ein geflügeltes Wort in der Domstadt, das Herr Bär in jungen Jahren immer wieder zu hören bekam, als er Lokalreportagen für die „Kölner Illustrierte“ schrieb und dafür bisweilen Kommunalpolitiker befragte, wie sie es denn mit dem sprichwörtlichen kölschen Klüngel hielten. Die Grünen wehrten immer entsetzt ab, bei ihnen werde grundsätzlich nicht geklüngelt,  und bei der CDU und der SPD erklärten alle unisono treuherzig, bei ihnen  klüngele doch niemand nur um des persönlichen Vorteils willen, sondern nur zum Wohle der Vaterstadt Mutter Colonia: „Mer dun et jo nur för Kölle“. Darauf ein dreifach donnerndes Alaaf. („Alaaf“ wurde  angeblich erstmals 1733 als „All aff Collen“ = Köln über alles ausgerufen).

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Essen und Trinken mit Herrn Bär

Octopus-/ Pulpe-Arme „Rodenkirchen“  Tintenfischarme, etwa Fingerdick (gibt`s in manchen REWE-Filialen schon vorgekocht) nur kurz in Olivenöl  mit reichlich Knoblauch, grünen Pfefferkörern und ein Paar Spritzern Zitronensaft erhitzen (bei längerem Braten wird das Fleisch zäh), zusammen mit Zaziki, Gurkensalat, Oliven und Baguette servieren.  Dazu passt ein griechischer Harzwein Retsina oder ein französischer Weißwein Entre deux mers.