bär aktuell nr. 169 – 22. Mai 2014

Mai 21st, 2014

Während Silvio Berlusconi zur Zeit wegen Steuerbetrugs Sozialstunden in einem Altenwohnheim ableistet und dabei zu der Erkenntnis gelangte, er ähnele immer mehr dem Papst, steht Uli Hoeneß vor der Entscheidung, ob er seine Haft nun in einem Gefängnis mit Flachbildschirm in den Zellen oder in einem mit besserem Essen verbringen soll, wie die Boulevardpresse genüsslich kolportierte. Jedenfalls wollen seine Anwälte verhindern, dass er in den Landsberger „Hitler-Knast“ muss. Derweil ruft der frühere Münchener OB Christian Ude (SPD) dem Ex-Bayernboss Hoeneß hinterher, er habe in seiner Amtszeit als OB und im Aufsichtsrat des Konkurrenzclubs TSV 1860 München Hoeneß als „selbstgerecht“ in Sachen Steuermoral erlebt, und beim FC Bayern konstatiert Ude gar „die blanke Geldgier eines Profifußballvereins, der in Gestalt seines Managers den Hals nicht vollkriegen“ konnte. Wer indes an einem Sängerwettstreit teilnimmt und sich dafür den Künstlernamen „Conchita Wurst“ zulegt, muss damit rechnen, dass trittbrettfahrende Metzger sich anschließend die Albernheit leisten, recht einfallslos eine simple Bierwurst als „Conchita-Wurst“ zu deklarieren, wo dies doch allenfalls bei einer Variante der spanischen Chorizo-Paprikawurst angebracht wäre („Chorizo“ klingt ja phonetisch schon so ähnlich wie „Conchita“). Falls sie also im bayerischen Knast mit dem angeblich besten Essen jene Bierwurst „Conchita“ servieren, sollte Uli Hoeneß dann doch lieber ein Etablissement mit Flachbildschirm bevorzugen. Da kann er sich dann die Sangesdarbietungen der originalen Conchita Wurst anschauen.

Zu tadeln ist der dumpfdödelige Paketbote von DHL, der es vorzog, bei Herrn Bär nicht zu klingeln, sondern lediglich einen Abholschein mit Tesafilm an die Haustür zu kleben, wobei die Piddelei an der Tesafilmrolle bestimmt länger gedauert hat, als wenn der Paketbote mal eben schnell die paar Treppen zu Herrn Bär herauf gelaufen wäre. Als Herr Bär anderntags bei Regenwetter das Paket auf dem ein Kilometer entfernten Postamt abholte und noch in der Schalterhalle öffnete, um nachzuschauen was es enthielt (nämlich Rücksendungen von kleinformatigen Kunstwerken von einer Ausstellung), da kam sofort ein Postbeamter angerannt und raunzte Herrn Bär an: „Das Verpackungsmaterial entsorgen Sie aber gefälligst zu Hause und nicht bei uns!“ In diesem Augenblick fand Herr Bär seine sämtlichen Vorurteile über die Misere der deutschen Dienstleistungskultur, insbesondere bei der Post, bestätigt.

Vornehm soll es zugehen bei der offiziellen Einweihung des zum Nobel-Areal umgebauten Rheinauhafens, wo der Fußballer Lukas Podolski eine Eigentumswohnung hat und wo die originale Wurstbude aus den „Tatort“-Krimis ans andere Ende an der Südbrücke verbannt wurde, weil sie den Politikern und den Investment-Managern zu popelig ist. Begründung: „Wir sind Kölner, aber keine Kölschen“, so der reichlich schräge Differenzierungsversuch eines der Manager, der ganz offensichtlich eine Kopie des Düsseldorfer Medienhafens im Sinn hat und den Gästen des Eröffnungsfestes nahe legt, zum „Hafendinner in weiß“ entsprechend gewandet zu erscheinen, denn auch die Tische seien weiß eingedeckt. Sonst spielen bei solchen Anlässen bekanntlich immer die „Höhner“ auf, aber da deren Tafelmusik diesmal offensichtlich zu kölsch wäre, ist als einer der Höhepunkte im Festkalender stattdessen „ein eindrucksvolles Schauspiel mit den Löschbooten der Feuerwehr“ angekündigt. Mit dem Löschwasser kann man wenigstens gut die Flecken von der weißen Weste waschen, falls man sich beim „Hafendinner“ ganz unnobel bekleckert hat.

Einen kleinen Mann im Ohr hat womöglich die Kölner SPD-Ratsfrau Inge Halberstadt-Kausch, die allen Ernstes die Berufung eines „Nachtbürgermeisters“ in Erwägung zieht, der im Falle nächtlicher Lärmbelästigung zwischen den partygeplagten Anwohnern und den Anhängern eines „attraktiven Feier- und Freizeitangebots“ (sic!) vermitteln soll, wenn jemand glaubt, unbedingt nachts um drei Uhr mit 80 Dezibel der musikalischen Ballermann-Unkultur frönen zu müssen und auch noch die gesamte Nachbarschaft daran teilhaben lassen will (s. „Express“ vom 12.5. 2014). Als ob es kein Landesemissionsschutzgesetz gäbe. Aber mit dem Argument der Wirtschaftsförderung sind die Parteigenossen der Dame ja auch beharrlich gegen ein Nachtflugverbot für den Köln-Bonner Flughafen. Wirtschaftsfördernd ist das nächtliche „Feier- und Freizeitangebot“ mit monotonem Techno-Gewummer und basslastigem Hiphop-Gedröhne allerdings in erster Linie für die Hörgeräte-Industrie. Weshalb man den Wunsch, den um „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ bemühten Nachtwächter früherer Zeiten durch einen „Nachtbürgermeister“ als Lärmregler ersetzen zu wollen, als töricht abtun kann. Denn dann sitzt der arme „Nachtbürgermeister“ eines Tages beim Ohrenarzt und klagt über Tinnitus und Schlafstörungen, weil er nachts arbeiten muss und tagsüber nicht zum Schlafen kommt, weil es auch dann zu laut für ihn ist.
© Raap/Bär 2014

bild des monats mai 2014

Mai 2nd, 2014

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Bild des Monats Mai 2014:

Jürgen Raap/Karl-Josef Bär, „Zigarillos im Schneesturm“, 2014

„Herr Bär, warum rennt die Kellnerin links im Bild hinter dem abgefahrenen Zug her?“
Bär: „Die hat die Mitfahrt im Speisewagen verpasst. Und in der Bildmitte süht mer eine Flötistin un ne Akkordeonspieler em Speisewagen, die op et Essen warten. Ävver die kriegen nichts serviert, weil die Kellnerin links im Bild dä Zug verpasst hätt“.
„Darüber ärgern die Fahrgäste sich bestimmt?“
Bär: „Jojo, dä Akkordeonspieler säht zo singer Begleiterin: mir hängt dä Magen bes op de Knie, und ich bin esu sauer deswegen, ich han ne janz dicke Frosch em Hals!“
„Und was antwortet die Frau?“
Bär: „Wieso em Hals?“
„Den Witz versteht doch keiner, Herr Bär!“
Bär: „Dä Frosch sitzt doch nit em Hals vun däm Typ, sondern om Desch. Dat sieht man doch! So blöd kann man doch nit sein, um die Pointe nit ze verstonn!“

(Beachten Sie bitte auch im Hintergrund an der Wand das Bild mit dem schwarzen Quadrat von Kasimir Millowitsch).

bär aktuell 168 – Bild des Monats April 2014

April 8th, 2014

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Bild des Monats April 2014:

Jürgen Raap/Karl-Josef Bär, „Braunschweiger Nächte“, 2014

„Herr Bär, Sie haben einen berühmten Vermögensverwalter porträtiert?“

Bär: „Jojo, ävver dä hätt sich als Buschräuber verkleidet, domet den keiner erkennt“.

„Und wie verwaltet der so das Vermögen der Leute?“

Bär: „Dä verzällt denne, bei ihren Jeldscheinen wäre die Farbe avjeblättert. Ävver er wör ne Magier us dem Köln-Poller Busch, man müsste ihm die Geldscheine für eine Weile anvertrauen, un er würde dann wat Zaubertinktur auf dat weiße Papier träufeln, un voilá, im Nu hätten die Jeldscheine ihre Farbe zurück“.

„Aber der Magier soll dann mit den Geldscheinen abgehauen sein, die man ihm anvertraut hatte. Grämen die Leute sich dann nicht darüber?“

Bär: „Enä. Die bilden sich ein, dat wör ja suwiesu nur weißes Papier jewesen, met däm dä Jeck do durchjebrannt is…“

 

 

Bär aktuell Nr. 168 – 22. April 2014

Politik bizarr: Dass ein Parteimitglied der Kölner SPD seinen erigierten Penis abfotografierte und das Foto ins Internet postete, dieses Foto zudem noch mit der Bildunterschrift „Mein Kölner Dom“ versah, veranlasste den örtlichen Parteivorsitzenden Jochen Ott zu der verlegenen klingenden Distanzierung, er kenne diesen Parteifreund überhaupt nicht, und die SPD habe damit nichts zu tun. Der Betreffende habe auch inzwischen seine Funktionen in der Partei niedergelegt.  So sei dem pornografisch umtriebigen Parteifreund hinter die Löffel geschrieben, dass man im Rheinland das männliche Geschlechtsteil seit eh und je im Volksmund nicht „Kölner Dom“ nennt, sondern „Et Hermännche“, damit der nächste Versuch einer öffentlichen Selbstinszenierung nicht schon wieder auf dem Witz-Niveau eines pubertären Junggesellenabschiedsabends endet. Der aktuelle Wahlkampf-Slogan der SPD lautet übrigens sprachlich etwas missglückt „Wir können Köln“, und das möchte man bei den Vertretern der Hermännchen-Basis doch ein wenig bezweifeln. Der aktuelle Wahlkampf-Slogan der SPD lautet übrigens sprachlich etwas missglückt „Wir können Köln“. Das hat der exhibitionistische Parteifreund freilich gründlich missverstanden.

Die Replik des Parteichefs Jochen Ott ist allerdings so genial, dass sie vielseitig verwendbar wäre, etwa bei Papst Franziskus, aus dessen Munde wir dann vernehmen: „Tebartz-van Elst? Nie gehört. Denn kennen wir am Heiligen Stuhl nicht. Mit dem hat die katholische Kirche nichts zu tun“. Und wenn weiterhin gereimte Schlagzeilen wie „BILD zu Gast im Hoeneß-Knast“ dem FC Bayern München das Image zu vermiesen drohen, tritt wohl bald der Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge ans Mikrofon, um den Sportreportern zu verkünden: „Hoeneß? Mit dem hat der FC Bayern nichts zu tun“.

Ziemlich einfältig ist ebenso der Wahlkampfslogan der FDP: „Wer FDP will, der muss FDP wählen. Wenn nicht jetzt, wann dann?“ prangt es den Passanten von einem Plakat entgegen. Was im Umkehrschluss heißt: Wer die FDP nicht will, der muss die auch nicht wählen. Das kapiert jeder Philosophiestudent im ersten Semester, der eine Vorlesung über Aussagenlogik besucht, aber die FDP hat einen ja noch nie intellektuell überfordert. Dass indessen auch die übrige politische Konkurrenz mit ihren Slogans nicht viel origineller ist, kommentierte die Wähler-Initiative „Deine Freunde“ mit „Die köln uns mal“.

 

Bär polyglott- unterwegs mit Herrn Bär Erfreulicherweise gibt es in Amsterdam keine überkandidelten Friseure, die ihren Laden „Haargenau“, „Atmosphair“ oder nicht minder dämlich „Müllers Haarbüro“ nennen. In Holland heißt ein Friseurladen schlicht und einfach „Kapsalon“. Allerdings gibt es in der Grachtenmetropole Architekten und Bauherrn, die ihren Gestaltungswahn ausleben, indem sie die roten Klinkersteine der alten putzigen Giebelhäuser schwarz anstreichen lassen, und so sieht die halbe Altstadt von Amsterdam inzwischen aus, als ob dort ein Großbrand gewütet hätte. Aber es waren nur ein paar Anstreicher mit ästhetisch fehlgeleitetem Fassaden-Designer-Fimmel.

Warum aber holländischer Käse in Holland teurer ist als bei uns, obwohl der Mehrwertsteuersatz für Nahrungsmittel im Land der Tulpen und der Windmühlen niedriger ist, gehört zu den ewig unerklärlichen Mysterien der niederländischen Geschäftswelt, die auch für Herrn Bär nicht zu durchschauen sind. Billigen Käse aus Deutschland nach Holland zu schmuggeln hieße also keineswegs Eulen nach Athen tragen. Da in „bär aktuell“ die Erbauung im Horaz’schen Sinne immer auch mit einer Belehrung einher gehen soll, sei abschließend erwähnt, dass es weltweit 249 Eulenarten gibt, während man allein auf dem Käsemarkt von Alkmaar 300 Tonnen Käse auslegt, das macht dann 1,20 Tonnen pro Eulenart: ein Wissen, über dessen Nutzen oder mangelnden Nutzen man die Analysten bei der amerikanischen NSA und ebenso chinesische Industriespione gehörig ins Grübeln bringen kann, sofern sie eifrige Leser von „bär aktuell“ sind. Wobei die chinesischen Industriespione dann auch schon mal was verwechseln. In Peking bauen sie jetzt den Kölner Dom nach, aber sie nennen ihn „Hermann“.

© Bär /Raap 2014

 

 

 

 

bär aktuell 167 – Bild des Monats März 2014

März 1st, 2014

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Bild des Monats März 2014:

Jürgen Raap/Karl-Josef Bär „Die versteckte Schwester“ (2014)

„Herr Bär, welche Zigarrenmarke raucht der Sigmund Freud auf Ihrem Bild?“

Bär: „Handelsgold oder Weiße Eule. So jenau kann man dat op däm Bild nit erkenne“.

„Da hätten Sie aber näher ranzoomen müssen, Herr Bär!“

Bär: „Wejen dä billige Zigarre? Enä!“

„Konnte dieser berühmte Psychoanalytiker sich denn nichts besseres leisten?“

Bär: „Dä Freud hätt met nem Patienten en Raucher-Entwöhnungstherapie jemaht. Mit Erfolg, wie man sieht: dä geheilte Patient hätt anschließend sing Zigarren freudestahlend beim Sigmund Freud op dä Couch liege losse un zo däm jesaht, die bruch ich jetz nit mieh. Un dann hätt dä Freud überlegt: wat mähste jetz met de Zigarre vun däm jeheilten Patient? Am besten selver rooche…“

 

bär aktuell nr. 167 – 22. März 2014

Ein gar wunderlicher Geselle ist Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, der sich dazu verstieg, dem als Steuerbetrüger verurteilten Uli Hoeneß hinterher zu rufen, der liebe Gott liebe auch Steuersünder, als ob ausgerechnet dieser Hinweis für Hoeneß vor seinem bevorstehenden Haftantritt tröstlicher sei als ein donnerndes Kanzelwort, das ihm ewige Verdammnis angedroht hätte. Wobei in diesem Zusammenhang zur Bigotterie des Schweizer Bankwesens anzumerken wäre, dass bei den Calvinisten Geldscheffeln als gottgefälliges Werk gilt.

Wenn die Darbietung kölschen Liedgutes nicht allzu kölschtümelig geraten soll und man sich bemüht, einem kölschen Liederabend einen multikulturellen Anstrich zu geben, dann entlehnt man dann auch schon mal einen Programmpunkt dem Mainzer Karneval. So kündigte ein Conferencier bei einem Mitsingabend an, es werde nun als nächstes das Lied „Humba Humba täterä“ gesungen, und für den bildungsbeflissenen Teil des Publikums schob der Moderator die musikhistorische Information nach, dass dieser Gassenhauer im Mainzer Karneval erstmals 1964 von Ernst Neger intoniert wurde. Aber er nannte diesen Interpreten zunächst nicht bei seinem richtigen Namen, sondern nahm die Gelegenheit zu einem selbstironischen Witz über manche Verstiegenheiten im Bemühen um politische Korrektheit wahr, indem er behauptete: „Mit diesem Lied wurde 1964 Ernst Schwarzer bundesweit bekannt“. „Ernst Schwarzer“ hört sich zwar auf den ersten Blick politisch korrekter an als „Ernst Neger“, doch bei dem Namen „Schwarzer“ denkt man heut zu Tage sofort an Alice Schwarzer und ihr Schwarzgeld in der Schweiz, weshalb der Conferencier seine Ansage auch schnell korrigierte: „Mit richtigem Namen heißt der Mann Ernst Neger“.

Als zeitgemäße Hymne der ertappten Steuersünder und zockersüchtigen Börsenspekulanten hätte man auf jenem Mitsingabend auch das Trinklied intonieren können: „Hätten wir lieber das Geld vergraben, was wir alles vertrunken haben…“.

Das wiederum denkt sich jetzt vielleicht auch Madeleine Schickedanz, die als Zeugin im Oppenheim-Prozess darüber befragt wurde, wieso sie ihrem Vermögensverwalter, dem Fonds-Entwickler Josef Esch, so blind vertraut habe, und dann zur Antwort gab, Esch habe zu ihr gesagt: „Du hast mich mit Haut und Haaren, solange du den Josef hast, passiert dir nichts!“ Mit solchen Sprüchen kann man in Milliardärskreisen erfolgreich Finanzgeschäfte tätigen? Unglaublich!

So sei zum Abschluss dieses Themas der Texter und Komponist Franz-Martin Willizil zitiert, von dem die schöne Liedzeile stammt: „Leever ärm un jlöcklich – als rich un beklopp!!“ Das Lied eignet sich auf einem kölschen Mitsing-Abend gewiss als Alternative zu „Humba humba tätera“, wenn man vermeiden will, dass bei der Nennung des Interpreten „Ernst Neger“ aka „Ernst Schwarzer“ jeder sofort an Schwarzgeld denkt.                                 

Copyright: Bär/Raap 2014

 

 

bär aktuell 166 – bild des monats

Februar 1st, 2014

schid fuer karnevalsumzug 2014

Jürgen Raap, Schild für Karnevalsumzug 2014

Bär aktuell Nr. 166 – 22. Feb. 2014:

Ein transparenter Bürger zu sein erfüllt Herrn Bär mit Grausen, und er ist heilfroh, nicht in Berlin direkt neben den Merkels zu wohnen, müsste er dann doch als Nachbar der Merkels schon mal damit rechnen, im Visier des US-Geheimdienstes zu landen, wenn Frau Merkel ihn anruft, ob er mal eben mit der Klempnerzange vorbei kommen könne, denn bei den Merkels tropfe der Wasserhahn. Ob ein solches Telefonat die „nationale Sicherheit der USA“ (Barack Obama) gefährdet und damit auch eine NSA-Abhöraktion gegenüber Herrn Bär rechtfertigen würde, weil das FBI die Klempnerzange als „gefährliche Waffe“ einstuft, sei dahin gestellt. Auf jeden Fall verkneift sich Herr Bär die Absicht, jemals nach Washington in die Nähe der Obamas zu ziehen, denn wer weiß, was einem dann seitens des FBI blüht, wenn man als hilfsbereiter Nachbar aus lauter Gefälligkeit mit einer Klempnerzange mal eben zu den Obamas rübergeht, weil im Weißen Haus der Wasserhahn tropft.

Herr Bär wünscht sich auch nicht unbedingt, dass seine Steuerakte in einer Zeitungsredaktion landet wie jene des Uli Hoeneß, der es kurz vor Beginn seines Prozesses mit einer Gegenklage wegen Verletzung des Steuergeheimnisses schaffte, taktisch geschickt vom medial bereits abgefeierten Steuersünder in die Rolle des Opfers einer datenschutzrechtlichen Straftat zu schlüpfen.

Was indes der Merkel-Gatte Prof. Joachim Sauer aus lauter Langeweile zu Hause im Internet alles so anklickt und im Versandhandel bestellt (z.B. eine Klempnerzange), während seine Gattin im Kanzleramt Weltpolitik macht, wissen sie bei der NSA indes nicht durch eine technisch aufwändige Abhöraktion, sondern durch die Surf-Protokolle von „Google Analytics“: dort werten Marketingspezialisten aus, wie lange sich Prof. Joachim Sauer das „zweiteilige Klempnerzangenset mit Rohrzange und Wasserpumpenzange“ zu 14,95 Euro angeschaut hat (vermutlich 55 Sekunden), bevor er auf „Jetzt in den Warenkorb“ klickte. Bei der NSA horchten sie auf, wenn Mutti Merkel dann beim Nachbarn anruft, „der Joachim“ hätte die neue Rohrzange sofort verbogen, als er das Tropfen des Wasserhahnes unterbinden wollte, ob denn der Nachbar mal eben rüber kommen könne… jetzt wissen sie in Washington, dass sich zu Hause bei den Merkels im Werkzeugkasten eine verbogene Klempnerzange befindet, und beim FBI sind sie sich nicht so recht schlüssig, ob das immer noch eine „gefährliche Waffe“ ist.

Wenn man den Präsidenten vom ADAC anruft, ob er mal eben mit der Klempnerzange rüberkommen könne, kommt der bestimmt die paar Meter mit dem Rettungshubschrauber angeflogen.                     © Raap/Bär 2014

 

10 Jahre bär aktuell

Januar 8th, 2014

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Bild des Monats Januar 2014:

Jürgen Raap „La Belge perdue“

 

Beachten Sie bitte folgenden Ausstellungshinweis:
„Der Eigelstein – drunter und drüber – Schauplatz Kölner Geschichte 2“ im Kölnischen Stadtmuseum, Zeughausstr. 1-3
Beiträge dazu von Jürgen Raap: Katalogtext „Mythos Eigelstein“ und Leihgabe eines Gemäldes für die Ausstellung.
Laufzeit: 27. April 2014

Der Traum eines jeden Jungen, später einmal Lokomotivführer werden zu wollen, wird für Ronald Pofalla nicht ganz so wahr wiewohl erhofft, denn nach seinem Ausscheiden als Kanzleramtsminister hat es für ihn nur noch zur Berufung als überbezahlte Lobbyisten-Schranze im Vorstand der Deutschen Bahn gereicht, was man bei „Transparency international“ indessen zu Recht als eine höchst ärgerliche Klüngelpolitik verbucht und in Pofallas Klever Wahlkreis selbst unter seinen eigenen CDU-Parteifreunden als „Verrat am Wähler“. Ärgerlich ist der Missbrauch solcher Vorstandsposten für politische Versorgungsfälle allemal, zumal Pofalla keinerlei Fachkenntnisse über das Bahnwesen verfügt und man daher froh sein kann, wenn er in seinem Vorstandsbüro nur mit der Modelleisenbahn spielt und sich ansonsten aus allem heraus hält. Herr Bär hat doch erhebliche Zweifel, ob die Züge demnächst pünktlicher fahren, die Bahnhöfe sauberer und sicherer sind und die Schaffner mit ihrem bislang nur routiniert dahin genuschelten „Noch jemand zugestiegen?“ das Terrain der Deutschen Bahn endlich zu einem Land des Lächelns machen.
Mit schlechtem Beispiel voran gegangen eines als anrüchig anmutenden weil zu schnell vollzogenen Wechsels von der Politik in die Wirtschaft ist übrigens Gazprom-Schröder, aber der liegt jetzt wenigstens nicht den Bahncard 50-Kunden auf der Tasche, die für selbige jetzt 6 Euro mehr bezahlen müssen als vorher, wahrscheinlich, um die Modelleisenbahn für Pofallas Vorstandsbüro zu finanzieren.

Als der frühere Rennfahrer Michael Schumacher im Krankenhaus von Grenoble von den Ärzten ins künstliche Koma versetzt wurde, richteten bereits ein paar allzu voreilige Fans eine Kondolenzseite bei Facebook ein. Wollte sich da im Falle eines Ablebens beim Veröffentlichen von Beileidsbekundungen jemand gar eine Pole Position zu sichern, um der erste beim Kondolieren sein zu können? Dass der sportiv-mediale Rausch der Geschwindigkeit im Internet derlei pervertierte Ausuferungen annimmt, tadelte der Berliner „Tagesspiegel“, der Skiunfall Schumachers werde unzulässigerweise zum „Event“ stilisiert, und der im Koma liegende Sportler erleide dadurch in einer absolut frivolen makabren Weise einen „digitalen Tod“, und das sei doch „mehr als beschämend“. Hätte Herr Bär sich nicht von Anfang an geweigert, bei Facebook einen „Account“ zu eröffnen, hätte er spätestens jetzt selbigen gelöscht, weil sich nunmehr Herrn Bärs Ansicht bestätigt hat, dort werde einfach zu viel Blödsinn in die Welt hinaus getrötet. Wobei in diesem Zusammenhang die Bemerkung des Regierungssprechers, Angela Merkel sei beim Skilanglauf „bei mäßiger Geschwindigkeit“ gestürzt, weniger süffisant wirkte als von ihm vielleicht erhofft, sondern als gewollte Anspielung auf die Tragik von Michael Schumachers Rasanz dann doch wohl eher unpassend.

Als Chronist über die Albernheiten, Verstiegenheiten, Irrungen und Wirrungen seiner Zeitgenossen konnte Herr Bär in den letzten zehn Jahren an dieser Stelle Ausgabe für Ausgabe ein Füllhorn von Beispielen an Pein- und Dämlichkeiten ausschütten, und es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeit, um zu prognostizieren, dass auch in den nächsten zehn Jahren sich in Politik, Wirtschaft und Werbung genügend Deppen tummeln, die mit ihren Fehlleistungen diesen Newsletter/Blog „bär aktuell“ füllen werden. So sei zum Auftakt in die nächsten zehn Jahre erwähnt, dass Franz Beckenbauer kürzlich zum „Genießer des Jahres“ ausgerufen wurde und Günter Netzer in seiner Laudatio ausgerechnet daran erinnerte, dass Beckenbauer vor 30 Jahren mal Werbung für Tütensuppen machte. © Raap/Bär 2014

baer aktuell 163/164 – bild des monats

Dezember 4th, 2013

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Bild des Monats Dezember 2013:

Jürgen Raap – „La Päd, la Fott, la Finster“, 2013

Dass Franz Beckenbauer gelegentlich Unsinn verbreitet, ist allgemein bekannt. Eine gründliche intellektuelle Fehlleistung bot „Kaiser Franz“ erneut, als man ihn kürzlich in seiner Eigenschaft als Fußball-Funktionär (er war bekanntlich bis 2011 Mitglied im FIFA-Exekutivausschuss) darüber befragte, was er denn davon hielte, dass die asiatischen Bauarbeiter, die derzeit die Fußballstadien für die künftige WM in Katar errichteten, dort wie Arbeitssklaven behandelt würden. Beckenbauer antwortete so dumm wie dreist, er habe auf den Baustellen von Katar keine Sklaven gesehen: „Die laufen da alle frei rum“.

 In Koblenz wirkt ein Figaro namens „Tigi Haircare“, was an sich schon albern genug ist. Zu allem Überfluss hat der Haarkünstler Tigi sich aber auch noch ein in vornehmem Schwarz gehaltenes Designer-Schaufenster zugelegt, in dem zur Weihnachtszeit drei protzige Sterne prangen, als ob Tigi der Drei-Sterne-Friseur unter Koblenzens Barbieren wäre. In einem nahen Kaffeehaus sorgt ein junger Mann für kurzweiliges Klavierspiel, und zwischendurch verteilt er an den umliegenden Tischen Visitenkarten, in denen er sich als „Tasten-Shakespeare“ anpreist. Hm, hm, „Tasten-Mozart“ ginge ja noch, oder „Tasten-Wagner“, aber „Tasten-Shakespeare“? Was um Himmels willen hat der britische Theaterdichter mit kaffeehauskompatiblem Klavierspiel zu tun? Aber in einer Stadt, in der einer, der wahrscheinlich „Schmitz“ heißt, auf die Idee kommt, sich verniedlichend „Tigi“ zu nennen und sein berufliches Betätigungsfeld der Haarkümmerei als „Haircare“ zu anglizisieren (was Herrn Bär ahnen lässt, dass in England kein einziger Friseur seinen Laden „Hairecare“ nennen würde), verkraftet man wohl auch einen leidlich begabten Pianisten, der Shakespeare zu seinem großen musikalischen Vorbild erkoren hat.

Bärs Limonadenkritik Wenn man nicht nur die aromatisch-haptischen Eigenschaften eines klebrigen und nur mäßig prickelnden Gebräus, sondern auch noch die verstiegenen Einfälle der Werbedeppen als Maßstab zu einer kulinarischen Limonadenkritik nimmt, dann bestätigen sich alle Vorbehalte gegenüber der Werbeindustrie und gegenüber Limonaden in knatsch-süßen Geschmacksrichtungen. Als absolut dämliche Werbekampagne entpuppte sich der Einfall, in Köln-Ehrenfeld vor den Eingängen der „Balloni-Hallen“ und vor dem in tonaler Hinsicht ohnehin eher fragwürdigen „Club Bahnhof Ehrenfeld“ eine Art Anhänger mit überdimensionalem Ghettoblaster aufzustellen, um solchermaßen mit dem akustischen Terror eines zwei Häuserblocks weit zu hörenden monotonen Gewummeres den Konsum von „Red Bull“ anzuheizen. Herr Bär wünschte sich, sie hätten stattdessen lieber den Koblenzer „Tasten-Shakespeare“ einen flotten Werbe-Jingle aufspielen lassen: „Heute bleibt es draußen still, weil jeder nur noch Red Bull will“. Doch da dies nicht geschah, sehnte sich Herr Bär an die Fünf-Pfennig-Tütchen mit „Ahoi“-Brause zurück, die es damals am Limonadenbüdchen zu kaufen gab und die für ihn mit ihrem Prickeln bis heute der Inbegriff von Limonade überhaupt sind. © Raap/Bär 2013

 

Beachten Sie bitte folgenden Veranstaltungshinweis:

Donnerstag, 12. Dezember 2013, 19 Uhr:
Vernissage zur Ausstellung „Der Eigelstein – drunter und drüber – Schauplatz Kölner Geschichte 2“ im Kölnischen Stadtmuseum, Zeughausstr. 1-3

Beiträge dazu von Jürgen Raap: Katalogtext „Mythos Eigelstein“ und Leihgabe eines Gemäldes für die Ausstellung.

Laufzeit: 13. Dezember 2013 bis 27. April 2014.

Deppen-Ranking 2013 Den Vogel ab schoss in diesem Jahr der schusselige Steinbrück-Erpresser aus Bonn: über die verbale Großkotzigkeit von Peer Steinbrück waren viele andere ja auch verärgert, aber keiner sonst schrieb dann einen Erpresserbrief, den er eigentlich gar nicht abschicken wollte, schließlich jedoch versehentlich in den Briefkasten warf. Das ist an krimineller Dämlichkeit kaum zu toppen, daher heißt es unserem Jahresrückblick: Platz 1. Den zweiten Platz nimmt der Peersager (Kabarettistenspott) selbst ein, weil er ausgerechnet eine Woche vor der Wahl gegen den eindringlichen Rat seines Pressesprechers und auch sonst wider allen besseren Wissens ein Foto veröffentlichen ließ, auf dem er seinen Kritikern den Stinkefinger zeigte, wodurch er spätestens dann alle Zweifel an seiner Tauglichkeit zum Staatsmann fulminant bestätigte, und selbst sein Parteifreund, der Kölner OB Jürgen Roters, bekundete dann gegenüber dem „Express“, als er das Stinkefinger-Foto gesehen habe, hätte er das Gefühl gehabt, Steinbrück habe seine Kandidatur innerlich längst aufgegeben.

Wo jetzt Westerwelle, Brüderle und Rösler als prominente liberale Witzfiguren ausfallen und nur noch unter „Leute von gestern“ rangieren, springt der Kölner FDP-Ratsherr Ralph Sterck mit seinen Mätzchen munter in die Bresche: Im Pullman-Hotel fotografierte er die Pissoirs auf der Herrentoilette und stellte das Foto bei „Facebook“ ein, weil man beim Pinkeln durch eine Glaswand auf den Kölner Dom schauen kann, und wenn der FDP-Mann mal nicht eine Pinkelecke in der Kölner Nobel-Hotellerie fotografiert, sondern richtige Politik macht, dann beschwert er sich als Inhaber des Speditionsunternehmens „Kölner Flitzer“ über das Installieren neuer Radarkontrollen: Keine Blitzer für den Flitzer, freie Fahrt für freie Bürger, oder was? Für derlei platte Lobby- und Klientelarbeit in eigener Sache ist Platz 3 reserviert.

Hätte Ralph Sterck mehr Kohle und wäre er weniger skrupellos, dann hätte er ja die Mövenpick-Nummer abziehen können, so wie auch die BMW-Oberen in ähnlicher Weise den fatalen Eindruck erweckten, ihre Parteispende an die CDU sei korruptionsverdächtig gewesen, weil die zeitliche Nähe zur Korrektur des CO2-Gesetzes doch ein wenig mehr zum Himmel stinkt als die Klowürfel in dem Pinkelbecken, das Ralph Sterck fotografiert hat. Platz 4 für BMW wegen des Imageschadens, und Platz 5 aus dem gleichen Grund für die abhörskandalgebeutelten USA.

Für Barack Obama, der kein Knacken in der Leitung gehört haben will, als er mit Angela Merkel telefonierte, ist Platz 6 reserviert, weil angesichts der Eigendynamik der Geheimdienste auf ihn der kölsche Gassenhauer passt: „Nä, nä, dat wisse mer mit mieh, janz bestimmp nit mieh…“ Wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass man gewisse Tendenzen zum totalkontrollitären Cyberfaschismus auch Google und Fcebook mit ihrer Datensammelwut vorwerfen kann, und nicht nur den Schlapphüten von der NSA. Herr Bär würde gerne wissen: Hat diese obskure NSA in ihrem grenzenlosen Allmachtsgebaren eigentlich auch das Handy von Obama angezapft? Aber die Antwort lautet wahrscheinlich: das ist geheim! Der BND würde ja vielleicht als trotzige Retourkutsche auch mal ganz gerne das Weiße Haus anzapfen, aber dazu fehlt denen angesichts der Sparwut der Politiker wahrscheinlich die nötige moderne Abhörtechnik… sicherlich haben sie in der BND-Zentrale noch altmodische Telefone mit Wählscheibe und Voranmeldung des Gesprächs beim „Fräulein von Amt“. Wenn sie in Köln schon jahrzehntelang nichts in die Instandhaltung der jetzt reichlich maroden Rheinbrücken investiert haben, kann man doch nicht erwarten, dass in Washington einer unserer wackeren BND-Agenten mit einem hochmodernen teuren Richtmikrofon auf der Wiese vor dem Weißen Haus auf der Lauer liegt.

Wenn schon ein Geständnis ablegen, dann aber richtig: das muss man mal dem Wurstfabrikanten Uli Hoeneß ins Stammbuch schreiben, der fälschlicherweise glaubte, er käme mit einer Selbstanzeige milde davon, wenn er nur einen Teil seiner Steuerhinterziehungen offenbare und den Rest verschweige. Jetzt braucht Hoeneß auf Platz 7 für den Spott nicht zu sorgen.

 

Wodurch lenkt man gekonnt von den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ab? Am besten durch einen deftigen Bauskandal. Das dachte sich offenbar der „Protz-Bischof“ von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, der unbedingt beweisen wollte, dass auch er beim Bau seiner neuen Residenz eine satte Kostenexplosion hinkriegt: Platz 8. Dicht gefolgt von Boris Becker auf Platz 9, der sich nicht zu schade war, im TV in der Game-Show von Oliver Pocher als tapsiger Trottel zur Volksbelustigung beizutragen, was seine Fans als endgültigen Abstieg vom einstigen Bum-Bum-Becker-Tennisstar zum tragisch-komischen Sturmgeschütz medialer Vollidiotie bewerteten.

Mit Platz 10 belohnt wird jener Passant, der bei seinem Köln-Besuch den Bundespräsidenten Joachim Gauck mit den Worten begrüßte: „Tach, Herr Jauch, ich habe gestern Ihre Talk-Show im Fernsehen gesehen“. Solch eine gelungene Verwechslung muss man erst mal hinkriegen… © Raap/Bär 2013

 Frohe Weihnacht überall

bald ist wieder Karneval!

 

 

 

bär aktuell 161/162 – bild des monats

November 8th, 2013

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Bild des Monats November 2013

Herr Bär, Sie haben eine neue Euro-Münze entworfen?“

Bär: „Jojo, eijentlich sollte da Europa op däm Stier reitend zu sehen sein. Ävver dann han ich mir jedaach, leever die Bürokratie in Europa darzustellen un han en Sekretärin jemalt, die unsinnige EU-Verordnungen en dä Laptopp tippt.“

Und das Sparschwein da unten rechts?“

Bär: „Dat is för dä Bischof vun Limburg. Da kann dä singe Kirchensteuereinnahmen erein tun“.

Jürgen Raap/Karl-Josef Bär, „Modernes Totem“, 2013

 

Was macht eigentlich ein Gerichtsvollzieher, wenn er es nicht schafft, einen Brief zuzustellen? Der Empfänger wird ganz einfach irrtümlich für tot erklärt, wie es jüngst Lothar Matthäus widerfuhr. Ein Brief mit Unterhaltungsforderungen seiner Ex-Frau Liliana ging wieder ans Amtsgericht München zurück, weil dort niemand die Adresse von Lothar Matthäus kannte, und um sich offenbar weitere anstrengende Nachforschungen nach dem Verbleib des Fußballtrainers zu ersparen, machte man es sich recht einfach und stempelte ungerührt den Vermerk „Empfänger verstorben“ in die Akte. Lothar Matthäus rief daraufhin sämtliche Boulevardzeitungen an, er empfinde das als „eine Frechheit“ und tobte, er lebe doch noch; denn er selber habe noch Gegenforderungen an seine Ex, und die könnte er nicht eintreiben, wenn er als tot gelte. Aufmerksam studierte Herr Bär das Matthäus-Foto in der Zeitung: Sah der nicht tatsächlich ein bisschen bleich aus? Aber das liegt wahrscheinlich an der Jahreszeit… In diesem Zusammenhang sei ein geflügeltes Wort des bayerischen Ministerpräsidenten Vollhorst Seehofer zitiert: „Manche Minister muss ich schon am Montagmorgen anrufen und sagen, es reicht jetzt. Für diese Woche. Und bei anderen muss ich am Wochenende anrufen und nachfragen, ob sie noch am Leben sind“. Womit wir die morbide Thematik zum Trauermonat November aber jetzt getrost abhaken können…


 

bild des monats oktober 2013 und baer aktuell nr.160/161

Oktober 1st, 2013

Tollhaus Bischofssitz Als Franz-Peter Tebartz-van Elst im zarten Alter von 48 Jahren den Limburger Bischofsstuhl erklimmen durfte, hieß es, die römische Kurie habe sich diesmal keinen alten Sack, sondern einen jungen, dynamischen Bischof gewünscht, der ein wenig Glamour verbreite und somit dem damaligen Papst eine entsprechende Ernennung eingeflüstert. Man erhoffte sich sozusagen eine Art „Guttenberg-Effekt“, wie in „Spiegelonline“ nachzulesen ist. Bekanntlich kehrte sich mit der Plagiatsaffaire der „Guttenberg-Effekt“ für den agilen Freiherrn ins Gegenteil, und ähnliches widerfuhr nun der römischen Kurie mit ihrem „Luxus-Bischof“, dessen Finanzgebaren der Vermögensaufseher Riebel gar mit dem der Mafia von Palermo verglich und das bei Gemütern mit säkularer Gesinnung Zweifel darüber aufkommen lässt, ob das Eintreiben der Kirchensteuer durch staatliche Finanzämter eigentlich noch akzeptabel ist. Man könnte auch von einem „Hoeneß“-Effekt sprechen, denn als der Wurstfabrikant Uli Hoeneß seine Steuersünden beichten musste, bat er öffentlich um Absolution, er sei doch kein „schlechter Mensch“, und der ertappte Skandal-Bischof stieß ins gleiche taktische Horn: „Niemand soll den Stab über mich brechen“.

Während Tebartz-van Elst weltweit für Schlagzeilen sorgte und sogar die amerikanische Boulevardpresse ihn als „The Bling Bishop“ apostrophierte, stand Jakob Augstein mit seiner Meinung ziemlich allein da, der irrlichternde Limburger Oberhirte sei „kein Protz-Bischof“, sondern ein „Mann mit Geschmack“, wiewohl andere ihn wegen seiner weihrauchgetränkten Messen eher für einen Kitschbruder halten. Aber Jakob Augstein hat schon in anderen Essays die intellektuelle und sprachliche Brillanz seines Vaters Rudolf schmerzlich vermissen lassen.

Derweil nahm die BILD-Zeitung den Lebensstil seiner Amtsbrüder gründlich unter die Lupe: „So reich ist die Kirche: Deutsche Bischöfe im großen Check – was sie verdienen, wie sie wohnen, ihre Autos!“ Da staunte Herr Bär, als der Bischof von Fulda sich lauthals über die Weiträumigkeit seiner Residenz beklagte, denn wenn ihm im Schlafzimmer einfiele, dass er im Wohnzimmer etwas vergessen habe, müsse er 50 Meter zurück laufen.

Herr Bär weiß nicht so recht, ob erst der Rummel in der Boulevardpresse den Limburger Kirchenskandal zur Posse machte, seit der „Protz-Bischof“ – diesmal im Billig-Flieger – heimlich nach Rom reiste und mit dieser Inkognito-Reise die ihm auflauernden Paparazzi narrte. Die BILD-Zeitung protokollierte jedenfalls akribisch, wie Tebartz-van Elst in Rom mit seinem Warten auf eine Papst-Audienz einen „Nervenkrieg im Vatikan“ auslöste („Erst flossen die Millionen, dann die Tränen“), und was er in seiner Unterkunft, einem Pilgerheim, zum Frühstück bekommt, nämlich nur „Brötchen mit Wurst und Marmelade“. „Um 16.21 Uhr plötzlich Aufregung, als an einem Fenster die Holzläden aufklappen. Will Tebartz-van Elst eine Erklärung abgeben? Schnell ist klar: Jemand erlaubt sich einen Scherz, führt am Fenster ein Kasperletheater mit zwei Handpuppen auf…“ Spätestens jetzt strebt die Angelegenheit einem Schwank zu, wie ihn sich kein Autor für Komödien im Bauerntheater besser hätte ausdenken können.

Vom moralischen Elend des politischen Lobbyismus und der Parteispenden sollte an dieser Stelle aber auch mal die Rede sein. Über das Medieninteresse an den Eskapaden des Bischofs ging nämlich unterdessen die Meldung ziemlich unter, dass nach einer BMW-Großspende an die CDU in Höhe von 690.000 Euro die Anti-Korruptionsinitiative „Transparency International“ den Bundespräsidenten aufgefordert hat, eine Kommission zur Regelung der Parteienfinanzierung einzuberufen. Der Parteichef der Linken, Bernd Riexinger, hält den Zeitpunkt der Spende für ziemlich fatal und hegte gegenüber der „Passauer Neuen Presse“ den Verdacht, „hier wurde nicht einfach eine Partei gekauft, sondern ein Gesetz. Der Verdacht der Bestechung steht im Raum…“ Vielleicht bedienen sich die gescholtenen BMW-Oberen jetzt auch einer ähnlichen Taktik und bekunden wahlweise, „keine schlechten Menschen“ (Hoeneß) zu sein, oder man solle „den Stab“ nicht über sie „brechen“ (Tebartz-van Elst).

© Raap/Bär 2013

 

Hat Boris Becker seine Memoiren eigentlich selber geschrieben oder sind seinem Ghostwriter die Gäule durchgegangen? Das in literarischer Hinsicht eher fragwürdige Becker-Epos heißt „Das Leben ist kein Spiel“ und informiert die Leser u.a. darüber, dass seine Ex-Verlobte Allessandra Meyer-Wölden, genannt „Sandy“, zu Hause zu selten gekocht habe und stattdessen immer nur selber im Rampenlicht stehen wollte: „Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald“. Wo mithin im Hause Becker Schmalhans Küchenmeister war, konnte die Verlobung nur ganze 83 Tage halten. „Sandy“ heiratete kurze Zeit später den Komiker Oliver Pocher, doch inzwischen gehen auch die Eheleute Oliver und Allessandra Pocher wieder getrennte Wege, was den Spekulationen über „Sandys“ Kochkünste neue Nahrung gibt, zumal Becker-Gattin Lilly sich früher schon mal bei Oliver Pocher erkundigt haben soll, wie es denn sei, wenn er zu Hause immer nur Reste essen müsste. So gut genährt wie Sigmar Gabriel sieht Oliver Pocher tatsächlich nicht aus, und womöglich ist sogar Mysteriöses im Spiel, denn das Internet-Portal „Intouch online“ fragte schaudernd: „Gibt es einen ‚Boris Becker-Fluch‘?“ Grammatisch und stilistisch etwas holprig formuliert heißt es dort weiter: „Was hat dieser Mann nur, dass alle seine Exfreundinnen nach ihm nicht mehr glücklich werden können“? Denn auch über Boris Beckers derzeitige Ehefrau Lilly weiß die „Neue Post“ zu berichten: „Alkohol! Ausraster! Abstürze! Ist seine 2. Ehe endgültig am Ende?“ Immerhin soll Lilly ihrem Boris schon mal ein Glas Wodka ins Gesicht geschüttet haben. Wahrscheinlich kriegt Boris Becker bei Lilly zu Hause außer verschüttetem Wodka auch nichts nichts Vernünftiges zu essen, obwohl er sich laut „Short News“ schon mal von Oliver Pocher verhöhnen lassen musste, er sei eine „aufgedunsene Kackwurst“. Immerhin trifft der eben erwähnte „Boris Becker-Fluch“ auch ihn höchstselbst.
Wenn Prominente die Debakel in ihrem Privatleben zu Markte tragen, scheint der alte Sinnspruch „Der Kavalier genießt und schweigt“ keine Gültigkeit mehr zu haben. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s völlig ungeniert. Weniger prominente Becker-Nacheiferer gibt es ja in den sozialen Medien „Twitter“ und „Facebook“ beileibe genug, die dort jeden, aber auch wirklich jeden ihrer Fürze virtuell verbreiten in der Hoffnung, der Geruch werde hoffentlich mit einem „Gefällt mir“-Klick kommentiert. Da mag man glatt Mitleid mit den Auswertern beim amerikanischen Geheimdienst NSA haben, wenn sie tagtäglich all den Stuss lesen müssen, der da via E-Mail, Twitter, in Blogs und Chat-Rooms oder sonst wie in den Orkus gepostet wird. Wenn es heißt, im Internetzeitalter gäbe es keine Privatsphäre mehr, mag man sich schon grausen, man müsse fortan so leben wie Boris Becker, und dieses Leben werde dann auch noch permanent von jemandem wie Oliver Pocher öffentlich mit blöden Sprüchen kommentiert, so wie er etwa über „Sandy“ schon vor der Eheschließung das höchst uncharmante Urteil gefällt haben soll, sie sei zu jung zu sterben und zu alt für Lothar Matthäus. Der macht immerhin zu Hause das Frühstück selber und trat schon mal im TV in einer Celebrity Soap mit der Nummer auf, wie ihm beim Frühstückmachen die Zubereitung eines Rühreis missglückte, was Lothar Matthäus selbst vor noch laufender Kamera alsdann mit der sprachlich ebenfalls missglückten Selbsteinschätzung kommentierte: „Ich kann Rühreier viel besser als ich es Euch gezeigt habe“.
Bis es bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin etwas Neues gibt, dürfen also Becker und Pocher in den Medien die Pausenclowns spielen. Peinlicher als die beiden ist eigentlich nur noch Silvio Berlusconi.

Witz des Monats Was ist der Unterschied zwischen einem Smart und der FDP? – Der Smart hat zwei Sitze.

Friseure gelten als ein Berufsstand, der dazu neigt, sich überkandidelt zu gebärden und sich alberne Ladenbezeichnungen wie „Vorhair Nachhair“, „Haart am Limit“ oder „Hairport“ zulegen. Da ist Herr Bär gerade zu dankbar, wenn einer über seiner Tür das Schild hängen hat: „Haare schneiden – und sonst nix“.

©Raap/Bär 2013

Bild des Monats Oktober 2013:
„Herr Bär, wieso läuft der Elch so schnell davon?“
Bär: „Dä will noch dä Zoch kriege.“
„Aber der Zug ist doch längst abgefahren.“
„Bär: Jojo. Ävver dat hätt dä Elch noch nit jemerkt.“
„Und genau diesen Moment haben Sie im Bild festgehalten?“
Bär: „Jojo. Gotthold Ephraim Lessing hätt jo en singem berühmten „Laokoon“-Aufsatz jeschrieben, man soll als Künstler immer jenen fruchtbaren Moment auswählen, mit dem man in einem einzigen Bild die fortlaufende Handlung einer ganzen Geschichte erzählen kann. Der Bildbetrachter weiß bei diesem hier festgehaltenen Augenblick genau: Gleich merkt dä Elch, dat dä Zoch schon fott is un säht: Su ne Driss!“

Karl-Josef Bär/Jürgen Raap, „Bootspartie“, 2013OLYMPUS DIGITAL CAMERA

bild des monats september 2013

September 10th, 2013

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Herr Bär, Sie haben einen Pappelhain in St. Jean de Luz gemalt?“

Bär: „Jo jo. Wie mer süht, findet do grad ne Maskenball statt.“

Ein Maskenball? Aber da hat sich auf dem Bild ja nur ein einziger kostümiert!“

Bär: Jojo. St. Jean de Luz gilt ja als das Paderborn in Südwestfrankreich. In Paderborn gehen auch viele unkostümiert zu einem Maskenball. Die han et da nit esu mit der Freude an der Verkleidung“.

Karl-Josef Bär/Jürgen Raap, „Pilgerfahrt nach St. Jean de Luz (Maskenball in Paderborn)“, 2013