Bild des Monats Februar 2015

Februar 1st, 2015

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J. Raap – Schild für Karnevalsumzug 2015

 

Bär aktuell Nr. 179  – 22. Feb. 2015

Die neuesten Witze aus dem Kölner Karneval – „Dat Münchener Dreigestirn stellt diesmal dä FC Bayern München: Guardiola, Maier, Matthäus. Dat sin Pep, Sepp un Depp.“ – „Mach niemals ne Doof schlau. Du kriss ihn hinterher nie widder doof.“ – „In Berlin han se jetzt dä St. Martins-Umzug in Sonne-, Mond- und Sterne-Fest umbenannt. Auch der Fußballer Schweinsteiger muss sich demnächst politisch korrekt umtaufen lassen. Dä heißt dann Nutztierkletterer. Un dä Weihnachtsbaum nennen se ab jetzt Religiös neutrales Nadelgehölz“. – „Wat is ne halbe Vegetarier? Dä isst kein Hühnchen, ävver ’ne Halve Hahn. Un wat is ne veganische Vegetarier? Dä isst janix. Dä ernährt sich nur üvver dä Dunstabzugshaube“.

Anastasia Matthäus, fünfte Ehefrau von Lothar Matthäus, verriet kürzlich dem Sender RTL, wie sie ihren späteren Ehemann kennenlernte und seinem Charme erlag. Er habe sie nämlich mit den Worten angesprochen: „Sprichst du Englisch?“ Wenn man weiß, dass sich Lothar Matthäus beim Fußballclub New Yorker Metro Stars seinerzeit mit den Worten vorstellte „I hope we have a little bit lucky“, oder seine Philosophie in die Worte kleidete „I look not back, I look in front“, glaubt man kaum, dass ausgerechnet mit solch einer Gesprächsanbahnung ein Balz-Programm zum Erfolg führen könnte. Er selbst schätzt seine Englischkenntnisse jedenfalls als so gut ein, dass er Interviews geben könne, „die jeder Deutsche versteht“ (O-Ton Matthäus). Lothar Matthäus weiß gegenüber der Damenwelt aber nicht nur mit seinen Sprachkenntnissen zu brillieren, sondern auch mit seiner Lebenserfahrung: „Das Leben sollte nicht nur aus Shoppen bestehen“.

Walter Ulbrichts Devise „Jeder Mann an jedem Ort einmal in der Woche Sport“ gilt auch für die Promis in der Essener Justizvollzugsanstalt: So berichtete der Kunstberater Helge Achenbach über das Leben im Knast, beim Sport treffe er manchmal den ebenfalls in Untersuchungshaft sitzenden Ex-Manager Thomas Middelhoff. Das Jonglieren mit Millionen üben die beiden dort aber wohl eher nicht.

 

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Weiberfastnacht in Köln, Foto: Copyright Raap/Bär 2015

 

Bild des Monats Januar 2015

Januar 6th, 2015

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Karl-Josef Bär /Jürgen Raap, Spione auf der Flucht, 2014

Bär aktuell Nr. 178 – 22. Januar 2015

Bitte beachten Sie folgenden Veranstaltungshinweis:
Freitag, 6 Februar 2015, 21 Uhr:
Vernissage zur
Ausstellung „Ritualbilder“ von Siglinde Kallnbach und Jürgen Raap
im Kunstraum Ba Cologne, Neptunplatz 7 / Rothehausstr., Köln-Ehrenfeld
Einführende Worte: Winfried Kirches-Ban, Bernd Hambüchen
Stückwerk-Performance: Siglinde Kallnbach
Ausstellung bis 19. Apr. 2014
außerdem:
Sonntag, 22. März 2015, ab 15 Uhr: Frühlingsfest
mit Karl-Josef Bär, Performance-Gruppe „FehltWas?“, Bernd Hambüchen u.v.a.

Die Abhandlung „Das Lob der Torheit“ des Erasmus von Rotterdam, 1509 geschrieben und sich im wesentlichen auf ein Bonmot des römischen Dichters Horaz beziehend, kein Herrscher könne verbieten, die Wahrheit lachend zu äussern, hat dem „heiligen Narren“ ein Denkmal gesetzt: ein Narrentum, dessen satirische Artikulation als scheinbare Lobrede die katholischen Inquisitoren so unerträglich fanden, dass sie die Schrift des Erasmus auf den Index der verbotenen Schriften setzten. Andere, die der Ketzerei oder der Hexerei verdächtig waren, wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. In der Kunstgeschichte taucht der Typus des Narren bekanntlich ab dem 12. Jh. in mittelalterlichen Illustrationen auf, in denen der Narr als Unweiser den weisen König David verhöhnt. Der Spott macht das Wesen der Satire aus, und in seinen mittelalterlichen literatur- und kunstgeschichtlichen Ursprüngen personifiziert der Narr eine Gottesferne, gar eine Nähe zum Teufel, und damit ist er auch jemand, dem die Sünde nicht fremd ist. Deswegen war auch die karnevalistische Narretei als satirische Umkehrung einer angeblich gottgewollten Ordnung der geistlichen wie weltlichen Obrigkeit in all den Jahrhunderten nie geheuer, und wir begreifen, weshalb fundamentalistische religiöse Eiferer auch heute immer humorlos sind und deswegen vor allem Karikaturisten zu ihren Hauptfeinden rechnen.
Dass „Sprit“ und „Spirituosen“ zwar etymologisch einen gemeinsamen Wortstamm haben, in der Alltagssprache jedoch nicht synonym sind, ignorierte in Rendsburg ein sturztrunkener Radfahrer, als er an einer Tankstelle vorfuhr und an der Zapfsäule zum Zapfhahn griff. Als er Benzin für 74 Cent verkleckert hatte, stellte ihn der Tankwart zur Rede, und der Promilleur entgegnete, er habe gedacht, er sei mit dem Auto unterwegs und wolle dieses volltanken, und er habe sich auch schon gewundert, dass er am Fahrrad nicht den Tankdeckel gefunden habe. Ist dieser Radfahrer ein „heiliger Narr“ im 21. Jh. ? Mitnichten, findet Herr Bär.
Gewohnt töricht tritt die FDP auf, die sich im Abstiegskampf mangels überzeugender Programminhalte stattdessen eine neue Parteifarbe zugelegt hat, nämlich Magenta-Rot. Das neue Logo sieht aus wie das Firmenschild einer Telefonfirma. Aber vielleicht verkaufen die Liberalen jetzt ja tatsächlich Handys, um ihre klamme Parteikasse aufzubessern. Erasmus von Rotterdam hätte an den Albernheiten der Liberalen seine helle Freude gehabt.
Als Prinz Marcus von Anhalt, mit bürgerlichem Namen Marcus Eberhard, wegen Steuerhinterziehung vor Gericht stand, belehrte er den Richter, manch einer möge ja das höchst komplizierte deutsche Steuerrecht verstehen: er selbst gehöre jedoch nicht dazu, dafür wisse er aber, wie man erfolgreich ein Bordell führt. Der Richter ließ sich davon nicht beeindrucken und verknackte Prinz Marcus zu vier Jahren Haft. Seinem Adoptivvater Prinz Frederic von Anhalt war die Verhaftung des Adoptivsohns „peinlich“, und aus Prinz Frederics Sicht habe sich Marcus wie ein Narr verhalten: „Ich habe ihn immer gewarnt, mit seinem Reichtum zu protzen… Ich fand das dumm. Das Finanzamt schläft nicht…“
© Raap/Bär 2015

bär aktuell spezial nr. 177 – 22. Dez. 2014

Dezember 10th, 2014

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Was gibt es aus dem böhmischen Kurort Marianske Lazne (Marienbad) zu berichten, wo bereits Goethe lustwandelte? Nun, einige Heilquellen hat man dort nach den habsburgischen Kaisern benannt. So hätte Rudolf II. es sich nicht träumen lassen, dass er seinen Namen einem Heilwasser verleiht, das urologische Probleme lindern soll, während es Kaiser Ferdinand zum Namenspatron eines Wassers brachte, das bei Verdauungsproblemen Abhilfe bietet. Wenn sich dann am Trinkbrunnen der Harndrang meldet oder der flotte Ferdinand, eilt man zur nächsten öffentlichen Toilette, wo jedoch der Toilettenwärter einen erst einmal ausforscht, ob man Deutscher oder Russe sei. Er ließe nämlich keine Russen mehr auf sein Klo, erklärte der tschechische Toilettenmann in radebrechendem Deutsch Herrn Bär, denn er sei es leid, dass die russischen Damen in der Handhabung von Toilettenpapier zu ungeübt seien und dieses nach Gebrauch auf dem Kabinenboden verstreuten, während die russischen Männer notorisch daneben pinkeln würden. Seine Ursachenforschung habe zu der Erkenntnis geführt, das sei „kulturell bedingt“, was der Toilettenmann auf die Formel brachte: „Ruski Kultur kaputt“. Nun hätte um der politischen Korrektheit willen Herr Bär entgegnen können, gewiss gäbe es auf Mallorca auch spanische Toilettenwärter, die sich über das Gebaren eimerweise Sangria konsumierender deutscher Ballermann-Touristen beklagen, doch Herr Bär zog es vor, einen Beitrag zur deutsch-tschechischen Völkerverständigung zu leisten und den Mann im Glauben zu lassen, in Deutschland gäbe es nur zivilisierte Sitzpinkler (die man jedoch allenfalls auf den Parteitagen der Grünen antrifft, wo sich vor der Herrentoilette ökologisch korrekte Warteschlangen bilden: in die linke Kabine gehen die Zausel, die zuviel Ingwer-Tee getrunken haben, in die rechte Kabine die Konsumenten von Holunder-Bionade, und nur die „Selbsthilfegruppe grün-alternative Machos“ geht breitbeinig nach draußen ans Mäuerchen).
Während Herr Bär sich abends im Hotelrestaurant an einem böhmischen Schweinebraten mit Serviettenknödeln labte, kam ein Reisebus mit Chinesen an, die „Ganz Europa in fünf Tagen“ bewältigen wollten und von ihrem Reiseleiter sofort mit barschen Worten ohne Abendessen ins Bett gescheucht wurden. Am anderen Morgen wurde Herr Bär durch Gejuchze draußen auf dem Hotelparkplatz wach und sah aus dem Fenster, wie die Chinesen im Schnee herumtollten, bis der unerbittliche Reiseleiter sie in den Bus scheuchte, und zwar ohne Frühstück, denn die knappe Zeit, die fürs Frühstück eingeplant war, hatten die Chinesen mit ihrer Balgerei im Schnee vertrödelt, und das straff organisierte Programm „Ganz Europa in fünf Tagen“ duldete keine Verzögerung durch eine Schneeballschlacht auf einem tschechischen Hotelparkplatz. So bekam Herr Bär eine eindrucksvolle Demonstration geboten, wie ein chinesischer Reiseleiter es schafft, im Nu die Gruppendisziplin wieder herzustellen.
Der tschechische Einzelhandel umwirbt seine deutsche Kundschaft mit dem Reim „Gucken hier, gucken da, besser als bei C&A“. Auf dem Weihnachtsmarkt vor der Kurtrinkhalle von Marianske Lazne spielt der Drehorgelmann zwischendurch auch mal „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“, was zwar musikalisch zu einem Weihnachtsmarkt nicht ganz passt, die Klientel der Ferdinand-Quelle trotzdem erfreut. Die Stände auf dem Weihnachtsmarkt bieten Magdeburger Salami, französische Eselswurst und Schweizer Käse feil. Der Weihnachtsmarkt-Organisator kommt aus Schwaben und erzählt stolz, er habe sich mit dem Import deutscher Wurst nach Tschechien dumm und dämlich verdient. Auch das mag man als eine Form von kulinarischem Kulturimperialismus begreifen, bei dem im ökonomischen Globalisierungswettbewerb zumindest in Böhmen die deutschen Mettwurstfabrikanten den amerikanischen Burger-Ketten umsatzmäßig noch eine deutliche Nasenlänge voraus sind, obwohl der Toilettenmann nur den Russen vorwirft, sie benähmen sich als Touristen wie Besatzer: früher seien sie mit ihren Panzern gekommen, heute protzten sie lärmig mit ihrem Oligarchen-Geld herum, so klagt er. Die Deutschen hingegen kommen nur mit Wurst und Glühwein, mit ALDI, Kaufland und Lidl, aber in der gesamten Stadt mit ihren 10.000 Einwohnern findet man keine einzige tschechische Metzgerei mit böhmischen Spezialitäten.
Wenn man mit der Bahn zurück fährt, merkt man sofort, wann man wieder in Deutschland ist: kurz hinter der Grenze betritt ein muffliger Deutsche Bahn-Schaffner das Abteil, und der Tonfall, mit dem er das Vorzeigen der BahnCard verlangt, erinnert ein wenig an den des chinesischen Reiseleiters. © Raap/Bär 2014 marienbad45 (640x446)
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bär aktuell nr. 175

November 15th, 2014

Nun zählt Jonathan Meese nicht gerade zu jenen Zeitgenossen, denen Herr Bär zutraut, eine Wagner-Oper zu inszenieren, und Herrn Bärs Befürchtungen wurden fulminant bestätigt, als bekannt wurde, die Bayreuther Festspiel GmbH habe sich von Meese wieder „getrennt“, weil dessen Konzept zu einer „Parsifal“-Inszenierung „nicht finanzierbar“ sei. So bleiben uns denn gottlob Meese`sche Hitlergruß-Mätzchen und andere spätpubertäre Abgedrehtheiten im Bayreuther Festspielhaus erspart. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Herr Bär plädiert keineswegs dafür, an der Kultur zu sparen, weder bei Opern-Inszenierungen noch sonst wo, denn er hält gleichzeitig den NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans für einen fürchterlichen Kulturbanausen, weil der nämlich die Verschleuderung von zwei Andy Warhol-Bildern für 150 Mill. Dollar zwecks Sanierung einer landeseigenen Spielbank gutheißt: die Spielbank-Betreiber müssten „unternehmerisch denken“, findet Walter-Borjans in völliger Verkennung der Notwendigkeit, dass Kunstwerke in öffentlichem Besitz museal zu bewahren und nicht schnöde für die Aufstellung neuer Roulette-Tische zu verplempern sind. Solche Politiker würden wohl am liebsten in Athen auch die Akropolis abreißen, um stattdessen dort ein Casino-Hotel im Las Vergas-Stil zu errichten. Oder aus dem Kölner Dom eine Daddel-Halle machen.

Hat sich auch Carsten Maschmeyer verzockt? Denn Hand aufs Herz: Sind die Rechte an den Memoiren von Gerhard Schröder wirklich jene zwei Millionen wert, die Maschmeyer dafür hinblätterte? Wohl kaum, mutmaßt Herr Bär, denn ein literarisches Meisterwerk vom Niveau eines Romans von Thomas Mann ist Schröder (oder seinem Ghostwriter) keineswegs gelungen. Zu den Aspekten eines möglichen kaufmännischen Desasters schreibt der Berliner „Tagesspiegel“: „Langjährige Verlagsexperten erklärten…, es sei ein Ding der Unmöglichkeit, dass Maschmeyer bei einem Aufwand von zwei Millionen Euro seine Kosten wieder eingespielt oder gar Gewinn gemacht haben könnte.“ In Internet-Blogs sind Spekulationen darüber nachzulesen, dass der Nutzen des literarisch wie ökonomisch wohl eher zweifelhaften Memoiren-Projekts womöglich ganz woanders läge: der Finanzdienstleister Maschmeyer habe vielleicht gehörig davon profitiert, dass Schröder seinerzeit mitgeholfen habe, das Vertrauen der Bürger in die gesetzliche Rentenversicherung zu untergraben, so heißt es dort. Was die Lukrativität seiner aus diesem Vertrauensverlust resultierenden Vermarktung der privaten Rentenvorsorge angeht, so ist von Carsten Maschmeyer das geflügelte Wort überliefert, er fühle sich wie auf einer Ölquelle sitzend. Fürwahr eine treffsichere Metapher, da man bei Öl gemeinhin an ein Schmiermittel denkt, und eine unappetitliche Schmierenkomödie ist die ganze Geschichte allemal.

Wenn die Zeitungen schreiben, der Ex-Manager Thomas Middelhoff müsse nach erstinstanzlichem Urteil wegen Untreue und Steuerhinterziehung „genauso lange wie Uli Hoeneß“ in den Knast, nämlich drei Jahre, legt dies die Vermutung nahe, das Hoeneß’sche Strafmaß diene fortan als anschaulicher boulevardjournalistischer Vergleichsmaßstab für alle anderen Gerichtsurteile in Sachen Wirtschafts- oder Steuerkriminalität mit einer Skala von „weniger als Hoeneß“ bis „mehr als Hoeneß“. © Raap/Bär 2014

Bär aktuell Nr. 173 – Bild des Monats

September 1st, 2014

Als der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer sich anschickte, seine Villa auf Mallorca für 38 Mill. Euro verkaufen zu wollen, trat in den Medien der Einrichtungspapst Ernesto Mezei auf, um an der Innenausstattung Kritik zu üben: bei Maschmeyer sähe es „altbacken und kitschig“ aus, wie eine „Mischung aus Denver-Clan und Düsseldorfer Lagerhalle“, so war in der Print-Ausgabe des Kölner „Express“ nachzulesen. Da auf den Terrassencafés der vornehmen Düsseldorfer Königsallee das Glas Champagner mit 8 Euro billiger ist als die Botox-Spritze beim Schönheitschirurgen oben im ersten Stock, kann man nun Mutmaßungen darüber anstellen, wie es wohl in einer Lagerhalle der NRW-Landeshauptstadt aussehen mag. Antwort: Wie bei Carsten Maschmeyer zu Hause.
Den feinen semantischen Unterschied zwischen „pleite“ und „vorübergehend zahlungsunfähig“ in der Welt der Hochfinanz verdanken wir dem Ex-Bertelsmann-Manager Thomas Middelhoff, der sinngemäß bekundete, er sei nicht pleite, sondern derzeit nur etwas klamm, da die Gerichte sein Vermögen blockierten. Derweil fühlten sich die Anleger bei einem der legendären Esch-Fonds ins Gesäss gekniffen, als der Fonds-Geschäftsführer Josef Esch ihnen mitteilen musste, „unsere Mitgesellschafter Cornelie und Dr. Thomas Middelhoff“ befänden sich „in ernsten finanziellen Schwierigkeiten“. So kann man es auch ausdrücken. Die anderen Fondsgesellschafter sind „40 deutsche Millionäre“, wie der „Spiegel“ meldete, und die stiegen in den Esch-Fonds offenbar nicht nur mit eigenem Geld ein, sondern aus „steueroptimierenden“ Gründen (auch) mit einem Bankkredit. Middelhoff bediene nun die Ablösung dieses Bankkredits in Höhe von drei Millionen Euro nicht mehr, so hieß es weiter, weswegen die anderen Fonds-Anleger nun fürchten müssten, für die Middelhoffs mithaften zu müssen. Thomas Middelhoff wiederum „begründete seinen Zahlungsstopp damit, dass der Fonds-Geschäftsführer Esch ‚keine gesamtschuldnerische Haftung‘ herbeiführen dürfe“, so das „Handelsblatt“. Da es sich „um einen Betrugsfall handele, sei der Fonds als Kapitalanlage unwirksam. Dementsprechend müsse Middelhoff die Kredite nicht mehr bedienen“, zitiert das „Handelsblatt“ seinen Anwalt. Seine Frau habe „gewisse Vorbehalte gegen die Person Esch“ geäussert, gab Middelhoff in einem Interview preis, trotzdem hätte das Ehepaar in den Fonds investiert, denn „dass man“ bei einem geschlossenen Immobilienfonds „nicht genau weiß, mit wem man sich einlässt, schien in diesem Fall kein Problem“, weil ja die seriöse Oppenheim-Bank mit von der Partie gewesen sei. Das hört sich ja fast so an, als ob Thomas Middelhoff sich heute wie ein getäuschter Kleinsparer fühlen müsste, der von einem allzu forschen Bankberater mit einem windigen Finanzprodukt über den Tisch gezogen wurde: „Middelhoff wirft Fondsmanager Esch Betrug vor“, titelte das „Handelsblatt“. Josef Esch wiederum will von Thomas Middelhoff noch 2,5 Mill. Euro an ausstehender Miete für eine Luxus-Yacht am Mittelmeer und beantragte eine Taschenpfändung. Middelhoff erklärte in besagtem Interview, er bilanziere seine persönliche Vermögenslage jetzt in eine Periode „vor und nach Esch“. So burlesk also geht es bisweilen zu in der glitzernden Welt der Hochfinanz, und Thomas Middelhoff fragt sich jetzt vielleicht insgeheim, ob er hinsichtlich der „Person Esch“ nicht doch lieber auf seine Frau gehört hätte.
Zum Schreien komisch stellten sich zwei jugendliche Straftäter an, die aus einem Pfarrheim einen Tresor entwendeten, diesen aber dann nicht an Ort und Stelle aufstemmen wollten, weil der Krach vielleicht den Pastor aufgeweckt hätte. Also schleppten sie den Tresor in den benachbarten Tennisclub und machten dann beim Versuch, ihn dort zu öffnen, so viel Lärm, dass der Platzwart wach wurde und die Polizei rief, und so bewahrheitete sich wieder einmal die geflügelte Redensart, manche seien eben „dümmer als die Polizei erlaubt“.
Als der „Spiegel“ Boris Becker interviewte und der Redakteur ihn fragte, wie er denn dem Eindruck entgegen wirken wolle, er sei vom einstigen „Bum Bum Boris“ zum „Dumm Dumm Boris“ mutiert, da hätte Boris Becker schlagfertig (sic!) dementieren können, ihm seien in jungen Jahren keineswegs zu viele Tennisbälle an den Kopf geflogen. Doch das tat er nicht, und auch auf die Vorhaltungen des Interviewers, man raune hinter seinem Rücken, er sei womöglich pleite, dick geworden und wirke versoffen, reagierte Becker nur trotzig, man neide ihm lediglich seine früheren Erfolge, und das sei typisch in Deutschland. So ganz stimmt das freilich nicht, denn z.B. außerhalb der siechen FDP neidet niemand ihr die früheren (Wahl)erfolge, wie die Sachsen-Wahl gerade eindrucksvoll bewiesen hat, und da man bei den Liberalen immer nur in betriebswirtschaftlichen Kategorien denkt (was eben auch ein Grund für den Niedergang ist), offenbarte deren sächsischer Landeschef freimütig: „Die Marke FDP ist beschädigt“. Man will aber am Wahltag eine Partei wählen, und keine Marke, das ist eben der kapitale Denkfehler.
© Raap/Bär 2014

 

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Bild des Monats: Jürgen Raap/Karl-Josef Bär „Der grausame Brathähnchenesser“, 2014

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„Sagen Sie, Herr Bär, da rechts am Rand der Typ in dem dunklen Anzug und mit dem Hut, das soll doch ein grausamer Brathähnchenesser sein?“
Bär: „Ija, dat sieht man doch“.
„Wieso das denn? Da ist ja gar kein Brathähnchen zu sehen! Haben Sie das beim Malen vergessen?“
Bär: „Enä. Dat hät dä schon verspeist. Aber man sieht ja janz deutlich, dat dä satt is!“

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Bild des Monats – Bär aktuell Nr. 172

August 5th, 2014

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Karl-Josef Bär / Jürgen Raap „Der blinde Bettler“, 2014

 

Bär aktuell Nr. 172   —  3. Aug. 2014

Er wollte schlauer sein als Uli Hoeness: Die Polizei stoppte auf der Autobahn bei Trier einen 83jährigen Rentner, der dort mit dem Fahrrad nach Luxembourg unterwegs war. Der Rentner erklärte, er müsse sich beeilen, um in Luxembourg rechtzeitig sein Konto leer zu räumen, bevor die Bank zum Datenabgleich die deutschen Finanzbehörden informiere. Die Idee, deswegen mit dem Fahrrad die Autobahn zu nehmen, weil das der kürzeste und schnellste Weg sei, erwies sich freilich nicht als besonders klug.

Die Redaktion der SPD-Zeitung „Vorwärts“ lud den Kabarettisten Dieter Hildebrandt zu ihrem Sommerfest ein. Doch der ist letztes Jahr im November verstorben. Hildebrandts Witwe sagte in seinen Namen ab: „Ich kann leider nicht kommen“.

Gut gegeben Als recht schlagfertig erwies sich ein kalabresischer Mafioso, den ein Reporter befragte, was er denn davon hielte, dass der Papst die Mafia exkommuniziert hat. Der Mafioso antwortete, die katholische Kirche sei scheinheilig, denn sie habe bisher immer gerne Spenden von der Mafia entgegen genommen, und außerdem gäbe es unter den Priestern weitaus mehr Päderasten als bei der Mafia.

Wenn die Spitzenpolitiker alle im Sommerurlaub sind schlägt die Stunde der Bundestags-Hinterbänkler. So schaffte es Rolf Mützenich, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Köln-Ehrenfeld, an einem Sonntagabend in die Tagesschau, um mit staatstragender Miene die aktuellen Krisenherde der Welt zu erklären, und dies in erstaunlich akzentfreiem Hochdeutsch und in medialer Konkurrenz zu einer Schnappschildkröte, die einen Badesee unsicher macht, und zu Vollhorst Seehofer, der im Konkurrenzkanal des ZDF zum besten gab, er bemühe sich, Demut gegenüber der Bevölkerung zu zeigen, und dies riete er dringlichst auch seiner CSU an. Das TV-Publikum erfuhr an jenem Abend aus den TV-Nachrichten, dass die in Erlangen ausgebüxte bissige Schnappschildkröte „Suarez“ heißt: Namenspatron ist nämlich der Fußballer Luis Suarez, der in seiner bisherigen Karriere schon dreimal einen Gegenspieler gebissen hat, während Vollhorst Seehofer im Interview eigenartigerweise diesmal jegliche verbale Bissigkeit vermissen ließ. Auf dem Tweed www.drehhofer.de kann man nachlesen, der bayerische Ministerpräsident sei „frei von Ansprüchen an sich selbst“, weshalb die jüngsten Demutsbekundungen wohl auch nicht allzu ernst zu nehmen sind. Also: Punktsieg für Rolf Mützenich beim Ausfüllen des Sommerlochs.
Und wenn Vollhorst Seehofers Staatskanzleichefin Christine Haderthauer wegen der „Modellbau-Affäre“ und den damit verbundenen Betrugsvorwürfen sich tatsächlich für ein politisches Amt künftig als untragbar erweisen würde, könnte man sie ja immer noch bei einer staatlichen Lotto-Toto-Gesellschaft unterbringen, wie man es bekanntlich seit eh und je mit abgewirtschafteten Politikern unternimmt, weswegen Christian Humborg von Transparency International Deutschland zu Recht fordert: „… uns ist ganz wichtig, dass die Führungsposition bei staatlich kontrollierten Gesellschaften – und dazu zählen ja die Lottogesellschaften – dass die ausgeschrieben werden, damit die Besten zum Zuge kommen und damit eben nicht der Eindruck von Ämterpatronage entsteht.“

Nach Christine Haderthauer ist der NRW-Landtagsvizepräsident Daniel Düngel von der Piratenpartei, der sich für seine Twitter-Korrespondenz das Pseudonym „Trollmops“ zugelegt hat, derzeit der nächste aussichtsreiche Kandidat für einen fulminanten Karriereknick als Politiker. Immerhin bestätigte das Amtsgericht Oberhausen, dass gegen „Trollmops“ wegen diverser Schulden auf Antrag seiner Gläubiger sechs Vollstreckungsbefehle anhängig sind, weshalb man Zweifel hegen muss, ob der nordrhein-westfälische Oberpirat vernünftig mit Geld umgehen kann, und zumindest Herr Bär hält ihn deswegen auch für ungeeignet, später mal einen Versorgungsposten als Lottobüdchen-Lobbyist zu übernehmen, falls dies jemals zur Diskussion stehen sollte, aber diese Lottoblock-Pfründe haben ja ohnehin CDU und SPD schon längst unter sich aufgeteilt. Via Twitter ließ „Trollmops“ alias Daniel Düngel keinerlei Zerknirschung über die aus Sicht seiner Gläubiger bedenkliche Diskrepanz zwischen Soll und Haben in seiner persönlichen Vermögensbilanz erkennen, sondern posaunte frohgemut in den Äther: „Mir gehts recht gut und selten isses so, wie es scheint.“
© Raap/Bär 2014

baer aktuell nr. 171 – Juli 2014

Juli 21st, 2014

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Lukas Podolski: Würdevoller Empfang im Kölner Rathaus, Foto: Copyright Raap/Bär 2014

Woran erkennt man im Supermarkt den Hausdetektiv? Er ist der einzige, der ohne Einkaufswagen durch die Gänge läuft, seine Blicke argwöhnisch umher schweifen lässt und ab und zu auch mal auf einen Bierkasten steigt, um über das Regel hinüber zu linsen, ob im Nachbargang nicht gerade einer eine Büchse Ölsardinen in der Manteltasche verschwinden lässt. So auffällig benimmt sich jedenfalls der Hausdetektiv in einem renommierten Supermarkt in Köln-Ehrenfeld. Der Mann hat eine typische Türsteherfrisur mit ausrasierten Schläfen, aber bis zum Türsteher scheint er es nicht gebracht zu haben. Vielleicht hat er sich auch nur frisurmäßig als Türsteher getarnt, damit man ihn nicht als Hausdetektiv erkennt. Wenn hingegen da einer mit Schlapphut und Trenchcoat durch die Gänge zwischen den Regalen schleicht, weiß man: das ist nicht der Hausdetektiv, sondern der ist von der NSA und hört aus sicherer Entfernung mit dem Richtmikrofon die Gespräche an der Wursttheke ab.
Einen würdigen Empfang wollte man dem Fußball-Weltmeister Lukas Podolski im Rathaus der Stadt Köln bereiten, wenn er sich dort ins Goldene Buch der Stadt einträgt, ließ der Kölner OB Jürgen Roters verlauten. Was man sich in Köln unter einem würdigen Empfang vorzustellen hat, konnte das Fußvolk an der Rückseite des Rathauses vom Alter Markt aus beobachten: Lukas Podolski war im Fußballtrikot zum Empfang gekommen, auf dem Rathausbalkon stand neben ihm als Vertreter der Lokalprominenz u.a. Henning Krautmacher von den „Höhnern“, aus einem Lautsprecher dröhnte der Stimmungshit „Kölsche Jung“, und dann rief Lukas Podolski der Fangemeinde zu: „Ich danke euch, dass ihr gekommen seid. Kölle Alaaf!“ Derlei nonchalante und bodenständige Auffassung von Würde macht ja gerade das Sympathische an der rheinischen Mentalität aus.
Wenn ein Geschäft sich „Lapland“ nennt, wie auf der Kölner Severinstraße zu beobachten ist, denn glaubt man, der Inhaber wüsste etwas über die Rentierzucht in Skandinavien zu berichten, doch der Mann verkauft einfach nur Laptops. Nun ja, schließlich heißt der Laden ja nicht „Lappland“, aber heute schreibt ja im Zuge einer „Privat-Orthografie“ jeder wie er will, ohne dass man ihm hinterher rufen darf: „Wer nämlich mit ‚h‘ schreibt ist dämlich“. So flanierte Herr Bär irritiert und kopfschüttelnd weiter, um bald darauf mit dem Einfall eines Werbedeppen konfrontiert zu werden, der sich abmühte, einem Teppichgeschäft das Image des „Alles muss raus“-Ramschladens zu nehmen, indem er über der Ladentür ein Reklameschild mit dem Geschäftsnamen „Bodenkultur“ anschraubte. Eine Rolle Linoleum als Auslegware für die Küche als „Bodenkultur“ apostrophieren zu wollen findet Herr Bär allerdings arg euphemistisch. Aber so sind sie nun mal, die Werbedeppen: immer müssen sie übertreiben.
© Raap/Bär 2014

 

 

 

bild des monats juli 2014

Juli 1st, 2014

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Karl-Josef Bär /Jürgen Raap „Die schwarze Herrscherin vom Kattenburg“, Öl und Acryl auf Leinwand, 2014, Copyright: Bär/Raap 2014

bär aktuell nr. 170 – 22. Juni 2014

Juni 19th, 2014

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Funke opjepass

 

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Donauufer Budapest – Vorbild für Kölner Rheinboulevard?

Zu den dümmsten Ausreden, die man sich einfallen lassen kann, zählt sicherlich diejenige eines Autofahrers, der mit überhöhter Geschwindigkeit in eine Radarfalle raste und den verdutzten Polizisten erklärte: „Ich wollte mein frisch gewaschenes Auto im Fahrtwind trocknen“. Nach dem Haarewaschen verzichtet dieser Tünnes bestimmt auch auf einen Fön und hält seinen Kopf in die Trockenschleuder einer Waschmaschine. – Nicht minder verdutzt schauten die Polizisten drein, die einen schwedischen Autofahrer auf einer deutschen Autobahn mit 213 km/h stoppten, wo 120 km/h erlaubt war, als ihnen der ertappte Schwede freudestrahlend erklärte, die 1.200 Euro Geldstrafe zahle er jetzt gern, denn mit dem gleichen Delikt wäre er in Schweden für Monate im Gefängnis gelandet. „Alter Schwede“, kann man da nur noch sagen.

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Alberne Wortspiele zur Bezeichnung eines Friseursalons verkneift man sich in Budapest, doch was „Friseur“ auf ungarisch heißt, erfährt man dort trotzdem nicht: der wackere Figaro Imre Szabo, der direkt am Donauufer residiert, hat für sein Geschäftsschild die Bezeichnung „Hairdressing“ gewählt, und so mutmaßte Herr Bär, der Haarkünstler Szabo schmiere seinen Kunden wahlweise „French dressing“ oder eine „Sauce vinaigrette“ mit Dijon-Senf in die Haare. Zu beklagen ist der Internationalismus-Fimmel, von dem man glaubt, er sei der Globalisierung geschuldet, ebenso bei einem Paradebeispiel für den Niedergang der europäischen Esskultur durch den Einfluss der amerikanischen Systemgastronomie, nämlich dem „Gellert Burger“, den das ehrwürdige „Gellert Hotel“ auf seine Speisekarte gesetzt hat. Womit sich für Herrn Bär sämtliche Vorbehalte bestätigen, die man gegen die kulturimperiale Aggressivität der US-Fleischklops-Industrie hegen kann, auch den hintersten Winkel der Welt mit ihren kulinarischen Junk Food-Unsitten beherrschen zu wollen. Dabei serviert man in jedem „Czardas“, wie man in Ungarn die einfachen Restaurants nennt, eine vorzügliche Gulaschsuppe.
Im wunderschönen Jugendstil-Ambiente des Schwimmbads in besagtem Gellert Hotel ließen es bekanntlich die Versicherungsvertreter der Hamburg-Mannheimer 2011 mal ordentlich krachen. Dem Verkehrsausschuss im Rat der Stadt Köln wäre ebenfalls eine Budapest-Reise zu empfehlen, freilich nicht wegen der Ausschweifungen, wie sie sich die Außendienst-Mitarbeiter der Assekuranzbranche in Begleitung fremder Damen mit zweifelhaftem Ruf im Planschbecken des Gellert-Bades gönnen, sondern um sich mit dem gebotenem Ernst dort anzusehen, wie man den geplanten „Rheinboulevard“ am Flussufer lieber nicht gestalten sollte: in Budapest führt nämlich eine reichlich marode Treppe zum Wasser der Donau hinunter, und diese Boulevard-Treppe ist schildbürgerhafterweise von der eigentlichen Fußgängerpromenade durch eine Auto-Schnellstraße rigoros abgetrennt und daher urbanistisch völlig nutzlos.
In der Kunstakademie von Budapest trifft man übrigens auf angenehm freundliche Kunststudenten, die erfreulicherweise jene Arroganz vermissen lassen, mit der beim Rundgang durch die Düsseldorfer Kunstakademie die Lüpertz-Schüler einem immer gehörig auf den Wecker gegangen sind.

Wenn in Bratislava die slowakische Armee durch die Straßen paradiert, erfreut dies das Herz jedes Anti-Militaristen, denn die Uniformierten lassen jegliche Zackigkeit vermissen: eher erinnern sie an die Gemütlichkeit des braven Soldaten Schweijk aus dem benachbarten Böhmen, und man muss kein Slowakisch können, um zu begreifen, was der Kommandant seinen Soldaten wohl zurufen mag: jedenfalls klingt es so ähnlich wie „Funke, opjepass, präsentiert de Knabüs“. In diesem Zusammenhang sei am Rande erwähnt, dass selbst der Kommentator der sonst eher recht betulichen „Aachener Nachrichten“ die Äusserung des Bundespräsidenten Joachim Gauck, „den Einsatz militärischer Mittel als letztes Mittel nicht von vornherein zu verwerfen“, als „befremdlich“ beurteilt.

Mit seiner Ansicht, er wäre wohl immer noch der richtige Bundespräsident gewesen, steht Christian Wulff allerdings ziemlich allein da, und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sowohl sein Vorgänger als auch sein Nachfolger sich verbal deutlich bellizistischer geäussert haben als dies Wulff während seiner Amtszeit in Schloss Bellevue je getan hat. Auch wenn in der politisch interessierten Öffentlichkeit die Zweifel an Gauck wachsen – mit seiner nachkartenden publizistischen Abrechnung gewinnt Christian Wulff jedenfalls keine Pluspunkte. Ein Drama wie aus Goethes Feder mit Christian Wulff als Faust, Ex-Gattin Bettina als Gretchen und dem BILD-Chefredakteur Kai Diekmann als Mephisto war die ganze leidige Affäre bis zu seinem Rücktritt nicht, sondern eher eine mediale Seifenoper, an deren Verlauf Wulff selbst einen höchst aktiven Anteil hatte.  © an Texten, Bildern und Fotos: Raap/Bär 2014

Bild des Monats 2014

Juni 1st, 2014
Jürgen Raap /Karl-Josef Bär "Die Tragödie von der reichen Witwe", Öl/Acryl auf Leinwand, 2014

Jürgen Raap /Karl-Josef Bär „Die Tragödie von der reichen Witwe“, Öl/Acryl auf Leinwand, 2014