baer aktuell 267 – 22. Juni 2019

Juni 5th, 2019

Bild des Monats Juni 2019:

Jürgen Raap, „Des Teufels Lieblingsbilder“, 2019

Bär aktuell lokal Was Red Bull-Wodka im Hirn eines Politikers anrichten kann, haben wir gerade in Österreich erlebt. Der rheinische Klüngelbruder hält sich daher wohlweislich an Kölsch-Bier. In den traditionellen Brauhäusern reagiert das Bedienungspersonal, „Köbes“ geheißen, allerdings auch äusserst unwillig, wenn man es wagen sollte, etwas anderes zu bestellen. Hier die neuesten Köbes-Sprüche:

Gast: Ich hätte gerne einen Tee.

Köbes: Sag ens, seh ich us wie en Geisha?

oder:

Gast: Ein Mineralwasser bitte.

Köbes: Wat soll dat dann? Willste jetzt deine Leber überraschen?

Gast: Ich hätte gerne eine Flasche Champagner.

Köbes: Hör ens, wir sind ein anständiges Lokal.

oder:

Gast: Bitte einmal Kölsch-Cola.

Köbes: Du bist hier en nem Brauhaus un nit en ner Cocktailbar.

Bär aktuell 267 – 22. Juni 2019

Mit der tief gestürzten Andrea Nahles empfindet Herr Bär insofern keinerlei Mitleid, hatte sie doch selbst einst mit ähnlich brutaler Mobbing-Chuzpe, d.h. höchst intrigant, am Stuhl ihres Vorgängers St. Martin Schulz gesägt, der sich nun, da sie das gleiche Schicksal ereilt hat, mit klammheimlicher Freude darüber einen abjuxen mag, zumal Andrea Nahles mit ihren misslungenen „Bätschi“-Auftritten sich selbst ein Bein gestellt und damit ihre Unzulänglichkeit in einem politischen Spitzenamt offenbart hat, wobei der Fairness halber anzumerken wäre, dass bei der politischen Konkurrenz „AKK“ von ähnlich bescheidenem Kaliber ist und Herr Bär sich nicht wundern würde, wenn „AKK“ von ihren Parteifreunden in Bälde in einer ebenso kaltschnäuzigen Weise abserviert würde. Den Gipfel an peinlicher Bigotterie bot indessen erneut der Juso-Vortänzer Kevin Kühnert, der die zwischenmenschlich miesen Umstände des Nahles’schen Abgangs mit „Ich schäme mich“ kommentierte, denn letztlich war doch gerade er doch einer derjenigen gewesen, der die Europa-Wahl verbockt und damit Nahles demontiert hat, weswegen die gemeuchelte SPD-Cäsarin ihm nun zurufen kann: „Auch du, mein Sohn Brutus“. Was Kevin Kühnert sich aber niemals trauen würde, wäre Kritik zu üben an der Ikone der Greta-Gläubigen, die ankündigte, jetzt gar ein ganzes Jahr lang die Schule schwänzen zu wollen, weil solcherlei Kritik den Graben zwischen dem verunsicherten Polit-Establishment und der jungen Youtube-Generation nur noch mehr vertiefen würde, und damit politisch unkorrekt und vor allem parteitaktisch unbeholfen wäre. Aber von „bär aktuell“ würde Kevin Kühnert keineswegs verbale Prügel beziehen, wäre er diesmal wirklich einmal ein standhafter Linker, der sich über das Privileg der Öko-Schickeria mokieren würde, dass nämlich die Eltern von Greta Thunberg (Mutter Opernsängerin, Vater Schauspieler) ihrer Tochter gewiss problemlos nach einem Jahr medienwirksamen Schuleschwänzen die Nachhilfestunden bezahlen können, während die marrokanische Obstpflückerin, die sich für einen Stundenlohn von 2 oder 3 Euro auf einer pestizidumnebelten Erdbeerplantage in Andalusien abschuftet, froh wäre, wenn ihre Kinder überhaupt einmal eine Schule besuchen könnten.

Immerhin gibt es in dieser verheuchelten Welt des Polit-Betriebs noch einen winzigen Lichtblick, nämlich die derzeit kommissarische Ausübung des Vorsitzes in der SPD-Bundestagsfraktion durch Rolf Mützenich, der aus dem Wahlkreis von Köln-Ehrenfeld stammt, wo auch Herr Bär seit 40 Jahren seinen Stimmzettel in die Wahlurne wirft. Als Herr Bär einmal im Bürgerzentrum Ehrenfeld dem Frühlingsfest des SPD-Ortsvereins beiwohnte und einen Kurzvortrag des Genossen Mützenich zur Außen- und Sicherheitspolitik hörte, fand Herr Bär dies intellektuell recht erbaulich (was man bei vielen anderen Politiker-Reden mit ihren ritualisierten Worthülsen eben nicht sagen kann), und auch einen kurzen zweiminütigen persönlichen Small Talk mit Rolf Mützenich am Rande der Veranstaltung hat Herr Bär durchaus in angenehmer Erinnerung. Der Mann hat sich niemals im kölschen Klüngel verschlissen, was gerade in Köln allemal zu loben ist, wo sonst hemmungslose aalglatte Parteikarrieristen aller Couleur mit ihrer Missachtung der Compliance-Regeln einer Parteien- und Politikverdrossenheit Vorschub leisten. Mützenich traut Herr Bär daher eher als dem schwiemeligen Kevin Kühnert zu, in der Politik die nötige Balance zwischen pragmatisch notwendiger Machtausübung und Moral zu finden, mithin auch zwischen technokratisch orientierter Sachpolitik und dem Utopismus derjenigen, die nicht als Naivlinge abgestempelt werden wollen, auch wenn sie sich auf Youtube zwischen den Uploads der Schminktipps 15jähriger Gören und den betulichen Hobby-Musikern tummeln, die in ihrem Partykeller beim Intonieren von „La Paloma“ mit dem Akkordeon nicht immer den richtigen Ton treffen, aber unverfroren genug sind, dies dann auch noch mit einem Handy-Video aufzunehmen und in den sozialen Medien zu posten.

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baer aktuell 264/265/266

Mai 2nd, 2019

Bild des Monats Mai 2019:

Jürgen Raap, „Die magische Mauer von Mahares“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2019


Bär aktuell Nr. 264 – 3. Mai 2019

Den Fanatikern der „Sprachhygiene“ und der „Sprachüberwachung“ las in einem „Spiegel“-Interview der Theaterdramaturg und Aktivist Bernd Stegemann kürzlich gehörig die Leviten, und als Mitbegründer der linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“ ist Stegemann ganz gewiss über jeden Verdacht erhaben, wie ein Rechtspopulist verbal auf die Political-Correctness und die von deren Protagonisten losgetretene „Dialektik der Empörungsindustrie“ einzudreschen: „Wenn Linke meinen, Menschen moralisch erziehen zu müssen, sind sie auf dem Holzweg“, sagt Stegemann zu dem Dogma vermeintlicher Gutmenschen, „wenn sich jemand von einer Bezeichnung gekränkt fühlen könnte“, dann müsse dieses Wort „unbedingt vermieden werden“.

Über den Firmennamen „Mohren-Apotheke“ hat sich nämlich bislang noch kein Afrikaner beschwert, wohl aber die eifernden nicht-mohrigen Sprachhygeniker. Wohlgemerkt: es soll und darf niemand durch unziemlichen Sprachgebrauch herabgewürdigt oder diskriminiert werden, findet auch Herr Bär. Aber wie der linke Theaterprofessor Bernd Stegemann, so lehnt auch Herr Bär gleichzeitig ebenso die „absolute Forderung ab“, dass das Opfer einer Bezeichnung oder gar einer Beschimpfung „immer recht hat. Wer ihm widerspricht oder das subjektive Empfinden“ des Bezeichneten oder Beschimpften anzweifelt, „hat sich schon ins Unrecht gesetzt. Das ist eine interessante Umdrehung der Machtverhältnisse, weil nunmehr allein das Opfer darüber entscheidet, wodurch es zum Opfer geworden ist und wie sich die Gesellschaft ihm gegenüber zu verhalten hat“.

Das lehnt auch Herr Bär ab. Er setzt als ein linksbürgerlicher Bohemien einer solchen Umkehrung der Machtverhältnisse selbstbewusst entgegen: Wer sich von mir beleidigt fühlen darf, entscheide immer noch ich!

In der Soziolinguistik kennt man das Fallbeispiel, dass beim Sprechakt der „rituellen Beschimpfung“ ein Afro-Amerikaner zu einem anderen durchaus „Du Nigger“ sagen darf, aber nicht ein Weißer zu einem der beiden. Manchmal eskaliert die rituelle Beschimpfung aber auch unter denjenigen, die sich gleichermaßen in der gesellschaftlichen Opferrolle sehen – kürzlich kam es in Berlin zu einer Massenschlägerei zwischen den Anhängern zweier Rapper, die sich via Youtube im Unterschichten-Jargon gegenseitig Verbalinjurien an den Kopf geworfen hatten – die etwas einfältige Gefolgschaft dieser beiden Rapper hatte schlichtweg nicht begriffen, dass das Prinzip der „rituellen Beschimpfung“ in jenen Kreisen einer martialisch zelebrierten Hiphop-Kultur eben darin besteht, in vulgärer Weise die Beleidigung mit einer noch größeren solchen zu kontern und dann wieder einen drauf zu setzen.

Auch der Hellhäutige bzw. der Europäer kann sich heut zu Tage wie in der von Bernd Stegemann beschriebenen Opferrolle fühlen, wenn man ihn – was ja inzwischen leider Mode geworden ist – als „alten weißen Mann“ beschimpft, was dann schon mal von feministischer Seite zu der Frage führt: „Und was ist mit den alten weißen Frauen?“ Sind die nun Opfer des Patriarchats oder global auch „Täter*innen“ (sic!) in der Unterdrückung und Ausbeutung all derjenigen, die nicht weiß und jünger sind?

„Die sogenannte Identitätspolitik blendet ökonomische Verhältnisse“ aus, meint der marxistisch versierte Aktivist Stegemann, und da hat er durchaus recht: Glauben die Anhänger der Political Correctness allen Ernstes, der Kapitalismus werde über Nacht abgeschafft oder zumindest die Ausbeutung der Dumpinglohn-Arbeiterinnen in den maroden Textilfabriken von Bangladesh, wenn in den Vorstandsetagen westlicher Textilkonzerne künftig nur noch junge schwarze Managerinnen das Sagen hätten und nicht mehr „alte weiße Männer“, und man diese Führungskräfte dann politisch korrekt als „Chefi*innen“ bezeichnen würde? Bernd Stegemann konstatiert, es „entbrennt“ nun „ein Kampf um die besten Plätze in der Opferhierarchie… auch unter weißen Männern können sich viele in einer Opferposition befinden, als Ausgegrenzte, Arbeitslose oder prekär Beschäftigte…“

Über die Haarmode des „Undercuts“ mit kahl geschorenen Schläfen hat Herr Bär sich an dieser Stelle schon mehrfach mokiert – trug doch Heinrich Himmler in den 1930er Jahren das Haar an den Seiten ähnlich kurz getrimmt, weshalb in den Augen von Herrn Bär diese heutigen „Undercut“-Frisuren bisweilen etwas Machohaft-Faschistoides ausstrahlen, wobei dieser Heinrich Himmler- Haarschnitt allerdings zumeist in Kreisen verbreitet ist, die vermutlich gar nicht wissen, wer Heinrich Himmler eigentlich war. In anderer Hinsicht zu belächeln ist indessen das Erscheinungsbild des 28jährigen CDU-Jünglings Philipp Amthor, der mit seinem straff gekämmten Seitenscheitel-Haarschnitt aussieht wie ein Konfirmand in den 1950er Jahren. Allerdings hat sein Stilberater ihm zu dieser Frisur die falsche Brille verpasst, nämlich so ein viel zu amerikanisch-modern aussehendes Gestell. Zu einem Philipp Amthor-Haarschnitt passt besser die klassische AOK-Kassenbrille der 1970er Jahre, findet Herr Bär, so ein klobiges Gestell, wie es damals unter westdeutschen Rentnern Standard war. Damit gäbe es garantiert ein paar tausend ebenfalls modisch verwirrte Follower mehr auf facebook. Richtig „stylisch“ wirkt man als Philipp-Amthor-Fan mit dieser Frisur und solch einer Erich Honecker-Brille freilich erst dann, wenn man dazu auch noch knarzig-stinkende Zigarren der Marke „Deutsche Jagd“ „Weiße Eule“ oder „Handelsgold“ raucht und nicht diesen neumodischen E-Zigaretten-Kram.

© Raap/Bär

Bildstrecke „Bär aktuell spezial“: „Rhein in Flammen“ 2019, Fotos: Copyright Raap/Bär 2019 – alle Rechte vorbehalten

Rhein in Flammen, Copyright: Raap/Bär 2019

Bär aktuell 265 – 8. Mai 2019:

Sich das Feuerwerksspektakel „Rhein in Flammen“ zwischen Bad Hönningen und Bonn von einem Ausflugsdampfer aus anzuschauen lohnt sich insofern, als einem hier eine musikalische Begleitung durch die notorischen „Höhner“ erspart bleibt, die ansonsten in Köln immer derlei volkstümliche Events mit Rumtata-Stimmungskrachern zu beschallen pflegen. Doch in Bonn ist 2019 Beethovenjahr, und so spielen sie dann zu einem Feuerwerk in Bonn natürlich eine Musik ab, die sich für ein Publikum, das sonst nur an die „Höhner“ gewöhnt ist, zumindest so ähnlich anhört wie Beethoven. Es war also ein wunderbarer Abend, nur etwas eingetrübt durch die Tatsache, dass sie auf diesem Ausflugsdampfer die Sauce zum Zwiebelrostbraten aus Tütenpulver zusammen gerührt hatten und man dazu ein Industriebier aus dem Ruhrgebiet und kein Kölsch gereicht bekam.

Zu Wahlkampfzeiten finden sich als Kandidaten bei den Splitterparteien immer allerlei Verrückte, Querulanten und Sonderlinge ein, und in dieser Hinsicht ist auf die SPD auch im aktuellen Europa-Wahlkampf Verlass – sie findet nämlich immer einen, der es schafft, ihr den Wahlerfolg gründlich zu versemmeln. 2013 verprellte Peer Steinbrück die Grauburgunderfreunde unter dem sozialdemokratischen Facharbeiter-Stammwählerpublikum mit der Überheblichkeit, ein Wein, der weniger als 5 Euro koste, sei ungenießbar. 2017 wurde alsdann St. Martin Schulz zum neuen Messias ausgerufen, scheiterte jedoch beim Versuch, Wasser in Wein zu verwandeln. Warum das misslang, kann man beim Internetauftritt von Schulzens Heimatort unter „Serviceportal Stadtverwaltung Würselen“ nachlesen, wo es bei der Rubrik „Kleinkläranalagen und Abortgruben“ heißt: „Stichwort nicht gefunden? Schreiben Sie uns bitte!“ Bei Schulzens Versuch, ein biblisches Wunder zu zelebrieren, hat mithin die Kläranlage von Würselen aus Abwasser noch nicht einmal die Verwandlung in einen hefetrüben Wein hervor gebracht. Aber vor dessen geringer Trinkqualität hätte Peer Steinbrück uns ohnehin gewarnt. So ließen denn die SPD-Wahlkampfmanager im aktuellen Europa-Wahlkampf diesmal lieber keinen Weinkenner oder sozialdemokratischen Jesus-Wiedergänger, sondern stattdessen einen durchgeknallten Milchbubi von der Leine, nämlich den Juso-Vorturner Kevin Kühnert mit seinen verschrobenen Enteignungsphantasien: vier Wochen vor der Europawahl forderte er allen Ernstes die Umwandlung des BMW-Konzerns in einen volkseigenen Betrieb. Wo im aktuellen Wahlkampf sonst nur die sektiererische MLPD beinhart mit dem skurillen Slogan „100 Jahre Oktoberrevolution“ um Stimmen für den Einzug ins EU-Parlament wirbt, glaubt nun dieser schrullige Kevin Kühnert ausgerechnet mit seinem Herumbalzen für die Einführung nordkoreanischer Verhältnisse und ihrer Miss- und Mangelwirtschaft auch bei uns, eine massive Wählerwanderung von der MLPD oder der DKP (doch, die gibt’s wirklich noch) zur SPD erreichen zu können. Was Kühnert dabei übersieht: kaum ein gut verdienender und bislang mit der SPD sympathisierender Industriemeister wird gerne zehn Jahre lang auf die Zuteilung eines BMW warten wollen wie weiland auf einen Trabi oder einen „Wartburg“ in der untergegangenen DDR.

Bär aktuell 266 – 22. Mai 2019

Wenn einer „Schweinske“ heißt und ein Imbiss-Restaurant im Kölner Hauptbahnhof aufmacht, dann erwartet man natürlich von ihm, dass da nicht einer am Herd steht und in einem Wok voller Tofu-Würfel herum rührt. In der Tat hat Herr Schweinske sein Etablissement als Schnitzel-Paradies konzipiert: Nomen est omen. So weit so gut. Allerdings reagierte Herr Bär etwas verstört, als er erfuhr, dass man sich hier über einen „Schnitzelbaukasten“ hermachen könne – Herr Bär möchte sich sein Schnitzel allerdings nicht selber zusammen bauen müssen, sondern bevorzugt ein kompakt herausgeschnittenes Stück aus der Oberschale des Schweins.

Neulich lief auf RTL II nachts um drei ein politisch korrekter Horrorfilm, dessen Leitmotiv der Kannibalismus ist Zwischendurch gab’s eine Dauerwerbesendung mit leicht bekleideten Blondinen, die sich auf einem Bett räkelten und beim Text „Ruf doch mal an, nur 69 Cent die Minute“ die Betonung immer an der falschen Stelle setzten. Das erinnerte Herrn Bär an die FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg, die sich zwar nicht nachts in TV-Werbespots leicht bekleidet auf einem Bett herumräkelt, jedoch bei einer Parteitagsrede bei dem Satz „Wir von der FDP müssen liberaler werden“ auch die Pausen immer an der falschen Stelle macht. In dem politisch korrekten Horrorfilm geraten zwei Bankräuber auf der Flucht in ein abgelegenes Hotel. Sie wissen nicht, dass der Hotelier seine Gäste umbringt, ihre Leichen zerteilt, dann kocht und anschließend den später eingetroffenen anderen Gästen als Abendmenü vorsetzt, so auch den beiden Bankräubern. Der eine sagt: „Das schmeckt aber gut“, und der Wirt erklärt: „Das ist ja auch in Schweinefett gekocht“. Der andere Bankräuber schiebt daraufhin angewidert den Teller von sich und meint: „Ich bin Moslem, ich esse kein Schweinefleisch“. Darauf der Wirt: „Sie können beruhigt sein. Das Fleisch selbst ist nicht vom Schwein“. Nun ja, gegen ein Drehbuch mit solchen Dialogen hätte auch beim öffentlich-rechtlichen TV der Rundfunkrat gewiss nichts einzuwenden gehabt.

© Raap/Bär 2019

Einen rechten Schildbürgerstreich leisteten sich die Grünen in Berlin-Köpenick mit dem Beschluss, in der Rathauskantine solle künftig nur noch regionales Bio-Essen aus fairem Handel angeboten werden, darunter auch ein vegetarisches Menü pro Tag. Der Haken dabei: das Rathaus hat noch gar keinen Kantinenbetrieb. Noch fehlt der Pächter, frühestens 2020 soll die Kantine öffnen, doch das ist höchst ungewiss, denn wenn man weiß, wie lange sie in Berlin brauchen, um einen Flughafen zu bauen, dann liegt Herr Bär nicht falsch mit seiner Prognose, dass wohl noch mehrere Generationen von Rathausbediensteten bei ihrer Mittagspause auf Currywurst aus fairer Fleischproduktion verzichten müssen.

Essen und Trinken mit Herrn Bär:

Wiener Schnitzel

Die „Wiener Panierung“ besteht aus Semmelbrösel, Ei und Mehl und die „Mailänder Panierung“ aus Parmesan und Weißbrotbrösel ohne Rinde. Beim „Pariser Schnitzel“ besteht die Panade nur aus Ei und Mehl. Beim klassischen Wiener Schnitzel serviert man zwei kleine dünne, weich geklopfte panierte Scheiben aus Kalbfleisch, es wird in einem lokalen Kochbuch erstmals 1831 erwähnt. Ob es auf das italienische „Costoletta alla Milanese“ zurück geht, ist umstritten. In Wien hat man zu diesem Schnitzel früher traditionellerweise nur gekochte (Petersilien)kartoffeln, dazu grünen Salat oder Gurkensalat, oder nur Kartoffelsalat serviert. Schweineschnitzel und Pommes frites als Beilagen kamen erst später auf. Ob man das Mailänder Schnitzel (als Variante des Mailänder Koteletts) mit einer Sardelle serviert oder nicht, ist vom Ur-Rezept her nicht überliefert. In der Gastronomie kennt man Piccata Milanese als mit Käse paniertes Kalbsschnitzel mit Nudeln und Tomatensauce.

Currywurst Ob die Currywurst 1949 von der Berliner Gastronomin Herta Heuwer erfunden wurde oder etwa zeitgleich im Ruhrgebiet, wie andere Stimmen behaupten, kann man heute nicht mehr genau verifizieren. Für die geschmackliche Abstimmung des klassischen Currysaucen-Rezepts haben aber wohl der Berliner Schlachter Max Brückner und sein Partner Frank Friedrich einen wesentlichen Beitrag geleistet. Für die Wurstqualität ist seit den 1950er Jahren in Berlin behördlich vorgeschrieben, dass das Fleischbrät nicht gepökelt und nicht geräuchert sein und nur maximal 5 Prozent Fremdwasserzusatz enthalten darf. Wer die Currysauce zu Hause selber herstellen will, der brate klein gehackte Zwiebeln in Olivenöl kurz an, bis sie glasig sind, gebe Tomatenmark und Wasser hinzu, außerdem Salz, mildes Ketchup, etwas Honig, Balsamicoessig, Sojasauce oder Worchestershoresauce, Currypulver, indisches Garam Masala und ein wenig Chilipulver oder Tabasco, oder aber auch Cayennepfeffer und Paprika in Pulverform.

Koreanische Reistafel „Gerhard Schröder“

Einmal koreanisch speisen wie der Altbundeskanzler: Kimchi – ein Klassiker in der koreanischen Küche: marinierter Chinakohl, erst ein paar Stunden in Salzwasser eingelegt und dann zum weiteren Fermentieren mit einer Mischung aus Rettich, Ingwer, Knoblauch und Chilipaste vermengt, manchmal auch mit Gurke und Lauch. Mariniert wird auch geschnetzeltes Rindfleisch Bulgogi in einer Marinade aus süßer Sojasauce, Frühlingszwiebeln und diversen Gewürzen, das man dann am Tisch grillt und zusammen mit Reis isst. Ähnlich bereitet man auch marinierte Schweine- oder Rinderrippchen Galbi am Tisch zu – die Rippchen muss der Metzer allerdings vorher quer zum Knochen in dünne Scheiben zerteilen. Die Marinade besteht aus Ingwer, frischem Knoblauch, schwarzem Pfeffer, klein gehackten Zwiebeln, Sojasauce, Sesamöl und etwas Wasser. Gimbap sind Reisröllchen, ähnlich den japanischen Sushi, mit einer Füllung aus Fleisch, Garnelen, Hühnchen oder auch vegetarisch. Pajeori ist Lauchzwiebelsalat, für den man die in schmalen Streifen geschnittenen Lauchzwiebeln ca. 15 Min. lang wässert, damit sich die Schärfe verliert, und dann in einer Sauce aus Sesamöl, Sesamkörner, Chilipaste und Reisessig vermengt. Den Rettichsalat Musaengchae richtet man zusammen mit Apfelstreifen oder Birne an, vermengt mit Fischsauce, Sesam, Chili und Frühlingszwiebeln. Oi Muichim ist koreanischer Gurkensalat, angerichtet mit Sojasauce, Chilipulver, Knoblauch, Reisessig, Zwiebeln, etwas Honig und Sesamöl. Pak Choi-Salat bereitet man mit chinesischem Senfkohl zu, den man mit koreanischer Sojabohnenpaste, Maissirup, Knoblauch und Sesamöl vermengt. Einen Bärlauch-Spinat-Salat bereitet man zu, indem man Wasser mit Sojasauce, etwas Honig und Reisessig aufkocht und über Bärlauch- und Babyspinatblätter gießt und dann erkalten lässt. Hobak Bokkeum sind scharf angebratene Zucchinischeiben, die man mit fermentierten Krabben oder Fischsauce in Sesamöl anbrät, zusammen mit Zwiebeln und Knoblauch und die man dann mit Sesamkörnern bestreut.

Küchentechnische Begriffe: „braten“ (trockenes Garen bei starker Hitze, ruft durch diesen Vorgang an der Oberfläche durch eine Verbindung von Eiweiß, Fett und Zucker eine Bräunung hervor), grillen (braten in Wärmestrahlung auf einem Rost), „braisieren“ (schmoren), „legieren“ (mit Eigelb und Sahne abbinden), „pochieren“ (garziehen) oder „poelieren“ (hellbraun dünsten).

Farcierte Wachteln „Alois Senefelder“ Farcieren nennt man in der französischen Küche das Füllen von Fleisch oder Geflügel; in diesem Falle ist es eine Farce aus Schweinehack, klein gehackten Zwiebeln, zerkleinerten braunen Champignons und Morcheln (getrocknete Morcheln gibt es ganzjährig, man weicht sie vorher 15 Min. in Wasser ein), gewürzt mit Salz, Pfeffer, einer Prise grünem Curry, frischem Bärlauch und Thymian. Die Wachteln reibt man dann mit Knoblauchöl ein und lässt sie 45 Min. im Backofen garen.

Kalbsmilcher/Kalbsbries ist die Thymusdrüse des Kalbs aus dem Brustkorb. Das Fleisch hat eine ähnliche Struktur, aber eine festere Konsistenz als Hirn. Das Bries sollte vor der Zubereitung zwei Stunden gewässert werden. Ein typisches Gericht der französischen Küche ist Kalbsbries mit Trüffeln und Spargelspitzen.

Gervais ist ein französischer Frischkäse aus pasteurisierter Kuhmilch mit etwas Rahm; er wird als zylinderförmiges Törtchen angeboten. In Frankreich nennt man ihn auch „Petit suisse“ (kleiner Schweizer); aber er stammt ursprünglich aus der Normandie und wurde dort um 1850 von Charles Gervais auf den Markt gebracht.

Bildstrecke Bär aktuell spezial: Kundgebung „Arsch huh -Zäng useinander“ – Pro Europa-gegen Nationalismus, Köln, 19.5. 2019. Alle Fotos: Copyright Bär/Raap 2019

Eine Woche vor den Europa-Wahlen fanden in vielen europäischen Städten Großdemos „Ein Europa für Alle – Deine Stimme gegen Nationalismus!“ statt. Allein in Köln kamen 45.000 Teilnehmer zu der Kundgebung der Musiker- und Künstlerinitiative „Arsch huh-Zäng useinander“ (kölsch für: „Hintern hoch – Zähne auseinander“). Hintersinniger Witz zum Mitdenken der karnevalistischen „Stunksitzungs“präsidentin Biggi Wanninger im Bühnenprogramm: „Ich habe meinen Nachbarn gefragt: Wieso jehste am nächsten Sonntag nit wählen? Aus Unkenntnis oder aus Desinteresse? Hat der jeantwortet: Ich weiß et nit, un et is mir och ejal“. Immerhin prognostizieren seriöse politologische Analysen, im neuen Europa-Parlament könnte eine Fraktion der Rechtspopulisten mit einem Stimmenanteil von etwa einem Drittel künftig eine Blockadepolitik betreiben – um das zu verhindern, ist mithin eine hohe Wahlbeteiligung zugunsten demokratischer Parteien entscheidend. Einen Tag nach der Veröffentlichung eines Videos, in welchem der bisherige österreichische Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in einem Gespräch mit einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte über das Aufkaufen einer Boulevardzeitung, Umleitung von Parteispenden und von Staatsaufträgen daher schwadronierte und dabei eine zutiefst undemokratische Gesinnung und Bereitschaft zur Korrumpierbarkeit offenbarte, daraufhin zurücktreten musste und Bundeskanzler Sebastian Kurz mit der Bemerkung „Genug ist genug“ Neuwahlen für den Herbst ausrief, sammelte die Künstlerin Siglinde Kallnbach auf dieser Kölner Kundgebung Unterschriften für ihr Projekt „a performancelife“ unter eben jenem Slogan „Genug ist genug – nicht nur in Österreich“. Das tatsächlich Perfide an dem Skandal-Video ist ja die Tatsache, dass sich der Politiker Strache in seiner Rücktrittserklärung auch noch als ein „Opfer“ stilisierte, das durch ein fingiertes Interview hereingelegt wurde. Dabei spielt es angesichts von Heinz-Christian Straches höchst ungeheuerlichen Äusserungen nun wirklich keine Rolle, ob womöglich für „Verstehen Sie Spaß?“ mit versteckter Kamera gefilmt wurde, ob vielleicht undercover von „Team Wallraff“ recherchiert wurde, ob eventuell von einem Geheimdienst eine Falle gestellt wurde oder – wie in den Sozialen Medien auch derzeit äusserst wüst spekuliert wird – gar vom Satiriker Jan Böhmermann oder der Berliner Theaterkünstlertruppe „ZPS-Zentrum für politische Schönheit“. Unabhängig vom Zustandekommen des Videos analysierte Werner J. Patzelt, Professor für Politologie an der TU Dresden, Heinz-Christian Straches durch das Video entlarvte mangelnde charakterliche Eignung für öffentliche Ämter im Berliner „Tagesspiegel“ und mahnte die gleichfalls korruptionsanfälligen Klüngelbrüder andernorts, aus ihrem Glashaus jetzt nicht allzu selbstgefällig mit Steinen zu werfen: „Straches Auftritt in der Ibiza-Villa hat weniger mit rechtsradikalen oder völkischen Haltungen zu tun als mit politischer Hintertriebenheit und der Neigung zu arroganter Manipulation auf Korruptionsbasis. Derlei dürfte in den höheren politischen Rängen von nicht wirklich ethisch gefestigten Parteien immer wieder vorkommen.“ Text: Copyright Bär/Raap 2019

Siglinde Kallnbach, „a performacelife“ bei „Arsch huh“-Kundgebung, Köln, Mai 2019, Foto: Copyright Bär/Raap 2019
Kundgebung „Arsch huh“, Köln, Mai 2019, Foto: Copyright Raap/Bär 2019


Siglinde Kallnbach, „aperformanecelife“ bei „Arsch huh“-Kundgebung, Köln, Mai 2019

baer aktuell 262/263 – 22. April 2019

April 1st, 2019


Bild des Monats April 2019:

Jürgen Raap, „Der Schlafhändler“, 2019

Doppelname konsequent vermieden. Foto: Raap/Bär 2019

baer aktuell 262 – 3. April 2019

Als Witze über Doppelnamen salonfähig wurden, ahnte Maximilian Geiz, wenn er seine Verlobte Hannelore Hals ehelichte, dann doch lieber auf einen Doppelnamen verzichten zu wollen, der das Ehepaar Geiz-Hals nur dem Gespött der Leute preis gegeben hätte. Stattdessen nannte er sich fortan „Mäc Geiz“, weil das irgendwie schottisch klang, und machte in der neuntgrößten Stadt Hessens unter diesem Namen einen Ramschladen auf.

Da Witze über „AKK“ unterdessen als abgeschmackt gelten, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass auch der Name „Thorsten Schäfer-Gümbel“ schwer auszusprechen ist und man den Politiker deswegen der Einfachheit halber „TSG“ nennt. Das klingt wie die Abkürzung eines Sportvereins, doch „TSG“ lässt leider jenen sportlichen Ehrgeiz vermissen, mit dem einst der britische Skispringer Michael Edwards alias „Eddie the eagle“ immer wieder von neuem bei Wettbewerben antrat, bloß um jedes Mal letzter zu werden, es auf diese Weise jedoch beim Publikum imagemäßig zum „Eddie der Herzen“ brachte. TSG hingegen wirft schon nach drei verlorenen hessischen Landtagswahlen das Handtuch, zieht sich nun schmollend aus der Politik zurück und wird demnächst Personalvorstand bei der bundeseigenen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Den Eindruck, Schäfer-Gümbel sei dort angesichts seiner bisher eher dürftigen Leistungsbilanz reichlich überbezahlt, kommentierte die BILD-Zeitung mit den Worten: „200.000 Euro Jahresgehalt: Spitzenjob als Belohnung für Wahlverlierer!” Auch Herr Bär findet, mit seinem vorbildhaften Sportsgeist hätte jemand wie „Eddie the eagle“ diesen hochdotierten Job eher verdient gehabt als ausgerechnet TSG, dem der Aufsichtsrat der GIZ am 5. April 2019 den goldenen Handschlag verpassen will.

Nach ihrer dritten Abstimmungsniederlage über den Brexit-Vertrag hat Theresa May mit Thorsten Schäfer-Gümbel in Sachen Pleiten, Pech und Pannen gleichgezogen und auch schon mal ihren Rücktritt angeboten, offiziell aber für die nähere Zukunft noch keinen 200.000 Euro-Job in Aussicht, weshalb Herr Bär sich fragt: Schäfert die noch, oder gümbelt die auch schon? Wobei noch anzumerken wäre, dass man bei der Kindervorstellung im Kölner Hänneschen-Theater als Zuschauer immer weiß, worum es in der Handlung der burlesken Schwänke geht, bei der derzeitigen Debattenkultur im britischen Unterhaus hingegen nicht, die aber ansonsten durchaus einer solchen Kindervorstellung gleicht, mal von der traditionellen Blasiertheit der englischen Tories abgesehen, die dem leutseligen Wesen des Rheinländers fremd ist.

© Raap/Bär

Bär aktuell Nr. 263 – 22. April 2019:

Franz-Josef Degenhardt besang einst das „Argument der Straße“. Wie dort auf der Straße heut zu Tage mit Farben argumentiert wird, brachte jüngst die Kabarettistin Lisa Eckhart in der Sendung „Nuhr im Ersten“ auf den Punkt: „Erst kamen die Gelbwesten, und jetzt die Grünschnäbel“. Mit letzteren meinte sie die schuleschwänzenden Pennäler, deren Freitags-Demos pro Klimaschutz der Redakteur Jan Fleischhauer im „Spiegel“ kürzlich nicht ganz unzutreffend als „Betreutes Protestieren“ beschrieb, da dieses Protestieren nämlich den Beifall auch vieler Erwachsener fände, sogar den von Angela Merkel, was insofern paradox ist, da sich die Proteste ja eigentlich gegen die Untätigkeit der Erwachsenen richten. Fehlt eigentlich nur noch, dass auch noch der in den Augen von Herrn Bär reichlich bigott wirkende Mark Zuckerberg an den Schüler-Demos mitverdient, indem er deren Facebook-Postings mit Bildern von ihren Demos mit seinen blöden Werbebannern garniert, oder dass Greta Thunberg auf „Youtube“ neuerdings als Influencerin für skandinavische Pudelmützen posiert: „Hello Kids! Geht auch Ihr ab heute nur noch mit der megacoolen Greta Thunberg-Pudelmütze zur Friday for Future-Demo! Nur 39,99 Euro beim absolut krassen Pudelmützenhändler Eures Vertrauens! Mit Wolle garantiert nur aus veganer Schafzucht! Zwei Prozent aller Mützenverkäufe gehen an einen wohltätigen Zweck zur Rettung der veganen Schafe, der Rest an Google LCC, dem Inhaber von youtube! Bringt Euer Taschengeld mit! Und nicht vergessen, Kids: Klickt beim Hashtag ‚Greta Thunberg-Pudelmütze‘ immer wieder den ‚I like it- Button‘-an! Oh, yeah, Kids, ich liebe Euch! Euer Mark Zuckerberg, Euer Google-Vorstand und Euer Inhaber von Mützen-Mannis Mützenversand in Köln-Mauenheim! P.S.: Bestellt Eure Greta-Thunberg-Pudelmützen nur über Amazon oder direkt bei Mützen-Mannis Mützenversand!“ So funktioniert der Protest-Kapitalismus im digitalen Zeitalter! Das sollte man als protestierender Schüler wissen, wenn man den Beifall der Erwachsenen erheischen will. Egal, ob man sich von seinen Eltern in deren SUV zur Demo fahren lässt oder mit dem E-Tretroller kommt. Wozu man aber überhaupt noch eine Pudelmütze braucht, wenn es durch den Klimawandel doch immer wärmer wird, haben diese Halunken uns wohlweislich verschwiegen.

20 Jahre lang war der Rosenverkäufer „Rosen-Bobby“ eine Institution im Kölner Nachtleben, bevor er zu „Wurst-Willi“ mutierte. Unter dem Namen „Wurst-Willi“ machte er nämlich eine Wurstbude in der Kölner Hornstraße auf, inmitten der beiden Bordell-Kasernen dort. Die Spezialität: Es gibt ein „Außenwaschbecken“ für Gäste, die nach dem Besuch eines der beiden Lustbunker nicht aufs Klo, sondern sich nur die Hände waschen wollen, bevor sie zur Bockwurst greifen, denn man hat ihnen von Kindesbeinen an eingebläut: „Nach dem Puff und vor dem Essen, Hände waschen nicht vergessen“.

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Kalbskotelettes „Braunsfeld“ Kalbskoteletts in Öl und Pfeffer marinieren, in Olivenöl scharf anbraten, salzen, die Hitze herunter schalten, Zwiebeln und Steinpilze mitdünsten, Knoblauchbutter hinzufügen; wenn diese zerlaufen ist, etwas Milch oder Sahne und ein Lorbeerblatt hinzufügen, frischen Meerrettich einreiben, kurz aufkochen lassen und zum Schluss kurz vor dem Servieren noch frische Salbeiblätter einstreuen.

Entenschenkel mit Apfelsauce und pommes grenailles à la Karl-Josef BärEntenschenkel salzen und pfeffern, in einer Backform im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad kross backen. Etwas Suppengemüse in Salzwasser weich dünsten. Dann das ausgelassene Entenfett aus der Backform abschöpfen, in eine Pfanne geben, Zwiebeln, 1 gehackte Knoblauchzehne und klein geschnittene Apfelstücke andünsten, das Suppengrün, grüne Oliven, Rosmarin und Thymian hinzugeben, mit Rotwein, Sherry oder Weinbrand und Worchestershiresauce abschmecken und crème fraiche unterrühren. Pommes grenaillessind Pellkartoffeln auf französische Art: die ungeschälten Kartoffeln brät man in einer Auflaufform in Olivenöl kurz an, lässt sie dann bei schwacher Hitze in einer Auflaufform mit ungeschälten Knoblauchzehen, ein paar Pfefferkörnern und einem Lorbeerblatt 40 Minuten lang weiter dünsten, bis sie weich sind und zum Schluss fügt man etwas Salz hinzu.

Grüner Spargel wird nicht geschält (höchstens die dickeren Stangen an deren Ende, wenn sie sich holzig anfühlen) und nur höchstens 8 Minuten lang gekocht, sonst werden die Stangen matschig. Weil er etwas bitterer schmeckt als weißer Spargel, gibt Herr Bär bei grünem Spargel immer noch einen winzigen Klacks Honig in das Salzwasser und reibt auch etwas Zitronengras hinein… Das Wasser gießt man dann ab, schwenkt die Spargelstangen im Topf kurz in Butter, bis diese zerlaufen ist, gibt klein gehacktes gekochtes Ei hinzu, streut noch drei bis vier Blätter zerhackten frischen Bärlauch hinein und serviert den Spargel mit Wacholder- oder Rosmarinschinken; dazu passt gut ein trockener oder auch feinherber Mosel-Riesling.

Pommes Dauphine bezeichnen in Frankreich die Speise des königlichen Thronfolgers – es sind krokettenähnliche Bällchen, für die man Krokettenmasse (gekochte und zerstampfte Kartoffeln mit Eigelb, Butter, Muskatnuss) und Brandteig mischt (letzterer besteht aus Fett, Mehl, Stärke und Flüssigkeit, d.h. Wasser oder Brühe, und wird in Wasserdampf erhitzt). Dann formt man daraus Bällchen, die dann mit Mehl, Ei und Paniermehl paniert und in heißem Öl frittiert werden.

Bär aktuell 263 – 22. April 2019

Franz-Josef Degenhardt besang einst das „Argument der Straße“. Wie dort auf der Straße heut zu Tage mit Farben argumentiert wird, brachte jüngst die Kabarettistin Lisa Eckhart in der Sendung „Nuhr im Ersten“ auf den Punkt: „Erst kamen die Gelbwesten, und jetzt die Grünschnäbel“. Mit letzteren meinte sie die schuleschwänzenden Pennäler, deren Freitags-Demos pro Klimaschutz der Redakteur Jan Fleischhauer im „Spiegel“ kürzlich nicht ganz unzutreffend als „Betreutes Protestieren“ beschrieb, da dieses Protestieren nämlich den Beifall auch vieler Erwachsener fände, sogar den von Angela Merkel, was insofern paradox ist, da sich die Proteste ja eigentlich gegen die Untätigkeit der Erwachsenen richten. Fehlt eigentlich nur noch, dass auch noch der in den Augen von Herrn Bär reichlich bigott wirkende Mark Zuckerberg an den Schüler-Demos mitverdient, indem er deren Facebook-Postings mit Bildern von ihren Demos mit seinen blöden Werbebannern garniert, oder dass Greta Thunberg auf „Youtube“ neuerdings als Influencerin für skandinavische Pudelmützen posiert: „Hello Kids! Geht auch Ihr ab heute nur noch mit der megacoolen Greta Thunberg-Pudelmütze zur Friday for Future-Demo! Nur 39,99 Euro beim absolut krassen Pudelmützenhändler Eures Vertrauens! Mit Wolle garantiert nur aus veganer Schafzucht! Zwei Prozent aller Mützenverkäufe gehen an einen wohltätigen Zweck zur Rettung der Schafe, der Rest an Google LCC, dem Inhaber von youtube! Und nicht vergessen, Kids: Klickt beim Hashtag ‚Greta Thunberg-Pudelmütze‘ immer wieder den ‚I like it- Button‘-an! Oh, yeah, Kids, ich liebe Euch! Euer Mark Zuckerberg, Euer Google-Vorstand und Euer Inhaber von Mützen-Mannis Mützenversand in Köln-Mauenheim! P.S.: Bestellt Eure Greta-Thunberg-Pudelmützen nur über Amazon oder direkt bei Mützen-Mannis Mützenversand!“ So funktioniert der Protest-Kapitalismus im digitalen Zeitalter! Das sollte man als protestierender Schüler wissen, wenn man den Beifall der Erwachsenen erheischen will. Wozu man aber überhaupt noch eine Pudelmütze braucht, wenn es durch den Klimawandel doch immer wärmer wird, haben diese Halunken uns wohlweislich verschwiegen.

© Raap/Bär 2019

baer aktuell 261 – 22. März 2019

März 1st, 2019

Bild des Monats März 2019:

Jürgen Raap, Wunder der Anatomie, 2019
Schild für Karnevalsumzug, Bild und Foto: Copyright Raap/Bär 2019

Bildstrecke bär aktuell spezial: Straßenkarneval in Köln 2019, Fotos: Copyright Raap/Bär 2019, alle Rechte vorbehalten


Straßensitzung der Großen KG Rheinflotte von 1951 e.V. Köln-Ehrenfeld, Lenauplatz, 2019

Straßensitzung der Großen KG Rheinflotte von 1951 e.V. Köln-Ehrenfeld, Lenauplatz, 2019



Jan van Werth-Umzug Severinstr. 2019
Poller Böschräuber 2019



Kölner Straßenkarneval 2019

Kölner Straßenkarneval 2019

Bär aktuell Nr. 261 – 22. März 2019

Dem Internet entnimmt Herr Bär, dass die Bahnhofshalle von Ückeritz neuerdings geschlossen bleibt. So sieht also das Krisenmanagement des DB-Infrastruktur-Vorstands Ronald Pofalla aus, seit dieser zum „Krisenmanager“ der Bahn ernannt wurde. Nun ja, wahrscheinlich dachte sich Roland Pofalla, es gäbe mittlerweile keinen Grund mehr, ausgerechnet in das beschauliche Städtchen Ückeritz reisen zu wollen, denn – so informiert das Internetprotal „Usedomer Bernsteinbäder“ – Ückeritz läge ja abseits der einstmals mondänen „Kaiserbäder“ an der Ostsee, und wer also nach Gloria, Glanz und Glitter oder nach dem berühmten Ostsee-Bernstein sucht, der fahre doch lieber woanders hin. Davon abgesehen bewahrheitet sich im Falle Pofallas die Lebensweisheit, dass die dümmsten Bauern schon immer die dicksten Kartoffeln hatten oder zumindest hochdotierte Manager-Jobs, dies vor allem bei Staatsunternehmen, wo Posten eben nicht mit Genies oder zumindest mit halbwegs versierten Könnern besetzt werden, sondern lediglich mit mittelmäßigen Narren, denen der Ruch des verdienten, aber einfältigen Parteisoldaten anhaftet, der nichts anderes zu tun hat, als dafür zu sorgen, dass in den Ministerien schaumschlägerische Inhaber von Beraterverträgen sich die Taschen voll machen können, mit dem Ergebnis, dass manche Zustände in diesem Land, die die öffentliche Hand zu verantworten hat, Herrn Bär mittlerweile fatalerweise daran erinnern, wie es 1980 mal in der DDR aussah. Thomas Mann hätte solch einen verschachtelten Satz übrigens auch nicht besser hingekriegt. Und Reinhold Pofalla erst recht nicht.

Eine weitere offenkundige Fehlbesetzung in einem öffentlichen Amt ist Jens Spahn als Gesundheitsminister, der jüngst mit einer unverfrorenen Mischung aus Schnöseligkeit und Ahnungslosigkeit zu Fragen der Onkologie Stellung nahm und damit in die Rolle eines scharlatanischen Wunderheilers zu schlüpfen versuchte, der den Leuten vorgaukelte, er könne Tumorerkrankungen „in 20 Jahren“ besiegt haben – was ihm aus der Fachwelt die Rüge einbrachte, er wecke bei den Patienten falsche Hoffnungen, und was sogar die ihm sonst wohlgesonnene „ Die Welt“ mit den Worten kommentierte: „Jens Spahn hat in seinen 38 Lebensjahren schon viel Unsinn von sich gegeben. Das ist total in Ordnung. Dafür ist man ja auf der Welt.“ Besonders der letzte Satz klingt hintersinnig, da er ja in einer gutbürgerlichen Gazette namens „Die Welt“ stand.

Mit Erstaunen registriert Herr Bär, dass unser Altbundeskanzler Gerhard Schröder über die arg begrenzten Fähigkeiten von Andrea Nahles derselben Meinung ist wie Herr Bär, nämlich „dass sie selber“ nicht daran glaube „ökonomisch kompetent“ zu sein. Oder wie es die Komödiantin Biggi Wanninger in ihrer herrlichen Andrea Nahles-Parodie ausdrückte: „Ich weiß, dass ich es nicht kann, aber ich mache es trotzdem“. In der „ZEIT“ war nachzulesen, Nahles sei mittlerweile wütend auf den Altkanzler und ebenso auf manch andere Genossen in der „nach Rasierwasser riechenden Schröder-SPD“, und ebenso erstaunt registriert Herr Bär, das in den Augen eines nüchtern-hanseatischen und in Sachen Sprachbildhaftigkeit nicht sehr sicheren „Zeit“-Redakteurs ein Sozialdemokrat nicht nach Rasierwasser riechen darf. Entspräche in den Klischeevorstellungen der „Zeit“-Redaktion eine Schnapsfahne eher dem Odium einer sozialdemokratischen Arbeiterkneipe? Huhu, Herr „Zeit“-Redakteur, solche Arbeiterkneipen gibt es schon seit 20 Jahren nicht mehr; das Proletariat des 21. Jh. treibt sich heute eher in verqualmten Sisha-Bars herum, aber aus diesen Wasserpfeifen dort strömt nur der Geruch verbrannten Gekräuses, versetzt mit Badesalz-Aroma und einem leichten Hauch von Erdbeerbonbongeschmack. Der Schröder raucht dann doch lieber weiter Havanna-Zigarren. Das Sprachbild über sozialdemokratische Stereotypen wäre mithin eher geglückt, hätte der „Zeit“-Redakteur geschrieben, Andrea Nahles sei sauer auf die „nach teuren Zigarren riechenden Genossen in der Schröder-SPD“.

Eine große Leuchte im Amt des Verkehrsministers ist ja nun auch nicht gerade der aktuelle Amtsinhaber Andy Scheuer, dessen Doktorarbeit die seriöse „Die Welt“ schon 2014 bescheinigte, sie sei lediglich „ein Sammelsurium aus stets wiederkehrender Parteipropaganda, umständlich formulierten Banalitäten, abseitigen Besinnungsaufsätzen und orthografischer Originalität – kurzum: ein wissenschaftlicher Witz.“ Hoffentlich kommt nicht auch noch Jens Spahn auf die Idee, eine Doktorarbeit ausgerechnet im Fach Medizin schreiben zu wollen. So nach und nach hat sich bei Herrn Bär die Meinung verfestigt, dass die Parteien der Großen Koalition in der Auswahl ihres Führungspersonals – was rhetorische und intellektuelle Brillianz angeht – einfach nur Pech haben. An der Optik hapert’s allerdings manchmal auch. So urteilte der Humorist Jörg P. Weber über den mittlerweile stark vorgealtert wirkenden Friedrich Merz, er sähe inzwischen aus „wie November“.

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Frikadellen nennt man in Berlin Buletten und in Bayern Fleischpflanzerl. Man weicht ein Brötchen in Wasser oder Milch ein. Dann vermengt man 500 gr Hackfleisch (Schwein und Rind, halb und halb) zusammen mit einem rohen Ei und einer mittelgroßen kleingehackten Zwiebel, sowie mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver, etwas Muskat, kleingehackter Petersilie, einer ausgepressten Knoblauchzehe, Majoran, Kümmel und Senf, dann drückt man die Brötchenmasse aus und mischt sie unter die gewürzte Hackmasse, formt diese dann zu Ballen in der Größe einer Kinderfaust und brät sie in heißem Öl von beiden Seiten scharf an, und lässt sie dann noch mit mehrmaligem Wenden 15-20 Min. bei mittlerer Hitze ausbraten.

Vietnamesische Fischsauce Nuoc Mam besteht nur aus Sardellen und Salz. Die klassische Sauce wird nicht industriell hergestellt, sondern in Holzbottichen, in die die Fischer an Land ihren Fang umfüllen. Schon auf See haben sie in Plastiktonnen dem Fisch 30 Prozent Meersalz zugefügt, um dem Fisch Wasser zu entziehen und so das Verderben zu stoppen. In den großen Holzfässern fermentiert die Sauce dann ein Jahr lang weiter, und damit verwandeln sich 70 Prozent der Fischmasse in Flüssigkeit. Bei der Verwendung in der Küche schmeckt man sie mit ein paar Spritzern Limettensaft, etwas kleingehacktem Chili, Ingwer, frischem Koriander, Minze, Zitronengras und Knoblauch ab.Schwarzwurzeln sind botanisch mit dem Löwenzahn verwandt und stammen ursprünglich aus Spanien. In Zeiten der Pest glaubte man an eine Heilwirkung der Schwarzwurzel. Tatsächlich enthält die Schwarzwurzel viel Inulin, welches das Immunsystem stärkt, den Cholesterinspiegel senkt und sich positiv auf die Darmflora auswirkt. Als Gemüse wird sie erst seit etwa 1700 angebaut, gilt als „Winterspargel“ oder „Spargel des kleinen Mannes“. Man bereitet die geschälte Schwarzwurzel auch wie Spargel zu als Beilage zu Fleisch- oder Fischgerichten, sollte sie nach dem Schälen aber auch sofort ca. 8 Min. lang kochen, da sie sich sonst bräunlich verfärbt; man kann sie dann gut mit einer Sahne- oder Käsesauce vermengen.

baer aktuell 259/260 – 22. Februar 2019

Februar 1st, 2019

Bild des Monats Februar 2019:

Jürgen Raap, Café Hallrath, Acryl und Öl auf Leinwand, 2018

Mit der Umbenennung des Karnevalsvereins „Frechener Negerköpp von 1978“ in „Wilde Frechener“ waren nicht alle Vereinsmitglieder einverstanden, denn drei der „etwa 20 festen Mitglieder“ seien deswegen ausgetreten, berichtete der „Kölner Stadtanzeiger“ und zitierte den zweiten Vorsitzenden Günter Cöllen: „Wir wollten nie politisch oder diskriminierend sein“. Dennoch sei „sogar im Internet dazu aufgerufen worden, die Gruppe mit Steinen zu bewerfen“. In einer Gesellschaft, die sich mehr und mehr spaltet, weil sie im medialen Blog- und Chat-Diskurs keine Differenzierungen und keine Zwischentöne mehr kennen will, sondern nur noch eine grobholzige Rigorosität pflegt, nimmt leider die verbale und manchmal auch die physische Militanz und damit ein Verlust an Zivilisiertheit zu.

Die karnevaleske Kostümierung bedeutete schon in früheren Jahrhunderten einen symbolischen Rollentausch über die ständischen Schranken und alle anderen soziologischen Unterschiede hinweg. Wo das Narrentreiben allzu sehr in Zügellosigkeit abglitt, versuchte die weltliche wie geistliche Obrigkeit immer wieder, die Exzesse zu reglementieren.

Heute sind es indessen eher die fundamentalistischen Sittenwächter der politischen Korrektheit, die Regelverstöße ahnden und sich dabei mit typisch deutscher Gründlichkeit gebärden wie andernorts nur die Religionspolizei im Iran, die dort auch auf eine unziemliche Kleidung achtet, oder in Saudi-Arabien, wo sie sich gar „Behörde für die Verbreitung von Tugendhaftigkeit und Verhinderung von Lastern“ nennt. Es ist offensichtlich, dass die Idee einer temporären sozialhygienischen Ventilfunktion, die symbolische Tabuverletzungen hin nimmt, und die solchermaßen seit Jahrhunderten dem abendländischen Karneval und seinem kostümhaften Rollentausch eigen ist, derlei fundamentalistischem Denken entgegen steht.

Wer hat heute eigentlich die Deutungshoheit darüber, was man sich an karnevalistischen Kostümierungen noch erlauben darf und was nicht? Die „taz“ stuft jedenfalls schon das simple weiße Betttuch, mit dem man sich als „Ölscheich“ umhüllt, als „klischeehaft“ ein, ohne zu ahnen, dass die Maskenball-Ausstattung immer schon in einer ironischen karikierenden Überhöhung und gleichzeitigen Brechung von Klischees bestand. Noa K. Ha, Leiterin des Zentrums für Integrationsstudien der TU Dresden, gibt zu bedenken, wer im Chinesen- oder Afrikaner-Kostüm am Karneval teilnähme, der blende aus, „dass die Geschichte der ethnisierenden Verkleidungen mit kolonialem Raub und Plünderungen verknüpft ist.“

Der rheinische Karneval war und ist bekanntlich auch immer ein Spiegel des jeweiligen Zeitgeistes in all seinen Ausprägungen, eben auch den schlechten. Als 1884 der damalige Reichskanzler Bismarck in Berlin eine „Kongo-Konferenz“ zur Regelung des Freihandels in Afrika einberief, wählten die Kölner Obernarren für ihren Rosenmontagszug 1885 das Motto „Held Carneval als Kolonisator“. Wie in der Nachkriegszeit die Nazi-Vergangenheit unverhohlen verdrängt oder verharmlost wurde, sieht man auf einem Foto von einem Kölner Fastelelovendsumzug Anfang der 1950er Jahre, wo die afrikanisch kostümierten „Kostgasser Dschungelbröder“ in Anspielung an den Afrika-Feldzug der Rommel-Armee ein Schild vor sich her tragen mit dem Text: „1941 no Afrika mascheet, hük Spass un Freud an der Maskeet“ (1941 nach Afrika marschiert, heute Spaß und Freude an der Maskerade). Solch ein Schild wäre heute natürlich in seinem völlig naiven Verständnis von Geschichtsrevisionismus nur noch Alexander Gauland-kompatibel und daher und auch ansonsten absolut degoutant.

Doch mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen und dem Wechsel der Geschichte gehen auch semantische Umdeutungen bzw. Bedeutungsverschiebungen einher. Während z.B. im klassischen Wildwest-Film Hollywoods die Yankee-Kavallerie die Guten und die Indianer die Bösen waren, stellt Bernd Schäfers in seiner Schrift „Soziologie des Jugendalters“ eine „ethnografische Wende“ fest, als sich die jugendlichen Subkulturen der amerikanischen Hippies in den 1960er/1970er Jahren „mit verfolgten Minderheiten“ identifizierten „und sich… als ‚Wiedergeburt‘ der ausgerotteten Indianer oder als Reikarnation der überall vertriebenen Zigeuner“ verstanden. Eine solche Adaption „umfasst die gesamte Lebensweise einer Gruppe“ als „anthropologische Kulturkonzeption“ und nicht nur als bloße Maskenball-Ausstattung. Mit den kolonialistischen und rassistischen Wurzeln in der früheren trivialkulturellen Adaption von Stammeskulturen wollen die heutigen Freizeitfolkloristen nichts mehr zu tun haben:

Jedenfalls erklären die „Poller Böschräuber von 1976“: „Wir verstehen uns als Karnevalsverein mit einer Kostümwahl, die ein Maximum an Verkleidung ermöglicht. Wir verfolgen dabei keinerlei ethnologische Ziele, und wir erheben in diesem Zusammenhang auch nicht den Anspruch einer gewissen Authentizität.“ Ihnen geht es also heute nur um die kreative Phantasie, und um nichts anderes, und eben nicht um eine Verherrlichung des „edlen Wilden“ im Sinne einer Karl MayIdeologie.

In Köln-Mülheim hatten sich schon 2015 die „Müllemer Neger“ in „Müllemer Klütte vun 1961 e.V.“ umbenannt, doch auch das hält Dr. Werner Jung vom Kölner NS-Dok-Zentrum immer noch für einen Ausdruck von „Alltagsrassismus“, denn im rheinischen Volksmund war und ist „Klütte“ (Brikett) ja auch ein abwertendes Synonym für Schwarzafrikaner.

Doch „Klütte“ ist nicht gleich „Klütte“. Denn bei den Narren der „KG Frechener Klütte-Köpp“ und auch jenen der „1.Karnevalsgesellschaft Klüttefunke Oberliblar von 1956 e.V.“ beziehen sich die Vereinsnamen keineswegs auf ein despektierliches Mundart-Synonym für Afrikaner, sondern lediglich auf die geografische Anbindung ihrer Heimatorte an das rheinische Braunkohlerevier – in Frechen wurde nämlich 1949 der erste großflächige Tagebau in Betrieb genommen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Als nun die solchermaßen von „Frechener Negerköpp“ zu „Frechener Wilden“ Umbenannten ankündigten, künftig nicht mehr schwarzgewandet und im Baströckchen, sondern nur noch im Tierkostüm auftreten zu wollen, passte auch dies manchen sauertöpfischen Zeitgenossen nicht. So gab auf der Internetseite der „NRZ“ ein Leser namens „Klapperschlange“ allen Ernstes zu bedenken, „Tierkostüme sind ebenfalls diskriminierend“, denn, so die ebenfalls recht harsche Erwiderung eines anderen Kommentators „als bekennender PETA und NABU-Sympathisant sowie als Katzennothelfer“ an die Adresse von Karnevalisten im Giraffen- oder Eisbärkostüm: „Ihr versündigt Euch an den Tieren. Die sind nicht zum Spass auf der Welt.“ Ist das nun Realsatire oder einfach nur engstirniger Unfug? Immerhin haben ja PETA-Aktivisten schon selbst in Tierkostümen gegen Tierversuche protestiert.

Aber darf man angesichts des Insektensterbens künftig an Weiberfastnacht wirklich nicht mehr im Biene Maja-Kostüm durch die Straßen laufen? Der Grad zwischen manchen hypermoralischen Korrektheits-Marotten, die uns von der Bioladen-Schickeria zugemutet werden, und religionspolizeilich überwachten saudi-arabischen Verhältnissen oder einem Überwachungsstaat à la China ist schmaler als man denkt.

Als Herr Bär vor 40 Jahren im ersten Semester Kunst an den Kölner Werkschulen studierte, unterwies ihn einer der Professoren in das Prinzip der akademischen Freiheit: „Ein Künstler darf alles, nur nicht besoffen vor die Staffelei kotzen“. Daraus folgt: Ein Künstler ist immer autonom in der Deutungshoheit über seine Kunst, die er gerade macht, und deren Ergebnis er vor niemandem rechtfertigen muss, ebenso wenig wie der Karnevalist in der Wahl seines Kostüms. Ein Künstler ist grundsätzlich nicht verantwortlich dafür, dass ein anderer, zumal ein Dummkopf, seine Kunst falsch versteht oder gar nicht, und wenn er sich durch diese Kunst beleidigt fühlt, dann muss er eben die Freiheit der Kunst aushalten können, weil im Sinne von Rosa Luxemburg die Freiheit eben auch immer die Freiheit der Andersdenkenden ist.

© Raap/Bär 2019

Kölner Schull- un Veedelszöch, Foto: Copyright Raap/Bär 2019
Kölner Straßenkarneval, Foto: Copyright Raap/Bär 2019

Musikzug Ihrefelder Cheyenne, Foto: Copyright Raap/Bär 2019
Ehrenfelder Dienstagszug, Foto: Copyright Raap/Bär 2019

Unter Literaturhistorikern ist unstrittig, dass die klassische Tierfabel der Belehrung und der Erbauung zugleich dient: für „bär aktuell“-Leser mit Lateinkenntnissen sei dies mit dem Satz „fabula docet et delectat“ hinreichend erläutert. Der Humor-Theorie von Sigmund Freud verdanken wir den Hinweis, dass sich die Pointe eines Witzes manchmal aus der Trivialisierung eines Sachverhaltes ergibt, mithin u.a. auch vom Übergang der moralisierenden Tierfabel zum nur noch ulkigen Tierwitz, und so sei als Beispiel hier einleicht schlüpfriger, aber auch in den heutigen Zeiten immer noch politisch korrekter Tierwitz zum Mitdenken wieder gegeben, mit dem der Kölner Humorist Horst Muys schon für 50 Jahren brillierte:Treffen sich ein Vogel und eine Schlange. Fragt der Vogel: „Und? Was machste so?“ – Antwortet die Schlange: „Ich schlängele mich so durch. Und du?“

Wo die Gendermainstream-Marotten derzeit darauf hinauslaufen, flächendeckend überall Unisex-Toiletten einzuführen, gibt Herr Bär zu bedenken, dass man auf Volksfesten etc. empirische Feldstudien mit manchmal betrüblichen Begleiterscheinungen durchführen kann, wenn nämlich die Damenwelt dort die Herrentoiletten zu stürmen pflegt, aus Unmut über die sonst ewig langen Warteschlangen vor dem Damenklo, aber ein übermütiger stark alkoholisierter Damen-Kegelclub ist gewiss nicht die ideale Gesellschaft, in deren Gegenwart sich Herr Bär am Pissoirbecken einer Unisex-Toilette aufhalten möchte.

Welch beklagenswerte Probleme eine gemeinsame Toiletten- bzw. Badezimmernutzung auch in Privathaushalten mit sich bringen kann, illustriert die ins Kölsche übertragene Geschichte des Alsdorfer Kabarettisten Jürgen Beckers:

Tünnes und seine Frau liegen nachts im Bett. Tünnes muss dauernd aufs Klo. Als er zum dritten Mal aufsteht, sagt seine Frau: „Also, enä, Tünnes, du bis eso wibbelich. Jetzt jehste schon dat dritte Mal op et Klo. Da kann ich nit ruhig schlafen!“ – Tünnes: „Wenn de nit dauernd mitzählen dähts, wie oft ich op et Klo muss, wörste längs enjeschlofe.“ – Nach fünf Minuten steht Tünnes erneut auf. Die Frau: „Wat is denn jetz ald widder? Du warst doch erst vor fünf Minuten om Klo!“ – Tünnes: „Jo, ävver mir es jrad enjefalle, dat ich noch dat Jebiss em Muul han. Ich muss noch ens en et Badezimmer, de Zähne eraus tun.“ – Die Frau: „Jute Idee. Dann kannste meine Zähne gleich mitnehmen!“ Tünnes tut das auch und legt sich wieder ins Bett. Seine Frau: „Hör uns, Tünnes, häste unsere Zähne auch in zwei verschiedene Zahnputzbecher jetan? Letztes Mal haste die in einen Becher jetan, da war ich am anderen Morjen em Aldi einkoofe un hat ding Jebiss en dä Schnüss. Nä, wor dat peinlich!“ – Tünnes: „Jo, ich ich wor mit dinger Zäng em Mund en dä Apotheke. Ävver dann hätt die Apothekerin för mich jesaht: Och, Herr Tünnes, met dä Zähne von Ihrer Frau sehen Se aber zehn Jahre jünger aus!“ – Die Frau: „Jo jo, Tünnes, war dat dann nit schön, wie mir zwei fröher noch wat jünger waren? Da haste mich immer in et Öhrchen jebisse. Machste dat jetzt auch noch emal?“- Tünnes: „Jo, jo…“ und steht wieder auf. Die Frau verärgert: „Musste jetzt schon widder op et Klo? Jrad jetzt, wo de mich in et Öhrchen beißen solls?“ Tünnes: „Enä. Ävver wenn ich dich jetzt in et Öhrchen beiße soll, muss ich erst in et Bad un dat Jebiss widder erein tun!“

(In manchen Hardcore-Political Correctness-Kreisen gilt dieser Witz als frauenfeindlich, weil im Umkehrschluss die Frau vom Tünnes mit dessen Gebiss im Mund zehn Jahre älter aussieht).

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Küchentechnische Begriffe: „braten“ (trockenes Garen bei starker Hitze, ruft durch diesen Vorgang an der Oberfläche durch eine Verbindung von Eiweiß, Fett und Zucker eine Bräunung hervor), grillen (braten in Wärmestrahlung auf einem Rost), „braisieren“ (schmoren), „legieren“ (mit Eigelb und Sahne abbinden), „pochieren“ (garziehen) oder „poelieren“ (hellbraun dünsten).

Entenleber in Portwein und Madeira

Speckstücke in einer Pfanne auslassen, 1-2 Schalloten andünsten, Entenlberstücke anbraten, Apfelstücke hinzugeben, mit Portwein und Madeira ablöschen, salzen, pfeffern, gepressten Knoblauch hinzufügen, sowie frischen Majoran und frischen Thymian und etwas geriebene Muskatnuss. Vor dem Servieren mit frischer Kresse bestreuen. Dazu passt Kartoffelpuree.

Halve Hahn

Dass in Köln „’ne halve Hahn“ kein halbes Hähnchen ist, weiß man inzwischen auch in Wien oder Hamburg, aber unbedarfte Touristen kann man in den Brauhäusern damit immer noch foppen. Prof. Adam Wrede führt in seinem Standardwerk „Neuer kölscher Sprachschatz“ (1958) diesen Imbiss auf die „humorvolle Täuschung“ eines „Grielächers“ (Spaßmachers) zurück, der eine Gesellschaft zum Essen eingeladen hatte, ihnen statt der versprochenen halben Brathähnchen aber dann ein Roggenbrötchen mit einer Scheibe Käse auftischen ließ.

Kabänes heißt im Rheinischen „Kumpel“,„Freund“ oder„Kamerad“ etc. und ist ein Halbbitter-Schnaps, den – halten Sie sich fest! – ausgerechnet der frühere Präsident des Automobilclubs ADAC Otto Flimm 1952 auf den Markt brachte. 1976 zog der Familienbetrieb nach Brühl um, auf halbem Wege zwischen Köln und Bonn gelegen. Die Bitterstoffe in diesen Kräuterlikören haben eine günstige Wirkung auf Magen und Galle, weshalb man sie gerne als Verdauungsschnaps konsumiert. Eher süßlich-bitter ist der Düsseldorfer Kräuterlikör „Killepitsch“, der seit 1955 auf dem Markt ist.

Bär aktuell 258 – 3. Feb. 2019

Februar 1st, 2019

Bildstrecke „Bär aktuell spezial“: Milljöhsitzung 2019 der KG Willi Ostermann-Gesellschaft Köln 1967 e.V. Köln, Foto: Copyright Raap/Bär 2019

Die neuesten Witze aus dem Kölner Karneval

Donald Trump besucht eine Grundschule in Kalifornien und sagt zu den Kindern: „Ich bin Euer Präsident, ihr dürft mir jetzt Fragen stellen“. Einer meldet sich und sagt: „Ich bin Bob und hätte drei Fragen, Mr. Präsident. Erstens: Haben Sie für den Wahlkampf Geld aus Russland angenommen?- Zweite Frage: Warum schmeißen Sie alle Minister raus, die nicht Ihrer Meinung sind? – Dritte Frage: „Verschwinden auch in unserem Land spurlos Leute, die Sie kritisieren?“ In diesem Moment klingelt die Pausenglocke. Nach der Pause kommen die Kinder vom Schulhof zurück und Trump sagt: „Also, wir waren gerade unterbrochen worden. Hat noch jemand eine Frage?“ – Meldet sich einer: „Ich habe zwei Fragen, Mr. President: Erstens, warum klingelte die Pausenglocke diesmal eine halbe Stunde früher als sonst? Und zweitens: Wo ist Bob?“ (Guido Cantz).

AKK – das ist eine Abkürzung für Annegret Kramp-Karrenbauer. Wieso eigentlich? Also, ich kenne die Frau nicht. Ich käme nie auf die Idee, die einfach mit „Annegret“ anzureden. Die korrekte Anrede wäre „Frau Kramp-Karrenbauer“. Und wer das nicht aussprechen kann, der sagt einfach FKK (Bernd Stelter).

Wird ein kleiner Junge gefragt: „Du hast ja kein Brüderchen und kein Schwesterchen. Du bist bestimmt ein Einzelkind.“ Darauf der Junge: „Ich bevorzuge die Bezeichnung ‚Alleinerbe’“ (Guido Cantz).

Als der türkische Präsident Erdogan nach Köln kam, um die Moschee in Ehrenfeld einzuweihen, stellte ein kölscher Rentner sein Fahrrad direkt an der Moschee ab. Sagt der Security-Mann: „Das können Sie nicht machen. Hier kommt gleich der türkische Staatspräsident vorbei!“ – Darauf der kölsche Rentner: „Mach dir deswejen kein Sorge, Jung. Ich schließe dat Fahrrad jut ab!“ (Guido Cantz).

Schäl: Tünnes, hör ens, du sähs zo dinge Frau immer noch „Liebchen“ un „Schätzchen“. Also nä, du bis doch schon 30 Johr verheiratet, da mäht mer doch sujet nit mieh!“ – Tünnes: „Jo, jo, ävver wat willste maache? Ich han der Vorname vun dä Ahl verjesse!“

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Wiener Heringssalat

Beim Wiener Heringssalat nimmt man gewürfelte gekochte Kartoffeln, ebenfalls gewürfelte Salzheringe und Essiggurken, die man mit Apfelstücken, Zwiebeln und gekochten Bohnen vermischt. Für die Sauce verrührt man Eidotter, Senf, Zitronensaft, Salz und Pfeffer mit ein paar Tropfen Öl, fügt dann unter weiterem Rühren Sauerrahm, Meerettich, Kapern und Sardellen oder Sardellenpaste hinzu. Dieser Salat wird traditionellerweise zu Aschermittwoch verzehrt.

Selleriesalat „Der Barbier von Neu-Ehrenfeld“ Man raspele Apfelstücke und Knollensellerie im Verhältnis 1:2 in eine Salatschüssel, gebe Salz, Pfeffer, Senf, etwas Sahnemeerettich, Schnittlauch, einen Spritzer Knoblauchpaste und frische gehackte Petersilie hinzu, rühre dann etwas frischen Joghurt hinein. Man kann den Salat auch noch mit gekochten Eiern anreichern.

Carl Friedrich Ludwig Felix von Rumohr (1785-1843) war ein deutscher Kunsthistoriker und Gastrosoph, er machte in Deutschland die Rumfordsuppe als Möglichkeit der Armenspeisung bekannt: „Dem bayerischen Grafen Rumford, als britischer Untertan Benjamin Thompson (1753 – 1814) in Massachusetts geboren, gelang der große Schlag: Nachdem er zuerst die Wärme-Theorie von den bewegten Molekülen formuliert (1798) und konsequent den geschlossenen Herd erfunden hatte, ging er daran, die Massen zu speisen. Nach kalorischen, ergonomischen, physiologischen Berechnungen konnte dies nur eine minimalische Gemüse-Graupensuppe sein, die fortan in den Armenküchen, Suppenanstalten und Feldküchen Europas als Rumfordsuppe von der Obrigkeit verabfolgt wurde“, schreibt der Historiker Hans Ottomeyer. Rumohr zu Ehren kreierte der Koch Eckart Witzigmann ein „Kalbsbries Rumohr“: das Bries ist die Thymusdrüse, sie sitzt in der Brust des Kalbs und ist reich an Kalium, Vitamin C, allerdings auch an Purinen, wegen denen aufgrund ihres Harnsäuregehalts Gicht-Patienten allzu häufiger Verzehr von Kalbsbries abgeraten wird. Bei erwachsenen Rindern hat sich das Bries zurück gebildet. Das Bries wird erst zwei Stunden in Salzwasser gewässert oder in heißem Wasser kurz abgebrüht, bevor man die Haut und die Äderchen abzieht. Witzigmann bereitet das „Kalbsbries Rumohr“ mit Trüffeln und Gänseleberscheiben zu.

© Raap/Bär 2019

baer aktuell 257 – 3. Januar 2019

Januar 1st, 2019

Bild des Monats Januar 2019:

Jürgen Raap, Casino burlesque, Acryl und Öl auf Leinwand, 2018


Bär aktuell 257 – 3. Jan. 2019

Dass die Schauspielerin und Kabarettistin Antonia von Romatowski bekundete, bei ihren Annegret Kramp-Karrenbauer-Parodien benutze sie dieselbe Perücke wie früher schon bei ihren Frauke Petry-Persiflagen, sollte „AKK“, wie der Volksmund sie phonetisch vereinfacht nennt, zu denken geben. Was aber nicht heißt, dass „AKK“ künftig nur noch mit einer Peter Altmeier-Pläät durch Berlin laufen sollte. Besagter Peter Altmeier kommt übrigens auch aus dem Saarland. Wobei außerhalb des Saarlandes bislang der Kabarettist Gerd Dudenhöffer in seiner Paraderolle als spießiger „Heinz Becker“ das gängige Bild vom Saarländer geprägt und dieses Bild dann bei manchem Zeitgenossen zu der Überzeugung geführt hat: die Saarländer sind wirklich so. Wenn Tante Annegret also künftig optisch nicht mehr mit Frauke Petry und auch nicht mit Heinz Becker verwechselt werden will, ist zur Kaschierung ihrer Frauke Petry-Frisur nicht unbedingt eine Heinz Becker-Schiebermütze angebracht. Andrea Nahles hingegen parodiere sie äußerst ungern, ließ Antonia von Romatowksi verlauten, denn die sei immer „zulaut“, da müsse sie immer „bis an die Schamgrenze“ gehen, sagt die Kabarettistin: nach jedem Auftritt als Nahles sei sie nämlich völlig „heiser“. Da wünscht Herr Bär sich doch, der nächste Bundesparteitag der SPD möge als Flüstersitzung abgehalten

Als frisurtechnische Alternative zu Andrea Nahles hat die SPD für künftige Wahlkämpfe immer noch Martin Schulz in der Hinterhand – der hat auch eine Peter Altmeier-Pläät, aber mit etwas mehr Haarkranz und wie die Tochter von Sigmar Gabriel feststellte, im Unterschied zu „AKK“ und Peter Altmeier auch noch Haare im Gesicht, und Martin Schulz hat zudem noch den Vorteil, kein Heinz Becker-Saarländer zu sein, sondern ein frohgemuter Rheinländer mit einem angenehmen Landaachener Singsang in der Stimme – herumgekreischt wie Andrea Nahles hat er jedenfalls nie, und als er noch der Heiland der SPD war, da hat er immerhin die Leute auch nicht so verarscht wie Fritze Merz, der jüngst für ebenfalls recht kurze Zeit in die Rolle eines politischen Heilands schlüpfte und uns tatsächlich einreden wollte, mit 5 Euro am Tag für Aktienkäufe bekäme man später mal eine dicke Rente – Herr Bär hat ja schon klugerweise damals dem Gerhard Schröder-Intimus Carsten Maschmeier nicht geglaubt, dass man mit einer Riester-Rente später mal auf dem Pariser Place Pigalle die Puppen tanzen lassen und dort eine Champagner-Orgie nach der anderen feiern könnte –und bei Fritze Merzens Aktienmodell reicht’s erst recht höchstens zu einem „Rentnergedeck“ in einer sauerländischen Eckkneipe.

Neulich im Supermarkt. Herr Bär erkundigte sich beim einem jungen Mann, der dort die Regale einräumt, wo denn in dieser Filiale Sülzkoteletts zu finden wären. Darauf der Regalauffüller: „Keine Ahnung, ich arbeite hier nur“. Das war zwar eine schlagfertige Antwort, aber nicht gerade eine, die Herr Bär hören wollte.

Die Jahrestagung des Fachverbandes der Fischmarinadenhersteller begann frohgemut mit einer politisch korrekten Anrede der Anwesenden durchden Vorsitzenden: „Liebe Rollmöpse und Rollmöpsinnen, es gibt auch im neuen Jahr wieder tolle Rezepte und Rezeptinnen für Fischmarinaden und Fischmarinadinnen in Konservendosen und Konservendosinnen, aber auch für eingelegte Fische und Fischinnen in Gläsern und Gläsinnen…“

Wenn Donald Trump lügt, regen sich alle auf. Und wenn er mal die Wahrheit sagt, auch. Und zwar, als er nämlich kürzlich den US-Kindern erklärte, es gäbe gar keinen Nikolaus. Zumindest nicht in Form eines Weihnachtsmannes. Und wo wir gerade beim Thema sind: der Historiker Michael Hesemann erklärt, dieheiligen drei Könige habe es „nie gegeben“, denn von „Königen“ stünde kein einziges Wort im Matthäus-Evangelium; im Originaltext sei lediglich von „Magoi“ die Rede. „Magoi“ seien astronomisch versierte persische Orakelpriester gewesen, die vom Propheten Zarathustra angehalten wurden, nach einem Stern Ausschau zuhalten, der das Kommen eines Heilsbringers ankündigen würde. DieNamen Kaspar, Melchior und Balthasar seien eine Erfindung des 6. Jh.und tauchten erst dann erstmals in den Heiligenlengenden auf. Somit hätte auch hier Donald Trump in US-Kindergärten noch einiges anAufklärungsarbeit zu leisten.
© Raap/Bär 2019

Bär aktuell spezial – Ökumenischer Gottesdienst für Karnevalisten mit Plaggensegnung im Kölner Dom – Januar 2019, Fotos: Copyright Siglinde Kallnbach

Man dürfe den Heimatbegriff nicht den Rechten überlassen, findet Kathrin Göring-Eckardt von den Grünen. Und so zelebriert denn auch in diesen Wochen das kölnische Karnevalsestablishment als Repräsentanten der „bürgerlichen Mitte“ sein Brauchtum unter dem Sessionsmotto „Uns Heimat – uns Sproch“, wiewohl beim Ökumenischen Gottesdienst für die Karnevalisten mit Segnung ihrer „Plaggen“ (Standarten) im Kölner Dom der Erzbischof Kardinal Woelki hochdeutsch sprach, sein evangelischer Amtsbruder hingegen kölsch, wobei Kardinal Woelki dennoch fast genauso volkstümlich wirkte, da er in seiner Predigt immerhin einen Bernd Stelter-Witz zitierte. Mit Orgelbegleitung intonierte der Jugendchor St. Stephan den Bläck Fööss-Klassiker „Unsere Stammbaum“ (…„su sin mehr all hierhin jekumme, mer spreche hück all dieselbe Sproch…“), wenngleich in den Predigten auch auf die babylonische Sprachverwirrung verwiesen wurde. Als nach dem Schlusssegen auch noch der Gassenhauer „Am Dom zo Kölle“ erklang, wurde in den Kirchenbänken sogar dezent geschunkelt, was wieder einmal bewies, dass das Sakrale nirgendwo sonst so eng mit dem Profanen verbunden ist wie im einstmals hillige Kölle, heute eine Heimat der Angehörigen von immerhin 182 Nationen. Zu den Selbstvergewisserungen jener Bürgergesellschaft, die sich gerne über die integrative Kraft des Karnevals definiert, gehört eben auch, dass dieser Heimatbegriff der bürgerlichen Mitte eben kein ethnisch homogener ist, wie ihn sich die Rechtspopulisten herbeisehnen.

© Raap/Bär 2019

Plaggensegnung
Plaggensegnung

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Chicorée-Salat „Herbesthal“mit Wachteleiern

 Herbesthal gehörte von 1816 bis 1919 zu Preußen undwar in jener Zeit letzter deutscher Ort vor der belgischen Grenze;heute gehört der Ort zur belgischen Provinz Lüttich. Die PfarreiHerbesthal wurde 1906 vom Kölner Erzbischof gegründet.Chicorée-Salat ist ein Standardrezept der belgischen Küche: manschneidet die Strünke ab, wässerr die Blätter, damit sich dieBitterstoffe verlieren, vermischt die Blätter dann mit einerVinaigrette aus Olivenöl, weißem Balsamicoessig, Senf undFeigensenfsauce, fügt Salz und Pfeffer und ein wenig frischenThymian hinzu, etwas geraspelten roten Gemüsepaprika und eineMesserspitze Paprikamark, garniert den Salat dann mit gekochten Wachteleiern.

Blaff de Gouadeloupe Die Küche von Gouadeloupe vereinigt westindische, kreolische und französische Einflüsse. Ein typisches Gericht ist „Blaff“: dazu nehme man Thunfisch, Red Snapper und Makrele, je nach Anzahl derPortionen (1-6) einen oder mehrere Fische, mariniere die Fischemindestens fünf Stunden lang in Lemonensaft aus 5 ausgepressten Lemonen, Salz, grünen und roten Pfefferkörnern, Pimentkörnern, 2-3ausgepressten Knoblauchzehen. Dann dünstet man Zwiebeln und Knoblauchzehen in Öl an, gießt ½ Liter Wasser hinzu, das man aufkochen lässt, fügt dann Thymian, Petersilie, Rotsandelholzpulver und Pfefferkörner hinzu, gibt dann den Fisch in das kochende Wasser und schaltet die Flamme dann sofort herunter, lässt den Fisch 20-25Min. im Sud ziehen und serviert ihn zusammen mit Süßkartoffeln, Yamswurzeln und Bananenscheiben.

Karibisches Fleischcurry indische Art Für das „Colombo“-Fleischcurry auf den Inseln der Französischen Antillen nimmt man ursprünglich Ziegenfleisch, das bei uns jedoch frisch schwer zu bekommen ist; stattdessen also Schweinefilet oderLammkeule, das man in gulaschähnliche Würfel schneidet, zusammen mit Zwiebeln in Öl kurz anbrät. Dann gibt man einen Sud aus Joghurt und Tomaten hinzu, den man vorher aufgekocht hat, zusammen mit Kurkuma-Gelbwurzel (als Wurzeln oder auch als Pulver), Chili , Kreuzkümmel, Kardamon, Garam Masala, und lässt das Ganze bei kleiner Flamme ca. 40 Min. köcheln, bis das Fleisch schön zart ist.

Bananen-Dessert „Matongé“ à la Karl-Josef Bär

Man spicke eine Banane mit kleinen Stückchen vongetrockneter Dattel. In einem Topf kocht man etwas Milch oder süße Sahne mit Anis, Zimt, etwas Honig, rohen (nicht gesalzenen!) Erdnüssen und einem Klacks Erdnusssauce auf, übergießt damit die Bananen und stellt das Ganze dann 20 Min. lang bei mittlerer Hitze in den Backofen.

baer aktuell 256 – 22. Dezember 2018

Dezember 8th, 2018

Bär aktuell Nr. 256 – 22. Dez. 2018

Für die CDU hätte es bei der Neubestellung des Parteivorsitzes noch schlimmer kommen können, was die Unaussprechlichkeit mancher Nachnamen, zumal Doppelnamen, angeht. In Bünde (Nordrhein-Westfalen) z.B. leistete sich die CDU mal eine Bürgermeisterin namens Anett Kleine-Döpke-Güse, was bei einem Besuch des chinesischen KP-Vorsitzenden Xi Jinping für diesen eine noch größere phonetische Herausforderung gewesen wäre als „Annegret Kramp-Karrenbauer“: deren Namen kann man immerhin noch mit „AKK“ abkürzen. Das hört sich dann zwar an wie der Name eines neuen Atomkraftwerks, erspart Herrn Xi Jinping jedoch die Blamage, beim Staatsbankett einen Trinkspruch mit der phonetisch völlig falsch artikulierten Anrede „Sehl geehlte Flau Klamp-Kallenbauer“ für betretene Gesichter zu sorgen und gibt Herrn Bär die unverhoffte Gelegenheit, an dieser Stelle einmal mit unverfrorener politischer Unkorrektheit munter herumzukalauern. Xi Jingping hätte also sagen können: „Liebe Frau AKK“, aber bei „Anett Kleine-Döpke-Güse“ fällt einem indes keine griffige Abkürzung ein. Aber dass es den Weltmachtführer Xi Jinping mal ausgerechnet nach Bünde in Nordrhein-Westfalen verschlägt und er sich dann bei der Anrede der Bürgermeisterin phonetisch blamiert, ist doch ziemlich unwahrscheinlich. Falls die SPD nun mithalten will und ihnen „Andrea Nahles“ mangels eines unaussprechlichen Doppelnamens als Alleinstellungsmerkmal nicht mehr genügt, dann könnten sie doch als Herausforderin von „AKK“ alias Tante Annegret als Spitzenkandidatin bei der nächsten Bundestagswahl stattdessen doch lieber ihr Parteimitglied Ulla Kalbfleisch-Kottsieper reaktivieren, und zwar mit der Abkürzung „UKK“.

Zur Ehrenrettung des unterlegenen Kandidaten beim Wettbewerb um den CDU Parteivorsitz Fritze Merz muss man sagen, dass das Sauerland eine Gegend ist, in der man es am besten aushält, wenn man weiß, wie man sie schnell wieder verlassen kann. Ein höchst finsteres Loch, so dass man es dem in Arnsberg beheimateten Fritze Merz nachsehen muss, dass er ein Privatflugzeug unterhält, um eben diesem Sauerland möglichst schnell wieder entrinnen zu können. Doch auch wenn Fritze Merz volkstümlicher aufgetreten wäre und dem Sauerland mit Billigflug-Tickets von Eurowings oder Ryanair in die weite Welt des Casino-Kapitalismus entflohen wäre, hätte man ihn immer noch für einen beinharten Lobbyisten der Hochfinanz und nicht für einen Volkstribun der Kleinsparer halten müssen, was Merz (Achtung, noch ein Kalauer: auf chinesisch heißt er „Melz“) eben nicht sympathischer macht als „AKK“ oder „UKK“.

Von einem Dummkopf kann man keine klugen Erklärungen erwarten Das bewies einmal mehr der PS-Prolet, den die Polizei bei einem illegalen Autorennen aus dem Verkehr zog, und dies im wahrsten Wortsinn. Der Jüngling mit sozialtypischer Undercut-Frisur versuchte seine törichte Raserei mit der Einlassung zu begründen, er käme mit dem geliehenen Sportwagen noch noch nicht so gut zurecht und habe daher im Fußraum das Bremspedal noch nicht gefunden. Dass er dann nach polizeilicher Anweisung seinen Heimweg zu Fuß antreten musste, ist nachvollziehbar und pädagogisch sinnvoll. Eine andere pädagogische Alternative hätte es auch nicht geben können, getreu des Lehrsatzes: „Mach aus einem Doof nie einen Schlaukopf, denn du kriegst ihn hinterher nicht wieder doof“. © Jürgen Raap/Karl-Josef Bär 2018

Kölsche Weihnacht im 21. Jh.

© Jürgen Raap/Karl-Josef Bär 2018

Beim ALDI jov em August ald Printemänner

Zimtsterne, Pefferkooche, Kääzeglimmer

Un em September direck noh „Jeck em Sunnesching“

Do fiere se bei 30 Grad ald en de Chressdach eren.

Do kom dä Nikolaus nit mieh mem Schlitte

Sondern en ener Schwemmbotz üvver dä Fühlinger See

Op enem Surfbrett anjeredde

Un de Weihnachtsmärkte die öffne schon

Em Oktober zum Köln Marathon

Ävver ich mein – jedes Fest dat jehürt en singe Jahreszeit

För Fastelovend do simmer em Februar janz jän bereit

Doch Glühwein, Brotäppel, Dresdner Stolle,

Mer nit em Sommer sondern eez em Advent mer wolle.

Keine Osterhas schon koot noh Neujohr op dä Prinzenproklamation

und keine Nubbelverbrennung ald am 11.11. zur Beginn der Session

Eez wenn et kalt weed, un dauernd am rähne es an einem Stöck

Wenn et drusse richtig iggelich weed, dann es se nit mieh wick

Met Tannenduft und Spikelazius – de Weihnachtszick

Dann lehns dich vör dingem Atzventzkranz ze Hus jenöglich zeröck

un müffels ne Weckmann – oder och Rievkooche met Röbekrück

Doch dann ene Dach för dem Hellige Ovend do fällt dir en

Oh Jott, ich han mich noch janit noh Jeschenke öm jesinn

Jetz ävver noch flöck en de Stadt jejöck

Vielleich kriech om letzte Drücker noch jet un han Jlöck

Noch schnell om hellige Ovend Jeschenke enkoofe op d’r Schilderjass

dat es en blöde Idee, denn do küsste ävver schwer en Brass

Dat es alles andere als e besinnlich Krippespill

Do kämpfs dich met Ellebogen durch dat Jewöhl

Nur Hektik un Stress un nur Theater

Un vum däm fuselige Glühwein om Nühmaat häste morje ne Kater

Schwer bepackt met Jeschenkpakete denkste: ich muss he jetzt fott

Doch dann es bei der U-Bahn ald widder de Rolltrepp kapott

De Bahn kütt ze spät und se es proppenvoll

Do denkst dir, ich weed he noch raderdoll

Un weed dat Chressdachsfess noh all däm Stress doch noch jet schöner

Dann verjiss ävver nit dä Sproch vun dä „Höhner“:

Wenn Äschermettwoch immer noch dinge Chressboom brennt

dann häste Rusemondaach glatt verpennt.

In diesem Sinne:

Frohe Weihnacht überall

Bald ist wieder Karneval

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Poireaux en vinaigre – Poree in Essig ist eine typische Vorspeise aus der Pariser Hausfrauenküche. Man kocht separat pro Person ein Ei in Essigwasser hart und dünstet Porreestangen im Wasserdampf 15 Min. lang. In einer Salatschüssel vermengt man das klein gehackte Ei mit Öl, Essig, ein klein wenig Senf, klein gehackten Schalotten, Salz und Pfeffer, verteilt dies auf die Teller und garniert jeden Teller mit einer warmen Stange Poree.

Mariniertes Thunfischfilet mit geschmorter Gurke Das Thunfischfilet pfeffert man beiden Seiten, beträufelt es mit Zitronensaft, fügt Zwiebelstücke, 1-2 gepresste Knoblauchzehen, 1 Spritzer Sojasauce, 1 eingelegte Sardelle und 2-3 Limettenblätter hinzu sowie reichlich Knoblauch-Olivenöl, frische Rosmarinblätter und lässt den Fisch mit diesen Zutaten über Nacht in dieser Marinade ruhen. Brät ihn dann kurz an, fügt etwas Wasser hinzu und lässt ihn dann gar dünsten. Die Gurkenstücke schmort man separat in Butter an, fügt Salz und Pfeffer hinzu und dünstet sie dann mit frischem Dill in ein wenig Wasser.

Galette ist ein bretonischer Pfannkuchen aus Buchweizenmehl, älter und damit ursprünglicher als die Crêpe, die man zumeist mit süßen Zutaten belegt, während zur Galette eher herzhafter Belag mit Speck, Hackfleisch, Spiegel- oder Rührei und geraspeltem Emmentaler. Die Galette des Rois ist ein Dreikönigskuchen, den man in Frankreich und Belgien am 6. Januar zum Dreikönigsfest verspeist, hier allerdings aus Hefe- oder Blätterteig bestehend. In diesen Kuchen ist eine kleine Porzellanfigur eingebacken. Wenn man den Kuchen zerteilt, ist derjenige, der das Stück mit der Figur bekommt, König für einen Tag.

baer aktuell 255 – 3. Dez. 2018

Dezember 1st, 2018

Bild des Monats Dezember 2018:

Jürgen Raap, Der verratene Verräter, Öl und Acryl auf leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 255   – 3. Dez. 2018

 

Deppen-Ranking Grandiose Fehlleistungen gilt es auch jetzt wieder im Jahres-Ranking der weltweiten Deppen und Volltrottel aufzulisten. In Höchstform präsentierte sich in dieser Hinsicht das Führungspersonal der Großen Koalition, allen voran Andrea Nahles, die sich in der Causa Hans-Georg Maaßen von dem durchtriebenen Horst Seehofer die Zusicherung abgeluchsen ließ, für die zunächst angedachte Beförderung Maaßens als Staatssekretär ins Innenministerium müsse stattdessen ausgerechnet ein SPD-Staatssekretär seinen Hut nehmen. Für eine solche realitätsverlustbedingte und maccchiavellistische Verblendung der ansonsten immer einen Tick zu lauten und immer etwas zu trampelig-burschikosen „In die Fresse“-Politikerin ist Platz 1 reserviert und für den irrlichternden Horst Seehofer Platz 2. Da aber bei diesem Schmierentheater um eine peinliche Ämterpatronage Angela Merkel, die diese Intrige lemurenhaft-lustlos abgenickt hat, sich keineswegs mit Ruhm bekleckert hat, sondern auch sie den Eindruck verfestigte, Politiker beschäftigen sich am liebsten nur mit sich selbst, finden wir die Bundeskanzlerin auf Platz 3 und Hans-Georg Maaßen mit seiner grandios gefloppten Außendarstellung via BILD-Interview und völlig überzogener Abschiedsrede auf Platz 4: der SPD kann man alles mögliche vorwerfen, nur nicht, dass sie linksradikal sei, wie – etwas verkürzt dargestellt – Maaßen anscheinend glaubt. Platz 5 nimmt der stets unbedarfte Boris Becker ein, der zwar mal vorgehabt haben soll, sein „Privatleben aus den Medien heraus halten“ zu wollen, dann jedoch in einem SAT 1-Interview freimütig zugab, „die Versuchung, sich zu äußern, sei groß, gerade wenn man so umtriebig in den sozialen Netzwerken sei wie er“, wie ntv-de über Bobeles Sehnsüchte nach öffentlicher Selbstentblößung reportierte. So erfuhren die Leser der Boulevardpresse auch in diesem Jahr wieder reichlich allerlei komische und tragikomische Details: der Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik, der Boris Becker zur Immunität verhelfen und ihn damit vor den Nachstellungen des Insolvenzgerichts bewahren sollte, entpuppte sich als plumpe Fälschung. Für den Verkehrsminister Andreas Scheuer ist Platz 6 reserviert, da er sich unverhohlen zum Büttel der Autoindustrie und ihren Diesel-Schummelbrüdern herabwürdigen ließ. – Obwohl die Bewohner des Emslandes in den heißen Sommerwochen wegen Brandgefahr keinen Holzkohlegrill benutzen durften, ballerte die Bundeswehr dort bei einem Manöver dennoch munter in der Gegend herum und verursachte dadurch einen großflächigen Moorbrand, weshalb diesen Deppen Platz 7 gebührt. Dass im AfD-internen Streit, wie politisch korrekt der Sprachgebrauch zu sein hat oder eben nicht, Björn Höcke ausgerechnet seinem Parteifreund Alexander Gauland „politische Bettnässerei“ vorwirft, dieser wiederum eine solche Beschimpfung für „nicht zielführend“ hält, hat zwar einen gewissen Unterhaltungswert, doch angesichts des Grundsatzes in der Psycholinguistik, was wir falsch benennen, das denken wir auch falsch, seien die beiden an dieser Stelle auf den Plätzen 8 und 9 erwähnt und Herrn Gauland geraten, das Bettlaken zu wechseln. Wie und warum Ideologen immer wieder in die Falle des falschen Bewusstseins tappen, ist übrigens in Theodor W. Adornos „Dialektik der Aufklärung“ nachzulesen, und wer noch mehr darüber wissen will, der greife auch noch zu Peter Sloterdijks „Kritik der zynischen Vernunft“. In diesen Kontext eines irregeleiteten und daher fragwürdigen Bewusstseins passen auf Platz 10 auch die Rapper Kollegah und Farid Bang, die sich zu der Liedzeile „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ verstiegen, dessen anti-semitischer Tenor samt ihren anschließenden ebenfalls höchst dickfelligen verbalen Rechtfertigungsversuchen die „Süddeutsche Zeitung“ dann zu Recht als „gruselige Mischung aus Gewissen- und Verantwortungslosigkeit gepaart mit geschäftlichem Kalkül und verblüffend trotziger Dummheit“ beurteilte.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Pansensuppe

In türkischen Restaurants und Imbissen war die Pansensuppe noch bis weit in die 1990er Jahre überall verbreitet. Im deutschen Sprachraum nennt man sie Kuttelsuppe, oder auch, vor allem im Österreich Flecksuppe/Kuttelflecksuppe. De Königsberger Kuttelsuppe und die österreichische Flecksuppe waren im 19. Jh. Standards in Straßenimbissen; in der polnischen Küche kennt man sie als Flaki. Man kocht Rinderpansen zusammen mit Rindermarkknochen in Salzwasser weich, nimmt dann die Knochen und das Fleisch heraus, schneidet den Pansen in dünne Streifen, brät sie dann in Schmalz mit Zwiebeln und Knobloch an, bestäubt sie mit Mehl, verrührt das Ganze zu einer Mehlschwitze, die man dann mit Weinessig und einer Mischung aus dem Kochwasser und Fleischbrühe ablöscht. Kurz aufkochen. Würzen mit Salz, Pfeffer, vie Majoran und einem Lorbeerblatt, regional unterschiedlich auch mit noch mehr Knobloch. In der Türkei reibt man den Pansen vorher mir Salz ein und lässt ihn mehrere Stunden ziehen, bevor man ihn in Zitronenwasser kocht. In der Slowakei nimmt man scharfen und süßen Paprika als Gewürz, verzichtet aber auf Essig. Diese Suppe war schon im 17. Jh. beim polnischen Kleinadel sehr beliebt. Das Rezeot wurde Anfang des 19. Jh. erstmals in einem Kochbuch erwähnt und verbreitete sich dann in Variangten über sämtliche Länder der K.u.k.-Monarchie Österreich-Ungarn. In Frankreich (dort heißen Kuuteln „Tripwes“) und in Spanien bereitet man „Callos madrilena“ (Kutteln auf Madrider Art) auch auf andere Art zu: Die gewässerten Kutteln werden in Madrid kurz vorgekocht und dann zusammen mit Kalbsknochen und Kalbsfüssen mehrere Stunden lang mit Salz, viel Knobloh un Lorbeerblättern im Sud gegart. In einem zweiten Kochgang brät man in Olivenöl Zwiebeln und Tomaten an, schüttet dies mit dem Kuttlsud und den Kutteln auf und lässt das Ganze zusammen mit Serrano-Schinken, Chorizo-Paprikawurst und Morcilla-Blotwurst als Eintopf schmoren. Tripes à la mode de Caen gehen auf das Rezept eines Benedektinermönchs im 14. Jh. zurück; man schichtet in einem Topf zuerst Zwiebeln, Poree, Möhren, Knobloch, Thymian andere Gartenkräuter, dann Kutteklstreifen, und zuoberst Kalbsfüße und dann Rinderfett (z.B. Fettteil vom Suppenfleisch). Füllt das Ganze mit Hühnerbrühe, Cidre-Apfelwein und einem Schuss Calvados auf, lässt es mehrere Stunden lang schmoren und nimmt dann vor dem Servieren das zerkochte Gemüse und die Kalbsfüße heraus. Bei der Kuttelwurst Andouillette müssen die Kutteln vorher auch gründlich gewässert werden; beim klassischen Rezept vermischt man sie mit Kalbsgekröse, Herz und anderen Innereien, Darm, Nackenfleisch vom Schwein und Teilen vom Schweinskopf, manchmal auch Entenklein etc. – wenn man sie nicht richtig zubereitet, riecht und sckmeckt sie wegen der Innereien nach Urin. Sie wird vorgekocht und dann gebraten oder gegrillt, zusammen mit Linsen oder pommes frites serviert, und mit viel Senf verzehrt. Ähnlich ist die Andouille – eine Kuttelwurst als Aufschnitt zum Kaltessen.

Boquerones à la Karl-Josef Bär

Hierfür nimmt man kleine frische Sardellen, beim denen man den Kopf abknickt und die Rückengräte entfernt. In Spanien nennt man fritierte/gebratene oder in Öl, Essig, Knobloch und Petersilie eingelegte Sardellen Boquerones, in Salz eingelegtb heißen sie Anchoas oder Anchivis. Man salzt und pfeffert die Boquerones, beträufelt sie mit Zitronensaft, reibt sie ein wenig mit Knoblochpaste ein und wälzt sie dann in Öl, bevor man sie in einer Pfanne in reichlich Butter, Kokos- oder Palmfett und 2-4 Knoblochzehen brät (nicht in Öl), bis sie nach ca. 5 Min. von beiden Seiten goldgelb sind und vor dem Herausnehmen mit Petersilie bestreut werden.

Kolatsche war ursprünglich ein Brot, das im slawischen Kulturraum dem Brautpaar zur Hochzeit überreicht wurde und damit eine symbolisch-rituelle Bedeutung hatte. Heute ist es eine Kuchenspezialität. Ursprünglich kam dieses Rezept wohl durch rumänische Auswanderer nach Mähren, verbreitete sich von dort aus nach Böhmen, in die Ukraine, Schlesien, Polen und den nördlichen Balkan. Die erste Erwähnung findet sich in einem böhmischen Kochbuch aus dem Jahr 1687. In Tschechien stellt man die Kolatschen aus einem Hefeteig mit Eiern, Schmalz oder Butter her, sticht dann aus dem Teig eine runde Form aus. In Österreich verwendet man einen Hefeteig aus Mehl, Wasser und Hefe mit einer Quarkfüllung, die aus Quark, Zucker, Eigelb und Rosinen besteht und formt die Teighülle dann zu einer Tasche, d.h. die Füllung wird oben durch Teig abgedichtet und hat dann eine quadratische Form. Als Füllung nimmt man aber oft auch Pflaumenmus. In den Balkanländern formt man den Teig auch zopfförmig.

baer aktuell 254 – 3. Nov. 2018

November 13th, 2018

Bild des Monats November 2018:

Jürgen Raap, Die Reitstunde, Acryl u. Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 254 – 3. Nov. 2018 (Pädagogisch wertvoll!)

Wenn Politiker ihre Wahlniederlagen schön reden, dann machen sie sich zum Hanswurst. Ein Paradebeispiel hierfür und damit wieder einmal ein solches auch für einen berufstypischen Realitätsverlust bot am Abend der Hessenwahl der drollige SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel (doch, der heißt wirklich so), als dieser trotzig erklärte, er, Thorsten Schäfer-Gümbel, und seine Partei hätten im Landtagswahlkampf doch eigentlich „alles richtig gemacht“, und was er sich „in zehn Jahren aufgebaut“ habe, das ließe er, Thorsten Schäfer-Gümbel, sich jetzt „nicht kaputt machen“. In diesen zehn Jahren ist Thorsten Schäfer-Gümbel als Spitzenkandidat seiner Partei in Hessen immerhin dreimal fulminant gescheitert. Was also soll man bei dem noch kaputt machen? Wahrscheinlich sind in Schäfer-Gümbels Augen die Wähler zu blöd, um begriffen zu haben, dass er „alles richtig“ machte. Die Arroganz der Macht sucht auch die Versager heim, wenn sie vergeblich nach ihr greifen.

Nicht allzu souverän, sondern stattdessen mit eher gewohnt muuzepuckelig-missmutiger Mimik verkündete derweil Mutti Merkel, sie wolle im Dezember 2018 nicht mehr für den CDU-Parteivorsitz kandidieren, wobei dieser lustlos wirkende Rückzug allerdings eigentlich „gegen ihre Überzeugung“ geschehe, denn Kanzlerschaft und Parteivorsitz gehörten „eigentlich in eine Hand“. Ja, fragt sich Herr Bär, wieso eigentlich? Ist das nicht ein bisschen zu viel „eigentlich“? Und ist eine Ämterhäufung denn „eigentlich“ demokratisch? Da hätte Herr Bär von ihr sich doch viel lieber einen geradlinigen Abgang mit viel Theaterdonner gewünscht, wie ihn König Friedrich III. von Sachsen 1918 hinlegte, als er seinen Thronverzicht mit den Worten verkündete: „Macht Euren Dreck alleene“.

Einzig und allein der in jeder Hinsicht stets gelenkige FDP-Vorturner Christian Lindner wagte keck die Kritik, Mutti Merkel habe auf „das falsche Amt verzichtet“, doch aus den Reihen aller anderen Parteien, der Grünen wie der SPD und selbst aus dem Mund der sonst eher krawalligen Andrea Nahles kam ein heuchlerisch vergiftetes Lob für Mutti Merkels Rückzugsankündigung, so dass die ARD-Korrespondentin Tina Hassel in der „Tagesschau“ darin sogar schon auf Mutti Merkel einen „Nachruf“ zu Lebzeiten heraus gehört zu haben glaubte.

Auch derlei rituelle Heuchelei befördert beim Wählervolk die Politikverdrossenheit, so dass in diesen Tagen nicht nur die weltfremden Schäfer-Gümbelschen Trotzreaktionen, sondern auch die verlogenen Elogen aus dem Munde der politischen Konkurrenz auf die einstmals heilige Angela Berlins Politbetrieb wieder einmal zur Bühne einer burlesken Hanswurstiade geraten ließen.

Sich zum willfährigen Büttel der Autoindustrie zu machen, indem sich die „Groko“ aus dem Diesel-Abgas-Gestank recht einfallslos durch eine simple Aufweichung der gesetzlichen Grenzwerte für Schadstoffemissionen herausmogeln will, ist in den Augen von Herrn Bär lediglich ein weiterer Akt in diesem unsäglichen Groko-Schmierentheater.

Dem Deutschen Volke“ steht als Inschrift über dem Portal des Reichstagsgebäudes, aber damit ist ursprünglich eben kein Schwank im Politbetrieb als Volkstheater gemeint.

Kann Kevin Kühnert die Welt retten? Oder ist er auch nur eine weitere Knallcharge in diesem burlesken Bundes-Volkstheater? Kevin Kühnert wirkt optisch ein wenig wie ein jugendlicher Gewinner des „Thorsten Schäfer-Gümbel-Ähnlichkeitswettbewerbs nur ohne Fielmann-Brille“, und über seinen Vornamen weiß das „Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik“ (Stangl, 2018) zu berichten: „Der Begriff des Kevinismus – auch Chantalismus – beschreibt das psychologische Phänomen, dass Eltern bildungsferner Schichten ihren Kindern eher exotische oder anglo-amerikanische Namen geben. Die Vergabe anglo-amerikanischer Namen ist dabei ein Unterschichtsphänomen, der sich aus den Faktoren Wohlstand und kulturelle Nähe begründet…“ Nun ist allerdings die SPD längst keine Unterschichten-Partei mehr, was u.a. die „Bundeszentrale politische Bildung“ damit belegt, indem sie ihre Internetseite zum Stichwort „Abstieg-Prekariat-Ausgrenzung“ mit einem Franz Müntefering-Zitat garniert, „in Deutschland keine Unterschicht zu kennen.“

Kevin Kühnerts beharrliche wie völlig naive Forderung, die SPD möge aus der Großen Koalition aussteigen, um sich stattdessen lieber in der Opposition zu erneuern, offenbart somit einen typisch kevinistischen Denkfehler: Falls es dann Neuwahlen gäbe, wird dann nämlich kaum einer eine Partei wählen wollen, die erst gar keine Regierungsverantwortung und damit eine positive Mitgestaltung der Gesellschaft und ihrer Zukunft mehr anstrebt.

Unterdessen sind die Grünen imagestrategisch schon sehr weit gekommen in ihrem Wandel von einer bislang spartanisch-sauertöpfischen Verzichtsethik-Partei zu einer gemäßigt-hedonistischen Öko-FDP. Erinnern wir uns: Vor 30 Jahren haben die zauseligen Delegierten der Grünen auf ihren chaotischen Parteitagen im fusseligen Norwegerpullover noch demonstrativ gegen den Weltuntergang angehäkelt und angestrickt, während man heute ihrer Bundesvorsitzenden Annalena Baerbock durchaus zutraut, beim Sektempfang in der Vorstandsetage von Siemens eine gute Figur zu machen, wenn es gilt, Ökologie und Ökonomie miteinander zu versöhnen und dies in dem realpolitischen Slogan auszudrücken: „Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose“. Wie das auch mitten in der Wüste funktioniert, kann man – allerdings nur auf englisch – auf der Website unter „About Siemens in Saudia Arabia“ nachlesen. Solange allerdings der Mordfall Kashoggi nicht restlos aufgeklärt ist, dürfen keine „Siemens 3SB3 Lampenfassungen“ (für Glühlampe BA9S, mit Schraubanschluss 3SB3420-1A) zur Illuminierung des saudischen Kronprinzenpalastes mehr dorthin geliefert werden. Hat jedenfalls Mutti Merkel gesagt. Oder auch nicht.

© Raap/Bär 2018

Beachten Sie bitte folgenden Veranstaltungshinweis:

Karl-Josef Bär? Den kriegt man ja nie zu sehen. Doch, kriegt man. Und zwar am Dienstag, 27. November 2018 um 19 Uhr im Künstlerverein Malkasten, Jacobistraße 6a, 40211 Düsseldorf. Der Performancekünstler Robert Reschkowski liest aus seiner Autobiografie „Rock your life“ und Herr Bär kommentiert dazu das Zeitgeschehen.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Schwarzer Heilbutt und Tintenfisch auf asiatisch-rheinische Art

Heilbuttfilet sollten als flache Stücke oder Scheiben genommen werden, Tintenfischteile auch in dünne Ringe oder Scheiben schneiden und zusammen mit Lauchzwiebeln in eine Casserole geben. Mit einer Marinade aus Sesamöl, heller Sojasauce, asiatischer Fischsauce, japanischem Mirin-Essig, etwas Knobloch, etwas geriebenem Ingwer,, etwas japanischem Wasabi-Meerrettich, gerösteten Sesamkörnern, Sambal oelek und etwas Fischfond übergießen, bis alle Fischteile bedeckt sind. Ein paar Limettenblätter hinzufügen, außerdem kleine Scheiben vom Stangensellerie, ein paar Fenchelstücke, ein paar längs geschnittene Stücke roten Gemüsepaprika und das Ganze über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen. Dann im Backofen bei mittlerer Hitze ca. 20-30 Min. garen, vor dem Servieren Creme fraiche einrühren, mit ein paar Spritzern Limettensaft und eventuell noch etwas Wasabi abschmecken. Dazu passt als Ergänzung aus der experimentellen rheinischen Küche ein Parfait aus klein gehackten blauen Weintrauben, die man mit etwas Petrella-Käse, Wasabi, Sesamkörnern, Creme fraiche und geriebenem Gran Padana-Käse, Salz und grünem Pfeffer vermengt, in kleine Förmchen gibt und über Nacht ins Gefrierfach stellt und dann tiefgefroren zum Fisch reicht.

Rheinisches Hühnerragout

Was antike Geschichtsschreiber über die Ernährungsgewohnheiten der Kelten berichteten, mag nicht immer der Wahrheit entsprochen haben. Jedenfalls gab es seit der jüngeren Eisenzeit im keltischen Kulturraum auch Speisehühner, im römisch besiedelten Rheinland auf jeden Fall ab dem 2. Jh n. Chr. Man briet sie mit Speck gespickt am Spieß oder buk sie mit Füllungen; und zwar zumeist Junghühner oder -hähne; aus älteren Tieren kochte man eine kräftige Brühe. Für das rheinische Hühnerragout kocht man ein Suppenhuhn oder eine Poularde zusammen mit Möhren, Poree, Stücken vom Knollensellerie und 2 Stangen Sellerie zusammen mit Pfefferkörnern, 1 zerkleinerter Knoblauchzehe und Petersilie 2 Std. lang in Salzwasser. Dann löst man nach dem Abkühlen das Fleisch von den Knochen und zerteilt es in kleine Stücke. Dann dünstet man in Scheiben geschnittene Champignons zusammen mit Zwiebeln kurz in Butter an, gibt etwas von der Geflügelbrühe und klein geschnittene Gewürzgurken hinzu, lässt diedren Sud kurz aufkochen und dann 5 bis 10 Min. ziehen. Als dritten Arbeitsschnitt rührt man in einem Topf etwas Mehl in zerlassener Butter ein, gibt unter ständigem Rühren die Geflügelbrühe und einen kräftigen Schuss Weißwein und 2 zerquirlte Eigelb hinzu, schmeckt das Ganze nach kurzem Aufkochen mit Salz, Pfeffer, Zitronenpfeffer, Knoblauchpulver und ein paar Spritzern Zitronensaft ab, und da die Römer schon Thymian kannten, kann man auch auch Sträußchen Thymian mitdünsten lassen, wenn man das Hühnerfleisch und die Champignons hinzufügt.

Ööcher Printe

Ööcher Printe – Aachener Printen gibt es in der speziellen Rezeptur ab etwa 1820: weil sie in der Napoleonzeit von Rohrzuckerimporten abgeschnitten waren, mussten die Aachener Zuckerbäcker für ihre Lebkuchen als Süßstoff Zuckerrübensirup verwenden – mit dieser regionalen Variante der Rezeptur unterscheidet sich die Aachener Printe z.B. vom Nürnberger Lebkuchen. Anfangs gab es die Ööcher Printen nur als Hartprinten; dann ab etwa 1850/60 auch mit Zuckerglasur oder Schokoladenüberzug. Die klassische Printe lässt sich auch gut in der Sauce zu Rheinischem Sauerbraten verwenden oder zu einem Rehbraten bzw. einer Rehkeule, die man zusammen mit Speck, Zwiebeln und Backpflaumen im Backofen brät und zu der man dann eine Printensauce serviert, für die man Zwiebeln in Butter andünstet, Tomatenmark und Rotwein und Wildfond hinzugibt, Printenstücke hineinbröselt und das Ganze kurz aufkochen und dann noch ein wenig köcheln lässt. Vor dem Servieren mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Bildstrecke Bär aktuell spezial: 11. 11. 2018 – Sessionsauftakt im Kölner Karleval

alle Fotos: Copyright Siglinde Kallnbach

Karneval Köln 11.11. 2018

appelsine funke

Siglinde Kallnbach und Ludwig Sebus

Veranstaltung der „Muuzemändelcher“ im Kölner Rathaus – Mitglieder des Ostermann-Singkreises

Plaggenträger

Ramponierte Edelweisspiraten-Gedenkstätte am Bahndamm Köln-Ehrenfeld am Morgen des 11.11. 2018

„Muuzemändelcher“

Die Kölner Karnevalisten 1949 e.V.

Verleihung der „Goldenen Muuz“ an die Bläck Fööss am Sonntag, 11. 11. 2018 im Rathaus der Stadt Köln

beim „Spill op d’r Rothustrapp“ 16-19 Uhr

Die „Muuzemändelcher”, auch „Muuze“ genannt, sind die älteste linksrheinische Vereinigung der Karnevalisten und Künstler Kölns.Muuze“ und auch „Muuzemändelcher“ sind ein Schmalzgebäck, dass im Rheinland zur Fastenzeit angeboten wird.

Absolut unappetitliche Begleiterscheinung des Narrentreibens: nach der diesjährigen Gedenkfeier wg. der Ermordung der Ehrenfelder Edelweißpiraten am Bahndamm am 10. 11. 1944 zerrupften und zertrampelten dort in der Nacht auf den 11.11. 2018 vandalisierende Unbekannte den Blumen- und Schleifenschmuck an der Gedenkstätte. Als Protest gegen diese Ramponierung des Denkmals und gegen die aktuell zunehmende Gefahr durch Rechtsextremismus sammelte die Künstlerin Siglinde Kallnbach auch auf dieser Karnevalsveranstaltung der „Muuzemändelcher“ Unterschriften im Rahmen ihres Kunstprojekts „a performancelife“. Daran beteiligten sich u.a. die Bläck Fööss, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Domprobst Gerd Bachner und die 92jährige Karnevalslegende Ludwig Sebus.