Baer aktuell 313 – 22. Juli 2022

Juli 6th, 2022

Bild des Monats Juli 2022:

Jürgen Raap, „Die Ökonomie der Stadtpatrone“, 2022

Bär aktuell – 22. Juli 2022

Die rheinische Lebensweisheit „Wer sich selvs nix gönnt is och en Biest“, ist von Politikern immer schon gerne missverstanden und von ihrem Publikum mit Neid bedacht worden. So musste sich Markus Söder 2018 seitens der bayerischen Grünen als „Prinz Protz Bayerns“ beschimpfen lassen, als er im Privatjet zur Audienz beim Papst in Rom abhob. Dabei hatte der seinerzeitige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse uns allen noch hoch und heilig versprochen, beim Umzug von Regierung und Parlament von Bonn und Berlin nehme man „den politischen Stil mit vom Rhein an die Spree, Politik ohne Pomp und Protz“. Was aber wohl nicht in München gilt und nicht auf Sylt, wohin Friedrich Merz in Söder-Manier zur Fürstenhochzeit der Lindners kürzlich ebenfalls im Privatjet einflog, hiermit einer weiteren rheinischen Lebensweisheit folgend: „Wat nix koss, dat is och nix, dat jeht och schnell kapott“. Denjenigen, die nun meinen, in den jetzigen Zeiten, in denen wir inflationsbedingt alle den Gürtel enger schnallen müssen, gezieme es sich nicht, die Hochzeitsnacht in einem 500 Euro teuren Hotelzimmer zu zelebrieren, gibt Herr Bär zu bedenken, dass ein in prekären Verhältnissen lebender Rentner auf seiner hohen Heizkostenrechnung leider auch dann gnadenlos sitzen bleibt, wenn die frisch vermählten Lindners sich bescheidenerweise in der Jugendherberge von Westerland nur ein „Bett im Mehrbettzimmer“ für 34 Euro (mit Frühstück) gegönnt hätten (oder für 40 Euro mit Vollpension), oder gar gleich ein „Bett im Kornfeld“. Instinktlos ist derlei Protzgebaren von Politikern trotzdem, nämlich immer dann, wenn sie uns Normalbürgern Wasser predigen und gleichzeitig selber Wein saufen à la Boris Johnson. Fritze Merz hätte aus Solidarität mit den im nächsten Winter frierenden Rentnern in seinem Privatjet beim Anflug auf Sylt ja wenigstens die Bordheizung mal um zwei Grad herunter drehen können. Schließlich mahnt Robert Habeck an, wir müssten jetzt im Sommer schon anfangen, Energie einzusparen. Sehen wir also demnächst Fritze Merz versorgungskrisenbewusst mit Pudelmütze in seinem Privatjet? Wohl eher nicht. Das „Woxikon“ im Internet listet als Synonyme für Protzerei u.a. „Angabe“, „Großspurigkeit“, „Großmannssucht“, „Großkotzigkeit“, „Aufgeblähtheit“. „Dicktuerei“, „Effekthascherei“, Großmäuligkeit“ und „Wichtigtuerei“ auf.

Copyright: Raap/Bär 2022

Wer an Durchgeknalltem seine Freude hat, der kam am 14. Juli 2022 bei der Lektüre einer Musikkritik in der Kölnischen Rundschau auf seine Kosten, wo über ein Orgelkonzert im Kölner Dom metaphernmäßig Unbeholfenes nachzulesen war: „Harmonisch und melodisch versteckt sich der Grundgedanke in Variationen hoher Plastizität und Komplexität. Das Spiel perlt in fast beiläufigem Understatement dahin… Es verleitet dazu, sich einfach ins Hören fallen zu lassen – umwoben von einem Geflecht aus sich stets verändernden Tonfolgen, die niemals ins Ungefällige abgleiten. Der vom Abendlicht prächtig durchleuchtete Dom wird von Musik geflutet, ohne zu erbeben.“ Hm, hm, so etwas drucken die heut zu Tage allen Ernstes in der Kölnischen Rundschau, wunderte sich Herr Bär. Gut, dass der Dom nicht mit Wasser geflutet wurde, denn dann wäre das Publikum, das „sich einfach ins Hören fallen“ ließ, in eben jenes geflutete Wasser hinein geplumpst und nass geworden.

Die deutsche Sprache gemeuchelt hatte jüngst eine Reporterin bei der Frauen-Fußball-EM, die eines der Teams als „Combackerinnen“ (ausgesprochen: „Kambäckerinnen“) bezeichnete. Denjenigen, die glauben, sie müssten sich unbedingt eines Anglizismus bedienen (wobei „Comeback“ als Lehnwort freilich schon weitgehend eingebürgert ist), gibt Herr Bär zu bedenken, dass „Das Comeback“ grammatisch ein Neutrum ist. Es ist eine Handlung (Rückkehr), aber kein Mensch. Man kann das Wort zwar deklinieren („das Comeback, des Comebacks, dem Comeback, den Comeback“), aber nicht gendern, denn sonst denkt man vielleicht an „Bäckerinnen“, was im Kontext von Frauen-Fußball einfach Blödsinn wäre, es sei denn, bei dieser Fußball-EM hätte man auch die weibliche Betriebssportgruppe der Bäckerinnung antreten lassen.

Copyright: Raap/Bär 2022

Kürzlich fand Herr Bär in seinem Portemonnaie einen alten Einkaufschip, den er einmal an einem FDP-Wahlkampfstand abgestaubt hatte. Der Chip passte jedoch in Herrn Bärs Lieblingssupermarkt zu keinem Einkaufswagen; er war zu groß geraten, und vermutlich machten alle anderen Kunden in diesem Supermarkt mit ihren FDP-Einkaufschips die gleiche Erfahrung, was die Wahlniederlage der Liberalen bei der letzten NRW-Landtagswahl erklärt. Dabei gilt der Einkaufschip doch als eine ureigene Domäne dieser Partei, hatte doch der damalige FDP-Bundeswirtschaftsminister Jürgen W. Möllemann 1992/93 solch einen Chip als „pfiffiges Produkt“ beworben, das seinerzeit von einem angeheirateten Vetter Möllemanns vertrieben wurde: ein schönes Beispiel für Vetternwirtschaft, wenn auch nicht unbedingt nachahmenswert. Derweil wirbt der FDP-Grande Wolfgang Kubicki nicht für Einkaufschips, sondern für energiesparendes Abhärten durch kaltes Duschen. Kubicki, der auch schon mal bekundete, er schaue sich gerne Kriegsfilme an, versicherte, er fühle sich morgens auch nach kaltem Duschen frisch. Herrn Bär erinnert das Gebaren Kubickis freilich eher an die unangenehmen Schullandheimaufenthalte in seiner Gymnasialzeit, wo der Turnlehrer mit Trillerpfeife und Feldwebelgebrüll uns Schüler frühmorgens zum Kaltduschen in den Waschraum zu scheuchen pflegte, weshalb Herr Bär heute im Unterschied zu Wolfgang Kubicki den Warmwasserboiler für eine wichtige Errungenschaft der Zivilisation hält. Kubicki hat auch nicht bedacht, wie man im Drogeriemarkt beim Einkauf von Duschgel scheitert, wenn der FDP-Wahlkampfchip nicht in den Schlitz im Griff des Einkaufswagens passt.

Copyright: Bär/Raap 2022

Sonnenuntergang in Köln-Ehrenfeld, Foto: J. Raap 2017

Zu den Bekloppheiten der heutigen Zeit gehört die Meldung, dass der Schlagerbarde Ikke Hüftgold der politischen Unkorrektheit bezichtigt wurde, weil er in Mallorcas Amüsierhöllen eine Bordellbesitzerin besingt, und er sich dagegen wehrte, sein Sangeskollege Micky Krause habe dort doch auch „1000 nackten Friseusen“ ein musikalisches Denkmal gesetzt, obwohl es politisch-grammatisch korrekt „Friseurinnen“ hätte heißen müssen. Was den mangelnden Geistesgehalt dieses Ballermannschen Liedguts angeht, so sei erwähnt, dass in den 1960er Jahren „The Rainbows“ ihren größten Hit mit „My Baby, balla balla“ hatten und der Refrain nur „Balla Balla Balla Balla…“ lautete: das war wenigstens grammatisch und politisch korrekt, und es wurde von der avantgardistischen Musikkritik damals sogar als neo-dadaistisch abgefeiert. Derweil man derzeit an den deutschen Flughäfen wegen Personalmangels beim Sicherheitscheck 5-10 Stunden Wartezeit in Kauf nehmen muss, rechnet Friedrich Merz seinen Kritikern vor, sein Privatflugzeug verbrauche weniger Sprit als der Dienstwagen von Olaf Scholz. Woraufhin sich Cem Özdemir zu Wort meldete, sein Fahrrad verbrauche überhaupt keinen Sprit. Einmal hatten sie allerdings dem Özdemir in Berlin das Fahrrad geklaut. Wenn er ohne Fahrrad nach Sylt oder nach Kiew will, muss er sich in einen mit lauter 9-Euro-Ticket-Punks überfüllten Regionalzug quetschen oder beim Abflug einen halben Tag lang vor dem Duty Free Shop herum lungern, bevor es endlich los geht. So langwierig waren vor 1990 noch nicht einmal die schikanösen Pass- und Gepäckkontrollen an der DDR-Grenze gewesen. Noch mehr Beklopptheiten: Die grüne Bundestagsabgeordnete Emilia Fester verstieg sich zu der Ansicht, jeder, der wählen wolle, solle dies auch dürfen, in letzter Konsequenz dann wohl auch zweijährige Kinder. Originell ist diese Idee eines „Wahlrechts für alle“ freilich nicht. Carolyn Christov-Bakargiev, künstlerische Leiterin der Kasseler documenta von 2012, hatte schon vor 10 Jahren ein „Wahlrecht für Hunde und Erdbeeren“ eingefordert, wohingegen die Tierschutzorganisation PETA zu bedenken gibt: „Hunde haben kein Interesse an einem Wahlrecht“. Zweijährige wahrscheinlich auch nicht.

In Hessen hat sich ein Motorradclub „FDP-Biker“ gegründet. Die „Welt am Sonntag“ apostrophierte ihn als „Easy rider mit Parteibuch“. Hm, hm, „Get your kicks on Route 66“ oder nur auf der deutschen B 66, die von Barntrup nach Bielefeld führt? Bielefeld? Gibt’s das überhaupt? Inzwischen ja, denn „Bielefeld Marketing“ hatte schon 2019 das „Ende der Bielefeldverschörung“ verkündet, in dessen Rahmen „Die Stadt Bielefeld… eine Million Euro für den Beweis geboten“ hatte, „dass es Bielefeld gar nicht gebe“. Bisher ist jedenfalls noch kein FDP-Biker auf der B 66 da, wo eigentlich Bielefeld sein soll, in ein schwarzes Loch geplumpst. Was wünscht man einem Motorradrennfahrer? Hals- und Beinbruch in Bielefeld? Lieber nicht.

Olaf Scholz Sammelbilder:

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Reispfanne „Adrianopel“ à la Karl-Josef Bär „Fleisch ist mein Gemüse“, behauptete der Schriftsteller Heinz Strunk, und so bildet reines Lammhack (gib’s in unseren Großstädten in jeder türkischen Metzgerei) die Basis für diese Pfanne, in der man das Hack mit Zwiebeln anbrät, salzt, pfeffert, mit Cayennepfeffer, Paprikapulver, Knoblauch und Kreuzkümmel würzt. Man lässt eine zerkleinerte Tomate und grünen Spitzpaprika mitköcheln. Reis kocht man separat zusammen mit Stücken von Breitbohnen, gibt ihn dann in die Pfanne und außer dem ein Mus aus rotem Gemüsepaprika, den man im Mixer püriert hat. Dazu passt immer guter ein Rotwein aus Thrakien, Herr Bär allerdings trank zu diesem Reisgericht diesmal einen roten Frankenwein aus der Domina-Traube.

Cannelini-Eintopf mit Knoblauchwurst à la Karl-Josef Bär Cannelini-Bohnn sehen zwar weiß aus, ähneln aber geschmacklich eher den roten Kidneybohnen. Man weicht sie einen Tag vorher ein oder nimmt sie aus der Dose. Zuerst dünstet man in einem Gemisch aus Olivenöl und Kräuterbutter Zwiebeln an, gibt dann klein gehackte frische Tomaten, 1 Möhre in Scheiben, roten und grünen Gemüsepaprika hinzu, kocht das Ganze in Gemüsefond kurz auf und lkässt es dann mit den Bohnen weiter köcheln. Nach einer Weile gibt man Stücke von der Knoblauchwurst hinzu sowie etwas Tomatenmark, würzt es zum Ende mit Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer, Thymian und Bohnenkraut.

Impressum: v.i.S.d.P Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Frankfurter grüne Sauce

Eine kalte Kräutersauce, deren Urzept sich bis in die Römerzeit zurück verfolgen lässt. Aus Frankreich (möglicherweise durch Einwanderung von Hugenotten) oder durch italienische Kaufleute wurde das Rezept um 1700 in Hessen bekannt.Man püriert mit dem Mixer sieben Kräuter, und zwar Petersilie, Schnittlauch, Borretsch, Kresse, Kerbel, Pimpernelle und Sauerampfer. Auf Dill und andere Kräuter verzichtet man bei diesem Traditionsrezept in Frankfurt, in Kassel jedoch besteht die Sieben-Kräuter-Mischung auch aus Dill und Zitronenmelisse. Mittelmeerkräuter wie Rosmarin oder Thymian werden hingegen grundsätzlich nicht verwendet. Man vermengt die Kräuter mit Essig, Salz, Pfeffer, hart gekochtem Ei, ein wenig Senf und mit saurer Sahne, reicht sie dann zu hart gekochten Eiern und/oder Pellkartoffeln sowie zu kaltem Braten. In Flandern kennt man das Gericht Paaling in het groen – Aal in grüner Sauce. Hier besteht die Sauce aus Minze, Schnittlauch, Majoran oder Oregano, Sauerklee, Thymian, Zitronenthymian, Zitronenmelisse, Kerbel, Petersilie, Basilikum, Salbei, Estragon, Bohnenkraut, Kresse und Brennessel.

Baer aktuell 312 – 22. Juni 2022

Juni 6th, 2022

Bild des Monats Juni 2022: Jürgen Raap, „Schottisches Abenteuer“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2022

Jürgen Raap, „Schottisches Abenteuer“, 2022

Bär aktuell 312 – 22. Juni 2022

Will man die Ost-West-Befindlichkeiten in Europa des Jahres 2022 verstehen, muss man sich die Mythen vor Augen halten, auf denen unser mitteleuropäisch zentriertes und traditionell nach Westen orientiertes Weltbild fußt. Herr Bär z.B. war Ende der 1980er Jahre mehrfach beruflich in Polen gewesen. Kurz nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl sah Herr Bär am Rande einer polnischen Landstraße Leute stehen, die Körbchen mit Pfifferlingen feilboten, die sie gerade im Wald gesammelt hatten, und sie hofften, ein Autofahrer werde anhalten und ihnen ein Körbchen abkaufen. Herr Bär fragte einen polnischen Künstler in seiner Begleitung: „Esst Ihr denn diese Pfifferlinge? Habt Ihr keine Angst, dass die radioaktiv verseucht sind?“ Und der Künstler antwortete: „Was sollen wir denn machen? Für uns kam immer nur alles Schlechte aus dem Osten!“ Für diesen polnischen Künstler zog sich ein roter Faden durch die Geschichte seines Landes vom Mongolensturm 1241, als nach der Schlacht bei Liegnitz eben jene Mongolen bis nach Kleinpolen und Schlesien vordrangen, bis zu den Erfahrungen seiner Landsleute mit dem Sowjet-Imperialismus Stalins und seiner Nachfolger. Als Rheinländer weiß Herr Bär, dass schon vor 2000 Jahren der Rhein eine Kulturgrenze war zwischen den lateinischen Gebieten westlich des Rheins mit einer Fußbodenheizung im Palast des römischen Prätors von Köln und dem germanischen Barbarenland östlich davon. Konrad Adenauer soll in den 1920er Jahren einmal gesagt haben, „In Köln-Deutz fängt der Bolschewismus an“, also am rechten Rheinufer. Als Herr Bär einmal in Köln-Kalk im „Brauhaus Sünner“ nach einer Vernissage einer russischen Tischgenossin erklären wollte, dass die rechtsrheinischen Vororte, mithin Deutz und Kalk, als die „Schäl Sick“ bezeichnet werden, also als die „schielende Seite“, und zur Verdeutlichung von deren Geringschätzung aus der Perspektive der linksrheinischen Kölner Herr Bär mit diesem Adenauer-Zitat intellektuell brillieren wollte, verzog sie indigniert die Augenbrauen. Aber wer je einmal auf der A 4 bis nach Olpe im Sauerland durchgedrungen ist, wo manches schon sibirisch anmutet (eine römische Fußbodenheizung hatten sie in Olpe jedenfalls nicht), der glaubt, die nächste Ausfahrt müsse schon Wladiwostok sein. Nun ist allerdings Peter Tschaikowski immer noch Herrn Bärs Lieblingskomponist unter den Klassikern, Putins Kriegsverbrechertum zum Trotz, und Fjodor Dostojewskis Roman „Rodion Raskolnikoff“ (deutscher Titel „Schuld und Sühne“) hat Herr Bär mit Begeisterung im Laufe der Jahre sogar dreimal gelesen. Dennoch sei darauf verwiesen, dass es im 19. Jh. Heinrich Heine aus Düsseldorf und Jacques Offenbach aus Köln in westlicher Richtung nach Paris zog, und eben nicht nach Moskau, weil nämlich die Kunstmetropole an der Seine diesen beiden Rheinländern wohl nicht nur geografisch, sondern auch kulturell näher erschienen sein mochte als das zaristische Russland, das aus westlicher Sicht damals schon als rückständig galt. „Way out West“ (deutscher Titel: „Zwei ritten nach Texas“) ist ein Film mit Laurel und Hardy („Dick und Doof“) aus dem Jahre 1937, der auf der Slapstick-Ebene die Klischees von Wild-Westfilmen parodiert und damit auch die Mythen der amerikanischen Pionierzeit, für jeden, der einigermaßen tüchtig ist, sei dort im Westen das Glück zu finden. Heute ist für manche ehemaligen Sowjet-Republiken und andere osteuropäische Länder eine EU-Mitgliedschaft ein Garant für materielles Glück und persönliche Verwirklichung, und eben nicht ein Dasein unter der Kuratel der Kremlherrscher. Das ebenso wilde Sibirien im Osten galt immer nur als ein Ort der Verbannung, nicht des Glücks.

© Raap/Bär 2022

Dass das temporäre 9 Euro-Ticket die Dusseligkeit mancher Zeitgenossen nicht zu mindern vermag, bewies jener Punk, der mit jenem 9 Euro-Ticket die Promi-Insel im hohen Norden heimsuchte, der Presse gegenüber jedoch bekundete, den Strand habe er dort bisher gemieden: „Wer fährt schon ans Meer, wenn er auf Sylt sein kann“. Er reihte sich damit in Sachen geografischer Unkenntnis in eine Reihe mit dem Komiker Oliver Pocher ein, der mal in Zweibrücken gastierte, sich in diesem Moment aber in Saarbrücken wähnte, was ihm in Zweibrücken allerlei Spott eintrug. Nun ja, wer fährt schon nach Saarbrücken, wenn er in Zweibrücken sein kann, oder was? ntv merkte einmal süffisant an, noch im Jahre 2021 habe Friedrich Merz „ die Journalisten, die zur Vorstellung seines Teams gekommen waren, ausdrücklich in ‚Ost-Berlin’“ begrüßt, obwohl die Veranstaltung tatsächlich im West-Berliner Bezirk Neukölln stattfand, und auch Merz hatte hier die Lacher auf seiner Seite, wenn auch mit etwas Häme. Der Wiener „Kurier“ sah sich unterdessen genötigt, seinen Lesern den Unterschied zwischen Balkan und Baltikum zu erklären: „Zwischen Balkan und Baltikum gibt es zahlreiche Unterschiede, aber auch viele Gemeinsamkeiten“. So ist wegen letzterem mit Fug und Recht zu fragen: Wer reist schon in den Balkan, und sei es nur wegen der Unterschiede, wenn er wegen der Gemeinsamkeiten auch im Baltikum sein kann?

Stilblüten können manchmal zutreffend sein So in der Meldung des Kölner „Express“, eine prominente Sambatänzerin habe Farbe auf ihrem Gesäß aufgetragen, damit dann Abdrücke auf einem Blatt Papier hinterlassen, und die Blätter als Kunstwerke an „eingefleischte“ (sic!) Fans verkauft. Wobei „eingefleischt“ hier durchaus zutreffend ist, da nämlich in einschlägigen Handbüchern zur Anatomie nachgelesen werden kann, das menschliche Gesäß bestünde aus Muskeln und Fettpolstern.

Kürzlich fand Herr Bär in seinem Portemonnaie einen alten Einkaufschip, den er einmal an einem FDP-Wahlkampfstand abgestaubt hatte. Der Chip passte jedoch in Herrn Bärs Lieblingssupermarkt zu keinem Einkaufswagen; er war zu groß geraten, und vermutlich machten alle anderen Kunden in diesem Supermarkt mit ihren FDP-Einkaufschips die gleiche Erfahrung, was die Wahlniederlage der Liberalen bei der letzten Landtagswahl erklärt. Dabei gilt der Einkaufschip als eine ureigene Domäne dieser Partei, hatte doch der seinerzeitige FDP-Bundeswirtschaftsminister Jürgen W. Möllemann 1992/93solch einen Chip als „pfiffiges Produkt“ beworben, das seinerzeit von einem angeheirateten Vetter Möllemanns vertrieben wurde: ein schönes Beispiel für Vetternwirtschaft.

Dass für die Medien das nachrichtenarme Sommerloch naht, merkt man an der Zeitungsmeldung, Friedrich Merz habe sich eine Gleitsichtbrille zugelegt. Sonst passiert derzeit ja anscheinend nichts Berichtenswertes mehr in der Welt, da schafft es eben die neue Brille von Friedrich Merz mühelos in den Blätterwald, nebst dem Hinweis, die neue Brille habe ihm sein Optiker im Sauerland empfohlen. Was ist also die eigentliche Botschaft diese Meldung: Auch im Sauerland gibt’s neuerdings Gleitsichtbrillen. Und da man die seichten Gewässer des Influencertums in den sozialen Medien nicht nur plapprigen 14jährigen mit ihren albernen Schmink-Tipps überlassen sollte, ist es durchaus wohltuend, wenn Friedrich Merz als Influencer für Gleitsichtbrillen ein paar weitsichtige Follower um sich schart. Obwohl der bebrillte Merz im medialen Sommerloch mit dem vierjährigen Prinz Louis konkurrieren muss, einem Sprößling der Windsors, von dem es heißt, er habe sich an Süßigkeiten überfressen, dann einen Zuckerschock erlitten und Grimassen geschnitten, und dies ausgerechnet beim Thronjubiläum der Queen. Allen, die dies für berichtenswert halten, sei ein Grundsatz des Journalismus nahegelegt: „Hund beißt Mann“ ist keine Nachricht, „Mann beißt Hund“ schon. Ergo: Meldungen mit der Schlagzeile „Friedrich Merz hat sich an Süßigkeiten überfressen“ oder „Der vierjährige Prinz Louis trägt jetzt schon eine Gleitsichtbrille aus dem Sauerland“ würden es auch als Eilmeldung („Breaking News“ ) mit Fug und Recht in die Medien schaffen.

Nichts Neues vom Kanzler. Oder doch? Olaf Scholz sei „erfrischend langweilig“, bekundete der Kommunikationswissenschaftler Ortwin Lämke im „Merkur“. Auch Georg Diez bescheinigte Scholz in der „taz“, „seiner Zeitenwende fehlt die Substanz“ und in dieser Hinsicht sei er eben „ganz Merkelianer“: „Denn wenn er zurückschauen würde, was ja eigentlich auch Teil der Wende sein könnte oder sogar müsste, dann würde er eigenes Versagen sehen…“ Olaf Scholz betreibe hingegen nur „Phrasenbingo“ und kultiviere in seiner Rhetorik einen „Hang zu Floskeln“, attestiert ihm „t-online“, während man unterdessen beim „Spiegel“ der Ansicht ist, er trete „trotzig-scholzig“ auf. Und die „Stuttgarter Nachrichten“ analysierten die Kommentare zur Scholz-Rhetorik auf Twitter: „Der Vergleich mit einem Trauerredner fasst die Meinungen wohl ganz gut zusammen.“ Dass Scholz ein Bild mit antisemitischer Ikonografie auf der Documenta „abscheulich“ findet, ist für seine Verhältnisse schon ein gewaltiger Gefühlsausbruch. Und ansonsten mündete die Scholz’sche Mobilität in die Entscheidung: wer – wie er – schon in Kiew war, der muss anschließend nicht auch noch unbedingt nach Kassel fahren. Der „Focus“-Kolumnist Jan Fleischhauer bangte derweil, wie Wladimir Putin wohl ein 80minütiges Telefonat mit Olaf Scholz überstanden haben mochte, und meinte dem Sinne nach, wer eine Karriere im russischen Geheimdienst und im Kreml hinter habe, der verkrafte auch ein 80minütiges Telefonat mit dem Scholzomaten ganz gut. Offen bleibt die Frage, wie wiederum Scholz ein 80minütiges Telefonat mit lauter Drohungen Putins überstanden haben mochte. – Was aber gab’s jetzt gerade beim G 7-Gipfel auf Schloss Elmau beim Staatsbankett „Chez Scholz“ zu essen? „Käpt’n Iglus Fischstäbchen“ als Inbegriff für die Ernährungsgewohnheiten des genügsamen Hanseaten, wie Herr Bär schon mutmaßte?  Mitnichten! Die Speisekarte von „Chez Scholz“ konnte sich sehen lassen: Tatar vom Wagyu-Rind – dazu Elmauer grüne Sauce und Escabeche-Gemüse, anschließend Goldforelle in Leindotteröl pochiert mit Estragon-Senfnage, Kohlrabi und Bavaria Juwel gebräunt. Copyright Bär/Raap 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär und „Chez Scholz“

Tatar vom Wagyu Rind Das Fleisch vom japanischen Wagye-Rind gilt als besonders zart und hat einen 30 Prozent höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren als andere Fleischrassen; es gilt als gesund, weil es besonderes cholesterinarm ist. Inzwischen wird es auch außerhalb Japans gezüchtet, und zwar ausschließlich in Weidehaltung. Man sollte es niemals in der Mikrowelle zubereiten – das ist barbarisch, weil es dann zäh wird. Wenn man das gewolfte Tatar nicht roh essen, sondern à la „Chez Scholz“ gebacken servieren will, sollte man es in Alufolie ca. 10 Min. lang bei mittlerer Hitze im Backofen angaren.

Elmauer grüne Sauce Am berühmtesten ist eigentlich die „Frankfurter grüne Sauce“, aber es gibt auch in anderen deutschen Landstrichen Rezeptvarianten mit Borretsch, Petersilie, Dill, Schnittlauch, Pimpinelle, Kerbel, Sauerampfer und Kresse, die man kleingehackt mit ebenfalls kleingehacktem gekochten Ei, Joghurt und Schmand vermischt, abgeschmeckt mit Salz und Pfeffer.

Escabeche-Gemüse Escabeche ist eine Würzmarinade für diverse Gemüsesorten wie Bohnen, Paprika, Auberginen, Zucchini etc. Für die Escabeche dünstet man in einer Pfanne in Öl Zwiebeln und Möhren an, fügt dann etwas Gemüsebrühe und Essig hinzu, zwei Lorbeerblätter, zwei Zitronenscheiben, lässt das Ganze dann köcheln, bis die Marinade eingedickt ist, würzen mit Salz, Pfeffer, Oregano, etwas Chili oder scharfem Paprika. Es gibt auch Rezeptvarianten, bei denen man auch noch ein paar Blumenkohlröschen oder Bohnen mitköcheln lässt. Ursprünglich diente diese Essig-Mariande dazu, Gemüe zu konservieren.

Goldforelle in Leindotteröl pochiert Die Goldforelle gehört zu den Lachsfischen und stammt ursprünglich aus Kalifornien; zoologisch umstritten ist die Einteilung als eine Unterart der Regenbogenforelle. Leindotteröl  enstammt dem Samen des Leindotters (nicht zu verwechseln mit Leinöl). Eigentlich verwendet man es aber eher als Salatöl. Herr Bär empfiehlt, die gesalzene und gepfefferte Forelle 30 Min. lang in eine Marinade aus eben jenem Öl, etwas Knoblauch, Dill und Zitrone in einer Casserole einzulegen, anschließend dann mit Fischfond aufzufüllen und im Backofen bei 95 Grad 15 Min.zu garen.
Senfnage Eine Nage ist eine Sauce, hier auf Senfbasis. Für Fischgerichte empfiehlt Herr Bär etwas Butter anzudünsten, Weißwein mit Fischfond und kleinen Fischstücken (vom Stöcker oder kleinen Rotbarben) aufzukochen, dann eine Melange aus Essig, Senfkörnern, etwas frischem Estragon, Kurkuma, etwas Honig und Salz einrühren und anschließend ebenso Kochsahne.

Bavaria Juwel Die Kartoffelsorte „Juwel“ gilt unter Kartoffelzüchtern als „anspruchslos“ und damit als scholz-affin. Sie ist „vorwiegend festkochend“ und „gut waschbar“ und hat eine „sehr geringe Neigung zu inneren und äußeren Knollenmängeln“.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Seezunge mit Mangold-Paprika-Gemüse à la Karl-Josef Bär Wenn möglich, nehme man Seezunge aus Wildfang. Salzen, ffeffern, leicht mehlieren und mit Zitrone beträufeln. In Knoblauchbutter von beiden Seiten zusammen mit Lauchzwiebeln braten und zum Schluss frischen Salbei hinzufügen. In einem Topf in Butter Lauchzwiebeln und klein gehackten grünen Gemüsepaprika andünsten, kleingehackte Mangold-Blätter und Strunkstücke hinzugeben, garen lassen, mit Salz, Pfeffer, Muskat und Worchestershiresauce abschmecken.

Involtini à la Karl-Josef Bär Involtini sind Fleischrouladen in der italienischen Küche, für die man dünne Kalbs- oder Schweinefleischscheiben nimmt. Saltimbocca à la Romana kann man eben in gerollter Form zubereiten, im Inneren mit einer Füllung aus Schinken und Salbei, geschmort in Weißweinsauce. Zu einem der klassischen Involtini-Rezepte gehören für die Füllung neben Schinken auch frisch geriebener Parmesan und Basilikum. Herr Bär salzt und pfeffert das Fleisch, auf der Innenseite auch mit Paprikapulver, und füllt es mit Zwiebeln, grünen und roten Gemüsepaprikastreifen, Thymian und etwas Blauschimmelkäse. Von allen Seiten kurz anbraten und dann in einem Gemüsesud mit Tomaten, Tomatensugu, Paprika weich schmoren, zum Schluss Kochsahne einrühren, würzen mit Thymian und Basilikum.

Involtini à la Karl-Josef Bär, Foto: Copyright S. Kallnbach

Involtini à la Karl-Josef Bär Involtini sind Fleischrouladen in der italienischen Küche, für die man dünne Kalbs- oder Schweinefleischscheiben nimmt. Saltimbocca à la Romana kann man eben in gerollter Form zubereiten, im Inneren mit einer Füllung aus Schinken und Salbei, geschmort in Weißweinsauce. Zu einem der klassischen Involtini-Rezepte gehören für die Füllung neben Schinken auch frisch geriebener Parmesan und Basilikum. Herr Bär salzt und pfeffert das Fleisch, auf der Innenseite auch mit Paprikapulver, und füllt es mit Zwiebeln, grünen und roten Gemüsepaprikastreifen, Thymian und etwas Blauschimmelkäse. Von allen Seiten kurz anbraten und dann in einem Gemüsesud mit Tomaten, Tomatensugu, Paprika weich schmoren, zum Schluss Kochsahne einrühren, würzen mit Thymian und Basilikum.

Seezunge mit Mangold-Paprika-Gemüse à la Karl-Josef Bär Wenn möglich, nehme man Seezunge aus Wildfang. Salzen, ffeffern, leicht mehlieren und mit Zitrone beträufeln. In Knoblauchbutter von beiden Seiten zusammen mit Lauchzwiebeln braten und zum Schluss frischen Salbei hinzufügen. In einem Topf in Butter Lauchzwiebeln und klein gehackten grünen Gemüsepaprika andünsten, kleingehackte Mangold-Blätter und Strunkstücke hinzugeben, garen lassen, mit Salz, Pfeffer, Muskat und Worchestershiresauce abschmecken.

Hähnchen griechische Art à la Karl-Josef Bär

Hähnchenbrustfilets klein schneiden und einige Stunden lang in Olivenöl, Zitronensaft, Thymian und Knoblauch marinieren. Fleischstücke mit Zwiebeln kurz anbraten, dann etwas Geflügelfond dazugeben und Streifen von grünem Gemüsepaprika mit schmoren lassen, mit Salz, Pfeffer, Paprika, frischem Thymian und frischem Basilikum würzen. Dazu passen entweder Kartoffeln oder Reis, den man zusammen mit 1 klein geschnittene Tomate kocht und mit Tomatenpüree oder Ajvar-Auberginenpaste geschmacklich abrundet.

v.i.S.d.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Bär aktuell 311 22. Mai 2022

April 28th, 2022

Bild des Monats Mai 2022

Jürgen Raap, Poller Märzdämmerung, Acryl/Öl auf Leinwand, 2022

Bär aktuell 311 – 22. Mai 2022

Wo heut zutage das Heldentum boulevardjournalistisch-propagandistisch mit neuem Pathos unangenehm übertüncht wird, wobei es aber zumindest auf der einen Seite augenscheinlich mehr Kriegsverbrecher als Helden zu geben scheint, müssen bisweilen auch in der Trivialmythologie die alten Helden ins Nichts gestürzt werden. Dies geschieht in einem eigenartigen zufälligen zeitlichen Zusammentreffen von Ereignissen in der von Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“: die Gastronomiekette „Ständige Vertretung“ strich das „Altkanzler-Filet“ von der Speisekarte, das aber ohnehin nur aus Currywurst mit Fritten bestand, dem angeblichen Leibgericht von Gerhard Schröder. Und gewohnt reißerisch informierte die BILD-Zeitung ihre Leser über „Boris Becker: seine ersten Nächte im Horror-Knast“. Während man Gerhard Schröder aber immerhin noch das historische wie heroische Verdienst anrechnen kann, uns seinerzeit wenigstens aus dem Irak-Krieg heraus gehalten zu haben (der ja ohnehin nur aufgrund einer Lüge über angebliche Geheimwaffen Saddam Husseins geführt wurde), kam der Anwalt von Boris Becker vor dem Londoner Gericht nicht in toto mit der Strategie durch, sein Mandant sei einfach zu naiv und zu faul gewesen, um sich um seine Vermögensverhältnisse zu kümmern. Denkt man dieses Plädoyer zu Ende, dann ist Bobele eben nicht durch ikarushafte Vermessenheit der Sonne zu nahe gekommen und dann mit versengten Flügeln in die Insolvenz abgestürzt, während hingegen in diversen Gazetten über Gerhard Schröder bis in die jüngste Zeit der Mythos gepflegt wurde, er habe nach den Sternen greifen wollen, um die kleinen Verhältnisse hinter sich zu lassen, denen er entstammt, als ein nach materiell Höherem strebender kleiner Faust, der seine Seele letztlich an den Mephisto Putin verkaufte. Wie ansonsten um Heldentum bemühte Zeitgenossen im heutigen postheroischen Zeitalter aussehen, lässt sich gut an dem Grünen-Politiker Anton Hofreiter beschreiben, der zwar äusserlich immer noch recht zauselig und keineswegs als siegfriedianischer Recke daher kommt, dem aber der „Spiegel“ inzwischen bescheinigt, er kenne sich mit großkalibrigen Waffen mittlerweile genauso gut aus wie auf seinem eigentlichen Fachgebiet der Botanik.

Richtig gegendert Auf der Internetseite „Die 100 besten Putin Witze“ (https://schlechtewitze.com/putin) findet sich folgende Grammatik-Anleitung: „Wie nennt man eine weibliche Pute? – Putin.“

Altbundeskanzler Gerhard Schröder habe Soyeon Kim vor der Hochzeit versprochen, künftig nicht mehr als zwei Gläser Wein pro Tag zu trinken, wusste www.t-online.de zu berichten. Der Berliner „Tagesspiegel“ indessen beruft sich auf andere „Berichte“, nach denen Schröder bei seinem jüngsten Interview mit der „New York Times“ „reichlich Weißwein getrunken habe“, mithin wohl mehr als das der Gattin versprochene Tages-Maximum von zwei Gläsern, als ob er bei diesem Interview der Öffentlichkeit hätte beweisen müssen, zu Hause noch nicht zum Pantoffelhelden mutiert zu sein. Bestimmt hat Soyeon Kim-Schröder nicht mit dem Nudelholz oder der Bratpfanne in der Hand hinter der Wohnungstür gelauert, als Gatte Gerd von dem Interview angesäuselt nach Hause kam. Nun wird von Politikern gemeinhin noch immer eine gewisse Trinkfestigkeit erwartet, und dass Schröder seine mittlerweile imagemäßig missliche Lage, in die er sich als notorischer Putin-Intimus gebracht hat, sich nun schön zu trinken versucht, sei ihm gegönnt. Allerdings wirkt in seinem Falle Weißwein nicht unbedingt bewusstseinserweiternd.

Putin schreibt man ohne ‚f““

Interview mit Klaus-Günther Bär, Klasse 3a, Michael-Wendler-Gesamtschule Köln

bär aktuell: Klaus-Günther, ihr solltet einen Klassenaufsatz über Wladimir Putin schreiben. Du hast nur eine Fünf dafür gekriegt, Wie kam das?

Klaus-Günther: Mir is zu däm Putin nix einjefallen. Außer dat mein Onkel Karl-Josef neulich jesacht hat: dä Putin is ene fiese Möpp. Ich han dann bei uns in dä Klasse minge Banknachbarn Fidel Mops jefragt: Wie schreibt man eigentlich Putin? Da sagt der: Putin schreibt man ohne ‚f‘.

bär aktuell: Aber Klaus-Günther, in „Putin“ kommt doch gar kein ‚f‘ vor.

Klaus-Günther: Jojo, dat hätt dä Fidel Mops ja auch jesacht. Un weil mir üvver dä blöde Putin sonst nix einfiel, han ich einfach dä janze Aufsatz bei däm Fidel Mops abgeschrieben. Aber damit dat nit auffällt, dachte ich mir, dann schreibste konsequent „Putin“ mit „f“. Also „Futin“. Ich schreibe „Futin“, und dä Fidel Mops schreibt „Putin“. Da kann unsere Klassenlehrerin doch nit behaupten, ich hätte dä janze Aufsatz wortwörtlich bei däm Fidel Mops abjeschrieben. Dat hat die auch nit jemerkt. Ävver dä Fidel Mops hätt för singe Aufsatz och nur ne Vier gekriegt. Un ich ne Fünf wejen zusätzlich zu viele Rechtschreibfehler. Putin mit ‚f‘ un eso.“

Die britische Küche genoss noch nie einen guten Ruf: „God save the british people and the terrible food they have to eat“. So ist Herr Bär nicht darüber erstaunt, dass sich Boris Becker über das schlechte Essen im Londoner Gefängnis Wandsworth beklagt: es gab neulich Corned Beef, ein zerkleinertes, gekochtes, gepökeltes und gepresstes Rindfleisch, das nun wirklich nicht jedermanns Sache ist, aber bis heute zu den Standards der Militärverpflegung gehört, was angesichts der aktuellen Zeitumstände an dieser Stelle auch mal zu erwähnen wäre (die Söldner im Ukrainekrieg kriegen allerdings vozugsweise die Rote Beete-Kohl-Suppe Borsch aufgetischt). Herr Bär fragt sich, was es wohl als Bordverpflegung gab, als die in jeder Hinsicht glücklose Verteidigungsministerin Christine Lamprecht als Helikopter-Mutter ihren Sohn in einem Bundeswehr-Diensthubschrauber mitfliegen ließ, und der kecke Filius dann instinktlos, weil auch noch mit protziger Gebärde, von diesem Flug eine Aufnahme bei Instagram postete, nicht ahnend, dass womöglich der russische Militärgeheimdienst GRU alle technischen Details auf diesem Foto genau analysieren würde, um dann zu der Erkenntnis zu gelangen: Corned Beef gab’s als Bordverpflegung bei diesem Bundeswehrflug jedenfalls nicht. Der britische Journalist Chris Atkins, der früher selbst schon einmal wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis Wandsworth einsaß, bescheinigt Boris Becker immerhin, er habe mit seiner öffentlichkeitswirksamen Meckerei über seine Haftumstände viel getan, um die Welt über die unhaltbaren Zustände in englischen Gefängnissen aufmerksam zu machen.

Copyright: Bär/Raap 2022

Von den realen, vermeintlichen und künftigen Pleitiers soll diesmal die Rede sein. Die „Bunte“, das Fachblatt für die Eskapaden des Hoch- wie Niederadels, notierte jüngst auf ihrer Titelseite die Frage: „Ernst August. Total pleite? Er lieh sich sogar Geld von seiner Ex-Frau“ und als Unterzeile die Hintergrundinformation: „Der Prinz hat ein Vermögen verprasst“. Herr Bär fragt sich, wieso Boris Becker bislang noch nicht auf die geniale Idee kam, eine seiner beiden Ex-Frauen anzupumpen. Um Gerhard Schröder muss man sich unterdessen keine Sorgen machen, falls nach seinem Rückzug aus dem Rosneft-Aufsichtsrat das Altkanzler-Ruhegehalt nicht reichen sollte: der Man ist schließlich sogar schon viermal geschieden. Mit den Worten „Von Pleite zu Pleite“ beschreibt der „Weser Kurier“ die Wahlergebnisse der FDP in jüngster Zeit. Deren Wahlniederlage 2013, als die Liberalen aus dem Bundestag flogen, hatte damals auch erhebliche finanzielle Auswirkungen“: „Wir waren pleite“, bilanzierte der ehemalige FDP-Schatzmeister Hermann Otto Solms. Inzwischen ist Christian Lindner Parteivorsitzender. Der ist auch schon einmal geschieden und weiß daher, an wen er sich wenden muss, wenn wieder mal Ebbe in der Parteikasse ist, wobei Prinz Ernst-August von Hannover allerdings nur bedingt als Vorbild taugt. Die „Bunte“ lässt nämlich den Anwalt Volker Römermann zu Worte kommen: „Ernst August hat deutlich und ständig über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gelebt. Der Prinz ist kein detailverliebter Bürokrat. Was man ihm gab, wurde von ihm unterschrieben.“ Ähnliches konnte man neulich über Boris Becker nachlesen. Alle anderen, die auch über ihre Verhältnisse gelebt, unbedacht alles mögliche unterschrieben, aber keine spendierfreudige Ex-Frau haben, können zum Trost eine weitere geniale Idee im Wahlprogramm der FDP nachlesen: „Wir Freie Demokraten fordern, dass eine kurzfristige Liquiditätshilfe direkt vom Finanzamt ausgezahlt werden kann.“ Das Finanzamt anpumpen! Warum sind Boris Becker und Prinz Ernst-August von Hannover noch nicht auf diese Idee gekommen? Herrn Bärs Prognose: die Pleitiers in diesem Lande sind die künftigen Stammwähler der FDP. © Raap/Bär 2022

Nachdem wir den „Tag des Biergartens“ (20. Mai) gut hinter uns gebracht haben – natürlich im Biergarten, wo sonst? – bereiten wir uns nun innerlich auf den „Welttag der Anatomie vor“, der zwar erst am 15. Oktober ist, dem Todestag von Andreas Vesalius (1514-1564), dem Begründer der neuzeitlichen Anatomie. Aber schon jetzt sei dazu ein Zitat von Lothar Matthäus notiert: „Der Rücken ist die Achillesferse des Körpers“. Das würde zwar jeder Orthopäde bezweifeln, aber Boris Becker musste sich im „Trierischen Volksfreund“ auch schon mal die Beurteilung gefallen lassen, „als in der Schule Anatomie behandelt wurde, fehlte er scheinbar.“ Denn Boris Becker hatte in einer Talk-Show dem Fußballtrainer Otmar Hitzfeld zu bedenken gegeben: Sie hatten in Ihrer Dortmunder Zeit einen Darmdurchbruch. Das geht doch an die Nieren“. Stimmt anatomisch und physiologisch auch nicht so ganz. Der Journalist Michael Thumann sezierte unterdessen die „Anatomie einer Männerfreundschaft“ zwischen Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Wobei nicht hinsichtlich der Leberwerte, wohl aber des sinkenden Marktanteils www.inside-getraenke.de bereits 2016 zu berichten wusste: „Putin-Wodka schmiert ab“. Derweil offenbarte Altkanzler-Gattin Soyeon Schröder-Kim in einem NDR-Talk über den gemeinsamen häuslichen Weingenuss: „Ich trinke mit, damit mein Mann weniger trinkt“. So funktioniert also bei den Schröders eine eheliche Gütergemeinschaft oder eine Zugewinngemeinschaft in Sachen Wertschöpfung an Promille- und Leberwerten. Auch der Scholzomat kann nicht verhindern, anatomischen Betrachtungen unterzogen zu werden. Denn auf https://m.facebook.com/olafscholz/photos/a.116598989310/10160191899479311/?type=3 gibt eine gewisse Ana Bell zu bedenken: „Olaf Scholz Anatomie (Vagina) ist keine Qualifikation. Und das sage ich als FRAU!“ Vielleicht hat Lothar Matthäus doch recht. © Raap/Bär 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Bärs Spargelcremesuppe

Bärs Spargelcremesuppe

Wenn man Spargel als Hauptgericht wählt, kann man für eine Vorsuppe nach dem Schälen die Schalen und die manchmal ein wenig hölzernen Enden an den Schnittstellen in Gemüsefond zusammen mit etwas Suppengemüse auskochen. Das zerkochte Gemüse schöpft man dann ab, gibt etwas Butter und ein paar frische Spargelstückchen hinzu, lässt diese weich dann zusammen mit reichlich Kochsahne und ein paar grünen Pfefferkörnern weich kochen. Abschmecken mit Salz und Pfeffer, vor dem Servieren frische grüne Gartenkresse und Schnittlauch einstreuen.

Filet Wellington Es heißt, der Duke of Wellington habe nach der Schlacht von Vitoria 1813 erstmals dieses Gericht genossen: Rinderfilet im Blätterteigmantel. Kleingehackte Champignons und Schalotten brät man in Butter an, fügt etwas frischen Thymian hinzu, löscht das Ganze mit Weißwein ab und lässt die Flüssigkeit eindicken, fügt dann noch frische Petersilie und Majoran hinzu, abschmecken mit Salz und Pfeffer. In einer zweiten Pfanne brät man ein Stück Rinderfilet von allen Seiten an, salzen und pfeffern, bestreicht es dann mit Senf. Blätterteig ausrollen, in die Mitte des Teigs die Pilzmasse geben, das Filet darauf platzieren und mit der restlichen Pilzmasse bedecken. Mit dem Blätterteig umhüllen und auf ein Backblech mit Backpapier setzen. Verquirltes Eigelb auf der Außenseite verstreichen, das Ganze dann ca. 15 Min. bei 180 Grad backen und weitere 10 Min. bei 120 Grad garen lassen, bis die Blätterteigkruste goldbraun ist – das Fleisch ist innen noch zartrosa.

Ungarische Wurstsorten In Italien, Frankreich und Ungarn enthielt im 19.Jh. die Salami oft Eselsfleisch, weil Schweine- oder Rindfleisch damals zu teuer war. Heute besteht die Füllmasse allerdings zumeist aus „Pur Porc“. Die „Pick Salami” aus Szeged gilt als Inbegriff der Ungarischen Salami – Mark Pick begann 1869 mit ihrer Herstellung als Variante der Mailänder Salami. Die Budapesti téliszalámi wird als Wintersalami nur dort hergestellt. Denn sie ist in der EU als geografische Herkunftsangabe geschützt, ebenso wie die Wintersalami Szegedi szalámi aus Szeged, deren Rezeptur bis weit ins Mittelalter zurück reicht. Die feuchte Luft, die dort von der Theis aufsteigt, begünstigt die Edelschimmelbildung, die einerseits für das Aroma wichtig ist, andererseits ein zu schnelles Austrocknen verhindert. Die Kolbàsz wird schon seit dem 18. Jh. aus reinem Schweinefleisch und mit scharfem sowwie edelsüßem Paprika hergestellt. Man isst sie zur Brotzeit kalt, verwendet sie aber auch als Suppeneinlage. Etwas dünner ist die Gyulai lángolt kolbász, eine heißgräucherte Rohwurstspezialität. Die Debreziner ist eine Brühwurst. Sie passt gut zu Sauerkrautgerichten und zu Drebreziner Gulasch, bei dem man anstelle von Rindfleisch wie beim klassischen Pörkölt eben jene Wurst verwendet (kriegt man in Köln in manchen „Edeka“-Supermärkten).

v.i.S.d.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 310 – 22. April 2022

April 6th, 2022

Bild des Monats April 2022:

Siglinde Kallnbach, Jürgen Raap, „Let’s work together“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2022

Bär aktuell 310 – 22.April 2022

Wer sich gerne an Albernheiten ergötzt, der lese regelmäßig die BILD-Zeitung, die sich jüngst nicht zu schade war, ausgerechnet den einst voluminös daher stapfenden, inzwischen aber gründlich abgespeckten Ex-Fußballmanager Rainer Calmund als neuen James-Bond-Darsteller zu empfehlen. Ein hohes Maß an Durchgeknalltheit kann man auch der Frontberichterstattung in „BILD“ attestieren, deren Bemühen, Hemingway’sche Kriegsreportagen aus den 1940er Jahren mit einem zeitgemäßen Spritzer aus der Tränendüse anzureichern und solchermaßen auf heutigem Boulevard-Niveau zu imitieren, gründlich daneben geht und handwerklich an eine holzschnittartig-grobe Agitprop-Strategie erinnert. Als ob es nicht gereicht hätte, dass uns der Bundespräsident mit gewohnt bedächtigen Worten auf künftige „harte Zeiten“ eingeschwört hat, glaubt man bei BILD, durchhalteparolenmäßig noch einen drauf setzen zu müssen. Dabei weiß doch ohnehin längst jeder, dass der böse Bube, der diesen Krieg völkerrechtswidrig angefangen hat, im Moskauer Kreml sitzt und nicht anderswo. Nach fast sechs Wochen Krieg haben auch ohne BILD-Propaganda selbst die dümmsten Daddelbrüder unter uns begriffen, dass die allabendlich via „Tagesschau“ dokumentierte Zerstörung ukrainischer Städte kein zynisches Kriegsspiel im virtuellen Raum einer Playstation-Konsole mit sauberer Cyber-Ballerei am Bildschirm ist. Wiewohl bei dieser Kriegsführung im digitalen Zeitalter gleichzeitig juvenile Influencer in Russland sich darüber beklagen, das zensurpolitische Abschalten der sozialen Medien dort habe ihnen das Geschäftsmodell verdorben, ihre gleichaltrigen „Follower“ mit Schminktipps zu traktieren. Dazu ließe sich an dieser Stelle ein Clint Eastwood-Zitat aus dem Film „The Mule“ anführen, wo Eastwood einen 90jährigen Drogenschmuggler spielt, der im Dialog mit einem Darsteller aus der Influencer-Generation diesem zu bedenken gibt: „Internet? Wer braucht denn so einen Scheiß?“ Weil sich Kriegsgeheul mit Kosmetikwerbung in den sozialen Medien nun mal nicht übertönen ließe, kann man – „feministischer Außenpolitik“ (Baerbock) zum Trotz – auch gut darauf verzichten. Und ebenso auf Rainer Calmund als Hauptdarsteller im nächsten James Bond-Film. Copyright: Raap/Bär 2022

Der ganz normale Wahnsinn Putin sei eigentlich ganz umgänglich, findet Eckard Mickisch, Betreiber des Wildparks Mehlmeisel in Oberfranken. Allerdings handelt es sich dabei um ein 200 kg schweres Wildschein, das bislang auf den Namen „Putin“ hörte, nun aber umgetauft werden soll: denn „keine Sau“ habe es verdient, so zu heißen, findet Mikisch. „Schröder“ wäre als neuer Name für das Wildschwein aber wohl auch nicht angebracht, findet Herr Bär. – Ob man aus einer Talkshow heraus Regierungsgeschäfte erledigen könne, hatte sich der „Südkurier“ gefragt, und Gesundheitsminister Lauterbach trat den Beweis dazu an, indem er bei Markus Lanz ankündigte, die erst tags zuvor beschlossene neue Quarantäneregelung anderntags sofort wieder einkassieren zu wollen, was den echauffierten CSU-Politiker Alexander Dobrindt zu der Forderung veranlasste: „Talkshow-Quarantäne für Karl Lauterbach!“ Ein durchaus sympathischer Gedanke, meint Herr Bär. Das auch sonst eher reichlich desaströse Erscheinungsbild der Bundesregierung fasste die „Berliner Zeitung“ mit den Worten zusammen: „Die Bundesverteidigungsministerin erklärt Sachverhalte für geheim, die der Parteivorsitzende der SPD ebenfalls in Talkshows munter ausplaudert, und der Vorsitzende der Grünen kritisiert Entscheidungen der Bundesregierung, die es angeblich gar nicht gegeben hat. Hat Scholz eigentlich sein Kabinett im Griff oder kann da jeder machen, was er will?“ Die Außenministerin propagiert „feministische Außenpolitik“, was in der aktuellen Kriegs-und Krisensituation naiv und weltfremd klingt, auch die Bundesfamilienministerin Anne Spiegel ist laut „Der Spiegel“ zu einer „Symbolfigur für Versäumnisse und Fehlleistungen“ geworden, und der Verkehrsminister Volker Wissing leistet sich gar den Schildbürgerstreich, ein Tempolimit mit der Begründung abzulehnen, man habe ja nicht so viele Hinweisschilder zur Verfügung, die man dann an den Autobahnen aufstellen müsste. Nun ja, der ganz normale Wahnsinn eben.

Copyright: Raap/Bär 2022

Der Lauterbach behält die Maske sogar beim Zähneputzen auf (Kabarettistin Sabine Solgar).

Die Freiheit, die ich meine Kunst muss frei sein, schreibt die Autorin Eva Menasse in „Die ZEIT“, sie „muss spielen dürfen, probieren, polemisieren, sie muss irren dürfen, irritieren und kränken“. Vor allem letzteres ist in den Augen von Herrn Bär heut zu tage ja oft problematisch, denn allzu oft schlüpft einer in die Rolle der beleidigten Leberwurst, wenn sprachlich scheinbar Unkorrektes oder bildnerisch vermeintlich Anstößiges dargeboten wird. „Die überschießenden Empfindlichkeiten, der hochaggressive, tendenziell ausschließende Diskurs, der irrationale Glaube, mit den bösen Wörtern das Böse selbst ausmerzen zu wollen“ sind Symptome dieser Leberwurstiade, deren Anhänger selbst oftmals gar nicht betroffen sind von dem, an dem sie Anstoß nehmen, sondern die nur andere bevormunden wollen, und denen man nur ein altes Zitat des Kabarettisten Richard Rogler entgegen halten kann: „Freiheit aushalten“. Und weiter schreibt Eva Menasse: „Man muss gar nichts von oben verbieten, wenn sich die Gesellschaft selbst zensiert.“ Das ist bei uns der Unterschied zur Putin’schen Diktatur: dort drangsaliert die Obrigkeit die Journalisten in Sachen Sprachregelung, denn „Krieg“ gilt dort als „K*Wort“, das man nicht aussprechen darf. Bei uns sind es eher die Empörungshysteriker und Shitstormathleten, deren Erregungspotenzial Zensurmaßnahmen hervor ruft und die bestimmen wollen, was als unangemessene kulturelle Aneignung tabu sein soll. Der Vorrang der Kunstfreiheit werde in Frage gestellt, im Namen der Ethik, beklagt sich daher der Kulturjournalist Ralf Schlüter. Während kölsche Bands allerdings bislang damit durchkamen, sich für ihr Liedgut auch an Samba- und Salsa-Rhythmen aus dem globalen Süden zu bedienen, warfen einige Eiferer z.B. allen Ernstes der afro-amerikanischen Musikerin Beyoncé Knowles vor, es gezieme sich nicht für sie, sich an der indischen Kultur zu bereichern, als sie in einem Video in indischer „Bollywood“-Manier posierte. Künstler müssen „sich nicht mehr nur für ästhetische Entscheidungen rechtfertigen, man schaut auch auf ihren Umgang mit extremen Machtgefällen und mit Ausbeutungsverhältnissen. So steht ein neuer Begriff von immateriellem Eigentum im Raum, einer, der nicht durch das Urheberrecht abgedeckt ist“, schreibt Ralf Schlüter, und fügt an: „Wäre es nicht eine Horrorvision, wenn am Ende für die Legitimität bestimmter kultureller Äußerungen zuerst der Nachweis der korrekten Ethnie erforderlich ist? Ja, das wäre es. Seit jeher geht Kunst aus anderer Kunst hervor; kulturelle Aneignung ist nicht erst ein Thema, seit die Maler und Bildhauer der Renaissance die Werke der Antike nachgeahmt haben. Kunst muss immer teilbar sein, sie lebt gerade von Adaption, Anverwandlung und Variation, von Hommage, Pastiche und Zitat. Die Unbefangenheit, sich vorgefundenen kulturellen Materials zu bedienen, ist wesentlicher Bestandteil von Kreativität überhaupt.“

Copyright: Raap/Bär 2022

Ein recht wacher Geist schrieb neulich einen Leserbrief an den Berliner „Tagesspiegel“, ihm mache es nichts aus, dass Olaf Scholz als ein Kanzler ohne Charisma gelte. Der letzte sozialdemokratische Kanzler, den wir hatten, nämlich Gerhard Schröder, sei ein Charismatiker gewesen, „und man weiß ja, was inzwischen aus dem geworden ist“. Dann bevorzuge er, der Leserbriefschreiber, doch lieber den Scholzomaten als „Mann ohne Eigenschaften“. Doch nach dem Affront der ukrainischen Regierung gegen den in Kiew unerwünschten Bundespräsidenten bewies Scholz Rückgrat, eine Einladung als Ersatzspieler dorthin nicht erst einmal nicht anzunehmen, um den Bundespräsidenten nicht noch ein zweites Mal zu desavouieren. Herrn Bärs Prognose: eine Stimmungskanone (jaja, diese Vokabel klingt ein bisschen frivol in diesen Zeiten) wird unser Olaf „vorne SCH und hinten OLZ“ (Kabarettist Ingo Appelt) zwar nicht mehr. Aber die Scholz’sche Unaufgeregtheit ist nicht die schlechteste Eigenschaft in diesen Zeiten, wo doch manche unserer Zeitgenossen jetzt zu einer neumodischen Form des Hurra-Patriotismus neigen, zwar nicht für die Ukraine sterben zu wollen, sondern sich damit begnügen, sich in der kalten Wohnung einen Pullover anzuziehen, wenn sanktionsbedingt der Gashahn abgedreht bleibt („Wir können auch einmal frieren für die Freiheit“, so Altbundespräsident Joachim Gauck). Dabei übersehen sie in ihrem Übereifer an Bereitschaft zum Energieboykott eine nachhaltige Beschädigung unserer Wirtschaftskraft und damit zwangsläufig auch eine politische Schwächung in der Systemkonkurrenz mit Autokratien und Diktaturen. Doch das walte Olaf Scholz.

Wer gerne zockt, sollte beizeiten katholische Theologie studieren und dann eine Pfarrstelle im Erzbistum Köln antreten. Wie nämlich der „Kölner Stadtanzeiger“ meldete, beglich das Erzbistum „Schulden eines Priesters, die unter anderem auch durch Glücksspiel entstanden sein sollen“ in Höhe von 493.000 Euro aus einem „bischöflichen Sondervermögen“, und zwar „mit Rücksicht auf das Gemeindeleben“, wie es zur Begründung heißt. Herr Bär fordert daher vehement, dass dieses schlechte Beispiel nicht Schule machen möge und deswegen mit dem angekündigten „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr keineswegs Spielschulden im Offizierskasino beglichen werden dürfen.

Rücktritte von Politikern haben für diese ja auch ihre guten Seiten Denn Ex-NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser kann jetzt unbeschwert und unangefochten Urlaub machen und mit ihren nach der voraussichtlich verlorenen Landtagswahl ebenfalls mandatslosen Parteifreunden als Reisegefährten schon auf dem Hinflug lauthals den alten Stimmungshit anstimmen: „Buenos dias, Mathias, mer sin widder do, he op Mallorca wie jedes Johr…“

In Japan klagte ein Lokführer gegen seinen Arbeitgeber West Japan Railway Company, und zwar wegen eines Lohnabzugs von umgerechnet 32 Cent aufgrund einer Verspätung von nur einer Minute. Herr Bär meint: Würde bei uns jede Verspätung der Deutschen Bahn anschließend vor den Arbeitsgerichten verhandelt, bedeutete dies gewiss sehr rasch den Zusammenbruch unseres Justizwesens wegen Überlastung. Copyright: Raap/Bär 2022

Die Axt im Wald erspart den Zimmermann“ mochte sich der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk gedacht haben und holzt sich verbal seitdem höchst undiplomatisch bei uns Tag für Tag durch alle möglichen Talkshows und Pressekonferenzen, sich dabei freilich mit einer höchst unangebrachten Anmaßung und Überzogenheit seiner Vorwürfe und Forderungen der berechtigten Kritik durch den SPD-Granden Sigmar Gabriel aussetzend, er, Melnyk, neige zu „Verschwörungstheorien“. Dass Melnyk auch noch bekundete, er habe über „einen Scherz“ von Bundeskanzler Olaf Scholz „nicht lachen“ können, wie der Kölner „Express“ kolportierte, kann man Melnyk allerdings nicht anlasten. Über Witze, die Olaf Scholz erzählt, bricht nun wirklich nicht jeder in brüllendes Gelächter aus. Wobei man nicht weiß, ob die Pointe von vorneherein nicht funktioniert, oder ob Scholz eine an sich gute Pointe erzähltechnisch in den Sand setzt.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Pasta alla Fornaia Ein Rezept aus der Toskana. Man kocht Spaghetti. Zugleich erhitzt man Olivenöl in einer Pfanne, dünste darin gehackte Wallnüsse, Basilikum, Petersilie und Knoblauch an, gibt dies dann auf die Spaghetti auf dem Teller und streut geriebenen Pecorino-Käse darüber.

Brotsuppe

Man schwitzt in einem großen Topf in Butter Stücke von altbackenem Brot zusammen mit Zwiebeln an, rührt etwas Mehl hinein und füllt das Ganze mit Fleischbrühe auf, gibt Suppengemüse (Möhren, Porree, Sellerie) und 1 Knoblauchzehe hinzu, lässt das Ganze köcheln, bis das Gemüse weich ist. Würzen mit Salz, Pfeffer, Paprika, Majoran, Kümmel und Schnittlauch.

Rheinischer Heringsstipp Dazu nimmt man Bismarckheringe, die schon in einer sauren Marinade aus Essig, Speiseöl, Zwiebeln, Senfkörnern und Lorbeerblättern eingelegt sind, schneidet sie in kleine Stücke, vermengt sie mit Zwiebelringen, Apfelstücken ,Gurken, saurer Sahne und Schmand, bei Bedarf auch Schnittlauch, abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer und Zitrone. Dazu Salzkartoffeln oder Pellkartoffeln. Als Getränk eignet sich Kölsch oder Altbier, oder eine Scheurebe aus Rheinhessen.

Chicoree mit Avocado und Rinderhack Das Rinderhack platziert man in der Mitte des Tellers, nach der Zubereitung in der Pfanne mit Olivenöl, klein gehackten Zwiebeln, klein gehacktem roten Gemüsepaprika und gewürfelten Tomanten, gewürzt mit Salz, Pfeffer, Paprika, Petersilie, frischer Minze. Die Chocorees halbiert man, entfernt den Strunk in der Mitte, wässert die Blätter ca. 1 Std., damit sich die Bitterstoffe verflüchtigen und drapiert sie dann auf den Tellern rund um das warme Hack. Avocadofleisch in einer Schüssel zerdrücken, mit Salz, Pfeffer, Dill, Schittlauch und Minze würzen, mit einem Löffel Joghurt vermengen und auf den Chicoreeblättern verteilen. Das Ganze dann mit Parmesankäse bestreuen.

v.i.S.d.P. Jürgen Raap/Karl-Josef Bär, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 309 – 22. März 2022

März 2nd, 2022

Bild des Monats März 2022:

Jürgen Raap „Die Architektur des verbotenen Wissens“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2022

Untermalung und Endfassung

(war eigentlich als Schild für einen Karnevalsumzug gedacht, aber auf den musste coronabedingt verzichtet werden, und er wäre spätestens nach Kriegsbeginn in der Ukraine sowie abgesagt worden. Zeitaktuell ist jedoch – und zum Zeitpunkt der Bildproduktion gewissermaßen die Ereignisse vorwegnehmend – das Totentanzmotiv in diesem Bild).

Bär aktuell 309 – 22. März 2022:

250.000 bei Kölner Rosenmontags-Friedensdemo Karnevalisten, Künstler, Klimaschützer, vorab die Blauen Funken und hinter ihnen Friedensfreunde jedweder politischer Couleur – sie alle marschierten auf der Wegstrecke des ausgefallenen Kölner Rosenmontagszugs, geeint im Protest gegen Putins Kriegspolitik, ohne Stimmungsmusik und ohne das sonst übliche Kamelle werfen: „Wir machen eine Demonstration und keinen Rosenmontagszug“, hatte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitee Kölner Karneval, vorher gemahnt. Seine Sorge, es könnten womöglich über die TV-Sender und die Sozialen Medien Bilder um die Welt gehen, dass in Köln auf den Straßen „Heidewitzka, Herr Kapitän“ gesungen während Kiew bombardiert wird, erwies sich als unbegründet. Am Randes des Zugwegs standen auf den Plätzen bissig gestaltete Persiflagewagen, eigentlich für den ursprünglich geplanten Umzug gedacht, u.a. mit Putin als Imperator.

Gendern und Gegengendern Wenn angesichts des Putinschen Ursurpatorentums allenthalben von einer „Zeitenwende“ die Rede ist, so möge dies in anderer Hinsicht auch für eine Abkehr von ausuferndem sprachlichem Unfug gelten, wünscht sich Herr Bär. Ralph Aurand, der Kölner Regionalchef des Vereins Deutsche Sprache, stellte bei einem Referat in Rheinbach klar, sein Verein sei nicht „gegen die sprachliche Gleichstellung von Männern und Frauen“, sondern „vielmehr“ ginge es darum, „die Verwaltungssprache nicht durch sprachlich falsche und irreführende Kommunikationsformen zu verfälschen und damit Irritationen bei den Menschen herbeizuführen sowie entgegen der erklärten Absicht, ‚Wertschätzung‘ zu zeigen, die Bürgerschaft zu verunsichern“. (https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Gendern-Nicht-mit-uns-490823.html). Aurand ist von Beruf Übersetzer, und insofern sekundierte ihm in etwas anderem Kontext der Schriftsteller Navid Kermani in „Die ZEIT“, die deutsche Sprache ließe zwar „Nuancierungen“ zu, die aber „im Englischen und Persischen nicht möglich wären“. Man könne „geschlechtliche Bestimmungen“ kenntlich machen, „aber dank des generischen Maskulinums auch dort verschwinden lassen, wo sie ohne Bedeutung sind“. Kermani verweist auf unsere Neigung zur Sprachökonomie in allen Sprachen der Welt: Alle Geschlechter zu nennen, wenn von einer gemischten Personengruppe die Rede ist, wäre zu „umständlich“, und für die Poesie wäre das sogar geradezu hinderlich. Das findet auch Herr Bär. Weil Sprachentwicklungen zur Vereinfachung neigen, glaubt Kermani nicht, „dass sich das Gendern in der mündlichen Sprache durchsetzen wird“, es sei „zu unmelodisch“, und Herr Bär, der in seinem sprachlichen Umfeld seit frühester Kindheit an den melodischen rheinischen Singsang gewohnt ist, empfindet bei manchen akademischen Vorträgen die verkrampfte phonetische Artikulation des Gendersternchens sogar als zu stottrig. „Ich möchte mir nicht aufzwingen lassen, so zu reden wie eine kleine Gruppe von Menschen, die glauben, den Stein der Weisen zur Verbesserung der Gesellschaft gefunden zu haben“, erklärte auch der Entertainer Jürgen von der Lippe, der auch manche Partizipialkonstruktionen vor Unsinn hält:„Der Bäcker ist ein Backender, wenn er in der Backstube steht. Wenn er auf dem Klo sitzt, dann nicht mehr.“ Und der Politiker Jens Spahn graust sich davor, dass aus Tante und Onkel womöglich ein „Tonkel“ werde. Auch und gerade dort, wo es gemeinhin volkstümlich zugeht, stoßen die sprachpolizeilichen Umerziehungsversuche mancher Gender-Eiferer auf Widerstand: „Wir werden als Klub nicht gendern“, versprach z.B. Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin. Im Stadion dürfe die Sprache „zwar rau sein, aber nicht verletzend oder diskriminierend“. Vegane Würstchen werde es im Union-Stadion laut Zingler ebenfalls nicht geben: „Fußball bedeutet bei uns: Bratwurst, Bier, 90 Minuten Fußball.“ Na also. Mehr will ein Fußballfan am Samstagnachmittag ja auch nicht. Und das findet Herr Bär völlig in Ordnung. Gerade in diesen düsteren Zeiten.

© Raap/Bär 2022

Herr Bär recherchierte, ob wir jetzt etwa einen Bundeswirtschaftsminister haben, der nichts von Wirtschaft versteht Dass er auf jeden Fall kein Putin-Versteher ist, sondern bei dessen Einschätzung „zu naiv“ war, hat Habeck ja bereits zugegeben. Zwar hatte der „Focus“ angemahnt, nachdem Robert Habeck „seine Entscheidung zum KfW-Förderstopp“ für Bauwillige korrigiert habe, dürfe er sich „einen Fehler dieser Größenordnung… kein zweites Mal erlauben“, aber Habeck war ja nun mal nicht der einzige in der Weltöffentlichkeit gewesen, der lange Zeit nicht glauben mochte, dass Putin eben doch kein „lupenreiner Demokrat“ ist und der nun einen Wirtschaftsstopp gegen den lupenreinen Kriegsherrn stemmen muss. Dass seine Parteifreundin Annalena Baerbock ihrem Amtskollegen Lawrow nahelegte, man müsse auch mal über die Wiederaufforstung der russischen Wälder reden, entbehrte auch nicht einer gewissen naiven Putzigkeit: wir brauchen doch kein Brennholz aus Russland, sondern Erdgas aus anderen Regionen. „Der Spiegel“ polterte: „Der grüne Vizekanzler sonnt sich in der Rolle des Klimaministers – und vergisst darüber, dass er Wirtschaftsminister ist“. Die „taz“, die Robert Habeck 2017 noch vollmundig als „vagabundierenden Freigeist“ porträtierte, versuchte allerdings zu beruhigen, „Der neue Wirtschaftsminister will den Kapitalismus nicht abschaffen…“ und prophezeite; „Das wird Wachstumsgegner nicht entzücken, sichert aber die nötige Rückendeckung der Koalitionspartner, die klargemacht haben: Ein bisschen Fortschritt ja, große Weltrettungsträume nein“. Letztere gehen für die utopistischen Grünen jetzt in der zerbombten Ukraine ja ohnehin gerade den Bach herunter, und um möglichst bald aus der geostrategisch höchst bedenklichen Abhängigkeit von russischem Erdgas heraus zu kommen, hat die Putin’sche Kriegsführung in drei Wochen bei uns mehr bislang zögerliche Leute zu Fans von erneuerbaren Energien gemacht als Fridays for future in drei Jahren. Ursula Weidenfeld unterdessen kommentierte bei „t-online“: „Ist es schlimm, wenn man nur wenig Ahnung von dem hat, was man in den kommenden vier Jahren machen will? Bei einem normalen Berufsanfänger würde man das natürlich verneinen“, bei Ministern wie Habeck und Lindner sei das jedoch etwas anders… Gibt es bei alledem keine guten Robert Habeck-Witze, fragt sich Herr Bär. Nein, denn „humoristisch trist“ sei es zugegangen, als der Kabarettist Sebastian Pufpaff (angeblich heißt der wirklich so, und wenn es doch nur ein Pseudonym wäre, klänge es jetzt zynisch in diesen kriegerischen Zeiten) in „TV total“ Habeck als einen „selbstverliebten Hampelmann“ porträtierte, was der Rezensent Christian Vock für misslungen und in seiner Kritik an der Sendung insgesamt für einen „lauen Fernsehabend“ hielt. Dafür kursieren stattdessen weiterhin jede Menge Lauterbach-Witze. Kostprobe: „Egal wie laut Du Mozart hörst, Karl hört lauter Bach“. © Raap/Bär 2022

Wer sich für Verschwörungstheorien interessiert, der wird auf der Internetseite von „Birds aint real“ fündig. Dort heißt es nämlich: „Unser ursprüngliches Ziel war es, den Völkermord an echten Vögeln zu stoppen. Leider ist dies nicht gelungen, und die Regierung hat seitdem alle lebenden Vögel durch Roboterkopien ersetzt.“ Nun ja, die Halsbandsittiche, die mit lautstarkem Gezirpe ihre Exkremente unweit der Deutzer Brücke auf der Kölner Rheinpromenade hinterlassen, sind gewiss keine Roboter. Oder haben Roboter eine natürliche Verdauung? Wer beim Promenieren selbst einmal mit derlei Vogelschiss vollgekackt wurde, glaubt nicht an Roboterkopien. Andere Verschwörungstheoretiker sind davon überzeugt, anstelle von Wladimir Putin trete nur ein Doppelgänger in der Öffentlichkeit auf, aber Putin selbst dementierte dies: Es habe zwar in der Vergangenheit aus Sicherheitsgründen zwar mal einen geheimen Plan dazu gegeben, er habe dies aber abgelehnt. Sein Dementi klingt diesmal glaubwürdig, denn hätte tatsächlich ein Doppelgänger das Wort ergriffen, dann hätte dies doch schon ein gelernter Komiker sein müssen, der dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj rhetorisch hätte Paroli bieten können, der ja mit seinen brillant inszenierten Videobotschaften zu einem Präsidenten der Herzen avanciert ist, während Putin bei seiner Sportpalastrede nur herumgeiferte, das russische Volk werde die abtrünnigen und verräterischen Oligarchen „einfach auszuspucken, wie eine Mücke, die versehentlich in den Mund geflogen ist“. Nein, nein, diese doch ein wenig an Goebbels’sche Manier erinnernde Rede hielt gewiss kein Doppelgänger, auch keine Roboterkopie, das war einfach Putin pur, wie er leibt und lebt. An dieser Stelle lohnt es sich allerdings, auch einmal auf ein russisches Meinungsforschungsinstitut zu verweisen, nämlich WZIOM: Zwei Drittel der befragten Russen glauben „an eine geheime Weltregierung. Wer dahinter steckt, ist allerdings weniger klar. Offenbar trauen die Russen diesen Job am ehesten Bankern und Magnaten zu. Mächtige Politiker zumindest spielen keine Rolle in ihrer Vorstellung: Nur zwei Prozent der Befragten glaubt, dass entweder Wladimir Putin oder Donald Trump hinter der geheimen Weltregierung stecken.“ Oder zumindest Roboterkopien von ihnen. Aber auch das weiß man nicht so genau. © Raap/Bär 2022

Grammatik-Nachhilfe mit Herrn Bär Neulich las Herr Bär, eine Kunsthistorikerin sei jetzt auch „Vorständin“ eines Museumsvereins. Vorständin??? Nun heißt es zwar „das Wasser“, also ein Neutrum, aber „der Wasserstand“ (Maskulinum). Wie hoch das Wasser steht, ist also nicht geschlechtsspezifisch. Das gilt auch für die Bestückung eines Marktstandes, der immer noch „der Marktstand“ ist, und auch wenn dort nur Obst und Gemüse feilgeboten wird, das im Singular „die Birne“, „die Kirsche“ oder „die Möhre“ heißt. Ein „Unterstand“ bleibt auch dann ein solcher, egal, ob sich in oder unter diesem männliche oder weibliche Personen aufhalten. Das gilt ergo auch für den Vorstand, der als „Personenvereinigung“ oder „Leitungsorgan“ definiert ist, unabhängig vom biologischen Geschlecht seiner einzelnen Mitglieder. So schrieb auch Prof. Walter Krämer, 1. Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache e. V., in der Zeitschrift „Cicero“: Generische Benennungen haben „nichts mit dem biologischen Geschlecht der so bezeichneten Personen zu tun“ und es sei „auch ein bisher viel zu wenig beachteter Vorteil in der Paralleldebatte über dritte, vierte und fünfte biologische wie über soziale Geschlechter sowie sämtliche sexuelle Orientierungen: das Generikum bezeichnet alle…“ Das generische Femininum sei „zwar weniger verbreitet als das maskuline Gegenstück, aber man frage doch mal zehn zufällig ausgewählte Bundesbürger, ob sie bei dem Wort ‚die Schnapsdrossel‘ eher an Männer oder an Frauen denken“.

Wer sich für Verschwörungstheorien interessiert, der wird auf der Internetseite von „Birds aint real“ fündig. Dort heißt es nämlich: „Unser ursprüngliches Ziel war es, den Völkermord an echten Vögeln zu stoppen. Leider ist dies nicht gelungen, und die Regierung hat seitdem alle lebenden Vögel durch Roboterkopien ersetzt.“ Nun ja, die Halsbandsittiche, die mit lautstarkem Gezirpe ihre Exkremente unweit der Deutzer Brücke en ma

Olaf Scholz-Sammelbild No. 13

Ausgerechnet jetzt Putin-Sammelbilder anbieten zu wollen, wäre wahrscheinlich eine saublöde Geschäftsidee. Erstens würde die keiner kaufen wollen, und zweitens fielen die wahrscheinlich unter die verhängten Sanktionen. Die Karl-Josef Bär-Kampagne „Pro Scholzomat“ macht daher nicht etwa notgedrungen, sondern mit großer Freude weiter mit Olaf-Scholz-Sammelbildern. (Olaf Scholz-Sammelbild No. 13, Copyright: Raap/Bär 2022).

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Auberginen-Caponata sizilianische Art Auberginen wurden im 13. Jh. aus Indien über Arabien nach Europa eingeführt und im mediterranen Raum seit etwa 1500 großflächig angebaut. Für die Capoanta brät man gewürftelte Auberginenstücke in Olivenöl an, gibt Zwiebeln, Stangensellerie in Scheiben und Knoblauch hinzu, dann ganze Tomaten aus der Dose, Oliven und Kapern. Das Ganze lässt man ca. 20 Min. garen, lässt kurz vor dem Abschalten Basilikum, Petersilie und Thymian mit schmoren. Abschmecken mit Salz, Cayennepfeffer und einem kleinen Schuss Essig. In einer separaten Pfanne röstet man Pinienkerne und streut sie vor dem Servieren auf die Caponata.

Cacciucco alla Livornese Ein Fischeintopf aus der Hafenstadt Livorno, bei dem man in einem Topf oder einer tiefen Pfanne kleingeschnittene Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Stangensellerie in Scheiben, Möhrenscheiben und Knoblauch in Olivenöl andünstet: dann gibt man eine Dose ganze geschälte Tomaten hinzu, lässt das Ganze kurz aufkochen, schneidet Fisch (Lachs, Kabeljau, Schellfisch) in mundgerechte Stücke, lässt sie dann 15 Min bei mittlerer Hitze mit garen. Man kann das Rezept auch mit Miesmuscheln, Venusmuscheln etc. abrunden. Würzen mit Salz, Pfeffer, Paprika, Petersilie, etwas Rosmarin. In einer separaten Pfanne brät man Garnelen (Gambas) in Knoblauch an, fügt etwas frische Petersilie hinzu und garniert damit das Cacciucco vor dem Servieren.

V.i.S.d.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 307 – 3. Jan. 2022

Januar 4th, 2022

Neue Geschäftsidee: Olaf Scholz-Sammelbilder

Olaf Scholz-Sammelbild 4a

Olaf Scholz-Sammelbild No. 5
Copyright Raap/Bär: Olaf Scholz-Sammelbild No .7

Bild des Monats Januar 2022:

Jürgen Raap, „Das Puppen-Orakel der Tänzerin“, Öl und Acr. auf Leinwand, 40 x 30 cm, 2021

Das Finanzamt interessiert sich für Ihr Geld? Herr Bär auch. Darum kaufen Sie bei Herrn Bär rechtzeitig Olaf Scholz-Sammelbilder, bevor sie unbezahlbar werden! Abgabe nur in Euro – Kryptowährungen werden nicht akzeptiert! In Hamburg können Sie allerdings nicht die Überweisung Ihrer Einzahlung bei der Warburg-Bank von der Steuer absetzen und kriegen bei Weiterverkauf des Bildes auch nicht die Kapitalertragssteuer erstattet.

Wat nix koss, dat es och nix, dat jeht och schnell kapott, sagt man in Köln. Doch Olaf Scholz-Sammelbilder sind haltbar, damit nachhaltig und zudem noch sensationell billig: ab jetzt schlappe 220 Euro mit Rahmen zuzüglich Portokosten. Einfach Bestellformular via E-Mail bei Herrn Bär anfordern.

Wer der Generation von Herrn Bär angehört, der wollte als Zwölfjähriger Lokomotivführer werden, oder Feuerwehrmann wie Herr Bär, der 1964 auf der Pfarrkirmes von St. Kunibert in Köln immer abwartete, bis auf dem Kinderkarussell das Lenkrad am Feuerwehrauto frei war und dann für 10 Pfennige ein paar Runden lang am Steuer saß und sich einbildete, er selbst lenke das Feuerwehrauto. Astronaut werden zu wollen war für die jüngeren Brüder der Spielkameraden in der Nachbarschaft auch noch eine Option für den künftigen beruflichen Werdegang. Aber Bundeskanzler? Wie der Vater von Herrn Scholz offenbarte, sein Sohn wollte schon mit zwölf Jahren Bundeskanzler werden? Nein, uns wäre das damals jedenfalls nie in den Sinn gekommen, Bundeskanzler werden zu wollen, und so kann Herr Bär nur hoffen, dass Scholz’sche Staatenlenkerei sich nicht im nutzlosen Steuern eines Feuerwehrautos auf dem Kinderkarussell eines Rummelplatzes erschöpft.

Der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval Christoph Kuckelkorn habe Karl Lauterbach attackiert, berichtete der Kölner „Express“, weil der Gesundheitsminister vorschlug, nachdem der Kölner Rosenmontagszug nun pandemiebedingt auch für 2022 abgesagt werden musste, den Kölner Karneval dann eben in den Sommer zu verlegen. Herr Bär als gebürtiger Kölner, dem der Karneval von Kindesbeinen an lieb und vertraut ist, hat als karnevalistischer Traditionalist dazu eine klare Meinung: mit der ursprünglichen rituellen Bedeutung des Fastelovends dauert die Session nun mal nur vom 11.11. bis Aschermittwoch, und dann „ist alles vorbei“ (Jupp Schmitz). So sollte es auch bleiben. Einer schnöden ballermannhaften eventkommerziellen Ausschlachtung des überlieferten rheinischen Brauchtums im Hochsommer auf Kreuzfahrtschiffen oder sonst zu allen Jahreszeiten in den klimatisierten Hochhaustürmen der Wüste von Dubai oder selbst im oft sommerlich gewitter-schwülen Köln erklärt Herr Bär eine klare Absage. Weil das nun wirklich unseren Fasteleer kulturell genauso verfälscht und verflacht, wie das inzwischen leider arg ausufernde massenhafte und zu großem Teil nur noch touristische pseudo-karnevasleske und bisweilen krawallige Trinkgelage auf der Zülpicherstraße, wo Herr Bär als Student vor 45 Jahren noch einen wunderbaren Kneipenkarneval erlebt hatte, den es dort heute allerdings leider so längst nicht mehr gibt… Wenn wir in den heutigen Zeiten schon über kulturelle „Identität“ debattieren, dann aber konsequent! Wo ansonsten legitime wirtschaftliche Interessen die Kultur nicht fördern, sondern eher beschädigen, muss dem schnöden Kommerz Einhalt geboten werden.

Da man in Deutschland zu Diminutiven neigt und daher schon manch einer zum „Berti“, „Yogi“ oder „Poldi“ verniedlicht wurde, schlägt Herr Bär vor, jetzt auch den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als „Lauti“ zu apostrophieren. Nach „Mutti Merkel“ regiert uns ja jetzt „Vati Olaf“, von dem man in unseren Tagen allerdings wohl auch eine doch eher mütterliche, vulgo: matriarchalische Fürsorglichkeit erwarten mag. „Der Spiegel“ umschreibt dies als „merkeligen Scholzismus“. Allen Impfgegnern sei daher trostspendend gesagt: wenn die Impfpflicht kommt, treibt auch einer, den man jetzt als „Lauti“ verniedlichen könnte, die Unbotmäßigen nicht in Lukaschenko-Manier mit der Nilpferdpeitsche ins Gesundheitsamt.

In Köln-Neu-Ehrenfeld wirbt ein Umzugsunternehmen mit dem Slogan: „Wir sind Möbelpacker aus Leidenschaft“. Herr Bär kann sich allerdings nicht vorstellen, dass jemand mit Leidenschaft in einem Hochhaus ein Klavier in den zehnten Stock hochschleppt, wenn der Aufzug kaputt ist, sondern dann eher wohl über einen Berufswechsel nachdenkt.

Unbeabsichtigte Hörfehler erschweren bisweilen die Alltagskommunikation. Als Herr Bär neulich ein Taxi bestieg und dem Chauffeur mitteilte, er, Herr Bär, wolle zur „Minoritenstraße“, schaute der Fahrer Herrn Bär fragend an, da er nicht wusste, was er denn nun in sein Navigationsgerät eintippten sollte. „Minoritenstraße, das ist da, wo die Minoritenkirche ist“, präzisierte Herr Bär ohne Erfolg. „Ah, Rodenkirchen“, strahlte der Fahrer und wollte schon in die falsche Richtung losbrettern, was Herr Bär durch geduldiges und langsames Buchstabieren des Straßennamens zum Eintippen ins Navi gerade noch verhindern konnte.- Neulich in einem rheinischen Bierhaus. Ein Gast bestellt den Kräuterschnaps „Kabänes“. Der Kellner schüttelt den Kopf: „Cannabis? Nein das haben wir nicht. Das ist noch nicht legal“. Herr Bär am Nebentisch gewann den Eindruck, dass nicht jeder, der sich heut zu Tage zum Kellnerberuf berufen fühlt, auch mit Eifer die Hotelfachschule besucht hat und daher manch einer von ihnen der fachlichen Nachhilfe in Spirituosenkunde bedarf, von wem auch immer. Den Vogel ab schoss in Sachern Schusseligkeit neulich der Kassierer im REWE-Supermarkt, der bei den Einkäufen von Herrn Bär nach dem Versagen des Scanners per Hand statt „Zwiebeln“ das Wort „Zwetschgen“ eintippte, was Herr Bär dem Kassierer aber toleranterweise durchgehen ließ, weil der Kilo-Preis für Zwiebeln sich von dem für Zwetschgen im Januar nicht unterscheidet, da nämlich in dieser Jahreszeit überhaupt keine frischen Zwetschgen angeboten werden. gdeppen, die in Orwellscher Manier Herrn Bärs Konsumverhalten überwachen wollen, haben jetzt -hähähä – die Fehlinformation registriert, dass Herr Bär im Januar ein Pfund Zwetschgen erstanden haben soll, was aber gar nicht stimmt. Herr Bär räumt allerdings ein, dass seine Akzeptanz eines solchen Scan-Fehlers an der Supermarktkasse als Widerborstigkeit leider doch nur eine harmlose Don Quichotterie ist. Dazu sei an dieser Stelle das Gedicht „zweierlei handzeichen“ von Ernst Jandl zitiert:

„ich bekreuzige mich
vor jeder kirche
ich bezwetschkige mich
vor jedem obstgarten
wie ich ersteres tue
weiß jeder katholik
wie ich letzteres tue
ich allein“

(erschienen in „Laut und Luise“, Bd. 2, © Luchterhand Literaturverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München)

Bär aktuell- das einzige Magazin, in welchem der Chefredakteur sich selbst interviewt

bär aktuell: Herr Bär, Sie haben Olaf Scholz als Scheich porträtiert. Ist das nicht ein bisschen zu klischeehaft?

Bär: „Enä. Wenn die in Katar dä FC Bayern München sponsern, dann können die da in ihrem Palast vun däm Emir och ens e Bild met däm Olaf Scholz ophänge.

Bär aktuell: Aber wieso der Scholz als Scheich?

Bär: Man darf en dä Weltpolitik ja keinen überfordern. Die müssen sich ja erst langsam an dä Olaf Scholz jewöhnen. Den kannte bisher ja keiner. Un wenn dä Emir vun Katar dat Bild mit däm Scholz als Scheich als Gastgeschenk überreicht kritt, dann denkt dä sich: Aha, dä Scholz, dat is och ne Scheich, dat is einer vun uns. Der hat wat zu sagen in dä Weltpolitik, un finanziell hät dä och jet an de Fööss. Auf den Scholz muss man hören. So mäht mer als Scholz Weltpolitik.

Bär aktuell: Aber was soll dieses abgewandelte Jupp Schmitz-Zitat über die mangelnden Rechte der Frauen in Katar?

Bär: Et jibt eine Studie von „Human Rights Watch“ mit dem Titel „Everything I Have to Do is Tied to a Man“: Women and Qatar’s Male Guardianship Rules“. Dat heißt grob übersetzt: Der Mann ist der Vormund der Frau. Dat is natürlich nicht akzeptabel. In Saudi-Arabien sind die da schon wat fortschrittlicher. Da dürfen an Schönheitswettbewerben für Kamele neuerdings auch Frauen teilnehmen, die ein eigenes Kamel besitzen.

Copyright: Raap/Bär 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Pfeffersauce Grünen Pfeffer (Madagaskarpfeffer, Urwaldpfeffer) im Mörser zerkleinern oder ganze Körner in einer Pfanne in Butter ca. 15 bei schwacher Hitze dünsten, dann klein gekackte Zwiebel hinzugeben, glasig dünsten lassen, mit einem Schuss Portwein oder Rotwein ablöschen, Rinder- oder Gemüsebrühe hinzufügen, etwas einkochen lassen, dann Kochsahne einrühren, kurz aufkochen lassen. Passt gut zu Steaks, Hacksteaks oder Hackbraten.

Kabeljau oder Schellfisch auf nordische Art

Dazu nehme man Steaks oder Koteletts vom Kabeljau, keine Filets. Salzen, pfeffern und in einem Topf mit aufgekochtem, aber dann nicht mehr kochendem Wasser und einem Teelöffel Zitrinensaft ca. 10 Min. sieden lassen. Als Beilage gekochte Möhren und Salzkartoffeln. Fisch und Beilagen bedeckt man mit einer Sauce, zu der man Kochsahne etwas einkochen lässt, dann die Hitze herunterschalten und kalte Butterflocken hinzufügen, Butter zerlaufen lassen, die Sauce rühren, bis sie leicht cremig ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit frischem Dill und frischer Petersilie abrunden.

v.i.S.p.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

baer aktuell 306 – 22. Dez. 2021

Dezember 3rd, 2021

Bild des Monats Dezember 2021:

Jürgen Raap, „Die bürgerliche Revolution“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2021

Bär aktuell 306 – 3. Dez. 2021

Neue Geschäftsidee: eine Karl-Josef-Bär-Edition mit Olaf Scholz-Sammelbildern

Olaf Scholz-Sammelbild No.1
Olaf Scholz-Sammelbild No. 2
Olaf Scholz-Sammelbild No. 3
Olaf Scholz Sammelbild No. 4

Sozialdemokraten! Was ist mit Euch los? Keiner von Euch will bisher eines der wertvollen Olaf Scholz-Sammelbilder von Herrn Bär über dem Bett hängen haben? Wenn das Euer Genosse Olaf wüsste! Ein Bestellformular bei Herrn Bär via E-Mail anzufordern überfordert doch keinen von Euch! Zugegebenermaßen: Für den Preis eines Olaf Scholz-Sammelbildes könnten Sie sich bei ebay ja auch drei Zentner fast neuwertige, aber ungekühlte Eiswürfel ersteigern, wenn Sie doof genug dazu sind. Und wenn Sie jetzt nicht ein Olaf Scholz-Sammelbild bestellen, erzählt Herr Bär überall herum, wie doof Sie sind.

Noch im September 2021 gelangte der Körpersprachen-Experte Stefan Verra zu der Einsicht, der stets etwas steif wirkende Olaf Scholz vermittle „leichte Arroganz und Desinteresse, vor allem aber Ruhe und Gelassenheit“. Doch dann musste sich Verra im November 2021 ein wenig korrigieren, denn Scholz posiere bei öffentlichen Auftritten nunmehr des öfteren in Trump-Manier „mit ausgestreckter Hand“, was ihm womöglich ein paar Spindoktor-Deppen eingeredet haben mochten, damit er ein wenig dynamischer wirke, was Experte Verra indessen mit einem „vernichtenden Urteil“ bedacht haben soll, wie von diversen Medien zitiert wird. Zugleich hat Stefan Verra jedoch auch Tröstliches zu bieten: „Leithammel sind auch nur Menschen“.

Karl Lauterbach war noch rechtzeitig beim Friseur meldete der Berliner „Tagesspiegel“, als er zum neuen Bundesgesundheitsminister ausgerufen wurde. Aber wo: In der „Haargalerie Lauterbach“ in Lauterbach/Bergkirchen oder beim „Friseurteam by Laura“ in Lauterbach/Hessen, wo auch „Haare in Rosé“ angeboten werden? Schließlich hatte er aus Imagegründen eine figarotechnische Korrektur bitter nötig, hatte doch kürzlich die „Stuttgarter Zeitung“ über Karl Lauterbachs Haarpracht moniert: „Seine stets strähnig wirkenden dünnen Haare lassen ihn als den ewigen Oberprimaner-Streber erscheinen, der immer alles besser weiß“.

Jeglicher Form von Rassismus entgegen treten zu wollen, wird selbstverständlich auch von „bär aktuell“ unterstützt. Doch wo manche „Woke“-Eiferer skurill anmutender Verstiegenheit oder gar der Hysterie anheimfallen, ist Kopfschütteln angebracht, so über das Berliner Staatsballett, das Tschaikowskys „Nussknacker-Ballett“ in diesem Winter nicht in einer Rekonstruktion der Originalfassung von 1892 aufführen wollte, da z.B. „der chinesische Tanz… Stereotypen mit kleinen Trippelschrittchen“ zeige: „Das wurde in der Zeit, in der die Choreografie entstanden ist, nicht kritisch hinterfragt“, erklärte die kommissarische Staatsballett-Chefin Christiane Theobald resolut gegenüber der BILD-Zeitung. Hätte man eine solch „kritische Hinterfragung“ damals vom Komponisten Tschaikowsky und den Choreografen, die das Ballett-Stück 1892 inszenierten, allen Ernstes verlangen können oder gar müssen? Und hätte man von den Menschen, die z.B. im Jahre 822 oder 922 n. Chr. lebten, verlangen können, „kritisch zu hinterfragen“, dass die Erde keine Scheibe sei? Schmälert die damalige Weltsicht den kunsthistorischen Wert der karolingischen Buchmalerei? Die Mönche des frühen Mittelalters wussten es damals halt nicht besser, und und über das China-Bild des Komponisten Tschaikowsky im 19. Jh. beschwerte sich bislang noch kein Chinese, wohl aber eine zu Übereifer neigende Berliner Ballett-Chefin. Sollte man daher nicht lieber attestieren, dass alle historischen Stücke der Weltliteratur, der Weltkunst und der Weltmusik aus ihrem jeweiligen Zeitgeist und den damals herrschenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen heraus entstanden und in ihrer Urfassung nun mal so hinzunehmen sind, auch wenn dieser Zeitgeist heute bisweilen längst obsolet geworden sein mag? Über die Absetzung der „Nussknacker“-Aufführung und damit auch über eine gewisse Arroganz des Staatsballetts entrüstete sich jedenfalls zu Recht Wiebke Küster in einem Kommentar für die „FAZ“, denn es hieße in einem Podcast, das Publikum sei „noch nicht so weit, richtig zu verstehen, was es auf der Bühne sieht. Richtig verstehen? Für wie dämlich oder selbst rassistisch hält die Tanzwissenschaft das Tanzpublikum?“ Was wird demnächst noch zensierend aus dem klassischen Repertoire gekippt? Bereits 2006 wurde nämlich die Mozart-Oper «Idomeneo» in einer Inszenierung von Hans Neuenfels vom Spielplan der Deutschen Oper in Berlin gestrichen, weil in der Schlussszene „Idomeneo die abgetrennten Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed auf die Bühne“ trägt. Die Absetzung aus Angst vor den Protesten von Fanatikern empfand damals laut „mnz“ auch Angela Merkel als „unerträglich“. Herr Bär, dessen Prägung als Künstler in der liberal-emanzipatorischen „Alles ist möglich“-Aufbruchstimmung der 1970er und 1980er Jahre erfolgte, hätte sich damals kaum vorstellen können, dass man im Jahre 2021 oder 2022 erneut gegenüber einem Gesinnungsmuckertum mit autoritären Umerziehungstendenzen für die Freiheit der Kunst eintreten muss.

Copyright Bär/Raap 2021

Verbaerbockt oder auch nicht In unseren liberalen Demokratien ist es ein fairer Brauch, einer neuen Regierung erst einmal eine 100-Tage-Schonfrist einzuräumen, bevor die Opposition und andere Kritiker auf sie verbal draufhauen. Bei Annalena Baerbock als neue Außenministerin preschte indes der „Focus“ mit einem vergifteten Lob vor, von ihrem „bulligen Versprechen… die Außenpolitik nun endlich zu moralisieren“, sei schon „nach den ersten paar Tagen im Chefdiplomatenamt nicht viel übrig geblieben“. „Leisetretend“ gäbe sie nämlich der „Diplomatie den Vorrang über die Moral“, was manche quäkerhaft hartleibigen Öko-Puritaner im grün-alternativen Lager, die schon herummeckerten, dass Baerbock mittels Kurzstreckenflug in Paris anreiste, in ihrer Ansicht bestätigte, dass eine Partizipation an der Macht nun mal generell korrumpiere. Nun ja: Ministerkollege Cem Özdemir holte sich zwar öko-ideologiekonform und medienwirksam mit dem Fahrrad seine Ernennungsurkunde beim Bundespräsidenten ab, aber hätte man von Annalena Baerbock allen Ernstes erwarten können, mitten im Winter mit dem Klapprad von Berlin nach Paris zu strampeln? In einem Chat auf „meta.tagesschau.de“ verstieg sich ein gewisser „Schabernack“ gar zu dem äusserst abwegigen Hinweis, Paris und Brüssel seien „doch bequem mit dem Zug zu erreichen…“, da sollten sich Scholz und Baerbock „mal lieber ein Beispiel an Kim Jong Un nehmen…“ Hm, hm. Ist dieser Diktator mit der sagenhaft verhunzten Frisur wirklich schon mal von Nordkorea aus nach Paris mit dem Zug gereist, oder mit dem Fahrrad und nicht mit einer protzigen Lincoln-Stretch-Limousine? Wobei Herr Bär im übrigen bei uns in Deutschland einer Abschaffung der nicht mehr zeitgemäßen steuerlichen Bevorzugung eines Dienstwagenprivilegs durchaus Beifall zollen würde. Der „Merkur“ bangte unterdessen, China sei „wichtigster Markt für deutsche Autobauer VW, Daimler und BMW – wie agiert Baerbock?“ Im Sinne einer grünen Außenhandelspolitik statt Autos Fahrräder nach China importieren zu wollen, hieße wohl Eulen nach Athen tragen oder Zwiebeln nach Pforzheim – und das sagt ausgerechnet Herr Bär als leidenschaftlicher Radfahrer. Neue Geschäftsidee von Herrn Bär für ein Radrennen in Berlin mit einer erfolgreichen Vermarktung von Werbeflächen an der Rennstrecke: Die „Cem Özdemir-Rundfahrt“ zwischen Reichstag, Parteizentrale der Grünen, Schloss Bellevue und zurück. Zu gewinnen gibt es als Trophäe zwei vergoldete Fahrradhosen-Klammern „Cem“ von einem namhaften Start up-Designer „mit Reflektor in neon-grün“. Copyright Bär/Raap 2021

Journalistische Fehlleistungen entstehen oft durch boulevardeske Verkürzungen und Zupitzungen. So empfand Herr Bär die Meldung im Kölner „Express“ (2.12. 2021) „Christian Drosten ist Playboy des Jahres“ höchst irritierend und stellte sich vor, Deutschlands bekanntester Virologe lümmele sich jetzt irgendwo in Miami Beach an einem Swimming Pool herum, umrankt von lauter aufregenden Bikini-Schönheiten. Worauf Karl Lauterbach, der schon mal lamentierte, er habe keine Zeit, eine Frau kennen zu lernen, vor Neid erblasst sein mag. Doch zur Beruhigung von Herrn Lauterbach sei erwähnt, dass der richtige semantische Inhalt der Meldung lautete: „Christian Drosten wurde von der Zeitschrift ‚Playboy‘ zum ‚Mann des Jahres‘ ausgerufen“. Vielleicht wird ja demnächst Karl Lauterbach „Playboy des Jahres 2022“.

Copyright: Bär/Raap 2021

Deppen-Ranking – Die schönsten Fehlleistungen des Jahres 2021

Überraschungssieger auf Platz 1 ist der Kreisvorsitzende der FDP Gelsenkirchen mit Namen Christoph Klug, der für die tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Berühmtheiten seiner Stadt dort einen „Walk of Fame“ à la Hollywood anlegen will. Obwohl für den umstrittenen Fleischbaron und einstigen Aufsichtsratsvorsitzenden des FC Schalke 04 Clemens Tönnies dem Vernehmen nach dort noch kein Stern eingelassen werden soll, zumal der FC Schalke 04 derzeit ja lediglich in der Zweiten Bundesliga mitkickt, mussten sich FDP-Mann Klug und die Stadt Gelsenkirchen wegen dieses reichlich bizarren Vorhabens von der Süddeutschen Zeitung als „Hollypott“ verhöhnen lassen. Die SPD wiederum war zwar klug genug, im Bundestagswahlkampf die äusserst unpopuläre, weil zu sauertöpfisch wirkende Parteivorsitzende Saskia Esken von vorneherein gut zu verstecken, der aber dennoch allein schon wegen der herrlichen BILD-Schlagzeile „Saskia Esken versteckt sich vor Anne Will in der Pommesbude“ Platz 2 gebührt. Mit der Vergabe von Platz 3 begibt sich „bär aktuell“ in die unappetitlichen Niederungen des Boulevardjournalismus, da nämlich bei VIP-Flash.de nachzulesen ist, ein Rapper mit dem bezeichnenden Namen „Finch Asozial“ habe angeblich dem Schlagerbarden Michael Wendler angeboten, dessen Steuerschulden zu übernehmen, wenn Wendler ihm im Gegenzug dafür ein Fisternöll mit Wendlers Partnerin Laura Müller gewähren würde, weshalb unabhängig vom anzuzweifelnden Wahrheitsgehalt dieser Meldung allein schon für die Verbreitung eines solchen Medien-Mülls VIP-Flash.de auf jenem Platz 3 notiert ist und „Finch Asozial“ auf Platz 4 allein schon wegen seines sicherlich freiwillig gewählten degoutant klingenden Pseudonyms, und zudem Wendler auf Platz 5, weil er schon anderweitig durch unbedachte und höchst unqualifizierte Äusserungen seine Sängerkarriere vermurkste. Mit diversen in die Untiefen des totalen Ansehensverlusts strauchelnden Promis ließe sich diese Liste nun beliebig lang fortsetzen, so z.B. mit einigen Präsidenten des Deutschen Fußball Bundes DFB, deren anscheinend durch zunehmenden Werte- und Realitätsverlust bestimmtes Gebaren „Der Stern“ in der Schlagzeile „Rüpeleien, Luxusuhren, Steuerbetrug“ zusammen fasste (daher Platz 6), und erst recht mit der Führungsriege des FC Bayern München, die wegen ihres umstrittenen Sponsorings aus Katar, dessen Regime sogar die betuliche „Die Welt“ als einen „modernen Sklavenstaat“ apostrophiert hat, das Image ihres Vereins gründlich ramponiert hat, und die deswegen sogar bei ihren eigenen Fans zu Recht in der Kritik steht (Platz 7). Mit den Plätzen 8-10 verabschieden sich in den ewigen Olymp dieses Deppen-Rankings Jens Spahn, Andy Scheuer und Heiko Maas, über die in Zukunft in „bär aktuell“ keine Witze mehr verbreitet werden. Und es wird 2022 aus sprachpflegerischen Gründen auch keine Gendersternchen in „bär aktuell“ geben. Versprochen. Großes Indianer-Ehrenwort von Herrn Bär.

Copyright: Bär/Raap 2021

Essen und trinken mit Herrn Bär

Hirschbraten à la Karl-Josef Bär Marinade mit Olivenöl, Wildfond und etwas Essig ansetzen, dazu Zwiebeln, Maronen, Möhren, Porree, Pastinaken und Sellerie, 1 Lorberblatt, 1 Wacholderbeere, grüne Pfefferkörner, Rosmarin und Zitronenthymian. Einen Tag lang den Braten darin ziehen lassen. Dann von allen Seiten kurz anbraten und im Backofen bei 200 Grad ca. 90-95 Min. zusammen mit Apfelstücken oder Weintrauben in der Beize garen. Für die Sauce dann die Beize abschöpfen und in einem separaten Topf mit etwas Mehl, Worchestershiresauce und Kochsahne zusammenrühren, nachwürzen. Dazu passen Knödel und Apfelmus.

V.i.S.d.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 305 – 22. November 2021

November 2nd, 2021

Bild des Monats Oktober 2021:

Jürgen Raap, Kellerflut, Acryl und Öl auf Leinwand, 70 x70 cm, 2021

Bär aktuell 304 – 3. Nov. 2021 / 22. Nov. 2021

Politiker als Lachnummer Wer bei „Google“ als Suchbegriff „Jens Spahn-Witze“ eingibt, landet bei https://schlechtewitze.com › jens, wo als „Schlechte Witze“ immerhin die „15 besten Jens Spahn-Witze“ aufgelistet sind, und da möchte Herr Bär nicht wissen, wie schlecht die anderen Witze über ihn sind. Nun ist Jens Spahn bald nicht mehr Bundesgesundheitsminister, was eine gute Nachricht ist, aber die neue Ampelregierung wird ebenfalls genügend witzetaugliches Personal aufbieten, so dass für Kurzweil und ebenso in den nächsten vier Jahren für eine Themenfülle bei „bär aktuell“ gesorgt ist. Was ebenfalls eine gute Nachricht ist. Wobei es in Sachen Öko-Diktatur wohl nicht ganz so schlimm kommen wird. Herr Bär kann sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Anton Hofreiter, wäre er denn Verkehrsminister geworden, Kreuzfahrtschiffe durch römische Rudergaleeren mit peitschenschwingenden Sklaventreibern ersetzte. Heiko Maas erlag dem Irrtum, es reiche aus, dass ein deutscher Außenminister schlecht angezogen ist, um die Amtskollegen Lawrow in Moskau und Çavuşoğlu in Ankara zu beeindrucken, nämlich in Maas-Anzügen, die immer so aussehen, als ob sie in der Reinigung bei zu hohen Temperaturen eingelaufen sind. Beim Suchbegriff „Heiko Maas-Witze“ wird man aber eigenartigerweise nicht bei der Schlechte Witze-Webseite fündig, wohl aber bei www.stern.de mit der Schlagzeile „Heiko Maas in Lederjacke: so lacht die Twitter-Gemeinde“, und Lawrow, Çavuşoğlu und die Taliban-Anführer haben wahrscheinlich mitgelacht. Seine mutmaßliche Nachfolgerin im Auswärtigen Amt Annalena Baerbock wird indes bald merken, dass es nicht ausreicht, nur besser angezogen zu sein als Heiko Maas, damit sich bei ernsthaften Verhandlungen Lawrow, Çavuşoğlu und die Taliban ein herzhaftes Lachen verkneifen, wenn sie – wie von ihr schon angekündigt – die Werbung für mehr Klimaschutz im Ausland zum Primat deutscher Außenpolitik erhebt und dabei tunnelblickfixiert tunnelblickfixiert gleichermaßen legitime Außenhandelsinteressen und Sicherheitsinteressen womöglich außer Acht lässt.

© Raap/Bär 2021

Köln-Bochum-Hattingen Mit diesen Ortsangaben wirbt ein Wellnessartikel-Anbieter auf seiner Schaufenstermarkise für die Standorte, an denen man sein Sortiment erwerben kann. Bei Herrn Bär löst dies Wohlgefallen aus, denn der inflationäre Gebrauch der Bezeichnung, man sei „international renommiert“ oder „global aufgestellt“, nimmt doch in letzter Zeit arg überhand. Schön, dass es daher noch jemanden gibt, der nicht herum strunzt, er betreibe Filialen in New York, London und Paris; denn um ein Fläschchen Wohlfühl-Badesalz zu erstehen, reist man doch von Neheim-Hüsten aus lieber nach Hattingen als nach New York. Und wenn einer von sich behaupten würde, er habe Filialen auf den Cayman-Inseln, den Bahamas und in Liechtenstein, dann setzt er sich eher dem Verdacht aus, er sei ein finanzjonglierender Luftikus, der auf den Bahamas nur einen Briefkasten unterhält, aber keineswegs ein Lager mit Wohlfühl-Badesalz. Aus der Sicht eines bodenständigen Zeitgenossen des 21. Jh. klingt „Köln-Bochum-Hattingen“ ohnehin weltläufig genug, denn wie reimte einst der rheinische Chansonnier Wicky Junggeburth: „Mer künnte jo Weltstadt sin, ävver wat däht uns dat bringe? Wenn de janz oben bist, dann kannste ja nix mehr jewinne!“

Bärs Bestatterkritik Der Kölner Beerdigungsunternehmer Christoph Kuckelkorn, in Personalunion auch Präsident des Festkomitees Kölner Karneval und laut „Aachener Nachrichten“ damit „der oberste Karnevalist der Frohsinnsmetropole“, so dass ihm der „Merkur“ die Schlagzeile „Feiern wir das Leben!“ widmete, mahnte allerdings in einem Interview mit der Zeitung „Kirche + Leben“ an, in Corona-Zeiten sei eher der „stille, nachdenkliche Karneval“ angesagt. Bestatter-Konkurrent Pütz-Roth, der früher schon mal die Karnevals-Combo „Bläck Fööss“ auf seiner Waldbühne auftreten ließ, hat ebenfalls für diesen Herbst ein etwas solideres Programm auf seiner Webseite notiert: für den 18. November 2021 ist eine Lesung mit Dr. Brenda Strohmaier unter dem Titel „Nur über seine Leiche“ angekündigt, und für den 30. November 2021 eine „Kölsche Weihnacht“ immerhin mit den karnevalserprobten „Paveiern“. Weniger dem Diesseits zugewandt geht es unterdessen im benachbarten Düsseldorf zu: dort unterhält der „Bund Deutscher Bestatter“ zusammen mit dem Musikwissenschaftlichen Institut der „Robert Schumann Hochschule“ eine Forschungsstelle über Trauermusik.

Schön, dass es in diesem Jahr trotz Corona wieder Martinsumzüge gibt In seiner Kindheit ist auch Herr Bär mit den Nachbarskindern und einem Martinslaternchen immer gerne kamelleheischend durchs Viertel gezogen, doch der Metzger Jakobs von nebenan hatte die Rosenmontagszug-Kamelle vom Februar immer bis St. Martin im November aufbewahrt. Die waren dann steinhart, und Metzger Jakobs ließ uns immer alle Zeilen des Martinslieds bis zum Schluss singen: „D’r hellige Zinter Mätes, dat wor ne jode Mann, dä jov de Kinder Kääze un stoch se selver an…“ (Der heilige St. Martin, das war ein guter Mann, der gab den Kindern Kerzen, und zündete sie selber an)… „hier wohnt ein reicher Mann, der uns was geben kann, viel soll er geben, lange soll er leben, selig soll er sterben, das Himmelreich erwerben, lass uns nicht so lange stehn, denn wir wollen weitergehn…“ Erst am Ende dieser letzten Zeile befand Meister Jakobs gönnerhaft: „So, Kinder, hier hatt ehr jeder en Kamellche“. Adi aus dem Nachbarhaus schlug deswegen vor: „Bei däm Kniesbüggel ( Geizjals) jon mer dat nächste Johr nit mieh singe“. Doch Herrn Bärs Vater, der um gute Nachbarschaft mit Herrn Jakobs bemüht war, entschied: „Ihr müsst auch weiterhin beim Jakobs wieder Euer Martinslied singen“. Und Herrn Bärs Mutter sollte aus dem gleichen Grund auch unsere Wurst weiterhin beim Metzger Jakobs einkaufen, obwohl Frau Jakobs Vegetarierin war und sich somit Herrn Bärs Mutter fragte, ob vielleicht mit der Wurst von Metzger Jakobs etwas nicht stimmen würde. Doch angesichts der heut zu Tage oft fade schmeckenden Industriewurst sehnt sich Herr Bär manchmal wehmütig nach den Geschmackserinnerungen seiner Kindheit zurück, und eben auch nach der handwerklich produzierten Wurst von Metzger Jakobs, aber nicht nach dessen versteinerten Zuckergussklumpen vom Rosenmontagszug.

Manch einem unter uns möge die Meldung zu denken geben, dass es bei „Google“ zum Stichwort „Lauterbach warnt“ mehr Einträge gäbe als zu „Der Papst segnet“.

Bär polyglott Man unternehme einmal im Selbstversuch wie Herr Bär mehrfach Bahnfahrten von Köln aus ins 30 km entfernte Bonn. Entweder ist dann das Stellwerk in Kalscheuren kaputt, oder jenes in Sechtem. Wenn man wirklich Pech hat, beide kurz hintereinander. Bleibt der Zug dann auf der Rückfahrt irgendwo zwischen Roisdorf und Köln-Süd mehrfach längere Zeit stehen, bekommt die Hymne „Ich mööch zo Foos noh Kölle jon“ eine völlig neue Bedeutung. Hat das Gleisnetz der Deutschen Bahn also Dritte-Welt-Niveau? Mitnichten, was den inzwischen erreichten Standard in der sogenannten Dritten Welt angeht!  In Afrika hingegen schafften es nämlich Investoren und Ingenieure der China Road and Bridge Corporation, die Fahrtzeit der Bahnen zwischen Mombasa und Nairobi von zwölf auf vier Stunden zu verkürzen. Bei allen berechtigten Vorbehalten gegen die Weltmachtambitionen chinesischer Investoren: solch eine grandiose Ingenieurleistung wünscht man sich möglichst rasch auch für den Streckenabschnitt Köln-Bonn. 

Copyright: Bär/Raap 2021

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Eier in Senfsauce à la Karl-Josef Bär Eier hart kochen, schälen. Kartoffeln in Salzwasser separat kochen. Klein gehackte Zwiebeln in Butter andünsten; etwas Mehl einrühren und anschwitzen. Den Topf mit Gemüsebrühe und Sahne auffüllen, aufkochen lassen, nachsalzen, Pfeffer, Kapern, Petersilie und Schnittlauch hinzugeben und Senf einrühren; zum Schluss die Eier und die Kartoffeln hinzufügen.

Gebratener Hokkaido-Kürbis à la Karl-Josef Bär Kürbisschale aufschneiden, die Kerne herausnehmen, Kürbisfleisch in kleine Würfel schneiden und in einer Mischung aus Olivenöl und Erdnussöl anbraten. Salzen, etwas Sezuan-Pfeffer und Sambal oelek hinzufügen, dazu eine Prise Zimt, weich schmoren lassen und ca. 5 Minuten vor dem Servieren mit frischem Koriander abrunden. Passt als Beilage zu allen Fisch- und Fleischgerichten mit leicht exotischem Touch.

Impressum: v.i.S.s.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

baer aktuell 304 – 3. Okt. 2021

Oktober 4th, 2021

Bild des Monats Oktober 2021: Jürgen Raap, „Das Mörderspiel“, 2021

Baer aktuell Nr. 304 – 22. Okt. 2021

Das müssen Sie jetzt unbedingt zu Hause an der Wand haben (Neue Geschäftsidee von Herrn Bär): Olaf Scholz-Sammelbild No. 1: „Scholz-O-Mat“. Collage/Grafik-Design: Karl-Josef Bär 2021. Originalformat: DIN A 4. Kann als signierte Xerografie via karljosefbaer@online.de bestellt werden für 200,- Euro incl. MWST, Kitsch-Rahmung und Porto. Lieferung nach Überweisung der Rechnungssumme. Limitierte Auflage: nur 22 Stück.

Na sowas! Herr Bär hat doch glatt wieder mal den „Tag des Morgenmuffels“ verpennt (14. Okt. 2021). Aber wenn demnächst auch mal der „Tag des Nachtmenschen“ eingeführt wird, ist Herr Bär knallwach dabei. Garantiert! Bis dahin empfiehlt sich die Lektüre eines Artikels im „Handelsblatt“ mit der Schlagzeile „Gesunder Schlaf: Wie Sie im Schlaf Karriere machen“ (https://www.handelsblatt.com/karriere/gesunder-schlaf-wie-sie-im-schlaf-karriere-machen-seite-6/2766806-6.html?ticket=ST-1983076-xjt9c3sVDcIDvLYXUqJO-cas01.example.org“) oder eine Teilnahme am „Halte Ausschau nach Kreisen Tag“, den man immer am 2. November in den USA zelebriert. Ansonsten empfiehlt Herr Bär: falls die Berliner Landtagswahl wegen Unregelmäßigkeiten wiederholt werden müsste, sollte man die Neuwahl in Moskau abhalten. Die haben dort mehr Erfahrungen mit Pfusch an der Wahlurne.

Zu den Skurrilitäten unserer Zeit gehört neuerdings ebenso die Tatsache, dass die Anhänger der veganen Ernährung inzwischen auf den Hund gekommen sind mit ihrem Vorschlag, auch Haushunde fortan nur noch mit frisch gekochtem Gemüse zu ernähren, denn das vertrage der seit 15.000 Jahren domestizierte Haushund inzwischen durchaus, zugegebenermaßen der in unseren Wäldern neuerdings wieder umher schweifende Wolf allerdings nicht. Die Begründung: die Herstellung der Konservenbüchsen für Hundefutter in Dosen verbrauche zu viel CO 2. Was können wir daraus über die Nahrungskette im natürlichen Kreislauf der freien Wildbahn lernen: ein Wildkaninchen, das der Wolf im Wald gerissen und verspeist hat, landet nicht als Hundefutter „Wildragout mit Preißelbeeren“ in der Konservendose für den degenerierten Haushund, sondern im Sinne der darwinistischen Arterhaltung klimaneutral im Magen des Wolfs, der aber deswegen jetzt nicht wieder zu einem „bösen Wolf“ stilisiert werden muss wie weiland im Rotkäppchen-Märchen. Copyright: Bär/Raap 2021

Die meisten Straftäter scheitern kriminalstatistisch gesehen an ihrer Dummheit oder Dreistigkeit wie das jüngst im deutsch-belgischen Grenzgebiet aufgegriffene Trio, das gefälschte Eurobanknoten in einem Karton des Brettspiels „Monopoly“ versteckt hatte und nicht mit der Ausrede durchkam, es handele sich nicht um Falschgeld, sondern um Spielgeld. Wer indessen bei Google die Suchbegriffkombination „spielgeld wirecard“ eingibt, bekommt als ersten Treffer www.pokerstars spielgeld casino geht nicht nikq“ offeriert und dann beim Anklicken den Hinweis: „Wir verwenden Cookies, um Ihre Spielerfahrung zu verbessern“. Aha, Börsenspekulation mit einem ehemaligen DAX-Unternehmen wie Wirecard war also eher so eine Art ein Glücksspiel. Gut, dass man das weiß. Bei Wirecard ging das aber gründlich in die Hose, und wer nun in einem nächsten Schritt die Suchbegriffkombination „bundesfinanzministerium cookies“ eingibt, der erfährt, dass es dort augenscheinlich einen Staatssekretär namens Dr. Jörg Kukies gibt, was Herrn Bär jedoch keineswegs dazu animiert, jetzt ausgerechnet bei Herrn Dr. Kukies anzufragen, wie man seine Mitwirkung bei einem Monopoly-Spiel mit dem Einsatz von Falschgeld optimieren könnte, ohne mit dem Geldwäschegesetz in Konflikt zu geraten. Man bekäme wahrscheinlich von ihm keine Antwort. Und von Olaf Scholz erst recht nicht.

Copyright: Bär/Raap 2021

Jetzt auch noch Humor“ titelte der Deutschlandfunk seinerzeit, als Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat fulminant gescheitert war, wie nach ihm dann ebenso Martin Schulz und jetzt Armin Laschet und Annalena Baerbock. Steinbrück zog anschließend zusammen mit Florian Schroeder als Kabarettist durch die Lande. Bei Olaf Scholz hätte man sich allerdings schwer vorstellen können, dass er im Falle einer Wahlniederlage zu einem Fips Asmussen der deutschen Sozialdemokratie mutiert wäre, oder dass nun Annalena Baerbock als schrille Ulknudel auf der Kleinkunstbühne Begeisterungsstürme entfachen würde, ist auch undenkbar. Laschet wird derweil schon von seinen eigenen Parteifreunden mit Pfiffen und Buhrufen von der Polit-Bühne herunter gelitscht. Herrn Bärs Prognose für die neue Legislaturperiode: wenn im Bundestag der Mittagsschlaf auf der Tagesordnung steht, stellen sie in bewährter Weise wieder den einlullenden Scholz-o-maten an. Mit der Zusammensetzung des neuen Bundestages hadern indes manche Leserbriefschreiber an „Focusonline“: da wettert ein gewisser Walter G., das Parlament sei mittlerweile ein „Tummelplatz von ungelernten berufslosen Lebenskünstlern“ und meint damit Kevin Kühnert (SPD), bei dem man sich allerdings ebenfalls nicht vorstellen kann, dass er bei verpasstem Einzug in den Bundestag künftig mit Erfolg als Stimmungskanone durch die Bierhöllen von Mallorca tingeln würde, während sich Philip Amthor (CDU) seitens eines Christian B. das Etikett gefallen lassen muss, er sei ein „27jähriges Jüngelchen“, welches „uralte CDU-Parolen von gestern“ verbreite. Wobei unterdessen der Jugendforscher Klaus Hurrelmann zu dem Ergebnis kommt, die FDP habe bei den jüngsten Wahlen gerade bei den jungen Leuten so gut abgeschnitten, weil sie nun mal „die Partei für die modernen, männlichen Büroleute in Anzug und Hemd“ ist, dies allerdings ohne die Konfirmandenfrisur von Philip Amthor, wie Herr Bär dazu anmerkt. Diese junge Generation sei „verwöhnt, selbstverliebt und wisse was sie kann“, eben genau wie die Lindner-FDP. Wobei Christian Lindner mit seinem Talent auch gut als Butterfahrten-Entertainer für die ältere Generation eine gute Figur machen würde. Copyright Raap/Bär 2021

Als ein typischer Repräsentant der neumodischen Tretroller-Plage ist wohl jener Dumpfdödel anzusehen, der in Köln gefragt wurde, warum er einen Tretroller von der Brücke in den Rhein geworfen habe und sich als Antwort von der Presse zitieren ließ, sein E-Scooter habe die Steigung auf der Brücke nicht geschafft. Er sei aber dann zu faul gewesen, den E-Scooter die Brücke hinauf zu schieben oder mit dem Fuß fortzubewegen und habe ihn deswegen im Rhein entsorgt.

Über das britische Prinzenpaar Kate und William wusste die BILD-Zeitung zu berichten, es habe in Nordirland einen Zoo besucht und sich dabei „tierisch amüsiert“. Herrn Bärs Urteil: Pointe gelungen. Auch eine gelungene Metapher enthielt ein Kommentar in der FAZ-Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Olaf Scholz wirke wie ein alter Herbstmantel, den man ein halbes Jahr lang in der Reinigung vergessen und nun abgeholt habe.

Die Wortkaskade des Monats „Eine andere Art des Abgehens, wenn sich da fragil elegante Gesten in eine große Ermüdung in auflösen – auch das mit glaubwürdigem Nachdruck und einem ausgeprägten Gefühl für die kompositorischen Individualitäten vermittelt und in allen Fällen getragen von einem Musikerkollektiv, dem man die Freude ansah, sich in solchen nicht alltäglichen Räumen zu tummeln und zu engagieren“. Aus einer Musikkritik von Gerald Felber am 6.10. 2021 in der FAZ-Frankfurter Allgemeine Zeitung. Herrn Bärs Kommentar dazu: Schön, dass es heute noch einer schafft, Sätze zu formulieren wie einst nur Thomas Mann.

Copyright Raap/Bär 2021

Impressum: v.i.S.d.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 303 – 22. Sept. 2021

September 1st, 2021

Bild des Monats September 2021: Jürgen Raap, „Die neun Monde von Jülich“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2021

Baer aktuell 3003 – 22. Sept. 2021

Journalistische Glanzleistungen, wie wir sie mögen: „Nur im Rolling Stones Konzert, das haben wir nochmal im Regen getanzt und uns die Wärmepflaster vom schmerzenden Rücken gerissen.“ (Leif Lasse Andersson in seiner „Ü 50 – Die Männer-Kolumne in der BILD-Zeitung“).

Der ganz normale Wahnsinn Als ob in diesem Wahlkampf nicht schon genug verbaerbockt und gescholzt wurde: als Angela Merkel eine Abschlusskundgebung ausgerechnet in einem Vogelpark abhielt, wurde sie von einem Papageien gebissen. Nicht überliefert ist, ob der Papagei „Saskia“, „Kevin“ oder „Annalena“ heißt. In Berlin wird am Sonntag nicht nur der Bundestag neu gewählt, sondern auch das Abgeordnetenhaus. Und ausgerechnet an diesem Sonntag findet dort auch noch der „Berlin Marathon“ statt. Da kommt man ja in dem Gedränge der Läufer und ihrer Zuschauer kaum bis zum Wahllokal durch. Hinweis für Verschwörungstheoretiker: Hat vielleicht der Kreml diesen Berlin Marathon lanciert, um die Wahlen zu sabotieren? Wer sich im Zeitalter des mehr und mehr um sich greifenden sprachlichen Genderunfugs grämt, er fühle sich mittlerweile nicht mehr pluralsicher, der nehme sich den Kabarettisten Dieter Nuhr als Vorbild, der jüngst sein Publikum nonchalant und gleichzeitig politisch korrekt mit „Liebe Wählerinnen und -außen“ begrüßte. Wenn das Wahlalter demnächst tatsächlich auf 16 Jahre herab gesetzt werden sollte, sollte man diese spätpubertierende Zielgruppe dann aber nicht unbedingt mit einem Zitat des Satirikers Robert Gernhardt als „Liebe Kinder und Kinderinnen“ begrüßen, sondern vielleicht besser als „Liebe Heranwachsendinnen und -außen“. Klingt allerdings schon fast so sprachverhunzend blöd wie „Kanzlerinnenkandidatinnen und -außen“. Derweil rät ausgerechnet ein Mediziner namens „Doc Esser“ von radikalen Abnehmdiäten ab, und damit sei an dieser Stelle jetzt erst einmal genug über den ganz normalen Wahnsinn in unserem Alltag berichtet. © Raap/Bär 2021

…Für Euroscheine nimmste Weichspüler“

Interview mit Karl-Josef Bär (der einzige Blog, bei dem der Chefredakteur sich selbst interviewt)

Zur hochdeutschen Übersetzung herunterscrollen

„Herr Bär, wir haben gehört, Sie waren neulich im Finanzamt. Haben Sie dort Ihre Steuererklärung abgegeben?“

Bär: „Enä, ich han do en Razzia jemaht. Ich wollt mer ens die neue Geldwaschanlage vun däm Olaf Scholz beloore“.

„Und, hat man Ihnen dann bereitwillig die Waschmaschine gezeigt?“

Bär: „Enä. Die han eez ens dä Olaf Scholz anjeroofe, un dä säht, hä weiß widder vun nix. Un dann han die mir verzällt, mer han he kein Wäschmaschin em Finanzamt“.

„Aber kann man Geld überhaupt in einer Waschmaschine waschen?“

Bär: „Jo jo, dat schon. Mer muss ävver wisse, wat mer för e Waschpulver nimmp. Dollarscheine sin jo nur grön oder grau. Da darfste kein Buntwaschmittel nemme, söns verfärve die sich. Un bei Euroscheine kippste am besten wat Weichspüler dobei. Dat is ja eine besonders harte Währung. Ävver dat nützt alles nix, wenn die em Finanzamt kein Waschmaschin han. Un weil dä Olaf Scholz anjeblich kein Ahnung vun Geldwäsche hät, han ich däm ens ne Brief geschrivve un däm dat Erjebnis vun minger Razzia mitjeteilt, dat die nämlich bei uns em Finanzamt dringend en Wäschmaschin bruche.“ © Raap/Bär 2021

Übersetzung:

„Herr Bär, wir haben gehört, Sie waren neulich im Finanzamt. Haben Sie dort Ihre Steuererklärung abgegeben?“

Bär: „Nein, ich führte dort eine Razzia durch. Ich wollte mir mal die neue Geldwaschanlage vom Olaf Scholz ansehen“.

„Und, hat man Ihnen dann bereitwillig die Waschmaschine gezeigt?“

Bär: „Nein. Die haben erst mal den Olaf Scholz angerufen, und der sagte, er weiß wieder nichts. Und dann erzählten die mir, wir haben hier keine Waschmaschine im Finanzamt“.

„Aber kann man Geld überhaupt in einer Waschmaschine waschen?“

Bär: „Ja ja, das schon. Man muss aber wissen, welches Waschpulver man nimmt. Dollarscheine sind ja nur grün oder grau. Da darf man kein Buntwaschmittel nehmen, sonst verfärben die sich. Und bei Euroscheinen kippt man am besten etwas Weichspüler hinzu. Das ist ja eine besonders harte Währung. Aber das nützt alles nichts, wenn die im Finanzamt keine Waschmaschine haben. Und weil der Olaf Scholz angeblich keine Ahnung von Geldwäsche hat, schrieb ich dem einen Brief und teilte ihm das Ergebnis meiner Razzia mit, dass die nämlich bei uns im Finanzamt dringend eine Waschmaschine benötigen.“ © Raap/Bär 2021

Wohin in Bonn? Über die Attraktionen ihrer Stadt sagen die Bonner zwar selbst: „In Bonn regnet es, oder die Schranken sind zu“. Doch weit gefehlt! Wer gute rheinische Küche schätzt, der kehre im „Brauhaus Bönnsch“ in der Sternenbrücke ein und labe sich dort – wie soeben Herr Bär es tat – an einer „Rinderroulade auf Bönnsche Art“ in Senfsauce, und wer das unfiltrierte „Bönnsch“-Bier nicht mag, der bestelle sich zum Essen als „Saisonbier“ ein Alt. – Zu den Highlights unter den Bonner Kunstorten zählt seit 40 Jahren das dortige Frauenmuseum, wo derzeit vom 9. September bis zum 31. Oktober 2021 die Ausstellung „Die Flut – Künstlerinnen im Katastrophengebiet“ zu sehen ist (Vernissage: Donnerstag, 9. September 2021, 17 Uhr). Ein leider sehr tragischer Anlass: die verheerende Flutkatastrophe im Juli 2021 spülte auch viele Ateliers, Werkstätten, Galerien und Lagerräume der regionalen Kunstszene hinweg. Unzählige Lebenswerke sind verloren gegangen. Zur Unterstützung der durch die Flut betroffenen Künstlerinnen organisierte das Bonner Frauenmuseum daher eine Solidaritäts- und Verkaufsausstellung. Es stellen aus: Janna Borgböhmer, Mina Dia, Siglinde Kallnbach, Gaby Kutz, Margarete Gebauer, MAF Räderscheidt, Gamma Thesa Terheyden, Eva Vahjen. Als Gastbeitrag bemalte Herr Bär eine Leinwand aus dem durchnässten Keller von Siglinde Kallnbach mit einer Ansicht eben jenes Kellers. In Kallnbachs Installation zu der Ausstellung ist als Blickfang eine 3m x 2,5m grosse Wandarbeit mit dem „Kasuga Taisha“- Schrein in Nara/Japan zu sehen. Das Motiv steht für das Gegenteil von Zerstörung, Chaos und Tod, nämlich Ruhe und Kontemplation, mithin für alles das, was im Katastrophengebiet jetzt fehlt. © Raap/Bär 2021

Hansi, Berti und Poldi Der neue Bundestrainer Hans Flick ist inzwischen 56 Jahre alt, wird von der Fachwelt aber immer noch „Hansi“ gerufen, und damit ereilt ihn das gleiche Schicksal wie seine Vorgänger: Hans-Hubert Vogts wird auch im Alter von mittlerweile 74 Jahren immer noch als „Berti“ verniedlicht, Jürgen Klinsmann desgleichen als „Klinsi“ und Joachim Löw als „Jogi“. Die „Deutsche Welle“ merkt dazu an: „Ihre Namen sind in die Mühlen des Diminutivs geraten… Früher war das anders: Der erfolgreichste deutsche Nationaltrainer war Sepp Herberger, und niemand kam auf den Gedanken, ihn ‚Seppi‘ zu nennen“. Nicht viel besser ergeht es den Balltretern selbst: Herr Bär ist davon überzeugt, dass auch Lukas Podolski selbst in 40 Jahren als alter weiser Mann immer noch als der ewige „Poldi“ medial geknuddelt wird. Auch der Fußballer Sebastian Schweinsteiger musste sich den Kosenamen „Schweini“ gefallen lassen, wobei der Kölner Karnevalist Martin Schopps sich mal den Witz erlaubte, in den heutigen Zeiten der politischen Korrektheit müsste Schweinsteiger sich eigentlich in „Nutztierkletterer“ umbenennen, damit bei seinem Nachnamen niemand beleidigt ist, der kein Schweinefleisch mag. Nur der jetzt für den FC Paris St. Germain kickende Messi heißt übrigens wirklich so.

Erneut verbaerbockte sich die grüne Kanzlerkandidatin mit geografischer Unkenntnis, als sie in Hamburg eine Wahlkampfrede hielt und sich in notorischer Plapprigkeit dabei „auf dem Marktplatz“ wähnte, sich in Wirklichkeit aber auf der Flaniermeile Jungfernstieg befand. Wobei anzumerken wäre, dass in ihrem Lebenslauf steht, sie habe in Hamburg studiert. Sollte Annalena Baerbock tatsächlich doch noch Kanzlerin werden, ist womöglich damit zu rechnen, dass sie dann beim Staatsbesuch im Kreml sagt: „Hallo Herr Putin, schön bei Ihnen hier in Peking zu sein“. – Was macht Olaf Scholz derweil? Er albert als Merkel-Imitator mit der „Raute“ herum. Passender Text auf dem Cover des Magazins der„Süddeutschen“ dazu: „Sagen Sie jetzt nichts, Herr Scholz!“

© Raap/Bär 2021

… Dat merkt doch keiner“

Interview mit Karl-Josef Bär (der einzige Blog, bei dem der Chefredakteur sich selbst interviewt)

Zur hochdeutschen Version herunterscrollen, Übersetzung: Maximilian Bär

Bär aktuell: Herr Bär, wir haben gehört, Sie wollen ein Sachbuch schreiben?

Bär: Jojo, ich han mer jesaht, wenn dat Annalena Baerbock dat kann, dann kann ich dat och.

Aha. Und wie soll das Buch heißen?

Bär: Ich han mer jedaach, ich schriev einfach ens jet vun däm Sokrates av un nenn‘ dat Boch dann „Poleiteia“. Dat is altgriechisch und heißt „Der Staat“.

Aber Herr Bär! „Politeia“ ist von Platon, nicht von Sokrates.

Bär: Jo, ehrlich? Jojo, jot, ävver dat merkt doch keiner.

Doch, Herr Bär, die Plagiatsjäger heutzutage finden doch alles heraus.

Bär: Na jut, dä Ärme Laschet hätt jo och ens e Boch jeschrivve. Dann schriev ich ens bei däm jet av.

Der heißt nicht „dä Ärme Laschet“, sondern Armin Laschet! Wollen Sie nicht lieber etwas beim Olaf Scholz abschreiben? Der hat auch mal ein Buch verfasst, das heißt „Hoffnungsland“.

Bär: „Hoffnungsland“? Dat passt doch üvverhaupt nit zo däm. Beim Olaf Scholz häste doch immer dat Jeföhl, wenn de met däm zesamme op däm selve Schiff bist, loorste am besten tireck noh, wo de Rettungsschwimmweste sin. Weil, dä mäht jo immer so e unfründlich Jeseech, als op dat Schiff jerad ävvens op ne Eisberg drop jekrach is un dann unger jeht.

Dann schreiben Sie doch einfach ein Gedicht über den Olaf Scholz, Herr Bär.

Bär: Dä Altmeier dä hätt en Plaat un ich weiß nix vun Wirecard, und frög man mich nach ex und cum, dann stelle ich mich einfach dumm. Ess och dä Kopp us Ieser, Glas, ov Holz ich ben und blieve dä Olaf Scholz.

Hochdeutsche Version:

Bär aktuell: Herr Bär, wir haben gehört, Sie wollen ein Sachbuch schreiben?

Bär: Jaja, ich sagte mir, wenn Annalena Baerbock das kann, dann kann ich das auch.

Aha. Und wie soll das Buch heißen?

Bär: Ich dachte mir, ich schreibe mal einfach was beim Sokrates ab und nenne das Buch dann „Poleiteia“. Das ist altgriechisch und heißt „Der Staat“.

Aber Herr Bär! „Politeia“ ist von Platon, nicht von Sokrates.

Bär: Ja, ehrlich? Jaja, gut, aber das merkt doch keiner.

Doch, Herr Bär, die Plagiatsjäger heutzutage finden doch alles heraus.

Bär: Na gut, dä Ärme Laschet schrieb ja auch mal ein Buch. Dann schreibe ich halt bei dem etwas ab.

Der heißt nicht „dä Ärme Laschet“, sondern Armin Laschet! Wollen Sie nicht lieber etwas beim Olaf Scholz abschreiben? Der hat auch mal ein Buch verfasst, das heißt „Hoffnungsland“.

Bär: „Hoffnungsland“? Das passt doch überhaupt nicht zu dem. Beim Olaf Scholz hat man immer das Gefühl, wenn man mit dem zusammen auf dem selben Schiff ist, schaut man am besten sofort nach, wo die Rettungsschwimmwesten sind. Weil der ja immer immer so ein unfreundliches Gesicht macht, als ob das Schiff gerade eben auf einen Eisberg gekracht ist und dann unter geht.

Dann schreiben Sie doch einfach ein Gedicht über den Olaf Scholz, Herr Bär.

Bär: Der Altmeier hat eine Plaat (Glatze), und ich weiß nichts über Wirecard, und fragt man mich nach ex und cum, dann stelle ich mich einfach dumm. Ist auch der Kopf aus Eisen, Glas oder Holz ich bin und bleibe der Olaf Scholz.

© Raap/Bär 2021

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Moussaka à la Karl-Josef Bär

Rinderhack salzen und pfeffern, mit Zwiebeln und Knoblauch zusammen mit Auberginenscheiben in der Pfanne kurz anbraten, Tomatenscheiben hinzugeben, kurz mitdünsten lassen. Die Auberginenscheiben vorher salzen, damit sie den Auflauf nicht zu sehr verwässern. Das Ganze dann in eine Auflaufform geben, mit etwas Rinderbrühe auffüllen, frischen Thymian, Rosmarin, Majoran und etwas Kreuzkümmel hinzugeben. Separat dazu in einem Topf mit Butter, Mehl, einem Eigelb und Milch eine helle Sauce zusammenrühren, über den Inhalt der Auflaufform geben und das Ganze mit geriebenem Käse bestreuen und bei 200 Grad ca. 10-15 Min. im Backofen garen lassen. Beim griechischen Originalrezept gehören auch noch Kartoffeln dazu.

Impressum: v.i.S.d.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln