baer aktuell 281 – 22. März 2020

März 1st, 2020

Bild des Monats März 2020:

Jürgen Raap, „Die türkische Schönheit“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2020

Bär aktuell – 281 – 22. März 2020

Wer bisher noch nicht wusste, was die Vokabel „Diversität“ im Zeitalter der Globalisierung bedeutet, dem kann man diese Vokabel sehr leicht damit erklären, wie in der aktuellen Corona-Krise die eingefleischten Sekundärtugenden, d.h. mentalen und kulturellen Unterschiede, immer noch bewährt funktionieren: die Amerikaner horten Waffen zur Verteidigung gegen Plünderer, die Franzosen tätigen Hamsterkäufe mit Rotwein, um mit „savoir vivre“ die Ausgangssperren zu überstehen; die Deutschen hingegen hamstern Klopapier. Nun hatte Herr Bär nie den Ehrgeiz, an einem Marathonlauf teilzunehmen, der jetzt wegen der Coronakrise abgesagt wurde, und er wollte auch nie den Mount Everest besteigen, der jetzt für Bergsteiger gesperrt ist, weshalb Herr Bär die derzeitigen Einschränkungen mit Gelassenheit erträgt, und davon abgesehen ist Herr Bär sogar stolz darauf, dass alles, was er 2012 in seinem legendären Vortrag „Transzendenz zur Faulheit“ anlässlich der „Akademie der Muße“ im Kölner Volksgarten, d.h. im dortigen „Theater in der Orangerie“, verkündete, nun im erzwungenen gesellschaftlichen Stillstand eine Chance zur Neubesinnung unserer Existenzentwürfe bietet, was die Medien gebührend würdigen könnten, indem sie fortan Herrn Bär als „Entschleunigungspapst“ bezeichnen. Worauf es jetzt ankommt, kann man auch mit dem rheinischen Populärphilosophen Günter Eilemann (1923-2015) ausdrücken: „Wat et nit jitt, dat jitt et nit, mer halde durch un blieve fit“. Sorgen muss man sich derzeit nur um den Gemütszustand der neurotischen Helikoptermütter aus der Bioladen-Schickeria machen, die jetzt ihre wohlstandsverwahrlosten Blagen nicht mehr mit dem SUV in die Schule bringen dürfen, weil als Prestigeobjekt der Besitz einer Rolle Klopapier den protzigen SUV abgelöst hat, und sich dann auch noch der Nachbar lauthals darüber einen abjuxt, dass er selber mehr Klopapier gebunkert hat als sie SUV-besitzende Familie nebenan. Wer sich über die derzeitige Einschränkung der bürgerlichen Grundrechte grämt, der schaue sich – da er ohnehin zu Hause bleiben soll – bei einem Streamingdienst mal den Film „Das Gespenst der Freiheit“ von Luis Buñuel aus dem Jahre 1974 an – da geht es um die Absurdität der bürgerlichen Konventionen (d.h. auf heutige Zeiten übertragen auch um deren Statussymbole wie jetzt der SUV und die Packung Klopapier) und um die Unmöglichkeit, eine absolute anarchische Freiheit zu erreichen. Wer es kulturphilosophisch lieber eine Nummer kleiner hätte, dem sei bei youtobe „Easy rider“ ans Herz gelegt, ein Roadmovie, das exakt vor 50 Jahren 1970 in die deutschen Kinos kam, als Parabel auf Freiheit und Mobilität. Von wegen „Born to be wild“. © Raap/Bär 2020

Witze, die man nicht erklären muss: Was ist der Unterschied zwischen katholisch und evangelisch? Bei den Evangelischen dürfen die Kinder mit im Pfarrhaus wohnen.

Mit der Anrede „Heil, Jonathan Meese“ eröffnete in der Dezemberausgabe 2018 die Satirezeitschrift „Titanic“ einen ihrer „Briefe an die Leser“, und schon 2013 beurteilte der Zero-Künstler Heinz Mack das peinliche Hitlergruß-Getue in Meeses Performanceauftritten als „dumm“. Da fehle eben „jede Art von intellektuellem, künstlerischem oder spirituellem Anspruch“, so Mack, und das gilt sicherlich erst recht auch dann, wenn Meese sich anschickt, Friedrich Schiller oder Richard Wagner künstlerisch zu verwursten: als Rezitator und Performer vermochte hingegen Klaus Kinski einst künstlerische Tabubrüche wie auch seine cholerischen Wutausbrüche viel authentischer zu inszenieren – Kinski hatte wohl wirklich einen an der Waffel, aber Jonathan Meese spielt im Vergleich mit Kinski nur auf recht mäßigem mimischen Niveau als Künstlerdarsteller das abgedrehte Genie. Nur mit Stahlhelm ausgestattet anstatt mit klischeehafter Bohème-Baskenmütze oder Beuys-Filzhut. Herr Bär hat sich mal von einem anderen Künstler erzählen lassen, der mal bei einem Sammler in Köln-Marienburg zum Abendessen eingeladen war, wo an jenem Abend auch Meese mit am Tisch saß, dass eben jener Jonathan Meese dann ganz brav mit Messer und Gabel aß, sich auch sonst völlig gesittet benahm und mit den Tischgenossen feinsinnig auf hohem bildungsbürgerlichen Niveau parlierte – also: das ganze brachiale Tschingderrassa-Bumm-Kunstdiktatur-Gehabe, das Meese auf der Performance-Bühne abzieht, ist einfach nur eine absolut billige und völlig verlogene Show. Nun ja, der Mann ist immerhin gerade 50 Jahre alt geworden, und ein Vulgärfreudianer würde jetzt vielleicht diagnostizieren, wer sich in dem Alter noch weigert, die Pubertät hinter sich zu lassen, der verzweifelt vielleicht an der Unmöglichkeit der regressiven Rückkehr in den Mutterleib und kommt einfach nicht damit zurecht, bei der Geburt aus der warmen mütterlichen Bauchhöhle hinaus ins kalte, feindliche Leben gestoßen worden zu sein. Seine Performance zu seiner Hamburger Ausstellung „Mama Johnny“ 2007 nannte Meese bezeichnenderweise „Muttertag“. Da gibt es übrigens auch die schöne Anekdote, wie einst der Jüngling Jonathan Meese seine Skulpturen im Wohnzimmer seiner Mutter fotografierte, mit einer spießigen Tapete im Hintergrund, um diese Fotos dann zur Aufnahmeprüfung an der Hamburger Kunstakademie einzureichen. Der Professor soll bei der Begutachtung der Bewerbungsmappe aber nur gesagt haben: „Mein Gott, die Tapete sieht aber scheiße aus“, was Meese als ziemlich irritierend empfand, denn zu den Skulpturen sagte der Profesor nichts. Meese trug sich daraufhin ernsthaft mit dem Gedanken, zu Hause das Wohnzimmer zu renovieren, nahm aber davon dann jedoch Abstand, weil er glaubte, dies seiner Mutter nicht zumuten zu können, die einfach an dieser spießigen Tapete hing. Die Renovierung wäre gewiss ein emanzipatorischer Akt einer symbolischen nachträglichen Abnabelung gewesen, wobei man Mutter Meese sicherlich nicht den geringsten Vorwurf machen kann, den Sohn falsch erzogen zu haben. Nur mit der Tapete im Wohnzimmer hat irgendwas nicht gestimmt. Angenommen wurde der Filius mit dieser missglückten Bewerbungsmappe an der Hamburger Kunstakademie dennoch, und wie er das schaffte, verriet Meese der „Welt“. Die Professoren hätten nämlich gesagt: «Der Typ ist ein Spinner. Der muss hierher kommen. Weil, in der Realität kann der gar nicht überleben». In dem schönen Buch „Scheitern – Die Schattenseiten des Daseins“ wird Jonathan Meese als „durchgeknallter Archivar moderner Pathosformeln“ beschrieben, die er „für den Gebrauch in der postmodernen Alltagsrealität ästhetisch“ frisiere. Und da sind wir wieder beim Thema „Naivität und Lebenslüge“ angelangt: denn die „Diktatur der Kunst“, wie sie Meese vorschwebt, ist eben nicht „friedensstiftend, befreiend und entrückend“, und eben nicht „eine sublimierende Kraft“, die bewirke, „dass der notorische Menschheitstraum von Radikalität und Intensität nicht länger in Gewalt, Krieg und Exzess“ münde. Denn am Kanonendonner wird zu viel verdient (s. derzeit Syrien und Lybien), als dass die „Profiteure des Todes“ ernsthaft ein Interesse daran hätten, eine friedlichere Welt der Diktatur von Narren und Künstlern zu überlassen. Thomas Mann hatte einst Ernst Jünger bescheinigt, er sei „ein Wegbereiter und eiskalter Genüssling des Barbarismus“ gewesen, mit seinen kriegsapologetischen Texten und als Vordenker einer anti-liberalen Moderne. In seiner realitätsfern-blauäugigen l’art pour art-Haltung ist Jonathan Meeses spätpubertärer ästhetischer Amoralismus Ernst Jüngers Pochen auf eine Nicht-Zuständigkeit und Unberührbarkeit des Künstlers gegenüber dem realen politischen Geschehen letztlich doch ideologisch näher als dem anti-bürgerlichen Gestus der baskenmützentragenden Avantgarde der Moderne oder dem Denken von Dostojewskis literarischer Figur Rodion Raskolnikoff, der sich einbildet, außergewöhnliche Menschen hätten das Recht und die moralische Pflicht, die gewöhnlichen Menschen zu ihren höheren Zwecken zu gebrauchen – das kann aber auch heißen: zu missbrauchen. Nun, ein gescheiterter Künstler wie Adolf Hitler konnte zu einer Führerfigur werden, die sich charismatisch zu inszenieren wusste, aber ich glaube nicht, dass es Jonathan Meese im realen Leben jemals zu einem realen Diktator gebracht hätte, dem auf einem Reichsparteitag die Massen zujubeln, falls er nämlich wegen der scheußlichen Tapete im mütterlichen Wohnzimmer die Aufnahme an der Kunstakademie nicht geschafft hätte, und er dann in einem Hamburger Männerwohnheim mit tapetenlosen Wänden radikale Theorien über die Diktatur der Kunst entwickelt hätte. © Raap/Bär 2020

Bär polyglott – Unterwegs mit Herrn Bär Was gibt es Neues aus Linz am Rhein zu berichten? Nun, wer des globalisierten Hipster Foods in den Szene-Metropolen überdrüssig ist und stattdessen nostalgische Bedürfnisse in Sachen Kulinarik entwickelt, der begebe sich in Linz am Rhein ins Café am Markt, wo man erfreulicherweise noch einen Toast Hawaii kredenzt bekommt, und dies sogar nach dem Originalrezept von Clemens Willmenrod, der aber kein Koch war, sondern ein Schauspieler, der in den 1950er Jahren als Fernsehkoch auftrat und eben jenen Toast Hawaii 1955 in die internationale Gastronomie einführte: im „Café am Markt“ bekommt man ihn authentisch mit zwei Scheiben Toast, mit einer Scheibe Ananas, Kochschinken und Käse überbacken und mit einer Cocktailkirsche garniert. Außerdem kann man sich hier an einer Eissplittertorte laben, die woanders auch längst aus der Mode gekommen ist; nur ältere Damen, die im Kaffeehaus den Hut aufbehalten, wie des früher üblich war, trifft man im Linzer Café am Markt nicht mehr an. Von einem Weingut im Nachbarort Hammerstein stammt der Müller-Thurgau, eine solide Traube, die allerdings zeitweise in Verruf geraten war, weil man sie hier am Rhein in den 1980er Jahren vorzugsweise holländischen Campingurlaubern kredenzte, die damals noch keine Weinkenner waren, und was die Holländer nicht tranken, wurde dann von der EU subventioniert als Industriealkohol vermarktet, doch in der heutigen Zeit, wo inzwischen fast jeder den Unterschied zwischen einem Chagall und einem Chablis kennt, müssen die Winzer sich schon etwas mehr anstrengen als vor 30 Jahren, so dass man in Linz am Rhein den Müller-Thurgau der aktuellen Jahrgänge durchaus als trinkbar einstufen kann.

© Raap/Bär 2020

Bildstrecke: Linz am Rhein, Fotos: Copyright Raap/Bär 2020

Linz am Rhein, Foto: Copyright Raap/Bär 2020

Linz am Rhein, Fotp: Copyright Raap/Bär 2020
Linz am Rhein, Foto: Copyright Raap/Bär 2020

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Kölscher Wirsingtopf In Köln nennt man den Wirsing „Schavu“ (von frz. Choux), während „Kappes“ für Weißkohl steht. Das klassische kölsche Rezept sieht ausgelassenen Speck vor, dem man dann Zwiebeln und Schweineschmalz hinzufügt und nach kurzem Andünsten um den Wirsing ergänzt, und den man dann in Gemüsebrühe weich köcheln lässt. Weil alle Kohlsorten blähen, fügt man außer Salz und Pfeffer auch beim Wirsing noch etwas Kümmel hinzu, aber weniger als bei Weißkohl. Typisch für die kölsch-rheinische Küche sind Rezepte mit Gemüse und Kartoffeln untereinander, d.h. miteinander vermengt, wie beim Möhreneintopf, aber auch mit Wirsing. Dazu passen warme Frikadellen, Mettwurst oder Bratwurst.

Steinbutt à la Karl-Josef Bär Der Plattfisch Steinbutt hat festes und weißes Fleisch und keine Schuppen; er ist allerdings selbst in Großstädten im Fischhandel nicht oft erhältlich. Ein ganzer Steinbutt wird mit der dunklen Seite nach oben in eine mit Butter ausgestrichenes Backblech oder in eine ofenfeste flache, breite Keramikform gelegt, von beiden Seiten gesalzt und gepfeffert, oben auch mit etwas Butter bestrichen, mit Zitronensaft beträufelt und dann in Fischfond gegart. Etwa 15 Min. bevor der Fisch gar ist, schöpft man etwas von dem Fischfonds ab, dünset Schalotten oder Zwiebeln in Butter an, rührt etwas Mehl unter und gießt das Ganze dann mit dem Fischfonds auf, lässt diesen Sud mit Schnittlauch, Dill, Petersilie, Basilikum, Nelken und einer Prise Muskat ca. 5 bis 10 Min. köcheln, gibt zum Schluss Cayennepfeffer und Sahne hinzu und übergießt den Fisch vor dem Servieren mit der Hälfte der Sauce. Kalbsmedaillons in Sauce „Anton Meis“: Die Fleischstücke von beiden Seiten anbraten, salzen, pfeffern, durchgaren lassen, mit Rotwein oder Weißwein ablöschen und dann mit Fleischbrühe auffüllen, etwas Knoblauch und Thymian hinzugeben, Sahne und Senf unterrühren.

Siglinde Kallnbach, Jürgen Raap „Frühlingsfest – 45. Geburtstag von Karl-Josef Bär“, Kunstraum Ba Cologne, Köln-Ehrenfeld, 22. März 2015, Foto: privat, Copyright Raap/Bär 2020

22. März 2020: 50. Geburtstag von Karl-Josef Bär

aus diesem Anlass: Kleiner Frühlingsempfang von 15 bis 17 Uhr im Kunstraum Ba Cologne Köln-Ehrenfeld, Neptunplatz 7, um 15.15 Uhr: Laudatio/Gratulation: Siglinde Kallnbach, anschließend: Jürgen Raap im Zwiegespräch mit Karl-Josef Bär zu weltbewegenden Themen der Zeit. Achtung: Herr Bär spricht nur kölsch.

Im Jahre 1985 stiftete das Dreigestirn des Kölner Karnevals dem örtlichen Zoo drei Grizzlybären. Einer von ihnen wurde nach dem Prinzen Karl-Josef I. benannt. Im Jahre 1988 brach Karl-Josef I. aus seinem Gehege aus. Er warf einen Baumstamm in den Wassergraben, der sein Gehege abtrennte, ruderte auf dem Baumstamm über den Graben und hangelte sich dann über das Geländer. Obwohl der Bär niemandem etwas zuleide tat, wurde er von herbeigerufenen Polizisten erschossen. Ein Spezialist mit einem Betäubungsgewehr war an jenem Tag in Urlaub gewesen.

Diese Begebenheit war Anlass zu einer Performance-Reihe, den Bären mittels Hypnose zum Leben wieder zu erwecken. Als Medium stellte sich hierfür ein Plüschbär zur Verfügung. Die ersten Performances führten 1988-1993 der Künstler Jürgen Raap und die belgische Schauspielerin Dominique Grosjean auf. Seit 1994 macht Jürgen Raap solo kabarettistische Wortperformances und Vorträge (Lecture-Performances) mit der Kunstfigur Karl-Josef Bär.

                     Performances und künstlerische Projekte

1978: „Eine Großstadtromanze“, – achtstündige U-Bahn und Straßenbahnfahrt über die Kölner Ringe
1978-1986: Schaukasten U-Bahnstation Appellhofplatz Köln, Aktionen und Installationen
1982: Künstlerische Stadtführung zum Projekt „Skulptur.Köln-Ehrenfeld“
1983: „Canned Laughter“, Musikperformance mit P. Mönnig, W. Mundt u.a. Stollwerck Köln, Nov. 1983
1984: „Kölnisch Wasser“, Performance, Moltkerei-Werkstatt Köln, Juni 1984; „Quadral- freitags in Farbe“, Performance mit W. Mundt, Neuss Niedermeyer, Kunstwoche Bonn und Artothek Köln, „Pela patate“, Performance mit Video (Video: Axel Brand), „Café Spinxx“,
Köln, November 1984
1985: „Turmbau zu Babel“, Aktion/Installation mit Th. Lohmann, K. Ebbers und K. Kampert, Moltkerei-Werkstatt Köln. März 1985, „Little Red Rooster“, Performance, Mauser-Kantine Köln-Ehrenfeld (Juni 1985) und „melk & money“, Köln-Kalk (Okt. 1985); „Brau in progress“, Performance mit W. Mundt, Teatr Maya/Poznan (Aug. 1985), Korzo-Theater Den Haag“ (Sept. 1985), Urania-Theater Köln (November 1985)
1986: „La Paloma“, Performance, Atelier Sömmering (Feb. 1986; „Rock and Roll Mops“, Performance mit D. Grosjean, Festival „5000“ Jazzhaus Stadtgarten Köln, Post-Nuklear Festival Wuppertal, Festival „Quirl“, Jagenbergfabrik Düsseldorf und Atelier Sömmering (Herbst 1986), „Checkpoint Eupen“, Performance mit Dominique Grosjean, Stollwerck Köln, Okt. 1986, „Mundverlesen“, Literaturperformances mit K. Feldkamp, Urania-Theater Köln-Ehrenfeld Nov. 1986, Dez. 1987 und zusammen mit Thomas Kling auch Nov. 1988
1987: „Das Frühstück des Diogenes“, Performance mit D. Grosjean, Moltkerei-Werkstatt Köln, Jan.1987, „Sitzung“, Performance mit D. Grosjean, Eiskellerfabrik, Hannover, April 1987, „Schlips“, Performance mit D. Grosjean, Diskothek „New York“, Kassel /„La fete permanente“zur documenta 8, Sept. 1987 und Galerie Nada, Köln-Ehrenfeld, Okt. 1987

1988: „Die Reinkarnation von Karl-Josef Bär“, Performance mit D. Grosjean, Teatr Maja/Poznan und Stodola/Warzawa, Sept./Okt. 1988, Galerie die Treppe, Düren, Karo-Galerie Berlin (Juni 1989), Kunstakademie Poznan (1992), Kunstakademie Nürnberg (1992), Messe ART NÜRNBERG (1993)
1994: Karl-Josef Bär – Werden und Wirken“, Performance Performance-Tage Oldenburg „Die Rose von Jericho“ (Sept. 1994), Lecture-Performances „Vom Schwips bis zum Vollrausch“ und „Die Entwicklung der Schweiz zur Seefahrernation“, Ultimate Akademie Köln, Okt. 1994
1995: „Hommage à Robert Filliou“, 1995, mit Thomas F. Fischer, Moltkerei-Werkstatt Köln, 17. Januar 199, Kölsche Büttenrede anläßlich „Performance à la carte“ von Ben Patterson, Urania-Theater Köln-Ehrenfeld, Februar 1995 (dito Beteiligung an der Wiederholung der Aktion auf einem Hotelschiff am Kölner Rheinufer, Sept. 1996), Vortrag „Künstlerische Interventionen im urbanen Raum“, Mobiles Büro f. Erdangelegenheiten, Leipzig
„Karl-Josef Bär –Lob der Faulheit/Die Umwandlung der Bedeutung im leeren Werk“, Interform/Multiarte II, Freiburg
1996: Lesung „Karl-Josef Bär – Rheinisches Vulgärentertainment“, Kunstknoten Regensburg, Juni 1996, Vortrag zur Performance-Konferenz (B. Nieslony/ASA), Kunsthaus Rhenania Köln
1997: Kabarett-Performance „Karl-Josef Bär“ bei Michael Berger/Fluxus-Kirche Wiesbaden
1998: „Karl-Josef Bär – Transzendenz zur Faulheit“, Kabarett-Performance, Moltkerei-Werkstatt Köln, 19. März 1998, Führung durch Ehrenfelder U-Bahnhöfe, Bürgervereinigung Ehrenfeld, August 1998
2000: „Der Post-Berbuer’sche Apparat“, Performance/Installation/Konzept-Kunst mit Thomas F. Fischer, Musik: Wolfgang Jaegers, Moltkerei-Werkstatt Köln, 7. September 2000 „Akademie för uns Kölsche „Sproch“, Mediapark Köln, 22. September 2000
2003: Kneipenlesungen „BP St. Michael“ Köln, „Wicleff“ Köln-Ehrenfeld, „Schabulski’s“ Dormagen-Hackenbroich,  diverse Lesungen/Kabarett-Performance mit Walter Stehlings „Meine Fresse Club“, Kolb-Halle Köln-Ehrenfeld u.a. Orte

„Karl-Josef Bär – Grazwurzel“, Kabarett-Performance (anstelle von Siglinde Kallnbach, die nach einem schweren Verkehrsunfall in der Berliner Charité liegt), Galerie Rachel Haferkamp, Köln (Sept. 2003)
2004: Rede zur Nubbel-Verbrennung am Karnevalsdienstag, Künstlerkneipe „gegenüber“, Köln-Ehrenfeld
Performance „Karl-Josef Bär – Maria Laach oder Mariacron?“, Messroom Köln, Rede auf d. Demonstration der freien Kunstszene, Rudolfplatz Köln, 27.3. 2004, Moderation Benefiz-Versteigerung, Galerie 6811 Köln, Auftritte in Walter Stehlings „Meine Fresse Club“, Gaststätte „501“, Köln-Ehrenfeld und „Bel air“,(Heiner Moers), Köln-Braunsfeld, Performance „Karl-Josef Bär“, Kunstverein Gütersloh
„Siglinde Kallnbach – Zwischen-Station“, Karl-Josef-Bär-Vortrag Antoniterkiche Köln, Vorlesung „Michael Dörner und Künstler-Bankette“, Universität Gent/Belgien, Conférence „20 Jahre Atelier Sömmering“, Köln
2005: Lesungen/Kabarett-Performances „Karl-Josef Bär – Warum ist es am Rhein so schön?“, Exit Art Köln (März), Kunst-Werk Köln-Mülheim (März u. Sept.) und Art Cologne Köln (Okt.) Künstlerzeitschrift „Der Stillstand“, mit Performance von Karl-Josef Bär und Ausstellung des Bildes „Mauenheim bei Nacht“ (2005), Kunstwerk Köln-Mülheim, Sept. 2005
2006: Kabarett-Performance und Ausstellungsbeteiligung  „Karl-Josef Bär – Sich rühren in Düren“ (Schloss Burgau Düren)
2007: Karl-Josef Bär-Performance „Fasten à la carte“, zur Vernissage Mies/Nowotny, Gaststätte „Bei Oma Kleinmann“, Köln, und „Transzendenz zur Faulheit – Das wiedergewonnene Paradies“, Ev. Kirchentag Köln sowie „Artemiade“-Festival Köln-Zollstock und Soirée Siglinde Kallnbach „hc+bc handycap breastcancer“, KunstWerk Köln-Mülheim
„Wie der untote Herr Bär seine Bilder erklärt“, artclub Köln
2008 Karl-Josef Bär, Performance zu: „50 Jahre Ingold Airlines“,
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bon;n Karl-Josef Bär: „Der Fadenwurm“, Performance zur Ausstellung „eingefädelt“, Museum Zündorfer Wehrturm, Köln-PorzLesung „Jürgen Raap liest Jürgen Raap“, Humoresken und Dramolette, Kunstverein Kunst E’feld e.V.
2010 „Dä endlose Desch“, Karl-Josef Bär-Performance Galerie arteversum, Düsseldorf, 28.1. 2010
2011 zusammen mit Siglinde Kallnbach: Gründung der Performancegruppe FehltWas?“ , seitdem div. FehltWas?-Kurz-Performances im öffentlichen Raum
Projekt „Kriegserinnerungen“ mit einem unveröffentlichten Roman-Manuskript, damit Beteiligung an PAErsche Performances, Ebertplatz Köln und Künstlerforum Bonn, außerdem: Performance „Kasernenhofton“, Hochbunker Köln-Ehrenfeld und FehltWas?-Malperformance Hochbunker Köln-Ehrenfeld
„Karl-Josef Bär: Vernissagenrede“: Lecture-Performance zur Vernissage von Matthias Beckmann, Städt. Galerie Herne
2012 Ansprache zum Neujahrsempfang Projektgruppe Hochbunker Köln-Ehrenfeld,
Vortrag „Karl-Josef Bär –Transzendenz zur Faulheit“, Akademie der Muße/PAErsche Performances, Theater in der Orangerie, Volksgarten Köln; Ausstellung zusammen mit Siglinde Kallnbach: „a performancelife/Der halbe Severin“,
Frauenmuseum Bonn; mit Malaktion als Teil der Performance der Gruppe „Fehltwas?“, Feb./März 2012, sowie Performances zu „Das grüne Haus“ Mai und August 2012,
2013: „Gertrudisfest, Performance/Malaktion mit Siglinde Kallnbach/“Fehltwas?“, Frauenmuseum Bonn, März und Okt. 2013;
Karl-Josef Bär-Kabarett-Performance und Malaktion zur Performance der Gruppe „Fehltwas?“ zum Europapreis-Festival, Plastisches Theater Hobbit Würzburg, Mai 2013
2014: Leihgabe eines Gemäldes für „Der Eigelstein. Drunter und drüber – Schauplatz Kölner Geschichte“, Katalogtext und Lesung „Eigelstein Blues“, Kölnisches Stadtmuseum.
2015: Kabarett-Performance „Frühlingsfest – 45. Geburtstag von Karl-Josef Bär“, Kunstraum Ba Cologne, Köln-Ehrenfeld, sowie Auftritt von „FehltWas?“ in der Originalbesetzung Kallnbach/Raap und einer erweiterten Besetzung
Fehltwas?„-Performance zum 70. Geburtstag von Linde Rohr-Bongard, Restaurantboot „Alte Liebe“, Köln-Rodenkirchen

2018/19: Lecture Performance mit Robert Reschkowski („Rock my life“ und Karl-Josef Bär: Künstlerverein Malkasten Düsseldorf, Galerie Rheinlicht Remagen, Kunstverein KLIO Linz/Rhein

2020: Frühlingsempfang zum 50. Geburtstag von Karl-Josef Bär im Kunstraum Ba Cologne Köln-Ehrenfeld

Impressum: V.i.S.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

baer aktuell 280 – 22. Feb. 2020

Februar 1st, 2020
Bild des Monats Februar 2020: Jürgen Raap, „En unserem Veedel“, Schild für Karnevalsumzug, 2020

Bär aktuell Nr. 280 – 22. Feb. 2020

Veranstaltungshinweis:

Beachten Sie bitte die Beteiligung von Siglinde Kallnbach und Jürgen Raap an der Gruppenausstellung „Liebeskirmes“ in der Galerie DD 55, Mevissenstr. 16, Köln (14. Feb. bis 8. März 2020).Es machen außerdem mit: Brunhilde Bordeaux-Groult, Brigitta Briecasso, Frank De Lentdecker, Robert Elfgen, Paula Ellert, Petra Ellert, Pascal Fendrich, Sebastian Fritzsch, Winni Gahlen, Nora Hansen, Robert Hartmann, Volker Hildebrandt, Sonja Lang, Stefanie Manhillen, Ankica Marjanovic, Linda Nadji, Andreas Nann, Martin Plüddemann, Horst Tress, Hella von Sinnen, Thomas Virnich, Not Yet, Ulrike Zilly, Marco Zumbé

Politisch korrekter Veganer-Witz aus dem Kölner Karneval zum Mitdenken:

Tünnes: „Hür ens, Schäl, ich lebe jetzt wat jesünder un och jet klimabewusster. Ich han neulich sogar mit veganer Sauce vum Maggi jekocht.“

Schäl: „Och, jo? Wat häste dann jekocht?“

Tünnes: „Rinderhackbraten met veganer Pilzsauce vum Maggi.“

Witze aus dem Kölner Karneval

„Nä, heute darf man ja janix mehr sagen. Nicht mehr Zigeunerschnitzel nicht mehr Negerkuss. Ist eigentlich ‚Führerschein‘ noch erlaubt?“ (Willibert Pauels, „Ne bergische Jung“)

„Warum ist der Papst gegen das Priesteramt für Frauen? – Die können das Beichtgeheimnis nicht für sich behalten!“ (Jupp Menth, „Ne kölsche Schutzmann“)

„… und Boris Johnson singt: Keinmal am Rhein…“ (André Vogel, „Ne Rheinschiffer“, Wohnzimmersitzung)

„Hat einer Mettbrötchen gegessen. Das sieht man seinem Gebiss an. Ich sage: Ihre Zähne erinnern mich an Duisburg und Gelsenkirchen. Fragt der: wieso? Sag ich, dazwischen liegt Essen“. (Guido Cantz)

Greta Thunberg will sich jetzt ihren Namen und auch das Label „Fridays for Future“ als Marke schützen lassen. Solch eine unverhohlene kommerzielle Ausschlachtung des „Geschäftsmodells Greta“ durch die Familie Thunberg und damit eine Herabwürdigung ihrer allfreitäglichen Mit-Demonstranten als naive „nützliche Idioten“, denen man mit Fan-Artikeln das Taschengeld abluchsen kann, hat „bär aktuell“ ja schon vor Wochen prophezeit und nunmehr damit recht behalten. Zur Wachsfigur in einem Panoptikum ausgerechnet auf St. Paulis Reeperbahn hat Greta Thunberg es inzwischen auch schon gebracht, und so gemahnt manches an diesem Greta-Hype doch schon sehr arg an einen Personenkult nordkoreanischen Ausmaßes. Was kommt nun als nächstes an Devotionalien: Schneekugeln mit Greta-Figur, Greta als Wackelbild mit Augen auf, Augen zu, Bierhumpen mit dem Aufdruck „In Greta veritas“ und Badematten (aus Naturfasern!) mit aufgedrucktem Greta-Porträt und gelben Quietsch-Entchen als Dreingabe? Wann tauchen auf muskelbepackten Oberarmen die ersten von Vater Thunberg lizensierten Greta-Tattoos auf? (Huhu, Vater Thunberg! Für diese Merchandising-Ideen bitte 10 Prozent vom Umsatz als Provision auf das Konto von Herrn Bär überweisen!)

Schnöde Bigotterie und skrupellose Geldgier ist aber auch woanders im Spiel. Dass Sigmar Gabriel nun im Aufsichtsrat ausgerechnet der Deutschen Bank sitzt, lässt manch einen nullzinsgebeutelten Kleinsparer ausrufen: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ Gilt doch gerade die Deutsche Bank als einer der Inbegriffe des hartherzigen und unanständigen Finanzkapitalismus. Über die rüden Gepflogenheiten und das Arbeitsklima für Praktikanten im Geldscheffelgewerbe wusste unlängst eine ehemalige Praktikantin der Deutschen Bank zu berichten: „Wenn Sie 15 Stunden pro Tag arbeiten und drei Mahlzeiten im Büro einnehmen, dann muss man einfach eine Zahnbürste dabei haben… Niemand wird jemandem ein Übernahmeangebot unterbreiten, der Mundgeruch und gelbe Zähne hat.“ So ist also dem Aufsichtsratspraktikanten Sigmar Gabriel anzuraten, sich vor der nächsten Sitzung erst einmal im Drogeriemarkt mit Zahnpasta einzudecken und beim Bürofrühstück auf Eigelb zu verzichten, weil das gelbe Zähne gibt und man Gefahr läuft, sich damit die bislang noch weiße Weste (sic!) zu bekleckern. Dem Kabarettisten Özgür Cebe verdanken wir den Hinweis, Gerhard Schröder habe seinem politischen Ziehsohn Sigmar Gabriel doch schon längst vorgemacht, wie man sich als Ex-Politiker die Taschen vollmacht: erst eine Karriere „in der SPD, dann gute Kontakte zur Russenmafia“. Da es jedoch schon 2019 bei der Deutschen Bank eine staatsanwaltliche Durchsuchung gegeben hat, ob die Bank womöglich in einen Geldwäscheskandal verwickelt sein könnte, hält Herr Bär es nicht für zu abwegig, dass die Russenmafia ihr Schwarzgeld demnächst vorzugsweise bei der Deutschen Bank einzahlt und der Aufsichtsratspraktikant Sigmar Gabriel dann unten im Tresor sitzt und mit seiner Zahnpasta die Rubelmünzen blank wienert, bis nach erfolgreicher Geldwäsche jedes Rubelstück blitzt und blinkt. Weil die Zahnpasta aber dann aufgebraucht ist, kommt Gabriel abends mit gelben Zähnen nach Hause.

© Raap/Bär 2020

Die Stadt Dortmund gönnt sich eine Internetseite „Dortmund.de“ mit dem Slogan „Dortmund überrascht“. Dort hat das Dortmunder Standesamt die derzeit beliebtesten Vornamen aufgelistet, und bei den Mädchennamen liegt hier überraschenderweise „Mia“ auf Platz 1 vor „Emilia“, während „Greta“ es nur auf Platz 17 geschafft hat. In Berliner Standesämtern wurden unlängst gar als Vornamen für Neugeborene „Polykarp“, „Tröster“, „Porsche-Cheyenne“ und „Asi“ ins Register eingetragen. Das ist immerhin noch origineller als „Greta“. Bei den Jungennamen sind mittlerweile allerdings „Kevin“ und „Adolf“ völlig aus der Mode gekommen, was Herrn Bär nicht weiter überrascht, denn einer, der „Kevin“ heißt, wird von vielen Zeitgenossen von vorneherein als naturdoof stigmatisiert, und bei „Adolf“ würde der Standesbeamte wohl nachfragen, ob man bei der Namensgebung für den Sprößling den Gesellenvater Adolph Kolping als Vorbild im Sinne habe oder vielleicht gar einen anderen Adolf. Wenn nun schon der Vater Kevin heißt und auf die Frage blauäugig und bildungsfern erwidert: „Welcher andere Adolf?“, dann wird man ihm im Dortmunder Standesamt gewiss zugestehen, seinen Sohn „Kevin-Adolf“ nennen zu dürfen.

Kommt der Sohn Kevin-Adolf aus der Schule nach Hause mit einer Bronzemedaille um den Hals. Fragt Vater Kevin: „Na, habt ihr Sport gehabt? Hast Du eine Medaille gewonnen?“ Sohn Kevin-Adolf: „Nein, wir hatten Mathe. Wir haben Wettrechnen gemacht. Der Lehrer fragte uns: Wieviel ist 3 mal 7? Ich habe sofort laut 18 gerufen und damit den dritten Platz gemacht!“

Von Karl Lagerfeld stammt das geflügelte Wort, wer im Jogging-Anzug herumliefe, habe sein Leben nicht richtig im Griff. Nun kann man manchen Zeitgenossen, die als Wutneurotiker die Kommentarleisten von Internet-Blogs mit Unflätigkeiten zutexten, durchaus attestieren, sie trügen eine intellektuelle Jogginghose. Manchmal treten im TV aber auch Satirikerdarsteller wie Jan Böhmernann auf, der so ähnlich gekleidet ist wie Heiko Maas und in dieser Gewandung wirkt die das „Männchen vom Mond“. Dass es nämlich im Auswärtigen Amt keinen Stilberater gibt, merkt man immer wieder an der missglückten Kostümierung des Außenministers Heiko Maas. Der machte nämlich kürzlich beim Außenministertreffen in Paris wieder mal eine schlechte Figur. Er trug zu einem zu kurz geratenen Jackett zwar keine Hochwasser-Jogginghose, doch Herr Bär gewann dennoch den Eindruck, Heiko Maas müsse zur Strafe immer die Sachen von seinem kleinen Bruder auftragen, oder er hätte vielleicht sogar in „Rudis Resterampe“ fünf Minuten vor Ladenschluss noch das allerletzte Jackett erwischt. So seien an dieser Stelle die Feministinnen darauf hingewiesen, dass eben nicht nur bei Politikerinnen sehr stark auf das Äussere geachtet wird, wie bei Saskia Esken, der der Kolumnist Jan Fleischhauer neulich bescheinigte, sie sähe immer so aus wie eine „sadistische Gemeinschaftskundelehrerin“, sondern zumindest in „bär aktuell“ kriegen auch männliche Politikerdarsteller ihr Fett weg: Den Freunden des gepflegten Kalauers sei daher bekundet, dass es bei Heiko Maas bislang mithin nur zu einem unvorteilhaft zu knapp sitzenden „Maas-Anzug“, aber noch längst nicht zu einem wirklich schicken Maß-Anzug gereicht hat. Vielleicht darf unser Bundes-Heiko demnächst wenigstens die alten ausgeleierten Blazer von Angela Merkel auftragen; das wäre bei ihm schon mal ein modischer Fortschritt. Und um abschließend das Bonmot von Jan Fleischhauer aufzugreifen: Norbert Walter-Borjans stecken sie dann in eine Ledermontur, in der er sich dann von der strengen und gouvernantenhaften Saskia Eskens vertrimmen lässt.

© Raap/Bär 2020

Grueße vom Kölner Karneval

Fotostrecke: „Fastelovend der leiseren Töne“ (Posthörnchensitzung) der KG „Unger uns“ von 1951, Karnevalistischer Empfang des Bezirksbürgermeisters Köln-Ehrenfeld („Prummesitzung“), „Sitzung des Festausschusses „Medizinersitzung Köln e.V.“, Pfarrsitzung St. Stephan („Krieler Dömche-Sitzung“).

„Fastelovend der leiseren Töne“, KG Unger uns von 1951 e.V., 2020, Foto: Copyright S. Kallnbach

Rote Funken bei der Medizinersitzung in der Kölner Flora 2020, Fotoi: Copyright J. Raap

Jürgen Raap (links) und Siglinde Kallnbach mit Ludwig Sebus auf der „Prummesitzung“ Köln-Ehrenfeld, Foto: privat


Siglinde Kallnbach mit Büttenredner Willibert Pauels, Foto: privat


Ehrenfelder Dienstagszug 2020 mit der Künstler-Fußgruppe “ a performacelife e.VB. und Karnevalisten der „Ihrefelder Chinese“, Foto: privat
Weiberfastnacht 2020, Foto: Copyright S. Kallnbach

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Aal grün ist ein Traditionsgericht aus der norddeutschen und berlinischen Küche mit einer hellen Kräutersauce. Man bringt Wasser mit Fischfond, Zwiebeln, Salz, Pfefferkörnern, Petersilienwurzeln, Möhrenscheiben, Essig, Salbei und einem Lorbeerblatt zum kochen, lässt darin die Aalstücke bei niedriger Flamme weichkochen, gibt etwas später frischen Estragon, Dill und Petersilie hinzu. Für die Sauce verrührt man Butter und Mehl, lässt diese Masse kurz anschwitzen, füllt sie dann mit dem Kochsud auf und rührt zu Schluss noch etwas Sahne ein.

Marinierter Lachs „Nievenheimer Rheinaue“ Frisches Lachsfilet oder Lachskotellets salzen und pfeffern, mit Limettensaft beträufeln und einer Melange aus Sahnemerettich, ein paar Spritzern Wok-Sauce und Teriyaki-Sauce bestreichen, mit Lauchzwiebeln, gelbem Paprika, Selleriestücken, ein paar Gurkenscheiben, frischem Dill und frischem Paprika bedecken und zum Schluss Limettenscheiben obenauf legen, mit Zitronenolivenöl übergießen und ein paar Stunden marinieren lassen, dann etwas Fischsud in die Casserole oder Jenaer-Glasschüssel geben und im Backofen garen.

Kaktusfeigen enthalten Kalium, Magnesium, Kalzium, Vitamin E, B-Vitamine und Vitamin C; sie wurden in der aztekischen Kultur auch als Heilmittel verwendet. Aus Mexiko oder Israel stammend sind in unseren Supermärkten ganzjährig erhältlich. Man muss die stachelige Schale abziehen und das Fruchtfleisch dann klein schneiden – es eignet sich als Zutat für Geflügel- oder Wildgerichte, z.B. gefüllte Rebhühner à la Karl-Josef Bär, die man salzt, pfeffert, innen mit etwas gelbem Cury bestreicht, dann mit Zwiebeln, rotem Gemüsepaprika, Kaktusfeigenfleisch und getrockneten Datteln füllt, dazu frischer Koriander und etwa Zitronengras. Im Backofen ca. 30 bis 40 Min. garen. Dazu passt Reis am besten und ein kräftiger Bordeaux oder Crozes Hermitage von der Rhone.

Brunnenkresse wurde in der Antike als Heilpflanze geschätzt, denn auf aufgrund ihres hohen Vitamin C-Gehalts galt sie als Anti-Skorbut-Mittel und blutreinigend. Sie enthält auch Jod und Eisen. Ihre Blätter sind größer als bei der Gartenkresse, die ganzjährig in Supermärkten erhältlich ist. Suppen, Eiergerichte (Rührei, Omeletts), Spinat und Kartoffelgerichte gewinnen durch die Beigabe von Brunnenkresse an Aroma, allerdings sollte man nicht mehr als 20 Gramm pro Tag verzehren, da sonst die Nieren zu stark gereizt werden. Herr Bär richtet einen Brunnenkressesalat mit Erdnüssen, Wachteleiern, Olivenöl, Balsamicoessig, etwas Senf und Tomatenstückchen an, dazu Salz, Pfeffer und etwas frischen Dill.

Impressum: V.i.S.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

baer aktuell 278/279 – 22. Jan. 2020

Januar 6th, 2020
Bild des Monats Januar 2020: Jürgen Raap, „Die gepanzerte Gattin“, Acryl und Öl auf Leinwand, 2019

Bär aktuell Nr. 278/279 – 22. Januar 2020

E glöcksillich Neujohr“ – das wünscht man sich in Köln zum Jahreswechsel, und bei Herrn Bär verbinden sich diese guten Wünsche mit der Hoffnung, dass im neuen Jahrzehnt die Hysterisierung und Infantilisierung unserer Gesellschaft nicht noch mehr überhand nehmen möge. So sei zum Jahresbeginn der oftmals allzu unbedachten und zumal auch noch allzu ruppig formulierten Schwaadlappigkeit in den sozialen Medien und dort speziell den Shitstorm-Neurotikern mal ein Bonmot des Philosophen Ludwig Wittgenstein entgegen gehalten: „Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“.

Wenn man weiß, dass das Imperium Romanum nicht an seiner Dekadenz zugrunde gegangen ist, sondern an der Erfindung des Steigbügels bei den fränkischen Reiterheeren, die sich dadurch mit ihren schweren Rüstungen leichter aufs Pferd schwingen konnten und in eben dieser schweren Rüstung den Auxilaren in der römischen Kavallerie überlegen waren, der ahnt, dass eine mögliche Götterdämmerung Europas nicht von dem brachialen politischen Egoismus eines Boris Johnson abhängt oder von der Dekadenz eines überbezahlten Fußballspielers des FC Bayern München, der sich aus lauter Angeberei in einem Restaurant Blattgold aufs Steak streuen ließ, nicht ahnend, dass Blattgold nach nichts schmeckt. Daher muss man auch nicht unbedingt der „Futuristischen Fleischplastik“ das Wort reden, die der italienische Literat Filippo Tommaso Marinetti 1932 in seinem „Manifest der futuristischen Küche“ propagierte: Diese „Fleischplastik“ folgt einem Rezept des „Luftdichters“ Fillia. Sie besteht aus einem großen, zylindrischen Stück Kalbsbraten, der mit elf verschiedenen Sorten gesottenem Gemüse gefüllt wird. Der Fleischzylinder ist beim Anrichten mit einer dicken Honigschicht bedeckt „und an der Basis von einem Wurstring getragen, der sich auf drei vergoldete Kugeln aus Hühnerfleisch stützt“, aber wie gesagt: Gold schmeckt nach nichts. Äusserst fragwürdig ist diese Futuristische Fleischplastik jedoch in anderer Hinsicht, weil nämlich der in jungen Jahren noch avantgardistisch gesonnene Futurist Marinetti später eine höchst bedenkliche Nähe zum Mussolini-Faschismus pflegte und seine Ernährungstheorie skrupellos in dessen Dienste stellte, als er den Italienern einzureden versuchte, Nudelgerichte würden zur Verweichlichung führen, was natürlich töricht ist wie so vieles, was von irgendwelchen Eiferern an Nahrungsaufnahme ideologisiert wird.

Aber der vegane Burger stellt zu Blattgold auf dem Hüftsteak (nicht zu verwechseln mit „Hüftgold“) keine ernährungsphysiologische und politisch korrekte Alternative dar, weil nämlich dessen Anreicherung mit chemisch-künstlichen Aromastoffen diese Veggie-Burger durchaus in die Nähe jenes Junk Foods rückt,das Herrn Bär an jene Hähnchenbratereien erinnert, wo man vor 40 Jahren die Knochen vom Hähnchen getrost mitessen konnte, weil sie durch Antibiotika und Wachstumshormone selbst für Gebissträger biegsam und mürbe genug waren. Wenn also der WDR-Kinderchor glaubt, Spottlieder über die Ernährungsgewohnheiten der heutigen Gebissträger-Generation zum besten geben zu müssen, erweist sich dies als nicht pointensicher dargeboten, wie so manches, was heute als Satire gelten soll. Denn beim Bio-Hähnchen kann man inzwischen die Knochen eben nicht mehr so mitessen so wie früher, und auch sonst ist das Bio-Hähnchen ernährungsmedizinisch bestimmt gesünder als ein Veggie-Burger aus dem lebensmittelchemischen Labor. Die „Stiftung Warentest“ fand übrigens heraus, dass die „Geflügel-Bratwurst“ eines bekannten Herstellers von einem Schweinedarm umhüllt ist, und diese Wursthülle „sei spürbar zäh und erfordere energisches Kauen“. Über die Probleme der Gebissträger-Generation beim Zerkauen einer Geflügel-Bratwurst könnte der WDR-Kinderchor ja auch mal ein Spottlied mit ironischem Seitenhieb auf den Hersteller darbieten, ohne erneut die Pointe zu versemmeln.

In kölschen Brauhäusern kann man sich übrigens auch mit einem „Halven Hahn“ vegetarisch ernähren (Röggelchen mit mittelaltem Holländer). Auswärtige Touristen, die solche Etablissements frequentieren, müssen sich allerdings an die traditionell flapsigen Sprüche vom Bedienungspersonal, hier „Köbes“ genannt, gewöhnen: Ein Düsseldorfer bestellte kürzlich in einem kölschen Brauhaus ein Alt-Bier. Der Köbes servierte ihm ungerührt ein Kölsch und sagte zu ihm: „Lass et ne halbe Stunde stehn, dann is et alt“. – Ein anderer Gast glaubte, er stelle sich pfiffiger an, wenn er nicht ein Alt, sondern nur ein „dunkles Bier“ verlange. Der Köbes: „Warte ein Minütchen, dann mache mer dat Licht aus, un do häs dunkles Bier“.

Bärs Adelskritik Prinz Harry, der Herzog von Sussex, erhielt bislang eine Apanage von 2 Mill. Euro jährlich aus dem Sovereign Grant der britischen Regierung. Dieses Geld fällt nun weg mit seinem Ausstieg aus dem royalen Repräsentationspflichtprogramm. Er strebe künftig eine „finanzielle Unabhängigkeit“ an, hatte der Prinz verkündet. Immerhin wird ihm ein Privatvermögen von 35 Mill. Euro nachgesagt. Ist das nicht finanzielle Unabhängigkeit genug? Damit könnte man doch eigentlich ganz gut leben – Kaiser Wilhelm II. hat es nach seiner Abdankung 1918 im niederländischen Exil ja auch vorgemacht. Zur Vorspeise gab es auf Schloss Doorn damals einen halben Hummer – „Wilhelm der Letzte“, wie ihn seine Gegner verspotteten, konnte sich das leisten, denn er verfügte dank der Generosität des preußischen Staates 1929 im Exil immer noch über ein Vermögen von 55 Mill. Reichsmark. Altbundeskanzler Gerhard Schröder, dem heute immer noch ein Büro in Berlin zusteht, bei dem allein die Bezahlung der Mitarbeiter den Steuerzahler jährlich 561.000 Euro kostet, erweckt allerdings den Eindruck, er käme mit seiner Pension als Ex-Ministerpräsident und Altbundeskanzler nicht zurecht, weshalb er sich auf seine alten Tage noch als Aufsichtsrat bei Rosneft verdingen musste. Für den Fall, dass auch sie mit ihrem Privatvermögen nicht auskämen, haben Harry und Gattin Meghan schon vorgesorgt und sich im Handelsregister die Markenrechte am Namen „Sussex Royal“ gesichert, um damit ein Merchandising mit Büchern, Kalendern und Kleidung zu betreiben, wie man „The Sun“ entnehmen kann. Ein schnöder Aufsichtsratsposten bei Rosneft bleibt Prinz Harry damit also erspart.

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Zur CDU-Ikone hat es bei Annegret Kramp-Karrenbauer bislang noch nicht gereicht, allenfalls zu einem christdemokratischen Saarland-Maskottchen mit „Heinz Becker“-Image. Dass „AKK“ vor einem Jahr ein karnevalistischer Unisex-Toilettenwitz missglückte, wird ihr von ihren Gegnern auch heute noch unter die Nase gerieben, doch Herr Bär musste unlängst feststellen, dass in der tiefsten Provinz – allerdings nicht im Saarland, sondern etwas weiter östlich, wo der Dialekt aber noch so ähnlich klingt – die Unisextoilette in Landmetzgereien mit angeschlossenem Restaurant inzwischen gang und gäbe ist: nachdem Herr Bär einen Strammen Max mit Kochschinken in bester handwerklicher Metzgertradition verspeist und dazu ein süffiges Klosterbier getrunken hatte, steuerte er zielsicher die Herrentoilette an, die dort direkt neben der Damentoilette liegt, und er musste feststellen, das man auf der Herrentoilette Hygienebeutel zum Entsorgen von Damenbinden ausgelegt hatte. Auf der Herrentoilette! Nun ja, hier ist man ja inzwischen aber auch sehr tolerant, dachte sich Herr Bär, doch da auf der Herrentoilette der Seifenspender leer war, begab sich Herr Bär anschließend auf die Damentoilette nebenan, um sich dort die Hände zu waschen: der Seifenspender dort war voll, aber dafür gab es auf der Damentoilette keine Hygienebeutel für Damenbinden. So funktionieren also Unisex-Toiletten in ländlichen Gegenden, dachte sich Herr Bär und trollte sich in den Gastraum zurück.

Copyright Raap/Bär 2020

Bildstrecke: Gastbeitrag von Jürgen Raap in der Ausstellung von Siglinde Kallnbach im Naturmuseum Tann/Rhön 2019/2020. Foto: Copyright S. Kallnbach 2020. – Siglinde Kallnbach überreicht ein Exponat aus der Ausstellung dem Bürgermeister der Stadt Tann, Mario Dänner (Mitte), Foto: privat

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Foto: Copyright S. Kallnbach
Foto: Copyright S. Kallnbach

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Peking Gulaschsuppe ist eine Hühnersuppe, bei der man Zwiebeln kurz in Hühnerfett oder Öl andünstet, dann Hühnerbrühe und Fleisch vom Suppenhuhn hinzufügt und köcheln lässt, dann kommen ein paar kleine Stückchen Chilischoten, Gemüsepaprika, Bambussprossen, Knoblauch, Sambal Oelek und Ananassaft hinzu, zum Schluss ein verquirltes Ei und Tomatenmark, frischer Koriander und frisches Zitronengras.

Dorade provencale

Die tunesische Küche ist weitgehend arabisch geprägt, sie weist aus der Kolonialzeit aber auch französische und wegen der geografischen Nähe ebenso italienische Einflüsse auf. Doraden (Meerbrassen, Goldbrassen) sind Seefische aus dem Mittelmeer. Artverwandt ist die Rotbarbe (Rotbrasse). Dorade(n)salzen und pfeffern, mit provencal. Kräutern und Knobloch füllen, zusammen mit Zwiebeln anbraten, Fischfonds hinzugeben, im Sud mit Tomaten und rotem Paprika dünsten lassen.

Entenschenkel à la Perigord Im Südwesten Frankreichs zwischen Toulouse, Carcassonne und Castelnaudary sind deftige Wintergerichte mit Ente heimisch – der Bohneneintopf Cassoulet mit Entenfleisch, Confit de Canard mit Fleisch, das in Fett gekocht und dann eingelegt wird, oder faserige schmalzähnliche Rillettes als Brotaufstrich und die Entenstopfleber, die hier um 1860 populär wurde, unter Tierschützern aber heute verpönt ist. Bei frischen Entenschenkeln bevorzugt Herr Bär eine Rezeptvariante, bei der man die Schenkel in Enten- oder Gänseschmalz kurz anbrät, sie dann salzt und pfeffert, zusammen mit Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Sellerie, etwas Kümmel, frischem Thymian, einem Lorbeerblatt, einer Wacholderbeeere, Morcheln, einem Steinpilz und Oliven im Backofen ca. 45 bis 60 Min. in einem Gefügel- oder Entenfond weich schmoren lässt und die knusprigen Schenkel dann zusammen mit Kartoffel-Sellerie-Püree serviert. Dazu passt am besten ein vin de Cahors oder ein anderer kräftiger Rotwein aus der Region.

Thai-Hühnersuppe Tom Kha Gai hat Hühnerfleisch und Hühnerbrühe als Basis, angereichert mit Lauchzwiebeln, mit Kokosmilch, Galgantwurzel (ersatzweise mit frischer Ingwerwurzel), Zitronengras, Limettensaft, Chili oder Sambal Oelek, etwas gelber Currypaste, ein paar Spritzern Fischsauce und frischem Koriander.

Curry nennt man in Indien und Ostasien eintopfartige Gerichte mit Fisch oder Fleisch. Das Currypulver wurde im 18./19. Jh. in Großbritannien erfunden, es ist nicht indischen Ursprungs. Hauptbestandteil des Currypulvers ist gelbes Kurkuma, außerdem Koriander, Kreuzkümmel, schwarzer Pfeffer, Paprikapulver, roter Cayennepfeffer, beim Madras-Curry auch Chili, Ingwer, Knoblauch, Muskat, Nelken, Senfsaat, Senfkörner und andere Gewürze, insgesamt sind es etwa ein Dutzend Zutaten. In Thailand verrührt man das Pulver im Mörser zu einer cremigen Paste, die es bei uns auch fertig in Asia-Supermärkten zu kaufen gibt. Am schärfsten ist die grüne Currypaste mit einem hohen Anteil an Chilischoten, milder ist die gelbe Currypaste mit viel Kurkuma, weniger Chili, dazu Zitronengras, Zimt, Nelken, Koriander, Galangawurzel, Knoblauch. Getrocknete Chilischoten verleihen der roten Currypaste die charakteristische Farbe; sie enthält auch grüne Pfefferkörner un liegt im Schärfegrad zwischen der gelben und der grünen Paste. In Südindien und auf Sri Lanka würzt man Gerichte auch mit Blättern vom Currybaum, aber diese Blätter haben nichts mit den beschriebenen Pulvern und Pasten zu tun.

Polnische ist eine grobe Mettwurst, d.h. eine kalt geräucherte Rohwurst im Naturdarm. Sie besteht aus Schweinefleisch und ist mit Knoblauch und Majoran gewürzt. Man kann sie kalt zur Brotzeit oder zum Frühstück oder in Spitzkohlgemüse mit Kartoffeln leicht mitdünsten : Spitzkohl in Butter andünsten, mit Salz, Pfeffer und etwas Kümmel würzen, etwas Gemüsebrühe hinzufügen und ebenso die vorgekochten Kartoffeln und die Würste hinzugeben, bei niedriger Flamme köcheln lassen bis letztere durchgebrüht sind. Die „Schlesische“ ist eine Brühwurst mit mittelgrobem Pfeffer, viel Knoblauch und viel Majoran, dafür aber weniger aber weniger Salz als bei anderen Sorten. Die „Oppelner Bockwurst“ im Schweinedarm ähnelt in ihrer Rezeptur dem Wiener Würstchen, ist aber etwas kräftiger gewürzt. „Krakauer“ ist eine Sammelbezeichnung – in Österreich versteht man darunter eine Wurst, die eher dem deutschen Bierschinken ähnelt. In Deutschland nennt man sie auch Polnische oder Kochpolnische – das ist eine Brühwurst aus 50 Prozent Schweinefleisch und Schweinebauch sowie 50 Prozent Rinderbrät, gewürzt mit Pökelsalz, Pfeffer, Würzpaprika, Muskat und Knoblauch. Bei der Schinkenkrakauer beträgt der Schweinefleischanteil mit Speck rund zwei Drittel der Wurstmasse, ein Drittel ist Rinderbrät. Alle Krakauer-Varianten werden zuerst heiß oder kalt geräuchert und dann gebrüht.

Impressum: V.i.S.P. Jürgen Raap, Senefelderstr. 5, 50825 Köln

baer aktuell 277 – 22. Dez. 2019

Dezember 14th, 2019

Bär aktuell Nr. 277 – 22. Dez. 2019

Deppen-Ranking Im Jahres-Ranking der peinlichsten Fehlleistungen führt diesmal der Verkehrsminister Andreas Scheuer mit Platz 1 die Tabelle an, weil er die Einführung einer Maut-Gebühr juristisch krachend an die Wand gefahren hat. Blöd daran ist vor allem, dass Politiker nicht persönlich haften müssen, wenn sie durch ihre irrlichternde Verblendung und Unbelehrbarkeit, und vor allem jedoch durch dämliche parteitaktische Tricksereien der Allgemeinheit, vulgo: den Steuerzahlern, zu denen auch Herr Bär gehört, einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe bescheren.

Und da dieser Andy Scheuer zudem auch noch den unfallträchtigen Tretroller-Unfug zu verantworten hat, liegt er sogar noch mit sehr großem Vorsprung vor Donald Trump, der Platz 2 einnimmt wegen seiner geografischen Unkenntnis: er wolle eine Mauer zwischen Colorado und Mexiko errichten, hatte Trump getönt, ohne zu wissen, dass Mexiko gar keine gemeinsame Grenze mit Colorado hat.

Noch peinlicher: eine Twitterbotschaft garnierte Trump mit einer Fotomontage, bei der er sein Gesicht ausgerechnet mit dem Bodybuilding-Oberkörper von Sylvester Stallone kombinierte, was im Falle Trumps aber einfach nur lächerlich aussieht. Über Mutti Merkel kann man ja lästern, wie man will, sie verharre mit ihrer „Weiter so“-Politik wie in einem Müttergenesungswerk, aber zu ihrer Ehrenrettung muss Herr Bär doch sagen: sie käme gewiss niemals auf die alberne Idee, in der Manier des Trump’schen Tweets unseriöserweise ein Foto von ihrem Gesicht mit einem Abbild des Oberkörpers von Dolly Buster zusammen zu collagieren.

Tumbe Machos als Politiker gibt es auch sonst reichlich auf dieser Welt: wenn sich einer benimmt wie die sprichwörtliche Axt im Walde (Achtung: Kalauer!), dann ja wohl vor allem der brasilianische „Regenwald-Trump“ (BILD-Zeitung) namens Jair Bolsonaro (Platz 3). Dass im Unterschied zu Donald Trump und Boris Johnson zumindest die Frisur von Bolsonaro noch halbwegs akzeptabel ist, mindert allerdings nicht den schlechten Eindruck, den er als hinterwäldlerischer Holzfäller und mit unziemlichen Bemerkungen über die Gattin des französischen Staatspräsidenten in der Weltöffentlichkeit hinterlässt.

Die „BILD“-Zeitung meldete schon mal aus Jux einen Hund als SPD-Mitglied an, und dann kandidierte zu allem Überfluss auch noch Jan Böhmermann für den SPD-Vorsitz, dies allerdings vergeblich, da er nämlich zum Zeitpunkt seiner Kandidatur noch gar nicht SPD-Mitglied war und sich daher den hämischen Kommentar gefallen lassen musste, er hätte es lieber wie der „BILD“-Hund machen sollen: nämlich erst die Mitgliedschaft beantragen, dann kandidieren und nicht umgekehrt (Platz 4).

Obwohl Jan Böhmermann denselben Friseur haben könnte wie Jair Bolsonaro, wäre er Herrn Bär als neuer SPD-Vorsitzender dennoch lieber gewesen als ausgerechnet Saskia Esken, die immer mit so verkniffenen Mundwinkeln vor die TV-Kameras tritt, als ob das Leben immer nur zu Verbiesterungen und Verbitterungen führen müsse, und die sich außerdem Witze gefallen lassen muss, sie habe eine Frisur wie der Fußballtrainer Jogi Löw, aber mit einer Bolsonaro-Frisur würde sie wohl auch nicht mehr an Charme gewinnen, sondern höchstens dem Kabarettisten Sebastian Pufpaff eine Steilvorlage zu einer neuen Pointe geben: Pufpaff apostrophierte nämlich in einem seiner TV-Auftritte Andrea Nahles versehentlich als „Andreas Nahles“ und entschuldigte sich dann, sie sähe „dem Andreas“ aber verdammt ähnlich, eine Verwechslung, die wohl nur frisurtechnisch zu erklären ist.

Sebastian Pufpaff behauptet übrigens, er hieße wirklich so, und er sei nur Komiker geworden, um nicht immer wegen seines Nachnamens verspottet zu werden: daher teilen sich in diesem Ranking alle krawallschachteligen und verhärmt-entsagungsvoll auftretenden Politikerinnen mit Jogi-Löw-Frisur Platz 5 mit allen Komikern, die darauf bestehen, ihr reichlich bizarr klingender Nachname sei kein Pseudonym, und die sich deswegen zu brachialen frauenfeindlichen Witzen über schlecht frisierte Politikerinnen herausgefordert fühlen. Im Kölner Domkapitel gibt es übrigens einen Ansgar Puff, der nicht Komiker geworden ist, weil er unter seinem Nachnamen leidet, sondern Weihbischof, und als solcher verkneift er sich mit großer Souveränität Witze über Politikerinnen mit Bundestrainer-Frisur, so dass Herr Pufpaff sich vielleicht an Weihbischof Puff mal ein Beispiel nehmen sollte.

Dass eine spezielle Zuckerlösung in der Naturkosmetik der Entfernung eines Damenbartes dienlich ist, als kulinarisches Genussmittel jedoch dick macht und deswegen als ungesund gilt, verschweigt uns die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit ihrer Halbherzigkeit in Sachen „Nutri Score“-Kennzeichnung für bedenkliche Lebensmittel, so fordert die „taz“ zu recht, sie solle doch endlich aufhören, „mit der Zuckerindustrie zu kuscheln“ (Platz 6). Denjenigen, die es gerne mit Gender-Mainstream übertreiben, sei nahegelegt, dass auch im Deppen-Ranking von „bär aktuell“ bei „Dummkopf“ nach Duden die korrekte maskuline Deklination nach wie vor „Der Dummkopf“ lautet und nicht etwa „Die Dummköpfin“ oder gar „die Dummköpf*in“, und deswegen Platz 7 für alle, die es nicht begreifen: Würde man behaupten, „In bär aktuell sind diesmal 7 Dummköpfinnen aufgelistet“, so müsste im Sinne der Duden-Normorthographie Herr Bär empört ausrufen: „Stimmt nicht! Es sind auf den ersten sechs Plätzen nur jede Menge Dummköpfe und Julia Klöckner.“ Beim Frauenbild von Sebastian Pufpaff geht „Andreas Nahles“ allerdings womöglich als „divers“ durch.

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Rösti gehören wie Fondue und Raclette zu den Schweizer Nationalgerichten: Mehlige Kartoffeln kocht man am Vortag und schält sie dann, schneidet sie mit einer groben Raffel in Stifte schneidet und salzt sie. Die Kartoffelstifte werden in einer Pfanne in heißer Butter binnen ca. 20 Minuten auf einer Seite goldbraun gebraten, dann umgedreht und fertig gebraten. Ursprünglich war das ein Restegericht aus übrig gebliebenen Kartoffeln. Andere Rezepte beschreiben rohe Kartoffeln, die man zerreibt und dann mit Ei und Mehl vermischt.

Rosenkohl, in Belgien Choux bruxellois genannt, enthält viel Vitamin A und C sowie Mineralstoffen wie Eisen, Kalium, Kalzium, Magnesium und Glukosinolate. Man putzt die Röschen vor dem Kochen, entfernt die Strünke und welke Blätter, kocht den Rosenkohl dann 12 bis 15 Min. in Salwasser. Dann lässt man Speck und Zwiebeln aus, gibt den Rosenkohl hinzu, schwenkt ihn leicht darin und würzt ihn mit Pfeffer, Muskat und Petersilie. Weil Rosenkohl leicht bitter ist, lässt er sich gut mit Walnüssen kombinieren.

Pommes sarladaises ein Gericht aus dem südfranzösischen Périgord. Vorgekochte Kartoffeln werden gewürfelt und wie Bratkartoffeln in Gänseschmalz angebraten, dann lässt man sie zusammen mit Steinpilzen, Knoblauch und Petersilie bei niedriger Flamme weiter schmoren.

Marinierter Lachs ‚a la Karl-Josef BärLachs in Olivenöl, Zitronensaft, ein paar Spritzern aisatischer Fischsauce, Wasabi-Meerrettich, Sahnemeerrettich, etwas Senf, grünen Pfefferkörnern, ein paar Spritzern Tabasco oder Chilisauce, Ingwerscheiben, Beifuß, Knoblauch, Lauchzwiebeln und Dill marinieren, und je nach Dicke der Lachsscheiben 25-35 Min. im Backofen garen. Dazu lauwarmer Kartoffel-Apfel-Ingwersalat aus gekochten geraspelten Kartoffelstreifen, dünnen Gurkenstücken, geriebenem Apfel, geriebenem Ingwer, Dill, Salz, Pfeffer und Creme fraiche, ergänzt um einen Knubbel kalten Salat mit frischer Kresse, Gurken und Apfelstücken, angemacht mit Sylter Salatsauce.

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Rösti gehören wie Fondue und Raclette zu den Schweizer Nationalgerichten: Mehlige Kartoffeln kocht man am Vortag und schält sie dann, schneidet sie mit einer groben Raffel in Stifte schneidet und salzt sie. Die Kartoffelstifte werden in einer Pfanne in heißer Butter binnen ca. 20 Minuten auf einer Seite goldbraun gebraten, dann umgedreht und fertig gebraten. Ursprünglich war das ein Restegericht aus übrig gebliebenen Kartoffeln. Andere Rezepte beschreiben rohe Kartoffeln, die man zerreibt und dann mit Ei und Mehl vermischt.

Pommes sarladaises ein Gericht aus dem südfranzösischen Périgord. Vorgekochte Kartoffeln werden gewürfelt und wie Bratkartoffeln in Gänseschmalz angebraten, dann lässt man sie zusammen mit Steinpilzen, Knoblauch und Petersilie bei niedriger Flamme weiter schmoren.

Marinierter Lachs ‚a la Karl-Josef Bär Lachs in Olivenöl, Zitronensaft, ein paar Spritzern aisatischer Fischsauce, Wasabi-Meerrettich, Sahnemeerrettich, etwas Senf, grünen Pfefferkörnern, ein paar Spritzern Tabasco oder Chilisauce, Ingwerscheiben, Beifuß, Knoblauch, Lauchzwiebeln und Dill marinieren, und je nach Dicke der Lachsscheiben 25-35 Min. im backogen garen. Dazu lauwarmerr Kartoffel-Apfel-Ingwersalat aus gekochten geraspelten Kartoffelstreifen, dünnen Gurkenstücken, geriebenem Apfel, geriebenem Ingwer, Dill, Salz, Pfeffer und Creme fraiche, ergänzt um einen Knubbel kalten Salat mit frischer Kresse, Gurken und Apfelstücken, angemacht mit Sylter Salatsauce.

baer aktuell 276 – 3. Dez. 2019

Dezember 1st, 2019

Bild des Monats Dezember 2029:

Jürgen Raap, „Das Ministerium der Gezeiten“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2019

Bär aktuell Nr. 276 – 3. Dez. 2019:

Einen Shitstorm musste der Kabarettist Dieter Nuhr über sich ergehen lassen, bloß weil er es wagte, einen Witz über Greta Thunberg zu machen: „Die kalte Jahreszeit hat begonnen. Was macht Greta Thunberg jetzt bloß? Heizen ja wohl nicht“. Nuhr wiederum sah sich veranlasst, seine Widersacher aus der „wutgestörten Empörungsindustrie“ (O-Ton Nuhr) mit der Replik zu belehren, es gelte ja wohl nicht, den Klimawandel zu leugnen und es gelte auch nicht, die Notwendigkeit zum Umdenken und zur Änderung des Verhaltens in Sachen Klimapolitik zu kritisieren, durchaus aber diejenigen, die in ihrer Hysterie und moralischen Überheblichkeit gehörig über das Ziel hinaus schießen. Solch ein Shitstorm ist allerdings noch relativ harmlos, weil nämlich woanders die freimütige demokratische Debattenkultur von rechten wie linken Fanatikern mit Bedrohungen, Niederbrüllen der Andersdenkenden und sonstigem totalitärem Gebaren ramponiert wird: es mutet schon ein wenig neo-stalinistisch an, wenn einem betulichen ehemaligen Bundesinnenminister und einem FDP-Vorsitzenden mit Bonvivant-Gehabe an einer Universität das Rederecht verweigert wird. Man muss im übrigen Greta Thunberg ja nicht gut finden, bloß weil sie aus rechten Kreisen angefeindet wird. Natürlich sollte ein halbwegs wacher Geist nicht mit den verschrobenen „Klimaleugnern“ gemeinsame Sache machen, denn das wäre intellektuell unredlich. Auch sonst sollten alle Ideologien, die mit autoritären und diktatorischen Gesellschaftsmodellen rechts von CDU/CSU/SPD/FDP/Grünen kokettieren, für jeden Demokraten strikt tabu sein. Heutzutage kann man ja wohl jedem abverlangen, aus der Geschichte des 20. Jh. gelernt zu haben und nicht mehr auf nationalchauvinistisches Gepoltere herein zu fallen. Dass jedoch ein 16jähriges Schulmädchen, das sonst mit eher jesushaftem Missionarismus durch die Welt tingelt, sich dann im Businesslady-Outfit für die Titelseite des britischen Männermagazins „GQ“ ablichten lässt, als Gegenleistung für die Verleihung des Preises „GQ-Award“, ohne dass dabei auch nur die geringste Selbstironie zu erkennen ist, findet Herr Bär dennoch reichlich frivol. Da außerdem auch noch 94.000 Euro Preisgeld für den alternativen Nobelpreis an sie ausgeschüttet wurden, kann man sich durchaus mal über das erfolgreiche „Geschäftsmodell Greta“ der Familie Thunberg mokieren, das ja nicht zuletzt auf gut einstudierten schauspielerischen Leistungen zu beruhen scheint, wenn man – wie Herr Bär als Spezialist in Sachen Performance und künstlerischer Selbstdarstellung beurteilen kann – sich das Video von ihrem gekonnt inszenierten Wutausbruch auf dem UN-Klimagipfel einmal genauer anschaut. Dafür hätte man ihr und ebenso dem gelernten Schauspieler Vater Thunberg für das Coaching der Tochter eher den Iffland-Ring des Wiener Burgtheaters verleihen sollen. Diese Einschätzung hat nichts mit irgendwelchen diffusen Verschwörungstheoerien zu tun. Bei der Erwähnung von Vater Thunberg fällt Herrn Bär merkwürdigerweise immer Vater Graf ein, der einst die Gagen seiner tennisspielenden Tochter Steffi in Plastiktüten vom Centre Court wegsschleppte. Dieter Nuhr würde jetzt sagen: „Was benutzt Vater Thunberg, um die Geldbündel für den alternativen Nobelpreis seiner Tochter fortzuschleppen? Plastiktüten ja wohl nicht!“ Löst auch dieser Witz einen Shitstorm aus? Für ihre Anhänger ist „Gretchen“ seltsamerweise sakrosankt wie eine Heilige. Das hat für Herrn Bär schon einen äusserst faden Beigeschmack, denn in unserem Land, indem man mit charismatischen Führerfiguren, die eine Massenbewegung verzückten, die übelsten Erfahrungen hat machen müssen, ist für Herrn Bär – vornehm ausgedrückt – ein gewisser Argwohn gegenüber dem „Greta-Hype“ angebracht. Und da man an den allgemeinbildenden Schulen heutzutage offensichtlich nicht mehr in dialektischem Denken geschult wird, sondern in den sozialen Medien in grobholziger Weise nur noch seine eigene Meinung gelten lässt und auf jegliches abweichendes Denken mit der Anmaßung einer moralisch überheblichen Selbstjustiz, d.h. mit einer anprangernden „Cancel Culture“, vulgo: einer gesellschaftlichen Stigmatisierung und Ausgrenzung, reagiert, gibt es jetzt in „bär aktuell“ ein wenig Nachhilfe in dialektischem Diskurs. Ja, es gilt durchaus die These „Uns läuft allmählich die Zeit davon, um den Klimawandel in den Griff zu kriegen“. Und ja, es gilt auch die These, unsere Politiker agieren zu verpennt, zu verzagt und zu hasenfüßig, allen voran der für eine notwendige „Verkehrswende“ und auch sonst völlig ungeeignete Verkehrsminister Andy Scheuer als Büttel der Auto-Lobby. Und abermals ja, es gilt des weiteren die These, in einem Land, in dem vor 130 Jahren das Automobil erfunden wurde, müsste auch heute doch noch soviel geballtes Ingenieurwissen vorhanden sein, um die Brennstoffzellentechnologie und andere ressourcenschonende und nachhaltige Konzepte zu einer neuen industriellen Revolution voran zu treiben, aber mit dickfelligen und verschnarchten Managern Winterkornscher Mentalität geht das nicht – da muss man sich nicht wundern, wenn die Musik der Zukunftstechnologien demnächst in China spielt und nicht mehr in Europa. Doch – aufgemerkt! – nun kommt im Bemühen um differenzierendes und komplexes Denken die Anti-These zu Wort, nämlich mit Zitaten des emeritierten Klimaforschers Hans von Storch und der Linken-Politikerin Sarah Wagenknecht: der Klimaforscher plädiert für eine „kritische Distanz“ gegenüber der Panikmacherei; ihm ginge „es zu weit, dass Greta und ihre Anhänger den Eindruck erwecken, das Klimathema sei die alles beherrschende Schicksalsfrage“: das sei „zu sehr die Sichtweise des reichen Westens“, in der dann andere Themen wie „die Bekämpfung von Armut, Krankheiten und Hunger auf einmal“ als „nachrangig“ erscheinen: „Wenn jemand das Recht hätte, von einer gestohlenen Kindheit zu sprechen, dann wäre das beispielsweise ein 16jähriges Mädchen in Syrien, das seit Jahren ums nackte Überleben kämpft“ (zitiert nach „Der Spiegel“, Nr. 43/19.10. 2019, S. 108/109). In Internetforen wurde der Emeritus für solche Ansichten schon als „alter weißer Mann“ geschmäht, von dem man die Nase voll habe. Doch ähnlich wie besagter Klimaforscher argumentiert Sarah Wagenknecht von der Linkspartei in einem Interview mit dem Berliner „Tagesspiegel“: „Ein Großteil der jungen Leute, die sich bei ‚Fridays for Future‘ engagieren“, käme „aus der oberen Mittelschicht…, wie eine Studie der Heinrich-Böll-Stiftung festgestellt hat…. Wer ständig kämpfen muss, mit seinem Geld bis zum Ende eines Monats zu kommen, für den wird das mögliche Ende der Welt in acht oder neun Jahrzehnten zu einer nachrangigen Frage… Klimaschutz kann man nur erfolgreich voranbringen, wenn man ihn mit sozialer Gerechtigkeit verbindet.“ Von solcherlei Kritik aus der linken Ecke gibt es wohl kaum Beifall von der falschen, nämlich der rechten Seite, und als „alte weiße Frau“ wurde wegen derlei Ansichten auch Sarah Wagenknecht noch nicht diffamiert. Es ist auch nicht zu abwegig, wenn die Kabarettistin Lisa Eckart mit ähnlichem sozialkritischen Tenor ergänzt: „Die Fridays for future-Rasselbande kennt keine Kinderarbeit“. Denn die findet in Bangladesh statt, nicht in Berlin-Zehlendorf oder Hamburg-Blankenese.

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Matjessalat Braunschweiger Art Holländische Matjesfilets, Gemüsezwiebeln, Apfelstücke, Gewürzgurken, frische Gurken, hartgekochte Eier, Kapern und Dill werden miteinander vermengt, mit Salz, Pfeffer und Joghurt abgerundet. Beim Originalrezept nimmt man Sahne, manche Rezeptvarianten sehen auch eine Kombination mit Fleischwurststücken vor.

Überbackene Süßkartoffeln mit Parmesan Mit den sonst in Europa heute üblichen Kartoffelsorten ist die Süßkartoffel nur entfernt verwandt, denn sie ist kein Nachtschattengewächs. Größter Produzent und Exporteur ist heute die Volksrepublik China. Süßkartoffeln garen auch etwas schneller als die anderen Sorten. Rezept: Süßkartoffeln in grobe längliche Scheiben schneiden, kochen und dann in Auflaufform legen. Parmesan mit ein wenig Sesamöl, Essig oder Zitrone, Salz, Pfeffer, Limetten, kleinen Paprikastücken /rot oder grün/ sowie Erdnüssen) Knobloch zu einem Dressing verrühren und die Kartoffelscheiben bestreichen, im vorgeheizten Backofen backen, bis obere Schicht braun wird. Zusammen mit Spinat anrichten

Salmis de Palombes ist ein Gericht aus dem Südwesten Frankreichs, bei dem Ringeltauben oder andere Zuchttauben gesalzen und gepfeffert im Backofen gebraten und mit einer speziellen Sauce serviert werden: dazu brät man die Inneren der Taube in Gänseschmalz mit Zwiebeln, einer Knoblauchzehe und Karotten an, gießt dann Rotwein, Geflügelbrühe und Armagnac hinzu und lässt diesen Sud langsam köcheln. Wer will, kann das Aroma mit zwei Thymianzweigen abrunden. Statt Tauben kann man auch eine Pintade nehmen. Eine Variante des Rezepts besteht aus einer Marinade mit Rotwein, Zwiebeln, Knoblauch, Muskatnuss, diversen Küchenkräutern und Karotten, in der man das Fleisch ein paar Stunden lang marinieren lässt. Dann erhitzt man in einem großen Bräter Öl und Butter, brät die Taube/Pintade von allen Seiten kurz an, gibt frische Zwiebeln und die Marinade hinzu und lässt das Ganze dann gar schmoren.

baer aktuell Nr. 274/275 – 3. und 22. Nov. 2019

November 2nd, 2019

Bild des Monats November 2019:

Jürgen Raap, „Japan und die Unendlichkeit“, 2019

Jürgren Raap, „Japan und die Unendlichkeit“, 2019, Copyright: J. Raap 2019

Bär aktuell 274 – 3. Nov. 2019

In einem Internet-Chat-Room, in welchem Hobbyköche ihre Rezepte austauschen, erkundigte sich eine Hausfrau namens „Veggie-Biggi“ nach einem Currywurst-Rezept: Sie sei zwar Vegetarierin, wolle aber ihrem Mann mal eine Freude bereiten und ihm eine Currywurst braten, wisse aber nicht, wie das geht. Man zollte ihr Respekt, es zeuge von „innerer Größe“, sich als Vegetarierin an solch ein Rezept heran zu wagen, das im übrigen ganz einfach sei: die Wurst sei so lange zu braten, bis sie von allen Seiten schön braun sei. Tipp: Wer sich nicht entscheiden kann, ob er dazu einen Ceranherd, einen Induktionsherd oder einen Elektroherd mit Dual- und Bräterzone aus der Fernsehwerbung benötigt, der begebe sich einfach an die nächste Pommesbude.

In die Rubrik „Weltfremdheit und Irrsinn“ gehört der Vorschlag einer Architektursoziologin, der Kölner Ebertplatz werde seinen schlechten Ruf los, indem man ihn einfach umbenenne. Dazu muss man wissen, dass die betonbrutalistische Platzgestaltung mit einer düsteren und stets übelriechenden unterirdischen Fußgängerpassage als Ausdruck des Wahns einer autogerechten Stadt in den 1960er und frühen 1970er Jahren zu den eklatantesten städtebaulichen Fehlleistungen gehört, die man sich in der Nachkriegszeit geleistet hat. In jener wenig anheimelnden schlecht ausgeleuchteten Beton-Passage traf sich seit eh und je eine Szene, die man vornehm als „lichtscheu“ beschreiben kann, und in den letzten Jahren weitete sich der dortige soziale Brennpunkt auch auf die von Tageslicht erhellten Teile des Platzes aus. Die Lokalpolitiker lehnen indes unisono eine Umbenennung ab, denn Friedrich Ebert könne ja nichts dafür, und niemand außer besagter Architektursoziologin glaubt daran, dass es über Nacht dort anders zuginge, nämlich wie an einem paradiesischen Ort der Harmonie, des Friedens, der Glückseligkeit und der Heiterkeit, der Demut und Barmherzigkeit, wenn man ihn nun „Dalai Lama-Platz“ oder „Mutter Teresa-Platz“ nennen würde.

Wer beim Vernissagen-Small Talk gerne herumstrunzt, der muss wissen, dass ein Geprotze à la „Mein SUV frisst 16 Liter Benzin auf 100 km“ heute nicht mehr zeitgemäß ist. Auch der Hinweis „Ich bin bei youtube Influencerin für lackierte Fingernägel“ ruft in Hipster-Kreisen höchstens heraufgezogene Augenbrauen und ein leicht gelangweiltes joviales Lächeln hervor. Die Bemerkung „Ich mache jetzt immersive Kunst“ provoziert hingegen bei allen Umstehenden ein erstauntes und anerkennendes „Ah“ oder gar „Oho“, wobei dann jeder dieser Umstehenden so tut, als wüsste er, was das neue Modewort „immersiv“ tatsächlich bedeutet. Man muss das übrigens selber nicht so genau wissen, denn wenn tatsächlich mal einer nachfragen sollte, was „immersiv“ denn eigentlich ist, reicht es, mit gleichgültiger Miene zu antworten: „Irgendwas mit virtuell, Sie wissen schon“, worauf man garantiert die bewundernde Replik erntet: „Oho, virtuell!“ Unter https://trendwörter.info/die-hippsten-trendwoerter sind als derzeit aktuelle Modewörter auch „Mikromobilität“ und „Meinungskorridor“ aufgelistet, während „weitermerkeln“ inzwischen aus der Auflistung gelöscht wurde.

Das Casting fürs alljährliche Deppen-Ranking über die drolligsten Fehlleistunggen im Denken und Handeln, alljährlich aufgelistet bei „bär aktuell“, hat begonnen. Heißester Anwärter auf den Titel „Depp des Jahres“ ist „Deutschlands dümmster Dackel“ (Boulevardpresse), der mit seiner Korpulenz gleich viermal hintereinander im Loch zu einem Fuchsbau stecken blieb.Gut im Rennen als Anwärterin für einen vorderen Tabellenplatz ist auch Annegret Kramp-Karrenbauer, über die der „Welt“-Kolumnist Hans Zippert urteilte, sie wirke immer dann zurechnungsfähig, wenn sie den Mund hält. Die hektische Unbeholfenheit, mit der „AKK“ ohne die eigentlich vorher notwendige diplomatische Sondierung bei möglichen Verbündeten, ohne vorherige völkerrechtliche Absicherung und logistische Konkretisierung ihre Ideen zur Syrienpolitik hinaus posaunte, bezeichnete der SPD-Abgeordnete Rolf Mützenich, immerhin noch ein Koalitionspartner, zu Recht als „unausgegoren“. Herr Bär rät AKK ebenfalls: erst ein Ei legen, dann gackern, nicht umgekehrt. Boris Johnson macht beim Deppen-Ranking übrigens schon allein deswegen mit, weil er fast die gleiche blöde Frisur wie Donald Trump hat, allerdings nicht in weizenblond: Dass es nämlich höchst komisch oder gar peinlich wirken kann, wenn alternde Männer sich die Haare weizenblond färben, widerfuhr ausgerechnet Boris Becker, als er in New York Bier kaufen wollte und gründlich veralbert wurde, in dem der Bierverkäufer ihn nach seinem Ausweis fragte, ob er denn schon das Mindestalter von 21 Jahren für den Erwerb von Alkohol im Staate New York erreicht hätte. Naja, Bobele ist bekanntlich für eine „Verstehen Sie Spaß“-Nummer immer gut zu gebrauchen.

Copyright: Raap/Bär 2019 – alle Rechte vorbehalten

Bildstrecke „bär aktuell spezial“: Impressionen von der Sessionseröffnung 11.11. 2019 in Köln –  Die „Muuzemändelcher von 1949 e.V.“ sind die älteste karnevalistische Künstlervereinigung in Köln. „Muuze“ und „Muuzemandeln“ sind ein Schmalzgebäck, das es im Rheinland in den Wochen vor Beginn der Fastenzeit in den Bäckereien gibt. Die „Muuzemändcheler“ verleihen jedes Jahr zum Sessionsauftakt am 11.11. mit einem „Spill op d’r Rothustrapp“ (= Spiel auf der Rathaustreppe, die Veranstaltung findet aber mittlerweile im Inneren des Rathauses statt)  die „Goldene Muuz“ an eine verdiente Persönlichkeit der Brauchtumskultur, diesmal an den Physiotherapeuten der Tanzmariechen und Tanzgruppen Wilfried Wiltschek. Alle Fotos: Copyright Siglinde Kallnbach 2019

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Frankfurter Rindswurst mit Kartoffelsalat Die Frankfurter Rindswurst besteht zu 100 Prozent aus Rindfleisch; sie wird mit Kochsalz, weißem Pfeffer und Paprika gewürzt und heiß geräuchert. Nur jene Sorten, die zum Grillen vorgesehen sind, würzt man mit Nitritpökelsalz; aber normalerweise wird sie zum Verzehr gebrüht. Sie kam 1894 erstmals in Frankfurt auf den Markt, nicht zuletzt wegen der Nachfrage durch jüdische Kundschaft. Für den Kartoffelsalat schneidet man vorgekochte Kartoffeln in Scheiben, erhitzt sie dann kurz in Rinderbrühe, damit die Kartoffelscheiben die Brühe aufsaugen, gibt schwarze und grüne Pfefferkörner sowie kleingehackte Schalotten und Lauchzwiebeln hinzu, die man kurz mitdünsten lässt. Dann gießt man die Brühe ab, lässt die Kartoffeln abkühlen, vermischt sie mit klein gehackten Gewürzgurken, Walnussöl oder Zitronenolivenöl, etwas Essig und Schnittlauch.

Erbspüree wird in der Berliner Küche aus gekochten gelben Trockenerbsen hergestellt, die man in ungesalzenem Wasser einweichen lässt und dann in Salzwasser gart und mit Butter anreichert und mit Majoran und Pfeffer würzt. Man kann das Püree auch mit geriebenen vorgekochten Kartoffeln vermischen. Ein klassisches Gericht der Berliner Küche besteht aus Eisbein mit Sauerkraut und Erbspüree, abgerundet mit Speck und Röstzwiebeln.

Brühwürste Bei Kochwurst wird das Fleischbrät schon vor der Verwurstung gegart, bei Brühwürsten wird die Wurstmasse gewolft oder gekuttert und stark gekühlt, gewürzt, dann in Därme gefüllt und gebrüht. Brühwürste enthalten zur Hälfte mageres Fleisch und zu einem Viertel Speck. Die Bockwurst kam in Berlin um 1890 auf und wurde zu Bockbierfesten serviert; als ihr Erfinder gilt aber nicht der Metzger Bock, wie oft fälschlich behauptet wird, sondern der Metzger Löwenthal. Im Deutschen Lebensmittelbuch sind Schweinefleisch und Speck als Ausgangsmaterial angegeben. Würzmittel sind Nitritpökelsalz, Pfeffer, Paprika, Ingwer, Muskat und Koriander.

Karpfenfilet auf Kärntner Art Karpfenfilets salzen, pfeffern und mit Knoblauch-Olivenöl sowie Zitronensaft einreiben, ca. 30 bis 60 min. ziehen lassen. Fischstücke dann leicht mehlieren und in heißem Öl an beiden Seiten anbraten. Knobloch und feingeschnittene Petersilie hinzugeben, kurz mitdünsten lassen. Dazu reicht man kleine Kartöffelchen mit Petersilie.

Hirschgulasch „Königsforst“ Frische, gewürfelte Fleischstücke in Pfeffer, Senfkörnern, Wacholderbeeren, Nelken, Zwiebeln und einer Knoblauchzehe, etwas Meerettich, Senf, Lorbeerblatt, Rosmarin und Thymian oder fertiger Wilgewürzmischung und Olivenöl 24 Std. lang marinieren. Dann das Fleisch anbraten, Zwiebeln, Morcheln und Möhrenstücke hinzugeben, kurz andünsten und mit Wildfond ablöschen. Den Rest der Marinade hinzufügen. Dann salzen, zwei bis drei Std. köcheln lassen, eventuell nachpfeffern, ½ Std. vor dem Servieren noch eine Birne, Preisselbeeren oder frische rote Johannisbeeren hinzufügen. Die Sauce evtl. mit Sahne abbinden.

Gebeizte Entenkeule à la Karl-Josef Bär

Gebeizte Entenheule à la Karl-Josef Bär Frische oder aufgetaute Entenschenkel mit Salz und Pfeffer einreiben und in einen Fond mit Knoblauchzehen, Zwiebelstücken, Wacholderbeeren, Pfefferkörnern, Thymian und Lorbeerblättern, Senfkörnern, Zitronenschale, Limettenblättern und einem Stück Sternanis geben. Der Fond besteht aus Öl und Wasser mit einem winzigen Schuss Balsamicoessig. ½ bis 1 Tag in der Beize lassen. Die Entenstücke dann in Gänseschmalz anbraten, herausnehmen, Zwiebeln in dem Bratfett andünsten und diese dann zusammen mit dem Fleisch und Möhrenstücken in eine Kasserole und in der Beize dann im Backofen ca. 45 Min. schmoren lassen. Dazu passt Rotkohl oder bayerisches Blaukraut, oder auch Wirsinggemüse, Knödel oder Kartoffeln. Man kann dieses Gericht auch in Anlehnung an den südfranzösischen Bohneneintopf Cassoulet mit weißen Bohnen kombinieren, die man zusammen mit vorher eingeweichten getrockneten Pfifferlingen zubereitet.

Rübstiel Stiele und Blätter einiger Unterarten der jungen Speiserübe – als Gemüse ist es im Rheinland, am Niederrhein, in Westfalen und in den Niederlanden seit langem weit verbreitet. Die Stiele hackt man, dünstet sie dann in zerlassener Butter mit Zwiebeln. Gewürzt wird mit Salz, Pfeffer und Muskat, verfeinert mit Sahne oder cremigem Käse (Bressot, Perella). Man kann Rübstiel auch mit (Stampf)Kartoffeln vermengen. Dazu serviert man Mettwurst, gebratenen Speck, Bratwurst oder Rindfleisch.

baer aktuell Nr. 273 – 3. Okt. 2019

Oktober 1st, 2019

Bild des Monats Oktober 2019:

Jürgen Raap, „Der verlorene Koffer“, 2019, Copyright: J. Raap 2019

Bär aktuell Nr. 273 — 3. Okt. 2019

Die Fußballnationalmannschaft Albaniens verweigerte beim Länderspiel gegen Frankreich zunächst den Anstoß, weil die Kapelle zum Auftakt versehentlich die Nationalhymne Andorras intoniert hatte. Der Stadionsprecher setzte noch einen drauf und riet den Zuschauern, „die Nationalhymne Armeniens“ zu respektieren. So sei daran erinnert, dass in Köln bei internationalen Sportveranstaltungen im Jahre 1948 als Ersatz-Hymne mehrmals der Karnevalsschlager „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ gespielt wurde, denn erst mit Gründung der Bundesrepublik gab es wieder die dritte Strophe des Deutschlandlieds als offizielle Hymne („Trizonesien“ meint in diesem Lied die „Trizone“, d.h. die damaligen drei westlichen Besatzungszonen nach 1945). Doch heute muss man unbedingt Markus Söder zustimmen, wenn er erklärt, es sei „unerträglich, wenn die AfD bewusst die erste Strophe des Deutschlandliedes singt“. Dann doch lieber „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien, heiditschibelatschibelabum, wir sind ja keine Menschenfresser, doch wir küssen um so besser, heiditschibelatschibelabum… “Oder meinetwegen alternativ auch die Nationalhymne von Andorra.

Bärs Bestatterkritik Wie man die Freuden des Diesseits und die Unausweichlichkeit des irgendwann eintretenden Jenseitigen mit wohlwollender Gelassenheit miteinander in Einklang bringt, weiß Christoph Kuckelkorn, in Personalunion Beerdigungssunternehmer und Präsident des Festkomitees Kölner Karneval. Unlängst lud der umtriebige Trauerhausbetreiber nämlich zu einem Konzert ein: „Brauhaus des Todes – Lamäng spielt im Bestattungshaus Christoph Kuckelkorn“. Wem das zuviel an brauhausseliger praller Lebensfreude war, der konnte sich anschließend auch noch einem anderen Programmpunkt widmen, denn in der Ankündigung hieß es allen Ernstes: „Neugierige haben die Gelegenheit zum Blick hinter die Kulissen eines Bestattungsinstitutes. Liegt man im Sarg bequem? Finden Sie es heraus.“ Nun ja, meint Herr Bär dazu, manches will man vielleicht doch lieber nicht so genau wissen. Aufs Probeliegen im Sarg, wie es auch früher schon Thema alberner Witze auf RTL II-Niveau war, verzichtet hingegen Kuckelkorns Konkurrent, das Bestattungshaus Pütz-Roth, denn hier ist für den 10. Oktober 2019 lediglich „Memento Mori- Ne kölsche Dudedanz“ mit Rolli und Benjamin Brings angekündigt, und der Programmzettel verspricht, an diesem Abend ginge es „zunächst ernst, dann zunehmend kölsch-katholisch“ zu. Doch nicht überall mündet das Totengräber-Marketing in derlei Firlefanzisierung, denn beim Bestattungshaus Ahlbach in Köln-Bickendorf bekommt man statt Event-Klamauk nützliche Informationen geboten für den Fall, dass die Verwandtschaft anfängt, einen für vergreist zu halten und sich dann Sonntag für Sonntag die Familienbesuche von Erbschleichern häufen: für den Umgang mit dem Nachlass noch zu Lebzeiten listet Ahlbach die Alternativen „vererben, verschenken, verkaufen“ auf und hat dazu eine Immobilienmaklerin und einen Rechtsanwalt als „Gastreferenten“ eingeladen, bei „Snacks und Getränken“ diese Varianten zu erläutern. Wenn einem allerdings das alles nicht zusagt und man allzu missratenen Erben eine lange Nase drehen will, bleibt einem nichts anderes übrig, als das Erbe rechtzeitig selbst zu verprassen, zum Beispiel bei „kölsch-katholischen“ Liederabenden mit Familie Brings oder im Kuckelkornschen „Brauhaus des Todes“.

Mit Herrn Bär im Theater – heute: „Offenbach – zwesche Kölle un Paris“, Puppenspiele der Stadt Köln (Hänneschen-Theater). Die jüngsten Fotos, die über das aktuelle Gesicht von Silvester Stallone in den Medien kursieren, lassen die Frage aaufkommen, ob hier die Natur gewirkt hat oder ein Gesichtschirurg über das Ziel hinausgeschossen ist, denn mit den wulstigen Lippen und den aufgeplusterten Wangen erinnert Stallones Antlitz ein wenig an Hermann Speichel („Speimanes“), der es auf der Puppenbühne schafft, „die Hüsger bunt em Aldermaat“ im Can-Can-Rhythmus darzubieten. In der Umbaupause bietet das Saalorchester rund zwei Dutzend Varianten von Offenbachs „Bacarole“ aus „Hoffmanns Erzählungen“, mal als Rock and Roll, mal als Hillybillybalade. Der notorisch burleske Tünnes tritt als holländischer Marineadmiral auf, der mit Seemannsgarn ‚a la Käpt’n Blaubär eine versnobte englische Adlige beeindrucken will: „Ich wor och ens Kapitän op enem Walfängerschiff. Da han mer vor Grönland ’ne Blauwal jefangen.“ Die Adlige: „Und woran haben Sie gemerkt, dass das ein Blauwal war?“ – Tünnes: „Dä wor besoffen. Ävver ich han och noch ’ne andere Wal jefangen. Dä hätt en Pappnas opjehat. Dat wo ’ne Karne-Wal…“

Die Freunde des gepflegten Kalauers brechen jedesmal in Jubel aus, wenn Herr Bär Karl Lauterbach mit Kurt Lauterbach verwechselt. Karl Lauterbach stammt aus Düren, spricht hochdeutsch mit rheinischem Akzent, ist gesundheitspolitischer Sprecher der SPD und bewirbt sich derzeit um deren Parteivorsitz. Kurt Lauterbach (1920-1993) stammte aus Solingen, sprach so ähnlich wie Karl Lauterbach und trat im rheinischen Karneval als „schöner Mann vom Lande“ auf, wobei er den Hut so tief über die Stirn zog, dass seine Segelohren unter der Hutkrempe abknickten, was wohl komisch wirken sollte. Karl Lauterbach hingegen begnügt sich um der komischen Wirkung willen mit einer Fliege anstelle einer Krawatte. Kurt Lauterbach erklärte einmal die hohen Alltagspreise in Skandinavien mit dem Wortspiel „Dänemark ist ein teures Land, dä ’ne Mark und dä ’ne Mark, schon biste paar Mark los“: eine Pointe, die schon damals nicht jeder verstand, und wenn der gelernte Mediziner Karl Lauterbach die Kostenexplosion im Gesundheitswesen erklärt, die u.a. auf „aggressives Marketing der Pharmaindustrie“ bei Ärzten und Patienten zurück zu führen sei, lacht auch keiner. Fachlich kreuzten sich die Biografien der beiden Lauterbachs, als der Politiker und Mediziner Karl Lauterbach 2010 für den Opladener Karnevalsverein „Wupperveilchen e.V.“ eine „Fahrt nach Berlin“ organisierte. Den nächsten „Vereinsausflug“ unternahmen die „Wupperveilchen“ dann 2012 doch lieber nicht erneut nach Berlin, sondern zur „Erlebnisbrauerei Hachenburg“, wobei die Vereinschronik anmerkt, dass auf der Busfahrt „selbst hergestellter Schnaps als Hustensaft“ konsumiert wurde. Als Karl Lauterbach twitterte, „Auch bei uns werden bei Virusinfekt nutzlos Antibiotika eingesetzt“, empörte sich in seiner Antwort per Re-Tweet ein gewisser Günter V.: „In der Agrarwirtschaft wird Antibiotika wie Hustensaft eingesetzt. Das sind alles politische Entscheidungen, Herr Lauterbach!“ Immerhin nicht auf Busausflügen von Opladener Karnevalisten, denn da nimmt man statt Antibiotika lieber selbst gebrannten Schnaps – eine ebenfalls „politische Entscheidung“, die man in der Vereinschronik nachlesen kann. Herrn Bärs Prognose: Die SPD-Mitglieder unter den Opladener „Wupperveilchen“ wählen bestimmt Karl Lauterbach zum neuen Vorsitzenden, da sie ihn nach dem Genuss von genügend Hustensaft für einen Wiedergänger von Kurt Lauterbach halten.

© Raap/Bär 2019

Bericht in der Fuldaer Zeitung zur Ausstellung von Siglinde Kallnbach mit Jürgen Raap im Naturmuseum Tann/Rhön

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Beachten Sie bitte folgenden Veranstaltungshinweis: Am 18. Oktober 2019 hält Jürgen Raap einen Vernissagenvortrag zur Ausstellung von Heinz-Josef Mess „brainticket freedom“ in der Galerie N. 18 Bernd Bauer, Norbertstr. 18, Köln.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Krautfleckerln

„Fleckerln“ sind eine traditionelle österreichische Nudelsorte, die man separat kocht und dann anschließend mit den übrigen Zutaten vermischt. Zwiebeln werden glasig gedünstet, dann gibt man geraspelten Weißkohl hinzu, würzt das Ganze mit Salz, Pfeffer, Essig und Kümmel, füllt es mit Bouillon auf und lässt es köcheln, bis der Kohl weich ist. zum Schluss streut man gehackte Küchenkräuter hinein und reicht dazu Brot.

Kalbskotelett oder Hammelkoteletts à la Singarat

Ein historisches Rezept, nach dem man 1876 in Hamburg in „Wilkens Keller“ das Fleisch zubereitete: das Kalbskotellet wird paniert, die Hammelkotellets nicht. Das Fleisch wird von beiden Seiten scharf angebraten und dann weich gedünstet, dazu servierte man ein Pürree aus gepökelter roter Rinderzunge, für das man die Spitze des Zungenstücks in dünne Streifen schnitt und diese klein hackte und dann mit einer hellen Sauce verrührte.

Palatschinken ist ein dünner Eierpfannkuchen, in Österreich eine mit Nusscreme, Marillenmarmelade, Quark oder anderen Zutaten gefüllte Teigspeise. Das Wort leitet sich vom rumänischen „placinta“ und vom ungarischen „palacsinta“ ab. Der ungarische Koch Karl Gundel (1883-1956) erfand den Gundel-Palatschinken mit einer Nuss-Rosinen-Rum-Füllung und Rum-Schokoladensoße. Im Wiener Hotel Sacher serviert man diesen „Gundel-Palatschinken“ mit einer Garnitur aus karamellisierten Walnüssen.

Empfehlenswert ist ein kulinarischer Streifzug durch die Hongkong-Küche, die in ihrer Mildwürzigkeit der kantonesischen Küche recht ähnlich ist: Gefüllte Teigtaschen als Vorspeise, die man in kleinen Bambuskörben dünstet, findet man inzwischen auch in deutschen Supermärkten, um sie zu Hause zuzubereiten. Da Hongkong eine Insel ist, dominieren hier Fischgerichte die Regionalküche. Für einen Goldbarsch (oder Rotbarsch) nach typischen Rezept nehme man als Marinade Sesamöl, Sojasauce, Mango Chutney, Zitronensaft, Zitronengras, etwas gelben Curry, frisch geriebenen Ingwer, Lauchzwiebeln, Knoblauch, frischen Koriander, Honig und Sechzuan-Pfeffer, lasse den Fisch 2-3 Std. darin ziehen und grille oder brate ihn dann, wobei man nach dem Wenden die Oberseite mit der restlichen Marinade bestreicht.

baer aktuell Nr. 272 – 3. Sept. 2019

September 3rd, 2019

Beachten Sie bitte folgende Ausstellungshinweise:

Ausstellung von Siglinde Kallnbach im Rahmen der „Intermezzo“-Reihe im Kunstmuseum Ahlen. Am Samstag, 21. September 2019 führt Siglinde Kallnbach dort eine Performance auf. Laufzeit der Ausstellung bis 3. Nov. 2019.

Ausstellung „Siglinde Kallnbach – a performancelife“ im Naturmuseum Tann/Rhön. Mit einem malerischen Gastbeitrag von Jürgen Raap. Laufzeit der Ausstellung bis 1. Nov. 2019.

Herr Bär im Naturmuseum Tann/Rhön, 2019, Foto: Copyright Siglinde Kallnbach
Amtliche Bekanntmachung, Tann/Rhön, 2019, Foto: Copyright Raap/Bär

Bilder der Monats – Bildstrecke „bär aktuell spezial“:

Jürgen Raap, Rhönlandschaften

Jürgen Raap, „Der Traum vom Taschendieb“ (Rhönlandschaft), 2019

Jürgen Raap, „Die Glaubersalzfabrik“ (Rhönlandschaft) 2019

Jürgen Raap, „Das lange Maß“, Rhönlandschaft, 2018
Jürgen Raap, „Heimatkunde I“ (Aquarell, 2019

Bär aktuell Nr. 272 – 3. Sept. 2019:

Normalerweise erntet man in gewissen Milieus einen Shitstorm, wenn man den feministischen oder queeren Plural missachtet. Im konservativen gutbürgerlichen Milieu hingegen herrschen hingegen noch andere Vorstellungen von Etikette, wie jüngst Konrad Adenauer erfahren musste, gleichnamiger Enkel des ersten Bundeskanzlers, Vorsitzender des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins und in dieser Eigenschaft Verfasser der Editorials in der Verbandspostille „Eigentum aktuell“, wo Adenauer sein Publikum regelmäßig mit „Liebe Leserin, lieber Leser“ anzureden pflegt. Darüber beschwerte sich unlängst ein Ehepaar, es fühle sich durch diese Anrede „geduzt“, korrekt müsse es doch wohl heißen „Verehrte Leserin, verehrter Leser“. Geduzt wird man in Köln aber sonst eigentlich nur vom Personal in rustikalen traditionellen Brauhäusern („Krisste noch en Kölsch?“) und ebenso als 67jähriger Publizist, wenn man sich irrtümlich mal in ein Studentenlokal verirrt hat („Willst du mal eine vegane Frikadelle probieren?“), wobei seitens Herrn Bär ersteres mit „Ja“, zweiteres hingegen mit „Nein“ beantwortet wird.

Modebewusst gab sich eine Leserbriefschreiberin an die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die sich darüber mokierte, Bundeskanzlerin Angela Merkel repräsentiere garderobenmäßig eine „Armutsästhetik“. Auch Ursula von der Leyen fand vor den Augen der Dame keine Gnade, denn die EU-Kommissionspräsidentin trage immer „zu kurze Jäckchen aus billigem Stoff“, und dies auch noch zu unpassenden Hosen; desgleichen erwecke der Außenminister Heiko Maas den Eindruck, der Stoff habe für seine Anzüge nicht ganz gereicht. Können Politiker eigentlich ihre Dienstkleidung von der Steuer absetzen? Bei einem Kellner akzeptieren die Finanzämter immerhin den schwarzen Anzug als Berufskleidung, nach gängiger Rechtsprechung nicht aber das weiße Hemd dazu, da dieses auch privat getragen könne. Heiko Mass indessen meidet seinen schwarzen Dienstanzug im Privatleben, damit ihm in einem Berliner Biergarten niemand zuruft: „Herr Ober, noch zwei Bier“.

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Herr Bär

Suppen und Brühen

Die Steinzeit-Menschen garten ihre Nahrung mit glühenden Steinen in wasserfest gemachten Säcken oder Gefässen. Die Flüssigkeit löffelten sie als Suppe aus. Das alte Wort Supen bezeichnet das Saufen, Saugen, Schlürfen. Kraftbrühe (Bouillon) aus einem Suppenhuhn oder Suppenfleisch dient als Grundlage für Suppen, Saucen und als Kochflüssigkeit für Fleisch, Geflügel, Fisch und Gemüse. n Brühe gegarte Lebensmittel bleiben aromatischer, da die Brühe bereits Geschmacks- und Mineralstoffe enthält. Bei Fleischbrühe wird in der traditionellen Küche oft ein Kalbsfuß mitgekocht, wenn die solchermaßen zubereitete Brühe erkaltet ist, kann man sie auch für Sülze verwenden. Bei der Knochenbrühe kocht man Rinderknochen aus. Eine Consommé Colbert ist eine Geflügelkraftbrühe mit Gemüsewürfelchen, verlorenem Ei und Kerbel. Der Chemiker Justus von Liebig entwickelte 1853 die Herstellung von Fleischextrakt als Brühwürfel, ursprünglich gedacht als Stärkung für die Krankenkost. Der Brühwürfel von Julius Maggi besteht aus Gemüseextrakt und kam um 1900/1910 europaweit auf den Markt.

Jambon au persil/Jambon persillé (Schinken mit Petersilie)

Rezept für eine französische Schinkensülze: Kleingehackte Zwiebelstücke mit etwas kleingehackter Petersilie, 1 zerdrückter Knoblauchknolle, 1 Lorbeerblatt, 2 Wacholderbeeren, Nelken und weißen und grünen Pfefferkörnern in Rinderbrühe 5 Min. aufkochen. Weitere frische Petersilie kleinhacken, mit mild geraucherten Schinkenwürfeln vermengen, Gelatineblätter kalt einweichen. Die Brühe durch ein Sieb gießen und die Gelatine darin aufweichen. Würzen mit Salz, Pfeffer, Essig, Schinken-Petersilienmasse hinzugeben und mit restlicher Brühe begießen, bis alles bedeckt ist. Über Nacht im Kühlschrank zu Gelee werden lassen.

Gelber Bohnensalat Im Sommer gibt es die gelben Bohnen erntefrisch auf den Märkten – man schnippelt sie klein und kocht sie in Salzwasser halb gar, lässt sie dann abkühlen. Salzen, Pfeffern, klein gehackte Zwiebeln untermengen, einen Schuss Balsamico-Essig hinzu geben und mit Crème fraiche und etwas kleingehackter Petersilie verrühren. Alternativ dazu kann man auch nur Olivenöl nehmen.

Fischtopf à la Kotor Kotor liegt an der Adria, am Ende der Bucht von Kotor, die sich ca 15 km lang ins Landesinnere von Montenegro erstreckt. Für dieses Rezept nimmt man verschiedene kleinere Fische, d.h. Stöcker, kleine Rotbarben, Pilchard-Sardinen etc., die man säubert und entgrätet. Man brät Zwiebeln in heißem Öl an, fügt Knobloch und Mehl hinzu, gießt den Sud mit Wasser und/oder Weißwein auf, lässt klein geschnittene Tomaten und Pfefferkörner mit köcheln und schmeckt das Ganze mit Salz, Pfeffer, etwas Fleisch- oder Geflügelextrakt ab. Dann legt man die Fischstücke hinein und lässt sie in dem siedenden (nicht kochenden) Wasser 30 Min. garen. Man kann auch zum Schluss ein paar schwarze Oliven hinzugeben.

bär aktuell 269-271 – 22. Aug. 2019

August 1st, 2019
Plakat für Schäferhundwettbewerb in Ahlen/Westfalen, August 2019, Foto: Copyright Raap/Bär 2019

Bär aktuell 271 – 22. Aug. 2019

Bär polyglott – Unterwegs mit Herrn Bär
Was gibt es Neues aus Westfalen zu berichten? Nun, nicht nur die Belgier sind zweisprachig, sondern auch die Bewohner des 1946 von der britischen Besatzungsmacht künstlich geschaffenen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Linguistisch ein Land, zwei Systeme, wie in China? Nicht ganz, aber es gibt schon markante sprachliche Unterschiede, was nicht nur an der Benrather Sprachlinie liegt, die als Verlängerung der Sprachgrenze zwischen dem Flämischen und dem Wallonischen von Aachen aus weiter nach Osten verlaufend bei Düsseldorf-Benrath den Rhein überquert und damit das Niederdeutsche (Westfälisch) und das mittelhochdeutsche Ripuarisch-Fränkische (Rheinisch) voneinander trennt. Während nämlich der rheinische Bio-Bauer auf seinem Acker ein Schild aufstellt und auf hochdeutsch informiert „Hier Tomaten aus eigener Aufzucht“, pflegt der westfälische Landwirt seine Erzeugnisse ebenfalls auf hochdeutsch, aber mit dem abweichenden Text „Hier Tomaten aus eigener Anzucht“ anzupreisen. Ansonsten ist noch unbedingt erwähnenswert, dass in Westfalen „Hundesport der Extraklasse“ geboten wird, wenn „die besten deutschen Schäferhunde“ aus dem Landstrich zur „Landesgruppenentscheidung“ antreten, wobei neben „Schutzdienst“ und „Fährtenarbeit“ eine der Disziplinen auch darin besteht, herauszufinden, wie sehr der am Wettbewerb teilnehmende deutsche Schäferhund die „Unterordnung“ unter das Herrchen verinnerlicht hat. Auf der Suche nach Nahrung stieß Herr Bär in Westfalen auf das „Gourmet-Lädchen“, das als kulinarischen Höhepunkt nicht irgendeinen manierierten Hipster-Food-Firlefanz, sondern erfreulicherweise schlicht eine „Currywurst“ auf seiner Karte notiert hat. So trat Herr Bär die Rückfahrt gesättigt in der Gewissheit an, wenn die Welt im 21. Jh. noch halbwegs in Ordnung ist, dann ist sie es zumindest am Rande der Münsterländer Bucht, und ansonsten gilt dort nach wie vor der gleichmütige metaphysische Glaubenssatz: „Klappt etwas nicht auf dieser Welt, dann klappt’s auch nicht in Bielefeld“.


Schon 2015 brachte der „Spiegel“ eine Titelstory „Wie Europäer auf die Deutschen blicken – The German Übermacht“. Und erst kürzlich erklärte jemand aus dem Ausland noch einmal: früher hätten die Deutschen versucht, Europa militärisch zu beherrschen, dann zwei Generationen später wirtschaftlich zu dominieren und jetzt würden sie aus einer Position der moralischen Überheblichkeit heraus den anderen in Europa diktieren wollen, was gutmenschlich und was böse ist. Und so findet seitens von Herrn Bär der Grünen-Politiker Winfried Kretschmann durchaus Zustimmung, wenn er den Hypermoralisten ins Poesie-Album schreibt: „Ich halt‘ von dieser ganzen Moralisiererei wenig… Rumzumoralisieren ist Aufgabe von Eltern, von Erziehern, von Kirchen, von Philosophen, von der Gesellschaft überhaupt – aber nicht von der Politik.“ In diesem Kontext möchte Herr Bär Herrn Kretschmanns Ausführungen ergänzen, dass schon vor knapp 100 Jahren André Breton in seinem „Manifest des Surrealismus“ forderte, es gelte eine Kunst zu machen „ohne Diktat der Vernunft, der Moral oder der Ästhetik“. Dies zu erwähnen ist insofern höchst aktuell, da im Kretschmann’schen Sinne die moralisierende Eiferei nicht nur in der Politik überhand nimmt, sondern auch in der Kunst. So sah sich unlängst der Ausstellungsleiter des Berliner Künstlerhaus Bethanien, Christoph Tannert, in seiner kuratorischen Freiheit attackiert, er habe in seiner Ausstellung „Milchstraßenverkehrsordnung – Space is the place“ von 22 künstlerischen Positionen 18 von weißen Männern, nur drei von Frauen und lediglich eine von einem nicht-weißen Künstler zusammengetragen, wie ihm eine anonyme Aktivistengruppe namens „Soap du jour“ vorwirft. Für die Chefredakteurin der Kunstzeitschrift „Monopol“, Elke Buhr, sind indessen die „provokanten Aussagen“ über Tannerts angeblichen „unerschütterlichen“ Einsatz „für die weiße Männlichkeit… jedoch rein faktisch falsch“, und Buhr, die über jeden Verdacht erhaben ist, einer selbstverständlich abzulehnenden rechtspopulistischen Propaganda Vorschub zu leisten, sieht in diesem Vorgang deswegen ein eklatantes Beispiel dafür, mit welcher „Härte aktuelle identitätspolitische Machtspiele in der Welt der Kunstschaffenden ausgetragen werden.“ „Cancel Culture“ nennt man diese höchst fragwürdige Variante eines medialen Shitstorms in der Form eines moralisierenden öffentlichen Anprangerns à la „Soap du jour“ derjenigen, die von einem gewissen Mainstream abweichen – das Strafmaß ist dann eine „Verbannung aus dem öffentlichen Leben… für Verstöße gegen die politische Korrektheit“, schreibt der Berliner „Tagesspiegel“ dazu: „Kritiker der ‚Cancel Culture‘ warnen vor der Tyrannei der linken Sittenpolizei oder dem Stammesdenken des Twittermobs, und verweisen auf die Freiheiten der Kunst- und Meinungsäußerung.“ Sturen Dogmatismus, verblendeten Fanatismus und ideologische Verbohrtheit hat Herr Bär jedoch schon vor knapp 50 Jahren für sich selber konsequent abgelehnt, als er solche Exzesse der Rigorosität im Nachhall der 1968er-Protestbewegung hautnah erlebte, sich aus dieser deswegen zurück zog und aufgrund dieser Erfahrungen sind ihm auch manche der heutigen Hysteriker in höchstem Maße suspekt.
© Raap/Bär 2019


Beachten Sie auch folgende Ausstellungshinweise:
Samstag, 24. August 2019, 16 Uhr:
Vernissage der Ausstellung von Siglinde Kallnbach „a performancelife“ im Kunstmuseum Ahlen.
Es spricht Dr. Winfried Gellner, Köln.

Am Samstag, 21. September 2019, führt Siglinde Kallnbach dort eine Performance auf.

Laufzeit der Ausstellung bis 3. Nov. 2019.

Sonntag, 1. September 2019, 14 Uhr:
Vernissage der Ausstellung „Siglinde Kallnbach – a performancelife“ im Naturmuseum Tann/Rhön. Mit einführenden Worten und einem malerischen Gastbeitrag von Jürgen Raap, Köln. Laufzeit der Ausstellung bis 1. Nov. 2019.


Foto: Siglinde Kallnbach, Ausstellungsansicht „ a performancelife“, Kunstmuseum Ahlen, 2019, Foto: Copyright S. Kallnbach


Bild des Monats August 2019: Jürgen Raap, Das Theater der Exekutionen, 2019, Foto: Copyright J. Raap 2019 – alle Rechte vorbehalten

bär aktuell 270 – 11. August 2019

Heidewitzka, Herr Kapitän, me’m Prinz vun Monaco fahre mer su jän… Zu den Begleiterscheinungen der christlichen Seefahrt gehört heute leider auch die Verunreinigung der Meere. Daran hat paradoxerweise auch Greta Thunberg ihren Anteil, die sich mit einer gewissen Cleverness einen Gratis-Segeltörn erschnorrte, um dann zwar „klimaneutral“ auf der Segelyacht des Prinzen von Monaco über den Atlantik zu schippern, zwecks Teilnahme an einem UN-Klimagipfel in New York, dabei aber in Kauf nimmt, dass der Prinz von Monaco auf seiner Yacht keine Bordtoilette hat: auf hoher See verrichten der Prinz und sein Fahrgast ihre Notdurft daher in „biologisch abbaubare Beutel“, die dann mitsamt ihrem Inhalt einfach über Bord geworfen werden: so beschrieb der Kölner „Express“ die sanitären Zustande auf der Yacht des Prinzen von Monaco. Der PR-Wirkung des Greta-Kult-Marketings tut das aber wohl keinen Abbruch. Doch just in jenen Tagen, als die Ikone der schuleschwänzenden Pennäler wortwörtlich ins Meer kackte, war im Internet bei „Reisereporter im Redaktionsnetzwerk Deutschland“ nachzulesen, in diesem Sommer sei an 48 spanischen Stränden „Fäkalien-Alarm“ ausgerufen worden (der „Focus“ spricht komparativerweise sogar von „Ekel-Alarm“).

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Grüne Heringe – Früher ein Arme-Leute-Essen, heute eine bisweilen selten gewordene Delikatesse aufgrund der Überfischung der Meere. Bei den frischen, rohen Heringen entfernt man Köpfe und Schwänze, schuppt sie und nimmt sie aus, lässt sie dann leicht in Essigwasser ziehen, bevor man sie salzt, pfeffert, in Mehl wälzte und dann in heißem Öl brät.

Labskaus ist ein seit dem frühen 18. Jh. bekanntes Seefahrergericht aus der Zeit, als es nur Segelschiffe gab und man für lange Überfahrten nur gepökeltes Fleisch mitnehmen konnte. Gepökeltes Rindfleisch wird in leicht gesalzenem Wasser gekocht, dann zusammen mit Zwiebeln, frischem Speck, Matjesheringen, Gewürzgurken und frische oder eingelegter Roter Beete gewolft oder per Mixer püriert. Die Masse wird dann in Salzwasser durchgekocht, zum Schluss mischt man vorgekochte Kartoffeln oder Kartoffelbrei unter. Dazu reicht man einen Rollmops oder Bismarckhering, Spiegelei und eine Gewürzgurke.

bär aktuell 269 – 3. Aug. 2019

Wer sich noch gut an die Zeiten erinnert, als die schratig gewandeten Grünen im fusseligen Norwegerpullover auf ihren Parteitagen Strick- und Häkelzeug auspackten und in ihren Kreisen die ausgebeulte lila Latzhose der Inbegriff eines alternativkulturellen Modebewusstseins war, der mag gewiss den Kolumnisten zustimmen, die nun Annalena Baerbock und Robert Habeck als das neue Glamour-Paar der heutigen Öko-Partei hochjubeln. Da versucht nun die SPD mitzuhalten, indem ihr Führungspersonal ernsthaft überlegt, als Gegenpart zu diesem grünen Glamour-Tandem nunmehr Gesine Schwan und Kevin Kühnert als Doppelspitze zu berufen. Die „Berliner Morgenpost“ apostrophierte die beiden sogar bereits – dies freilich etwas allzu vollmundig – als „die Macrons der SPD.“ Nun ist Gesine Schwan eine respektable Dame, die bisher keinerlei Anlass bot, in „bär aktuell“ Witze über sie zu reißen, wobei sich allerdings im Vergleich mit der französischen Eleganz von Madame Macron ein Zitat aus „Die Welt“ anführen ließe: „Gesine Schwans Frisur hat die SPD-Kandidatin… bekannter gemacht als ihr mutiger Antikommunismus 1968.“ Ob das reicht, um jetzt mit der Wuschelkopf-Frisur von Robert Habeck zu konkurrieren, mag dahin gestellt bleiben. Aber ein Vergleich von Kevin Kühnert mit Emmanuel Macron gerät zur Lachnummer, auch wenn die Zeitschrift „Cicero“ in beiden den „Phänotypus politischer Abenteurer“ zu erkennen glaubt und in diesem Kontext ebenfalls den Österreicher Sebastian Kurz anführt. Aber Hand aufs Herz: im Vergleich zu Macron wirkt Kevin Kühnert doch eher wie ein Balljunge auf dem Turnierplatz der Weltpolitik. Ob indessen Christina Kampmann und Michael Roth, die offiziell ihren Hut als Vorsitz-Kandidaten in den Ring geworfen haben, tatsächlich den nächsten SPD-Parteitag mit mehr Glamour und Weltläufigkeit zur Krönungsmesse und nicht zum Trauerspiel geraten lassen, als man dies dem Duo Schwan/Kühnert zutrauen kann, muss abgewartet werden. Der „Spiegel“ spricht jedenfalls von der „Clownisierung der Politik“, meint damit aber nicht „die Macrons der SPD“, sondern Peer Steinbrücks neue Karriere als Kabarettist.

Copyright: Raap/Bär 2019

Bildstrecke „bär aktuell spezial: „Der Geysir von Andernach“

Geysir von Andernach, Foto: Copyright Raap/Bär 2019
Rhein bei Andernach, Foto: Copyright Bär/Raap 2019

© Raap/Bär 2009

Bär polyglott- unterwegs mit Herrn Bär Wer nicht so weit zu den Kaltwasser-Geysiren von Soda Springs in Idaho (USA) oder dem Mokena Geyser von Te Aroha (Neuseeland) reisen will, zumal es neuerdings gilt, unterwegs keine „ökologischen Fußabdrücke“ zu hinterlassen, der kann auch auf einer Fahrt mit der Deutschen Bahn von Köln ins beschauliche Andernach am Rhein jede Menge Abenteuer erleben. Diesmal war nämlich das Stellwerk von Sechtem kaputt, doch der Zugführer war immerhin um Service-Freundlichkeit bemüht, als er per Lautsprecher den Text durchgab: „Verehrte Fahrgäste, wir halten jetzt bis auf unbestimmte Zeit in Brühl. Sie können ruhig draußen auf dem Bahnsteig eine Zigarette rauchen; ich sage Ihnen rechtzeitig Bescheid, ob und wann es weiter geht“. Das Fährschiff in Andernach zu der Halbinsel mit dem Geysir legt allerdings immer absolut pünktlich ab; und der Geysir dort lässt eigenartigerweise ebenso pünktlich exakt alle 100 Minuten seine Fontäne acht Minuten lang hochspritzen, und dies aus dem Gestein in 350 Metern Tiefe. Jedenfalls ist der Geysir von Andernach zuverlässiger als das Stellwerk von Sechtem, und an der Pünktlichkeit der Natur sollte sich die Deutsche Bahn mal ein Beispiel nehmen. Und wer eine vorzüglich-zarte hausgemachte Rinderroulade und dazu einen Leutesdorfer Riesling mit mineralisch-dezenter Säure zu schätzen weiß, der kehre anschließend in Andernach im Hotel-Restaurant „Rheinkrone“ ein.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Gazpacho andaluz

Beheimatet ist diese kalte spanische Gemüsesuppe aus ungekochten Zutaten in Andalusien und Südportugal (Algarve). Es wird behauptet, das Rezept sei maurischen Ursprungs, und es hätte eine Knoblochsuppe mit Gurken, Essig, Wasser und Salz beschrieben. Tomaten und Paprika waren vor der Entdeckung Amerikas in Spanien unbekannt; man fügte sie vermutlich erst im 18. Jh. dem Rezept hinzu. Für 2 Portionen nehme man 3 Tomaten, 1-2 rote Paprikaschoten, 2 Knoblochzehen, ½ Gurke – im Mixer pürieren und in eine Schale geben, salzen und pfeffern, vorsichtig mit ein wenig Wasser verdünnen.

Salade Niçoise wird in Olivenöl mit Essig oder Zitrone angemacht und besteht aus gekochtem Ei, Thunfisch, Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Knoblauch, Gemüsepaprika, grünem Salat, Basilikum schwarzen Oliven und Sardellen.

Rinderroulade klassisch Die Rouladenscheiben von beiden Seiten pfeffern und salzen, auf der Innenseite auch mit Paprikapulver und mit Senf bestreichen und ½ Knoblauchzehe ausdrücken. Mit Scheiben von Frühstücksspeck belegen, darauf klein gehackte Zwiebeln, klein gehackte Zwiebeln und in dünne Streifen geschnittene Gewürzgurken verteilen. Man kann dieses Rezept auch noch um eine zusätzliche Abrundung dieser Füllung mit Schweinehack ergänzen. Dann rollt man die Fleischscheiben zusammen und steckt sie mit Zahnstochern oder metallenen Bratenstickern fest, brät sie in einer Pfanne oder einem Bräter von allen Seiten in Öl oder Schmalz scharf an, fügt weitere Zwiebelstücke hinzu, füllt das Ganze dann mit Rinderfond auf, in welchem man anschließend Selleriestücke und Möhrenstücke einkochen lässt, gibt dann ein paar Pimentkörner, Nelken, grünen Pfefferkörnern, etwas Tomatenmark und ein Lorbeerblatt hinzu sowie einen Schuss Rotwein und lässt das Fleisch 1 ½ bis 2 Std. bei niedriger Hitze weich schmoren, füllt dabei den Sud bei Bedarf mit Brühe auf. Wer will, kann zum Schluss die Sauce mit etwas Mehl abbinden.

baer aktuell 268 – 22. Juli 2019

Juli 1st, 2019

Bild des Monats Juli 2019:

Jürgen Raap, „Die vierte Sonne von Jülich“, 2019

Bildstrecke „bär aktuell spezial“: Bär polyglott – Unterwegs mit Herrn Bär – Was gibt es Neues in Salzburg?

Fronleichnamsprozession in Salzburg, Foto: Copyright Raap/Bär 2019
Fronleichnamsprotession in Salzburg 2019, Foto: Copyright Raap/Bär 2019
Wirtshaustafel in Salzburg, Foto: Raap/Bär 2019

Bär aktuell Nr. 268 – 22. Juli 2019

Wie gewonnen so zerronnen mochte sich Boris Becker gedacht haben, als jüngst sein Insolvenzverwalter die Pokale zur Versteigerung anbot, die „Bobele“ einst mit furiosem Tennisspielen eingeheimst hatte. Wenn man prominent und pleite ist, kann man immerhin sogar noch ein paar alte Klamotten in die Insolvenzmasse geben, uns zwar in diesem Falle ein paar alte Socken von Boris Becker, die als Devotionalien gleich mit versteigert wurden. Hm, hm… bislang schätzte man als Reliquie doch eher einen Holzsplitter vom Kreuz Christi, die Zunge des Heiligen Nepomuk oder einen Fussel vom Schweißtuch der Heiligen Veronika! Aber die Socken von Boris Becker? „Männer mit weißen Socken wurden zu ultimativen Trotteln degradiert…die weiße Socke (wurde) zum Synonym des schlechten Geschmacks stilisiert“, schreibt z.B. Max Ernst Walbersdorf in seiner textilgeschichtlichen Betrachtung dieser Fußbekleidung im „GQ“-Magazin, erkannte aber gleichzeitig ein „Comeback der weißen Tennissocke“, weshalb er seinen Text mit der Überschrift „Weiße Socken ? Jetzt erst recht!“ garnierte. Mit den Worten „Weiße Tennissocken sind der Klassiker und auch jetzt wieder voll im Trend“ bewirbt derzeit auch der Strumpfhersteller „J. Clay Socks“ sein Sortiment, und da hat der Insolvenzverwalter bei der Versteigerung des Beckerschen Restvermögens ja noch mal Glück gehabt, dass selbst bei ein paar labberigen alten Socken ein Hammerschlag erfolgen und Geld ins Portefeuille von Beckers Gläubigern spülen konnte.

Schwierig auszusprechen sind nicht nur die Namen Annegret Kramp-Karrenbauer und Thorsten Schäfer-Gümbel (oder heißt der vielleicht doch „Grümbel“, „Grummel“ oder gar „Kimbel“ – bei Politikern, die so unscheinbar wirken wie ein Sparkassenfilialleiter in Wiesbaden-Erbenheim, sind ja selbst eingängige Namen schwer zu merken). Desgleichen recht schwierig zu artikulieren und ebenfalls orthografisch nur mit Mühe richtig zu schreiben ist offensichtlich der Name der Kölsch-Band „Klüngelköpp“, die schon mal versehentlich als „Pimmelköpp“ apostrophiert wurden, was auf einen Freudschen Versprecher hindeutet, oder vom BAP-Musiker Wolfgang Niedecken jüngst immerhin fast richtig, aber eben nur fast, als „Klingelköpp“. Daher ist dem derzeitigen SPD-Führungsterzett dringend davon abzuraten, sich „Gümbelköpp“ zu nennen, denn wer weiß, was für Namensverwechselungen ihnen dann blühen.

Bär polyglott – Unterwegs mit Herrn Bär – – Was gibt es Neues aus Salzburg zu berichten? Nun, im dortigen „Sternbräu“ gibt es einen vorzüglichen kalten Schweinebraten mit Radi und Kren (Meerrettich), und ebenso empfehlenswert sind im „Restaurant Elephant“ in der Siegfried Haffner-Gasse die berühmten Salzburger Nockerln, was an dieser Stelle insofern erwähnenswert ist, als die An- wie Abreise mit der Deutschen Bahn Herrn Bär wieder einmal das Erlebnis einer kulinarischen Katastrophe bescherte: Auf der Hinreise hatte man die Ankopplung des Speisewagens schlicht vergessen. Es gab von Köln bis Salzburg acht Stunden lang also rein gar nichts gegen Hunger und Durst. Auf der Rückreise war ein „Bordbistro“ zwar vorhanden, jedoch war dort das Kühlsystem ausgefallen, ebenso die Computerkasse, so dass der Büffetier die Rechnung für die wenigen Bestellungen, die er ungekühlt verkaufen konnte, per Hand auf einem Zettel addierte, woraufhin eine Bahnkundin ihn fragte: „Ist das bei Ihnen immer so?“ Der Büffetier antwortete schlagfertig: „Meine Dame, Sie fahren wohl nicht so oft mit der Deutschen Bahn?“

Man ahnt, dass man als Kunde der Deutschen Bahn dazu gezwungen wird, sich gastronomisch und auch sonst zu geißeln und zu kasteien, doch zwischen Hin-und Rückreise bietet dann gerade Salzburg genügend Gelegenheiten, zwecks Kompensation solcherlei Zumutungen seitens der Deutschen Bahn einigen der sieben Todsünden zu frönen, nämlich der ausufernden Völlerei, Prasserei und Zecherei. Das Wirtshaus Zwettler hat seine Zielgruppenansprache recht geschickt in der Zeile zusammen gefasst, es sei für „Denker und Deppen“ gleichermaßen zugänglich, und dieser originelle Hinweis suggeriert jedem Gast, mit dem Betreten dieses Wirtshauses erhöhe er den Anteil der Denker, denn sich selbst stuft ja niemand von vorneherein als Depp ein.

Der einzige Depp, den Herr Bär in Salzburg tatsächlich wahrnahm, war lediglich ein junger Mann, der sich ausgerechnet vor dem Friedrich Schiller-Denkmal an der Universitätsaula bildungsfern und vulgär gebärdete, indem er quer über den Platz einem anderen Jüngling hinterher rief: „Ich ficke deine Mutter!“

Ist man ansonsten in Salzburg von der Freundlichkeit und Höflichkeit der Einwohner höchst angetan, so muss Herr Bär indes mit klaren Worten monieren, dass eben unter manchen Kunden der Deutschen Bahn, auch bisweilen unter den Nutzern von U- und Straßenbahnen, die Unzivilisiertheit überhand nimmt, insbesondere unter Handybesitzern, die mit dickfelliger Tumbheit lautstark alle anderen an dem verbalen Unsinn teilhaben lassen, den sie glauben nicht nur ihrem direkten Gesprächspartner mitteilen zu müssen. Das ist freilich an überflüssiger und daher nervtötender Geschwätzigkeit für andere Fahrgäste bisweilen so unerträglich, dass man im Vergleich dazu einen etwas ungeschlachten jungen Mann, der es schafft, an einem lauen Sommerabend vor dem Schiller-Denkmal an der Salzburger Universitätsaula seine schlichte Weltsicht in dem einzigen Satz „Ich ficke deine Mutter“ zusammen zu fassen und einem Altersgenossen hinter her zu brüllen, dann aber immerhin den Mund hält, als das kleinere Übel empfindet, wenn es gilt, mit dem bekannten Cicero-Zitat „O tempora, o mores“ den Verfall der Sitten und des Bildungsniveaus in der heutigen multimedialen Welt der twitter-fetischistischen und shirtstormwütigen Dummschwätzer zu beklagen.

© Raap/Bär 2019

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Nimmt die Sprachverhunzung im kulinarischen Bereich überhand? Gelegentlich schon, findet Herr Bär. Unter dem albernen Begriff „Convenience Food“ verbirgt sich nämlich nichts anderes als das Wort „Fertiggericht“, das man im Supermarkt kauft und zu Hause nur noch aufwärmen muss, was aber „mit echtem Kochen nichts mehr zu tun“ hätte, wie der NDR zu Recht kritisch anmerkt. Was man vor zehn Jahren „Cross Over Küche“nannte, heißt heute auf neudeutsch „Hybrid Food“ und beschert uns so überkandidelte Manierismen wie die Unnötigkeit, einen Donut aus Croissantteig her zu stellen und dann „Cronat“ zu nennen oder auch den „Dönerburger“: der klassische Döner Kebap besteht jedoch aus geschichtetem Kalbfleisch, das vor dem Grillen mit Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel und scharfem Paprika mariniert wird, und das man zum Servieren vom Drehgrill in dünnen Scheinen abschneidet. Nimmt man dazu Hackfleisch, heißt es in der Türkei „Iskender Kebap“, weil das Rezept ein Koch namens Iskender erfunden hat. Man serviert es in aufgeschnittenem Fladenbrot, und es besteht eigentlich überhaupt kein gastrosophischer Grund, dieses Fladenbrot durch ein lappiges Milchtoastbrötchen aus der amerikanischen Burger-Kultur zu ersetzen: ist das etwa kreative Küche? Nicht unbedingt, findet Herr Bär. Der Hamburger leitet sich bekanntlich nicht von der Stadt Hamburg ab, sondern von „Ham“ = Schinken: ursprünglich nahm man dazu wohl eine Scheibe Schinken oder Braten, erst später Rinderhack. Möglicherweise inspirierten die Frikadellen deutscher Auswanderer die US-Imbissköche um 1890/1900 zu den Burger-Klopsen. Hamburger werden – im Unterschied zum Iskender Kebap – nach dem klassischen Rezept nur mit Salz und Pfeffer gewürzt. „Plant Based Food“ nennt man pflanzliche Esswaren, die man aus marketingstrategischen Gründen nicht als vegan bezeichnen will, weil das zu sehr nach Verzichtsethik klingt – Gemüse ist hier nicht Beilage, sondern die Basis eines Gerichts, und zwar vollwertig und nicht etwa verarbeitet mit Aromastoffen als Fleischimitat dargeboten, sondern „natural“, wobei bei als Beilagen Fleisch oder Fisch in geringen Mengen nicht völlig tabu sind – anders als beim Veganismus. © Raap/Bär 2019

Salzburger Bierfleisch ist ein gulaschähnliches Gericht mit Rindfleisch, das man in Würfel schneidet, kurz anbrät, dann gibt man reichlich Zwiebeln und klein gewürfelte (Knollen)-Selleriestücke und Möhrenscheiben hinzu, lässt diese Zutaten andünsten, bis man schließlich auch noch Fleischbrühe, Tomatenmark und dunkles (Bock)-Bier hinzufügt, das Ganze kurz aufkochen und eine Weile schmoren lässt, bis das Fleisch weich ist, bevor man mit Salz und Pfeffer würzt und die Würzung mit frischem Majoran, Thymian und etwas Knoblauch abrundet. Dazu reicht man Knödel.

Beuschel kennt Herr Bär noch als Lungenhaschee aus seiner Kindheit, ist aber in Deutschland heute weitgehend verpönt, wird in Wiener und Salzburger Traditionslokalen jedoch auch heute noch angeboten. Basis ist Kalbslunge, oft kombiniert mit Kalb- oder Rinderherz – die Innereien müssen absolut frisch sein und sollten daher nicht aus einem Supermarkt, sondern bei einem handwerklichen Metzger besorgt werden. Das gewürfelte und von allen Röhren entfernte gewürfelte Fleisch kocht man ca. 1 Std. lang in einem Sud aus Wasser, Essig, Möhren, Porree, Sellerie, Salz, Pfefferkörnern und einem Lorbeerblatt und serviert es dann mit Kartoffelknödeln und einer Sauce aus dem Kochsud, angeschwitztem Mehl, Thymian, Kapern, Crème fraiche, Weißwein und einem Schuss Essig.

Salzburger Nockerln sind ein Soufflé, das in einer Auflaufform in drei aufgequollenen Hauben aus Eischnee serviert wird; die Hauben stellen die drei Salzburger Berge Mönchsberg, Kapuzinerberg und Gaisberg dar. Eiweiß wird zu Schnee geschlagen, dann mit Eigelb, Mehl und Vanillezucker behutsam verrührt. Aus der Masse werden dann die drei Nockerln ausgestochen und im Backofen in einer Auflaufform bei exakt 230 Grad 20 Minuten lang gegart. Sie müssen dann sofort serviert werden, bevor sie zusammen fallen.

Adana Kebap sind gegrillte Hackfleischspieße in der türkischen Küche aus gewolftem Rind- und Lammfleisch sowie Lammspeck, gewürzt mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver, Chilipulver (türkisch „Pul Biber“) , etwas Kreuzkümmel, geriebenen Zwiebeln, klein gehackter Petersilie und ausgepresstem Knoblauch.

Deutsches Beefsteak ist ein länglich-flaches Hacksteak aus magerem Rindfleisch (im Unterschied zur Frikadelle, die man mit Schwein- und Rinderhack halb und halb zubereitet), gegrillt oder in der Pfanne gebraten, vermischt mit einem in Wasser eingeweichtem altbackenen Brötchen, Ei, Salz, Pfeffer, geriebener Zwiebel. In der Gastronomie muss das Gericht nach dem Lebensmittelrecht mindestens 80 Prozent Fleischanteil haben.

Hackfleischbällchen sind ein Klassiker in der mediterranen Küche: in Spanien gehören Albongidas zu den Tapas. Bällchen aus Rinderhack werden mit Salz, Pfeffer, geriebenen Zwiebeln, Knoblauch, Koriander, Kreuzkümmel, etwas Muskat, Petersilie, Ei und Tomatenmark gewürzt, in der Pfanne ca. 10 Minuten durchgebraten und in einer Tomatensauce serviert. Dazu dünstet man in Olivenöl gewürfelte Tomaten an, lässt sie dann in etwas Wasser und Sherry zerkochen und rundet sie mit Tomatenmark, Pfeffer, Knoblauch und Chili ab. In Griechenland heißen solche Hackbällchen aus Fleisch vom Lamm, Kalb und/oder Rind Keftedes, man würzt sie mit Salz, Pfeffer, Zwiebeln, Knoblauch, Minze, Oregano, Kreuzkümmel. In der Türkei nennt man sie Köfte, dazu gibt es rund 290 verschiedene Rezeptvarianten. Würzbasis ist immer Salz, Pfeffer, Knoblauch, Oregano, Kreuzkümmel, Paprikapulver, Pfeffer, Zimt oder Nelkenpulver; in manchen Varianten auch Koriander. In türkischen Supermärkten gibt es auch eine fertige Würzmischung Köfte Baharatı.