baer aktuell 253 – 22. Okt. 2018

Oktober 15th, 2018

Jürgen Raap, Aquarellstudie, 2018

Weidenpescher Park, Foto: Copyright Bär/Raap 2018

Bär aktuell Nr. 253   – 22. Okt. 2018

Neulich im Weidenpescher Park – Auf der Galopprennbahn wird der Preis des Winterfavoriten ausgetragen. Schon um 13 Uhr riecht das Frittenfett an einem der Imbissstände etwas ranzig, was einen graumelierten Herrn zu der kritischen Bemerkung veranlasst: „Dat Öl is ja älter als ich“. Aus dem Lautsprecher dröhnt ein Song der „Bläck Fööss“; elegante Damen mit extravaganten Hüten wie in Ascot sind rar. Stattdessen findet sich manch ein Zocker auch gerne im Jogginganzug am Wettschalter ein – auf dem Turfgelände zelebriert man mithin einen eher nonchalanten kölschen Nachmittag rund um die Bierstände, den Würstchengrill und die Informationszelte der Städtepartnerschaftsvereine; nur das Boulevardblatt Express“ fabuliert anderntags von einer „feierlichen Atmosphäre“ und garniert in seiner Online-Ausgabe den Artikel mit einer Umfrage: „Finden Sie es schade, wenn es keine Pferde mehr in den Karnevalsumzügen gibt?“ In Rennen 4 tritt als haushoher Favorit der Hengst „Millowitsch“ an, und der Rennbahnsprecher verkündet, dies sei das letzte Rennen, an dem „Millowitsch“ teilnimmt, bevor er in Rente geschickt wird. Entsprechend groß ist der Andrang der Jogginganzugbesitzer an den Wettschaltern, schließlich hat „Millowitsch“ in diesem Jahr schon zweimal gewonnen; und bei insgesamt 17 Starts hat er immerhin achtmal als erster die Ziellinie durchlaufen. Doch diesmal kam alles anders – denn ausgerechnet sein letztes Rennen wurde durch einen Fehlstart überschattet und von der Rennleitung komplett annulliert, was wiederum auch eben typisch kölsch ist. Immerhin: „Sie erhalten Ihre Wetteinsätze zurück“, tröstet der Rennbahnsprecher das Publikum. „Millowitsch“ kommt nun als Rentner aber nicht in einen Ponyhof mit Streichelzoo oder doch noch als Zugpferd vor die Gulaschkanone der „Roten Funken“ in den nächsten Rosenmontagszug, sondern er darf stattdessen als Deckhengst in einem Gestüt den Lebensabend verbringen.

Wie man eine Wahl fulminant vergeigen kann, führte dem politisch interessierten Publikum Markus Söder in Bayern mit seinem vergeblichen Griff nach den Sternen vor – sein Wahlkampf, ein bayerisches Weltraumprogramm „Bavaria One“ zu begründen, trug ihm und seiner Partei CSU den Vorwurf ein, sie hätten die Bodenhaftung verloren und seien nun völlig verblendet. Das ist wohl wahr. Ähnlich blamiert hat sich in Bayern die SPD, der man für die kommende Wahl in Hessen vielleicht noch rechtzeitig denselben guten Rat andienen kann, wie ihn der Kunstprofessor Joseph Beuys seinerzeit einem seiner Studenten gab: wenn einer Peter Heisterkamp heißt, dann kann im Kunstbetrieb nichts aus ihm werden. Peter Heisterkamp nannte sich daraufhin Blinky Palermo und wurde unter diesem glamourösen Namen tatsächlich weltberühmt. Ergo: warum sollte man in Hessen einen wählen, der Thorsten Schäfer-Gümbel heißt und auch noch so aussieht?

© Raap/Bär 2018

Beachten Sie bitte folgenden Veranstaltungshinweis:

Karl-Josef Bär? Den kriegt man ja nie zu sehen. Doch, kriegt man. Und zwar am Dienstag, 27. November 2018 um 19 Uhr im Künstlerverein Malkasten, Jacobistraße 6a, 40211 Düsseldorf. Der Performancekünstler Robert Reschkowski liest aus seiner Autobiografie „Rock your life“ und Herr Bär kommentiert dazu das Zeitgeschehen.

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Rheinischer Sauerbraten „Millowitsch“

Kenner behaupten, der wahre Rheinische Sauerbraten müsse vom Pferd stammen. Das Fleisch schmeckt etwas süßlicher als Rindfleisch, die Färbung ist bei älteren Tieren dunkelrot, und gerade von älteren Tieren stammt recht zartes Fleisch. In Deutschland und Österreich war Pferdefleisch – im Unterschied zur Schweiz, Frankreich und Belgien – jahrhundertelang verpönt und galt auch in der Nachkriegszeit der 1950er Jahre als Arme Leute-Essen. Historiker vermuten, dass dies auf ein päpstliches Edikt aus dem 8. Jh. zurück zu führen sei: als der Papst den Missionar Bonifatius ausschickte, den Sachsen das Christentum nahe zu bringen, berichtete dieser nach Rom von merkwürdigen heidnischen Bräuchen, u.a. vom Pferdefleisch-Verzehr, was der Papst dann verboten haben soll. Es sind aber wohl auch ökonomische Gründe gewesen: das Pferd hatte für die fränkischen Reiterheere eine enorme strategische Bedeutung, der Bedarf an Pferden für solche Kavallerie-Einheiten war enorm, weshalb man sie eben nicht schlachtete, auch sonst war im Alltag die Funktion als Zug- und Lasttier größer als die Bedeutung als Nahrungsmittel. – Für 1 kg Sauerbraten benötigt man eine Marinade mit einen halben Liter Weinessig oder Himbeeressig, einen viertel bis ein halber Liter Rotwein, 3 Zwiebeln, 1 Möhre, 5 Nelken, 5 Wacholderbeeren, 2 Lorbeerblätter, 1 EL Salz, 1 TLPfefferkörner, ein paar Pimentkörner, ein paar Korianderkörner. Die Zutaten (Zwielb, Möhre) zerkleinert man, lässt sie kurz aufkochen und abkühlen. In dieser Marinade lässt man den Braten 2-3 Tage beizen; das Fleisch muss vollständig bedeckt sein (evtl. Marinade mit Wein oder Wasser auffüllen). In einem Topf brät man dann das Fleisch von allen Seiten in heißem Fett (Butter oder Schmalz) kurz an, gibt 2-3 Zwiebeln, 1 Möhre, 1 Knoblauchzehe, etwas Knollensellerie, Petersilienwurzel sowie die Marinade und etwas Geflügelbrühe hinzu und lässt den Braten dann 2 /1/2 Std. bei schwacher Hitze unter mehrmaligem Wenden schmoren. Ob man hinterher noch Rosinen zu der Sauce gibt oder nicht, ist eine Streitfrage. Manche Köche geben auch Aachener Printen oder Pumpernickel hinzu, oder einen EL Rübenkraut. Als Beilage passen dazu am besten Knödel und Rotkohl, und als Getränk ein Spätburgunder von der Ahr.

Carpaccio

Im Jahre 1950 benannte der damalige Besitzer von „Harry’s Bar“ in Venedig ein hauchdünn geschnittenes Filet Mignon nach dem Maler Vittore Carpaccio (1465-1525/26), einem Schüler des Renaissance-Künstlers Gentile Bellini. Nur tief gefrorenes Rindfleisch lässt sich so papierdünn schneiden; und wenn es serviert wird, ist es in angetautem Zustand ohne irgendwelche Farbzusätze noch so leuchtend rot wie das Fleisch in den Bildern des Malers Carpaccio. Man würzt es unmittelbar vor dem Servieren mit Salz, Pfeffer und einem Spritzer Zitronensaft. Man kann es auch mit Olivenöl beträufeln und/oder ein paar Tropfen Vinaigrette und dann etwas Parmesan darüber reiben. Dazu Brot und rohen Stangensellerie.

Pintade „Forsbach“

Pintaden sind Perlhühner; sie waren ursprünglich nur in Afrika beheimatet und zählen zu den Vögeln, die historisch als erste vom Menschen domestiziert wurden. Das Fleisch ist etwas dunkler, d.h. rötlicher und aromatischer als beim europäischen Haushuhn, der Geschmack geht mehr in Richtung Rebhuhn oder Fasan. Herr Bär empfiehlt nach dem Salzen und Pfeffern eine Füllung aus Zwiebeln, 1-2 Knoblauchzehen, Apfelstücken und vorgekochten Maronen sowie frischem Majoran, dann lässt man es ca. 1 Std. im Backofen garen und übergießt die Haut gelegentlich mit Bratensaft.

baer aktuell 252 – 3. Okt. 2018

Oktober 1st, 2018

Bild des Monats Oktober 2018:

Jürgen Raap, Das große Allotria, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 252   – 3. Okt. 2018

Was macht eigentlich Dorothee Bär? Wird bei uns die Digitalisierung verschnarcht? Dazu muss man wissen, dass Dorothee Bär als Staatsministerin in der Bundesregierung für die Digitalisierung zuständig ist. Doch man hört und sieht nichts von ihr, außer dass sie gelegentlich schon mal Modetipps für offizielle Anlässe verbreitet hat: „Als der Papst den Bundestag besucht hat, habe ich sehr gern ein Dirndl angezogen.“ Unlängst mokierte sich ein Abgeordneter der Grünen darüber, dass Dorothee Bär noch nicht einmal eine eigene Webseite hat. Aber hallo! Sollte sie als Internetbeauftragte der Bundesregierung nicht mit leuchtendem Beispiel voran gehen? In Afrika sind sie in Sachen Digitalisierung schon viel weiter. Gibt man nämlich in eine Suchmaschine „Digitalisierung in Ruanda“ ein, stößt man auf die Schlagzeile „Ruanda 2.0: Ruandas Regierung liebt das Internet – die Meinungsfreiheit weniger“. Letzteres jedoch hindert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung keineswegs daran, zusammen mit deutschen Unternehmen eine „Mobilitäts- und Ausbildungspartnerschaft ‚Moving Rwanda’“ durchzuführen, die „unter anderem ein Digitalisierungszentrum für Fachkräfte und Know-how-Transfer in Kigali“ etablieren will. Eigentlich müsste doch Dorothee Bär bei solch einer Veranstaltung als Schirmherrin auftreten – meinetwegen auch im Dirndl in Ruanda, doch nichts dergleichen geschieht, was aber letztlich nichts ausmacht, denn schließlich haben deutsche Firmen auch schon den Chinesen eine Magnetschwebebahn angedreht, die bei uns keiner haben wollte.

Der politisch korrekte Stehpinkler-Witz Unterhalten sich zwei Frauen. Sagt die eine: „Immer wenn mein Mann auf dem Klo war, muss ich hinterher die Klobrille herunterklappen“. Darauf die andere: „Bei uns ist es umgekehrt. Immer wenn mein Mann auf dem Klo war, muss ich hinterher die Klobrille hochklappen“.

Essen und Trinken mit Frank-Walter Steinmeier

Er wolle nicht beim Staatsbankett dem türkischen Präsidenten Erdogan „mit Champagner zuprosten“, ließ FDP-Chef Christian Lindner verlauten und bleibe daher dem Vier-Gänge Menü auf Schloss Bellevue lieber fern. Allerdings wusste Lindner nicht, dass der Gastgeber, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, nur Sekt servieren ließ, und zwar solchen hiesiger Provenienz. Herr Bär kriegt von Sekt immer Sodbrennen und hätte deswegen eine Einladung zu diesem Abendessen auch abgelehnt. Aufgetragen wurde „moderne deutsche Küche“, die man den Staatsgästen „nahe bringen wolle“, erklärte zur Menüfolge für Erdogan Steinmeiers Chefkoch. Zur Kleiderordnung bei solchen Banketten auf Schloss Bellevue weiß die „Badische Zeitung“ zu berichten: „Männer müssen eine Krawatte oder Fliege zum Anzug tragen und Frauen Abendkleider.“ Aber wie sah in „Berlin Babylon“ in den 1930er Jahren die Kleiderordnung aus? Adolf Hitler habe anfangs immer im Frack an Staatsbanketten teilgenommen, so wird überliefert. Doch als beim Staatsbesuch in Italien nicht Mussolini, sondern als offizielles Staatsoberhaupt der italienische König in Uniform antrat und die ausländischen Zeitungen anschließend schrieben, neben dem König mit seinen goldenen Troddeln an der Uniformjacke habe Hitler im Frack wie „ein wild gewordener Oberkellner“ ausgesehen, war im NS-Staat fortan ab 1938 bei solchen Banketten Uniformzwang angesagt. Das Portal „Lust und Leben“ weiß im übrigen zu berichten, im Jahre 2013 habe „ein turkmenischer Präsident“ aus Angst vor Vergiftung zu einem Arbeitsessen „im Bundeskanzleramt“ sein eigenes Mineralwasser mitgebracht; bei einem offiziellen Staatsbankett sei so etwas allerdings natürlich „ein Affront“, weshalb auch Christian Lindner aus Angst vor Sodbrennen nicht seinen eigenen Champagner zum Bankett ins Schloss Bellevue ankarren ließ, sondern damit lieber zu Hause sich selbst vor dem Spiegel zuprostete.

 

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Königsberger Klopse

Das Rezept stammt aus der früheren Hauptstadt Ostpreußens Königsberg (heute Kaliningrad). Ein Rezept aus dem Jahre 1845 empfiehlt für die Hackmasse 500 gr gewolftes Rindfleisch, 125 gr gewolftes Schweinefleisch, 2 Eier, 1 ausgedrücktes Milchbrötchen (eingeweicht in Milch), Semmelbrösel, kleingehackte Sardellen und Pfeffer. Für die Sauce werden dann noch weitere Sardellen und gewolfter Hering genannt, doch diese Fischzutaten hat man später weg gelassen. Das klassische Rezept aus den 1930er Jahren beschreibt ein Kochen der Hackballen in Salz-Essig-Wasser. Eine andere Rezeptvariante empfiehlt zum Vermengen des Hackfleischs auch Eier und Zwiebeln, dann Kochen in einer Fleischbrühe mit Pfefferkörnern und einem Lorbeerblatt, und ein Würzen der Sauce mit Zitronensaft und Muskat. Die Sauce besteht aus einer Mehlschwitze mit 2 EL Butter und 2 EL Mehl, die man kurz erhitzt und dann mit 1 Tasse von dem Kochwasser ablöscht und dann sämig einkochen lässt und mit Pfeffer, bei Bedarf etwas Zucker und weiterem Essig sowie 2 TL Kapern abrundet.

Pfälzer Saumagen wurde in der Ära von Helmut Kohl als Bundeskanzler bundesweit bekannt. Während der bayerische Fleischkäse oder Leberkäse, der heute keine Leber mehr enthält, weshalb dort die Bezeichnung Fleischkäse zutreffender ist, nur aus einer Brühwurstmasse besteht (lediglich beim Stuttgarter Leberkäse muss der Leberanteil noch 5 Prozent betragen), enthält der Pfälzer Saumagen auch vorgekochte kleingewürfelte Kartoffeln, die man mit ebenfalls kleingewürfeltem Schweinebauch, Schinken, Bratwurstbrät, Eiern und einem ausgedrückten Brötchen vermengt. Gewürzt mit Salz, Pfeffer und Majoran wird diese Masse dann in einen gesäuberten Schweinemagen gepresst und 2 1/2 bis 3 Std. in siedendem Wasser gegart.

Hasengulasch à la Karl-Josef Bär Dazu legt man Stücke aus der Hasenkeule für ein paar Stunden in einer Marinade aus Olivenöl, Rotwein, Zwiebeln, 2 Wacholderbeeren, 1 Lorbeerblatt und Rosmarin ein. Dann brät man die Fleischstücke in Öl oder Schmalz zusammen mit Frühstücksspeck und frischen Zwiebeln scharf an, salzt und pfeffert das Fleisch, gibt die Marinade hinzu, außerdem 1 klein geschnittene Möhre, 1 klein geschnittener Apfel, grünen Gemüsepaprika und Chicoreeblätter und etwas fertige Wildgewürzmischung, füllt bei Bedarf den Sud mit etwas Wasser auf und lässt das Ganze dann 1 bis 1 /12 Std. schmoren. Etwa zehn Minuten vor dem Servieren presst man ein 1 Knoblauchzehe aus, gibt eventuell noch etwas frischen Rosmarin hinzu, etwas ungarische Gulaschcreme und Creme fraiche. Man kann dieses Rezept auch mit frischen Steinpilzen oder frischen Pfifferlingen abrunden.

Worchestershiresauce

Der Name ist nicht gesetzlich geschützt, sondern eine geografische Herkunftsbezeichnung, da diese Sauce 1837 erstmals in England in der Stadt Worcester hergestellt wurde. Der ursprüngliche Produzent Lea & Perrins wurde inzwischen vom amerikanischen „Heinz“-Konzern aufgekauft; im Handel sind aber auch unter dem Namen „Worchestershiresauce“ Produkte von anderen Herstellern erhältlich. Das Original-Rezept soll ein gewisser Lord Marcus Sandys, der Ex-Gouverneur von Bengalen, 1835 aus Indien mitgebracht haben; doch dieser Name war vermutlich nur eine reine Erfindung zu Werbezwecken. Das Ur-Rezept listet Essig, Melasse, Zucker, Sardellen, Tamarinden-Extrakt, Zwiebeln, Knoblauch und verschiedene Gewürze und natürliche Aromen auf; die Sauce muss dann über einen längeren Zeitraum in einem geschlossen Behälter fermentieren. Verschiedene Hersteller setzen auch Wasser, Senfkörner, Sojasauce, Senf, Pfeffer und Fruchtmark hinzu. In der britischen Küche verwendet man diese Sauce zu Fleischgerichten und Ragout fin.

 

 

baer aktuell 251 – 3. Sept. 2018

September 1st, 2018

Bild des Monats September 2018:                Jürgen Raap, Lob der Genügsamkeit

Bär aktuell Nr. 251  – 3. Sept. 2018

Auf dem Kölner Kurt-Hackenberg-Platz steht neuerdings ein Trinkwasserbrunnen, der 130.000 Euro gekostet hat und im Sommerhalbjahr 200 Kubikmeter Wasser verplätschern lässt, was der Bund der Steuerzahler für Geldverschwendung hält, zumal bis vor kurzem überhaupt kein Schild auf die Trinkbarkeit des Wassers hinwies. Der Brunnen wird vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen unterhalten, doch für die Anbringung eines Hinweis-Schildchens sei das Amt für Stadtplanung zuständig, und das hätte den Auftrag für das „Trinkwasser“-Schild erst noch ausschreiben müssen, so heißt es. Wenn man früher mal ein neues Türschild brauchte, ist man einfach zu einem Laden mit dem bewährten Serviceprogramm „Stempel – Gravuren – Pokale“ gegangen und hat sich ein apartes Schildchen mit dem Text „Bär 2 x klingeln“ gravieren lassen, und so ein Schildchen hat vielleicht 17,90 Euro gekostet. Aber dann zogen sie im Kölner Rathaus ernsthaft einen europaweiten Gestaltungswettbewerb in Erwägung, nur um hinterher stolz behaupten können, die Vergabe des Auftrags sei diesmal nicht ausgeklüngelt worden, wie das sonst in Köln ja so üblich ist. Doch möglicherweise hätte dann den europaweiten Gestaltungswettbewerb für ein Schild mit dem simplen Text „Trinkwasser“ in Kursivschrift dann ausgerechnet eine Firma mit dem Namen „Medaillen – Pokale – Schilder Börschel“ aus Salzburg gewonnen. Alle hätten dann wieder treuherzig beteuert, dieser Salzburger Graveur sei ganz bestimmt kein Vetter des Kölner Lokalpolitikers Martin Börschel, der sich den Ruf erworben hat, der amtierende König unter den rheinischen Klüngelbrüdern zu sein. Alles in allem hätte der blöde Gestaltungswettbewerb dann bestimmt 170.900 Euro gekostet, inklusive Dienstreise der Jury zum Wettbewerbssieger nach Salzburg zwecks Begutachtung des Schildchens mit anschließendem „geselligen Beisammensein“ (vulgo: Wein, Weib und Gesang). Doch dann hat die wackere Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein Machtwort gesprochen und erneute mögliche Börscheleien verhindert – an dem Brunnen prangt jetzt auf ihr Geheiß hin – was der Bund der Steuerzahler wohlwollend zur Kenntnis nimmt – ein simples Messingschildchen, das bestimmt nicht mehr als 17,90 Euro plus Mehrwertsteuer gekostet hat. P.S. Der Kurt Hackenberg-Platz heißt wegen dieses Trinkwasserbrunnens und ein paar vor kurzem um diesen Brunnen herum spärlich verteilten Zierpflanzen halboffiziell jetzt auch „Paradiesgarten“, und das beweist: nicht nur der Düsseldorfer neigt zu Übertreibungen, sondern auch der Kölner.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Wiener Fischbeuschelsuppe

Die Wiener Fischbeuschelsuppe wird erstmals um 1800 als Fastensuppe erwähnt. Beuschel sind die oberen Eingeweide bei Schlachttieren (Lunge, Herz) und Fischen. Man kocht dazu Kopf, Rogen, Innereien, Schwanzstück und Filet vom Karpfen und auch Teile vom Zander mit etwas Suppengemüse gut aus, füllt zwischendurch den Sud mit Wasser auf, nimmt dann die zerkochten Teile heraus, schmeckt den Sud mit Pfeffer, Thymian, Mehl, saurer Sahne, Rotwein und Zitronensaft ab und serviert die Suppe mit frischer Petersilie und Semmelbrösel/Weißbrotbrösel. Bei der Fleischbeuschelsuppe nimmt man Innerereien und Bratenreste, die man in Schweineschmalz mit Mehl und Zwiebeln kurz anbrät und dann mit Wasser und Suppengemüse weich kocht, zum Schluss mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver, geriebener Zitronenschale, Kapern, Safran, Majoran oder Thymian würzt.

Schweinefilet „Charleroi“ Filet in Scheiben schneiden, in Öl oder Butter von beiden Seiten zusammen mit Zwiebeln kurz braten, salzen, pfeffern, Sauce hinzugeben, kurz erhitzen/aufkochen: Die Sauce besteht aus Sahne, Roquefort-Köse (oder einem anderen Blauschimmelkäse), geriebenem herzhaften Hartkäse, 1 klein gehackter Cornichons, klein gehackten Gurkenstückchen, Senf, Knoblauchpaste, frischem Majoran, frischer Petersilie, etwas frischem Estragon und frischem Dill und klein gehackten hart gekochten Eiern – das wird alles miteinander vor dem Erhitzen vermengt. Dazu reicht man kleine Kartöffelchen und gedünsteten Chicoree (den man halbiert, im Inneren den Strunk herausschneidet und dann die Chicoreeblätter vor dem Dünsten in Butter 1 Std. wässert, damit sich die Bitterstoffe abbauen).

Wildschweinkarrés „Rösrath“

Fleisch vom Wildschwein ist fettarmer und schmeckt von Natur aus würziger als Fleisch vom Hausschwein. In Köln bekommt man Karrés und Koteletts vom Wildschwein ganzjährig in der Markthalle in der Maastrichterstr. Man mariniert die Karrés einen halben Tag lang in Knoblauch-Olivenöl mit frischem Thymian, frischem Majoran, etwas Kreuzkümmel, Zwiebeln, 1 Knoblauchzehen, 2 Wacholderbeeren und grünen Pfefferkörnern. Damm brät man sie in Butter oder Schmalz von beiden Seiten zusammen mit rohen Zwiebeln kurz an, gießt etwas Wildfond hinzu rührt Sahne und pürierten Sellerie ein, nimmt die Karrés heraus (warmstellen!) und lässt den Sud zusammen mit frischen Kräutern (s.o.) kurz aufkochen. Vor dem Servieren mit Salz und Pfeffer abschmecken. Dazu passen frische Erbsen und Kartoffelpüree und ein Rotwein von der Ahr.

 

bär aktuell 250 – 22. August 2018

August 16th, 2018

Jürgen Raap, „Das Ameisenspiel“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 250 – 22. August 2018:

Als ein Reporter der „Bunten“-Illustrierten die Schauspielerin Veronica Ferres fragte, ob sie Optimistin sei, da antwortete sie etwas schnippisch: „Halten sie mich für naiv, dumm und blöd?“ Was wiederum der Reporter darauf antwortete, ist nicht überliefert.

Auch das noch: Die niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr hat eine Elfenbeauftragte eingesetzt. Nach eigenen Angaben hat diese Elfenbeauftragte Kontakt zu Naturgeistern, Elementar- und Erdwesen, und deswegen durfte sie an einer Kontrollfahrt über die Autobahn A 2 teilnehmen, weil man sich durch ihren Kontakt zu den Elfen und Geistern eine Entschärfung von Unfallschwerpunkten erhoffte. Im Berliner Bundesverkehrsministerium indessen glaubt man nicht, dass sich durch das Wirken einer Elfenbeauftragten Auffahrunfälle nachhaltig vermeiden ließen – deren Einsatz sei jedenfalls „kein Erfolgsmodell für ganz Deutschland“, so heißt es aus dem Berliner Ministerium, und somit ist Herr Bär doch ein wenig erleichtert, dass der ganz normale Wahnsinn sich noch nicht über Niedersachsen hinaus verbreitet hat.

Nicht der ganz normale Rinderwahn, sondern die zunehmende Fettleibigkeit der Kühe in der Schweiz macht eben dort den Rinderzüchtern zu schaffen. Baute man rund um den Vierwaldstätter See und den Züricher See in den 1960er Jahren nämlich Ställe für Kühe, die im Durchschnitt nur 600 kg wogen, so wiegt dank Überfütterung die heutige Kuh im Alpenland zumeist 800 kg und passe jetzt nicht mehr in diese alten engen Ställe, so lamentieren jetzt die Almhöhi-Bauern lauthals. Soll man nun den Stall abreißen und stattdessen einen neuen, größeren bauen, oder soll man die Kuh einfach nur auf Diät setzen? Eine blöde Frage, findet Herr Bär, denn für schlankheitswahnbesessene Konsumenten wird in den Molkereien die Milch hinterher ja sowie entrahmt und mit allerlei angeblich fitnessfördernden Zutaten zu fettarmem Joghurt verrührt – das ist ein Arbeitsgang, den man sich betriebswirtschaftlich durchaus sparen könnte, wenn schlanke Kühe von vorneherein nur Magermilch geben würden, gibt Herr Bär zu bedenken. Früher sprach man im Rheinland von einer „Milchmädchenrechnung“, wenn eine Addition allzu ungenau geraten war, und das heutige schweizerische Pendant dazu ist die dusselige Milchbauern-Rechnung, wenn im Ergebnis die Kuh zu dick und der Stall zu klein ist.

Schon wieder hat Herr Bär den Weltlinkshändertag verpasst. Ist einem Rechtshänder dabei etwas entgangen? Wohl kaum. Schließlich war schon der „Welttag des Schneemanns“ (18. Januar) mangels Schnee ausgefallen, und den „Europäischen Migränetag“ am 12. September feiert Herr Bär lieber auch nicht mit, sondern freut sich, wenn er an jenem Tag keine Kopfschmerzen hat. Den „Welttag des Eies“ am 8. Oktober haben wahrscheinlich die Hühnerzüchter ausgerufen, den „Internationalen Weltnudeltag“ die Teigwarenhersteller und den „Welttoilettentag“ am 19. November die Sanitärhersteller. Und wer den „Welttag der Jogginghose“ (jeweils am 21. Januar) erfunden hat, ist auch nicht schwer zu erraten. Herr Bär wundert sich nur, warum die Rinderzüchter in der Schweiz noch nicht den „Welttag der Magermilch“ im Kalender etabliert haben und das niedersächsische Verkehrsministerium noch nicht den „Welttag der Elfen“.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Wer sich für den aktuellen Ess-Trend der Hawaii-Küche interessiert und sich in einem Poke-Restaurant eine Schale, dort „Bowl“ genannt, mit allerlei Zutaten zusammen stellt, der sei darüber informiert, dass der „Toast Hawaii“ kein Rezept von der gleichnamigen Insel ist, sondern 1955 von dem deutschen Fernsehkoch Clemens Wilmenrod (1906-1967) erfunden wurde – eine Toastscheibe mit Schinken, Ananas und Schmelzkäse zu belegen, ist zwar keine besonders geniale Idee, galt aber noch 2013 als das „meistgegoogelte Kochrezept“. Ein Standardrezept in der Traditionsküche von Hawaii ist übrigens Fisch in Kombination mit dem Brei der Taro-Wurzel. Ein anderes klassisches Rezept empfiehlt auch das Einwickeln eines Spanferkels („Lu´au“ oder „Kalua“) in Taro-Blätter oder Bananenblätter, das dann in einem Erdofen aus Lava-Steinen einen halben Tag lang gegart wird.

Poke – hawaiianischer Fischsalat besteht ähnlich wie in der japanischen Küche aus rohem Thunfisch oder Lachs, Garnelen und/oder Oktopus. Den Fisch schneidet man in Würfel, mariniert sie in Sesamöl, Shoyu-Sojasauce, Lauchzwiebeln, Sesamkörnern, geriebenem frischen Ingwer, und richtet sie dann in einer Schale zusammen mit Avocados, Ogo-Algen, wahlweise auch Arame- oder Wakame-Algen auf grünem Salat, Radieschen, Mangos, Reis oder Quinoa an. Anders als beim peruanischen Ceviche wird bei der Marinade auf Zitrone konsequent verzichtet.

Goldmakrelen „Honolulu“ à la Karl-Josef Bär Filets von der Goldmakrele oder eine halbierte Goldmakrele salzen, pfeffern, in Mehl, dann in verquirltem Ei, und an schließend in klein gehackten oder geriebenen Pekan-Nüssen wälzen und in einer Pfanne in heißem Öl anbraten. Klein gehackte rote Zwiebeln, Knoblauch, etwas Chili, kleine Ananasstücke, Streifen von rotem Spitzpaprika, Stücke von Mangos und Scheiben von Kochbananen hinzugeben, frischen Ingwer darüber reiben und kurz vor dem Servieren frischen Koriander hinzufügen, zum Schluss mit Limettensaft abschmecken. Dazu passt Reis am besten.

baer aktuell 249 – 3. August 2018

August 3rd, 2018

Bild des Monats August 2018:

Jürgen Raap „Königinnen der Landstraße“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 249     – 3. Aug. 2018

Im Zoo von Kairo kamen sie auf die bescheuerte Idee, einen Esel schwarz und weiß anzustreichen und als Zebra auszugeben. Nun stehen beim Klassenausflug aufgeweckte Schulkinder vor dem angeblichen Zebragehege und feixen, ein Zebra hat doch gar nicht so lange Ohren, das ist bestimmt ein angestrichener Esel. Der Zoodirektor hat von Zoologie keine Ahnung – er ist nämlich ein pensionierter General, bei dem man sich allen Ernstes fragen muss, ob die Kenntnis, wie man einen Schützenpanzer in Tarnfarben anstreicht, ausreicht, um als fachlicher Laie auch einen Zoo zu leiten. Wahrscheinlich ist er nur deswegen Zoodirektor geworden, weil er einen Vetter in der Stadtverwaltung hat, der solche Jobs vergeben darf, oder aber er hat das richtige Parteibuch. In Köln nennt man die nepotistische Besetzung der Posten mit mehr oder weniger fähigen Frühstücksdirektoren nach Parteibuch „börscheln“. Zur Ehrenrettung des Politikers Martin Börschel muss man allerdings einräumen, dass er bisher noch nie auf die Idee gekommen ist, einen Esel als Zebra anzumalen, und den Kölner Zoo leitet kein pensionierter General, sondern ein studierter Zoologe, bei dem keinerlei Zweifel besteht, dass er den Unterschied zwischen einem Esel und einem Zebra kennt.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Wiener Würstchen stammen ursprünglich nicht aus Wien, sondern sind wohl von einem Berliner Metzger namens Wiener erfunden worden, der mit dieser dünnen Brühwurst seinem Konkurrenten, dem Metzger Bock und seiner etwas dickeren Bockwurst Paroli bieten wollte. In Österreich bezeichnet man die Wiener Würstchen zumeist als „Frankfurter“, weil der aus Frankfurt eingewanderte Metzger Johann Georg Lahner (1772–1845) sie im 19. Jh. in Wien einführte. Doch während die original „Frankfurter“ in Deutschland nur aus Schweinefleisch bestehen, verwendet man in Österreich dazu Schweine- und Rindfleisch, es gibt auch „Kalbswiener“. „Wiener“ meint in Österreich hingegen eine herzhafte Schnittwurst. Die Wiener Burenwurst enthält 25 Prozent Speckanteil und wird gesotten, Käsekrainer enthalten grobes Brät und enthalten 10 bis 20 Prozent Emmentaler Käse, Bosna ist eine herzhaft gewürzte Bratwurst, vermutlich zuerst von dem bulgarischen Gastronomen Zanko Todoroff um 1950 in Salzburg auf den Markt gebracht; andere Quellen nennen indessen als Urheber einen Jugoslawen, der sich in Linz niederließ. Unter Waldviertler versteht man in Wien eine stark geräucherte Fleischwurst in einer dicken Haut. Die ungarische Debrecziner gehört ebenso zu den Standards der Wiener Wurstkultur, das ist eine leicht geräucherte Wurst aus Rind- und Schweinefleisch mit edelsüßem Gewürzpaprika. Man isst sie warm oder kalt, während hingehen die ungarische Kolsbasz-Salami als kalter Aufschnitt genossen wird. Debrecziner serviert man oft mit einer Essiggurke oder nimmt sie als Wursteinlage für Letscho-Gemüse.

Letscho

Ein ungarisches Paprikaschmorgericht, bei dem man Speckwürfel und Zwiebeln anbrät, dann roten und gelben Gemüsepaprika hinzugibt und solange mit einem Lorbeerblatt in Gemüsebrühe schmoren lässt, bis die Tomaten zerkocht sind.Würzen mit Salz, Cayennepfeffer, Paprikapulver, Knoblauch und etwas Thymian.

Man kann Debreczinerwürstchen oder Scheiben von polnischer Krakauer hinzugeben, etwas Tomatenmark oder ungarische Paprikapaste, und das Letscho dann als Eintopf reichen, oft ist es aber auch (ohne Wurst) Gemüsebeilage zu Fleisch- und Fischgerichten.

 

baer aktuell 248 – 22. Juli 2018

Juli 21st, 2018

Bildstrecke „baer aktuell spezial“, Stadtansichten Prag, Copyright: Bär/Raap 2018, alle Rechte vorbehalten

Bär aktuell Nr. 248 – 22. Juli 2o18

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär Sicherheitscheck auf dem Düsseldorfer Flughafen. Als Herrn Bärs Handkoffer durch den Röntgenkasten rumpelte, setzte der Sicherheitsbeamte einen Gesichtsausdruck auf wie Clint Eastwood in „Gran Turino“, wenn er zu einem jugendlichen Gangster sagt: „Manchmal gerätst du an einen, dem man besser nicht blöd kommt. Und so einer bin ich“. Der Sicherheitsbeamte sagte zu Herrn Bär: „Gehört der Koffer Ihnen? Sie haben da etwas drin, das gefällt mir nicht“. Auf dem Monitor war außer den Umrissen von Herrn Bärs Ersatzbrille nur abstraktes Gekrakel zu erkennen, doch der Securitybeamte deutete zielsicher auf einen grauen Streifen. „Das ist Heftpflasterspray in meinem Medikamententäschchen“. Der Kerl hatte noch immer diesen eisigen Clint Eastwood-Blick, als er Herrn Bär fragte: „Sie haben doch nichts dagegen, dass wir damit mal einen Sprengstofftest machen?“ Diesem Burschen sollte man wirklich besser nicht blöd kommen. Nur ein unverbesserlicher Witzbold hätte jetzt übermütig „allahu akbar“ gerufen und sich dann gewundert, wenn sie ihn für die nächsten paar Wochen in den Knast oder in die Psychiatrie gesteckt hätten. Der Sicherheitsmensch sprengte allerdings nicht Herrn Bärs Koffer in die Luft, sondern nur gründlich alle Teile mit einem geheimnisvollen Spray ein, und da sich auf seinem Monitor daraufhin nichts verfärbte, hellte sich sein Gesicht auf und er wünschte Herrn Bär eine gute Reise.

Das Bistrot auf dem Düsseldorfer Flughafen bewirbt sein Angebot mit dem Hinweis, es bestünde nur aus regionalen Produkten und Spezialitäten. Frikadellen und Mettwurstscheiben als „rheinische Tapas“ zu etikettieren fand Herr Bär freilich reichlich albern, und zu trinken gab es nur „Becks Bier“ aus Bremen, und das ist ja nun auch nicht gerade eine lokale Spezialität aus Düsseldorf.

In Prag bemüht sich „Bernards Beer Bar“ um ein Alleinstellungsmerkmal, denn ein Schild beschreibt die hiesige lokale Spezialität mit den Worten „Beer unlimited + Massage“. Der wahre Kenner lässt sich allerdings erst die Massage verpassen, bevor er sich der hemmungslosen Verköstigung von „Bernards Lager Beer“ hingibt.

Zur Stelle ist auch schon Herr Bao Lao, der auf der Neuen Seidenstraße bis Prag gut voran gekommen ist und in der Altstadt unweit von „Bernards Beer Bar“ einen China-Imbiss aufgemacht hat, damit dem Beschluss des jüngsten Parteitags der chinesischen KP folgend, China wolle bis 2050 weltweit die Wirtschaftsmacht Nr. 1 sein. Tatsächlich dominieren in der Prager Altstadt mengenmäßig jetzt schon die chinesischen Touristen gegenüber den Amerikanern, denen man hier ebenfalls heimische Küche anbietet, nämlich „Cheeseburger with fried cheese“. Fleischklopse mit gebratenem Käse zu garnieren hat Herr Bär noch nie als kulinarische Raffinesse empfunden. Aber ein Volk, dass sich einen notorisch rüpelhaften Präsidenten leistet, muss sich erst recht den Vorwurf gefallen lassen, es kokettiere auf gefährliche Weise mit dem kulturellen Verfall und habe im globalen Wettbewerb mit Herrn Bao Lao und seinen emsigen Landsleuten dem politisch-ökonomischen Niedergang weder kulinarisch noch strategisch etwas entgegen zu setzen.

Herr Bär goutierte stattdessen lieber im Lokal „Zur goldenen Schlange“ Kalbstatar mit Wachtelei und anderntags eben dort Roastbeef vom Damhirsch, und wer einen Prager Schinken mit frisch geriebenem Meerrettich, eingelegten Pilzen und Rucola-Garnitur probieren möchte, der kehre dort im „Café Lippert“ ein. Eine lokale Prager Spezialität ist es übrigens, Brotsuppe oder Kartoffelsuppe nicht in einem Teller zu servieren, sondern in einem ausgehöhlten Brotlaib.

Zur Stadtrundfahrt mit einem Hop and On-Bus kann man sich per Kopfhörer die Sehenswürdigkeiten in verschiedenen Sprachen erklären lassen. Den Text des deutschen Audioprogramms hat ein Sprecher mit starkem sächsischen Akzent besprochen: „Links an der Egge sehen Sie eine godische Girche, die man später baroggisiert hat“. Nun hat eine Stadtrundfahrt durch Prag auf Sächsisch durchaus einen gewissen Charme, dennoch zappte Herr Bär mal in den holländischen Text hinüber, der allerdings auch mit sächsischem Akzent vortragen wurde. Wahrscheinlich haben sie einen sprachgewandten Sachsen aufgetrieben, der das Besichtigungsprogramm in allen sieben Weltsprachen auf Band gesprochen hat. Wie sich Chinesisch mit sächsischem Akzent anhören mag, glaubte Herr Bär zu ahnen, weil nämlich die Chinesen im Bus die ganze Zeit albern vor sich hin kicherten.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Böhmische Knoblauchsuppe (Cesnecka)

Man kocht Knochen aus oder nimmt eine fertige Geflügelbrühe, die man zusammen mit einer klein geschnittenen Möhre und kleinen Porreestückchen aufkocht. Dann erhitzt man in einem zweiten Topf Schmalz, drückt reichlich Knoblauch darin durch eine Presse aus – der Knoblauch darf aber nicht anbraten, weil er dann bitter wird, daher sofort die heiße Brühe hinzu geben. Abschmecken mit Salz und Pfeffer, zum Schluss Majoran und/oder frische Petersilie hinzu geben. Unmittelbar vor dem Servieren geröstete Weißbrotwürfel hinein streuen.

Böhmischer Lendenbraten (svíčková)

Neben dem Schweinebraten gilt der Lendenbraten vom Rind als tschechisches Nationalgericht. Schweine- wie Lendenbraten kann man vorher mit Knoblauch einreiben. Häufig wird der Lendenbraten auch 1 Tag lang mariniert – das mit Speckstückchen gespickte Fleisch übergießt man mit zerlassener Butter oder zerlassenem Schmalz und lässt es dann zusammen mit Möhren, Porree, Sellerie, Pastikaken und Pfefferkörnern erkalten. Man schmort den Bratren dann in einer Kasserole auf dem Herd oder im Backofen. Das Gemüse püriert man und kocht es dann mit Sahne zu einer Sauce auf. Fleisch und Sauce serviert man zusammen mit Preißelbeeren und Knödeln in Form von Brotscheiben.

Prager Schnitzel

Für das Prager Schnitzel gibt es mehrere Rezeptvarianten. Manche wenden das gesalzene und gepfefferte Schnitzel vom Kalb oder Schwein nur in Mehl, andere wiederum wie beim Wiener Schnitzel auch in Eipampe und Semmelbröseln. Man brät die Schnitzel in Butter und serviert sie zusammen mit Rührei, manchmal belegt man die schon durchgebratene Oberseite auch mit einer Scheibe gekochtem Schinken und dann mit Rührei oder man streut Schinkenwürfel in das Rührei.

 

baer aktuell 247

Juli 1st, 2018

Jürgen Raap, „Das lange Maß“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bild des Monats Juli 2018:

Jürgen Raap, „Universum“, Acryl / Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 247   – 22.Juli 2018

Die Sangeskünste von Sportlern sind oft durch ein zumeist recht bescheidenes musikalisches Talent geprägt. Eher als akustisches Kuriosum gilt somit die Schallplatte, die in den 1960er Jahren Kölns Box-Idol Peter Müller mit dem Text „Rädewumm, rädewumm, dä Jung dä fällt nit um“ besang, und auch Petar Radenkovic, damals Torwart beim TSV 1860 München, brachte es in jenen Jahren mit dem Lied „Bin i Radi, bin i König“ nicht gerade zu musikalischen Höchstleistungen. Als die deutsche Fußballnationalmannschaft 1974 im Aufnahmestudio „Fußball ist unser Leben“ intonierte, erreichte sie ebenfalls nicht das Niveau des Tölzer Knabenchors, sondern begnügte sich – wie der „Berliner Tagesspiegel“ kritisch anmerkt – mit dem Einsingen eines Liedguts, das „mehr für Festzelte“ geeignet ist denn für Philharmonie-Auftritte, „mit Hummtata-Rhythmus, Trompeten, Stampfrasseln und… Has, Hos und Hejas“. Es fehlte eigentlich nur noch ein schmissiges „Rädewumm“ am Ende jeder Liedzeile. Da muss man in unseren Tagen geradezu dankbar sein, wenn manche Nationalspieler vor dem Anpfiff die Nationalhymne lieber nicht mitsingen, so wie Mesut Özil, der unlängst bekannte, beim Absingen der Hymne verharre er lieber stumm in stillem Gebet, als stattdessen atonal ein „… blühe deutsches Vaterland“ daher zu brummen.

Als Peter Alexander 1986 die DFB-Elf im Studio bei der Aufnahme des Songs „Mexiko, mi amor“ gesanglich unterstützte, habe Lothar Matthäus nur „lustlos mitgeträllert“, reportiert Hendrik Mulert auf shz.de. Dennoch bekam Matthäus von seinen Mitspielern den Spitznamen „Die Schallplatte“ verpasst, dies jedoch nicht wegen seiner Sangeskünste, sondern wegen seiner Tratschsucht. Seinem Mannschaftskameraden Jürgen Klinsmann bescheinigte Matthäus: „Er denkt zuviel“. Während der selige DFB-Boss Egidius Braun der Ansicht war, Matthäus sei „von Gott die Gabe der Rede gegeben worden“, gelangt hingehen Philipp Köster, Chefredakteur des Fanzines „11 Freunde“, zu dem Urteil, Lothar Matthäus könne man gewiss nicht vorwerfen, dass er zu viel denke. Dass nach der „Erdogan-Affäre“ und Mesut Özils eher mäßigem sportlichen Wirken bei der WM in Russland Matthäus „verschwörerisch unkte“, so „Die Welt“, Özil fühle sich anscheinend „im DFB-Trikot nicht wohl“ und damit „suggerierte, dass der in Gelsenkirchen geborene Sohn türkischer Einwanderer Identitätsprobleme hat“, findet selbst das Springer-Blatt „infam“. Auch das noch: Nach der 0:2-Niederlage gegen Südkorea und dem vorzeitigen WM-Aus der millionenverwöhnten DFB-Kicker meldete sich ausgerechnet der Fußballexperte Robert Geissen („Die Geissens“) mit notorischer Schrillheit zu Wort und stieß ins gleiche Horn wie Lothar Matthäus: „Ich verstehe nicht, warum man Özil nicht langsam mal ausgetauscht hat. Bei Erdogan könnte der in der ersten Reihe spielen.“ Auch Robääärt Geissen kann man nicht vorwerfen, er denke zu viel. Was Erdogans Fußballkünste angeht, ist Robääärt Geissen jedenfalls reichlich uninformiert: Erdogan hatte zwar seinerzeit durchaus ein Angebot, in der Jugendmannschaft von Fenerbahce Istanbul mit zu spielen und anschließend Fußballprofi zu werden, wurde stattdessen jedoch von seinem Vater auf die religiöse Iman-Hatip-Schule geschickt und verpasste damit eine Fußballerkarriere.

Derweil stolpert Boris Becker einfältig wie immer von einer Lachnummer in die nächste, so jüngst als angeblicher Sport- und Kulturattaché der Zentralafrikanischen Republik, bis der Außenminister des Landes die Posse beendete und unmissverständlich klar stellte, Bobeles Diplomatenpass sei eine Fälschung. In dem Pass sei als Aufgabengebiet nämlich nicht „Sport“, sondern ausgerechnet „Finanzen“ eingetragen, so berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP. Da mag man gerne glauben, dass dieser Pass gefälscht sein könnte: denn wer würde schon ausgerechnet Boris Becker als Finanzexperten in das Diplomatische Korps berufen, wo doch der insolvente Becker zwecks Schuldentilgung sogar schon in der TV-Sendung „Bares für Rares“ einen seiner Tennisschläger versilberte. Da allerdings ein gefälschter Diplomatenpass aus Zentralafrika hier zu Lande durchaus als Rarität gelten kann, wäre damit immerhin Beckers nächster Auftritt bei „Bares für Rares“ gesichert. Auch noch eine Schallplatte zu besingen hat Boris Becker sich bisher verkniffen, und das sollte uns auch wohl in Zukunft lieber erspart bleiben.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Salat „Zakynthos“ à la Karl-Josef Bär

Zutaten pro Person 1 hart gekochtes Ei, fein zerdrückt, 2-3 Fingerbreit Feta-Käse, 2-3 in Salzlake eingelegte Sardellen, 2 klein gehackte schwarze Oliven, 1 klein geschnittene eingelegte Silberzwiebel, 1 kleine Cornichon, 1-2 Lauchzwiebeln in dünnen Scheiben, 1-2 Kapern, gewürfelte frische Gurkenstücke nach Belieben, abgeschmeckt mit Salz, grünem Pfeffer, Senf, etwas Knoblauchpaste, Dill und Petersilie, Knoblauchöl und weißem Balsamicoessig. Man könnte diesen Salat auch „Salat Konstanza à la Karl-Josef Bär“ nennen, aber das ist letztlich nur eine Frage der Einstellung zur Kulinar-Poesie.

Moko – Garnelen-Pfeffersauce aus Ghana

In Ghana werden so viele Tomaten angebaut wie in sonst keinem afrikanischen Land, obwohl die heimische Agrarwirtschaft unter den Importen von subventionierten EU-Lebensmitteln leidet und daher viele Landarbeiter emigrieren müssen. Tomaten gehören in Ghana zu fast jedem Gericht, und sie bilden auch die Basis für diese Garnelen-Pfeffersauce: man wässert 250 gr frische Garnelen ca 30 Minuten, hackt sie dann klein, vermischt sie mit vier klein gehackten Zwiebeln, 5-6 Knoblochzehen, ebenfalls zerkleinert und fünf klein gewürfelten Tomaten. Ingwerwurzel nach Belieben in die Masse reiben, sowie Cayennepfeffer, grünen und weißen Pfeffer (gemahlen). Alles zu einer Paste verrühren und dies in Olivenöl (wenn vorhanden auch mit einen 1 TL Palmöl) vorsichtig anbraten, ohne dass die Paste anbrennt, beim Umrühren Wasser hinzufügen. Passt zu allen afrikanischen Fischgerichten.

Sommergrütze à la Karl-Josef Bär

Die klassische Rote Grütze aus Norddeutschland besteht nur aus Beeren und Kirschen, bei einer Rharbarbergrütze kombiniert man den Rhabarber mit Erdbeeren. Herr Bär verzichtet bei seinem Rezept auf Speisestärke oder Sago: klein geschnittene Rhabarberstücke, Kirchenstücke und rote Johannisbeeren lässtr man in ein wenig Wasser zerköcheln, mit ein paar Pimentkörnern, etwas ganzem Anis (gibt es in türkischen Supermärkten), einer Prise Zimt und einer Vanilleschote. Nachsüssen nur mit Honig, nach dem Abkühlen frische Minzblätter hinzufügen.

baer aktuell Nr. 245/246 und bild des monats

Mai 31st, 2018

Bild des Monats Juni 2018:

Jürgen Raap, „Die Götterdämmerung Europas“, Acryl/Öl auf Leinwand, 2018

Bär aktuell Nr. 245          –   3. Juni 2018

Neue Rubrik zum Jubiläum „200 Jahre Karl Marx“: Einführung in den Kapitalismus – eine Finanzberatung mit Karl-Josef Bär

heute: Geld sparen mit Queen Elizabeth Der erste Schritt zur Kapitalvermehrung (im Jargon von Karl Marx „Kapitalakkumulation“ genannt) besteht darin, Geld nicht auszugeben, sondern es zu behalten. Queen Elizabeth von England wurde auf diese Weise die reichste Frau der Welt, denn anstatt bei der Hochzeit ihres Enkels den 2.500 zu einem Picknick geladenen Gästen generös ein paar Würstchen zu spendieren, stand auf der Einladungskarte unmissverständlich, man möge Essen und Trinken selber mitbringen. „Chapeau, Herr Scholz!“ ruft Herr Bär aus, denn unser Finanzminister Olaf Scholz hat nicht nur das Queen-Elizabeth-Prinzip des Zusammenhaltens von Ersparnissen verinnerlicht, sondern seiner Kabinettskollegin Ursula von der Leyen zugleich auch mehr Geld für die Bundeswehr verweigert, was jeden überzeugten Pazifisten freuen dürfte. Nun hat freilich selbst die schweizerische Marine ein funktionstüchtiges U-Boot auf dem Vierwaldstättersee und überrundet damit als Seefahrernation die deutsche Bundesmarine, deren U-Boote durchweg nicht einsatzfähig sind, ebenso wenig wie Panzer und Kampfbomber, so dass nach dem Queen-Elizabeth-Prinzip, jeder, der zur Bundeswehr will, sich sein Gewehr selber mitbringen muss, und wer gar eine Karriere als Pilot bei der Luftwaffe anstrebt, sogar sein eigenes Flugzeug. Nur so kann die Bundeswehr „mehr Verantwortung in der Welt“ übernehmen, wie Mutti Merkel hin und wieder verkündet, und damit dies nicht unverhofft in unkalkulierbare militärische Abenteuer abgleitet, wie sie sich schon aus historischen Gründen gerade für eine deutsche Armee ohnehin verbieten, ist eine aus Kostengründen begrenzte Einsatzbereitschaft Olaf Scholz sei Dank schon ein gewisser Garant. Die Verteidigungsministerin wird von ihren Gegnern und von manchen Kabarettisten als „Flinten-Uschi“ verspottet; was völlig unpassend ist, denn ein Flintenweib ist sie ganz und gar nicht, wenn sie an Gewehren spart, die entweder gar nicht schießen, oder wenn, dann um die Ecke.

Das U-Boot im Gewässer des Vierwaldstätter Sees funktioniert übrigens so präzise wie eine Schweizer Kuckucksuhr, wobei man anmerken muss, dass das Präzisionsdenken der Schweizer durch ihre Angst vor den Alpen zu erklären ist: Bei Lawinengefahr kann man sich gut in dem U-Boot auf dem Grund des Vierwaldstätter Sees verstecken.

Ein aus Düren stammender Hippie namens „Jesus Bruder Bauchi“, der sich so nennt, weil er nach eigenen Worten die Eingebungen für sein „Intergalaktisches Hilfs- und Rettungskommando“ (IHR) zur Rettung verlassener Häuser aus dem Bauch heraus gewinnt, hat auf Mallorca die Finca von Boris Becker besetzt mit der Begründung, er wolle diesen Ort wieder „zum Leben erwecken“ und müsse zu diesem Zwecke die Räume erst einmal sauber machen. Auch die spanische Polizei bestätigte: „Das Anwesen ist verlassen und verwahrlost“. Immerhin hat Boris Becker durch den Putzfimmel von Jesus Bruder Bauchi eine Putzkraft gespart. Auch ein schönes Beispiel für das Queen Elizabeth-Prinzip, wie man ein Vermögen anhäuft, indem man kein Geld ausgibt. Einen etwas durchgeknallten oder auch nur idealistisch eingestellten Gesellen, der einem putzmunter „ehrenamtlich“, d.h. „für lau“ die Bude aufräumt, findet man immer, wenn man Boris Becker heißt.

Kürzlich besuchte Herr Bär eine Kabarett-Veranstaltung. Am besten gefiel Herrn Bär die Pointe, wie der Kabarettist den Unterschied zwischen Vegetariern und Veganern erklärte: „Der Vegetarier isst kein Fleisch und keinen Fisch. Der Veganer isst überhaupt keine tierischen Produkte, also kein Fleisch, kein Fisch, kein Huhn. Weil: im Huhn ist Ei drin“.

Bär aktuell Nr. 246 – 22. Juni 2018

Als dynamisch wirken wollender Jungpolitiker in allzu eng taillierten Anzügen lächerlich zu wirken war bisher nur das Vorrecht von Christian Lindner (Jahrgang 1979), und der CDU-Politiker Peter Tauber ätzte gar vor einiger Zeit, wo der AfD-Frontmann Alexander Gauland „abgewetzte Tweedsakkos“ trage, käme Lindner in „überteuerten Maßanzügen“ daher. Wenn besagtem Lindner nun der 13 Jahre ältere Heiko Maas (Jahrgang 1966) modisch dermaßen nacheifert, muss er sich von manchen Zeitungskommentatoren verulken lassen, er trage schlecht sitzende „Jan Böhmermann-Anzüge“, wobei Jan Böhmermann (Jahrgang 1981) allerdings noch etwas jünger ist als Christian Lindner und alterstypisch bedingt auch noch weniger Hüftgold auf den Rippen hat als Heiko Maas. Eines Maßanzugs bedarf es bei Heiko Maas daher eigentlich nicht, denn er heißt ja schon so, und auf Twitter fragte deswegen der wache Follower „Lothar-dude“ Jan Böhmermann mit Recht: „Was täuschst Du denn mit deinen Anzügen vor?“, während ein anderer Follower namens „Renald Wittwer“ wissen wollte: „Sind Ihre Anzüge von der Stange?“ Nun ja, bei Jan Böhmermann vielleicht, bei Heiko Maas indessen nicht, denn bei dem hießen sie dann ja wohl nicht „Maßanzug“, sondern „Stangen-Anzug“.

Nun hat in der deutschen Humorkultur inzwischen ein Paradigmenwechsel stattgefunden, nämlich zwischen Jürgen von der Lippe, der einst das Hawaiihemd in der medialen Samstagabendunterhaltung salonfähig machte und bis heute als unbestrittener Meister des schwiemeligen, wiewohl im öffentlich-rechtlichen TV familiensendungskompatiblem Altherrenwitzes gilt, und eben jenem Jan Böhmermann. Dem entspricht zeitlich parallel innerhalb der FDP der Paradigmenwechsel von Rainer Brüderle, dem Altmeister des altbackenen Hotelbar-Charmeurs zu nächtlicher Stunde, der mit eben diesem bräsigen Charme bei einer Journalistin abblitzte, und Christian Lindner, der als moderner Charmeur wohl mehr Erfolg hatte, denn seine neue Freundin soll ausgerechnet eine Journalistin sein, wie auf „www.tag24.de“ kolportiert wird. Nur dem Gauland haben sie inzwischen beim Baden in einem Potsdamer See die am Ufer abgelegten Klamotten geklaut, aber Hand aufs Herz: wie blöd muss einer sein, dass er am Badestrand ausgerechnet ein abgewetztes Tweed-Sakko von Alexander Gauland klaut?

Wie das Kegelbruderwitz-Niveau des mittlerweile 70 Jahre alten Jürgen von der Lippe weitergepflegt wird, erlebte Herr Bär jüngst, als er beruflich in Düsseldorf weilte und sich nach einem Museumsbesuch an einem Samstagabend zwecks kulturanthropologischen Studien mutig in die Amüsierhölle der Düsseldorfer Altstadt begab und dort auf dem Rathausplatz dem Straßenfest des Karnevalsvereins „KG Närrische Schmetterlinge“ beiwohnte. Die „Närrischen Schmetterlinge“ sind in Düsseldorf dafür bekannt, auf ihren Herrensitzungen eine Striptease-Tänzerin auftreten zu lassen, was aus der Perspektive karnevalistischer Traditionalisten („Von Zoten frei die Narretei“) und auch aus jener des Feminismus allerdings nicht gutgeheißen wird, weshalb die „Närrischen Schmetterlinge“ auf diesem sommerlichen Straßenfest auf eine Striptease-Darbietung verzichteten diesmal lieber eine zweieinhalb Zentner schwere Drag-Queen auf die Bühne ließen, die das Publikum gendermainstreammäßig korrekt mit „Meine Damen und Herren und alle anderen“ begrüßte und dann mit Verweis auf ihre fulminante Leibesfülle in rheinischem Idiom den Witz darbot: „Ich mache jetzt die Essig-Diät. Es isch oder ess isch nit!“ Nach nur verhaltenen Lachern folgte der ebenso reichlich kalauerhaft geratene Witz: „Wenn mein Mann auf mir liegt, kriegt der Höhenangst. Wenn er unter mir liegt, kriegt er Platzangst. Wenn er hinter mir liegt, kann er nicht die Fußballweltmeisterschaft im Fernsehen gucken“. Nach dieser Pointe beschloss Herr Bär, seine kulturanthropologischen Studien über karnevalistische Straßenfeste in Düsseldorf abzubrechen und lieber die Heimreise nach Köln anzutreten.

© Raap/Bär 2018

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Sardisch-Katalonischer Sardellensalat à la Karl-Josef Bär

Im Mittelalter eroberte das Haus Aragon die Stadt Alghero im Nordwesten Sardiniens, vertrieb die Ureinwohner und siedelte katalonische Bürger dort an. Die Älteren sprechen dort heute noch einen katalonischen Dialekt. Die Küstengewässer sind reich an Hummern, weswegen der „Hummer auf katalanische Art“ dort als Spezialität gilt, die man als kalten Salat reicht. Für den Sardisch-Katalonischen Sardellensalat à la Karl-Josef Bär kocht man Hummer- oder Gambasschalen in wenig Wasser mit Tomaten und etwas Hummer- oder Krebspaste aus, fügt 1 ausgepresste frische Knoblauchzehe hinzu, schmeckt den Sud mit Salz, Pfeffer, japanischem Wasabi-Meereetich und Fischsauce ab, läßt ihn erkalten und kippt ihn später als Sauce über den Salat. Dieser Salat hat auf den Tellern ein Bett aus Tomatenscheiben. Man vermengt dann klein gewürfelte Tomaten, ebenfalls klein gewürfelten gelben Gemüsepaprika, klein geschnittene Frischgurke und Gewürzgurke sowie schwarze Oliven, Kapern und Stücke von Sardellen in Salzlake sowie klein geschnittene Petersilie miteinander. Diese Melange häuft man auf den Tomatenscheiben auf und gießt die kalte Hummersauce darüber.

Japanischer Grillfisch Teriyaki Man mariniert Lachssteaks oder anderen Fisch (z.B. Thunfisch oder Jakobsmuscheln) ca. 15 Min. in Teriyaki-Sauce aus dem Asienladen, alternativ dazu in einer Mischung aus Sojasauce, Reisessig, etwas ausgepresstem Knoblauch, ein wenig Chili, Zitronen-oder Limettensaft Weißwein oder trockenem Sherry und Reisschnaps Sake. Dann tropft man die Marinade ab, legt den Fisch auf den Grill, wendet ihn, und bepinselt ihn während des Grillens mit der Marinade. Man kann ihn stattdessen auch in der Pfanne braten, gibt zum Schluss frische Lauchzwiebeln und die Marinade hinzu und ein paar Spritzer Zitrone. Zum Servieren garniert man den Fisch mit frischer Kresse und geriebenem Rettich.

Blumenkohl „Nievenheimer Aue“ mit paniertem Schweinekotelett Nievenheim ist ein Vorort von Neuß, wo sich die Kölner Bucht zum Niederrhein hin öffnet. Der Frühlingsblumenkohl hat nicht die für Kohlpflanzen typische olfaktorische Schwere, muss aber unbedingt vor der Blüte geerntet werden, weil er sonst bitter schmeckt. Späte Blumenkohlsorten wie Belot und Dalton bilden ihre Blütenstände erst nach den ersten kalten Nächten aus und kommen dann als Herbst- oder Winterblumenkohl in den Handel, und Kenner schätzen diese Sorten als geschmacklich intensiver. Man verwendet für dieses Rezept nur die Röschen und die oberen teile vom Strunk, die man in Salzwasser langsam gart und dann in eine Auflaufform gibt. In einer Pfanne verrührt man Butter mit Mehl, gibt etwas Kochwasser von dem Blumenkohl hinzu, verrührt das Ganze dann zusammen mit Schmand, Creme fraiche oder Petrella-Käse, schmeckt das Ganze mit Salz, Pfeffer und Muskat ab und gießt diese Brühe über den Blumenkohl, bestreut das Ganze mit geriebenem Emmentaler und überbackt den Kohl dann kurz im Backofen. Dazu passt paniertes Schweinekotelett.

bär aktuell 244

Mai 10th, 2018

Bär aktuell Nr. 244  – 22. Mai 2018

Bildstrecke bär aktuell spezial „Unterwegs mit Herrn Bär“

Hinweisschild EU-Finanzierung Valetta/Malta“

Bierflasche, sardinische Lokalmarke“

Guardia di Finanza – Steuerfahndung in Neapel“

Hafeneinfahrt von Messina/Sizilien“

Häuserfassaden in Valetta/Malta“

 

 

Bär polyglott – unterwegs mit Herrn Bär

Ist die Götterdämmerung Europas angebrochen, wie Joschka Fischer in seinem jüngsten Buch unkt? In Aachen wurde soeben der Karlspreis an Emmanuel Macron verliehen; die Festrede dazu hielt Mutti Merkel, und die ehrwürdige Bildungsbürgergazette „Die ZEIT“ lästerte bei ihrem Bericht über dieses Ereignis, Mutti Merkel sei „schwer zu verstehen“. Denn wo Mutti Merkel sonst lemurenhaft vor sich hindöst, kündigte sie kürzlich aufgekratzt und munter „mehr Geld für Europa“ an, was für ihre Verhältnisse höchst leichtfertig wirkt, zumal sie sich ebenso leichtsinnig bei den Koalitionsverhandlungen das Finanzministerium von der SPD abluchsen ließ. Die SPD steht indessen schon seit August Bebels Zeiten im Ruf, nicht mit Geld umgehen zu können. Den Bundesfinanzminister mimt jetzt ein schläftig wirkender Hanseat namens Olaf Scholz, der wegen seiner mentalen Unbeweglichkeit sogar von den eigenen Genossen als „Scholz-o-mat“ verspottet wird. Man wirft oben in den Scholz-o-maten sein Steuergeld hinein, und unten kommt es wieder herausgeklimpert und weckt allerlei Begehrlichkeiten, die sein Vorgänger Wolfgang Schäuble allerdings abzuwehren verstand. Was aber macht Olaf Scholz mit dem Geld, das aus ihm herausgeklimpert kommt? Herr Bär wollte es genauso wissen, und ging auf Europa-Tournee, um heraus zu finden, ob dort Leistungen, Taten und Wohltaten des Bundesfinanzministers auch gebührend gewürdigt werden.

Erster Eindruck: den schläftig wirkenden Olaf Scholz kennt in Europa noch so ziemlich keiner. In Frankreich traf Herr Bär nämlich zufällig mit dem Bürgermeister einer Kleinstadt zusammen, der auf Herrn Bärs Bemerkung, er recherchiere in diversen EU-Ländern über das Imageprofil von Olaf Scholz, mit den Worten reagierte: „Ah, Monsieur Schulz!“ Er sprach das wie „Schülz“ aus. „Non, Monsieur Scholz“, korrigierte Herr Bär ihn. Der französische Gesprächspartner entpuppte sich als Weinliebhaber und erfüllte damit eine gewisse Klischeevorstellung, die man bei uns von den Franzosen hat. Er stimmte Herrn Bär zu, dass unter den Bordeaux-Lagen der „Pauillac“ ohne Zweifel zu den besten zählt, und Herr Bär wiederum pflichtete ihm bei, dass man es mit dem Freihandel nicht übertreiben solle, indem man kalifornischen Wein nach Frankreich oder Deutschland importiert, auch wenn Donald Trump immer über die deutschen Handelsbilanzüberschüsse meckert. „Und grüßen Sie Monsieur Schülz von mir“, sagte der Bürgermeister zum Abschied.

Nächste Station: Italien. Als Herr Bär sich durch Genua chauffieren ließ, bewahrheitete sich die Klischeevorstellung, die man nördlich der Alpen über den höchst rasanten Fahrstil italienischer Autofahrer hegt, und die im Stau ihr Missfallen über eben dieses Stillstand mit lautem Hupen und noch lauterem Lamento kundtun. In Neapel sah Herr Bär, dass die Steuerfahndung „Guardia di Finanza“ ihren Wagen vor einem Café geparkt hatte. Die Fahnder schlürften drinnen im Café gemütlich ihren Espresso und warteten auf den Beginn der Mittagspause, und auch das entspricht unseren klischeehaften Vorstellungen von italienischer Folklore. Wolfgang Schäuble war als Finanzminister als ein „harter Hund“ gefürchtet und bei manchen sogar verhasst, aber wenn ein Finanzminister von den Steuerhinterziehern geherzt und geliebt wird, dann macht er was falsch, und so würde Herr Bär sich bei dem knuddelig-knuffig wirkenden Scholz-o-maten nicht wundern, wenn ihm demnächst die Deutsche Steuer-Gewerkschaft ausgedehnte Kaffeepausen wie in Italien abtrotzt.

In Mahon auf der spanischen Insel Menorca hat man viel Geld aus dem EU-Strukturhilfefonds deutlich sichtbar in den Straßenbau investiert. Frisch asphaltiert ist der Platz vor der Fischmarkthalle, doch kündet dort ein Schild vom Anteil deutschen Steuergeldes an dieser Modernisierungsmaßname? „Auf diesen Asphalt sind wir stolz, wir verdanken ihn dem Olaf Scholz!“ Mitnichten. Stattdessen informiert dort lediglich eine Inschrift, König Alfons von Spanien habe im Jahre 1929 diese Fischmarkthalle besucht.

Ein Glas Bier kostet in Marseille und in Messina (Sizilien) 2,50 Euro, in Mahon auf Menorca und in Valletta auf Malta nur 1,90 Euro. Der Aufzug, der vom Hafen eine steile Feldwand hoch zur Altstadt von Valletta führt, wurde mit Geldern aus dem EU-Regionalfonds bezahlt, wie ein Schild erläutert. Aber wieso können sie sich dort auf Malta günstigere Bierpreise als die Sizilianer auf ihrer Insel nebenan leisten? Herr Bär vermisste jedenfalls auf der Getränkekarte den Hinweis: „Dieses Glas Bier trinken Sie mit freundlicher Unterstützung von Olaf Scholz“. Stattdessen hat man am Denkmal neben der Bierterrasse lediglich ein Schild angeschraubt, der Duke von Cambridge habe 2014 zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Maltas im Jahre 1964 die Stadt Valletta besucht. Aber hat der Duke of Cambridge bei diesem Besuch mehr Geld in der Stadt gelassen als Herr Bär? Wohl kaum. Alles in allem lässt sich nach Herrn Bärs Europa-Reise das Fazit ziehen, dass die PR- und Marketingabteilung im deutschen Bundesfinanzministerium noch gewaltige Anstrengungen zum Glanz und Ruhme des Scholz-o-maten unternehmen muss.

Valletta ist übrigens Kulturhauptstadt Europas 2018, aber optisch fällt das nicht so besonders auf; dafür sind jedoch die vielen Banken und Spielcasinos nicht zu übersehen; und Malta gilt ja bekanntlich vor allem als Steueroase. Valletta selbst hat nur 6.000 Einwohner, wirkt aber größer, nicht zuletzt wegen der vielen Briefkästen, die in diesem Niedrigsteuerland z.B. russische Oligarchen an die staubigen Fassaden angeschraubt haben, vor denen sie im Schatten der schmalen Gassen darauf warten, dass der Schwarzgeldbriefträger mit Geld aus Moskau vorbeischaut, was zwar auch einer weiteren Klischeevorstellung, zugleich aber ebenso der Wahrheit entspricht.

Hoffentlich lässt sich der Scholz-o-mat in Brüssel nicht über den Tisch ziehen und stimmt übermütig einer europaweiten Einlagensicherung der Banken zu, was dann in der Praxis – etwas verkürzt dargestellt – bei der nächsten EU-weiten Bankenkrise bedeuten würde, im Falle, dass die Rücklagen zur Bankenhaftung nicht ausreichen, müsste dann womöglich der deutsche Sparbuchinhaber für die Schwarzgeldkonten russischer Oligarchen bei maltesischen Banken gerade stehen, sofern er mehr als 100.000 Euro auf dem Sparbuch hat. Als Gelddepot lohnt sich für den deutschen Kleinsparer der Bankenstandort Malta also nur bedingt. Aber man kann dort in den Cafés für 1,90 Euro pro Glas ein vorzügliches „Local beer“ konsumieren, bei dem man den Einfluss britischer Brautradition heraus schmeckt, und das sollte man im Zusammenhang einer derzeit aktuellen Diskussion über Kolonialismus und Postkolonialismus 54 Jahre nach der Unabhängigkeit Maltas vom einstigen British Empire auch mal ruhig erwähnen.

Auf dem Münchener Flughafen betreibt im Transitbereich der bekannte Fresspapst Alfons Schuhbeck einen Imbissstand, doch die Currywurst, die dort mit Kartoffelecken für 8,90 Euro angeboten wird, sah in der Auslage reichlich vertrocknet und verschrumpelt aus. Mit 5 Euro für einen halben Liter Hofbräu-Bier zecht man auf dem Münchener Flughafen allerdings immer noch günstiger als in Marseille oder in Messina, und dass Herr Bär wieder zu Hause angelangt war, merkte er daran, dass im Kölner Flughafengebäude die Rolltreppe kaputt war.

© Raap/Bär 2018

Essen und Trinken mit Herrn Bär

Bozener Sauce – ein Rezept, das der Koch vom Kölner Bohème-Restaurant „Riphan’s“ auf traditionelle Weise mit Spargel kombiniert. Man zerkleinert erkaltete hart gekochte Eier, vermischt sie mit Öl, Essig, Senf, Zitronensaft, Salz und etwas Pfeffer. Dazu frische Petersilie, Schnittlauch und Kerbel, und auf Empfehlung von Herrn Bär auch noch etwas Radieschenkresse oder Gartenkresse. Die Sauce reicht man kalt separat zum Spargel.

Maltesische Schweinerouladen

Die Küche Maltas lässt italienische, griechische, ägyptische und nordafrikanische Einflüsse erkennen. In der Hautstadt Valetta findet man auf den Speisekarten häufig Gerichte mit Kaninchen, das man in Weißwein- oder Rotweinsauce schmort und mit schwarzen Oliven serviert, aber typisch ist auch das Rezept mit Schweinerouladen, deren Fleisch man salzt, pfeffert, mit Speck, etwas Knoblauch, einem kleingehackten harten Ei und gehackter Petersilie belegt. Bevor man sie zusammenrollt und dann zusammen mit Zwiebeln in Olivenöl kurz anbrät, dann mit Fleischbrühe aufgießt und zusammen mit einem Lorbeerblatt in einer Casserole im Backofen 35-40 Min. schmoren lässt. Eine Rezept-Variante mit Rinderrouladen (auf maltesisch „Bragioli) mit der gleichen Speck-Ei-Füllung lässt man in Rotweinsauce mit Möhren und Mittelmeerkräutern (Thymian, Salbei, Rosmarin) schmoren. Dazu reicht man Kartoffelpüree, den man mit der Brühe übergießt.

Maltesisches Lammfilet auf arabische Art

Lammfiletstücke in heißem Olivenöl anbraten, salzen, pfeffern, herausnehmen und beiseite stellen. In dem Öl dann Zwiebeln anbraten, 3-4 Knoblauchzehen auspressen, mit Hühnerbrühe aufgießen, Minzblätter, Kurkumapulver (Gelbwurzel) oder Safran, gelben oder grünen Curry, Rosenpaprika oder etwas tunesische Harissapaste, mildes Paprikapulver, Kreuzkümmel und etwas Korianderpulver hinzugeben, kurz aufkochen und damit das Fleisch übergießen und dieses zusammen mit Reis servieren.

 

baer aktuell 242/243

April 23rd, 2018

Bild des Monats Mai 2018

Jürgen Raap, „Eine Nacht in Rolandswerth“, Acryl/Leinwand, 2018

Bildstrecke „bär aktuell spezial“ – „Heimat, wo sind deine Sterne?“

Weinflasche Drachenfelder Drachenblut (Portugieser Traube)

Der Rhein bei Unkel

Erftaue bei Zieverich

alle Fotos: Copyright Bär/Raap 2018

Bär aktuell Nr.242/243  – 1. Mai 2018

Heimat, wo sind deine Sterne? Da das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für den Südsudan und für die „Zone 1“ rund um das Kernkraftwerk Fukushima in Japan herausgegeben hat, man zudem als Autofahrer in Mauretanien mit „waghalsigen Überholmanövern“ zu rechnen hätte, wie das Auswärtige Amt anmerkt, zog Herr Bär es vor, lieber den rheinischen Weinort Unkel zu erkunden, wo erstens als Heimatminister Horst Seehofer für Sicherheit und Gemütlichkeit gleichermaßen sorgt, und wo zweitens im Gasthof „Zur Traube“ der „Unkeler Rivaner“ als ein absolut fruchtig-aromatischer Weißwein den Gaumen erfreut. Wer jemals an einem sonnigen Frühlingstag eine Expedition in die Erftauen bei Bergheim unternommen hat, wo lediglich das atonale Getröte einer Blaskapelle den Sinn von Herrn Bär trübte, als sie ihre Probe in einem lieblichen Pappelhain am Ufer der Erft abhielt und ein Stück einstudierte, das die Bläser selbst wohl für experimentellen Free Jazz hielten, Herr Bär hingegen für unmelodiösen und deshalb auch unnötigen akustischen Unfug, der erfreut sich anschließend an einer phantastischen gegrillten Forelle in der Zievericher Mühle. Empfindet man nun als urbaner Hipster einen Ausflug nach Zieverich  als spießig, dann seien jene Hipster jetzt ausgerechnet auf die Grünen-Ikone Kathrin Göring-Eckardt verwiesen, die in einem bei ihr sonst eher seltenen Moment den höchsten Punkt der Erleuchtung erklomm, als sie verkündete, für sie „Heimat kein Gegensatz zu einer multikulturellen Gesellschaft“. Immerhin spielen in der rheinischen Provinz beim Üben im Freien heute ja auch schon die Blaskapellen mitunter Free Jazz, auch wenn das selbst aus der Sicht von Kathrin Göring-Eckardt nur bedingt als multi-kulturell gelten kann, und die Autofahrer im Kreis Bergheim stehen zudem im Ruf, einen eher mauretanischen Fahrstil zu pflegen, aber auch das kann man nicht als multikulturell durchgehen lassen. Der Entschleunigungstheoretiker Hartmut Rosa beschreibt Heimat als einen „Sehnsuchtsort, das ist die Hoffnung auf einen Weltausschnitt, auf einen Teil der Welt… die uns entgegenkommt, die uns antwortet, zu der wir eine Beziehung aufgebaut haben, die eben auch Erinnerungen und Hoffnungen umfasst“. Und wenn das schon ein Entschleunigungstheoretiker sagt, dann ist es gewiss sinnvoll, sich nicht in Mauretanien „riskanten Überholmanövern“ (O-Ton Auswärtiges Amt) auszusetzen, sondern lieber abseits der Autopisten entlang der Erft von Horrem nach Zieverich zu radeln.

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Essen und Trinken mit Karl-Josef Bär

Ingwer-Möhren-Paprika-Suppe „ Neu Bottenbroich“

In einem Topf Zwiebeln in Butter andünsten, Suppengemüsemit reichlich Möhren und gelben Gemüsepaprika hinzugeben, grüne und schwarze Pfefferkörner,1 Tomate, 2 Knoblauchzehen, mit Fleisch- oder Geflügelbrühe auffüllen (nur Gemüsebrühe geht auch), bei mittlerer Flamme kochen lassen. Das zerkochte Gemüse herausnehmen, frische Möhren und frischen Ingwer hineinraspeln, klein geschnittene Stücke von rotem und gelbem Gemüsepaprika sowie eine zerdrückte gekochte Kartoffel hinzugeben,, evtl. auch kleine Chili-Stücke kurz aufkochen, Kurkuma (Gelbwurzel) hinzugeben, mit Salz, Pfeffer, Petersilie abschmecken. Zum Schluss saure Sahne einrühren.

Scholle auf flämische Art à la Karl-Josef Bär

In der niederländischen und flämischen Küche verwendet man Schollen, Seezungen und Garnelen aus den eigenen Küstengewässern, Kabeljau und Schellfische und ebenso Heringe entstammen den tieferen Gewässern der Nordsee. Man besorge sich frische Nordseekrabben (crevettes gris), die man selber auspuhlt. Die Schalen kocht man in Knoblauchbutter mit Zwiebeln, grünen Pfefferkörnern, einer halben klein gehackten Tomate, 1-2 ausgepressten Knoblauchzehen, ein paar Spritzern thailändischer Fischsauce und etwas Wassern zu einem Sud aus. Die Schollen brät man in Butter von beiden Seiten gut durch, salzt und pfeffert sie, übergießt sie mit dem Sud, gibt etwas frischen Dill, Salbei und Petersilie hinzu. Kurz ziehen lassen, etwas crème fraiche hinzufügen und dann zusammen mit den kalten ausgepuhlten Krabben servieren.

Perlhuhnbrust mit Rübstiel

Rübstiel ist zwar ein typisches Frühjahrsgemüse, frisch aber heute mitunter zu allen Jahreszeiten erhältlich, doch am besten schmeckt er erntefrisch. Mit „Rübstiel“ bezeichnet man die jungen Blätter und Stiele der Speiserübe. Es ist eine typische Gemüsebeilage in den Niederlanden, im Rheinland und in Westfalen, wo man die Stiele klein gehackt dünstet, dann oft mit kleinen Kartoffelstücken oder Kartoffelpüree vermischt (die Blätter verwendet man nicht). Herr Bär empfiehlt, die Stiele kurz in erhitzter Steinpilzbutter zu schwenken, ein paar Möhrenstücke mit zu kochen und nach dem salzen und pfeffern ein wenig cremigen Schafskäse unterzumischen und kurz mitdünsten lassen, damit er zu einer Sauce zerläuft. Die Perlhuhnstücke brät man ebenfalls in Steinpilzbutter, zusammen mit vorher eingeweichten getrockneten oder mit frischen Steinpilzen, Walnüssen, Maronen, Zwiebeln und einer zerdrückten Knoblauchzehe, gibt zum Schluss etwas frischen Thymian hinzu und ebenfalls etwas Schafskäse, der gut zerläuft.

Bozener Sauce – ein Rezept, das der Koch vom Kölner Bohème-Restaurant „Riphan’s“ auf traditionelle Weise mit Spargel kombiniert. Man zerkleinert erkaltete hart gekochte Eier, vermischt sie mit Öl, Essig, Senf, Zitronensaft, Salz und etwas Pfeffer. Dazu frische Petersilie, Schnittlauch und Kerbel, und auf Empfehlung von Herrn Bär auch noch etwas Radieschenkresse oder Gartenkresse. Die Sauce reicht man kalt separat zum Spargel.

Okonomiyaki wirken optisch wie eine japanische Pizza oder wie ein Pfannkuchen, werden aber in Japan ganz anders zubereitet, nämlich aus Wasser, Eiern, Mehl, Kohl und Dashi-Fischbrühe sowie als Würze eine spezielle Okonomiyaki-Sauce mit Katsuobushi-Fischflocken, und auf einer heißen Teppan-Eisenplatte gebraten. Ähnlich wie bei der Pitta belegt man den Teig mit Fleisch, Fisch, Gemüse, Reiskuchen oder auch Nudeln.

Kulturanthropologie mit Karl-Josef Bär

heute: Esstabus

Verzehren kann der Mensch mit seinem Stoffwechsel aus anthropologischer Sicht eigentlich alles, was wohlschmeckend und bekömmlich, nahrhaft und nicht giftig ist. Dennoch gibt es in fast allen Kulturen Esstabus; und die meisten dieser Nahrungsmeidungsgebote sind in den jeweiligen Kulturräumen ökonomisch oder hygienisch motiviert. Meistens werden die Esstabus jedoch nach außen hin religiös oder ethisch begründet. Schweinefleisch z.B. ist in der jüdischen und muslimischen Küche tabu, weil es im Wüstenklima einfach unbekömmlich ist: beim Afrika-Feldzug der Rommel-Armee 1941 durch Tunesien und Lybien bekamen die Soldaten Ödeme in den Beinen; die Symptome verschwanden jedoch rasch, als Schweinefleischkonserven aus der Proviantliste gestrichen wurden. Das Rind hatte früher in Indien als Milchvieh, vor allem jedoch als Zug- und Lasttier, eine viel größere wirtschaftliche Bedeutung gegenüber dem Fleischverzehr, weshalb Kühe im Hinduismus als heilig gelten. In Indien sind Frösche im Lebensmittelhandel schon seit 1987 verboten. Frösche sind in Deutschland durch das Bundesartenschutzgesetz besonders geschützt; der Import aus Asien ist allerdings dennoch erlaubt – größter weltweiter Froschschenkelexporteur ist heute Indonesien. Bei uns bekommt man Froschschenkel zumeist tiefgefroren in asiatischen Supermärkten; in Tschechien stehen sie auch in manchen Restaurants immer noch auf der Speisekarte. Sie stammen heute zumeist aus Zuchtfarmen; dennoch halten Tierschutzorganisationen den Verzehr von Froschschenkeln für unethisch wegen der Schlachtmethoden. Wo Frösche für den kulinarischen Verzehr aus Wildfang stammen, warnen Tier- und Naturschützer allerdings nicht zu Unrecht vor einer Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts, wie man dies z.B. in Bangladesh beobachten könne, wo die Dezimierung der Wildfrösche zu einer fürchterlichen Mückenplage führte. Auf den Philippinen und in Kambodscha verzehrt man aber auch heute noch traditionellerweise ganze Frösche, deren Inneres man mit Schweinehack, Essig und Gewürzen füllt und dann in der Sonne trocknen lässt. Gewiss sollte man als Europäer nicht mit einer kulturellen Arroganz den Indonesiern oder Philippinen vorschreiben wollen, was sie essen dürfen und was nicht. Raubbau an der Natur betreiben weitaus brutaler die global agierenden großen Nahrungsmittelkonzerne mit ihrem rigiden kapitalistischen Profitstreben – ein Bestreben, die notwendige Balance zwischen Natur und Kultur zu erhalten, etwa durch nachhaltige Züchtung, artgerechte Tierhaltung und Durchsetzung von Schonfristen für Fang und Jagd macht das Eintreten mancher Eiferer für eine Verbotskultur überflüssig. In Westeuropa hat man in der Küche übrigens immer nur die Hinterbeine der Frösche verwendet. Da „bär aktuell“ auch ein Wissenschaftsmagazin ist und Wissenschaft objektiv und wertneutral ist, sei hier ausdrücklich nicht als Kochanleitung, sondern lediglich aus rein dokumentarischen Gründen ein historisches Rezept aus dem Elsass aufgeführt mit salzen und pfeffern der Froschschenkel und dann scharfem Anbraten in der Pfanne. Dann stellte man früher die Froschschenkel warm, löschte den Sud mit Weißwein (Riesling) ab, presste viel frischen Knoblauch hinein, gab Petersilie hinzu und ließ das Ganze leicht einkochen, bevor man kurz vor dem Servieren Creme fraiche einrührte. Aber heute ist das verpönt.

Bildstrecke bär aktuell spezial: das Siegtal

 

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Die üblen Seiten des kölschen Klüngels offenbaren sich immer dann, wenn Politiker zu Versorgungsfällen werden. So ließ sich die Stadt Köln von der CDU-Politikerin und Hotelbesitzerin Andrea Horitzky übertölpeln, als ein Vertrag zur Unterbringung von Flüchtlingen mit sieben Jahren Laufzeit geschlossen wurde, und dies zu einem Zeitpunkt, als die Flüchtlingszahlen schon längst rückläufig waren. Doch erst dieser Vertrag mit einer Garantie von 32.500 Euro an monatlichen Mieteinnahmen über sieben Jahre ermöglichte es den Horitzkys, das vorher nur gepachtete Hotel jetzt auch zu kaufen, dies mithin auf Kosten des Steuerzahlers, und damit auch auf des Kölner Steuerbürgers Herrn Bär, der für seine Einkommensteuer durchaus eine sinnvollere Verwendung nennen könnte als den Erwerb eines Hotels durch Privatpersonen. Ebenso dreist ist das Gebaren des SPD-Politikers Martin Börschel, der einen kommenden Karriereknick ahnte, als er es nicht schaffte, im NRW-Landtag zum Fraktionsvorsitzenden gewählt zu werden, und der stattdessen nun Geschäftsführer bei den Kölner Stadtwerken wird, mit etwa 400.000 Jahresgehalt. Normalerweise müsste ein solcher Posten öffentlich ausgeschrieben und das Bewerbungsverfahren von einer externen Headhunter-Firma betreut werden, aber in Köln klüngelt man eben solch einen Frühstücksdirektor im Hinterzimmer aus. Die örtlichen Grünen, sonst immer um das Profil einer Anti-Klüngel-Partei bemüht, machten dieses intransparente Spiel mit und verloren damit endgültig ihre politische Unschuld, ebenso die lokale CDU, was wiederum Konrad Adenauer, den gleichnamigen Enkel des ersten Bundeskanzlers, derart erboste, dass er nach 50 Jahren Mitgliedschaft ernsthaft einen Austritt aus der CDU erwog. Von Großvater Adenauer stammt die Definition des kölschen Klüngels „Man kennt sich, man hilft sich“, aber dass bisher alle Kölner Kommunalpolitiker immer beteuert haben, sie klüngelten immer nur zum Wohle der Stadt und niemals um des eigenen Vorteils willen, war schon immer verlogen. Da Herr Bär Stromkunde bei der Rheinenergie AG ist und regelmäßig die Kölner Verkehrsbetriebe KVB benutzt, beides Tochtergesellschaften der Stadtwerke, finanziert Herr Bär mithin auch das künftige Jahresgehalt des Herrn Börschel mit, und auch für die Verwendung dieses Geldes wüsste Herr Bär einen besseren Verwendungszweck zu nennen als ausgerechnet die Alimentierung des Herrn Börschel. Flüchtet Herr Bär nun in eine Steueroase? Nein, das nicht. Herr Bär radelte stattdessen das Flüsschen Sieg entlang bis nach Bonn, wo zwar auch geklüngelt wird, aber dort merkt man das nicht so deutlich wie in Köln. In Hennef schenken sie im Biergarten des „Restaurant Sieglinde“ zu einer vorzüglichen hausgemachten Gulaschsuppe ein herrlich süffiges „Siegtaler Landbier“ aus, und wer in Bonn „Im Sudhaus“ einkehrt, der bekommt zum „Halven Hahn“ eine sagenhaft fingerdicke Scheibe mittelalten Holländer Käse, dies freilich für 7,90 Euro, was schon ein wenig happig ist (normal wären 4,90 Euro), aber dafür ist dieses Geld, das Herr Bär auf seiner Exkursion ins Umland verfressen und versoffen hat, wenigstens nicht in die Taschen der Horitzkys oder von Martin Börschel gewandert.

Ausgerechnet eine Nachwuchskünstlerin, deren plastische Arbeiten mit Metallsilhouetten von Herrn Bär in einer Rezension zuvor als brav und bieder gescholten wurden, was Künstler eben nicht sein sollten, bekam auf der Kunstmesse Art Cologne den Nachwuchspreis verliehen, den sie hier auf englisch „Award“ nennen. Da ergötzte sich das Auge von Herrn Bär doch lieber in der Kölner Galerie Ruttkowski;68 an der Ausstellung des Altmeisters C.O. Paeffgen, dessen Werke in den heutigen hasenfüßig-puritanischen Zeiten bisweilen herrlich unkorrekt wirken, z.B. jenes mit dem Titel: „Dr. F. (70) will icken“. Künstlerische Freiheit heißt eben: Künstler dürfen alles. Das gilt aber nur für richtige Künstler. Denn Joseph Beuys irrte ganz gewaltig, als er jeden Menschen für einen Künstler hielt. Intellektuell eher schlicht ausgestattete Rapper, die antisemitische Texte vertonen, kann Beuys damit ja wohl nicht gemeint haben.

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