bär aktuell Nr. 225

Juli 1st, 2017

Bild des Monats Juli 2017:

Jürgen Raap, „Vergebliche Bahnfahrt“, 2017

Jürgen Raap, „Die Angst vor dem weißen Priester“, 2017

Bär aktuell Nr. 225   – 3. Juli/22. Juli 29017

Auch das noch. In Göcklingen in der Pfalz führt man einen Kräh-Wettbewerb durch. Bei einem Weinfest in Göcklingen kam man – vermutlich nach dem Genuss etlicher Schoppen – auf die Idee, einen Wettbewerb durchzuführen, wer als Mensch am besten krähen kann wie ein Gockel. Der Wettbewerb um die Deutsche Meisterschaft im Krähen wird politisch und damit gendermainstreammäßig in den drei Kategorien „Gockel“ für Männer, „Henne“ für Frauen und „Kühen“ abgehalten, ergänzt um den Titel einer „Weltmeisterschaft im Team-Krähen“. Damit will man den Ort bekannter machen, und dies weltweit, doch wenn das so einfach wäre, hätte man längst in Schweinfurth zu einem Grunz-Wettbewerb ausgerufen und in Hundsdorf (Postleitzahl 56235) unter den Bewohnern einen „Weltmeister im Bellen“ ermittelt. Trainieren sie in Katzenbach im Kreis Bad Kissingen etwa den ganzen Tag das Miauen? Mitnichten. Auf was für Ideen in Sachen Stadtmarketing man in Geilenkirchen (Postleitzahl 52511) kommen könnte, will man sich gar nicht vorstellen. Somit ist der Göcklinger Kräh-Wettbewerb ein schönes Beispiel dafür, wie auch übermäßiger Genuss von Pfälzer Wein jene Einfälle hervorzurufen vermag, die man sonst als Schnapsidee bezeichnet.

Ziemlich bescheuert ist auch in Finnland der Wettbewerb im Frauenweittragen, bei dem die Dame, die die Teilnehmer durch die Wälder schleppen, mindestens 49 Kilo wiegen muss. Der Sieger bekommt – als Reverenz an die berüchtigten skandinavischen Trinkgewohnheiten – als Preis das Gewicht seiner Gepäck-Partnerin in Bier aufgewogen. Na denn, ein Prosit der Gemütlichkeit. Beim Redneck Summerfestival in Dublin (US-Bundesstaat Georgia) begnügen sie sich hingegen damit, den Meister im Klobrillenweitwerfen zu ermitteln. In Düren ermitteln sie unterdessen den Weltmeister im Kirschkernweitspucken; die Idee dazu hatte – wer sonst auch? – ein ehemaliger Kirmesdirektor. Hochprozentiges Kirschwasser gibt’s zwar nicht bei der anschließenden Siegerehrung, doch der erste dieser Weltmeister, nämlich Heinz Michels, durfte immerhin in der Fernsehsendung „Zum Blauen Bock“ auftreten. Wenn nicht gerade Martin Schulz mal wieder einen „Anschlag auf die Demokratie“ wittert, füllen die Zeitungen ansonsten das mediale Sommerloch mit Meldungen über die Splashdiving-Weltmeisterschaft (vulgo: Arschbomben-Weltmeisterschaft),  zu der sich sogar ein National-Team im Schwimmband einfindet, das auf neudeutsch sein Motto in die Worte „We love what we do“ gefasst hat. Herr Bär war mal bei einem Privatsender Zuschauer im Studio zur Aufzeichnung einer Fernsehsendung, bei der der Weltmeister im Schnellmalen auftreten sollte, doch den überkamen in dem gleißenden Scheinwerferlicht plötzlich Malhemmungen, und so musste er erst mal draußen eine Zigarette rauchen, um die Hemmungen abzubauen; eine Zeitspanne, die der Sender dann gekonnt mit einer Werbepause überbrückte. Anschließend stand der Schnellmaler meditativ sinnierend vor seiner Leinwand, und was er dann mit dem Pinsel doch noch zustande brachte, schnitten sie hinterher auf ein paar Sekunden zusammen, so dass seine Malerei in der Ausstrahlung schließlich weitaus schneller wirkte als in Wirklichkeit, und Herr Bär bekam somit seine Ansicht bestätigt, dass die Medien bisweilen arg manipulativ vorgehen.

© Raap/Bär 2017

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Gazpacho andaluz

Beheimatet ist diese kalte spanische Gemüsesuppe aus ungekochten Zutaten in Andalusien und Südportugal (Algarve). Es wird behauptet, das Rezept sei maurischen Ursprungs, und es hätte eine Knoblochsuppe mit Gurken, Essig, Wasser und Salz beschrieben. Tomaten und Paprika waren vor der Entdeckung Amerikas in Spanien unbekannt; man fügte sie vermutlich erst im 18. Jh. dem Rezept hinzu. Für 2 Portionen nehme man 3 Tomaten, 1-2 rote Paprikaschoten, 2 Knoblochzehen, ½ Gurke – im Mixer pürieren und in eine Schale geben, salzen und pfeffern, vorsichtig mit ein wenig Wasser verdünnen.

Mango Chutney

Chutneys sind in der indischen Küche Saucen in püreehafter Konsistenz, mal eher scharf, mal süß-sauer. Sie werden ähnlich wie Marmelade gekocht, manchmal auch nur kalt püriert. In Europa und in den USA hat man sich angewöhnt, sie zwecks besserer haltbarkeit in Konservengläsern abzufüllen. Für Mango Chutney nimmt man Mangofrüchte, die man schält und deren Fruchtfleisch man von den Steinen und in kleine Würfel schneidet. Pro Mangofrucht dann ½ bis 1 kleine scharfe rote Chilischote oder scharfe rote türkische Paprikaschote, die man mit dem Fruchtfleisch, 1 klein gehackten Zwiebel und geraspeltem Ingwer vermengt. Man verrührt braunen (Rohr)-Zucker in einem Topf, bis er anfängt zu karamellisieren, gibt das Inger-Chili-Gemisch hinzu und löscht das Ganze mit einer Mischung aus Limettensaft (von 2-3 Limetten und der gleichen Menge Fruchtessig) ab. Dann die Mangostücke und Kurkumapulver hinzugeben, alles aufkochen und unter Umrühren weiter köcheln lassen, bis die Mangostücke zu einem Brei zerkocht sind, bei Bedarf zwischendurch Wasser hinzufügen und zum Schluss mit Salz abschmecken.

Gratinierte Austern „Fühlinger See“

Austern enthalten viel Eiweiß, Vitamin A und B, Calcium, Magnesium, Zink, Eisen, Jod und Phosphor. Ber+ühmt sind die Austern aus Cancale in der Bretagne (Fin de claires). Man isst sie roh, beträufelt sie allenfalls mit ein wenig Essig und Pfeffer (Zitronensaft gilt bei manchen Austernfans als frevelhaft), kann sie aber auch mit ein wenig Butter, Käse (Parmesan oder Gran Pandana), Knobloch und feingehackten Schalotten, Petersilie, Kerbel und Estragon überbacken.

bär aktuell 222/223/224 und bild des monats

Juni 1st, 2017

Bild des Monats Juni 2017:

Jürgen Raap, „Das nichtswürdige Erbarmen der Mächtigen“, 2017

aus der Serie: „Die Hummerkönigin“, heute: „Die Hummerprinzessin“, Acryl/Öl auf Obstkiste 2017

aus der Serie: „Die Hummerkönigin“,

heute: „Die Schwalbenkönigin“

Acryl/Öl auf Obstkiste, 2017

Blick in die Ausstellung „Mes amis, mes amies“, Atelier Dorrit Nebe, Köln,

Mai 2017, Sammlung Kallnbach und Sammlung Bär, Foto: Bär/Raap

Originelle Wahlkampfwerbung

Bär aktuell Nr. 222      – 11. Mai 2017

Dass man Wahlwerbung durchaus originell gestalten kann, beweisen die raren Beispiele der „Piraten“ und „Die Partei“ des Satireblatts „Titanic“. Aber wenn Sie sich an der ansonsten langweilige Wahlkampfwerbung satt gesehen haben sind der ewig gleichen hohlen Phrasen auf den Plakaten mit den Porträts biederer Blötschköpp überdrüssig sind, wenn es Sie mithin dringend nach visueller Abwechslung gelüstet, dann kommen Sie doch am Samstag, 13. Mai 2017, nach dem Fußballderby Bayer Leverkusen gegen 1. FC Köln in die Metzer Straße 20 (Kölner Südstadt, Nähe Volksgarten). Ins Atelier Dorrit Nebe. Zur Eröffnung der Ausstellung Sammlung Siglinde Kallnbach, Jürgen Raap, Karl-Josef Bär und „Sammlung Bär“. Mit einer Einführung gegen 18.30 Uhr.

Kölsch-Bier-Offerte „Em goldene Kappes, Köln-Nippes, Foto: Raap

Bär aktuell Nr. 223/224 – 22. Juni 2017

Den aktuellen Zeitgeist voll erkannt man man in der Traditionsgaststätte „Em goldene Kappes“ in Köln-Nippes. Ein Glas Kölsch-Bier wird dort neuerdings als „Kaltes veganes Gerstensüppchen“ angeboten.

Dä Doof des Monats ist diesmal der Erpresser der Familie Schumacher, der in seinem Erpresserbrief – man will es kaum glauben – seine eigene Kontonummer angab. Wenn man diesem unbedarften Kriminellen-Darsteller erzählt hätte, einem Erpresser übergäbe man das Lösegeld besser von Angesicht zu Angesicht, dann hätte der das wohl auch geglaubt.

Wer Peer Steinbrück als Parteifreund hat, der braucht keine Feinde mehr, mochte sich Martin Schulz gedacht haben, als der gescheiterte Kanzlerkandidat und heutige Hobby-Kabarettist Steinbrück seinem Kandidatennachfolger Schulz und ihrer gemeinsamen Partei SPD kräftig einen einschenkte. Die wochenlang anhaltende innerparteiliche Schulz-Besoffenheit, von den Medien auch zum „Schulz-Hype“ hochgejazzt, sezierte Steinbrück – dies allerdings durchaus zutreffend – als „Realitätsverlust“ und verhöhnte die neue sozialdemokratische Gallionsfigur dann auch noch als „Erich Schulz-Honecker“, als ob es sich bei der Schulz-Verehrung um einen Personenkult aus den finsteren Zeiten hartleibiger Apparatschiks handeln würde, die man heute sonst nur noch in Nordkorea antrifft. Dass Steinbrück seine SPD zudem als „Heulsusen-Verein“ verspottete, seinen Parteigenossen außerdem bescheinigte, sie seien „häufig zu verbiestert“, empfanden viele Genossen als ein höchst unangemessenes Verhalten wie bei einem Wiedehopf, der in der Zoologie – allerdings fälschlicherweise – im Ruf steht, munter sein Nest zu beschmutzen. So hat Thomas Murner bereits 1514 in seinem Werk „Schelmenzunft“ den Wiedehopf als einen „unnützen Vogel“ bezeichnet, und manch einer in der SPD denkt wohl dasselbe über Steinbrück. Der solchermaßen düpierte Kanzlerkandidat Martin Schulz selbst grämt sich derweil nicht nur über die verbalen Schienbeintritte seines Vorgängers, sondern auch noch darüber, dass neulich mal einer über ihn gesagt habe, er sähe aus wie ein Eisenbahn-Schaffner – und das heißt im Klartext: eben nicht wie der schneidige Lokomotivführer im „ICE Martin Schulz“ (vulgo: „Schulz-Zug“), der so pannenanfällig ist wie so manches bei der Deutschen Bahn. Die Klimaanlage in den Waggons hat übrigens der Trump kaputt gemacht. Der Höhepunkt der Steinbrückschen Suada gipfelte indes ausgerechnet in einem Lob auf die FDP-Ikone Christian Lindner: der sei immer so „locker, das weckt Sympathien.“ Nun hat wiederum der CDU-Generalsekretär Peter Tauber die Garderobe von Christian Lindner als „überteuerten Maßanzug“ verulkt, und so mag man sich kaum vorstellen, Martin Schulz könnte – Steinbrücks Ratschlag aufgreifend – demnächst in einem sündhaft teuren eng taillierten Christian Lindner-Jackett anstatt mit seiner ausgebeulten Schaffner-Jacke durch die Abteile des Schulz-Zuges laufen und den neu eingetretenen Parteimitgliedern zurufen: „Hier noch jemand zugestiegen? Die Fahrausweise bitte!“ Herr Bär ahnt, dass man von Peer Steinbrück vor allem eines lernen kann, nämlich wie man Wahlkämpfe verliert. Da mag sich Martin Schulz trösten: obwohl der Wiedehopf ein prächtiges Kopfgefieder und ein schönes Federkleid habe, sei er „kein ehrenwerter Vogel“, schrieb Johannes Agricola um 1530 in seiner Anthologie der deutschen Sprichwörter.

 

Impressionen vom Kasseler Kultursommer /documenta-Besuch, Juni 2017, Foto: Raap/Bär

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Wer in diesem Sommer nach Kassel zur documenta fährt, der erlebt dort das Wirken von Kuratoren, die sich in der Rolle des moralisierenden Eiferers gefallen und mit einem politischen Sendungsbewusstsein über die Kunst herfallen, das freilich reichlich bigott wirkt. Wer jeden Abend „tagesschau“ guckt, ist über den Zustand der Welt hinreichend informiert. Wenn dies aber dann noch durch eine Kunst illustriert wird, die keinerlei intellektuelle Überraschung bietet und keinerlei künstlerische oder poetische Weltdeutung aus einer ungewöhnlicheren Perspektive liefert, sondern die nur dazu ausgesucht wurde, um die bisweilen krude und ideologisch verstockte Weltsicht der Kuratoren zu visualisieren, sucht man als Kassel-Tourist dann doch lieber Kurzweil und Erbauung da, wo Bizarres und Skurilles als Begleiterscheinungen der documenta auffallen. So wirft etwa die „Kassel Marketing GmbH“ als Touristenattraktion in diesen Tagen Null-Euro-Scheine unters Volk, gedruckt auf echtem Geldscheinpapier: eine Idee, die in Frankreich ein Geschäftsmann schon in den 1990er Jahren hatte und in Deutschland als erster der Duisburger Zoo, der 2016 so clever war, seine Null-Euro-Scheine für 3 Euro zu verkaufen und die Rückseite mit Tiermotiven bedruckte, wobei übrigens bei der zweiten Auflage eine Giraffe durch den Brillenbär Pablo ersetzt wurde. In Kassel ist diese documenta-Banknote mit einer Abbildung des Museum Fridericianum bedruckt und kostet vier Euro, und so bekommt das documenta-Motto „Von Athen lernen“ mit dem Null-Euro-Pleite-Geld dann doch noch einen leicht frivolen Unterton. 

Ein documenta-Bier gibt’s als „Kassel Edition“ in diesem Sommer auch. Der nigerianische Künstler Emeka Ogboh stellte fest, dass für Afrikaner die deutsche Küche zu fade gewürzt sei, und so entwarf er ein Rezept für ein Starkbier „Sufferhead Original Stout“, das mit Chili angereichert ist und von dem Ogboh behauptet, es passe gut als Begleitgetränk zu deutscher Bratwurst. Hergestellt wird es im benachbarten Baunatal in der Hütt-Brauerei, die zur documenta 50.000 Flaschen davon im Museumsshop und auf dem lokalen Markt anbietet. Herrn Bärs Geschmacksurteil nach einem Selbstversuch: schmeckt ein bisschen wie Guinness, nur etwas malziger, mit einem leicht pfeffrigen Nachhall in der Mundhöhle, und ist mit 8 Euro pro Flasche ziemlich überteuert, zumal man die Flasche nicht mit Null-Euro-Scheinen bezahlen kann. Fazit: Kann man mal probieren, muss man aber nicht unbedingt.

Etwas merkwürdig mutet indessen die Zielgruppenansprache des „Fotostudio Bär“ unweit der Kasseler Fußgängerzone an, denn die Leistungspalette jenes Fotografen kulminiert laut Reklameschild im Angebot, schwangeren Frauen zu einem Foto von ihrem Babybauch zu verhelfen; zugleich aber unternimmt das „Fotostudio Bär“ keinerlei Anstrengungen, auch männliche Kunden mit Bierbauch vor seine Kamera zu locken, und so verhallen alle Appelle zu einem politisch korrektem Gender Mainstreaming beim Kasseler „Fotostudio Bär“ ungehört.

© Raap/Bär 2017

Essen und trinken mit Herrn Bär

Salate

In Polen und anderswo im Osten nimmt man Zucker, um die Bitterstoffe mancher Salatsorten abzumildern; in der mediterranen Küche ist dies jedoch eher unüblich: da greift man z.B. lieber zum bräunlichen Balsamico-Essig, der einen süß-sauren Geschmack hat, so dass man kein anderes Süßungsmittel bräuchte. Rucola und Radicchio enthalten Bitterstoffe, die man kompensiert, indem man z.B. den Salat mit Apfelstücken einer eher süßen Sorte oder mit Mangoscheiben, frischen Feigen etc. kombiniert, oder indem man solche Früchte püriert in das Dressing einrührt. Saucen-Klassiker sind Caesar’s salad, von dem Italo-Amerikaner Cesare Cardini 1924 in Tijuana (Mexiko) entwickelt: Olivenöl, Eigelb, Zitronensaft, Worcestershiresauce, Knobloch, Salz und Pfeffer werden zusammen mit Dijonsenf, saurer Sahne und Sardellenfilets zu einer Emulsion verrührt und mit geriebenem Parmsesan und Croutons (geröstete Brotwürfel) abgerundet. Diese Sauce passt gut zu Romana-Salat mit Hühnerbruststreifen oder Garnelen, Avocados und Tomaten. Thousand Islands Dressing besteht aus püriertem roten Gemüsepaprika, fein zerkleinerter Schalotte und Gewürzgurke, dazu etwas Salatmayonnaise, Joghurt, Weinessig, Tomatenketchup oder Tomatenpüree, Worchestershiresauce, Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer. French Dressing rührt man mit crème fraiche oder Joghurt zusammen mit Olivenöl, Senf und Essig an, dazu Salz, Pfeffer, Knobloch und Salatkräutern wie Dill, Schnittlauch, Petersilie, Minze, Thymian oder auch Estragon. Italian Dressing besteht aus Olivenöl, Rotweinessig, Senf, Knobloch, Oregano und frischem Basilikum. Für eine Sauce Vinaigrette nimmt man Öl, Zitrone oder Essig, Zwiebeln, Kapern, Dijonsenf, Salz, Pfeffer, Estragon, Dill, Kerbel, Petersilie und ein hart gekochtes Ei. Wer will, kann ihr auch mit etwas Meerrettich oder Chili mehr Schärfe verleihen. Anstelle eines Dressings kann man auch Pestos einrühren; der Name bezeichnet in der italienischen Küche pastose, ungekochte Saucen auf Olivenölbasis, die bekannteste ist Pesto alla genovese wurde erstmals 1864 erwähnt und enthält Pinienkerne, Basilikum, Knobloch und Pecorino-Käse. Pesto alla siciliana (Pesto rosso) enthält weniger Basilikum, dafür aber getrocknete Tomaten und Mandeln. Mild schmeckende Salatsorten kann man zusätzlich aufpeppen, indem man würzigen Schafs-oder Ziegenkäse bzw. Blauschimmelkäse hinzufügt. Gute Geschmacksveredler an Salaten sind auch Walnüsse und Haselnüsse.

Tomaten auf belgische Art aushöhlen und mit Nordseekrabben/Crevettes grises füllen, dazu Knoblauch-Mayonnaise oder Knobloch-Joghurt, Dill. Diese Nordseekrabben kommen vom Weißen Meer im Einzugsgebiet Russlands bis zum Atlantik in Höhe Marokkos vor, vor allem aber in der Nordsee und im Ärmelkanal. Bei uns werden sie zumeist im ostfriesischen Wattenmeer gefangen und schon an Bord der Fischkutter gekocht: roh sehen sie gelblich aus, gekocht bräunlich-rosa-grau. Man kann sie roh essen oder mit Joghurt-Sauce bzw. Mayonnaise als Salat anrichten, in Norddeutschland kalt zusammen mit Rührei als „Krabbenbrot“ servieren oder als Zutat zur Scholle „Finkenwerder Art“ reichen.

Budapester Salat à la Karl-Josef Bär

Der Budapester Salat ist ursprünglich eine Variante des Fleischsalats, mit dem man Bratenreste (Rindfleisch) mit Salatzutaten kombinierte. In Supermärkten wird er heute zumeist mit Fleischbrät angeboten. Man vermenge wahlweise Fleischwurst (Lyoner), Roastbeefstreifen/Rinderbratenstreifen oder Paprikasalami mit Lauchzwiebeln, Gewürzgurke, frischer Gurke, rotem und grünem ungarischen Gemüsepaprika in Streifen, Apfelstreifen, hart gekochten Eiern, Senfkörnern, Senf, Knoblauchpaste, Ajvar-Paprikapaste oder ungarischer Paprikapaste, Tomatenmark, zerdrückten frischen Tomaten, etwas Aioli, etwas Weinessig, Worchestershiresauce, Joghurt, Salz, Cayennepfeffer und Paprikapulver sowie Petersilie. Eine fleischlose Variante kann man auch zubereiten, indem man anstelle der Braten-oder Wurststreifen grünen Salat nimmt.

Paprikahähnchen à la Karl-Josef Bär

Ein Stubenküken oder Hähnchen wird von außen mit Salz, schwarzem Pfeffer und Cayennepfeffer eingerieben, ebenso von innen, dort aber auch noch mit Rosenpaprikapulver und süßem Paprikapulver. Klein gehackte Zwiebeln, Knoblauchstücke, Knoblauchpaste, rote und grüße Gemüsepaprikawürfel sowie kleine Apfelstücke werden mit Tomatenmark, Paprikapaste und Senf vermengt und als Füllung im Inneren verstrichen. Im Backofen bei 180 ca. 40 Min. garen, kurz vor dem Servieren von außen auch mit Paprikapulver bestreuen.

bär aktuell 219/220/221 und bild des monats

Mai 1st, 2017

Jürgen Raap, aus der Serie „Die Hummerkönigin“, alle: Acryl und Öl auf Obstkiste, 2017

 

Bild des Monats Mai 2017:

Jürgen Raap, „Die Landstraße ist kein Mädchenpensionat II“, 2017

 

Kirmesbude, Köln, Frühjahr 2017, Foto: Copyright J. Raap

Christopher Chiappa, Installation „Live Strong Cologne“, 2017 mit 1.400 Spiegeleiern aus Gips, Fiberglas, Farben u.a. Mat., bei Kate Werble Gallery, New York, Foto: Raap

Art Cologne 2017 mit Volker Hildebrandt, Siglinde Kallnbach, Herbert Döring-Spengler

Art Cologne mit J. Raap (li.), Kritikerin Renate Puvogel und Kurator Jochen Heufelder (re.)

Jürgen Raap, „Der unmusikalische Kavalöres“, Editionsgrafik für Volker Hildebrandt „loveprototo“ am Stand K5 auf der Kunstmesse „Far off“ Köln 2017

J. Raap am Stand von Volker Hildebrandt auf der Kunstmesse „Far off“, Köln 2017, Foto: Robert Hartmann

Bär aktuell Nr. 219 – 27. April 2017

Fotostrecke „bär aktuell spezial“ mit „Impressionen von der Kunstmesse Art Cologne 2017“ und von der „Far off“-Kunstmesse Köln

Der Messekenner weiß: zur Vorbesichtigung am Eröffnungstag der Art Cologne kommen die Kunstbeflissenen um 13 Uhr, die Sektschlürfer um 16 Uhr und die Biertrinker ab 17 Uhr. Dann gibt’s im Foyer Gaffel-Kölsch umsonst, und wer dann nicht mit leerem Magen dem Freibier frönen will, der stärkt sich vorher – allerdings zu den bei der Koelnmesse üblichen Nepp-Preisen – im Gastro-Bereich wahlweise im Sektor „Art traiteur“ oder „Art vegan“, wo in letzterem u.a. „Tortilla Chips mit Cashewkäse“ angeboten werden. Auf Herrn Bärs Frage, ob der Cashew-Käse auch wirklich vegan sei, schließlich denke man bei „Käse“ an ein Milchprodukt, und das sei ja wohl nicht vegan, reagierte die Buffet-Mamsell im wahrsten Sinne des Wortes etwas angefressen und antwortete schnippisch, natürlich sei der Cachew-Käse vegan, der hieße nur so, und warum der so hieße, wüsste sie auch nicht. Herr Bär trollte sich etwas verwirrt in den Ausstellungsbereich zurück, wo man sich zu Preisen zwischen 400 und 3000 Euro mit Papp-Stickern eindecken konnte, die mit „Merkel raus“ etc. beschriftet sind und beweisen, dass hehres politisches Engagement und schnöder Kommerz in unseren Tagen durchaus miteinander vereinbar sind. Begeistert war Herr Bär indessen von den figurativen Bildern des Malers Volker Böhringer, einem Meister der Neuen Sachlichkeit und des Magischen Realismus, der in den 1930er Jahren, d.h. in der Nazizeit, heimlich malte, nach seinem Tod in Vergessenheit geriet und jetzt wieder entdeckt wurde.

Wer die Kunstmesse „Far off“ in der Venloer Str. 474 in Köln-Ehrenfeld besucht (Hinterhof, Einfahrt zum Parkplatz Netto-Supermarkt), der versäume nicht, den Stand K5 zu frequentieren mit dem Projekt „loveprototo“ von Volker Hildebrandt. Als Beitrag zu diesem Projekt ist dort eine Editionsgrafik von Herrn Bär käufglich zu erwerben mit dem Titel „Der unmusikalische Kavalöres“.

Bär aktuell Nr. 220/221 – 3. Mai 2017/22. Mai 2017

Olpe im Sauerland hat sich den Beinamen „Die Stadt der tausend Linden“ zugelegt, und die einzig weitere Attraktion dort ist sonst nur noch das örtliche Hallenbad, das neulich einen Einbrecher anlockte, den es unbedingt nachts um drei zum Nacktbaden gelüstete. Und das ausgerechnet in Olpe, oh Zeiten, oh Sitten! Beim Einbrechen listete der sauerländische FKK-Freund allerdings die Alarmanlage aus, und als die Polizei ihn eine Viertelstunde später aus dem Schwimmbecken heraus komplimentierte, da stellte sich heraus, dass er schon seit Monaten per Haftbefehl gesucht wurde. Leider gibt es zu der Meldung kein Zeitungsfoto des verdutzten Gesichts von „däm Doof“ bei seiner Festnahme. Während sich Bielefeld indessen immer noch nachsagen lassen muss, „Klappt etwas nicht auf dieser Welt, dann klappt’s auch nicht in Bielefeld“, sind sie in Olpe jetzt mächtig stolz darauf, dass wenigstens die Alarmanlage in ihrem Hallenbad intakt ist. Vielleicht hätte der Depp lieber ins Bielefelder Hallenbad einbrechen sollen, wo der eben zitierten geflügelten Redensart zufolge nicht nur die Alarmanlage im städtischen Schwimmbad, sondern auch sonst nichts funktioniert.

Reichlich bescheuert wirkte auch der Hundedieb, der in Köln-Hahnwald die Tölen „Rudi“ und „Fidus“ entführte, sie zu einem Hundefriseur schleppte und dort auf seine Kosten ihr Fell scheren ließ, und die beiden dann 20 km entfernt in Köln-Stammheim wieder aussetzte, wo sie einem aufmerksamen Passanten auffielen, der in der Boulevardpresse von der Entführung gelesen hatte und die Polizei alarmierte. Anderntags konnte man im Kölner „Express“ die Schlagzeile lesen: „Rudi und Fidus sind wieder da“, und dies in größerer Aufmachung als die Meldung über das jüngste Bombardement im Syrien-Krieg, denn solche Tiergeschichten sind in den Medien immer anrührender und damit auflagensteigernder.

Außer rührenden Tiergeschichten bietet die Regenbogenpresse auch gerne Herz- und Schmerz-Stories, und dies in letzter Zeit, und das heißt jetzt im Jahr des Reformationsjubiläums, vermehrt über durchgeknallte und durchgebrannte Pfarrersfrauen. Den Anfang machte Frauke Petry, die in Sachsen ihren Pfarrer Sven Petry sitzen ließ, was dieser im „Spiegel“ trotzig kommentierte, er sei ja gebürtiger Westfale, und der natürliche Feind des Westfalen sei gemeinhin der Rheinländer, nicht der Sachse, weshalb er, Pfarrer Sven Petry, künftig in Sachsen auch ohne Frauke Petry gut zurecht käme. Das gleiche Schicksal traf dann im thüringischen Ingersleben den pensionierten Pfarrer Michael Göring, dem seine mittlerweile Ex-Gattin, die Grünen-Ikone Katrin Göring-Eckardt, durchbrannte, und dies nicht etwa, wie Herr Bär gerne gemutmaßt hätte, mit einer Mischung aus George Clooney und Tarzan, also eher einem muskelprotzigen Schönling, wie man ihn auf Rummelplätzen mit dem Schild „Junger Mann zum Mitreisen gesucht“ anwirbt, sondern mit – halten Sie sich fest – einem im Zeitungsfoto recht unscheinbar wirkenden evangelischen Theologen, was indes in einem allerdings eher als rechtskonservativ einzuschätzenden Internet-Blog dennoch als „pastorales Lotterleben“ gegeißelt wird. Da Katrin Göring-Eckardt auf ihrer Internetseite Kochrezepte unter dem Label „Fröhlich vegan“ veröffentlicht hat, kann Herr Bär sich nun gut vorstellen, wie der verlassene Pfarrer Göring sich in seinem Pfarrhaus ganz entspannt ein saftiges Schweineschnitzel in die Pfanne haut, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Der grünen Göring-Eckhardtschen Ernährungsphilosophie leistet man unterdessen auf Rummelplätzen erbitterten Widerstand, wie Herr Bär dort unlängst an einem Imbissstand feststellte, wo unverdrossen und alle Forderungen nach politischer Korrektheit ignorierend eine „Zigeunerwurst mit Pommes“ für sechs Euro angepriesen wird, weshalb man gut nachvollziehen kann, weshalb Katrin Göring-Eckkardt nicht das große romantische Abenteuer suchend mit einem muskulösen und ganzkörpertätowierten Schiffsschaukelbremser von der Kirmes durchbrannte, sondern lieber mit einem Bruder im Geiste, bei dem man davon ausgehen kann, dass mit ihm das zitierte „pastorale Lotterleben“ kulinarisch nicht allzu sehr ausufert.

Den Titel „Depp des Monats“ erwarb sich mit großem Vorsprung vor allen anderen irrlichternden Zeitgenossen jener etwas unbedarfte Mitmensch, der bei der Polizei anrief, seine Frau hätte ihm sein Heroin geklaut und irgendwo versteckt. Er könne es nicht finden, ob die Polizei nicht mal vorbeischauen und ihm beim Suchen helfen könnte. Wie die Geschichte weiter- und ausging, kann man sich wohl denken.

Metaphernsicher und mit einer Neigung zu Hintersinnigem ausgestattet ist der offensichtlich neue Schlagzeilen-Redakteur beim Kölner „Express“, der frischen Wind ins Blatt bringt und seine Leser jüngst mit der Headline „Kölner Friseure machen einen schlechten Schnitt“ beglückte, womit aber nicht misslungene haarkünstlerische Resultate, sondern die Umsatzzahlen im Figaro-Gewerbe gemeint waren. Es folgte anderntags die Schlagzeile „SPD kraftlos“ als Anspielung auf die im NRW-Landtagswahlkampf schwächelnde Spitzenkandidatin Hannelore Kraft, und nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein wurde im Blätterwald metaphernfreudig gehämt, der „Schulz-Zug“ sei „gestoppt“ oder gar „entgleist“, und einer leistete sich gar das Wortspiel, der „Schulz-Effekt“ sei zum „Schulz-Defekt“ mutiert. Als neue Tätergruppe in Polizeiberichten taucht neuerdings der Typus des „Randale-Brühlers“ auf wie jener Trunkenbold aus dem Städtchen Brühl, der die Polizeiwache im Kölner Hauptbahnhof durch Auslösen der Sprinkleranlage unter Wasser setzte mit der lallend vorgetragenen Begründung, auf der Wache sei es ihm zu dreckig. In Texten, in denen es etwas intellektueller zugeht, fällt in letzter Zeit der inflationäre Gebrauch der Vokabel „Narrativ“ auf, womit die Sozialwissenschaften immer schon ein sinnstiftendes Erzählmotiv verstanden hatten, mit dem sich in einer Gesellschaft eine breite Übereinstimmung erzielen lässt. Im postfaktischen Zeitalter taugen Narrative natürlich auch zur Mythenbildung: vielleicht haben sie beim „Express“ gar keinen neuen Schlagzeilenredakteur, aber für „bär aktuell“ ist das trotzdem ein gutes Narrativ (wiewohl die erwähnten Zitate faktisch korrekt wiedergegeben sind), und über den Umsatzrückgang beim rheinischen Friseurgewerbe könnte man sich vielleicht auch etwas zurecht fabulieren mit einem eleganten Metaphernschlenker auf zerzauste Donald Trump-Perücken, die einem den Friseurbesuch ersparen, und das wäre dann eine echte Fake-Nachricht, denn seit der US-Talkmaster Jimmy Fallon vor laufender Kamera im TV mit der Hand in Trumps Haargewölle herumwühlte, wissen wir, dass der US-Präsident kein Toupet trägt. Also bleiben wir bei der Wahrheit, und dies mit einem erneut korrekt wieder gegebenen Zitat über Wladimir Putin, nachzulesen in Gerhard Schröders 2014 erschienenem Buch „Klare Worte“: „… ich nehme ihm ab, dass er sich die Demokratie als seine Perspektive vorstellt“. Klare Worte, Herr Schröder, in der Tat. Und wo wir gerade beim Thema „Fake News, Narrative und die reine Wahrheit“ sind: die türkische Zeitung „Hürriyet“ hatte 2007 Recep Tayyip Erdogan „als einen der am besten gekleideten Türken ausgezeichnet“. Im selben Artikel der „Frankfurter Rundschau“ ist eine Behauptung Erdogans nachzulesen, „er verstehe die Demokratie als einen Wettbewerb unterschiedlicher Meinungen und als den Respekt vor der Meinung des anderen“. Dass dieses Erdogan-Zitat zehn Jahre alt ist, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.

© Raap/Bär 2017

Beachten Sie bitte folgende Terminhinweise:

Ausstellung Sammlung Siglinde Kallnbach, Jürgen Raap, Karl-Josef Bär

Sammlung Bär“

Eröffnung: Samstag, 13. Mai 2017, 17 bis 21 Uhr, mit einer Einführung ca. 18.30 Uhr

Dauer der Ausstellung: 13.- 21. Mai 2017, Di-So 16.30 -19.30 Uhr

Atelier Dorrit Nebe, Metzer Str. 20, Köln (Südstadt, Nähe Volksgarten)

Abendgottesdienst „Kunst – Dialog – Kirche“

Datum: Sonntag, 28. Mai 2017

Ort: Kartäuserkirche, Kartäusergasse 7, Köln (Severinsviertel)

Beginn: 18:00 Uhr

Exaudi
mit Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Jürgen Raap (Künstler), Victor Balaguer (Gitarre

Den Titel „Depp des Monats“ erwarb sich mit großem Vorsprung vor allen anderen irrlichternden Zeitgenossen jener etwas unbedarfte Mitmensch, der kürzlich bei der Polizei anrief, seine Frau hätte ihm sein Heroin geklaut und irgendwo versteckt. Er könne es nicht finden, ob die Polizei nicht mal vorbeischauen und ihm beim Suchen helfen könnte. Wie die Geschichte weiter- und ausging, kann man sich wohl denken. Reichlich bescheuert stellten sich auch die drei Einbrecher in Schwerte an, die übers Dach in eine Bank einsteigen wollten, aber in der Bäckerei nebenan ankamen – und das jedes Mal bei ihren drei Einbruchversuchen. Den Vogel ab schoss jedoch der Trottel im Rhein-Main-Gebiet, der dort binnen zwei Monaten 90 Mal (!) versuchte, mit dem Schraubenzieher eine Wohnungstür auf zu hebeln und dies jedes Mal nicht schaffte. Bisher wurde er aber nicht geschnappt, und in der Kriminalstatistik zählt diese Bilanz des kriminellen Scheiterns nun als 90 unaufgeklärte Fälle von Einbruchsdelikten. Deswegen ist die Polizei ziemlich sauer auf ihn: „Der Kerl hat uns die Statistik versaut!“ © Raap/Bär 2017

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Clam Chowder Soup ist eine Spezialität von der amerikanischen Ostküste, die man mit Venusmuscheln (Clams) zubereitet. Es heißt, französische Seeleute hätten sie nach Amerika gebracht; im Ursprungsrezept habe man sie mit Milch zubereitet und zum Andicken Schiffszwieback eingesetzt. In Neuengland wird sie heute noch mit Sahne zubereitet, in New York hingegen unter dem Einfluss italiensicher Einwanderer auch mit Tomaten. Man schichtet in einem Topf Speck, Zwiebeln, gepökeltes Schweinefleisch, klein gewürfelte Kartoffeln, Venusmuscheln und ein paar Sellerie- und Möhrenstücke übereinander, würzt jede Schicht separat mit Salz, Pfeffer, Petersilie, Dill und Thymian, füllt das Ganze mit Gemüsebrühe auf, der man ein bisschen Fischpaste und ein Lorbeerblatt beifügt, und lässt das Ganze langsam köcheln. Dann nimmt man die Hälfte der Zwiebeln und der Kartoffeln und etwas von der Brühe heraus (die Muscheln aber nicht!), püriert sie, entfernt das Lorbeerblatt, vermischt das Püree mit vorgewärmter süßer Sahne und gibt diese Mischung zurück in den Topf, kocht das Ganze unter ständigem Umrühren vor dem Servieren noch einmal kurz auf.

Frankfurter grüne Sauce

Eine kalte Kräutersauce, deren Urrezept sich bis in die Römerzeit zurück verfolgen lässt. Aus Frankreich (möglicherweise durch Einwanderung von Hugenotten) oder durch italienische Kaufleute wurde das Rezept um 1700 in Hessen bekannt.Man püriert mit dem Mixer sieben Kräuter, und zwar Petersilie, Schnittlauch, Borretsch, Kresse, Kerbel, Pimpernelle und Sauerampfer. Auf Dill und andere Kräuter verzichtet man bei diesem Traditionsrezept in Frankfurt, in Kassel jedoch besteht die Sieben-Kräuter-Mischung auch aus Dill und Zitronenmelisse. Mittelmeerkräuter wie Rosmarin oder Thymian werden hingegen grundsätzlich nicht verwendet. Man vermengt die Kräuter mit Essig, Salz, Pfeffer, hart gekochtem Ei, ein wenig Senf und mit saurer Sahne, reicht sie dann zu hart gekochten Eiern und/oder Pellkartoffeln sowie zu kaltem Braten. In Flandern kennt man das Gericht Paaling in het groen – Aal in grüner Sauce. Hier besteht die Sauce aus Minze, Schnittlauch, Majoran oder Oregano, Sauerklee, Thymian, Zitronenthymian, Zitronenmelisse, Kerbel, Petersilie, Basilikum, Salbei, Estragon, Bohnenkraut, Kresse und Brennessel.

Katzenhai klassisch

Der Katzenhai zählt zur Gattung der Grundhaie, die in küstennahen Regionen der tropischen bis gemäßigten Meere vorkommen, der Katzenhai sogar weltweit auch in kälteren Gewässern. In der Nähe Europas lebt er im Atlantik und im Mittelmeer. Geräuchert kennen wir ihn als Seeaal oder Schillerlocke, im Fischhandel taucht er als Frischfrisch allerdings eher selten auf – wenn er mal im Angebot ist, sollte man ihn daher ruhig ausprobieren, denn sein weißes Fleisch ist recht zart und etwas nussartig im Geschmack. Man schneidet ihn in mundgerechte Portionen und brät ihn in Öl oder Butter nur kurz an, salzt und pfeffert ihn, beträufelt ihn mit Zitrone – fertig.

Gratinierter Drachenkopf oder Dorade

Der Rote Drachenkopf lebt im Mittelmeer und im östlichen Atlantik vom Senegal bis zu den britischen Inseln, hält sich am Meeresgrund zumeist in Bodennähe auf und lauert als Raubfisch dort auf Beute. Als Speisefisch wird er wegen seines weichen Fleisches geschätzt. Ganzen ausgenommenen Drackenkopf salzen, pfeffern und mit Zitronensaft einreiben. Zwiebeln in Öl oder Knoblochbutter andünsten, Spinat und kleine Stücke von grünem Gemüsepaprika hinzugeben, ebenfalls salzen, pfeffern und ausgepressten frischen Knobloch hinzugeben, parallel dazu in einem Topf Reis mit Safran und kleinen Tomatenstücken aufkochen. Den Reis in eine Backform mit Knoblochbutter geben, den Fisch und Venusmuscheln und/oder Creveten darauf legen, dann den Fisch mit dem Spinat bedecken und mit Parmesankäse oder geriebenem Gran Padana bestreuen. Statt Drachenkopf eine Dorade royal nehmen. Mit einem kl. Sträußchen Rosmarin und Dill bei mittlerer Hitze je nach Größe des Fischs ca. 30-45 Min. im Backofen garen.

Kammmuscheln in Safransauce

Die Kammmuscheln gehören wie die Jakobsmuscheln zur Ordnung der „Pecten“ (Pectinioda) innerhalb der Klasse der Muscheln; die Firma Shell hat ihre Schale als Markenzeichen gewählt. Man brät sie in Knoblochbutter an, übergießt sie dann mit einer separat zubereiteten Safransauce, für die man Zwiebeln und Schalotten in Öl oder Krebsbutter andünstet, 1 Knoblochzehe ausdrückt, dann etwas Fischfond mit echten Safran hinzugibt, außerdem etwas Hummer- oder Krebspaste und dann ein rohes Ei unterrührt. Kurz aufkochen, dann Auffüllen mit Sahne und Petrellakäse, würzen mit Salz, Pfeffer und etwas frischem Dill. Wenn man will, kann man die Sauce auch noch mit etwas geriebenem Parmesan-oder Padanakäse bestreuen.

Đuveč mit Schweinefilet

Đuveč, phonetisch als Djuwetsch ausgesprochen oder auch im Türkischen als Güwetsch bekannt, ist ein Gemüsetopf der Balkanländer. In Kroatien, Serbien, Mazedonien und Bulgarien sowie in der Türkei gehört er zu den Standards der jeweiligen regionalen Küche. Man dünstet in Butter und/oder Öl Zwiebeln an, dann roten und grünen Gemüsepaprika, Möhren, Tomaten, Auberginen und Gurken. Das lässt man das alles in wenig Wasser langsam gar köcheln. Man kann es mit Worcestershiresauce, ein wenig Schaschliksauce und/oder Ajvar-Sauce abschmecken, gewürzt wird mit Salz, Pfeffer, Cayennepfefferm Rosenpaprikapulver, Sellerieblättern und reichlich Knobloch. Bei manchen Rezepten gibt man Fleischstücke vom Schwein, Lamm oder Rind in Form von Gulaschwürfeln hinzu und lässt die mitschmoren. Ansonsten reicjt man dazu Schweinefilet in einer Paprika-Sahne-Sauce, indem man die Medaillonstücke grillt oder in Öl brät und hinterher salzt und pfeffert. In einem separaten Topf lässt man etwas Speck aus, dünstet Zwiebeln an, gibt Sahne hinzu und lässt sie kurz aufkochen, gibt dann Tomatenmark hinzu, würzt mit Salz, Peffer, Cayennepfeffer und Paprikapulver.

baer aktuell 218 und bild des monats

April 1st, 2017

Bild des Monats April 2017:

Jürgen Raap, „Mort subite“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2017

Weinberg in Leutesdorf

Weinberg in Leutesdorf

Graffiti in Leutesdorf

Graffiti in Leutesdorf

Bahnhofstunnel Leutesdorf

Drachenfelsruine, alle Fotos: S. Kallnbach

 

Bär aktuell Nr. 218 – 22. April 2017

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Es war in Königswinter, nicht davor und nicht dahinter, wo einst die führende Amüsierhölle „Tanz bei Bobby“ hieß, die aber inzwischen abgerissen wurde, weil sie einem Parkplatz weichen musste. Was inzwischen aus dem Namenspatron Bobby geworden ist, weiß heute keiner mehr, und in seinem Gefolge ist auch der Chinese aus der Drachenfelsstraße verschwunden, der über sein Verschwinden mit einem Schild an der Eingangstür „Betriebsaufgabe ab 1. Januar 2017“ informiert, im April dort aber immer noch jede Menge Nachbildungen von Vasen aus der Ming-Dynastie im Schaufenster verstaubend zurückgelassen hat. Herr Bär vermutet, dass das Geschäftsmodell des Chinesen an solch einem Ausflugsort wohl nicht richtig funktioniert hat, wo man nach der Einkehr zu „Tanz bei Bobby“ gerne noch im Souvenirladen einen Bierhumpen mit aufgemaltem Drachenfelsmotiv erstand, nicht jedoch eine chinesische Vase. Da hat der Chinese einfach erste Anzeichen einer De-Globalisierung der Wirtschaft nicht rechtzeitig erkannt. Oben auf dem Drachenfels ist das Ausflugslokal neu gestaltet worden, und eine Broschüre informiert darüber, dass die Ausflugsgastronomie auch zur „Erweiterung des Lebensraumes der Mauereidechse“ beigetragen hat, die sich am Touristenlärm offensichtlich nicht stört. In der Cafeteria des Aquarium-Zoos „Sealife“ wurde ein Kindergeburtstag ausgerichtet, dies allerdings nicht mit Fischstäbchen, wie man in einem Aquarium-Zoo vermuten könnte, sondern mit Currywurst und Fritten. Das etwa sechsjährige Geburtstagskind hatte man mit einem weißen Prinzessinnenkleidchen und mit einem Goldkrönchen auf dem Kopf ausstaffiert, und es schaute etwas bedröppelt drein, weil es dermaßen fein gemacht nicht so ungeniert mit Currysauce herummatschen durfte wie sein Hofstaat mit den anderen Geburtstagsgästen.

Weiter ging’s in den beschaulichen Weinort Leutesdorf, wo ein pubertierender Dorfanarchist sein Unwesen treibt, der am Bahnhof den Fußgängertunnel zu Gleis 2 mit unbeholfener Graffiti verunstaltet hat, indem er dort den Schriftzug „Destroy“ anbrachte und die Parole „Wer hat uns verraten, Sozialdemokraten!“ Im Gasthaus „Leyscher Hof“ hängen zwei Bilder, dessen Schöpfer die expressionistische Farbgebung von Ernst Ludwig Kirchner gründlich missverstanden hat und der seine Gemälde allen Ernstes mit „Abendmaler“ signiert; doch die vorzügliche Rinderroulade macht den Anblick schlechter Kunst erträglich, und dazu empfiehlt sich ein samtiger „Leutesdorfer Gartenlay“ aus der Portugieser-Traube, mit dem man sich auch die Werke von Herrn Abendmaler schön trinken kann. Auf der Rückfahrt kam Herr Bär im Zug mit einem Weinkenner ins Gespräch, mit dem sich rasch Übereinstimmung darüber erzielen ließ, dass es am Mittelrhein durchaus recht solide Riesling-Weine gibt und dass sich ansonsten eine Merkelmüdigkeit wie Mehltau über das Land gelegt hat, sich aber in Orten wie Leutesdorf zumindest bei den juvenilen Dorfanarchisten (s. Bahnhofs-Graffiti) andererseits auch keine spürbare Schulz-Begeisterung einstellen mag.

© Raap/Bär 2017

Essen und trinken mit Herrn Bär

Leipziger Allerlei

Das Rezept entstand der Legende nach während der Anti-Napoleonischen Befreiungskriege um 1810, als die Leipziger vor den französischen Truppen ihren Speck und ihrer Würste versteckten und nur Gemüse zubereiteten, zu dem sie allenfalls Krebse aus der Pleiße reichten. Flusskrebse bzw. Krebsschwänze und Krebsbutter gehören denn auch zur überlieferten klassischen Rezeptur, die man zu zusammen mit Semmelklößchen zu dem in Butter gedünsteten Gemüse (Möhren, Erbsen, Spargel, Blumenkohl) hinzugibt und dann mit Kalbsfond ergänzt – Morcheln (die man ganzjährig getrocknet bekommt und vorher in Wasser einweihen muss) gehören auch dazu. Man kann das Gemüse auch mit einer Mehlschwitze abbinden. Gewürzt wird mit Salz, Pfeffer, Muskat, Kerbel und Petersilie.

Polenta ist ein Brei aus Maisgries, in Norditalien und in den angrenzen Regionen traditioneller Bestandteil der Landküche. In der römischen Antike kannte man bereits solch einen Brei aus Weizengries, Hirse oder zermahlenen Kichererbsen; mit dem Import von Mais nach der Entdeckung Amerikas setzte sich in Südeuropa dann auch die Polenta durch. Man kocht Salzwasser auf und gibt den Gries unter ständigem Umrühren hinzu, lässt ihn dann bei kleiner Flamme köcheln und gibt zum Schluss geriebenen Parmesan hinzu. Man kann den Brei dann direkt servieren oder auch die Polenta erst noch kurz anbraten. Statt Salzwasser kann man auch eine Mischung aus Gemüsebrühe und Milch zum Aufkochen nehmen, damit die Polenta cremiger und würziger wird. Für eine Steinpilz-Pfifferling-Polenta à la Karl-Josef Bär (zwei Portionen) kocht man getrocknete Steinpilze und Pfifferlinge in Geflügelfond auf, lässt dann die Grieskörner vorsichtig unter ständigem Umrühren einrieseln und lässt das Ganze dann zusammen mit klein gehackten Stückchen von Tomate und grünem Gemüsepaprika bei mittlerer Hitze köcheln, bevor man zum Schluss Parmesan und süße Sahne (Schlagsahne) unterrührt und mit Salz, Pfeffer, Knobloch und frischem Thymian und oder/Kräutern der Provence würzt. Zu diesem Polenta-Rezept passt gut Kalbsgulasch mit Champignons in Paprikasauce oder ein in Knobloch-Öl gebratener Lammrücken mit Rosmarin gewürzt.

baer aktuell 217 und Bild des Monats

März 2nd, 2017

Bild des Monats März 2017:

Jürgen Raap „Der erste Tanz“, 2017

 

Künstler-Fußgruppe „a performancelife e.V.“ zum siebten Mal beim Ehrenfelder Dienstagszug, Karnevalsdienstag, 28. Feb. 2017, Köln-Ehrenfeld, Fotos: Copyright J. Raap

Bär aktuell Nr. 217  – 22. März 2017

Seine Frisur sähe aus wie eine blond gefärbte Klobürste, urteilte der Kabarettist Konrad Beikircher über Donald Trampel. Wie der Amerika-Korrespondent von „bär aktuell“ berichtet, stellen sie jetzt neuerdings vor dem Oval Office ein Tischchen auf mit einem Teller, auf dem jeder Besucher dwes Weißen Hauses ein paar Cent-Stücke hinterlassen muss. Wer nicht zahlt, darf dort nicht aufs Klo, und das kann man als weiteren Beleg für die Geschäftstüchtigkeit von Trampel nebst Anhang verbuchen. Ist das Trinkgeld nun für den US-Präsidenten oder für den Toilettenmann im Weißen Haus? Oder vielleicht für den Friseur von Donald Trump? Unser Korrespondent hat den Toilettenmann gefragt, was er mit dem Trinkgeld anstellt und bekam zur Antwort, davon werde eine neue Klobürste gekauft. Also ist das Geld doch für die Frisur von Herrn Trampel, und da muss man Konrad Beikircher einfach Recht geben.

Ähnlich skurill wie beim Waschen-Fönen-Legen der Haarpracht des US-Präsidenten geht es bei der Wettleidenschaft der Briten zu. Da haben sie doch tatsächlich darauf gewettet, ob mitten im Pokalspiel der Ersatztorwart des Fußballclubs Sutton United auf der Reservebank seiner Fresssucht erliegt oder nicht. Das tat er auch tatsächlich und verspeiste in der 83. Spielminute vor aller Augen mitten im Stadion heißhungrig eine Fleischpastete. Der Mann heißt Wayne Shaw, wiegt 150 Kilo und beteuerte, er selbst habe auf seine Fresssucht aber nicht mit gewettet. Die Quote, dass er den Schlusspfiff nicht abwarten kann und noch während des Spiels hemmungslos der Völlerei frönt, lag bei den Buchmachern übrigens bei 8:1. Bei uns trauen sie sich allerdings noch nicht, solche Wetten auch mal auf Sigmar Gabriel abzuschließen.

Dem „neuen Blatt“ vertraute der Fernsehkoch Johann Lafer an, auch ihn überkäme bisweilen der Heißhunger, nämlich immer dann, wenn sein Hund um Wurst bettele und er, Lafer, zum Kühlschrank ginge, dann bekäme der Hund nämlich zwei Scheiben Wurst, und er selber würde sich dann auch immer gleich vier Scheiben einverleiben, und das ist doch mal eine schöne Meldung ausgerechnet in der vorösterlichen Fastenzeit.

Der Problemwolf Kurti geht auf Wanderschaft, allerdings nur in ausgestopfter Form, um solchermaßen in Ausstellungen den Leuten die Angst vorm „bösen Wolf“ zu nehmen, der neuerdings bekanntlich wieder in unseren Wäldern auftaucht. Der Naturschutzverband NABU fordert gar die bundesweite Einrichtung einer „Kompetenzstelle Wolf“ zwecks „Wolfsmanagment“ in unseren Wäldern. Freilich muss man sich fragen, ob das Bundesumweltministerium unter der Regie von Barbara Hendricks die richtige Kompetenz dafür hat, oberster Dienstherr der Wolfsmanager zu sein, weil nämlich die Ministerin ihre Untergebenen schon mal unsinnige Bauernregeln zusammen reimen lässt: „Kräht der Wolf auf dem Mist, weißt Du dass das kein Mufflon ist“. Gemeint ist das „Problemmufflon Hermann“, das in der Boulevardpresse für die Schlagzeile sorgte: „Problemmufflon randalierte im Schrebergarten“. Hermann gilt als „schwer erziehbar“, was aber kein Wunder ist, denn Mufflons sind von Natur aus Wildschafe, und für Exemplare wie den krawalligen Hermann müsste man beim Bundesumweltministerium eigentlich auch ein „Kompetenzzentrum Mufflons“ einrichten, um den Wölfen in freier Wildbahn die Angst vor den Mufflons-Hooligans zu nehmen, aber wahrscheinlich reimen sie sich im Bundesumweltministerium nur wieder eine bescheuerte Bauernregel zusammen: „Benimmt sich Hermann wie ein blöder Hammel, kriegt selbst der Wolf ’nen großen Bammel“.

© Raap/Bär 2017

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Einbrennsuppe

Einbrennsuppe ist eine Mehlsuppe, in der Schweiz und in Österreich beheimatet – die Basler Mehlsuppe ist eine traditionelle Fastensuppe, zu der man Zwiebelkuchen isst. In der Pfanne wird in heißem Fett das Mehl mit Zwiebeln angeröstet, bis es fast goldbraun ist, dann kommt Wasser oder Fleischbrühe hinzu, zusammen mit Suppengrün. Manche Rezepte notieren auch Speck und Markknochen. Würzen mit Salz, Pfeffer, Kräutern. Die polnische Mehlsuppe Zurek hat eine Sauerteigbrühe als Basis, die man zusammen mit Wurst, Speck, Kartoffeln und/oder Omelettestreifen bzw. einem hartgekochten Ei serviert. In Polen ist dies eine traditionelle Ostersuppe. Heute ist sie dort überall als Tütensuppe erhältlich.

Zakuski-Teller

Zakuski nennt man in Russland, Polen und den baltischen Ländern kalte Vorspeisen, zumeist mit Fisch. Dazu reicht man Salzgurken, Pelmeni (gefüllte Teigtaschen mit Fleisch), Piroggen (gefüllte Blätterteigtaschen), Brot und Blinis (russische Pfannkuchen aus Buchweizenmehl). Zu einer Zakuski-Platte gehören Kaviar vom Stör, vom Lachs oder von der Forelle (dazu isst man Blinis mit Schmand oder saurer Sahne), geräucherte Sprotten (Sprotky), geräucherten oder gebeizten Lachs (Lossos), gesalzenes Heringsfilet mit Zwiebeln, Heringssalat mit Roter Beete, Karpfen in Aspik, diverse andere Sorten Räucherfisch (Karp w jelly), Salat aus eingelegten Pilzen. In Russland trinkt man dazu Tee aus dem Samowar, sonst auch Bier und/oder Wodka.

Sauce Zingara ist der korrekte Name für eine Sauce in der klassischen Küche, die in der deutschen Imbisskultur heute als „Balkansauce“ oder „Paprikasauce“ bezeichnet wird, weil der ursprüngliche Name „Zigeunersauce“ als politisch unkorrekt gilt. Der französische Starkoch Auguste Escoffier erwähnt diese Sauce in seinem 1903 erschienenen Kochbuch, wo sie als eine scharfe ungarische Beilagensauce zu Roastbeef und Kalbskotelett empfohlen wird; in Deutschland reicht man sie heute zum panierten oder unpanierten „Balkanschnitzel“ oder „Schnitzel Budapester Art“, wenn man den Namen „Zigeunerschnitzel“ vermeiden will. 2013 forderte ein Verein „Forum für Sinti und Roma“, auf diesen Begriff zu verzichten, weil er diskriminierend sei, doch der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und der Bundesverband der Jenischen Deutschlands schlossen sich dem nicht an, und auch die Lebensmittelindustrie lehnte unter Verweis auf die historische Tradition des Rezepts eine Umbenennung ab. Die klassische Sauce Zingara besteht im Urrezept aus gedünsteten Zwiebeln, Tomaten, Paprikastücken, Champignonscheiben, aufgefüllt mit Bratenfond, Tomatensauce einem Schuss Weißwein und etwas Weinessig, und abgeschmeckt mit Cayennepfeffer, wobei man dieses Rezept früher auch mit Zutaten wie gepökelter Kalbszunge, gekochtem Schinken und gehobelten Trüffeln variierte. In der Ausflugs- und Imbissgastronomie sind heute stark vereinfachte Rezepte üblich, die aus Zwiebeln, Gemüsepaprika, Tomatenmark, Knobloch und kleinen Gewürzgurkenstücken bestehen, aufgefüllt mit Brühe, manchmal auch mit einem Schuss Rotwein, abgeschmeckt mit etwas Essig und Paprikapulver, und mit Mehl abgebunden. Manche Rezepte enthalten auch Senf, Chili oder ein wenig Currypulver oder Ajvar-Paprikasauce als Zutat.

 

baer aktuell 215/216 und Bild des Monats

Februar 6th, 2017

Bild des Monats Februar 2017:

Jürgen Raap, „Schwarzmarktgeschäfte“, 2016

Jürgen Raap „Agrippina, Aggripinensis“,

Schild für Karnevalsumzug, 2017

Straßenkarneval in Köln 2017, Fotos: Copyright Raap/Bär 2017

 

Bär aktuell Nr. 215/216, 22. Februar 2017:

Weltbewegende Witze zur Zeit: Donald Trump, Wladimir Putin und Recep Erdogan machen eine Kreuzfahrt. Das Schiff sinkt. Wer wird gerettet: Die Welt.

Muss man in Karlsruhe darben? In Karlsruhe nicht, aber auf der Fahrt dorthin, denn Herr Bär rät jedem davon ab, im Speisewagen eines ICE, der sich „Bordrestaurant“ nennt, jemals „Nürnberger Rostbratwürstchen“ zu goutieren, da diese nämlich nicht vom Rost kommen, sondern verschrumpelt und geschmacklos aus der Mikrowelle, und wer sich dazu einen Kaffee bestellt, bekommt schon mal zu hören: „Die Kaffeemaschine wird gerade gereinigt!“ Auf die Frage, wie lange das wohl dauern wird, bekam Herr Bär zu hören: „Weiß ich nicht. Das kann dauern“. So sind sie halt bei der Deutschen Bahn, und die Bezeichnung „Bordrestaurant“ soll wohl suggerieren, man befände sich auf einem Schiff. Das ein Eisenbahnzug nicht sinken kann wie ein Schiff, ist nicht tröstlich, denn – halten Sie sich fest – es gibt tatsächlich ortsunkundige Lokomotivführer, die sich verfahren. Als der ICE den Kölner Hauptbahnhof verließ, wunderte sich Herr Bär nämlich, wieso der Zug nicht über die Rheinbrücke Richtung Siegburg und Frankfurt fuhr, wie im Fahrplan angegeben, sondern in die andere Richtung, wo Bonn liegt. Die Mitreisenden beruhigten Herrn Bär, der Lokomotivführer werde schon wissen, was er da macht. Doch auf der Höhe von Brühl kam dann die Durchsage: „Äh, durch einen technischen Defekt… äh, durch ein Versehen unseres Fahrdienstleiters… äh, wir erreichen Siegburg/Bonn mit circa 45 Minuten Verspätung. Wir nehmen jetzt in Brühl einen Richtungswechsel auf das Gleis in der Gegenrichtung vor und fahren zurück nach Köln, und in Köln-West nehmen wir erneut einen Wechsel in der Fahrtrichtung in Richtung Siegburg/Bonn vor. Lufthansa-Passagiere mit Ziel Fernbahnhof Frankfurt-Flughafen melden sich wegen der Verspätung bitte beim Zugbegleiter in Wagen 26. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen and we wish you a pleasent journey with Deutsche Bahn. Our next stop is Siegburg/Bonn with a delay of 45 minutes“. Den Bahnhof von Siegburg als „Siegburg/Bonn“ zu bezeichnen, ist auch schon ein ziemlicher Euphemismus, denn Bonn ist von Siegburg immerhin gut 15 km entfernt und liegt auf der anderen Rheinseite, aber in Siegburg kann man sich nun rühmen, durch diese Bahnhofsbezeichnung an die große weite Welt des globalen Schienennetzes von ICE-Bordrestaurants angebunden zu sein, mit und in denen man niemals im Meer versinkt, doch genauso gefährlich wie ein sinkendes Schiff ist es, wenn ein Lokomotivführer zum Geisterfahrer wird. In Karlsruhe kam der ICE schließlich mit 56 Minuten Verspätung an, und die Schaffnerin konnte sich einen Anflug von höhnischem Lächeln nicht verkneifen, als sie Herrn Bär belehrte, eine Fahrpreiserstattung gäbe es erst ab 60 Minuten Verspätung. So sind sie halt bei der Deutschen Bahn.

Breaking News: Der deutsche Regenwurm ist vom Aussterben bedroht! Als Herr Bär seine Kindheit in den Trümmerlöchern der Nachkriegszeit verbrachte, galt es als Mutprobe unter den acht- oder neunjährigen Spielkameraden: wer traut sich, einen Regenwurm zu verspeisen? Jene Veganerin, die sich kürzlich darüber beschwerte, dass vom Glockenspiel am Limburger Rathausturm frivolerweise das Kinderlied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ ertönte und besonders würde sie sich über die Liedzeile „Sonst kommt dich der Jäger holen mit dem Schießgewehr“ erregen, hätte unsere kindliche Mutprobe gewiss nicht gut geheißen. 55 Jahre später steht der Regenwurm in Deutschland auf der Roten Artenschutzliste, wie kürzlich das Internetportal „Umwelt Dialog“ reportierte: „Zwei der 47 Regenwurmarten gelten als im Bestand gefährdet, 14 Arten sind aufgrund extremer Seltenheit gegenüber Bedrohungen, wie Versiegelung, intensiver Landwirtschaft oder globalem Klimawandel besonders anfällig und bei drei Arten war ein negativer langfristiger Trend zu beobachten…“ Aber ich schwöre es beim Augenlicht von Anton Hofreiter: den Octodrilus argoviensis haben wir bei jenen kindlichen Mutproben nicht verspeist – am Rückgang der Regenwürmer sind wir genauso unschuldig wie der Fuchs im Gänsestall, der dort nur seinen natürlichen Raubtierneigungen nachgeht.

Eigenartigerweise hört man in Sachen Bestandsschutz für Regenwürmer diesmal aus den Kreisen der Grünen kein Gezeter von Simone Peter, und auch Volker Beck, der sich gerne zum Schutzheiligen aller Minderheiten unter dem Himmel und auf Erden stilisiert, hüllt sich diesmal in Schweigen.

Lesen Sie dazu in der nächsten Ausgabe von „bär aktuell“: Rettet jetzt stattdessen Martin Schulz den deutschen Regenwurm?

Warum gibt es in „bär aktuell“ keine Witze mehr über die FDP? Aus Pietätgründen. Schließlich respektieren wir die Totenruhe.

Lesen Sie dazu in der nächsten Ausgabe von „bär aktuell“: Rettet Martin Schulz die FDP?

Als der Großvater von Herrn Bär in den 1930er Jahren Bahnhofsvorsteher in Ostpreußen war, fuhren alle Züge pünktlich ab, worauf heute noch sein Enkel stolz ist. Die Leistungsbilanz der heutigen Deutschen Bahn bewertet das „manager magazin“ hingegen als destraströs und das Wirken der ehemaligen Bahnvorstände Hartmut Mehdorn und Rüdiger Grube unverhohlen als „Unfähigkeit der Chefs“. Als möglicher Grube-Nachfolger wird nun ein gewisser Siegfried Russwurm gehandelt, und Herr Bär verkneift sich an dieser Stelle den Kalauer, das sei doch eine schöne essayistische Überleitung vom Aussterben des Regenwurms zur Servicewüste Deutsche Bahn. Hoffentlich wird nicht doch noch der Pofalleri Pofallera Ronald Pofalla oberster Bahnwärter, denn dem kann man noch am allerwenigsten zutrauen, bei der Nulpenhaftigkeit des Bahnmanagements für Abhilfe zu sorgen. Herr Bär weilte mal im Wahlkreis des früheren CDU-Politikers Pofalla in der Gegend von Kleve und sprach mit Leuten, die Ronald Pofalla persönlich kennen, und das Freundlichste, was er dort von dessen Gegnern über Pofalla zu hören bekam, war der Eindruck, der sei in der Realität tatsächlich genauso wie er im Fernsehen rüberkommt. Das Wort „Lachnummer“ war zwar nicht gefallen, aber man kann sich auch so sein Teil denken.

Lesen Sie dazu in der nächsten Ausgabe von „bär aktuell“: Rettet Martin Schulz die Deutsche Bahn?

Der Kunstkritiker Wolfgang Ullrich verwies neulich in einer Kolumne auf die amerikanische Schriftstellerin Joyce Carol Oats, die behauptet hatte, Donald Trump sei der Jeff Koons der Politik: beide, der Immobilientycoon Trump und der Pop-Künstler Koons, verstoßen gegen den „guten Geschmack“. Immerhin will der Künstlerdarsteller Jeff Koons mit seiner Kitschkunst nur Geld verdienen, während dem Club der Milliardäre in der US-Regierung die Erotik der dicken Brieftasche allein nicht mehr genügt, und stattdessen der Lustgewinn aus der Ausübung von Macht und bisweilen auch aus deren Missbrauch geschöpft wird. Dass manch einem von ihnen aber auch das nicht reicht und er sich deswegen in einem Moskauer Hotelzimmer gerne von einer Domina vertrimmen lässt, ist aber wohl eher eine Fake News-Erfindung der russischen „Lügenpresse“.

Deutsche Politiker sind im Vergleich mit amerikanischen seriöser, aber auch langweiliger – und ihre Langweiligkeit ist die Crux, warum es ihnen schwerfällt, den brachialen Populisten Paroli zu bieten. Brot allein reicht nicht; das Volk will nämlich immer Brot und Spiele gleichzeitig. Über Sigmar Gabriel lässt sich auch in seiner neuen Rolle als Außenminister nur sagen, er sei auch jetzt nur beleibter als beliebter, angesichts des Schulz-Hypes, den seine Partei derzeit erfährt: Mittlerweile kennt nämlich jeder Schulzens Heimatort Würselen, wo der neue SPD-Messias wie ein Halbgott verehrt wird und im lokalen Dialekt jetzt schon „Zinter Mätes“ genannt wird. Die Würselener sehen sich hinsichtlich der weltpolitischen Bedeutung ihrer Stadt dank Schulz nun sogar auf Augenhöhe mit Washington, und der endgültigen Heiligsprechung von Martin Schulz steht nur noch die Prüfung entgegen, dass er dem Teufelswerk der Einführung von Eurobonds und einer europaweiten Bankenhaftung widersteht, damit eben nicht die Kunden der Stadtsparkasse Würselen mit ihren Sparbucheinlagen für die Schulden, faulen Investmentbank-Kredite und Devisentermingeschäftszockereien der Hallodris in Politik und Bankwesen bluten müssen.

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe von „bär aktuell“: Gelingt Martin Schulz auf dem nächsten Bundesparteitag der SPD die Speisung der Fünftausend mit einer einzigen Martinsgans?

© Raap/Bär 2017

Unbedingt mal anklicken:

https://www.youtube.com/watch?v=165axVRXBBc

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Nasi Goreng

Nasi Goreng ist ein Standardgericht der indonesischen Küche, wobei der vorgekochte Langkornreis mindestens zwei Stunden oder sogar einen halben Tag lang ruhen muss, bevor man ihn brät. In einer Pfanne oder in einem Wok brät man in Erdnussöl oder Palmöl kleingehackte Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Poreestreifen, ein paar Stückchen Chilischote und Knobloch an, fügt Hühnerfleisch und/oder Schweinefleisch in dünnen Scheiben hinzu, sowie Champignons und Erbsen. Man kann auch Streifen von gekochtem Schinken und Schweinebratenaufschnitt nehmen und Röstzwiebeln aus der Tüte hinzufügen, sowie Omelettstreifen oder Rührei. Würzen mit Salz, Sambal Oelek, bei Bedarf auch mit etwas Curry und Gelbwurzel (Kurkuma), etwas Sojasauce. Dazu reicht man Krabbenbrot (Kroepeok).

Gebratener Reis „Kuala Lumpur“ ‚a la Karl-Josef Bär

In heißem Erdnussöl Streifen von der Hühnerbrust mit Zwiebeln, Knobloch, Erdnüssen und Chashewkernen kurz scharf anbraten, Wasser oder Geflügelfond hinzugeben, Streifen von rotem und grünem Paprika, Gurkenstücke, vorher in Wasser eingeweichte chinesische Trockenpilze oder Champignons, bei Bedarf ein paar Ananasstücke oder frische Mangostücke, ein Schuss Limettensaft, würzen mit etwas Sojasauce, Cayennepfeffer/Sambal Oelek, grünem Curry, Zitronengras, geriebenem Ingwer, Kreuzkümmel, frischer Minze und frischem Koriander.

Schaschliksauce

Schaschlik ist ein Fleischspieß in der traditionellen Küche Russlands, der Kaukasusländer und der westasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken, d.h. im Siedlungsraum der Turkvölker, auch in Teilen des Balkans und in Ungarn. Man nimmt dafür Würfel von Lamm- Rind- oder Schweinefleisch, die man abwechselnd mit großen Zwiebelstücken und Speck auf die Spieße steckt, manchmal auch zusätzlich mit Tomatenhälften oder Paprikastücken. Um das Fleisch zarter zu machen, empfiehlt es sich, es vorher zu marinieren. Die Spieße legt man auf den Grill oder brät sie in der Pfanne relativ kurz; in der deutschen Imbissküche lässt man Schweinefleischspieße auch längere Zeit im Sud schmoren, bis das Fleisch schön weich ist. (die bis in die 1980er Jahre übliche Variante Nierenschaschlik wird heute allerdings kaum noch angeboten). Die Schaschliksauce besteht aus Zwiebeln, die man in Öl andünstet, dann fügt man klein gepressten Knobloch, klein gehackte Tomaten und/oder „pomodori pelati“ (geschälte Tomaten mit Saft aus der Dose hinzu), und ein paar kleine Stückchen von der Chilischote oder Tabasco. Abschmecken und würzen mit Salz, etwas, Curry, Paprikapulver, Tomatenketchup, Worcestershiresauce und Oregano.

Paella valenciana Eine flache Metallschüssel mit Namen „patella“ wurde um 1900 in Valencia als „Paella“ bzw. „paellera“ für die Metallpfanne sprachlich abgewandelt, in der man ein Reisgericht mit Safran zubereitet, das man auch „Paella“ nennt. Die klassische Paella Valenciana besteht nur aus diesem Safranreis mit weißem Fleisch (Hähnchen oder Kaninchen), zerkochten frischen Tomaten, Erbsen, grünen Bohnen, weißen Bohnen, reichlich Knobloch, manchmal auch rotem Gemüsepaprika, gewürzt mit Salz, Pfeffer, Paprika und Rosmarin. Üblich ist in der spanischen Tourismus-Gastronomie heute aber auch eine Anreicherung mit Meeresfrüchten, die man aber separat anbrät und erst später mit dem Fleisch vermischt. Man nimmt Langkornreis (Risottoreis wäre zu stärkehaltig). Wenn dieser weichgekocht ist, gibt man ihn zu dem Fleisch und dem Gemüse in die Paella-Pfanne, mit etwas Wasser oder Hühnerbrühe, aber anschließend wird dann kein Wasser mehr nachgegossen. Zum Servieren dekoriert man die Oberfläche mit gebratenen Langostinos, Gambas, Tomatenscheiben und Zitronenscheiben.

Kompes nennt man im Aachener Raum und damit auch in Würselen durch Milchsäuregärung konservierten Weißkohl, also Sauerkraut, und gleichfalls ein Gericht, das mit Sauerkraut, Kartoffelpürree und der Blutwurst „Öcher Puttes“ serviert wird.

 

bär aktuell 212/213/214 und Bild des Monats

Januar 1st, 2017

Bild des Monats Januar 2017:

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Jürgen Raap, Das gefundene Wäschestrück, 2016

Bär aktuell Nr. 212 – 3. Jan. 2017

Bärs Beitrag zum Luther-Jahr 2017: die Kardinal Frings-Diät Vorbei sind die Zeiten, da man die Schacherer und Wucherer aus dem Tempel vertrieb, und so wird das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ von krämerseelenhaften Trittbrettfahrern begleitet, deren frivole Marketingideen in „Luther-Nudeln“ und „Luther Quietschenten“ münden. Luther-Nudeln? Nun ja, der Reformator hat ja schließlich von sich selbst behauptet, er „fresse wie ein Böhme und saufe wie ein Deutscher“, aber mit den Luther-Nudeln ging ein Marketing-Gag insofern in die Hose, weil nämlich diese Art Teigwaren bekanntlich bereits längst vorher die „Pastafaris“ von der „Kirche des fliegenden Spaghettimonsters“ für sich reklamiert haben, die im brandenburgischen Templin regelmäßig eine „Nudelmesse“ abhalten. Jener Makkaroni-Kirche hat jedoch das Land Brandenburg freilich noch nicht „die Grundrechte einer Religionsgemeinschaft“ zugebilligt. Herr Bär hat sich unterdessen dazu entschlossen, den Ess- und Trinkgewohnheiten Martin Luthers mit der „Josef Kardinal Frings“-Diät zu folgen, einer Fastenkur, die auf dem rheinischen Prinzip beruht: Man muss auch mal ein Opfer auslassen können, einem geflügelten Wort des Kardinals zufolge. Wer wie Herr Bär mit willigem Geist aber mit ständig wiederkehrendem Heißhunger auf alles, was nach den Diätempfehlungen des Hausarztes eher nur maßvoll genossen werden soll, solchermaßen die Kardinal-Frings-Diät als eine Variante lutheranischer Essgewohnheiten begreift, dem ist auch sonst nichts Menschliches fremd, und so bringt Herr Bär Verständnis für das Eingeständnis von Sigmar Gabriel auf, er schaffe es nicht aus eigener Willenskraft, durch Mäßigung beim Essen abzunehmen, weshalb er, Gabriel, sozusagen ein Bruder im Geiste des der Völlerei nicht abgeneigten Martin Luther, sich operativ den Magen verkleinern ließ. Ob Sigmar Gabriel als möglicher Kanzlerkandidat der SPD etwas abgespeckt beim Wahlvolk besser punkten könnte, sei aber dahin gestellt. Olaf Scholz indessen, von Gabriel auch schon mal als möglicher Spitzenkandidat seiner Partei in die Diskussion gebracht, wirkt hingehen eher so, als ob er die letzten zwanzig Jahre Manager bei der Deutschen Schlafwagen-Gesellschaft gewesen wäre, während der Kabarettist Jürgen Becker sich vorstellen kann, ein anderer möglicher Merkel-Herausforderer, nämlich Martin Schulz, tauge gewiss auch gut als neuer Präsident des Festkomitees Kölner Karneval – unvergessen ist nämlich die Aufnahme des österreichischen TV-Senders ORF, wie Martin Schulz auf Europa-Wahlkampftour im Auto voller Inbrunst und mit Tränen in den Augen den kölschen Evergreen „En unserem Veedel“ sang. Für Jürgen Becker ist Martin Schulz ansonsten „ein Kämpfer: der hatte mal in Würselen eine Buchhandlung aufgemacht. In Würselen! Wer das schafft, der kann auch die SPD retten“. Doch Schulz will möglich nicht, nämlich Kanzlerkandidat werden und die SPD retten, er ziert sich nämlich, und Gabriel kann’s nicht, meint jedenfalls die Mehrheit bei den Meinungsumfragen.

Die Selfie-Manie sich selbst überall und nirgends zu fotografieren und derlei Bilder in den Orkus des Word Wide Web zu posaunen, hat inzwischen Unterkategorien und damit neue Wortschöpfungen hervorgebracht. Wenn Frauen sich mit entblößter Brust fotografieren, nennt man das jetzt allen Ernstes „Brelfie“, und wenn auch noch der Gatte mit aufs Bild muss, heißt das dann „Relfie“ (von „Relashionship“-Selfie, also Beziehungsfoto). Wenn die Gattin mit Vornamen gar Elfi heißt, ist das dann ein „Elfi-Relfie“.

Bärs Humor-Kritik: Der politisch korrekte Frank-Walter Steinmeier-Witz eines Büttenredners im Kölner Karneval veralbert die begrenzten rhetorischen Fähigkeiten und damit die eher einschläfernde Wirkung des Außenministers und künftigen Bundespräsidenten: die Firma Valium überlege, ihren Pillenschachteln Steinmeiers Reden demnächst als Beipackzettel beizufügen. Tusch und Klatschmarsch. Bärs Urteil: ein Witz zum Mitdenken; Pointe kommt langsam. Als Variante dazu könnte man auch den Gag raushauen, bei jedem Redebeitrag Steinmeiers im Bundestag mutiere dass Plenum zur gähnenden Pyjama-Party. – Da die Grünen die anstehenden Wahlkämpfe in diesem Jahr dank ihrer bisweilen überambitioniert drauflos plappernden Parteichefin Simone Peter schon so frühzeitig versemmelt haben wie noch nie, war es für die Zunft der Büttenredner nie leichter als jetzt, mit Altmännerwitzen über das weibliche Führungspersonal der Öko-Partei stehende Ovationen einzuheimsen. Wo die Geschmacksgrenzen bzw. jene der gesinnungsethischen Korrektheit zu liegen haben, ist in der Humorkultur indessen von Land zu Land unterschiedlich. Der britische TV-Sender BBC erntete in den sozialen Medien jedenfalls einen Shitstorm für seine Satiresendung „Real Housewifes of ISIS“, als dort in einem Sketch vermummte Terroristengattinnen jammerten: „Es sind nur noch drei Tage bis zur Enthauptung, und ich weiß nicht, was ich anziehen soll“. BBC setzte jedenfalls nach den Protesten weitere Folgen dieser Serie ab. Während bei der Herrensitzung der Kölschen Grielächer der ornithologische Vortrag des Büttenredners Jupp Menth in der Rolle des „kölschen Schutzmannes“ unbeanstandet blieb, Claudia Roth werde in der Paarungszeit sogar von Buntspechten angeflogen, dabei habe sie „von Vögeln keine Ahnung“, wurde indessen wegen eines solchen Claudia Roth-Witzes gegen diesen Redner bei der Karnevalssitzung der IG Metall Auftrittsverbot verhängt. Der Kölner „Express“ bemühte daraufhin einen Brauchtumsforscher und ließ diesen erklären, Auftrittsverbote gegen Büttenredner habe es in Köln zuletzt in der Nazi-Zeit gegeben. Hier sieht sich Herr Bär allerdings zu der brauchtumshistorischen Korrektur veranlasst, dass solch ein Auftrittsverbot in den 1960er Jahren auch noch den Karnevalisten Horst Muys traf, der in seiner Typenrede als „Dä liebe Jung aus Köln am Rhein“ ebenfalls mit einem Tier-Witz der Zensur zum Opfer fiel („Treffe ich eine Frau mit einer Katze auf dem Schoß und frage: Gnädige Frau, darf ich mal Ihre Muschi fotografieren? Säht die Frau, ja, jut, ävver wer hält dann esu lang de Katz?“) Was Sigmund Freud in seiner Abhandlung „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ speziell über den schwarzen Humor analysierte, gilt indessen für den Witz schlechthin – in das Lachen über die Pointe mündet nämlich immer eine Triebabfuhr, und so ist das Erzählen makabrer Witze oder auch solcher mit derben obszönen und skatologischen Anspielungen ein Ventil für die Auseinandersetzungen mit den Tabus in der jeweiligen Gesellschaft – es ist mithin eine flüchtige Lockerung von Verdrängungen durch eine verbal-symbolische Verharmlosung des Verbotenen, des Tragischen oder gar des Bösen. Gemeinhin werden Tabus als gesellschaftliche Normen auf der Ebene des Über-Ich definiert und reguliert – in der Zeit des Bismarckschen Kulturkampfes um 1875/1880 waren z.B. im Kölner Karneval Witze über den Erzbischof offiziell tabu, um die konfessionellen Gegensätze nicht noch mehr zu verschärfen. Die Verspottung und die Schadenfreude, die im Witz transportiert wird, wirkt im Freudschen Sinne jedoch psychisch entlastend und befreiend – aber folgt man der Auffassung des Kirchenvaters Lucius Caecilius Firmianus Lactantius, „religio“ leite sich vom lateinischen Verb „religare“ für anbinden oder rückbinden ab, dann geht es in jeder Religion grundsätzlich weniger um eine Befreiung des Individuums in einem modernen emanzipatorischen Sinne, sondern um eine Bindung, die vor allem auch eine ideologische ist. Deswegen ist den religiösen Eiferern jeglichen Couleurs der Humor immer fremd, und ebenso den sonstigen strengen Moralisten, die lieber einem alttestamentarischen Zorn frönen als der verständnisvollen und versöhnlich gestimmten Milde, weil ihnen eine freudianische „Wiederschließung frühkindlicher Lustquellen“ durch sublimes Ausleben des Ferkeligen (stellvertretend für alles Triebhaft-Animalische) in höchstem Maße suspekt ist. Denn die Idee der religiösen Frömmigkeit und jene politischen Korrektheit ist an eine sehr komplexe Idee von Reinheit, Vollkommenheit und Unschuld gekoppelt – der „schmutzige Witz“ ist dann das genaue Gegenteil davon. Ideologisch verwandt mit einer solchen Auffassung ist übrigens auch die Durchsetzung einer sozialen und politischen Hygiene als „Säuberung“ oder „Säuberungswelle“ in autoritären Systemen: vor allem Diktatoren sind in der Regel bekanntlich auch äusserst humorlos. Doch schon in den spätmittelalterlichen Fastnachtsspielen wurden das Körperliche und auch das Animalische immer wieder ins Groteske gesteigert (und dabei auch das Klerikale erotisiert) – hier finden wir einen der theatergeschichtlichen Anfänge der Komik. Etwas „in den Dreck ziehen“ geschieht im Wortwitz auf einer Ebene der Metaphorik als Brechung von Entrückung, Überhöhung und Erhabenheit – wenn wir im Witz Politiker lächerlich machen, zerren wir sie auf den Boden, auf das Erdige, Staubige, mithin in unsere ureigene Sphäre zurück.

© Raap/Bär 2017

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Paprika-Feigen-Salat

Die Feige zählt zu den Maulbeergewächsen; sie zählt zu den ältesten Nutzpflanzen und wird in Europa heute vorzugsweise im Mittelmeerraum angebaut. Die Hochsaison ist zwischen August und November; frische Feigen sind bei vielen orientalischen Obsthändlern oder in Feinkostläden aber das ganze Jahr über erhältlich, in den Wintermonaten als Importware aus Übersee. Ernährungsphysiologisch gelten Feigen als blutreinigend und verdauungsfördernd. Zum Paprika-Feigensalat nimmt man eine Marinade aus Olivenöl, ein paar Spritzern Zitrone, Salz, Pfeffer, eine Messerspitze Senf, Sesamkörnern, Lauchzwiebeln, Streifen von gelbem oder grünem Spitzpaprika, Roma-Salatblätter, frischen Feigen, dazu etwas Ziegenkäse oder Gorgonzola und frische Basilikumblätter.

Tourteau-Crabe Der Taschenkrebs hat einen glatten bräunlichem Panzer mit 20-25 cm Durchmesser, während die Meeresspinne (Araignée) weniger stark entwickelte Scheren und einen rötlichen Panzer hat. Taschenkrebse kommen in der Nordsee und im östlichen Atlantik vor; sie gehören zu den kulinarischen Standards der bretonischen Küche. Meeresspinnen halten sich im Winter in tieferen Gewässern auf und kommen im Frühjahr in küstennahe Regionen. Taschenkrebse haben mageres, proteinreiches Fleisch. Das meiste davon steckt in den Scheren, die man am beste mit einer Krebszange oder einem Nussknacker knackt, und unter dem Panzer. Man setze einen Sud an mit Wasser, Zwiebeln, Knobloch, etwas Sellerie, Petersilienwurzeln und einer Tomate (falls man für einen zweiten Menügang Schalen von Krabben oder Scampi übrig hat, koche man diese mit), gieße dann das zerkochte Gemüse ab, fülle die Flüssigkeit mit Hummerfond auf und lasse den Krebs darin 10 min. kochen, füge zum Schluss etwas frischen Dill hinzu. Am besten schmeckt er dann kalt mit Knobloch-Mayonnaise und Weißbrot zu einem trockenen Weißwein von der Loire. Aus dem Sud kann man dann mit Hummerpaste noch eine Krebssuppe zubereiten.

Banane „Siem Reap“ à la Karl-Josef Bär

In einem Topf mit wenig Wasser 1 Sternanis, Stücke von Zimtstange und Ingwer weichkochen, bei Bedarf auch 1 TL Honig hinzufügen. In einer Kasserole Bananen mit Erdnüssen und Ingwerstücken spicken, mit Butter bestreichen und mit Kokosraspeln und Sesamkörnern bestreuen, mit dem Sud übergießen und im vorgeheizten Backofen 10 Min. erhitzen. Wer will, kann anschließend auch noch separat erhitzte Vanillesauce darüber gießen.

Bär aktuell 213 – 11. Januar 2017

Beachten Sie bitte folgende Terminhinweise:

Sonntag, 15. Januar 2017, 13 Uhr.

Vernissage zur Ausstellung

„Katharina von Bora – von der Pfarrfrau zur Bischöfin – Künstlerpaare“

mit einem Ausstellungsbeitrag von Siglinde Kallnbach und Jürgen Raap

und

Siglinde Kallnbach:

a performancelife für die Opfer von Terroranschlägen

ein Performance-Stückwerk

Frauenmuseum Bonn

Im Krausfeld 10, Bonn-Nordstadt


Dienstag, 31. Januar 2017, 19 Uhr

Siglinde Kallnbach: VERSUCHE

ein (Performance)-Stückwerk

Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe

Reinhold-Frank-Str. 67, 76133 Karlsruhe


 

Bild vom karnevalistischen Empfang der Bezirksvertretung Köln-Ehrenfeld

Januar 2017 („Prummesitzung“),

Foto: Copyright Kallnbach/Raap/Bär

 

 

bär aktuell 210/211 und Bild des Monats

Dezember 5th, 2016

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Bild des Monats Dezember 2016:

Jürgen Raap, Junger Mann zum Mitreisen gesucht, 2016

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Bar in Mainz

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Bausünde in Mainz

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Assmannhäuser Höllenberg, Foto: S. Kallnbach

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Schloss Rüdesheim

 

Werbung in Rüdesheim

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Loreley, Foto und Copyright: S. Kallnbach

Bär aktuell Nr. 210 – 3. Dez. 2016

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär – Trifft man im rheinischen Weinort Rüdesheim in der berüchtigten Drosselgasse auf Chinesen, so benehmen die sich wie harmlose Touristen. In Wirklichkeit sind sie aber wohl Investoren, und zwar solche, vor denen uns der Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in einem seiner seltenen wachen Momente neulich gewarnt hat: man dürfe denen nicht das Know How in unseren Schlüsseldindustrien überlassen, mahnte Gabriel, und wer Sigmar Gabriel ernst nimmt, der hält jetzt jeden Chinesen, der auf dem Rüdesheimer Weihnachtsmarkt hemmungslos herum fotografiert, für einen Wirtschaftsspion, der sich das Geheimrezept von Schwester Hildegards Äbtissinnenlikör aneignen will. Das Destillat aus dem örtlichen St. Hildegard-Kloster enthält Ceylonzimt, Angelikawurzel und -halten Sie sich fest!- auch noch Kalmuswurzel, mehr wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten. Huhu, Herr Gabriel, wer mit derlei staatsbürgerlicher Verantwortung um der Spionageabwehr willen den Chinesen gegenüber verschweigt, dass besagter Rüdesheimer Klosterlikör auch noch Ysopkraut enthält, der hat ja wohl das Bundesverdienstkreuz verdient (huhu, Herr Gabriel, bitte das Bundesverdienstkreuz nicht per DHL zu Herrn Bär schicken, denn die sind zu faul zum klingeln und schieben immer nur eine Paketabholkarte unter der Haustür durch). In der Drosselgasse wirbt auch eine Künstlerin namens Bea Schröder, in Personalunion Wirtin des „Theater-Cafés“, für sich und ihre Kunst auf englisch (ihre Kunst sei „famous“=berühmt) und auf chinesisch, aber das interessiert die Chinesen weniger, die sich lieber von der Getränkekarte das Rezept für „Rüdesheimer Kaffee“ abschreiben: Kaffee, ein Schuss Asbach Uralt und darauf ein Sahnehäubchen. Wer stattdessen lieber im „Restaurant Schloss Rüdesheim“ einkehren und dort Wein, Weib und Gesang frönen will, der trifft im Gastraum auf ein mechanisches Klavier, das die „Capri-Fischer“ intoniert, was zu einem rheinischen Weinort zwar nicht ganz passt, aber nun ja, der Rotwein vom benachbarten „Assmannshauser Höllenberg“ gleitet auch zu diesen Klavierklängen samtig-süffig über die Zunge, und eine Inschrift informiert darüber, dass hier Johann Wolfgang von Goethe am 15. August 1814 nächtigte und beim Genuss eines Rheingau-Rieslings oder auch eines „Assmannshäuser Höllenbergs“ begeistert ausrief: „Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein“. Herr Bär hätte sich sofort in Zimmer 24 einquartiert, wo vor 202 Jahren der Dichterfürst sein Haupt zur Ruhe bettete, um sich von diesem genius loci zur Abfassung von „Faust IV“ inspirieren zu lassen, aber das Zimmer war gerade belegt, und so bleibt es jetzt nun doch bei „bär aktuell“. Der Weihnachtsmarkt in Rüdesheim nennt sich übrigens „Internationaler Weihnachtsmarkt“, und international daran ist die Tatsache, dass den Stand mit Leuchtlampen in Form eines Weihnachtssterns ein Afrikaner betreut und jenen mit Produkten aus Alapaka-Wolle, nun ja: ein Chinese, den seine Landsleute ausfragen, wo sie als Investoren am besten ihr Geld anlegen (Antwort des Standbetreuers: am besten in Alpaka-Wolle). – Weiter geht’s nach Mainz, wie es singt und lacht, und für Wein, Wein und Gesang verbürgt sich hier unweit des Mainzer Domes die „Bar zu Hölle“, die als „Bar mit Niveau für den anspruchsvollen Gast“ firmiert, dies allerdings unter wahrscheinlicher Missbilligung des örtlichen Erzbischofs, und in der mitunter auch der Vorstand der KP-Ortsgruppe Shanghai auf Investorentour die Parteikasse versäuft, um das niveauvolle Etablissement später beschwingt mit dem Spruch auf den Lippen zu verlassen: „Wenn einem soviel Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert“, was sie allerdings phonetisch wie „ulalt“ artikulieren (Huhu, Marketingabteilung von „Asbach uralt“: für diese Schleichwerbung als kleines Dankeschön bitte einen Karton „Asbach uralt“ an die Adresse von Herrn Bär schicken, aber bitte nicht per DHL, denn die sind zu faul zum klingeln und schieben immer nur eine Paketabholkarte unter der Tür durch). Nach ihrer Rückkehr nach Shanghai müssen sie auf dem Parteitag wahrscheinlich Selbstkritik üben, weil sie außer einer leeren Parteikasse nur das Rezept für „Rüdesheimer Kaffee“ und einen Pullover aus Alpaka-Wolle vom Weihnachtsmarkt mitgebracht haben. Ansonsten fallen Herrn Bär im Stadtbild von Mainz die architektonischen Bausünden auf, die es auch letztes Mal hier schon zu besichtigen gab, aber nun ja, Mainz bleibt Mainz. In der ersten Kneipe, die Herr Bär ansteuert, wird als Bier „Sion Kölsch“ ausgeschenkt, der örtliche Fußballverein „FSV Mainz 05“ bewirbt seine Spiele im Europacup in der Schreibweise „Europakapp“, und damit den Gag auch jeder versteht, zusätzlich mit dem Symbol einer Narrenkappe, und ein örtlicher Karnevalbedarfsladen hat sein Schaufenster zur Weihnachtszeit nicht etwa mit Nikolausmützen dekoriert, sondern mit Funkenmariechenkostümen, und das macht einem Touristen aus Köln die Stadt dann doch irgendwie sympathisch: „Nä, he süht et wirklich us, wie bei uns ze Hus“ (einschließlich der architektonischen Bausünden, wie man sie auch aus Köln kennt). – Dass indessen in Mannheim die wenigen noch vorhandenen architektonischen Hinterlassenschaften des barocken Kurfürsten Carl Theodor heute im restlichen Stadtbild durch Neubauten im Stil einer missratenen Sparkassengebäude-Ästhetik gemeuchelt werden, hat Mannheim den Ruf eingetragen, das „Bielefeld des Südens“ zu sein, doch als regionale Spezialität bieten die Metzgereien hier eine „Mettwurst zum Rohessen“ als „Bratwürstle“ an. Herr Bär dachte sich, Weltoffenheit demonstriert man in der Fremde am besten durch Neugier auf Unbekanntes, schließlich ist man ja auf einer Bildungsreise, und so erkundigte er sich, warum die Mettwurst so heißt, und bekam als Antwort: „Die kann man auch braten“.

Essen und trinken mit Herrn Bär

Mett- und Bratwurst unterscheiden sich in der Rezeptur durch einen unterschiedlich hohen Fettanteil – die klassische Mettwurst hat etwa 15 Prozent Fettanteil, und für diese wird kein Bauchfleisch verarbeitet, in der Bratwurst jedoch durchaus, die mindestens 40 Prozent Fettanteil hat. Mett ist zudem immer grob gewolft (Ausnahme: feine Rügenwalder Teewurst), Bratwurstfleisch oft auch fein gekuttert. „Mett“ meint im Niederdeutschen gehacktes Fleisch ohne Speck. Die kleinen dünnen Nürnberger Rostbratwürste sind mit Salz, Pfeffer etwas intensiver mit Majoran gewürzt als andere Sorten. Fakultativ sind eine Prise Piment, etwas Narzisblüte oder auch eine Spur Zitrone. Für die Thüringer Rostbratwurst ist als Rezept für 2 kg Schweinefleisch an Zutaten überliefert: 4 Eier, Semmelmehl, Milch, 36 Gramm Salz, 5 Gramm Pfeffer, Kümmel, Muskat, ½ Knoblochzehe. Andere Varianten des Rezepts nennen auch noch als weitere Zutaten Senfkörner und Majoran.

Bär aktuell Nr. 211  -22. Dez. 2016

Deppen-Ranking Mit Abstand die Nr. 1 im diesjährigen Deppen-Ranking ist Jeff Sessions, Senator aus Alabama und im künftigen Kabinett von Donald Trump designierter Justizsenator. Durch den Staatsanwalt Thomas H. Figures ist als Aussage unter Eid die Bemerkung von Sessions verbürgt: „Der Ku-Klux-Klan war fein – bis sie begonnen haben, Marihuana zu rauchen”. Dass durch einen bekifften Ku-Klux-Klan für den strammen Senator die Welt aus den Fugen gerät, im Umkehrschluss durch einen unbekifften nach dessen Ansicht aber wohl hingegen nicht, ist so ziemlich das dämlichste, was man aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (und mittlerweile auch der unbegrenzten Blödheit) zu hören bekam. Zu den schrägsten gedanklichen, politischen und sonstigen Fehlleistungen in diesem Jahr gehört ohne Zweifel auf dem zweiten Platz die völlig hirnrissige Idee des mittlerweile ehemaligen britischen Regierungschefs David Cameron, seinen Wählern zu versprechen, für den Fall seiner Wiederwahl werde er ein Brexit-Referendum abhalten, in der Hoffnung, die Abstimmung ginge dann doch wohl Pro-EU aus. So dämlich verzockt hatte sich im Polit-Betrieb der letzten Jahre sonst nur Gerhard Schröder, als er 2005 Neuwahlen ausrief und damit den Weg für Mutti Merkel als Nachfolgerin freimachte. Die kriegt jetzt den Hals nicht voll und will noch vier Jahre weiter merkeln. Jan Böhmermanns Idee, Mutti Merkel nackt abzubilden, war gar nicht von Böhmermann, sondern ziemlich platt aus einem Video des Hip Hoppers Kanye West geklaut, und dies rechtfertigt Platz 3. Derlei Böhmermannsche Einfallslosigkeit bestätigt erneut Herrn Bärs Einschätzung, dass er von der intellektuellen Brillanz eines Kurt Tucholsky Lichtjahre entfernt ist. Platz 4 nimmt nicht etwa Donald Trump wegen seiner scheußlichen Frisur ein, sondern die Demoskopen, die nicht wahrhaben wollten, dass man auch mit solch einer Frisur in den USA Präsident werden kann. Auf die Idee, sich die Haare quer über die Pläät zu kämmen, kam übrigens als erster der Sportmoderator Ernst Huberty, der Leuten wie Herrn Bär aber nur wegen dieser Frisur in Erinnerung ist, während sein Kollege Heribert Fassbender intellektuelle Brillianz mit dem Satz bewies: „Es steht 0:0, es könnte auch andersherum stehen“. Daran sollte sich Jan Böhmermann mal ein Beispiel nehmen. – Herrlich trottelig stellte sich ebenfalls die SPD-geführte rheinland-pfälzische Landesregierung an, der es nicht reichte, den Nürburgring wirtschaftlich gründlich in den Sand gesetzt zu haben, weshalb sie beim Versuch, den Flughafen Hahn zu verkaufen, dann auch noch auf einen chinesischen Hochstapler herein fiel und damit Anspruch auf Platz 5 bei diesem Deppen-Ranking hat. – Ausgerechnet auf dem Kölner Hohenzollernring, der nachts als Hochburg von Antänzern und anderen Taschendieben gilt, wedelte ein 19jähriger mit einem Geldbündel voller 500 Euro-Scheine herum und fragte einen Disco-Türsteher übermütig: „Könnt ihr das wechseln?“ Ein paar Minuten später sprach ein Straßenräuber den Geldbündelbesitzer an und fragte: „Sind die Scheine auch echt? Zeig doch mal her…“ Wie die Geschichte weiter ging, kann sich jeder denken, und der Vollhorst landet auf Platz 5, gefolgt auf Platz 6 von dem ebenfalls höchst deppenhaften hessischen Bäckerlehrling, der als Hippie durch Mallorca tingelte und beim Versuch, in freier Wildbahn sein Klopapier zu verbrennen, gleich den ganzen Wald anzündete. – Allzu sehr hochgestapelt hatte die Essener SPD-Politikerin Petra Hinz mit der Fälschung ihrer Biografie, sich ein Abitur anzudichten, das sie in Wirklichkeit nie gemacht hatte (Platz 7). Mit ihren üppigen Bundestagsdiäten hätte sie sich auch problemlos den Titel einer Prinzessin von Anhalt kaufen und damit die Seiten der Regenbogenpresse füllen können, und die Wiederwahl wäre dann zumindest bei der Leserschaft den „Goldenen Blatts“ gesichert gewesen, die mit ihrer detaillierter Kenntnis über die dynastischen Verwicklungen des hohen und niederen Adels zwischen „Petra von Anhalt“ und „Marcus von Anhalt“ zu unterscheiden gewusst hätte. Letzterer belehrte kürzlich in einem Gerichtsprozess den Richter über die steuerliche Absetzbarkeit eines Luxusautos, er, Marcus von Anhalt, sei der einzige, der sich im deutschen Steuerrecht richtig auskenne, was ihm jedoch nichts nützte und eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis und hier Platz 8 einbrachte. Platz 8 belegt Alexander Gauland von der AfD, dem die deutsche Fußballnationalmannschaft nicht deutsch genug ist und der allen Ernstes dem Fußballer Jerome Boateng unterstellte, man wolle ihn „nicht als Nachbarn haben“, was dann selbst die sonst arg betuliche und immer um Beschwichtigung bemühte Mutti Merkel als einen „niederträchtigen und traurigen Satz“ empfand – bei Mutti Merkel sind solch seltene klaren Worte immerhin denn doch bemerkenswert. – Nicht sehr schlau stellte sich auch der „Hühnerbauer Ralf“ an, der in der TV-Sendung „Bauer sucht Frau“ letztlich doch nicht die Bäuerin fürs Leben fand, später eine Tankstelle überfiel und bei seiner Geldforderung durch seine Strumpfmaske so fürchterlich nuschelte, dass die Kassiererin gar nicht verstand, was er eigentlich wollte. Anschließend fuhr „Hühnerbauer Ralf“ mit dem eigenen Audi davon und wunderte sich, wieso man ihn anhand des Kennzeichens so schnell identifiziert hatte (Platz 10).

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Sauerkrautsuppe

Sauerkrautsuppe hat ihren festen Platz in der Küche Österreichs, Russlands und anderen osteuropäischen Ländern. Man brät Zwiebeln in heißem Fett (Schmalz oder Butter) an, fügt Kartoffeln und Möhren hinzu und schwitzt sie leicht an. Dann gießt man den Topf mit Rinderbrühe auf. Das Sauerkraut kocht man ca, 30 Min. separat mit ein paar Pfefferkörnern, einem Lorbeerblatt 1-2 Wacholderbeeren ebenfalls in Rinderbrühe und kippt dann den Inhalt der beiden Töpfe zusammen. Für einen Beutel Sauerkraut benötigt man 1 Liter Rinderbrühe. Dazu kann man als Wursteinlage Scheiben von polnischer Krakauer oder ungarischer Debreziner nehmen und zum Abrunden der Würze frischen Knobloch hineinpressen.

Tomatensauce aus Ghana – hierzu brät man separat Zwiebeln, Knobloch und klein geschnittene Tomaten an, fügt etwas Wasser hinzu und lässt das Ganze so lange köcheln, bis die Tomaten zerkocht sind, mischt dann die Pfefferpaste und 1 TL Tomatenmark unter. Je nach Geschmack, ob man es milder oder schärfer haben will, mit Pfeffer oder Chili (vorsichtig!) nachwürzen. Chili ist ein umgangssprachlicher Name für eine besonders scharfe Paprikaschote; sie enthält einen besonders hohen Anteil an Capsaicin, das die Schärfe erzeugt. Andere Würzmittel reizen die Geschmacksnerven auf der Zunge, Capsaicin ruft jedoch einen Hitze- und Schmerzreiz hervor, weshalb man – wenn man an den Genuss nicht gewöhnt ist oder Schärfe nicht verträgt – beim Essen Schweißausbrüche erlebt. Eine Alternative ist vorsichtig dosiertes Rosen-Paprikapulver.

Eine andere, mildere Variante dieser Tomatensauce kann man mit Okraschoten zubereiten: man beträufelt frische Okraschoten mit Zitronensaft und lässt sie 30 Min. ziehen. Zwiebeln, rote Parikaschoten und Tomaten dünstet man in heißem Oliven- oder Erdnussöl kurz an, gibt etwas Knobloch hinzu, dann die Okraschoten, weitere passierte Tomaten (aus der Düse) und Tomatenmark, bei Bedarf etwas Wasser, lässt die Okraschoten in der Sauce mitköcheln, bis sie weich sind.

Zanderfilet „Longericher Pilgerpfad“

Der Zander ist ein Süßwasserfisch, zoologisch aus der Familie der Barsche. Er kommt in europäischen Flüssen, Seen und Kanälen und ebenso in Westasien rund ums Kaspische Meer vor, jedoch nicht in Skandinavien, nicht im nördlichen Russland und nicht im südlichen Balkan. Wie der Hecht, so ist auch der Zander ein Raubfisch. Wegen seines mageren, festen, weißen Fleisches ist er als Speisefisch beliebt. Der beidseitig gesalzene und gepfefferte Fisch wird mit Mehl bestäubt und dann in der Pfanne in Olivenöl gebraten. Dazu: Möhren, Zwiebeln, rote Paprikaschoten und Zucchinischeiben kurz in Butter andünsten und in ein wenig Gemüsefonds garen, Paprikapüree und Sahne hinzufügen, mit Salz, Pfeffer, ein paar Spritzern Zitronensaft, Petersilie und Thymian abschmecken.

Copyright für alle Texte und alle anderen Fotos: Raap/Bär 2016 – Alle Rechte vorbehalten

Weihnachtsmarkt Bonn 2016, Foto: Raap

Sich das Leben nicht verdrießen zu lassen, wie es auch die Bundeskanzlerin nach dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt empfahl („Wir wollen nicht damit leben, dass uns die Angst vor dem Bösen lähmt. Auch, wenn es in diesen Stunden schwerfällt: Wir werden die Kraft finden für das Leben, wie wir es in Deutschland leben wollen…“), konnte man zwei Tage später auf dem Bonner Weihnachtsmarkt erleben – er war gut besucht wie immer.  Weder eine Trotzhaltung gegen das Muckertum sauertöpfischer Fanatiker („Die Ungläubigen trinken dort Alkohol!“) war an den Glühweinbuden spürbar noch jene Routine oder gar jene fatalistische Gleichgültigkeit, wie sie Ergebnis eines Gewöhnungsprozesses ist, sondern stattdessen nur die übliche „Business as Usual“-Stimmung der Standbetreiber und die eierpunschbeseelte Besinnlichkeit der Konsumenten.

Eine Spirituosennovität pries dort in der Bonner Altstadt der „Fürst von Schabau“ an seinem Stand in Form eines „Spekulatiuslikörs“ an – und wer wie Herr Bär den Selbstversuch wagte, gelangte zu dem Geschmacksurteil: der Likör schmeckt einfach nur wie flüssiger Spekulatius, aber nun ja, er ist in diesem Augenblick halt auch nur Ausdruck einer Normalität, die wir uns nach den Anweisungen auch des Bundesinnenministers Lothar de Maizière nicht nehmen lassen sollten. Kann man mit Schrecken Scherz treiben im Shakespearschen Sinne und mit dem Witz der Satire die Angst hinweg lachen, funktioniert das wirklich? Oder kann man mit Spekulatiuslikör gegen die Beklommenheit antrinken, um sie abzumildern?

Sich ausgerechnet einen Weihnachtsmarkt für solch einen Terroranschlag auszusuchen, hat auf perfide Weise schon eine hohe Symbolkraft und ist ein Beleg für das äusserst perfide Geschick in psychologischer Kriegsführung bei den Hintermännern solcher Anschläge, wenn sie mit ihren ausgeklügelten Hasspredigten und mit militärischer Versiertheit in Sachen Kommandooperationen irgendwelche Einfaltspinsel als opferwillige Gefolgschaft für ihre Machtgelüste rekrutieren. Auch wenn der äussere Glanz der adventlichen Lichterketten in den Fußgängerzonen heute eigentlich eher Ausdruck einer Sinnentleerung ist, also mithin nur noch Folklore, und mit der ursprünglichen sakralen Bedeutung des Weihnachtsfestes nicht mehr viel zu tun hat, schmälert dies die Symbolkraft eines solchen Anschlags allerdings nicht.– Der tunesische Terrorist, der auf seiner Flucht von italienischen Polizisten erschossen wurde und der laut forensischer Fingerabdruckanalyse zum jetzigen Zeitpunkt der Erkenntnisse kein mutmaßlicher mehr ist, hat derlei kulturelle Feinheiten selber womöglich gar nicht durchschaut, sondern sich in seiner Verblendung von seinen Führungsoffizieren im IS als nützlicher Idiot instrumentalisieren lassen. Gefährlich sind eben nicht nur die derzeit exakt 549 irrwitzigen potenziellen „Gefährder“, die laut Beobachtung der Sicherheitsbehörden bei uns noch frei herumlaufen, sondern vor allem ihre Strippenzieher in der Führungsebene, von ihnen nicht wenige geschult durch den ehemaligen irakischen Geheimdienst zur Zeiten Saddam Husseins, und sie machen sich für ihre asymmetrische Kriegsführung und bei der Rekrutierung ihrer Anhänger den Zerfall staatlicher Strukturen im Irak, in Syrien und in Lybien zunutze. Es ist ei Fußvolk von zumeist unbedarften und daher leicht fanatisierbaren Anhängern, „die in der Regel keine Aufstiegschancen in der Gesellschaft haben. Sie sind frustriert und desintegriert und werden durch gewaltverherrlichende Kommunikation in ihrem Ego angesprochen, weil die Gewalt als Tabuverletzung und als ‚Action‘ – ähnlich wie ein Actionfilm – ein Gefühl der Stärke vermittelt. Das erlaubt ihnen, erlebte Beleidigungen oder Demütigungen zu kompensieren“, wie der Kommunikationswissenschaftler Jürgen Grimm erklärt. Mit ähnlichem Tenor apostrophiert der linke französische Soziologe Emmanuel Todd diesen entfesselten Islamismus als eine „Religion der Armen“, während die kapitalistischen Verwerfungen der globalisierten Wirtschaft überall in Europa Verlustängste bei der Mittelschicht hervorriefen und dies den Rechtspopulisten Auftrieb gäbe. Wo in der unübersichtlichen weltpolitischen Gemengelage der Machtpolitik mit den jeweiligen geostrategischen Interessen von saudi-arabischer, russischer, iranischer und türkischer Seite als einem Humus dieses in den Westen exportierten Terrorismus auch schon mal äusserst unappetitliche Potentaten als Verbündete gestützt werden, da muss es nicht unbedingt albern sein, in den Tagen nach dem scheußlichen Attentat demonstrativ als eine Geste gegen das erwähnte fundamentalistische Muckertum auf einem Weihnachtsmarkt Spekulatiuslikör zu trinken, auch wenn der eigentlich nicht gut schmeckt, und den rheinischen Spirituosenpapst „Fürst von Schabau“ bizarrerweise als Bollwerk in einem Kulturkrieg anzusehen – denn man muss in einer säkularen Gesellschaft, die auch weiterhin eine solche und eine pluralistische bleiben will, eine „Pflicht zur Blasphemie“ nur in anderen Dimensionen weiter denken, als besagter Soziologe Emmanuel Todd diese Vokabel ursprünglich und mit anderem Tenor als Gegenwehr gegen den Islamofaschismus skizziert hat. Anders und – ideologisch völlig neutral – ausgedrückt: wir müssen uns nicht zu einer kulturellen Bringschuld gegenüber den anderen verpflichtet fühlen und auf Spekulatiuslikör verzichten. Aber – und da muss Herr Bär an dieser Stelle auch mal den Bundespräsidenten Joachim Gauck zitieren: „Der Hass der Täter wird uns nicht zu Hass verführen…“

Der Satiriker nimmt „das Böse“ (O-Ton Angela Merkel) ernst, aber er gibt es zugleich der Lächerlichkeit preis und erreicht so im prustenden Auflachen eine bewusstseinsmäßige Befreiung – der brachiale Humor der TV-Comedians klärt allerdings nicht immer auf, aber der Witz der Satiriker und Kabarettisten versucht dennoch etwas zu klären, dies freilich manchmal vergeblich, so wie Zeitzeugen berichten, Kurt Tucholsky habe in den frühen 1930er Jahren mit der Schreibmaschine gegen die aufziehende Katastrophe anzuschreiben versucht, und von Erich Kästner ist das Eingeständnis überliefert, der Satiriker sei ein Moralist, und als solcher versuche er, „seiner Epoche keinen Spiegel, sondern einen Zerrspiegel vorzuhalten. Sein angestammter Platz ist und bleibt der verlorene Posten. Ihn füllt er, so gut er kann, aus.“ In diesem Sinne wünscht Herr Bär trotz allem schöne Feiertage und ein hoffentlich friedvolleres Jahr 2017.

© Raap/Bär 2016 – alle Rechte vorbehalten

 

bär aktuell 208/209 und Bild des Monats

November 4th, 2016

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Bild des Monats November 2016:

Jürgen Raap, „Only the bishop murders them all“, 2016

 

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Belgischer Reisebus in Amsterdam, Foto: Copyright K.-J. Bär

Bär aktuell nr. 208 – 3. Nov. 2016

Nomen est omen Wie heißt der Chef des Kölner Ordnungsamtes? Richtig geraten: Engelbert Rummel. Macht er etwa seinem Namen alle Ehre? Hat man vielleicht den Bock zum Gärtner gemacht? Nun ja. Immerhin titelte der Kölner „Express“ neulich über einen äusserst lärmfreudigen Kioskbesitzer, vor dessen Etablissement es spät nachts auf der Straße immer hoch her geht, und dies bisweilen mit 400 herum grölenden Passanten, die sich mit Flaschenbier aus eben jenem Büdchen eindecken, weshalb dieses im Boulevardjournalismus-Jargon „der Partykiosk“ heißt: „Zuviel Rummel für Rummel“. Das ist doch endlich mal eine schöne Formulierung, wie man sie öfters in der Zeitung lesen will. Das klingt so wunderbar poetisch-feinsinnig, bedeutet übersetzt ins Profane und Prosaische aber nur: Engelbert Rummel schritt ein und sprach ein Machtwort. Dieses ignorierte der Kioskbesitzer jedoch zunächst; jedenfalls habe er sich mehrfach nicht an Auflagen des Ordnungsamtes gehalten, so reportierte der „Express“, und Herr Bär vermutet, der Kioskbesitzer dachte sich wohl, wenn einer schon „Rummel“ heißt, dann fröne er wohl auch selber gerne nächtlichem Remmi demmi. Jedenfalls sollte Engelbert Rummel beim nächsten Mal – um seinen Anordnungen mehr Nachdruck zu verleihen – mit einem Gesichtsausdruck wie Clint Eastwood den Kiosk betreten und den Besitzer so anknurren, wie es Clint Eastwood in „Gran Torino“ bei einem Straßenschläger tut: „Hör mal zu, Freundchen, manchmal gerät man an einen, dem man besser nicht blöd kommt, und so einer bin ich…“

Wat dem einen sing Uhl, es dem andern sing Nachtigall besagt eine bekannte Redensart, und so lässt sich immer wieder feststellen: was z.B. die stets allzu penetrant pastoral daher kommende Moralkeulen-Ikone der Grünen, nämlich Kathrin Göring-Eckhart, als sprachlich verpönt und damit als politisch unkorrekt betrachten mag, ficht ein paar hundert Kilometer weiter westlich niemanden an, wo nämlich kürzlich durch Amsterdam munter ein belgischer Reisebus kurvte, dessen Firmenname ausgerechnet „De Zigeuner“ lautet. Das einst gleichnamige Schnitzel heißt hierzulande bekanntlich nur noch „Balkan-Schnitzel“, und auch wenn in einem „ZEIT“-Interview der sonst ziemlich waldschratig auftretende Grünen-Chef Anton Hofreiter erstaunlicherweise zugab, „Man muss auch mal Mensch sein, ich kann nicht immer ethisch 100 Prozent korrekt handeln“, so heißt das dennoch in jenen gutbürgerlichen Öko-Kreisen, dass das sprachlich korrigierte „Balkan-Schnitzel“ bei ihnen erst dann als hundertprozentig politisch korrekt gilt, wenn es auch vom Biometzger und nicht als „Pressschnitzel aus der Mega-Fleischfabrik“ (O-Ton Hofreiter) stammt. Ob das auch für einen belgischen Reisebus mit der Aufschrift „De Zigeuner“ gilt, wenn er wenigstens mit Bio-Diesel fährt, bleibt allerdings offen. Orientierung bietet Anton Hofreiter indessen allen, die keineswegs anrüchig wirken wollen und daher auf der Suche nach einem „politisch korrekten Deodorant“ sind – er selber benutze „Eucerin“, und dies auch wegen seiner „empfindlichen Haut“, offenbarte der Grünen-Boss mit freimütiger Schleichwerbung. Was sich hingegen der eher dickfellige Sigmar Gabriel unter die Achselhöhlen sprüht, hätte Herr Bär zwar auch gerne an dieser Stelle dokumentiert, aber da das Private nun doch nicht allzu politisch sein soll, breiten wir darüber getrost den Mantel des Schweigens.

© Bär/Raap 2016

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Mulligatawny

Eine britisch-indische Hühnersuppe, das tamilische Wort bedeutet „Pfefferwasser“. Ursprünglich war das eine einfache Brühe aus angebratenem Hühner- oder auch Lammfleisch mit Zwiebeln und Currypulver. Für eine Suppe brät man Hühnerstücke in heißem Erdnussöl an, gibt Zwiebeln, Knobloch und Ingwerscheiben hinzu, etwas scharfe rote Paprikaschote, Hühner-Instantbrühe und Mangostücke (man kann außerdem auch von ½ Apfel dazu tun). Man bestäubt das Ganze mit Mehl, füllt es dann mit Wasser, Kokosmilch und roten Linsen auf, und lässt es köcheln bis das Fleisch gar ist (und die Linsen weich sind). Würzen mit Salz, Cayennepfeffer, Garam masala-Mischung, gelbem Curry, frischem Koriander, abbinden und verfeinern mit Sahne bzw. Creme fraiche.

Tortellini in brodo

Das Originalrezept dieser Tortellini in Brühe stammt aus Bologna und wurde 1974 bei der dortigen Handwerkskammer eingetragen (wie auch das Rezept für die Hackfleisch-Tomatensauce Sauce Bolognese/ragù bolognese. Schweinelende wird mit Knoblauch und Rosmarin gespickt bzw. eingerieben und scharf angebraten. Dann reibt man die Kräuterreste ab. Die Lende wird zusammen mit Parmaschinken, Mortadella, Parmesan, 3 Eier, Pfeffer und Muskatnuss fein püriert, gesalzen und gepfeffert. Dann lässt man diese Mischung in Kühlschrank 24 Stunden lang ruhen. Der Nudelteig besteht aus Mehl, 7 Eigelb, 1 Vollei, Olivenöl und Salz, den man ausrollt und dann in Quadrate von 5 x 5 cm aufteilt. Man belegt diese Stücke mit der Füllung und formt daraus Tortellini. Wem das zu mühsam ist, der kann in italienischen Feinkostgeschäften auch fertige Tortellini kaufen. Die Tortellini werden in einer Hühnerbrühe 4-5 Minuten gegart, zu der man Lauchzwiebeln und eine kleine Tomate gibt. Beim Servieren mit Parmesan bestreuen.

Rumänische Knoblochsauce Mujdei

Die Vampirsagen in den rumänischen Volksmärchen enthalten den Hinweis, durch Knobloch könne man Vampire vertreiben. In Scheiben geschnittene Knoblochzehen vermengt man mit Salz, Pfeffer, Öl, Zitronensaft oder etwas Chilischote. Diese Masse übergießt man mit heißem Wasser oder Fleischbrühe, damit dem Knobloch die Bitterstoffe entzogen werden. Man kann auh mildere Paprikaschoten, Tomaten oder saure Sahne einrühren.

Matjessalat à la Karl-Josef Bär

Man nehme dazu echten Matjes aus Holland und nur, wenn dieser nicht zu bekommen ist, ersatzweise solchen „nach nordischer Art“ (der aber in der Regel mit künstlichen Reifungsmitteln behandelt wurde, während der echte Matjes in Holland in Fässern nur mit körpereigenen Enzymen reift und mindestens 12 Prozent Fettanteil hat). Man schneidet ihn in kleine Scheiben, kombiniert ihn mit Lauchzwiebeln, Ringen von Gemüsezwiebeln, gekochtem Ei (oder auch gekochten Wachteleiern), Salz- oder Essiggurken, frischem Sellerie, Apfelstücken, Pfeffer, frischem Dill und ein paar Spritzern Zitronensaft. Da der Matjes schon ziemlich fett und eingesalzen ist, sollte man mit dem Nachsalzen und der Zugabe von Speiseöl äusserst vorsichtig sein.

Kürbispfanne „Raderthal“ à la Karl-Josef BärReis separat kochen, Schweine- und Hühnergeschnetzeltes mit Zwiebeln und Knobloch in Olivenöl oder Erdnussöl kurz anbraten, Erdnüsse und frische Maronen dazu geben, dazu klein gewürfelte Kürbisstücke, vorgekochte Möhrenstücke, roten und gelben Paprika, zum Schluss würzen mit Salz, Pfeffer, Rosenpaprikapulver, süßem Paprika, etwas gelbem Curry, frischem Ingwer, etwas Kurkuma und einem Spritzer Sojasauce, mit Petersilie und etwas frischem Majoran abrunden und den Reis untermischen.

Bär aktuell 209 – 11. 11. 2016

Hurra, die Session ist eröffnet, der 11.11. ist da! Die Amerikaner haben als erste einen neuen Prinz Karneval, nämlich Donald I. Im Kölner Sitzungskarneval kennt man als Sonderform der Büttenrede die sogenannte „Litschrede“. „Letsche“ heißt im Niederrheinischen „glitschen, ausrutschen“. Ein „Litschredner“ entgleist mit seiner Rede, indem er das Publikum bewusst provoziert, ihn aus dem Saal heraus zu buhen. Als Litschredner hat Seine Tollität Donald I. in seiner Typenrolle als „Ne verdötschte Milliardär“ diese rhetorische Kunstform allerdings so gründlich vergröbert, so dass man ihm für die anstehende Prinzenproklamation in Washington zurufen muss: „Von Zoten frei die Narretei!“

Bei uns hingegen will derzeit keiner Bundespräsident werden. Frank-Walter Steinmeier sagt man nach, er fürchte sich davor, womöglich in den dritten Wahlgang zu müssen und dann unfreiwillig gelitscht zu werden. Über Norbert Lammert heißt es, seine Frau sei dagegen, denn sie wolle nicht First Lady werden. Da fühlt sich immerhin der TV-Moderator Walter Freiwild bemüßigt, in die Bresche zu springen. Seit er Kandidat im bizarren RTL-Dschungelcamp war, hat er den Spitznamen „Dschungel-Walter“, und seine Bewerbung um das Amt des Bundespräsidenten begründet er mit den Worten: „Es wird ja immer geschrieben, dass sich jeder Bürger als Bundespräsident bewerben kann. Ich will herausfinden, ob das wirklich so ist oder ob Politiker bevorzugt werden.“ Nun ja, schließlich ist da drüben bei den amerikanischen Jecken auch Seine Tollität Prinz Donald I. kein gelernter Politiker, aber als künftiger Bewohner des ehrwürdigen Schloss Bellevue ausgerechnet einer, der sich nicht zu blöd vorkommt, in einem australischen Park, der als angeblicher Dschungel hochgejazzt wird, vor laufender Kamera Regenwürmer zu verzehren? Da kann man ja irgendwie doch verstehen, dass Frank-Walter Steinmeier sich davor graust, im dritten Wahlgang womöglich ausgerechnet gegen „Dschungel-Walter“ antreten zu müssen, und – da beide fast den gleichen Vornamen haben – mit ihm verwechselt zu werden. Dann machen sie in der Bundesversammlung auf dem Wahlzettel vielleicht das Kreuz an der falschen Stelle und hinterher erzählt einer: „Ich wollte doch den Franz-Walter Steinmeier gewählt haben. Wie? Was sagen Sie? Das ist gar nicht der Dschungel-Walter? Aber ich dachte, als Außenminister, da reist der doch dauernd in den Dschungel… Nicht? Au, scheiße, Mann, das ist aber dumm gelaufen…“ Andere Witzbolde meinen in Internet-Blogs, wenn man sonst keinen seriösen Kandidaten fände, dann solle gefälligst Christian Wulff wieder ran – das würde immerhin den Steuerzahler nichts kosten, denn er bekäme ja ohnehin schon einen Ehrensold.

Hinweis für Veganer: Der diesjährige „Flönz-Orden“ (Blutwurst-Orden) der „Nippeser Bürgerwehr“ wurde von „Fleischwaren Schmitz“ gestiftet.

© Raap/Bär 2016

bär aktuell 207 und bild des monats

Oktober 3rd, 2016

Bild des Monats Oktober 2016:

Jürgen Raap, „Der Moment der Existenz“, 2016

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Bär aktuell Nr. 207 – 3. Okt. 2016

Werden die Straßensänger auch immer fauler oder nur untalentierter? Jedenfalls wunderte sich Herr Bär über einen stummen Sangesbruder, der in der Fußgängerzone einen sogenannten Ghettoblaster hingestellt hatte, aus dem ein Lied von Frank Sinatra tönte. Der Ghettoblasterbesitzer stand daneben und machte dazu Mundbewegungen wie beim Play Back, schaffte es aber nicht, diese völlig synchron zum Sinatra-Gesang hinzukriegen. Wenn er sich wenigstens noch als Frank Sinatra kostümiert hätte, hätte Herr Bär dies für eine komische Persiflage halten können, wie man sie im Travestie-Varieté geboten bekommt, aber nur mit dem Abspielen einer CD von Frank Sinatra in einer Fußgängerzone milde Gaben erheischen zu wollen fand Herr Bär künstlerisch nun doch ein wenig einfallslos. Aber vielleicht hat Herr Bär nur nicht verstanden, dass man im post-musikalischen Zeitalter der Liedzeile „I did it my way“ legitimerweise auch mit schauspielerisch verunglücktem Playback-Gehabe Ausdruck verleihen kann.

Politiker neigen bekanntlich zur Heuchelei, und diese erreicht immer vor einer Bundespräsidentenwahl ihren Höhepunkt, wenn es dann heißt, das Amt des Staatsoberhauptes dürfe nicht durch kleinkariertes parteipolitisches Geschachere beschädigt werden. So hieß es denn diesmal, man wolle sich deswegen möglicherweise auf einen „überparteilichen Kandidaten“ einigen, und als solcher wäre wohl noch vor kurzem z.B. Franz Beckenbauer in Frage gekommen, solange er als Lichtgestalt galt, doch selbige hat inzwischen bekanntlich Züge eines Dunkelmannes angenommen, und so präsentiert uns nun die SPD als ihren Kandidaten Frank-Walter Steinmeier, der aber keineswegs „überparteilich“ wirkt und damit kaum die Zustimmung der übrigen Parteien finden dürfte. Vielleicht haben sie Steinmeier aber nur deswegen als Kandidaten für Schloss Bellevue ausgerufen, damit er nicht als Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers antritt, denn wer nicht als Präsident gewählt wird, der ist ein paar Monate gewiss auch nicht kanzlertauglich. SPD-intern halten sie diese Taktik womöglich für gewieft, um Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidaten aus dem Hut zu zaubern. Nun wirkt Sigmar Gabriel allerdings eher wie ein Sonnenbankweltmeister, der in Goslar einen Gebrauchtwagenhandel betreibt und der Zweifel weckt, wenn er einem z.B. erzählt, er hätte da einen VW Diesel auf Lager, der in den USA problemlos durch die Abgasuntersuchung gekommen wäre. Eine Kanzlerkandidatur von Gabriel erinnert zudem auch eher an jene einst gründlich versemmelte Kandidatur von Rudolf Scharping, bei dem man immer befürchtete, er würde jeden Moment vom Fahrrad fallen, was er denn auch tat. Wenn Sigmar Gabriel als Knallcharge der deutschen Wirtschaftspolitik die Vorzüge eines Freihandelsabkommens mit Kanada anpreist, hört sich das nämlich so ähnlich an wie die beschönigenden Worte eines Autohändlers, der einem einen Schummel-Diesel andrehen will mit defekter Tür und ausgeleiertem Sicherheitsgurt, so dass man dann bei voller Fahrt herausfällt wie einst Rudolf Scharping vom Fahrrad. Vielleicht nehmen sie als SPD-Kanzlerkandidaten dann doch lieber Martin Schulz, der es schafft, auch mit seinem Landaachener Dialekt weltläufig zu wirken.

© Raap/Bär 2016

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Gefüllte Zucchini à la Karl-Josef Bär

Zuchini aushöhlen und mit Rinder- oder Lammhack füllen, das man mit Salz, Pfeffer, kleingehackten Zwiebeln, Knobloch, Petersilie und Rosmarin gewürzt hat. Die Füllung dann mit Tomatenscheiben, weiteren Zwiebel- und Knoblochstücken und frischem Thymian bedecken Die ausgeschabte Zucchinimasse zusammen mit Gurkenstükchen und frischer Avacado pürieren, diese Masse vorsichtig salzen, pfeffern, mit frischer Minze anreichern und damit die gefüllten Zucchini übergießen. Das Ganze dann mit Ziegen- oder Schafskäse bedecken und im Backofen garen.

O’batzda ist eine bayerische Brotzeitspezialität, ursprünglich eine Verwertung von Resten von Camembert und anderen Weichkäsen. Statt Camembert eignet sich auch ein Limburger oder Romadur oder ein Rochebaron. Der Käse ist zumeist reif bis überreif, in der klassischen Rezeptur wird er mit Butter vermischt, wenn man ihn jedoch etwas milder und weniger mächtig gestalten will, nehme man stattdessen Quark oder Joghurt. Man fügt etwas Salz hinzu, frische Zwiebeln, Kümmel und Rosenpaprika, zerdrückt das Ganze zu eine cremigen Masse Nach ähnlicher Rezeptur stellt man in der Slowakei den Liptauer her. Stilecht servietr man ihn zusmamen mit Rettichscheiben, die man salzt und mit etwas Öl und Zitrone beträufelt. Dazu trinkt an am besten bayerisches Bier (Tegernseer Hell oder andere untergärige Lagerbiere).