baer aktuell 315 – 22. Sept. 2022

September 1st, 2022

Bild des Monats September 2022:

Jürgen Raap, „Die notwendige Versklavung der Kröten“, 2022

Bär aktuell No. 315 – 22. Sept. 2022:

Pünktlich zum meteorologischen Herbstbeginn schwört uns Minister Robert Habeck nicht nur auf schnelles und sparsames Duschen, sondern ebenso auf nächtliche Verdunklungsvorschriften ein, die schon in früheren, dann freilich weitaus unseligeren Zeiten als den heutigen als Inbegriff einer Kriegswirtschaft gegolten haben mochten. So wird wohl in diesem ab 22 Uhr künstlich verdunkelten Herbst mancherorts die gute alte Sitte des Heimleuchtens wieder eingeführt, wie man sich im 16. Jh. von einem Dienstboten mit der Laterne oder Fackel nachts aus der Kneipe im Stockfinsteren nach Hause geleiten ließ, dies nicht nur zur Vermeidung des Stolperns beim Herumtorkeln in holprigen Gassen, sondern auch zur Abschreckung jenes Gesindels, das seit jeher als lichtscheu gilt. Habecks Prognose, uns stünde ein „harter Winter“ bevor, veranlasst Herrn Bär, auf die Silvesterpredigt des Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings 1945 zu verweisen, der in jenem ersten bitteren kalten Nachkriegswinter den Kohlenklau als lässliche Sünde einstufte und damit die rheinische Umgangssprache um die Vokabel „fringsen“ bereicherte. Der Klimawandel lässt uns jedoch auf einen diesmal eher milden Winter hoffen und damit auch auf weniger Kohlenklau und eine bessere CO 2-Bilanz als 1945. Dem Aachener Karnevalsverein AKV gehen derweil anscheinend die humorigen Politiker aus. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass ausgerechnet Annalena Baerbock diesmal den „Orden wider den tierischen Ernst“ erhalten soll. Ihren Job als Außenministerin macht sie ja ganz passabel, wie auch Herr Bär fairerweise zugibt; aber man kann ihr gewiss nicht nachsagen, sie sei eine grüne Ulknudel, die den stets griesgrämig dreinblickenden russischen Außenminister Lawrow zum schenkelklopfenden Lachen gebracht hätte. Olaf Scholz wäre als närrischer Ordensritter allerdings keine Alternative. Oder würde einer die Pointe kapieren, wenn der Büttenredner Olaf Scholz im Narrenkäfig verkünden würde: „Ganz Deutschland ist total perplex, denn ich weiß nix von Cum und Ex. Und fragt man mich nach Ex und Cum, dann stelle ich mich einfach dumm“. Da würde zu Tusch und Klatschmarsch nur noch ein rascher Abgang von der Bühne helfen.

Der Scholzismus ist als eine „kalte Bausatzrhetorik“ definiert, und dies erstaunlicherweise schon seit 2003 durch den Journalisten Peter Dausend in „Die Welt“. „Der Spiegel“ formulierte dies 2011 so: Scholz „sagt Sätze, die man schnell wieder vergisst, wenn man sie denn überhaupt hört“, während der frühere Moskauer ARD-Korrespondent Stefan Schuchlik feststellte: „Es ist ein typischer Scholzismus, zu sagen, wir tun jetzt alles, was nötig ist“. Im Juli 2022 kam das „Handelsblatt“ zu der Erkenntnis: „Oppositionsführer Friedrich Merz hält gegen den Scholzismus mit einem Kommunikationsinstrument, das in der Unionsfraktion… als ‚Leitantrag der Woche‘ firmiert.“ Ein Autor mit dem Namen Ali bemühte in seinem Text über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche ebenfalls Scholzsches Kommunikationsverhalten: „Ratzinger, Wetter und auch Marx leiden an Scholzismus. Motto: nichts sehen, nichts hören, nichts wissen!“ (auf soulserver.de). In der Neurowissenschaft kennt man das „Scholz-Syndrom“ als eine „autosomal rezessiv erbliche neurometabolische Speicherkrankheit“, bei der ein Arylsulfatid „nicht zu Galactocerebrosid abgebaut werden kann“. Als Symptome werden „Sprachverfall und Schluckstörungen“ genannt. Hat aber nichts mit Olaf Scholz zu tun. Die Sendung „extra 3“ bietet auf NDR eine Unterweisung „So geht scholzen“ („Ausweichen wie Olaf Scholz“) und muntert ihr Publikum zu der selbstbewussten Aussage auf: „Ich scholze jetzt“. Der Hamburger Theaterleiter Nils Loenecker fasste zusammen: „Er hat ‚gescholzt‘: Er ist nicht grinsend durch Hochwassergebiet gelatscht, er hat kein Buch geschrieben, was man nachprüfen könnte, er hat nichts gemacht, und darum hat er auch nichts falsch gemacht: Das ist ’scholzen'“. Der Kabarettist Reiner Kröhnert verriet unterdessen seine Bedenken, den Scholzismus auf der Bühne zu parodieren: „Selbst wenn ich den Scholz parodistisch könnte, möglicherweise würde sich das Publikum trotzdem langweilen, obwohl er fast eins-zu-eins parodiert wird“.

Auch das noch: Zwei Scholz-Neffen sind pleite. Wie „Focus“ meldete, mussten Jakob und Fabian Scholz, Neffen von Bundeskanzler Olaf Scholz, „gemeinsam mit ihrem Mitbegründer Levin Craig“ wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz für ihr Unternehmen Rubarb GmbH anmelden, und dies nur 29 Monate nach Gründung der Finanztechnologie-Firma. Einer der Investoren hatte sich auf den seriösen Eindruck verlassen, den Onkel Olaf auf ihn machte, schimpft aber heute: „So etwas habe ich noch nie gesehen. Wie kann man von einem Fundraising im Februar den Laden in weniger als fünf Monaten an die Wand fahren?“ Wegen „ihrer Verwandtschaft zum Bundeskanzler“ dachte sich der Geldgeber irrtümlich, „die können da nicht Wildwest machen“.

Winnetou und die Folgen Als Kronzeuge für die These, dass man weder Karl May noch heutigen Kinderbuchautoren wegen der „Winnetou“-Figur unangemessene kulturelle Aneignung vorwerfen kann, ließ „Der Spiegel“ (Nr. 36/2022) den Apachen Gonzo Flores aus Texas zu Wort kommen: „Karl May zeigte uns in einem positiven Licht, und das ist besser als die Darstellungen hier in den USA… Karl May hat erreicht, dass deutsche Forscher kamen, und so wurden unser Wissen, unsere Sprache, unsere Literatur bewahrt…“

Der Schauspieler und Komiker Tom Gerhardt hat kürzlich seine Kunstfigur „Hausmeister Krause“ in einem Essener Theater als Bühnenfigur wieder belebt und vertraute t-online an: „Hausmeister Krause möchte ich mir beim Gendern nicht vorstellen. Das geht ihm völlig am Arsch vorbei“. „Ja, sischer dat“, denn übte sich Gerhardts groteske Karikatur eines spießig-ordnungswütigen Hausmeisters aus Köln-Kalk in einem Sprachgebrauch, auf den man heute ja zumeist in Hipster-Kreisen oder im linksalternativen akademischen Milieu trifft, aber eben nicht in Hausmeisterkreisen, dann würde diese Gerhardt’sche Kunstfigur doch wohl völlig unglaubwürdig wirken. Auch privat lehnt Tom Gerhardt für sich selbst jegliche „Sprachbetreuung“ ab, wie er es nennt. Herr Bär findet zwar auch, dass zivilisiertes Sprachverhalten höflich und damit diffamierungsfrei sein sollte, aber man kann es in Sachen Sprachverhunzung ja auch übertreiben. So wehrt sich auch Herr Bär gegen jene Eiferer der gesellschaftlichen Umerziehung, bei deren Fanatismus in Sachen Sprachbereinigung man sich bisweilen an die talibaneske iranische Religionspolizei oder an strenge chinesische Blockwarte erinnert fühlt. Der Komikerkollege Jürgen von der Lippe meint zum falsch verstandenen psycholinguistischen Zusammenhang von Sprache und Denken: „Selbstverständlich bin ich für die gleiche Bezahlung von Mann und Frau. Aber die Sprache wird dieses Problem nicht lösen. Im Gegenteil: Die Mehrheit wendet sich ab, fühlt sich gegängelt.“ Zumal sprachliche Beschönigung eher zur semantischen Vertuschung führt. So stellte z.B. die „Bundeszentrale für politische Bildung“ fest, es gehöre inzwischen „zum guten Ton, die Putzfrau als Raumpflegerin, den Toilettenmann als facility manager zu bezeichnen. Berufe mit schlechtem sozialen Prestige werden so zumindest sprachlich aufgewertet“. Ja, gut und schön, aber die schlechte Bezahlung bleibt eben doch weiterhin die gleiche. Sprache verändert eben nicht die Wirklichkeit, und letztlich auch nicht das Denken. Außerdem ist ein „facility manager“ kein Toilettenmann, wie die Bundeszentrale für politische Bildung fälschlicherweise annimmt: „Facility Manager kümmern sich um private oder öffentliche Gebäude. Sie planen und steuern Wartungsarbeiten, Instandhaltungsmaßnahmen, Sanierungen und Renovierungen.“ (https://www.karrieresprung.de/jobprofil/Facility-Manager). Sie leisten also mehr als ein Hausmeister in Köln-Kalk, der seiner Klientel lediglich ein barsches „Ordnung muss sein“ entgegen ruft oder herum tollende  Kinder mit den Worten „Dreckelige Pänz, he hatt ihr nix verlore“ verscheucht. Schwer erziehbare Kinder bezeichnet man heute übrigens als „verhaltensoriginell“, aber sie wirken auch dann für diejenigen, die von ihnen genervt sind, keineswegs liebenswürdiger. Der Journalist Harald Martenstein wies im „Zeitmagazin“ darauf hin, wie eine Sprachpolizei in Putins Diktatur funktioniert, wo man das Wort „Krieg“ nicht mehr aussprechen darf, noch nicht einmal als „K-Wort“, sondern nur als „militärische Spezialoperation“. Mögen uns russische Sprachverhältnisse erspart bleiben.

Auch das noch: Berliner Jusos fordern Porno-Filme im öffentlich-rechtlichen TV, meldete die Berliner „B.Z.“ Sonst gibt es beim Juso-Ortsverein Berlin-Mitte wohl keine weltgeschichtlich wichtigeren Probleme, die man diskutieren müsste oder die man bei den derzeit höchst skandalumwitterten Sendern zu lösen hätte. Immerhin sollen es „feministische Pornofilme“ sein. Herr Bär bezweifelt allerdings, ob das der große Quotenbringer sein könnte. Vielleicht sollte man anstelle der Juso-Pornos doch lieber eine Wiederholung von „Kulenkampffs Nachtgedanken“ ausstrahlen, was sicherlich ARD-kompatibler wäre.

baer aktuell no. 315 IV

Wenn Politiker sich gegenseitig oder Teile des Volks beleidigen, weiß Herr Bär manchmal nicht so recht, ob man nun in diesem Metier auch bei den Parteien der bürgerlichen Mitte einen Verfall der Sitten wie bei den Shitstorm-Neurotikern und anderen Socia-Media-Fanatikern beklagen muss, und ob das früher vielleicht doch viel, viel harmloser ablief, als z.B. der legendäre SPD-Zuchtmeister Herbert Wehner in einer Bundestagssitzung einen Kontrahenten mit den Worten „Sie Düffeldoffel“ maßregelte, oder ob man heute empfindlicher reagiert. Harmlos ist sicherlich das Bonmot von Friedrich Merz, man könne Robert Habeck beim Denken zusehen. Als deutlich weniger harmlos und sogar als ungehörig stuft Herr Bär unterdessen die Titulierung ukrainischer Flüchtlinge durch Merz als „Sozialtouristen“ ein, zumal eine solche Beschimpfung in einer recht unseligen Tradition steht, da nämlich nach 1945 die Flüchtlinge aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien im Rheinland oft als „Pimocken“ oder „Pollacken“ verunglimpft wurden. Friedrich Merz ruderte mit gespielt wirkender Zerknirschtheit und ritueller Floskelhaftigkeit zurück: „Ich habe dieses Wort Sozialtourismus verwendet, nicht in der Absicht, irgendjemandem da zu nahe zu treten… Wenn ich da jemanden verletzt habe, dann bedauere ich das sehr“. Ähnlich blamabel trat kürzlich Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) auf, als er die neue Grünen-Chefin Ricarda Lang wegen ihrer Leibesfülle und weil sie ihr Jura-Studium nicht abschloss, als „Dick und Doof“ apostrophierte. Danach tat auch Backhaus so, als würde er Asche auf sein Haupt streuen: „In meiner frei gehaltenen Rede habe ich Formulierungen genutzt, die möglicherweise missverstanden werden konnten“. Auch das klingt als Entschuldigung ziemlich bescheuert, weil genau wie bei Merz zu schablonenhaft. Was ist denn – auch wenn es nur ein Zitat aus anderer Quelle gewesen sein soll – in diesem Kontext an der Lästerei „Dick und Doof“ misszuverstehen? Immerhin musste sich der Fettnäpfchen-Fachmann Backhaus vorhalten lassen, sein Parteifreund, der Genosse Sigmar Gabriel, sei ja auch schon mal als „Dick und Doof“ beschimpft worden, eine solche Beleidigung als Zitat aus seinem Munde sei mithin nicht sehr originell, sondern ein Plagiat, und der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert habe ja schließlich auch „nichts Anständiges gelernt“. Laut einem Ranking von VICO Research & Consulting, veröffentlicht in der Magdeburger „Volksstimme“, war 2020 übrigens Philipp Amthor der in den sozialen Medien am häufigsten beleidigte Politiker, über den „Der Spiegel“ übrigens urteilte, Amthor stilisiere sich mit seiner Konfirmandenfrisur gerne „als der älteste 29jährige der Welt“. Karl Lauterbach schaffte es in diesem Ranking der meistbeleidigten Politiker in dieser Tabelle allerdings nur auf Platz 10. Die häufigsten Beleidigungen in der Politik sind – ob die Titulierung nun tatsächlich zutreffen mag oder nicht – „korrupt“, „Versager“, „Idiot“, „Faschist“, „Rassist“, „Nazi“. Dagegen hört sich das Wehner’sche „Sie Düffeldoffel“ in der Tat doch eher niedlich an. Und jetzt kommt’s: „Sollte Herr Bär in ‚bär aktuell‘ jemals jemanden beleidigt oder verletzt haben, so bedauert er das sehr“. Copyright: Bär/Raap 2022

Essen und Trinken mit Herrn BärZwiebelsuppe französische Art à la Karl-Josef Bär Zwiebelringe und klein gehackten Knoblauch dünstet man in Knoblauchbutter an, bestäubt das Ganze dann mit Mehl, rührt es gründlich um, salzen, pfeffern und füllt den Topf dann mit Gemüsebrühe ode Gemüsefond auf, bei Bedarf auch mit einem Schuss Weißwein. Beim Originalrezept legt man dann getoastete Weißbrotscheiben in eine Backform, gießt die Suppe darauf und geriebenen Käse, lässt das Ganze dann im Backofen goldbraun werden. Wem das zu aufwändig oder zu mächtig ist, der streue kurz vor dem Servieren einfach nur etwas Petersilie in den Suppentopf und etwas geraspelten Gouda-Käse.

Olaf Scholz-Sammelbilder:

Bär aktuell 315 – 22. Sept. 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Merguez mit Paprikagemüse „Würstchen“ heißt auf arabisch „mirquaz“, und dieses Wort wurde als „Merguez“ ins Französische übernommen. Der Ursprung der Merguez liegt in Tunesien, Marokko und Algerien; sie ist heute aber auch fester Bestandteil der französischen Imbisskultur. Sie besteht klassischerweise aus Lamm- und Hammelfleisch, heute oft auch aus Beimischung von Rindfleisch oder nur aus Rind. Gewürzt wird sie mit Harissa-Chilipaste. Man bekommt sie in Deutschland in arabischen oder türkischen Metzgereien, manchmal auch in deutschen Supermärkten. Man grillt sie oder brät sie in der Pfanne in Olivenöl. Dazu kann man gedünstetes Gemüse mit Zwiebeln, Knoblauch, rotem, gelbem und grünem Gemüsepaprika reichen, gewürzt mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver oder fertiger Ras-al-Hanout-Würzmischung und etwas Minze, verfeinert mit Sahne und etwas Tomatenmark.

Merguez mit Paprikagemäse, Foto: S. Kallnbach

Rheinische Schnibbelsbunne (Schneidebohnen) Erntefrische grüne Bohnen macht man durch Vergären mit Milchsäure haltbar. Man vermischt die geschnittenen Bohnen mit Salz und knetet sie kräftig durch. Dann füllt man sie in Einmachgläser – sie müssen mit dem Gemüsesaft vollständig bedeckt sein. Nach einer Woche bei Zimmertemperatur lässt man sie im Kühlschrank 2-3 weitere Wochen fermentieren. In rheinischen Supermärkten bekommt man die Schnibbelsbunne auch fertig im Beutel. Man dünstet etwas Butter an, lässt Lauchzwiebeln darin glasig dünsten, gibt dann die Bohnen hinzu und lässt sie in Gemüsefond aufkochen. Salzen und Pfeffern. Am Besten serviert man sie mit Mettwurst, Speck oder Kasseler.

Avocado aux crevettes à Karl-Josef Bär Diesen Klassiker der belgischen Küche richtet man normalerweise mit Mayonnaise an; wem das zu mächtig ist, der nehme das Fruchtfleisch aus der Schale, zerdrücke es, vermenge es mit Salz, Pfeffer, Lauchzwiebeln, ein wenig Zitronensaft, Senf, Dill, bei Bedarf auch mit einem Klacks Joghurt, und klein gehacktem oder leicht gekochtem, aber noch flüssigem Eigelb sowie Nordseekrabben, fülle dann die Schalen damit wieder auf.

Salade bruxelloise Ein Rohkostsalat mit Tomaten, Chicoree, Salatbohnen, angemacht mit einer Sauce Vinaigrette (Salz, Pfeffer, Öl, Essig, Senf, Petersilie, Schnittlauch).

Zwiebelsuppe französische Ar à la Karl-Josef BärZwiebelringe und klein gehackten Knoblauch dünstet man in Knoblauchbutter an, bestäubt das Ganze dann mit Mehl, rührt es gründlich um, salzen, pfeffern und füllt den Topf dann mit Gemüsebrühe ode Gemüsefond auf, bei Bedarf auch mit einem Schuss Weißwein. Beim Originalrezept legt man dann getoastete Weißbrotscheiben in eine Backform oder feuerfeste Casserole, gießt die Suppe darauf und geriebenen Käse, lässt das Ganze dann im Backofen goldbraun werden.

v.i.S.d.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 314 – 3. Aug. 2022

Juli 26th, 2022

Bild des Monats August 2022:

Jürgen Raap, „Kernphysik für Anfänger“, 2022

Bär aktuell 314 – 3. August 2022

Man weiß manchmal nicht so recht, ob die BILD-Zeitung unfreiwillig komisch ist, oder ob die Neigung zur sprachlichen Hanswurstiade bei denen gar redaktionelles Kalkül ist. „Während der Pinkelpause verpisst“ hieß es neulich in einer BILD-Schlagzeile über einen Straftäter, der während eines Gefangenentransports bei einem Stopp zwecks Verrichtung der Notdurft das Weite suchte. Wobei BILD seine Leser auch über Details informierte: der Flüchtige habe erst „die Buxe geöffnet“ und sei dann „ausgebüxt“. Herr Bär fragt sich, was sie in der Redaktion dem Verfasser dieses Textes vorher wohl in den Tee gekippt haben mochten.

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär, der sich kürzlich mit dem 9-Euro-Ticket auf eine Abenteuerfahrt mit der DB von Köln-Ehrenfeld nach Düsseldorf Hbf. einließ. Die Fahrt fing zunächst auch gut und pünktlich an, wobei unser Regionalexpress auf dem breiten Schienenstrang vor Köln Hbf. sogar einen gemächlich dahin zuckelnden ICE überholte, der mit dem Slogan „Deutschlands schnellster Klimaschützer“ beschriftet war, was angesichts des gemütlichen Tempos und der notorischen Verspätungen der DB als Witz der Woche durch gehen kann. Dann hielt der überfüllte RE fünf Minuten lang mitten auf der Hohenzollernbrücke, was eine Lautsprecherdurchsage mit „Wir haben kein Einfahrtsignal nach Köln-Deutz; wir bitten um etwas Geduld“ begründete, und wir wurden auf dem Nebengleis von dem schon wieder gemächlich dahin zuckelnden ICE überholt. Eine Station weiter dann wieder fünf Minuten Stop mit der Lautsprecherdurchsage „Wir haben noch keine Ausfahrtgenehmigung aus Köln-Mülheim; wir bitten um Ihr Verständnis“. Bis Düsseldorf-Benrath hatten sich solchermaßen schon mehr als 20 Minuten Verspätung angesammelt, und am Zielort Düsseldorf Hbf. wurden wir mit der Durchsage empfangen: „Weiterreisende nach Wuppertal müssen mit Fahrplanbeeinträchtigungen rechnen“. Fahrplanbeeinträchtigungen: eine sehr schöne Wortschöpfung der DB-Kreativ-Marketingabteilung. Herr Bär erwägt nun ernsthaft die Anschaffung eines Paddelboots, um beim nächsten Ausflug rheinabwärts nach Düsseldorf autark zu sein.

Öffentliches Interesse am Hausmüll von Prominenten gab es auch früher schon. 1974 brachte der Aktionskünstler HA Schult den Hausmüll von Franz Beckenbauer an sich und stellte ihn in München im Museum aus. Jeder wusste nun, welche Joghurtmarke Familie Beckenbauer zum Frühstück bevorzugte. Der Müll wurde zur Kunst. „Als ich den Müll dann für 20 000 DM verkaufen konnte, meldete sich Beckenbauers Manager und wollte vom Erlös die Hälfte. Da habe ich ihm gesagt, dass der Franz den Müll doch weggeworfen habe“, erzählte HA Schult einmal der „Kölnischen Rundschau“. – Unlängst machte sich nun in Potsdam ein Fuchs an der Mülltonne zu schaffen, in welcher Olaf Scholz und seine Gattin ihren privaten Hausmüll entsorgen und verstreute ihn in der Umgebung. Ein Nachbar sammelte den Müll wieder auf und informierte den „Spiegel“, der voller Neugier die Scholz’schen Abfälle begutachtete. „Immer wieder finden sich im Gemeinschaftsmüll Papiere, die Einblicke in das Privat- und Dienstleben des Kanzlerpaares ermöglichen“, stellte das Blatt erstaunt fest (Ausgabe 30/2022). Der Autor dieses „Spiegel“-Artikels heißt übrigens sinnigerweise Christian Schult. Ob aber heute jemand dazu bereit wäre, für die Küchenabfälle von Olaf Scholz 20.000 Euro auszugeben und nun ein munterer Devotionalenhandel mit Scholzens Kartoffelschalen, Hühnerknochen und leeren Milchkartons seinen Aufschwung nimmt, bezweifelt Herr Bär, da Olaf Scholz eben (noch) nicht jene Mischung aus Popularität und kultisch entrückter Ikone verkörpert wie damals Franz Beckenbauer. Und für das Geld kriegt man schließlich bei der Karl-Josef Bär-Gesellschaft jede Menge wertbeständige Olaf Scholz-Sammelbilder.

Herr Bär stutzte neulich über eine Meldung des Kölner „Express“, eine prominente Sambatänzerin habe Farbe auf ihrem Gesäß aufgetragen, damit dann Abdrücke auf einem Blatt Papier hinterlassen, und die Blätter als Kunstwerke an „eingefleischte“ (sic!) Fans verkauft. Das klingt auf den ersten Blick arg nach altbackenem boulevardjournalistischen Altherrenhumor oder nach Kunst auf Ballermann-Niveau, wobei jedoch „eingefleischt“ hier durchaus zutreffend ist. In einschlägigen Handbüchern zur Anatomie ist nämlich nach zu lesen, das menschliche Gesäß bestünde aus Muskeln und Fettpolstern. Laut „Spiegel“ könne man unterdessen eine russische Oligarchengattin anatomisch als „Dame mit überdurchschnittlich voluminösen Lippen“ erkennen. Herr Bär fragte sich, wie man wohl die vegetarischen bzw. veganen Anhänger nennen würde, die diese Sambatänzerin anhimmeln. „Eingefleischt“ träfe hier wohl nicht zu bzw. würde von den notorischen Empörungshysterikern sicherlich als „politisch unkorrekt“ empfunden und mit einem Shitstorm bedacht werden. Vielleicht „eingepflanzt“ ? „Vegane Tanzschuhe“ gibt’s jedenfalls schon, wie auf www.rasenvresser dokumentiert ist. Dort sogar versehen mit dem Hinweis, dass „bei lateinamerikanischen Tänzen bei den Damen die Absätze höher sind“. Aha. Herr Bär mutmaßt allerdings, dass der höher gelegte Fuß im veganen Schuhwerk keinen nachhaltigen Einfluss auf die künstlerische Gestaltung der Gesäßabdrücke hat und daher jegliches Nachsinnen darüber überflüssig ist. Wer hingegen doof genug dazu ist, kann sich anstelle des Körperabdrucks einer Sambatänzerin auch ein Olaf Scholz-Sammelbild an die Wand hängen.

Jürgen Raap, „Der Kanal von Ronqieres“, 2017

Von der Demoskopin Elisabeth Noelle-Neumann stammt die These, „dass medial lautstarke Minderheiten schweigende Mehrheiten einschüchtern und so in der öffentlichen Wahrnehmung die tatsächliche demokratische Meinungsverteilung verschleiern.“ Sie nannte dies „Schweigespirale“. Der Psychologe Walter Jaide beschrieb schon in den 1980er Jahren eine „schweigende Mehrheit“, die sich selbst „nur eine beschränkte politische Kompetenz“ zumisst und sich daher „vielen politischen Fragen“ gegenüber abstinent verhält, weil sie glaubt, dass diese Fragen über „ihre persönliche Reichweite und Verantwortung hinausgehen“. In diesem Sinne haben heute bisweilen die Schreihälse der wutbürgerlichen Empörungsindustrie von rechtsaußen bis linksaußen leichtes Spiel, ihre jeweiligen Minderheitenpositionen aggressiv gegenüber dieser schweigenden Mehrheit zu besetzen. Einerseits konstatieren diverse Journalisten schon seit Jahren einen „Kulturkampf von rechts“, andererseits wird aber bisweilen auch von Linksaußen die akademische Freiheit äusserst radikal attackiert, wenn z.B. – wie jüngst passiert – die Berliner Humboldt-Universität in Berlin (HU) peinlicherweise einen Vortrag der Wissenschaftlerin Marie-Luise Vollbrecht zur Geschlechterdebatte kurzfristig absagt – offiziell aus „Sicherheitsgründen“; de facto aber nach massiven Protesten von sogenannten „Genderideologen“, wie die Berliner „B.Z.“ diese apostrophiert. An dieser Stelle möchte Herr Bär daran erinnern, dass die akademischen Freiheiten, d.h. die Freiheiten des Denkens, Lehrens und Forschens, in der Epoche der Aufklärung zwischen dem späten 17. und dem frühen 19 Jh. gegen den Despotismus der feudalabsolutistischen Herrscher durchgesetzt wurden. Ideologien hingegen führen mit ihren Absolutheitsansprüchen immer nur zu einer intellektuellen Verengung, zu einem geistigen „Tunnelblick“. Doch manche Exzesse in diesem heutigen Kulturkampf haben frappierenderweise sogar einen neo-stalinistischen Charakter, wenn es gilt, die angeblich „reine Lehre“ durchzusetzen (früher hieß es: „Die Partei hat immer recht“) – die erwähnte „Schweigespirale“ macht es ihnen hier zu Lande bei einigen Themen leicht, und manchmal zu leicht, dies allerdings auch einigen unseren europäischen Nachbarn ohne einen historischen Schuldkomplex: dass in der schweizerischen Hauptstadt Bern kürzlich ein Reggae-Konzert der Band „Lauwarm“ abgebrochen wurde, weil weiße Musiker dieses Liedgut anstimmten, welches nach Meinung der Vertreter dieser „reinen Lehre“ nur jamaikanischen Bands vorbehalten sein sollte, ist doch wohl höchst bedenklich. «Wir können nachvollziehen, dass sich gewisse Menschen daran stören», erklärte der Sänger Dominik Plumettaz hinterher. «Aber wir sehen uns als Band, die sich von verschiedenen Kulturen inspirieren lässt.» Sie hätten auch positives Feedback direkt aus Jamaika bekommen; gleichzeitig wehrte sich Band nach diesem Eklat jedoch auch gegen eine Vereinnahmung aus rechtspopulistischen Kreisen. Apropos kulturelle Aneignung: Herr Bär als inter-kulturell aufgeschlossener Berufskölner hätte toleranterweise überhaupt nichts dagegen, wenn in Kingston/Jamaika auf einem Reggae-Konzert eine lokale Band dort einmal „Mer losse d’r Dom en Kölle“ anstimmen würde. Das wäre nämlich lebendiger Kulturaustausch und keineswegs eine unangemessene kulturelle Aneignung kölschen Liedguts in der Karibik. Dass nun ein Kinderbuch „Der junge Winnetou“ nach ähnlichen Protesten vom Verlag freiwillig indiziert wird, zeugt von literaturhistorischer Unkenntnis: Figuren und Handlungen bei Karl May sind bekanntlich reine Phantasieprodukte und kein Abbild bzw. keine Adaption des realen Wilden Westens im 19. Jh. – von kultureller Aneignung kann bei reinen Fantasy-Fiktionen (Pleonasmus, sic!) keine Rede sein: ein „Yedi-Ritter“ als Comic- oder Computerspielfigur hat auch nichts mit einem realen Ritter des europäischen Mittelalters gemein. Im übrigen gibt es kein kollektives Urheberrecht für kulturelles Allgemeingut oder einen Teil des Weltkulturerbes, sondern einen Marken- und Gebrauchsmusterschutz immer nur für individuelle kreative (Designer)-Leistungen. © Raap/Bär 2022

Olaf Scholz-Sammelbilder

Olaf Scholz-Sammelbild no. 19, Copyright Raap/Bär 2022

Olaf Scholz-Sammlebild No. 17, Copyright Raap/Bär 2022

Öffentliches Interesse am Hausmüll von Prominenten gab es auch früher schon. 1974 brachte der Aktionskünstler HA Schult den Hausmüll von Franz Beckenbauer an sich und stellte ihn in München im Museum aus. Jeder wusste nun, welche Joghurtmarke Familie Beckenbauer zum Frühstück bevorzugte. „Als ich den Müll dann für 20 000 DM verkaufen konnte, meldete sich Beckenbauers Manager und wollte vom Erlös die Hälfte. Da habe ich ihm gesagt, dass der Franz den Müll doch weggeworfen habe“, erzählte HA Schult einmal der „Kölnischen Rundschau“. – Unlängst machte sich nun in Potsdam ein Fuchs an der Mülltonne zu schaffen, in welcher Olaf Scholz und seine Gattin ihren privaten Hausmüll entsorgen und verstreute ihn in der Umgebung. Ein Nachbar sammelte den Müll wieder auf und informierte den „Spiegel“, der voller Neugier die Scholz’schen Abfälle begutachtete. „Immer wieder finden sich im Gemeinschaftsmüll Papiere, die Einblicke in das Privat- und Dienstleben des Kanzlerpaares ermöglichen“, stellte das Blatt erstaunt fest (Ausgabe 30/2022). Der Autor dieses „Spiegel“-Artikels heißt übrigens sinnigerweise Christian Schult. Ob aber heute jemand dazu bereit wäre, für die Küchenabfälle von Olaf Scholz 20.000 Euro auszugeben und nun ein munterer Devotionalenhandel mit Scholzens Kartoffelschalen, Hühnerknochen und leeren Milchkartons seinen Aufschwung nimmt, bezweifelt Herr Bär, da Olaf Scholz eben (noch) nicht jene Mischung aus Popularität und kultisch entrückter Ikone verkörpert wie damals Franz Beckenbauer. Und das Geld kriegt man schließlich bei der Karl-Josef Bär-Gesellschaft jede Menge wertbeständige Olaf Scholz-Sammelbilder.

Olaf Scholz Sammelbild no. 18
Olaf Scholz-Sammelbild no. 20

v.i.S.d.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 313 – 22. Juli 2022

Juli 6th, 2022

Bild des Monats Juli 2022:

Jürgen Raap, „Die Ökonomie der Stadtpatrone“, 2022

Bär aktuell – 22. Juli 2022

Die rheinische Lebensweisheit „Wer sich selvs nix gönnt is och en Biest“, ist von Politikern immer schon gerne missverstanden und von ihrem Publikum mit Neid bedacht worden. So musste sich Markus Söder 2018 seitens der bayerischen Grünen als „Prinz Protz Bayerns“ beschimpfen lassen, als er im Privatjet zur Audienz beim Papst in Rom abhob. Dabei hatte der seinerzeitige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse uns allen noch hoch und heilig versprochen, beim Umzug von Regierung und Parlament von Bonn und Berlin nehme man „den politischen Stil mit vom Rhein an die Spree, Politik ohne Pomp und Protz“. Was aber wohl nicht in München gilt und nicht auf Sylt, wohin Friedrich Merz in Söder-Manier zur Fürstenhochzeit der Lindners kürzlich ebenfalls im Privatjet einflog, hiermit einer weiteren rheinischen Lebensweisheit folgend: „Wat nix koss, dat is och nix, dat jeht och schnell kapott“. Denjenigen, die nun meinen, in den jetzigen Zeiten, in denen wir inflationsbedingt alle den Gürtel enger schnallen müssen, gezieme es sich nicht, die Hochzeitsnacht in einem 500 Euro teuren Hotelzimmer zu zelebrieren, gibt Herr Bär zu bedenken, dass ein in prekären Verhältnissen lebender Rentner auf seiner hohen Heizkostenrechnung leider auch dann gnadenlos sitzen bleibt, wenn die frisch vermählten Lindners sich bescheidenerweise in der Jugendherberge von Westerland nur ein „Bett im Mehrbettzimmer“ für 34 Euro (mit Frühstück) gegönnt hätten (oder für 40 Euro mit Vollpension), oder gar gleich ein „Bett im Kornfeld“. Instinktlos ist derlei Protzgebaren von Politikern trotzdem, nämlich immer dann, wenn sie uns Normalbürgern Wasser predigen und gleichzeitig selber Wein saufen à la Boris Johnson. Fritze Merz hätte aus Solidarität mit den im nächsten Winter frierenden Rentnern in seinem Privatjet beim Anflug auf Sylt ja wenigstens die Bordheizung mal um zwei Grad herunter drehen können. Schließlich mahnt Robert Habeck an, wir müssten jetzt im Sommer schon anfangen, Energie einzusparen. Sehen wir also demnächst Fritze Merz versorgungskrisenbewusst mit Pudelmütze in seinem Privatjet? Wohl eher nicht. Das „Woxikon“ im Internet listet als Synonyme für Protzerei u.a. „Angabe“, „Großspurigkeit“, „Großmannssucht“, „Großkotzigkeit“, „Aufgeblähtheit“. „Dicktuerei“, „Effekthascherei“, Großmäuligkeit“ und „Wichtigtuerei“ auf.

Copyright: Raap/Bär 2022

Wer an Durchgeknalltem seine Freude hat, der kam am 14. Juli 2022 bei der Lektüre einer Musikkritik in der Kölnischen Rundschau auf seine Kosten, wo über ein Orgelkonzert im Kölner Dom metaphernmäßig Unbeholfenes nachzulesen war: „Harmonisch und melodisch versteckt sich der Grundgedanke in Variationen hoher Plastizität und Komplexität. Das Spiel perlt in fast beiläufigem Understatement dahin… Es verleitet dazu, sich einfach ins Hören fallen zu lassen – umwoben von einem Geflecht aus sich stets verändernden Tonfolgen, die niemals ins Ungefällige abgleiten. Der vom Abendlicht prächtig durchleuchtete Dom wird von Musik geflutet, ohne zu erbeben.“ Hm, hm, so etwas drucken die heut zu Tage allen Ernstes in der Kölnischen Rundschau, wunderte sich Herr Bär. Gut, dass der Dom nicht mit Wasser geflutet wurde, denn dann wäre das Publikum, das „sich einfach ins Hören fallen“ ließ, in eben jenes geflutete Wasser hinein geplumpst und nass geworden.

Die deutsche Sprache gemeuchelt hatte jüngst eine Reporterin bei der Frauen-Fußball-EM, die eines der Teams als „Combackerinnen“ (ausgesprochen: „Kambäckerinnen“) bezeichnete. Denjenigen, die glauben, sie müssten sich unbedingt eines Anglizismus bedienen (wobei „Comeback“ als Lehnwort freilich schon weitgehend eingebürgert ist), gibt Herr Bär zu bedenken, dass „Das Comeback“ grammatisch ein Neutrum ist. Es ist eine Handlung (Rückkehr), aber kein Mensch. Man kann das Wort zwar deklinieren („das Comeback, des Comebacks, dem Comeback, den Comeback“), aber nicht gendern, denn sonst denkt man vielleicht an „Bäckerinnen“, was im Kontext von Frauen-Fußball einfach Blödsinn wäre, es sei denn, bei dieser Fußball-EM hätte man auch die weibliche Betriebssportgruppe der Bäckerinnung antreten lassen.

Copyright: Raap/Bär 2022

Kürzlich fand Herr Bär in seinem Portemonnaie einen alten Einkaufschip, den er einmal an einem FDP-Wahlkampfstand abgestaubt hatte. Der Chip passte jedoch in Herrn Bärs Lieblingssupermarkt zu keinem Einkaufswagen; er war zu groß geraten, und vermutlich machten alle anderen Kunden in diesem Supermarkt mit ihren FDP-Einkaufschips die gleiche Erfahrung, was die Wahlniederlage der Liberalen bei der letzten NRW-Landtagswahl erklärt. Dabei gilt der Einkaufschip doch als eine ureigene Domäne dieser Partei, hatte doch der damalige FDP-Bundeswirtschaftsminister Jürgen W. Möllemann 1992/93 solch einen Chip als „pfiffiges Produkt“ beworben, das seinerzeit von einem angeheirateten Vetter Möllemanns vertrieben wurde: ein schönes Beispiel für Vetternwirtschaft, wenn auch nicht unbedingt nachahmenswert. Derweil wirbt der FDP-Grande Wolfgang Kubicki nicht für Einkaufschips, sondern für energiesparendes Abhärten durch kaltes Duschen. Kubicki, der auch schon mal bekundete, er schaue sich gerne Kriegsfilme an, versicherte, er fühle sich morgens auch nach kaltem Duschen frisch. Herrn Bär erinnert das Gebaren Kubickis freilich eher an die unangenehmen Schullandheimaufenthalte in seiner Gymnasialzeit, wo der Turnlehrer mit Trillerpfeife und Feldwebelgebrüll uns Schüler frühmorgens zum Kaltduschen in den Waschraum zu scheuchen pflegte, weshalb Herr Bär heute im Unterschied zu Wolfgang Kubicki den Warmwasserboiler für eine wichtige Errungenschaft der Zivilisation hält. Kubicki hat auch nicht bedacht, wie man im Drogeriemarkt beim Einkauf von Duschgel scheitert, wenn der FDP-Wahlkampfchip nicht in den Schlitz im Griff des Einkaufswagens passt.

Copyright: Bär/Raap 2022

Sonnenuntergang in Köln-Ehrenfeld, Foto: J. Raap 2017

Zu den Bekloppheiten der heutigen Zeit gehört die Meldung, dass der Schlagerbarde Ikke Hüftgold der politischen Unkorrektheit bezichtigt wurde, weil er in Mallorcas Amüsierhöllen eine Bordellbesitzerin besingt, und er sich dagegen wehrte, sein Sangeskollege Micky Krause habe dort doch auch „1000 nackten Friseusen“ ein musikalisches Denkmal gesetzt, obwohl es politisch-grammatisch korrekt „Friseurinnen“ hätte heißen müssen. Was den mangelnden Geistesgehalt dieses Ballermannschen Liedguts angeht, so sei erwähnt, dass in den 1960er Jahren „The Rainbows“ ihren größten Hit mit „My Baby, balla balla“ hatten und der Refrain nur „Balla Balla Balla Balla…“ lautete: das war wenigstens grammatisch und politisch korrekt, und es wurde von der avantgardistischen Musikkritik damals sogar als neo-dadaistisch abgefeiert. Derweil man derzeit an den deutschen Flughäfen wegen Personalmangels beim Sicherheitscheck 5-10 Stunden Wartezeit in Kauf nehmen muss, rechnet Friedrich Merz seinen Kritikern vor, sein Privatflugzeug verbrauche weniger Sprit als der Dienstwagen von Olaf Scholz. Woraufhin sich Cem Özdemir zu Wort meldete, sein Fahrrad verbrauche überhaupt keinen Sprit. Einmal hatten sie allerdings dem Özdemir in Berlin das Fahrrad geklaut. Wenn er ohne Fahrrad nach Sylt oder nach Kiew will, muss er sich in einen mit lauter 9-Euro-Ticket-Punks überfüllten Regionalzug quetschen oder beim Abflug einen halben Tag lang vor dem Duty Free Shop herum lungern, bevor es endlich los geht. So langwierig waren vor 1990 noch nicht einmal die schikanösen Pass- und Gepäckkontrollen an der DDR-Grenze gewesen. Noch mehr Beklopptheiten: Die grüne Bundestagsabgeordnete Emilia Fester verstieg sich zu der Ansicht, jeder, der wählen wolle, solle dies auch dürfen, in letzter Konsequenz dann wohl auch zweijährige Kinder. Originell ist diese Idee eines „Wahlrechts für alle“ freilich nicht. Carolyn Christov-Bakargiev, künstlerische Leiterin der Kasseler documenta von 2012, hatte schon vor 10 Jahren ein „Wahlrecht für Hunde und Erdbeeren“ eingefordert, wohingegen die Tierschutzorganisation PETA zu bedenken gibt: „Hunde haben kein Interesse an einem Wahlrecht“. Zweijährige wahrscheinlich auch nicht.

In Hessen hat sich ein Motorradclub „FDP-Biker“ gegründet. Die „Welt am Sonntag“ apostrophierte ihn als „Easy rider mit Parteibuch“. Hm, hm, „Get your kicks on Route 66“ oder nur auf der deutschen B 66, die von Barntrup nach Bielefeld führt? Bielefeld? Gibt’s das überhaupt? Inzwischen ja, denn „Bielefeld Marketing“ hatte schon 2019 das „Ende der Bielefeldverschörung“ verkündet, in dessen Rahmen „Die Stadt Bielefeld… eine Million Euro für den Beweis geboten“ hatte, „dass es Bielefeld gar nicht gebe“. Bisher ist jedenfalls noch kein FDP-Biker auf der B 66 da, wo eigentlich Bielefeld sein soll, in ein schwarzes Loch geplumpst. Was wünscht man einem Motorradrennfahrer? Hals- und Beinbruch in Bielefeld? Lieber nicht.

Olaf Scholz Sammelbilder:

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Reispfanne „Adrianopel“ à la Karl-Josef Bär „Fleisch ist mein Gemüse“, behauptete der Schriftsteller Heinz Strunk, und so bildet reines Lammhack (gib’s in unseren Großstädten in jeder türkischen Metzgerei) die Basis für diese Pfanne, in der man das Hack mit Zwiebeln anbrät, salzt, pfeffert, mit Cayennepfeffer, Paprikapulver, Knoblauch und Kreuzkümmel würzt. Man lässt eine zerkleinerte Tomate und grünen Spitzpaprika mitköcheln. Reis kocht man separat zusammen mit Stücken von Breitbohnen, gibt ihn dann in die Pfanne und außer dem ein Mus aus rotem Gemüsepaprika, den man im Mixer püriert hat. Dazu passt immer guter ein Rotwein aus Thrakien, Herr Bär allerdings trank zu diesem Reisgericht diesmal einen roten Frankenwein aus der Domina-Traube.

Cannelini-Eintopf mit Knoblauchwurst à la Karl-Josef Bär Cannelini-Bohnn sehen zwar weiß aus, ähneln aber geschmacklich eher den roten Kidneybohnen. Man weicht sie einen Tag vorher ein oder nimmt sie aus der Dose. Zuerst dünstet man in einem Gemisch aus Olivenöl und Kräuterbutter Zwiebeln an, gibt dann klein gehackte frische Tomaten, 1 Möhre in Scheiben, roten und grünen Gemüsepaprika hinzu, kocht das Ganze in Gemüsefond kurz auf und lkässt es dann mit den Bohnen weiter köcheln. Nach einer Weile gibt man Stücke von der Knoblauchwurst hinzu sowie etwas Tomatenmark, würzt es zum Ende mit Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer, Thymian und Bohnenkraut.

Impressum: v.i.S.d.P Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Frankfurter grüne Sauce

Eine kalte Kräutersauce, deren Urzept sich bis in die Römerzeit zurück verfolgen lässt. Aus Frankreich (möglicherweise durch Einwanderung von Hugenotten) oder durch italienische Kaufleute wurde das Rezept um 1700 in Hessen bekannt.Man püriert mit dem Mixer sieben Kräuter, und zwar Petersilie, Schnittlauch, Borretsch, Kresse, Kerbel, Pimpernelle und Sauerampfer. Auf Dill und andere Kräuter verzichtet man bei diesem Traditionsrezept in Frankfurt, in Kassel jedoch besteht die Sieben-Kräuter-Mischung auch aus Dill und Zitronenmelisse. Mittelmeerkräuter wie Rosmarin oder Thymian werden hingegen grundsätzlich nicht verwendet. Man vermengt die Kräuter mit Essig, Salz, Pfeffer, hart gekochtem Ei, ein wenig Senf und mit saurer Sahne, reicht sie dann zu hart gekochten Eiern und/oder Pellkartoffeln sowie zu kaltem Braten. In Flandern kennt man das Gericht Paaling in het groen – Aal in grüner Sauce. Hier besteht die Sauce aus Minze, Schnittlauch, Majoran oder Oregano, Sauerklee, Thymian, Zitronenthymian, Zitronenmelisse, Kerbel, Petersilie, Basilikum, Salbei, Estragon, Bohnenkraut, Kresse und Brennessel.

Baer aktuell 312 – 22. Juni 2022

Juni 6th, 2022

Bild des Monats Juni 2022: Jürgen Raap, „Schottisches Abenteuer“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2022

Jürgen Raap, „Schottisches Abenteuer“, 2022

Bär aktuell 312 – 22. Juni 2022

Will man die Ost-West-Befindlichkeiten in Europa des Jahres 2022 verstehen, muss man sich die Mythen vor Augen halten, auf denen unser mitteleuropäisch zentriertes und traditionell nach Westen orientiertes Weltbild fußt. Herr Bär z.B. war Ende der 1980er Jahre mehrfach beruflich in Polen gewesen. Kurz nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl sah Herr Bär am Rande einer polnischen Landstraße Leute stehen, die Körbchen mit Pfifferlingen feilboten, die sie gerade im Wald gesammelt hatten, und sie hofften, ein Autofahrer werde anhalten und ihnen ein Körbchen abkaufen. Herr Bär fragte einen polnischen Künstler in seiner Begleitung: „Esst Ihr denn diese Pfifferlinge? Habt Ihr keine Angst, dass die radioaktiv verseucht sind?“ Und der Künstler antwortete: „Was sollen wir denn machen? Für uns kam immer nur alles Schlechte aus dem Osten!“ Für diesen polnischen Künstler zog sich ein roter Faden durch die Geschichte seines Landes vom Mongolensturm 1241, als nach der Schlacht bei Liegnitz eben jene Mongolen bis nach Kleinpolen und Schlesien vordrangen, bis zu den Erfahrungen seiner Landsleute mit dem Sowjet-Imperialismus Stalins und seiner Nachfolger. Als Rheinländer weiß Herr Bär, dass schon vor 2000 Jahren der Rhein eine Kulturgrenze war zwischen den lateinischen Gebieten westlich des Rheins mit einer Fußbodenheizung im Palast des römischen Prätors von Köln und dem germanischen Barbarenland östlich davon. Konrad Adenauer soll in den 1920er Jahren einmal gesagt haben, „In Köln-Deutz fängt der Bolschewismus an“, also am rechten Rheinufer. Als Herr Bär einmal in Köln-Kalk im „Brauhaus Sünner“ nach einer Vernissage einer russischen Tischgenossin erklären wollte, dass die rechtsrheinischen Vororte, mithin Deutz und Kalk, als die „Schäl Sick“ bezeichnet werden, also als die „schielende Seite“, und zur Verdeutlichung von deren Geringschätzung aus der Perspektive der linksrheinischen Kölner Herr Bär mit diesem Adenauer-Zitat intellektuell brillieren wollte, verzog sie indigniert die Augenbrauen. Aber wer je einmal auf der A 4 bis nach Olpe im Sauerland durchgedrungen ist, wo manches schon sibirisch anmutet (eine römische Fußbodenheizung hatten sie in Olpe jedenfalls nicht), der glaubt, die nächste Ausfahrt müsse schon Wladiwostok sein. Nun ist allerdings Peter Tschaikowski immer noch Herrn Bärs Lieblingskomponist unter den Klassikern, Putins Kriegsverbrechertum zum Trotz, und Fjodor Dostojewskis Roman „Rodion Raskolnikoff“ (deutscher Titel „Schuld und Sühne“) hat Herr Bär mit Begeisterung im Laufe der Jahre sogar dreimal gelesen. Dennoch sei darauf verwiesen, dass es im 19. Jh. Heinrich Heine aus Düsseldorf und Jacques Offenbach aus Köln in westlicher Richtung nach Paris zog, und eben nicht nach Moskau, weil nämlich die Kunstmetropole an der Seine diesen beiden Rheinländern wohl nicht nur geografisch, sondern auch kulturell näher erschienen sein mochte als das zaristische Russland, das aus westlicher Sicht damals schon als rückständig galt. „Way out West“ (deutscher Titel: „Zwei ritten nach Texas“) ist ein Film mit Laurel und Hardy („Dick und Doof“) aus dem Jahre 1937, der auf der Slapstick-Ebene die Klischees von Wild-Westfilmen parodiert und damit auch die Mythen der amerikanischen Pionierzeit, für jeden, der einigermaßen tüchtig ist, sei dort im Westen das Glück zu finden. Heute ist für manche ehemaligen Sowjet-Republiken und andere osteuropäische Länder eine EU-Mitgliedschaft ein Garant für materielles Glück und persönliche Verwirklichung, und eben nicht ein Dasein unter der Kuratel der Kremlherrscher. Das ebenso wilde Sibirien im Osten galt immer nur als ein Ort der Verbannung, nicht des Glücks.

© Raap/Bär 2022

Dass das temporäre 9 Euro-Ticket die Dusseligkeit mancher Zeitgenossen nicht zu mindern vermag, bewies jener Punk, der mit jenem 9 Euro-Ticket die Promi-Insel im hohen Norden heimsuchte, der Presse gegenüber jedoch bekundete, den Strand habe er dort bisher gemieden: „Wer fährt schon ans Meer, wenn er auf Sylt sein kann“. Er reihte sich damit in Sachen geografischer Unkenntnis in eine Reihe mit dem Komiker Oliver Pocher ein, der mal in Zweibrücken gastierte, sich in diesem Moment aber in Saarbrücken wähnte, was ihm in Zweibrücken allerlei Spott eintrug. Nun ja, wer fährt schon nach Saarbrücken, wenn er in Zweibrücken sein kann, oder was? ntv merkte einmal süffisant an, noch im Jahre 2021 habe Friedrich Merz „ die Journalisten, die zur Vorstellung seines Teams gekommen waren, ausdrücklich in ‚Ost-Berlin’“ begrüßt, obwohl die Veranstaltung tatsächlich im West-Berliner Bezirk Neukölln stattfand, und auch Merz hatte hier die Lacher auf seiner Seite, wenn auch mit etwas Häme. Der Wiener „Kurier“ sah sich unterdessen genötigt, seinen Lesern den Unterschied zwischen Balkan und Baltikum zu erklären: „Zwischen Balkan und Baltikum gibt es zahlreiche Unterschiede, aber auch viele Gemeinsamkeiten“. So ist wegen letzterem mit Fug und Recht zu fragen: Wer reist schon in den Balkan, und sei es nur wegen der Unterschiede, wenn er wegen der Gemeinsamkeiten auch im Baltikum sein kann?

Stilblüten können manchmal zutreffend sein So in der Meldung des Kölner „Express“, eine prominente Sambatänzerin habe Farbe auf ihrem Gesäß aufgetragen, damit dann Abdrücke auf einem Blatt Papier hinterlassen, und die Blätter als Kunstwerke an „eingefleischte“ (sic!) Fans verkauft. Wobei „eingefleischt“ hier durchaus zutreffend ist, da nämlich in einschlägigen Handbüchern zur Anatomie nachgelesen werden kann, das menschliche Gesäß bestünde aus Muskeln und Fettpolstern.

Kürzlich fand Herr Bär in seinem Portemonnaie einen alten Einkaufschip, den er einmal an einem FDP-Wahlkampfstand abgestaubt hatte. Der Chip passte jedoch in Herrn Bärs Lieblingssupermarkt zu keinem Einkaufswagen; er war zu groß geraten, und vermutlich machten alle anderen Kunden in diesem Supermarkt mit ihren FDP-Einkaufschips die gleiche Erfahrung, was die Wahlniederlage der Liberalen bei der letzten Landtagswahl erklärt. Dabei gilt der Einkaufschip als eine ureigene Domäne dieser Partei, hatte doch der seinerzeitige FDP-Bundeswirtschaftsminister Jürgen W. Möllemann 1992/93solch einen Chip als „pfiffiges Produkt“ beworben, das seinerzeit von einem angeheirateten Vetter Möllemanns vertrieben wurde: ein schönes Beispiel für Vetternwirtschaft.

Dass für die Medien das nachrichtenarme Sommerloch naht, merkt man an der Zeitungsmeldung, Friedrich Merz habe sich eine Gleitsichtbrille zugelegt. Sonst passiert derzeit ja anscheinend nichts Berichtenswertes mehr in der Welt, da schafft es eben die neue Brille von Friedrich Merz mühelos in den Blätterwald, nebst dem Hinweis, die neue Brille habe ihm sein Optiker im Sauerland empfohlen. Was ist also die eigentliche Botschaft diese Meldung: Auch im Sauerland gibt’s neuerdings Gleitsichtbrillen. Und da man die seichten Gewässer des Influencertums in den sozialen Medien nicht nur plapprigen 14jährigen mit ihren albernen Schmink-Tipps überlassen sollte, ist es durchaus wohltuend, wenn Friedrich Merz als Influencer für Gleitsichtbrillen ein paar weitsichtige Follower um sich schart. Obwohl der bebrillte Merz im medialen Sommerloch mit dem vierjährigen Prinz Louis konkurrieren muss, einem Sprößling der Windsors, von dem es heißt, er habe sich an Süßigkeiten überfressen, dann einen Zuckerschock erlitten und Grimassen geschnitten, und dies ausgerechnet beim Thronjubiläum der Queen. Allen, die dies für berichtenswert halten, sei ein Grundsatz des Journalismus nahegelegt: „Hund beißt Mann“ ist keine Nachricht, „Mann beißt Hund“ schon. Ergo: Meldungen mit der Schlagzeile „Friedrich Merz hat sich an Süßigkeiten überfressen“ oder „Der vierjährige Prinz Louis trägt jetzt schon eine Gleitsichtbrille aus dem Sauerland“ würden es auch als Eilmeldung („Breaking News“ ) mit Fug und Recht in die Medien schaffen.

Nichts Neues vom Kanzler. Oder doch? Olaf Scholz sei „erfrischend langweilig“, bekundete der Kommunikationswissenschaftler Ortwin Lämke im „Merkur“. Auch Georg Diez bescheinigte Scholz in der „taz“, „seiner Zeitenwende fehlt die Substanz“ und in dieser Hinsicht sei er eben „ganz Merkelianer“: „Denn wenn er zurückschauen würde, was ja eigentlich auch Teil der Wende sein könnte oder sogar müsste, dann würde er eigenes Versagen sehen…“ Olaf Scholz betreibe hingegen nur „Phrasenbingo“ und kultiviere in seiner Rhetorik einen „Hang zu Floskeln“, attestiert ihm „t-online“, während man unterdessen beim „Spiegel“ der Ansicht ist, er trete „trotzig-scholzig“ auf. Und die „Stuttgarter Nachrichten“ analysierten die Kommentare zur Scholz-Rhetorik auf Twitter: „Der Vergleich mit einem Trauerredner fasst die Meinungen wohl ganz gut zusammen.“ Dass Scholz ein Bild mit antisemitischer Ikonografie auf der Documenta „abscheulich“ findet, ist für seine Verhältnisse schon ein gewaltiger Gefühlsausbruch. Und ansonsten mündete die Scholz’sche Mobilität in die Entscheidung: wer – wie er – schon in Kiew war, der muss anschließend nicht auch noch unbedingt nach Kassel fahren. Der „Focus“-Kolumnist Jan Fleischhauer bangte derweil, wie Wladimir Putin wohl ein 80minütiges Telefonat mit Olaf Scholz überstanden haben mochte, und meinte dem Sinne nach, wer eine Karriere im russischen Geheimdienst und im Kreml hinter habe, der verkrafte auch ein 80minütiges Telefonat mit dem Scholzomaten ganz gut. Offen bleibt die Frage, wie wiederum Scholz ein 80minütiges Telefonat mit lauter Drohungen Putins überstanden haben mochte. – Was aber gab’s jetzt gerade beim G 7-Gipfel auf Schloss Elmau beim Staatsbankett „Chez Scholz“ zu essen? „Käpt’n Iglus Fischstäbchen“ als Inbegriff für die Ernährungsgewohnheiten des genügsamen Hanseaten, wie Herr Bär schon mutmaßte?  Mitnichten! Die Speisekarte von „Chez Scholz“ konnte sich sehen lassen: Tatar vom Wagyu-Rind – dazu Elmauer grüne Sauce und Escabeche-Gemüse, anschließend Goldforelle in Leindotteröl pochiert mit Estragon-Senfnage, Kohlrabi und Bavaria Juwel gebräunt. Copyright Bär/Raap 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär und „Chez Scholz“

Tatar vom Wagyu Rind Das Fleisch vom japanischen Wagye-Rind gilt als besonders zart und hat einen 30 Prozent höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren als andere Fleischrassen; es gilt als gesund, weil es besonderes cholesterinarm ist. Inzwischen wird es auch außerhalb Japans gezüchtet, und zwar ausschließlich in Weidehaltung. Man sollte es niemals in der Mikrowelle zubereiten – das ist barbarisch, weil es dann zäh wird. Wenn man das gewolfte Tatar nicht roh essen, sondern à la „Chez Scholz“ gebacken servieren will, sollte man es in Alufolie ca. 10 Min. lang bei mittlerer Hitze im Backofen angaren.

Elmauer grüne Sauce Am berühmtesten ist eigentlich die „Frankfurter grüne Sauce“, aber es gibt auch in anderen deutschen Landstrichen Rezeptvarianten mit Borretsch, Petersilie, Dill, Schnittlauch, Pimpinelle, Kerbel, Sauerampfer und Kresse, die man kleingehackt mit ebenfalls kleingehacktem gekochten Ei, Joghurt und Schmand vermischt, abgeschmeckt mit Salz und Pfeffer.

Escabeche-Gemüse Escabeche ist eine Würzmarinade für diverse Gemüsesorten wie Bohnen, Paprika, Auberginen, Zucchini etc. Für die Escabeche dünstet man in einer Pfanne in Öl Zwiebeln und Möhren an, fügt dann etwas Gemüsebrühe und Essig hinzu, zwei Lorbeerblätter, zwei Zitronenscheiben, lässt das Ganze dann köcheln, bis die Marinade eingedickt ist, würzen mit Salz, Pfeffer, Oregano, etwas Chili oder scharfem Paprika. Es gibt auch Rezeptvarianten, bei denen man auch noch ein paar Blumenkohlröschen oder Bohnen mitköcheln lässt. Ursprünglich diente diese Essig-Mariande dazu, Gemüe zu konservieren.

Goldforelle in Leindotteröl pochiert Die Goldforelle gehört zu den Lachsfischen und stammt ursprünglich aus Kalifornien; zoologisch umstritten ist die Einteilung als eine Unterart der Regenbogenforelle. Leindotteröl  enstammt dem Samen des Leindotters (nicht zu verwechseln mit Leinöl). Eigentlich verwendet man es aber eher als Salatöl. Herr Bär empfiehlt, die gesalzene und gepfefferte Forelle 30 Min. lang in eine Marinade aus eben jenem Öl, etwas Knoblauch, Dill und Zitrone in einer Casserole einzulegen, anschließend dann mit Fischfond aufzufüllen und im Backofen bei 95 Grad 15 Min.zu garen.
Senfnage Eine Nage ist eine Sauce, hier auf Senfbasis. Für Fischgerichte empfiehlt Herr Bär etwas Butter anzudünsten, Weißwein mit Fischfond und kleinen Fischstücken (vom Stöcker oder kleinen Rotbarben) aufzukochen, dann eine Melange aus Essig, Senfkörnern, etwas frischem Estragon, Kurkuma, etwas Honig und Salz einrühren und anschließend ebenso Kochsahne.

Bavaria Juwel Die Kartoffelsorte „Juwel“ gilt unter Kartoffelzüchtern als „anspruchslos“ und damit als scholz-affin. Sie ist „vorwiegend festkochend“ und „gut waschbar“ und hat eine „sehr geringe Neigung zu inneren und äußeren Knollenmängeln“.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Seezunge mit Mangold-Paprika-Gemüse à la Karl-Josef Bär Wenn möglich, nehme man Seezunge aus Wildfang. Salzen, ffeffern, leicht mehlieren und mit Zitrone beträufeln. In Knoblauchbutter von beiden Seiten zusammen mit Lauchzwiebeln braten und zum Schluss frischen Salbei hinzufügen. In einem Topf in Butter Lauchzwiebeln und klein gehackten grünen Gemüsepaprika andünsten, kleingehackte Mangold-Blätter und Strunkstücke hinzugeben, garen lassen, mit Salz, Pfeffer, Muskat und Worchestershiresauce abschmecken.

Involtini à la Karl-Josef Bär Involtini sind Fleischrouladen in der italienischen Küche, für die man dünne Kalbs- oder Schweinefleischscheiben nimmt. Saltimbocca à la Romana kann man eben in gerollter Form zubereiten, im Inneren mit einer Füllung aus Schinken und Salbei, geschmort in Weißweinsauce. Zu einem der klassischen Involtini-Rezepte gehören für die Füllung neben Schinken auch frisch geriebener Parmesan und Basilikum. Herr Bär salzt und pfeffert das Fleisch, auf der Innenseite auch mit Paprikapulver, und füllt es mit Zwiebeln, grünen und roten Gemüsepaprikastreifen, Thymian und etwas Blauschimmelkäse. Von allen Seiten kurz anbraten und dann in einem Gemüsesud mit Tomaten, Tomatensugu, Paprika weich schmoren, zum Schluss Kochsahne einrühren, würzen mit Thymian und Basilikum.

Involtini à la Karl-Josef Bär, Foto: Copyright S. Kallnbach

Involtini à la Karl-Josef Bär Involtini sind Fleischrouladen in der italienischen Küche, für die man dünne Kalbs- oder Schweinefleischscheiben nimmt. Saltimbocca à la Romana kann man eben in gerollter Form zubereiten, im Inneren mit einer Füllung aus Schinken und Salbei, geschmort in Weißweinsauce. Zu einem der klassischen Involtini-Rezepte gehören für die Füllung neben Schinken auch frisch geriebener Parmesan und Basilikum. Herr Bär salzt und pfeffert das Fleisch, auf der Innenseite auch mit Paprikapulver, und füllt es mit Zwiebeln, grünen und roten Gemüsepaprikastreifen, Thymian und etwas Blauschimmelkäse. Von allen Seiten kurz anbraten und dann in einem Gemüsesud mit Tomaten, Tomatensugu, Paprika weich schmoren, zum Schluss Kochsahne einrühren, würzen mit Thymian und Basilikum.

Seezunge mit Mangold-Paprika-Gemüse à la Karl-Josef Bär Wenn möglich, nehme man Seezunge aus Wildfang. Salzen, ffeffern, leicht mehlieren und mit Zitrone beträufeln. In Knoblauchbutter von beiden Seiten zusammen mit Lauchzwiebeln braten und zum Schluss frischen Salbei hinzufügen. In einem Topf in Butter Lauchzwiebeln und klein gehackten grünen Gemüsepaprika andünsten, kleingehackte Mangold-Blätter und Strunkstücke hinzugeben, garen lassen, mit Salz, Pfeffer, Muskat und Worchestershiresauce abschmecken.

Hähnchen griechische Art à la Karl-Josef Bär

Hähnchenbrustfilets klein schneiden und einige Stunden lang in Olivenöl, Zitronensaft, Thymian und Knoblauch marinieren. Fleischstücke mit Zwiebeln kurz anbraten, dann etwas Geflügelfond dazugeben und Streifen von grünem Gemüsepaprika mit schmoren lassen, mit Salz, Pfeffer, Paprika, frischem Thymian und frischem Basilikum würzen. Dazu passen entweder Kartoffeln oder Reis, den man zusammen mit 1 klein geschnittene Tomate kocht und mit Tomatenpüree oder Ajvar-Auberginenpaste geschmacklich abrundet.

v.i.S.d.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Bär aktuell 311 22. Mai 2022

April 28th, 2022

Bild des Monats Mai 2022

Jürgen Raap, Poller Märzdämmerung, Acryl/Öl auf Leinwand, 2022

Bär aktuell 311 – 22. Mai 2022

Wo heut zutage das Heldentum boulevardjournalistisch-propagandistisch mit neuem Pathos unangenehm übertüncht wird, wobei es aber zumindest auf der einen Seite augenscheinlich mehr Kriegsverbrecher als Helden zu geben scheint, müssen bisweilen auch in der Trivialmythologie die alten Helden ins Nichts gestürzt werden. Dies geschieht in einem eigenartigen zufälligen zeitlichen Zusammentreffen von Ereignissen in der von Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“: die Gastronomiekette „Ständige Vertretung“ strich das „Altkanzler-Filet“ von der Speisekarte, das aber ohnehin nur aus Currywurst mit Fritten bestand, dem angeblichen Leibgericht von Gerhard Schröder. Und gewohnt reißerisch informierte die BILD-Zeitung ihre Leser über „Boris Becker: seine ersten Nächte im Horror-Knast“. Während man Gerhard Schröder aber immerhin noch das historische wie heroische Verdienst anrechnen kann, uns seinerzeit wenigstens aus dem Irak-Krieg heraus gehalten zu haben (der ja ohnehin nur aufgrund einer Lüge über angebliche Geheimwaffen Saddam Husseins geführt wurde), kam der Anwalt von Boris Becker vor dem Londoner Gericht nicht in toto mit der Strategie durch, sein Mandant sei einfach zu naiv und zu faul gewesen, um sich um seine Vermögensverhältnisse zu kümmern. Denkt man dieses Plädoyer zu Ende, dann ist Bobele eben nicht durch ikarushafte Vermessenheit der Sonne zu nahe gekommen und dann mit versengten Flügeln in die Insolvenz abgestürzt, während hingegen in diversen Gazetten über Gerhard Schröder bis in die jüngste Zeit der Mythos gepflegt wurde, er habe nach den Sternen greifen wollen, um die kleinen Verhältnisse hinter sich zu lassen, denen er entstammt, als ein nach materiell Höherem strebender kleiner Faust, der seine Seele letztlich an den Mephisto Putin verkaufte. Wie ansonsten um Heldentum bemühte Zeitgenossen im heutigen postheroischen Zeitalter aussehen, lässt sich gut an dem Grünen-Politiker Anton Hofreiter beschreiben, der zwar äusserlich immer noch recht zauselig und keineswegs als siegfriedianischer Recke daher kommt, dem aber der „Spiegel“ inzwischen bescheinigt, er kenne sich mit großkalibrigen Waffen mittlerweile genauso gut aus wie auf seinem eigentlichen Fachgebiet der Botanik.

Richtig gegendert Auf der Internetseite „Die 100 besten Putin Witze“ (https://schlechtewitze.com/putin) findet sich folgende Grammatik-Anleitung: „Wie nennt man eine weibliche Pute? – Putin.“

Altbundeskanzler Gerhard Schröder habe Soyeon Kim vor der Hochzeit versprochen, künftig nicht mehr als zwei Gläser Wein pro Tag zu trinken, wusste www.t-online.de zu berichten. Der Berliner „Tagesspiegel“ indessen beruft sich auf andere „Berichte“, nach denen Schröder bei seinem jüngsten Interview mit der „New York Times“ „reichlich Weißwein getrunken habe“, mithin wohl mehr als das der Gattin versprochene Tages-Maximum von zwei Gläsern, als ob er bei diesem Interview der Öffentlichkeit hätte beweisen müssen, zu Hause noch nicht zum Pantoffelhelden mutiert zu sein. Bestimmt hat Soyeon Kim-Schröder nicht mit dem Nudelholz oder der Bratpfanne in der Hand hinter der Wohnungstür gelauert, als Gatte Gerd von dem Interview angesäuselt nach Hause kam. Nun wird von Politikern gemeinhin noch immer eine gewisse Trinkfestigkeit erwartet, und dass Schröder seine mittlerweile imagemäßig missliche Lage, in die er sich als notorischer Putin-Intimus gebracht hat, sich nun schön zu trinken versucht, sei ihm gegönnt. Allerdings wirkt in seinem Falle Weißwein nicht unbedingt bewusstseinserweiternd.

Putin schreibt man ohne ‚f““

Interview mit Klaus-Günther Bär, Klasse 3a, Michael-Wendler-Gesamtschule Köln

bär aktuell: Klaus-Günther, ihr solltet einen Klassenaufsatz über Wladimir Putin schreiben. Du hast nur eine Fünf dafür gekriegt, Wie kam das?

Klaus-Günther: Mir is zu däm Putin nix einjefallen. Außer dat mein Onkel Karl-Josef neulich jesacht hat: dä Putin is ene fiese Möpp. Ich han dann bei uns in dä Klasse minge Banknachbarn Fidel Mops jefragt: Wie schreibt man eigentlich Putin? Da sagt der: Putin schreibt man ohne ‚f‘.

bär aktuell: Aber Klaus-Günther, in „Putin“ kommt doch gar kein ‚f‘ vor.

Klaus-Günther: Jojo, dat hätt dä Fidel Mops ja auch jesacht. Un weil mir üvver dä blöde Putin sonst nix einfiel, han ich einfach dä janze Aufsatz bei däm Fidel Mops abgeschrieben. Aber damit dat nit auffällt, dachte ich mir, dann schreibste konsequent „Putin“ mit „f“. Also „Futin“. Ich schreibe „Futin“, und dä Fidel Mops schreibt „Putin“. Da kann unsere Klassenlehrerin doch nit behaupten, ich hätte dä janze Aufsatz wortwörtlich bei däm Fidel Mops abjeschrieben. Dat hat die auch nit jemerkt. Ävver dä Fidel Mops hätt för singe Aufsatz och nur ne Vier gekriegt. Un ich ne Fünf wejen zusätzlich zu viele Rechtschreibfehler. Putin mit ‚f‘ un eso.“

Die britische Küche genoss noch nie einen guten Ruf: „God save the british people and the terrible food they have to eat“. So ist Herr Bär nicht darüber erstaunt, dass sich Boris Becker über das schlechte Essen im Londoner Gefängnis Wandsworth beklagt: es gab neulich Corned Beef, ein zerkleinertes, gekochtes, gepökeltes und gepresstes Rindfleisch, das nun wirklich nicht jedermanns Sache ist, aber bis heute zu den Standards der Militärverpflegung gehört, was angesichts der aktuellen Zeitumstände an dieser Stelle auch mal zu erwähnen wäre (die Söldner im Ukrainekrieg kriegen allerdings vozugsweise die Rote Beete-Kohl-Suppe Borsch aufgetischt). Herr Bär fragt sich, was es wohl als Bordverpflegung gab, als die in jeder Hinsicht glücklose Verteidigungsministerin Christine Lamprecht als Helikopter-Mutter ihren Sohn in einem Bundeswehr-Diensthubschrauber mitfliegen ließ, und der kecke Filius dann instinktlos, weil auch noch mit protziger Gebärde, von diesem Flug eine Aufnahme bei Instagram postete, nicht ahnend, dass womöglich der russische Militärgeheimdienst GRU alle technischen Details auf diesem Foto genau analysieren würde, um dann zu der Erkenntnis zu gelangen: Corned Beef gab’s als Bordverpflegung bei diesem Bundeswehrflug jedenfalls nicht. Der britische Journalist Chris Atkins, der früher selbst schon einmal wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis Wandsworth einsaß, bescheinigt Boris Becker immerhin, er habe mit seiner öffentlichkeitswirksamen Meckerei über seine Haftumstände viel getan, um die Welt über die unhaltbaren Zustände in englischen Gefängnissen aufmerksam zu machen.

Copyright: Bär/Raap 2022

Von den realen, vermeintlichen und künftigen Pleitiers soll diesmal die Rede sein. Die „Bunte“, das Fachblatt für die Eskapaden des Hoch- wie Niederadels, notierte jüngst auf ihrer Titelseite die Frage: „Ernst August. Total pleite? Er lieh sich sogar Geld von seiner Ex-Frau“ und als Unterzeile die Hintergrundinformation: „Der Prinz hat ein Vermögen verprasst“. Herr Bär fragt sich, wieso Boris Becker bislang noch nicht auf die geniale Idee kam, eine seiner beiden Ex-Frauen anzupumpen. Um Gerhard Schröder muss man sich unterdessen keine Sorgen machen, falls nach seinem Rückzug aus dem Rosneft-Aufsichtsrat das Altkanzler-Ruhegehalt nicht reichen sollte: der Man ist schließlich sogar schon viermal geschieden. Mit den Worten „Von Pleite zu Pleite“ beschreibt der „Weser Kurier“ die Wahlergebnisse der FDP in jüngster Zeit. Deren Wahlniederlage 2013, als die Liberalen aus dem Bundestag flogen, hatte damals auch erhebliche finanzielle Auswirkungen“: „Wir waren pleite“, bilanzierte der ehemalige FDP-Schatzmeister Hermann Otto Solms. Inzwischen ist Christian Lindner Parteivorsitzender. Der ist auch schon einmal geschieden und weiß daher, an wen er sich wenden muss, wenn wieder mal Ebbe in der Parteikasse ist, wobei Prinz Ernst-August von Hannover allerdings nur bedingt als Vorbild taugt. Die „Bunte“ lässt nämlich den Anwalt Volker Römermann zu Worte kommen: „Ernst August hat deutlich und ständig über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gelebt. Der Prinz ist kein detailverliebter Bürokrat. Was man ihm gab, wurde von ihm unterschrieben.“ Ähnliches konnte man neulich über Boris Becker nachlesen. Alle anderen, die auch über ihre Verhältnisse gelebt, unbedacht alles mögliche unterschrieben, aber keine spendierfreudige Ex-Frau haben, können zum Trost eine weitere geniale Idee im Wahlprogramm der FDP nachlesen: „Wir Freie Demokraten fordern, dass eine kurzfristige Liquiditätshilfe direkt vom Finanzamt ausgezahlt werden kann.“ Das Finanzamt anpumpen! Warum sind Boris Becker und Prinz Ernst-August von Hannover noch nicht auf diese Idee gekommen? Herrn Bärs Prognose: die Pleitiers in diesem Lande sind die künftigen Stammwähler der FDP. © Raap/Bär 2022

Nachdem wir den „Tag des Biergartens“ (20. Mai) gut hinter uns gebracht haben – natürlich im Biergarten, wo sonst? – bereiten wir uns nun innerlich auf den „Welttag der Anatomie vor“, der zwar erst am 15. Oktober ist, dem Todestag von Andreas Vesalius (1514-1564), dem Begründer der neuzeitlichen Anatomie. Aber schon jetzt sei dazu ein Zitat von Lothar Matthäus notiert: „Der Rücken ist die Achillesferse des Körpers“. Das würde zwar jeder Orthopäde bezweifeln, aber Boris Becker musste sich im „Trierischen Volksfreund“ auch schon mal die Beurteilung gefallen lassen, „als in der Schule Anatomie behandelt wurde, fehlte er scheinbar.“ Denn Boris Becker hatte in einer Talk-Show dem Fußballtrainer Otmar Hitzfeld zu bedenken gegeben: Sie hatten in Ihrer Dortmunder Zeit einen Darmdurchbruch. Das geht doch an die Nieren“. Stimmt anatomisch und physiologisch auch nicht so ganz. Der Journalist Michael Thumann sezierte unterdessen die „Anatomie einer Männerfreundschaft“ zwischen Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Wobei nicht hinsichtlich der Leberwerte, wohl aber des sinkenden Marktanteils www.inside-getraenke.de bereits 2016 zu berichten wusste: „Putin-Wodka schmiert ab“. Derweil offenbarte Altkanzler-Gattin Soyeon Schröder-Kim in einem NDR-Talk über den gemeinsamen häuslichen Weingenuss: „Ich trinke mit, damit mein Mann weniger trinkt“. So funktioniert also bei den Schröders eine eheliche Gütergemeinschaft oder eine Zugewinngemeinschaft in Sachen Wertschöpfung an Promille- und Leberwerten. Auch der Scholzomat kann nicht verhindern, anatomischen Betrachtungen unterzogen zu werden. Denn auf https://m.facebook.com/olafscholz/photos/a.116598989310/10160191899479311/?type=3 gibt eine gewisse Ana Bell zu bedenken: „Olaf Scholz Anatomie (Vagina) ist keine Qualifikation. Und das sage ich als FRAU!“ Vielleicht hat Lothar Matthäus doch recht. © Raap/Bär 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Bärs Spargelcremesuppe

Bärs Spargelcremesuppe

Wenn man Spargel als Hauptgericht wählt, kann man für eine Vorsuppe nach dem Schälen die Schalen und die manchmal ein wenig hölzernen Enden an den Schnittstellen in Gemüsefond zusammen mit etwas Suppengemüse auskochen. Das zerkochte Gemüse schöpft man dann ab, gibt etwas Butter und ein paar frische Spargelstückchen hinzu, lässt diese weich dann zusammen mit reichlich Kochsahne und ein paar grünen Pfefferkörnern weich kochen. Abschmecken mit Salz und Pfeffer, vor dem Servieren frische grüne Gartenkresse und Schnittlauch einstreuen.

Filet Wellington Es heißt, der Duke of Wellington habe nach der Schlacht von Vitoria 1813 erstmals dieses Gericht genossen: Rinderfilet im Blätterteigmantel. Kleingehackte Champignons und Schalotten brät man in Butter an, fügt etwas frischen Thymian hinzu, löscht das Ganze mit Weißwein ab und lässt die Flüssigkeit eindicken, fügt dann noch frische Petersilie und Majoran hinzu, abschmecken mit Salz und Pfeffer. In einer zweiten Pfanne brät man ein Stück Rinderfilet von allen Seiten an, salzen und pfeffern, bestreicht es dann mit Senf. Blätterteig ausrollen, in die Mitte des Teigs die Pilzmasse geben, das Filet darauf platzieren und mit der restlichen Pilzmasse bedecken. Mit dem Blätterteig umhüllen und auf ein Backblech mit Backpapier setzen. Verquirltes Eigelb auf der Außenseite verstreichen, das Ganze dann ca. 15 Min. bei 180 Grad backen und weitere 10 Min. bei 120 Grad garen lassen, bis die Blätterteigkruste goldbraun ist – das Fleisch ist innen noch zartrosa.

Ungarische Wurstsorten In Italien, Frankreich und Ungarn enthielt im 19.Jh. die Salami oft Eselsfleisch, weil Schweine- oder Rindfleisch damals zu teuer war. Heute besteht die Füllmasse allerdings zumeist aus „Pur Porc“. Die „Pick Salami” aus Szeged gilt als Inbegriff der Ungarischen Salami – Mark Pick begann 1869 mit ihrer Herstellung als Variante der Mailänder Salami. Die Budapesti téliszalámi wird als Wintersalami nur dort hergestellt. Denn sie ist in der EU als geografische Herkunftsangabe geschützt, ebenso wie die Wintersalami Szegedi szalámi aus Szeged, deren Rezeptur bis weit ins Mittelalter zurück reicht. Die feuchte Luft, die dort von der Theis aufsteigt, begünstigt die Edelschimmelbildung, die einerseits für das Aroma wichtig ist, andererseits ein zu schnelles Austrocknen verhindert. Die Kolbàsz wird schon seit dem 18. Jh. aus reinem Schweinefleisch und mit scharfem sowwie edelsüßem Paprika hergestellt. Man isst sie zur Brotzeit kalt, verwendet sie aber auch als Suppeneinlage. Etwas dünner ist die Gyulai lángolt kolbász, eine heißgräucherte Rohwurstspezialität. Die Debreziner ist eine Brühwurst. Sie passt gut zu Sauerkrautgerichten und zu Drebreziner Gulasch, bei dem man anstelle von Rindfleisch wie beim klassischen Pörkölt eben jene Wurst verwendet (kriegt man in Köln in manchen „Edeka“-Supermärkten).

v.i.S.d.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 310 – 22. April 2022

April 6th, 2022

Bild des Monats April 2022:

Siglinde Kallnbach, Jürgen Raap, „Let’s work together“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2022

Bär aktuell 310 – 22.April 2022

Wer sich gerne an Albernheiten ergötzt, der lese regelmäßig die BILD-Zeitung, die sich jüngst nicht zu schade war, ausgerechnet den einst voluminös daher stapfenden, inzwischen aber gründlich abgespeckten Ex-Fußballmanager Rainer Calmund als neuen James-Bond-Darsteller zu empfehlen. Ein hohes Maß an Durchgeknalltheit kann man auch der Frontberichterstattung in „BILD“ attestieren, deren Bemühen, Hemingway’sche Kriegsreportagen aus den 1940er Jahren mit einem zeitgemäßen Spritzer aus der Tränendüse anzureichern und solchermaßen auf heutigem Boulevard-Niveau zu imitieren, gründlich daneben geht und handwerklich an eine holzschnittartig-grobe Agitprop-Strategie erinnert. Als ob es nicht gereicht hätte, dass uns der Bundespräsident mit gewohnt bedächtigen Worten auf künftige „harte Zeiten“ eingeschwört hat, glaubt man bei BILD, durchhalteparolenmäßig noch einen drauf setzen zu müssen. Dabei weiß doch ohnehin längst jeder, dass der böse Bube, der diesen Krieg völkerrechtswidrig angefangen hat, im Moskauer Kreml sitzt und nicht anderswo. Nach fast sechs Wochen Krieg haben auch ohne BILD-Propaganda selbst die dümmsten Daddelbrüder unter uns begriffen, dass die allabendlich via „Tagesschau“ dokumentierte Zerstörung ukrainischer Städte kein zynisches Kriegsspiel im virtuellen Raum einer Playstation-Konsole mit sauberer Cyber-Ballerei am Bildschirm ist. Wiewohl bei dieser Kriegsführung im digitalen Zeitalter gleichzeitig juvenile Influencer in Russland sich darüber beklagen, das zensurpolitische Abschalten der sozialen Medien dort habe ihnen das Geschäftsmodell verdorben, ihre gleichaltrigen „Follower“ mit Schminktipps zu traktieren. Dazu ließe sich an dieser Stelle ein Clint Eastwood-Zitat aus dem Film „The Mule“ anführen, wo Eastwood einen 90jährigen Drogenschmuggler spielt, der im Dialog mit einem Darsteller aus der Influencer-Generation diesem zu bedenken gibt: „Internet? Wer braucht denn so einen Scheiß?“ Weil sich Kriegsgeheul mit Kosmetikwerbung in den sozialen Medien nun mal nicht übertönen ließe, kann man – „feministischer Außenpolitik“ (Baerbock) zum Trotz – auch gut darauf verzichten. Und ebenso auf Rainer Calmund als Hauptdarsteller im nächsten James Bond-Film. Copyright: Raap/Bär 2022

Der ganz normale Wahnsinn Putin sei eigentlich ganz umgänglich, findet Eckard Mickisch, Betreiber des Wildparks Mehlmeisel in Oberfranken. Allerdings handelt es sich dabei um ein 200 kg schweres Wildschein, das bislang auf den Namen „Putin“ hörte, nun aber umgetauft werden soll: denn „keine Sau“ habe es verdient, so zu heißen, findet Mikisch. „Schröder“ wäre als neuer Name für das Wildschwein aber wohl auch nicht angebracht, findet Herr Bär. – Ob man aus einer Talkshow heraus Regierungsgeschäfte erledigen könne, hatte sich der „Südkurier“ gefragt, und Gesundheitsminister Lauterbach trat den Beweis dazu an, indem er bei Markus Lanz ankündigte, die erst tags zuvor beschlossene neue Quarantäneregelung anderntags sofort wieder einkassieren zu wollen, was den echauffierten CSU-Politiker Alexander Dobrindt zu der Forderung veranlasste: „Talkshow-Quarantäne für Karl Lauterbach!“ Ein durchaus sympathischer Gedanke, meint Herr Bär. Das auch sonst eher reichlich desaströse Erscheinungsbild der Bundesregierung fasste die „Berliner Zeitung“ mit den Worten zusammen: „Die Bundesverteidigungsministerin erklärt Sachverhalte für geheim, die der Parteivorsitzende der SPD ebenfalls in Talkshows munter ausplaudert, und der Vorsitzende der Grünen kritisiert Entscheidungen der Bundesregierung, die es angeblich gar nicht gegeben hat. Hat Scholz eigentlich sein Kabinett im Griff oder kann da jeder machen, was er will?“ Die Außenministerin propagiert „feministische Außenpolitik“, was in der aktuellen Kriegs-und Krisensituation naiv und weltfremd klingt, auch die Bundesfamilienministerin Anne Spiegel ist laut „Der Spiegel“ zu einer „Symbolfigur für Versäumnisse und Fehlleistungen“ geworden, und der Verkehrsminister Volker Wissing leistet sich gar den Schildbürgerstreich, ein Tempolimit mit der Begründung abzulehnen, man habe ja nicht so viele Hinweisschilder zur Verfügung, die man dann an den Autobahnen aufstellen müsste. Nun ja, der ganz normale Wahnsinn eben.

Copyright: Raap/Bär 2022

Der Lauterbach behält die Maske sogar beim Zähneputzen auf (Kabarettistin Sabine Solgar).

Die Freiheit, die ich meine Kunst muss frei sein, schreibt die Autorin Eva Menasse in „Die ZEIT“, sie „muss spielen dürfen, probieren, polemisieren, sie muss irren dürfen, irritieren und kränken“. Vor allem letzteres ist in den Augen von Herrn Bär heut zu tage ja oft problematisch, denn allzu oft schlüpft einer in die Rolle der beleidigten Leberwurst, wenn sprachlich scheinbar Unkorrektes oder bildnerisch vermeintlich Anstößiges dargeboten wird. „Die überschießenden Empfindlichkeiten, der hochaggressive, tendenziell ausschließende Diskurs, der irrationale Glaube, mit den bösen Wörtern das Böse selbst ausmerzen zu wollen“ sind Symptome dieser Leberwurstiade, deren Anhänger selbst oftmals gar nicht betroffen sind von dem, an dem sie Anstoß nehmen, sondern die nur andere bevormunden wollen, und denen man nur ein altes Zitat des Kabarettisten Richard Rogler entgegen halten kann: „Freiheit aushalten“. Und weiter schreibt Eva Menasse: „Man muss gar nichts von oben verbieten, wenn sich die Gesellschaft selbst zensiert.“ Das ist bei uns der Unterschied zur Putin’schen Diktatur: dort drangsaliert die Obrigkeit die Journalisten in Sachen Sprachregelung, denn „Krieg“ gilt dort als „K*Wort“, das man nicht aussprechen darf. Bei uns sind es eher die Empörungshysteriker und Shitstormathleten, deren Erregungspotenzial Zensurmaßnahmen hervor ruft und die bestimmen wollen, was als unangemessene kulturelle Aneignung tabu sein soll. Der Vorrang der Kunstfreiheit werde in Frage gestellt, im Namen der Ethik, beklagt sich daher der Kulturjournalist Ralf Schlüter. Während kölsche Bands allerdings bislang damit durchkamen, sich für ihr Liedgut auch an Samba- und Salsa-Rhythmen aus dem globalen Süden zu bedienen, warfen einige Eiferer z.B. allen Ernstes der afro-amerikanischen Musikerin Beyoncé Knowles vor, es gezieme sich nicht für sie, sich an der indischen Kultur zu bereichern, als sie in einem Video in indischer „Bollywood“-Manier posierte. Künstler müssen „sich nicht mehr nur für ästhetische Entscheidungen rechtfertigen, man schaut auch auf ihren Umgang mit extremen Machtgefällen und mit Ausbeutungsverhältnissen. So steht ein neuer Begriff von immateriellem Eigentum im Raum, einer, der nicht durch das Urheberrecht abgedeckt ist“, schreibt Ralf Schlüter, und fügt an: „Wäre es nicht eine Horrorvision, wenn am Ende für die Legitimität bestimmter kultureller Äußerungen zuerst der Nachweis der korrekten Ethnie erforderlich ist? Ja, das wäre es. Seit jeher geht Kunst aus anderer Kunst hervor; kulturelle Aneignung ist nicht erst ein Thema, seit die Maler und Bildhauer der Renaissance die Werke der Antike nachgeahmt haben. Kunst muss immer teilbar sein, sie lebt gerade von Adaption, Anverwandlung und Variation, von Hommage, Pastiche und Zitat. Die Unbefangenheit, sich vorgefundenen kulturellen Materials zu bedienen, ist wesentlicher Bestandteil von Kreativität überhaupt.“

Copyright: Raap/Bär 2022

Ein recht wacher Geist schrieb neulich einen Leserbrief an den Berliner „Tagesspiegel“, ihm mache es nichts aus, dass Olaf Scholz als ein Kanzler ohne Charisma gelte. Der letzte sozialdemokratische Kanzler, den wir hatten, nämlich Gerhard Schröder, sei ein Charismatiker gewesen, „und man weiß ja, was inzwischen aus dem geworden ist“. Dann bevorzuge er, der Leserbriefschreiber, doch lieber den Scholzomaten als „Mann ohne Eigenschaften“. Doch nach dem Affront der ukrainischen Regierung gegen den in Kiew unerwünschten Bundespräsidenten bewies Scholz Rückgrat, eine Einladung als Ersatzspieler dorthin nicht erst einmal nicht anzunehmen, um den Bundespräsidenten nicht noch ein zweites Mal zu desavouieren. Herrn Bärs Prognose: eine Stimmungskanone (jaja, diese Vokabel klingt ein bisschen frivol in diesen Zeiten) wird unser Olaf „vorne SCH und hinten OLZ“ (Kabarettist Ingo Appelt) zwar nicht mehr. Aber die Scholz’sche Unaufgeregtheit ist nicht die schlechteste Eigenschaft in diesen Zeiten, wo doch manche unserer Zeitgenossen jetzt zu einer neumodischen Form des Hurra-Patriotismus neigen, zwar nicht für die Ukraine sterben zu wollen, sondern sich damit begnügen, sich in der kalten Wohnung einen Pullover anzuziehen, wenn sanktionsbedingt der Gashahn abgedreht bleibt („Wir können auch einmal frieren für die Freiheit“, so Altbundespräsident Joachim Gauck). Dabei übersehen sie in ihrem Übereifer an Bereitschaft zum Energieboykott eine nachhaltige Beschädigung unserer Wirtschaftskraft und damit zwangsläufig auch eine politische Schwächung in der Systemkonkurrenz mit Autokratien und Diktaturen. Doch das walte Olaf Scholz.

Wer gerne zockt, sollte beizeiten katholische Theologie studieren und dann eine Pfarrstelle im Erzbistum Köln antreten. Wie nämlich der „Kölner Stadtanzeiger“ meldete, beglich das Erzbistum „Schulden eines Priesters, die unter anderem auch durch Glücksspiel entstanden sein sollen“ in Höhe von 493.000 Euro aus einem „bischöflichen Sondervermögen“, und zwar „mit Rücksicht auf das Gemeindeleben“, wie es zur Begründung heißt. Herr Bär fordert daher vehement, dass dieses schlechte Beispiel nicht Schule machen möge und deswegen mit dem angekündigten „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr keineswegs Spielschulden im Offizierskasino beglichen werden dürfen.

Rücktritte von Politikern haben für diese ja auch ihre guten Seiten Denn Ex-NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser kann jetzt unbeschwert und unangefochten Urlaub machen und mit ihren nach der voraussichtlich verlorenen Landtagswahl ebenfalls mandatslosen Parteifreunden als Reisegefährten schon auf dem Hinflug lauthals den alten Stimmungshit anstimmen: „Buenos dias, Mathias, mer sin widder do, he op Mallorca wie jedes Johr…“

In Japan klagte ein Lokführer gegen seinen Arbeitgeber West Japan Railway Company, und zwar wegen eines Lohnabzugs von umgerechnet 32 Cent aufgrund einer Verspätung von nur einer Minute. Herr Bär meint: Würde bei uns jede Verspätung der Deutschen Bahn anschließend vor den Arbeitsgerichten verhandelt, bedeutete dies gewiss sehr rasch den Zusammenbruch unseres Justizwesens wegen Überlastung. Copyright: Raap/Bär 2022

Die Axt im Wald erspart den Zimmermann“ mochte sich der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk gedacht haben und holzt sich verbal seitdem höchst undiplomatisch bei uns Tag für Tag durch alle möglichen Talkshows und Pressekonferenzen, sich dabei freilich mit einer höchst unangebrachten Anmaßung und Überzogenheit seiner Vorwürfe und Forderungen der berechtigten Kritik durch den SPD-Granden Sigmar Gabriel aussetzend, er, Melnyk, neige zu „Verschwörungstheorien“. Dass Melnyk auch noch bekundete, er habe über „einen Scherz“ von Bundeskanzler Olaf Scholz „nicht lachen“ können, wie der Kölner „Express“ kolportierte, kann man Melnyk allerdings nicht anlasten. Über Witze, die Olaf Scholz erzählt, bricht nun wirklich nicht jeder in brüllendes Gelächter aus. Wobei man nicht weiß, ob die Pointe von vorneherein nicht funktioniert, oder ob Scholz eine an sich gute Pointe erzähltechnisch in den Sand setzt.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Pasta alla Fornaia Ein Rezept aus der Toskana. Man kocht Spaghetti. Zugleich erhitzt man Olivenöl in einer Pfanne, dünste darin gehackte Wallnüsse, Basilikum, Petersilie und Knoblauch an, gibt dies dann auf die Spaghetti auf dem Teller und streut geriebenen Pecorino-Käse darüber.

Brotsuppe

Man schwitzt in einem großen Topf in Butter Stücke von altbackenem Brot zusammen mit Zwiebeln an, rührt etwas Mehl hinein und füllt das Ganze mit Fleischbrühe auf, gibt Suppengemüse (Möhren, Porree, Sellerie) und 1 Knoblauchzehe hinzu, lässt das Ganze köcheln, bis das Gemüse weich ist. Würzen mit Salz, Pfeffer, Paprika, Majoran, Kümmel und Schnittlauch.

Rheinischer Heringsstipp Dazu nimmt man Bismarckheringe, die schon in einer sauren Marinade aus Essig, Speiseöl, Zwiebeln, Senfkörnern und Lorbeerblättern eingelegt sind, schneidet sie in kleine Stücke, vermengt sie mit Zwiebelringen, Apfelstücken ,Gurken, saurer Sahne und Schmand, bei Bedarf auch Schnittlauch, abgeschmeckt mit Salz, Pfeffer und Zitrone. Dazu Salzkartoffeln oder Pellkartoffeln. Als Getränk eignet sich Kölsch oder Altbier, oder eine Scheurebe aus Rheinhessen.

Chicoree mit Avocado und Rinderhack Das Rinderhack platziert man in der Mitte des Tellers, nach der Zubereitung in der Pfanne mit Olivenöl, klein gehackten Zwiebeln, klein gehacktem roten Gemüsepaprika und gewürfelten Tomanten, gewürzt mit Salz, Pfeffer, Paprika, Petersilie, frischer Minze. Die Chocorees halbiert man, entfernt den Strunk in der Mitte, wässert die Blätter ca. 1 Std., damit sich die Bitterstoffe verflüchtigen und drapiert sie dann auf den Tellern rund um das warme Hack. Avocadofleisch in einer Schüssel zerdrücken, mit Salz, Pfeffer, Dill, Schittlauch und Minze würzen, mit einem Löffel Joghurt vermengen und auf den Chicoreeblättern verteilen. Das Ganze dann mit Parmesankäse bestreuen.

v.i.S.d.P. Jürgen Raap/Karl-Josef Bär, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 309 – 22. März 2022

März 2nd, 2022

Bild des Monats März 2022:

Jürgen Raap „Die Architektur des verbotenen Wissens“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2022

Untermalung und Endfassung

(war eigentlich als Schild für einen Karnevalsumzug gedacht, aber auf den musste coronabedingt verzichtet werden, und er wäre spätestens nach Kriegsbeginn in der Ukraine sowie abgesagt worden. Zeitaktuell ist jedoch – und zum Zeitpunkt der Bildproduktion gewissermaßen die Ereignisse vorwegnehmend – das Totentanzmotiv in diesem Bild).

Bär aktuell 309 – 22. März 2022:

250.000 bei Kölner Rosenmontags-Friedensdemo Karnevalisten, Künstler, Klimaschützer, vorab die Blauen Funken und hinter ihnen Friedensfreunde jedweder politischer Couleur – sie alle marschierten auf der Wegstrecke des ausgefallenen Kölner Rosenmontagszugs, geeint im Protest gegen Putins Kriegspolitik, ohne Stimmungsmusik und ohne das sonst übliche Kamelle werfen: „Wir machen eine Demonstration und keinen Rosenmontagszug“, hatte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitee Kölner Karneval, vorher gemahnt. Seine Sorge, es könnten womöglich über die TV-Sender und die Sozialen Medien Bilder um die Welt gehen, dass in Köln auf den Straßen „Heidewitzka, Herr Kapitän“ gesungen während Kiew bombardiert wird, erwies sich als unbegründet. Am Randes des Zugwegs standen auf den Plätzen bissig gestaltete Persiflagewagen, eigentlich für den ursprünglich geplanten Umzug gedacht, u.a. mit Putin als Imperator.

Gendern und Gegengendern Wenn angesichts des Putinschen Ursurpatorentums allenthalben von einer „Zeitenwende“ die Rede ist, so möge dies in anderer Hinsicht auch für eine Abkehr von ausuferndem sprachlichem Unfug gelten, wünscht sich Herr Bär. Ralph Aurand, der Kölner Regionalchef des Vereins Deutsche Sprache, stellte bei einem Referat in Rheinbach klar, sein Verein sei nicht „gegen die sprachliche Gleichstellung von Männern und Frauen“, sondern „vielmehr“ ginge es darum, „die Verwaltungssprache nicht durch sprachlich falsche und irreführende Kommunikationsformen zu verfälschen und damit Irritationen bei den Menschen herbeizuführen sowie entgegen der erklärten Absicht, ‚Wertschätzung‘ zu zeigen, die Bürgerschaft zu verunsichern“. (https://www.blick-aktuell.de/Berichte/Gendern-Nicht-mit-uns-490823.html). Aurand ist von Beruf Übersetzer, und insofern sekundierte ihm in etwas anderem Kontext der Schriftsteller Navid Kermani in „Die ZEIT“, die deutsche Sprache ließe zwar „Nuancierungen“ zu, die aber „im Englischen und Persischen nicht möglich wären“. Man könne „geschlechtliche Bestimmungen“ kenntlich machen, „aber dank des generischen Maskulinums auch dort verschwinden lassen, wo sie ohne Bedeutung sind“. Kermani verweist auf unsere Neigung zur Sprachökonomie in allen Sprachen der Welt: Alle Geschlechter zu nennen, wenn von einer gemischten Personengruppe die Rede ist, wäre zu „umständlich“, und für die Poesie wäre das sogar geradezu hinderlich. Das findet auch Herr Bär. Weil Sprachentwicklungen zur Vereinfachung neigen, glaubt Kermani nicht, „dass sich das Gendern in der mündlichen Sprache durchsetzen wird“, es sei „zu unmelodisch“, und Herr Bär, der in seinem sprachlichen Umfeld seit frühester Kindheit an den melodischen rheinischen Singsang gewohnt ist, empfindet bei manchen akademischen Vorträgen die verkrampfte phonetische Artikulation des Gendersternchens sogar als zu stottrig. „Ich möchte mir nicht aufzwingen lassen, so zu reden wie eine kleine Gruppe von Menschen, die glauben, den Stein der Weisen zur Verbesserung der Gesellschaft gefunden zu haben“, erklärte auch der Entertainer Jürgen von der Lippe, der auch manche Partizipialkonstruktionen vor Unsinn hält:„Der Bäcker ist ein Backender, wenn er in der Backstube steht. Wenn er auf dem Klo sitzt, dann nicht mehr.“ Und der Politiker Jens Spahn graust sich davor, dass aus Tante und Onkel womöglich ein „Tonkel“ werde. Auch und gerade dort, wo es gemeinhin volkstümlich zugeht, stoßen die sprachpolizeilichen Umerziehungsversuche mancher Gender-Eiferer auf Widerstand: „Wir werden als Klub nicht gendern“, versprach z.B. Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin. Im Stadion dürfe die Sprache „zwar rau sein, aber nicht verletzend oder diskriminierend“. Vegane Würstchen werde es im Union-Stadion laut Zingler ebenfalls nicht geben: „Fußball bedeutet bei uns: Bratwurst, Bier, 90 Minuten Fußball.“ Na also. Mehr will ein Fußballfan am Samstagnachmittag ja auch nicht. Und das findet Herr Bär völlig in Ordnung. Gerade in diesen düsteren Zeiten.

© Raap/Bär 2022

Herr Bär recherchierte, ob wir jetzt etwa einen Bundeswirtschaftsminister haben, der nichts von Wirtschaft versteht Dass er auf jeden Fall kein Putin-Versteher ist, sondern bei dessen Einschätzung „zu naiv“ war, hat Habeck ja bereits zugegeben. Zwar hatte der „Focus“ angemahnt, nachdem Robert Habeck „seine Entscheidung zum KfW-Förderstopp“ für Bauwillige korrigiert habe, dürfe er sich „einen Fehler dieser Größenordnung… kein zweites Mal erlauben“, aber Habeck war ja nun mal nicht der einzige in der Weltöffentlichkeit gewesen, der lange Zeit nicht glauben mochte, dass Putin eben doch kein „lupenreiner Demokrat“ ist und der nun einen Wirtschaftsstopp gegen den lupenreinen Kriegsherrn stemmen muss. Dass seine Parteifreundin Annalena Baerbock ihrem Amtskollegen Lawrow nahelegte, man müsse auch mal über die Wiederaufforstung der russischen Wälder reden, entbehrte auch nicht einer gewissen naiven Putzigkeit: wir brauchen doch kein Brennholz aus Russland, sondern Erdgas aus anderen Regionen. „Der Spiegel“ polterte: „Der grüne Vizekanzler sonnt sich in der Rolle des Klimaministers – und vergisst darüber, dass er Wirtschaftsminister ist“. Die „taz“, die Robert Habeck 2017 noch vollmundig als „vagabundierenden Freigeist“ porträtierte, versuchte allerdings zu beruhigen, „Der neue Wirtschaftsminister will den Kapitalismus nicht abschaffen…“ und prophezeite; „Das wird Wachstumsgegner nicht entzücken, sichert aber die nötige Rückendeckung der Koalitionspartner, die klargemacht haben: Ein bisschen Fortschritt ja, große Weltrettungsträume nein“. Letztere gehen für die utopistischen Grünen jetzt in der zerbombten Ukraine ja ohnehin gerade den Bach herunter, und um möglichst bald aus der geostrategisch höchst bedenklichen Abhängigkeit von russischem Erdgas heraus zu kommen, hat die Putin’sche Kriegsführung in drei Wochen bei uns mehr bislang zögerliche Leute zu Fans von erneuerbaren Energien gemacht als Fridays for future in drei Jahren. Ursula Weidenfeld unterdessen kommentierte bei „t-online“: „Ist es schlimm, wenn man nur wenig Ahnung von dem hat, was man in den kommenden vier Jahren machen will? Bei einem normalen Berufsanfänger würde man das natürlich verneinen“, bei Ministern wie Habeck und Lindner sei das jedoch etwas anders… Gibt es bei alledem keine guten Robert Habeck-Witze, fragt sich Herr Bär. Nein, denn „humoristisch trist“ sei es zugegangen, als der Kabarettist Sebastian Pufpaff (angeblich heißt der wirklich so, und wenn es doch nur ein Pseudonym wäre, klänge es jetzt zynisch in diesen kriegerischen Zeiten) in „TV total“ Habeck als einen „selbstverliebten Hampelmann“ porträtierte, was der Rezensent Christian Vock für misslungen und in seiner Kritik an der Sendung insgesamt für einen „lauen Fernsehabend“ hielt. Dafür kursieren stattdessen weiterhin jede Menge Lauterbach-Witze. Kostprobe: „Egal wie laut Du Mozart hörst, Karl hört lauter Bach“. © Raap/Bär 2022

Wer sich für Verschwörungstheorien interessiert, der wird auf der Internetseite von „Birds aint real“ fündig. Dort heißt es nämlich: „Unser ursprüngliches Ziel war es, den Völkermord an echten Vögeln zu stoppen. Leider ist dies nicht gelungen, und die Regierung hat seitdem alle lebenden Vögel durch Roboterkopien ersetzt.“ Nun ja, die Halsbandsittiche, die mit lautstarkem Gezirpe ihre Exkremente unweit der Deutzer Brücke auf der Kölner Rheinpromenade hinterlassen, sind gewiss keine Roboter. Oder haben Roboter eine natürliche Verdauung? Wer beim Promenieren selbst einmal mit derlei Vogelschiss vollgekackt wurde, glaubt nicht an Roboterkopien. Andere Verschwörungstheoretiker sind davon überzeugt, anstelle von Wladimir Putin trete nur ein Doppelgänger in der Öffentlichkeit auf, aber Putin selbst dementierte dies: Es habe zwar in der Vergangenheit aus Sicherheitsgründen zwar mal einen geheimen Plan dazu gegeben, er habe dies aber abgelehnt. Sein Dementi klingt diesmal glaubwürdig, denn hätte tatsächlich ein Doppelgänger das Wort ergriffen, dann hätte dies doch schon ein gelernter Komiker sein müssen, der dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj rhetorisch hätte Paroli bieten können, der ja mit seinen brillant inszenierten Videobotschaften zu einem Präsidenten der Herzen avanciert ist, während Putin bei seiner Sportpalastrede nur herumgeiferte, das russische Volk werde die abtrünnigen und verräterischen Oligarchen „einfach auszuspucken, wie eine Mücke, die versehentlich in den Mund geflogen ist“. Nein, nein, diese doch ein wenig an Goebbels’sche Manier erinnernde Rede hielt gewiss kein Doppelgänger, auch keine Roboterkopie, das war einfach Putin pur, wie er leibt und lebt. An dieser Stelle lohnt es sich allerdings, auch einmal auf ein russisches Meinungsforschungsinstitut zu verweisen, nämlich WZIOM: Zwei Drittel der befragten Russen glauben „an eine geheime Weltregierung. Wer dahinter steckt, ist allerdings weniger klar. Offenbar trauen die Russen diesen Job am ehesten Bankern und Magnaten zu. Mächtige Politiker zumindest spielen keine Rolle in ihrer Vorstellung: Nur zwei Prozent der Befragten glaubt, dass entweder Wladimir Putin oder Donald Trump hinter der geheimen Weltregierung stecken.“ Oder zumindest Roboterkopien von ihnen. Aber auch das weiß man nicht so genau. © Raap/Bär 2022

Grammatik-Nachhilfe mit Herrn Bär Neulich las Herr Bär, eine Kunsthistorikerin sei jetzt auch „Vorständin“ eines Museumsvereins. Vorständin??? Nun heißt es zwar „das Wasser“, also ein Neutrum, aber „der Wasserstand“ (Maskulinum). Wie hoch das Wasser steht, ist also nicht geschlechtsspezifisch. Das gilt auch für die Bestückung eines Marktstandes, der immer noch „der Marktstand“ ist, und auch wenn dort nur Obst und Gemüse feilgeboten wird, das im Singular „die Birne“, „die Kirsche“ oder „die Möhre“ heißt. Ein „Unterstand“ bleibt auch dann ein solcher, egal, ob sich in oder unter diesem männliche oder weibliche Personen aufhalten. Das gilt ergo auch für den Vorstand, der als „Personenvereinigung“ oder „Leitungsorgan“ definiert ist, unabhängig vom biologischen Geschlecht seiner einzelnen Mitglieder. So schrieb auch Prof. Walter Krämer, 1. Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache e. V., in der Zeitschrift „Cicero“: Generische Benennungen haben „nichts mit dem biologischen Geschlecht der so bezeichneten Personen zu tun“ und es sei „auch ein bisher viel zu wenig beachteter Vorteil in der Paralleldebatte über dritte, vierte und fünfte biologische wie über soziale Geschlechter sowie sämtliche sexuelle Orientierungen: das Generikum bezeichnet alle…“ Das generische Femininum sei „zwar weniger verbreitet als das maskuline Gegenstück, aber man frage doch mal zehn zufällig ausgewählte Bundesbürger, ob sie bei dem Wort ‚die Schnapsdrossel‘ eher an Männer oder an Frauen denken“.

Wer sich für Verschwörungstheorien interessiert, der wird auf der Internetseite von „Birds aint real“ fündig. Dort heißt es nämlich: „Unser ursprüngliches Ziel war es, den Völkermord an echten Vögeln zu stoppen. Leider ist dies nicht gelungen, und die Regierung hat seitdem alle lebenden Vögel durch Roboterkopien ersetzt.“ Nun ja, die Halsbandsittiche, die mit lautstarkem Gezirpe ihre Exkremente unweit der Deutzer Brücke en ma

Olaf Scholz-Sammelbild No. 13

Ausgerechnet jetzt Putin-Sammelbilder anbieten zu wollen, wäre wahrscheinlich eine saublöde Geschäftsidee. Erstens würde die keiner kaufen wollen, und zweitens fielen die wahrscheinlich unter die verhängten Sanktionen. Die Karl-Josef Bär-Kampagne „Pro Scholzomat“ macht daher nicht etwa notgedrungen, sondern mit großer Freude weiter mit Olaf-Scholz-Sammelbildern. (Olaf Scholz-Sammelbild No. 13, Copyright: Raap/Bär 2022).

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Auberginen-Caponata sizilianische Art Auberginen wurden im 13. Jh. aus Indien über Arabien nach Europa eingeführt und im mediterranen Raum seit etwa 1500 großflächig angebaut. Für die Capoanta brät man gewürftelte Auberginenstücke in Olivenöl an, gibt Zwiebeln, Stangensellerie in Scheiben und Knoblauch hinzu, dann ganze Tomaten aus der Dose, Oliven und Kapern. Das Ganze lässt man ca. 20 Min. garen, lässt kurz vor dem Abschalten Basilikum, Petersilie und Thymian mit schmoren. Abschmecken mit Salz, Cayennepfeffer und einem kleinen Schuss Essig. In einer separaten Pfanne röstet man Pinienkerne und streut sie vor dem Servieren auf die Caponata.

Cacciucco alla Livornese Ein Fischeintopf aus der Hafenstadt Livorno, bei dem man in einem Topf oder einer tiefen Pfanne kleingeschnittene Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Stangensellerie in Scheiben, Möhrenscheiben und Knoblauch in Olivenöl andünstet: dann gibt man eine Dose ganze geschälte Tomaten hinzu, lässt das Ganze kurz aufkochen, schneidet Fisch (Lachs, Kabeljau, Schellfisch) in mundgerechte Stücke, lässt sie dann 15 Min bei mittlerer Hitze mit garen. Man kann das Rezept auch mit Miesmuscheln, Venusmuscheln etc. abrunden. Würzen mit Salz, Pfeffer, Paprika, Petersilie, etwas Rosmarin. In einer separaten Pfanne brät man Garnelen (Gambas) in Knoblauch an, fügt etwas frische Petersilie hinzu und garniert damit das Cacciucco vor dem Servieren.

V.i.S.d.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 307 – 3. Jan. 2022

Januar 4th, 2022

Neue Geschäftsidee: Olaf Scholz-Sammelbilder

Olaf Scholz-Sammelbild 4a

Olaf Scholz-Sammelbild No. 5
Copyright Raap/Bär: Olaf Scholz-Sammelbild No .7

Bild des Monats Januar 2022:

Jürgen Raap, „Das Puppen-Orakel der Tänzerin“, Öl und Acr. auf Leinwand, 40 x 30 cm, 2021

Das Finanzamt interessiert sich für Ihr Geld? Herr Bär auch. Darum kaufen Sie bei Herrn Bär rechtzeitig Olaf Scholz-Sammelbilder, bevor sie unbezahlbar werden! Abgabe nur in Euro – Kryptowährungen werden nicht akzeptiert! In Hamburg können Sie allerdings nicht die Überweisung Ihrer Einzahlung bei der Warburg-Bank von der Steuer absetzen und kriegen bei Weiterverkauf des Bildes auch nicht die Kapitalertragssteuer erstattet.

Wat nix koss, dat es och nix, dat jeht och schnell kapott, sagt man in Köln. Doch Olaf Scholz-Sammelbilder sind haltbar, damit nachhaltig und zudem noch sensationell billig: ab jetzt schlappe 220 Euro mit Rahmen zuzüglich Portokosten. Einfach Bestellformular via E-Mail bei Herrn Bär anfordern.

Wer der Generation von Herrn Bär angehört, der wollte als Zwölfjähriger Lokomotivführer werden, oder Feuerwehrmann wie Herr Bär, der 1964 auf der Pfarrkirmes von St. Kunibert in Köln immer abwartete, bis auf dem Kinderkarussell das Lenkrad am Feuerwehrauto frei war und dann für 10 Pfennige ein paar Runden lang am Steuer saß und sich einbildete, er selbst lenke das Feuerwehrauto. Astronaut werden zu wollen war für die jüngeren Brüder der Spielkameraden in der Nachbarschaft auch noch eine Option für den künftigen beruflichen Werdegang. Aber Bundeskanzler? Wie der Vater von Herrn Scholz offenbarte, sein Sohn wollte schon mit zwölf Jahren Bundeskanzler werden? Nein, uns wäre das damals jedenfalls nie in den Sinn gekommen, Bundeskanzler werden zu wollen, und so kann Herr Bär nur hoffen, dass Scholz’sche Staatenlenkerei sich nicht im nutzlosen Steuern eines Feuerwehrautos auf dem Kinderkarussell eines Rummelplatzes erschöpft.

Der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval Christoph Kuckelkorn habe Karl Lauterbach attackiert, berichtete der Kölner „Express“, weil der Gesundheitsminister vorschlug, nachdem der Kölner Rosenmontagszug nun pandemiebedingt auch für 2022 abgesagt werden musste, den Kölner Karneval dann eben in den Sommer zu verlegen. Herr Bär als gebürtiger Kölner, dem der Karneval von Kindesbeinen an lieb und vertraut ist, hat als karnevalistischer Traditionalist dazu eine klare Meinung: mit der ursprünglichen rituellen Bedeutung des Fastelovends dauert die Session nun mal nur vom 11.11. bis Aschermittwoch, und dann „ist alles vorbei“ (Jupp Schmitz). So sollte es auch bleiben. Einer schnöden ballermannhaften eventkommerziellen Ausschlachtung des überlieferten rheinischen Brauchtums im Hochsommer auf Kreuzfahrtschiffen oder sonst zu allen Jahreszeiten in den klimatisierten Hochhaustürmen der Wüste von Dubai oder selbst im oft sommerlich gewitter-schwülen Köln erklärt Herr Bär eine klare Absage. Weil das nun wirklich unseren Fasteleer kulturell genauso verfälscht und verflacht, wie das inzwischen leider arg ausufernde massenhafte und zu großem Teil nur noch touristische pseudo-karnevasleske und bisweilen krawallige Trinkgelage auf der Zülpicherstraße, wo Herr Bär als Student vor 45 Jahren noch einen wunderbaren Kneipenkarneval erlebt hatte, den es dort heute allerdings leider so längst nicht mehr gibt… Wenn wir in den heutigen Zeiten schon über kulturelle „Identität“ debattieren, dann aber konsequent! Wo ansonsten legitime wirtschaftliche Interessen die Kultur nicht fördern, sondern eher beschädigen, muss dem schnöden Kommerz Einhalt geboten werden.

Da man in Deutschland zu Diminutiven neigt und daher schon manch einer zum „Berti“, „Yogi“ oder „Poldi“ verniedlicht wurde, schlägt Herr Bär vor, jetzt auch den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als „Lauti“ zu apostrophieren. Nach „Mutti Merkel“ regiert uns ja jetzt „Vati Olaf“, von dem man in unseren Tagen allerdings wohl auch eine doch eher mütterliche, vulgo: matriarchalische Fürsorglichkeit erwarten mag. „Der Spiegel“ umschreibt dies als „merkeligen Scholzismus“. Allen Impfgegnern sei daher trostspendend gesagt: wenn die Impfpflicht kommt, treibt auch einer, den man jetzt als „Lauti“ verniedlichen könnte, die Unbotmäßigen nicht in Lukaschenko-Manier mit der Nilpferdpeitsche ins Gesundheitsamt.

In Köln-Neu-Ehrenfeld wirbt ein Umzugsunternehmen mit dem Slogan: „Wir sind Möbelpacker aus Leidenschaft“. Herr Bär kann sich allerdings nicht vorstellen, dass jemand mit Leidenschaft in einem Hochhaus ein Klavier in den zehnten Stock hochschleppt, wenn der Aufzug kaputt ist, sondern dann eher wohl über einen Berufswechsel nachdenkt.

Unbeabsichtigte Hörfehler erschweren bisweilen die Alltagskommunikation. Als Herr Bär neulich ein Taxi bestieg und dem Chauffeur mitteilte, er, Herr Bär, wolle zur „Minoritenstraße“, schaute der Fahrer Herrn Bär fragend an, da er nicht wusste, was er denn nun in sein Navigationsgerät eintippten sollte. „Minoritenstraße, das ist da, wo die Minoritenkirche ist“, präzisierte Herr Bär ohne Erfolg. „Ah, Rodenkirchen“, strahlte der Fahrer und wollte schon in die falsche Richtung losbrettern, was Herr Bär durch geduldiges und langsames Buchstabieren des Straßennamens zum Eintippen ins Navi gerade noch verhindern konnte.- Neulich in einem rheinischen Bierhaus. Ein Gast bestellt den Kräuterschnaps „Kabänes“. Der Kellner schüttelt den Kopf: „Cannabis? Nein das haben wir nicht. Das ist noch nicht legal“. Herr Bär am Nebentisch gewann den Eindruck, dass nicht jeder, der sich heut zu Tage zum Kellnerberuf berufen fühlt, auch mit Eifer die Hotelfachschule besucht hat und daher manch einer von ihnen der fachlichen Nachhilfe in Spirituosenkunde bedarf, von wem auch immer. Den Vogel ab schoss in Sachern Schusseligkeit neulich der Kassierer im REWE-Supermarkt, der bei den Einkäufen von Herrn Bär nach dem Versagen des Scanners per Hand statt „Zwiebeln“ das Wort „Zwetschgen“ eintippte, was Herr Bär dem Kassierer aber toleranterweise durchgehen ließ, weil der Kilo-Preis für Zwiebeln sich von dem für Zwetschgen im Januar nicht unterscheidet, da nämlich in dieser Jahreszeit überhaupt keine frischen Zwetschgen angeboten werden. gdeppen, die in Orwellscher Manier Herrn Bärs Konsumverhalten überwachen wollen, haben jetzt -hähähä – die Fehlinformation registriert, dass Herr Bär im Januar ein Pfund Zwetschgen erstanden haben soll, was aber gar nicht stimmt. Herr Bär räumt allerdings ein, dass seine Akzeptanz eines solchen Scan-Fehlers an der Supermarktkasse als Widerborstigkeit leider doch nur eine harmlose Don Quichotterie ist. Dazu sei an dieser Stelle das Gedicht „zweierlei handzeichen“ von Ernst Jandl zitiert:

„ich bekreuzige mich
vor jeder kirche
ich bezwetschkige mich
vor jedem obstgarten
wie ich ersteres tue
weiß jeder katholik
wie ich letzteres tue
ich allein“

(erschienen in „Laut und Luise“, Bd. 2, © Luchterhand Literaturverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München)

Bär aktuell- das einzige Magazin, in welchem der Chefredakteur sich selbst interviewt

bär aktuell: Herr Bär, Sie haben Olaf Scholz als Scheich porträtiert. Ist das nicht ein bisschen zu klischeehaft?

Bär: „Enä. Wenn die in Katar dä FC Bayern München sponsern, dann können die da in ihrem Palast vun däm Emir och ens e Bild met däm Olaf Scholz ophänge.

Bär aktuell: Aber wieso der Scholz als Scheich?

Bär: Man darf en dä Weltpolitik ja keinen überfordern. Die müssen sich ja erst langsam an dä Olaf Scholz jewöhnen. Den kannte bisher ja keiner. Un wenn dä Emir vun Katar dat Bild mit däm Scholz als Scheich als Gastgeschenk überreicht kritt, dann denkt dä sich: Aha, dä Scholz, dat is och ne Scheich, dat is einer vun uns. Der hat wat zu sagen in dä Weltpolitik, un finanziell hät dä och jet an de Fööss. Auf den Scholz muss man hören. So mäht mer als Scholz Weltpolitik.

Bär aktuell: Aber was soll dieses abgewandelte Jupp Schmitz-Zitat über die mangelnden Rechte der Frauen in Katar?

Bär: Et jibt eine Studie von „Human Rights Watch“ mit dem Titel „Everything I Have to Do is Tied to a Man“: Women and Qatar’s Male Guardianship Rules“. Dat heißt grob übersetzt: Der Mann ist der Vormund der Frau. Dat is natürlich nicht akzeptabel. In Saudi-Arabien sind die da schon wat fortschrittlicher. Da dürfen an Schönheitswettbewerben für Kamele neuerdings auch Frauen teilnehmen, die ein eigenes Kamel besitzen.

Copyright: Raap/Bär 2022

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Pfeffersauce Grünen Pfeffer (Madagaskarpfeffer, Urwaldpfeffer) im Mörser zerkleinern oder ganze Körner in einer Pfanne in Butter ca. 15 bei schwacher Hitze dünsten, dann klein gekackte Zwiebel hinzugeben, glasig dünsten lassen, mit einem Schuss Portwein oder Rotwein ablöschen, Rinder- oder Gemüsebrühe hinzufügen, etwas einkochen lassen, dann Kochsahne einrühren, kurz aufkochen lassen. Passt gut zu Steaks, Hacksteaks oder Hackbraten.

Kabeljau oder Schellfisch auf nordische Art

Dazu nehme man Steaks oder Koteletts vom Kabeljau, keine Filets. Salzen, pfeffern und in einem Topf mit aufgekochtem, aber dann nicht mehr kochendem Wasser und einem Teelöffel Zitrinensaft ca. 10 Min. sieden lassen. Als Beilage gekochte Möhren und Salzkartoffeln. Fisch und Beilagen bedeckt man mit einer Sauce, zu der man Kochsahne etwas einkochen lässt, dann die Hitze herunterschalten und kalte Butterflocken hinzufügen, Butter zerlaufen lassen, die Sauce rühren, bis sie leicht cremig ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit frischem Dill und frischer Petersilie abrunden.

v.i.S.p.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

baer aktuell 306 – 22. Dez. 2021

Dezember 3rd, 2021

Bild des Monats Dezember 2021:

Jürgen Raap, „Die bürgerliche Revolution“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2021

Bär aktuell 306 – 3. Dez. 2021

Neue Geschäftsidee: eine Karl-Josef-Bär-Edition mit Olaf Scholz-Sammelbildern

Olaf Scholz-Sammelbild No.1
Olaf Scholz-Sammelbild No. 2
Olaf Scholz-Sammelbild No. 3
Olaf Scholz Sammelbild No. 4

Sozialdemokraten! Was ist mit Euch los? Keiner von Euch will bisher eines der wertvollen Olaf Scholz-Sammelbilder von Herrn Bär über dem Bett hängen haben? Wenn das Euer Genosse Olaf wüsste! Ein Bestellformular bei Herrn Bär via E-Mail anzufordern überfordert doch keinen von Euch! Zugegebenermaßen: Für den Preis eines Olaf Scholz-Sammelbildes könnten Sie sich bei ebay ja auch drei Zentner fast neuwertige, aber ungekühlte Eiswürfel ersteigern, wenn Sie doof genug dazu sind. Und wenn Sie jetzt nicht ein Olaf Scholz-Sammelbild bestellen, erzählt Herr Bär überall herum, wie doof Sie sind.

Noch im September 2021 gelangte der Körpersprachen-Experte Stefan Verra zu der Einsicht, der stets etwas steif wirkende Olaf Scholz vermittle „leichte Arroganz und Desinteresse, vor allem aber Ruhe und Gelassenheit“. Doch dann musste sich Verra im November 2021 ein wenig korrigieren, denn Scholz posiere bei öffentlichen Auftritten nunmehr des öfteren in Trump-Manier „mit ausgestreckter Hand“, was ihm womöglich ein paar Spindoktor-Deppen eingeredet haben mochten, damit er ein wenig dynamischer wirke, was Experte Verra indessen mit einem „vernichtenden Urteil“ bedacht haben soll, wie von diversen Medien zitiert wird. Zugleich hat Stefan Verra jedoch auch Tröstliches zu bieten: „Leithammel sind auch nur Menschen“.

Karl Lauterbach war noch rechtzeitig beim Friseur meldete der Berliner „Tagesspiegel“, als er zum neuen Bundesgesundheitsminister ausgerufen wurde. Aber wo: In der „Haargalerie Lauterbach“ in Lauterbach/Bergkirchen oder beim „Friseurteam by Laura“ in Lauterbach/Hessen, wo auch „Haare in Rosé“ angeboten werden? Schließlich hatte er aus Imagegründen eine figarotechnische Korrektur bitter nötig, hatte doch kürzlich die „Stuttgarter Zeitung“ über Karl Lauterbachs Haarpracht moniert: „Seine stets strähnig wirkenden dünnen Haare lassen ihn als den ewigen Oberprimaner-Streber erscheinen, der immer alles besser weiß“.

Jeglicher Form von Rassismus entgegen treten zu wollen, wird selbstverständlich auch von „bär aktuell“ unterstützt. Doch wo manche „Woke“-Eiferer skurill anmutender Verstiegenheit oder gar der Hysterie anheimfallen, ist Kopfschütteln angebracht, so über das Berliner Staatsballett, das Tschaikowskys „Nussknacker-Ballett“ in diesem Winter nicht in einer Rekonstruktion der Originalfassung von 1892 aufführen wollte, da z.B. „der chinesische Tanz… Stereotypen mit kleinen Trippelschrittchen“ zeige: „Das wurde in der Zeit, in der die Choreografie entstanden ist, nicht kritisch hinterfragt“, erklärte die kommissarische Staatsballett-Chefin Christiane Theobald resolut gegenüber der BILD-Zeitung. Hätte man eine solch „kritische Hinterfragung“ damals vom Komponisten Tschaikowsky und den Choreografen, die das Ballett-Stück 1892 inszenierten, allen Ernstes verlangen können oder gar müssen? Und hätte man von den Menschen, die z.B. im Jahre 822 oder 922 n. Chr. lebten, verlangen können, „kritisch zu hinterfragen“, dass die Erde keine Scheibe sei? Schmälert die damalige Weltsicht den kunsthistorischen Wert der karolingischen Buchmalerei? Die Mönche des frühen Mittelalters wussten es damals halt nicht besser, und und über das China-Bild des Komponisten Tschaikowsky im 19. Jh. beschwerte sich bislang noch kein Chinese, wohl aber eine zu Übereifer neigende Berliner Ballett-Chefin. Sollte man daher nicht lieber attestieren, dass alle historischen Stücke der Weltliteratur, der Weltkunst und der Weltmusik aus ihrem jeweiligen Zeitgeist und den damals herrschenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen heraus entstanden und in ihrer Urfassung nun mal so hinzunehmen sind, auch wenn dieser Zeitgeist heute bisweilen längst obsolet geworden sein mag? Über die Absetzung der „Nussknacker“-Aufführung und damit auch über eine gewisse Arroganz des Staatsballetts entrüstete sich jedenfalls zu Recht Wiebke Küster in einem Kommentar für die „FAZ“, denn es hieße in einem Podcast, das Publikum sei „noch nicht so weit, richtig zu verstehen, was es auf der Bühne sieht. Richtig verstehen? Für wie dämlich oder selbst rassistisch hält die Tanzwissenschaft das Tanzpublikum?“ Was wird demnächst noch zensierend aus dem klassischen Repertoire gekippt? Bereits 2006 wurde nämlich die Mozart-Oper «Idomeneo» in einer Inszenierung von Hans Neuenfels vom Spielplan der Deutschen Oper in Berlin gestrichen, weil in der Schlussszene „Idomeneo die abgetrennten Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed auf die Bühne“ trägt. Die Absetzung aus Angst vor den Protesten von Fanatikern empfand damals laut „mnz“ auch Angela Merkel als „unerträglich“. Herr Bär, dessen Prägung als Künstler in der liberal-emanzipatorischen „Alles ist möglich“-Aufbruchstimmung der 1970er und 1980er Jahre erfolgte, hätte sich damals kaum vorstellen können, dass man im Jahre 2021 oder 2022 erneut gegenüber einem Gesinnungsmuckertum mit autoritären Umerziehungstendenzen für die Freiheit der Kunst eintreten muss.

Copyright Bär/Raap 2021

Verbaerbockt oder auch nicht In unseren liberalen Demokratien ist es ein fairer Brauch, einer neuen Regierung erst einmal eine 100-Tage-Schonfrist einzuräumen, bevor die Opposition und andere Kritiker auf sie verbal draufhauen. Bei Annalena Baerbock als neue Außenministerin preschte indes der „Focus“ mit einem vergifteten Lob vor, von ihrem „bulligen Versprechen… die Außenpolitik nun endlich zu moralisieren“, sei schon „nach den ersten paar Tagen im Chefdiplomatenamt nicht viel übrig geblieben“. „Leisetretend“ gäbe sie nämlich der „Diplomatie den Vorrang über die Moral“, was manche quäkerhaft hartleibigen Öko-Puritaner im grün-alternativen Lager, die schon herummeckerten, dass Baerbock mittels Kurzstreckenflug in Paris anreiste, in ihrer Ansicht bestätigte, dass eine Partizipation an der Macht nun mal generell korrumpiere. Nun ja: Ministerkollege Cem Özdemir holte sich zwar öko-ideologiekonform und medienwirksam mit dem Fahrrad seine Ernennungsurkunde beim Bundespräsidenten ab, aber hätte man von Annalena Baerbock allen Ernstes erwarten können, mitten im Winter mit dem Klapprad von Berlin nach Paris zu strampeln? In einem Chat auf „meta.tagesschau.de“ verstieg sich ein gewisser „Schabernack“ gar zu dem äusserst abwegigen Hinweis, Paris und Brüssel seien „doch bequem mit dem Zug zu erreichen…“, da sollten sich Scholz und Baerbock „mal lieber ein Beispiel an Kim Jong Un nehmen…“ Hm, hm. Ist dieser Diktator mit der sagenhaft verhunzten Frisur wirklich schon mal von Nordkorea aus nach Paris mit dem Zug gereist, oder mit dem Fahrrad und nicht mit einer protzigen Lincoln-Stretch-Limousine? Wobei Herr Bär im übrigen bei uns in Deutschland einer Abschaffung der nicht mehr zeitgemäßen steuerlichen Bevorzugung eines Dienstwagenprivilegs durchaus Beifall zollen würde. Der „Merkur“ bangte unterdessen, China sei „wichtigster Markt für deutsche Autobauer VW, Daimler und BMW – wie agiert Baerbock?“ Im Sinne einer grünen Außenhandelspolitik statt Autos Fahrräder nach China importieren zu wollen, hieße wohl Eulen nach Athen tragen oder Zwiebeln nach Pforzheim – und das sagt ausgerechnet Herr Bär als leidenschaftlicher Radfahrer. Neue Geschäftsidee von Herrn Bär für ein Radrennen in Berlin mit einer erfolgreichen Vermarktung von Werbeflächen an der Rennstrecke: Die „Cem Özdemir-Rundfahrt“ zwischen Reichstag, Parteizentrale der Grünen, Schloss Bellevue und zurück. Zu gewinnen gibt es als Trophäe zwei vergoldete Fahrradhosen-Klammern „Cem“ von einem namhaften Start up-Designer „mit Reflektor in neon-grün“. Copyright Bär/Raap 2021

Journalistische Fehlleistungen entstehen oft durch boulevardeske Verkürzungen und Zupitzungen. So empfand Herr Bär die Meldung im Kölner „Express“ (2.12. 2021) „Christian Drosten ist Playboy des Jahres“ höchst irritierend und stellte sich vor, Deutschlands bekanntester Virologe lümmele sich jetzt irgendwo in Miami Beach an einem Swimming Pool herum, umrankt von lauter aufregenden Bikini-Schönheiten. Worauf Karl Lauterbach, der schon mal lamentierte, er habe keine Zeit, eine Frau kennen zu lernen, vor Neid erblasst sein mag. Doch zur Beruhigung von Herrn Lauterbach sei erwähnt, dass der richtige semantische Inhalt der Meldung lautete: „Christian Drosten wurde von der Zeitschrift ‚Playboy‘ zum ‚Mann des Jahres‘ ausgerufen“. Vielleicht wird ja demnächst Karl Lauterbach „Playboy des Jahres 2022“.

Copyright: Bär/Raap 2021

Deppen-Ranking – Die schönsten Fehlleistungen des Jahres 2021

Überraschungssieger auf Platz 1 ist der Kreisvorsitzende der FDP Gelsenkirchen mit Namen Christoph Klug, der für die tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Berühmtheiten seiner Stadt dort einen „Walk of Fame“ à la Hollywood anlegen will. Obwohl für den umstrittenen Fleischbaron und einstigen Aufsichtsratsvorsitzenden des FC Schalke 04 Clemens Tönnies dem Vernehmen nach dort noch kein Stern eingelassen werden soll, zumal der FC Schalke 04 derzeit ja lediglich in der Zweiten Bundesliga mitkickt, mussten sich FDP-Mann Klug und die Stadt Gelsenkirchen wegen dieses reichlich bizarren Vorhabens von der Süddeutschen Zeitung als „Hollypott“ verhöhnen lassen. Die SPD wiederum war zwar klug genug, im Bundestagswahlkampf die äusserst unpopuläre, weil zu sauertöpfisch wirkende Parteivorsitzende Saskia Esken von vorneherein gut zu verstecken, der aber dennoch allein schon wegen der herrlichen BILD-Schlagzeile „Saskia Esken versteckt sich vor Anne Will in der Pommesbude“ Platz 2 gebührt. Mit der Vergabe von Platz 3 begibt sich „bär aktuell“ in die unappetitlichen Niederungen des Boulevardjournalismus, da nämlich bei VIP-Flash.de nachzulesen ist, ein Rapper mit dem bezeichnenden Namen „Finch Asozial“ habe angeblich dem Schlagerbarden Michael Wendler angeboten, dessen Steuerschulden zu übernehmen, wenn Wendler ihm im Gegenzug dafür ein Fisternöll mit Wendlers Partnerin Laura Müller gewähren würde, weshalb unabhängig vom anzuzweifelnden Wahrheitsgehalt dieser Meldung allein schon für die Verbreitung eines solchen Medien-Mülls VIP-Flash.de auf jenem Platz 3 notiert ist und „Finch Asozial“ auf Platz 4 allein schon wegen seines sicherlich freiwillig gewählten degoutant klingenden Pseudonyms, und zudem Wendler auf Platz 5, weil er schon anderweitig durch unbedachte und höchst unqualifizierte Äusserungen seine Sängerkarriere vermurkste. Mit diversen in die Untiefen des totalen Ansehensverlusts strauchelnden Promis ließe sich diese Liste nun beliebig lang fortsetzen, so z.B. mit einigen Präsidenten des Deutschen Fußball Bundes DFB, deren anscheinend durch zunehmenden Werte- und Realitätsverlust bestimmtes Gebaren „Der Stern“ in der Schlagzeile „Rüpeleien, Luxusuhren, Steuerbetrug“ zusammen fasste (daher Platz 6), und erst recht mit der Führungsriege des FC Bayern München, die wegen ihres umstrittenen Sponsorings aus Katar, dessen Regime sogar die betuliche „Die Welt“ als einen „modernen Sklavenstaat“ apostrophiert hat, das Image ihres Vereins gründlich ramponiert hat, und die deswegen sogar bei ihren eigenen Fans zu Recht in der Kritik steht (Platz 7). Mit den Plätzen 8-10 verabschieden sich in den ewigen Olymp dieses Deppen-Rankings Jens Spahn, Andy Scheuer und Heiko Maas, über die in Zukunft in „bär aktuell“ keine Witze mehr verbreitet werden. Und es wird 2022 aus sprachpflegerischen Gründen auch keine Gendersternchen in „bär aktuell“ geben. Versprochen. Großes Indianer-Ehrenwort von Herrn Bär.

Copyright: Bär/Raap 2021

Essen und trinken mit Herrn Bär

Hirschbraten à la Karl-Josef Bär Marinade mit Olivenöl, Wildfond und etwas Essig ansetzen, dazu Zwiebeln, Maronen, Möhren, Porree, Pastinaken und Sellerie, 1 Lorberblatt, 1 Wacholderbeere, grüne Pfefferkörner, Rosmarin und Zitronenthymian. Einen Tag lang den Braten darin ziehen lassen. Dann von allen Seiten kurz anbraten und im Backofen bei 200 Grad ca. 90-95 Min. zusammen mit Apfelstücken oder Weintrauben in der Beize garen. Für die Sauce dann die Beize abschöpfen und in einem separaten Topf mit etwas Mehl, Worchestershiresauce und Kochsahne zusammenrühren, nachwürzen. Dazu passen Knödel und Apfelmus.

V.i.S.d.P.: Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

Baer aktuell 305 – 22. November 2021

November 2nd, 2021

Bild des Monats Oktober 2021:

Jürgen Raap, Kellerflut, Acryl und Öl auf Leinwand, 70 x70 cm, 2021

Bär aktuell 304 – 3. Nov. 2021 / 22. Nov. 2021

Politiker als Lachnummer Wer bei „Google“ als Suchbegriff „Jens Spahn-Witze“ eingibt, landet bei https://schlechtewitze.com › jens, wo als „Schlechte Witze“ immerhin die „15 besten Jens Spahn-Witze“ aufgelistet sind, und da möchte Herr Bär nicht wissen, wie schlecht die anderen Witze über ihn sind. Nun ist Jens Spahn bald nicht mehr Bundesgesundheitsminister, was eine gute Nachricht ist, aber die neue Ampelregierung wird ebenfalls genügend witzetaugliches Personal aufbieten, so dass für Kurzweil und ebenso in den nächsten vier Jahren für eine Themenfülle bei „bär aktuell“ gesorgt ist. Was ebenfalls eine gute Nachricht ist. Wobei es in Sachen Öko-Diktatur wohl nicht ganz so schlimm kommen wird. Herr Bär kann sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Anton Hofreiter, wäre er denn Verkehrsminister geworden, Kreuzfahrtschiffe durch römische Rudergaleeren mit peitschenschwingenden Sklaventreibern ersetzte. Heiko Maas erlag dem Irrtum, es reiche aus, dass ein deutscher Außenminister schlecht angezogen ist, um die Amtskollegen Lawrow in Moskau und Çavuşoğlu in Ankara zu beeindrucken, nämlich in Maas-Anzügen, die immer so aussehen, als ob sie in der Reinigung bei zu hohen Temperaturen eingelaufen sind. Beim Suchbegriff „Heiko Maas-Witze“ wird man aber eigenartigerweise nicht bei der Schlechte Witze-Webseite fündig, wohl aber bei www.stern.de mit der Schlagzeile „Heiko Maas in Lederjacke: so lacht die Twitter-Gemeinde“, und Lawrow, Çavuşoğlu und die Taliban-Anführer haben wahrscheinlich mitgelacht. Seine mutmaßliche Nachfolgerin im Auswärtigen Amt Annalena Baerbock wird indes bald merken, dass es nicht ausreicht, nur besser angezogen zu sein als Heiko Maas, damit sich bei ernsthaften Verhandlungen Lawrow, Çavuşoğlu und die Taliban ein herzhaftes Lachen verkneifen, wenn sie – wie von ihr schon angekündigt – die Werbung für mehr Klimaschutz im Ausland zum Primat deutscher Außenpolitik erhebt und dabei tunnelblickfixiert tunnelblickfixiert gleichermaßen legitime Außenhandelsinteressen und Sicherheitsinteressen womöglich außer Acht lässt.

© Raap/Bär 2021

Köln-Bochum-Hattingen Mit diesen Ortsangaben wirbt ein Wellnessartikel-Anbieter auf seiner Schaufenstermarkise für die Standorte, an denen man sein Sortiment erwerben kann. Bei Herrn Bär löst dies Wohlgefallen aus, denn der inflationäre Gebrauch der Bezeichnung, man sei „international renommiert“ oder „global aufgestellt“, nimmt doch in letzter Zeit arg überhand. Schön, dass es daher noch jemanden gibt, der nicht herum strunzt, er betreibe Filialen in New York, London und Paris; denn um ein Fläschchen Wohlfühl-Badesalz zu erstehen, reist man doch von Neheim-Hüsten aus lieber nach Hattingen als nach New York. Und wenn einer von sich behaupten würde, er habe Filialen auf den Cayman-Inseln, den Bahamas und in Liechtenstein, dann setzt er sich eher dem Verdacht aus, er sei ein finanzjonglierender Luftikus, der auf den Bahamas nur einen Briefkasten unterhält, aber keineswegs ein Lager mit Wohlfühl-Badesalz. Aus der Sicht eines bodenständigen Zeitgenossen des 21. Jh. klingt „Köln-Bochum-Hattingen“ ohnehin weltläufig genug, denn wie reimte einst der rheinische Chansonnier Wicky Junggeburth: „Mer künnte jo Weltstadt sin, ävver wat däht uns dat bringe? Wenn de janz oben bist, dann kannste ja nix mehr jewinne!“

Bärs Bestatterkritik Der Kölner Beerdigungsunternehmer Christoph Kuckelkorn, in Personalunion auch Präsident des Festkomitees Kölner Karneval und laut „Aachener Nachrichten“ damit „der oberste Karnevalist der Frohsinnsmetropole“, so dass ihm der „Merkur“ die Schlagzeile „Feiern wir das Leben!“ widmete, mahnte allerdings in einem Interview mit der Zeitung „Kirche + Leben“ an, in Corona-Zeiten sei eher der „stille, nachdenkliche Karneval“ angesagt. Bestatter-Konkurrent Pütz-Roth, der früher schon mal die Karnevals-Combo „Bläck Fööss“ auf seiner Waldbühne auftreten ließ, hat ebenfalls für diesen Herbst ein etwas solideres Programm auf seiner Webseite notiert: für den 18. November 2021 ist eine Lesung mit Dr. Brenda Strohmaier unter dem Titel „Nur über seine Leiche“ angekündigt, und für den 30. November 2021 eine „Kölsche Weihnacht“ immerhin mit den karnevalserprobten „Paveiern“. Weniger dem Diesseits zugewandt geht es unterdessen im benachbarten Düsseldorf zu: dort unterhält der „Bund Deutscher Bestatter“ zusammen mit dem Musikwissenschaftlichen Institut der „Robert Schumann Hochschule“ eine Forschungsstelle über Trauermusik.

Schön, dass es in diesem Jahr trotz Corona wieder Martinsumzüge gibt In seiner Kindheit ist auch Herr Bär mit den Nachbarskindern und einem Martinslaternchen immer gerne kamelleheischend durchs Viertel gezogen, doch der Metzger Jakobs von nebenan hatte die Rosenmontagszug-Kamelle vom Februar immer bis St. Martin im November aufbewahrt. Die waren dann steinhart, und Metzger Jakobs ließ uns immer alle Zeilen des Martinslieds bis zum Schluss singen: „D’r hellige Zinter Mätes, dat wor ne jode Mann, dä jov de Kinder Kääze un stoch se selver an…“ (Der heilige St. Martin, das war ein guter Mann, der gab den Kindern Kerzen, und zündete sie selber an)… „hier wohnt ein reicher Mann, der uns was geben kann, viel soll er geben, lange soll er leben, selig soll er sterben, das Himmelreich erwerben, lass uns nicht so lange stehn, denn wir wollen weitergehn…“ Erst am Ende dieser letzten Zeile befand Meister Jakobs gönnerhaft: „So, Kinder, hier hatt ehr jeder en Kamellche“. Adi aus dem Nachbarhaus schlug deswegen vor: „Bei däm Kniesbüggel ( Geizjals) jon mer dat nächste Johr nit mieh singe“. Doch Herrn Bärs Vater, der um gute Nachbarschaft mit Herrn Jakobs bemüht war, entschied: „Ihr müsst auch weiterhin beim Jakobs wieder Euer Martinslied singen“. Und Herrn Bärs Mutter sollte aus dem gleichen Grund auch unsere Wurst weiterhin beim Metzger Jakobs einkaufen, obwohl Frau Jakobs Vegetarierin war und sich somit Herrn Bärs Mutter fragte, ob vielleicht mit der Wurst von Metzger Jakobs etwas nicht stimmen würde. Doch angesichts der heut zu Tage oft fade schmeckenden Industriewurst sehnt sich Herr Bär manchmal wehmütig nach den Geschmackserinnerungen seiner Kindheit zurück, und eben auch nach der handwerklich produzierten Wurst von Metzger Jakobs, aber nicht nach dessen versteinerten Zuckergussklumpen vom Rosenmontagszug.

Manch einem unter uns möge die Meldung zu denken geben, dass es bei „Google“ zum Stichwort „Lauterbach warnt“ mehr Einträge gäbe als zu „Der Papst segnet“.

Bär polyglott Man unternehme einmal im Selbstversuch wie Herr Bär mehrfach Bahnfahrten von Köln aus ins 30 km entfernte Bonn. Entweder ist dann das Stellwerk in Kalscheuren kaputt, oder jenes in Sechtem. Wenn man wirklich Pech hat, beide kurz hintereinander. Bleibt der Zug dann auf der Rückfahrt irgendwo zwischen Roisdorf und Köln-Süd mehrfach längere Zeit stehen, bekommt die Hymne „Ich mööch zo Foos noh Kölle jon“ eine völlig neue Bedeutung. Hat das Gleisnetz der Deutschen Bahn also Dritte-Welt-Niveau? Mitnichten, was den inzwischen erreichten Standard in der sogenannten Dritten Welt angeht!  In Afrika hingegen schafften es nämlich Investoren und Ingenieure der China Road and Bridge Corporation, die Fahrtzeit der Bahnen zwischen Mombasa und Nairobi von zwölf auf vier Stunden zu verkürzen. Bei allen berechtigten Vorbehalten gegen die Weltmachtambitionen chinesischer Investoren: solch eine grandiose Ingenieurleistung wünscht man sich möglichst rasch auch für den Streckenabschnitt Köln-Bonn. 

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Essen und Trinken mit Herrn Bär

Eier in Senfsauce à la Karl-Josef Bär Eier hart kochen, schälen. Kartoffeln in Salzwasser separat kochen. Klein gehackte Zwiebeln in Butter andünsten; etwas Mehl einrühren und anschwitzen. Den Topf mit Gemüsebrühe und Sahne auffüllen, aufkochen lassen, nachsalzen, Pfeffer, Kapern, Petersilie und Schnittlauch hinzugeben und Senf einrühren; zum Schluss die Eier und die Kartoffeln hinzufügen.

Gebratener Hokkaido-Kürbis à la Karl-Josef Bär Kürbisschale aufschneiden, die Kerne herausnehmen, Kürbisfleisch in kleine Würfel schneiden und in einer Mischung aus Olivenöl und Erdnussöl anbraten. Salzen, etwas Sezuan-Pfeffer und Sambal oelek hinzufügen, dazu eine Prise Zimt, weich schmoren lassen und ca. 5 Minuten vor dem Servieren mit frischem Koriander abrunden. Passt als Beilage zu allen Fisch- und Fleischgerichten mit leicht exotischem Touch.

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